Volltext Seite (XML)
Friedrich H-srg W-ciiff Deutsche Mlu.'ünrte OewerbereitMI. Herausgegeben von Or. A. Fachmann. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von Z. Berggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Vierunddreißiglier Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Wöchentlich ein Logen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Verichiedene Reeevte und Anwendungsweisen bei Darstellung von unzerstörbaren Tinten für Zeichnung von leinenen Geweben. — Die direkte Dar stellung deS Eisens und des EtahleS ans de» Erzen. — Neber das Schwefeleissnkalim» und dessen Bildung bei der Fabrikation des gelben BlutlaugensalzeS. — Neber die Co», trvlirnng in Malzjchrot,Mühlen mittels Meßapparat. — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Mo nat August. — Neber die Wiedergewinnung des Silb-rS ans den Cyansilberbäder». — W-ruer'S Methode neutrales essigsaurer Kuvferorvd darzust-ll-n. — Verfertigung von Pho tographien mit verschiedenen Farben. — Angström'S Keilkette. — DaS Cemcntiren des Stabeisens durch Roheisen. — Warth's elastische Riemenscheiben. — Reumann'S Vor schrift zur Darstellung wasserdichter Stoffe, sogenannter Waterproofs. — Ersatz des Glaserdiamanten In der Werkstatt. — W. Weldow's Methode, Chlor für industrielle Zwecke darzustellen. — Feuilleton: Bestimmung des Silbers in Auflösungen mittels Brom. — Verschiedene G ockenbroncen. — Mittel, Silberstecke ans Leinen zu entfernen. — Verfah ren, die Deckkraft einer weißen Anstrichfarbe zu prüfen. — Ueber künstliche Steine. — Dünne Eisenbleche. — Dichte Kuvfergnsse. — DaS einfachste Mittel Trinkwafler zu reini gen. — Literarischer Anzeiger. Hewerbliche Berichte. Verschiedene Recepte und Anwendungsweisen bei Darstellung von unzerstörbaren Tinten für Zeichnung von leinenen Geweben?) (Von vr. Reimann.) In dem Nachstehenden ist eine Anzahl praktisch bewährter Vorschriften zur Anfertigung unverlöschbarer Tinten aufgeführt, deren man sich unter Berücksichtigung der beigegebenen Anwen dungsweisen bedienen kann, um damit Leinen zu zeichnen. 1) Silberschwarz nur für Federkiele benutzbar. Man braucht hierzu 1^/g Gewichtstheile salpetersaures Sil beroxyd, 16 Gwth. destillirtes Wasser, 2 Gwth. Gummi arabikum und Gwth. grüne Seife. Von diesen Ingredienzen wird zu nächst das Silbersalz in warmem Wasser aufgelöst und hierauf zu dieser Auflösung das fein pulverisirte Gummi, und ist dieses aufgelöst, die grüne Seife hinzugegeben. Das Ganze wird zu letzt filtrirt. Anwendungsweise. Um mit dieser Tinte das Leinen zu zeichnen, muß das letztere zuvor an den zu zeichnenden Stellen mit einer Flüssigkeit angefcuchtct werden, welche in 8 Gwth. Wasser 2 Gwth. krystallisirtes kohlensaurcs Natron und 2 Gwth. Gummi arabikum aufgelöst enthält. Nach dem Trocknen des Leinen wird dasselbe, um die Linien und Punkte der Buchstaben, Zahlen, Zeich nungen rc. mit größerer Sauberkeit ausführen zu können, geglättet, hierauf mit einem Stift vorgezeichnet und nun erst mittels eines Federkieles nach der Vorzeichnung mit der Tinte beschrieben. Hierzu eignen sich Stahlfedern aus dem Grunde nicht, weil die Metalle, mit einziger Ausnahme des Goldes, die Tinte chemisch zersetzen. Eine schöne und gleichmäßige Zeichnung erhält man aber, wenn die Linien mit Hülfe einer kupfernen Schablone aus geführt werden, die man auf das Leinen legt. 2) Silberschwarz für Stahlfedern. 2 Gwth. salpetersaures Silberoxyd werden in 5 Gwth. Am moniakflüssigkeit aufgelöst; das Gleiche geschieht mit 2^ Gwth. Gummi arabikum und 3 Gwth. krystallisirter Soda in 9 Gwth. destillirtem Wasser. Sind beide Auflösungen filtrirt, so werden sie unter gutem Umrühren zusammengegossen und das Ganze mäßig erwärmt, wenn es anfangen sollte, braun zu werden. Ist die Tinte so weit fertig, so wird sie noch, um sie auf dem Leinen *) Bergt. Lcientiüo wirrer. Aug. 1869 u. Jll. Gewerbeztg. Nr. 287. Jahrg. 1868. sichtbarer zu machen, mit etwas Magentaroth angeblendet. Bei Anwendung dieser Tinte kann man sich, wie erwähnt, der Stahl federn bedienen. Die Anwendungsweise ist dieselbe wie oben. 3) Silberschwarz auf seine Leinen. 4 Gwth. salpetersaures Silberoxyd werden in 24 Gwth. destillirtem Wasser aufgelöst; man fügt weiter zu dieser Solution tropfenweise so viel Ammoniak, bis der zuerst entstehende Nieder schlag wieder verschwindet. Hierauf wird etwas grüne Seife mit wenig Indigo oder einem anderen Farbstoff verrieben und das Produkt mit 4 Gwth. Gummiauflösung vermischt; diese Mischung bringt man unter gutem Umrühren mit der Silbersalzauflösung zusammen und verdünnt hierauf letztere mit so viel Wasser, bis das Ganze 32 Gwth. ausmacht. Diese Tinte ist leichtflüssig und eignet sich, vorzugsweise auf feine Leinen, sehr gut zum Zeichnen und Schreiben. Anwendungsweise. Ist die Schrift trocken, so übergeht man sie mit einem mäßig erwärmten Stahl, worauf die Buch staben rc. augenblicklich mit schwarzer Farbe zum Vorschein kom men. Auch diese Operation ist für seine Leinen ganz unschädlich. 4) Anilinschwarz für Federkiele und Stahlfedern. Die Entdeckung der Anilinfarben ist die Veranlassung ge wesen, daß auch das Anilinschwarz zur Darstellung von Zeichnen farben auf Leinen verwendet wird. Diese Farbe hat vor den Silberfarben den Vorzug größerer Wohlfeilheit und vollständigerer Unverlöschbarkcit; denn während im Bezug auf den letzteren Vor zug die Silberfarben durch Waschen der Leinen mit Auflösung von Natriumschwefelleber und durch vorheriges Benetzen mit Kupfer- chloridauflösung verbleichen, so ist dies mit der Anilinfarbe nicht der Fall, die durch ein derartiges chemisches Agens nicht ange griffen wird. Vor Entwendung werden daher die Leinen durch keine Tinte besser als durch diese geschützt. Eine solche Tinte bereitet man sich auf folgende Weise: 8^ Grains*) Kupferchlorid werden in 30 Gr. destillirtem Wasser aufgelöst und dieser Auflösung 10 Gr. gewöhnliches Kochsalz und *) 7000 Grains — 1 Pfund engt. Gew. — 453,5 Grm. Zollgewicht. 40