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wo. 37 Iriedrich Heorg Weck's Deutsche 18«» Muntrirle Oewerbe^ckung. Herausgegeben von Du. A. Luch mann. Abonnements-Preis: , Jnseraten-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von I. Berggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. pro Zeile 2 Sgr. Vierunddreißigster Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Dogen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Ueber sachgemäße Vorbereitung des Getreides für den Mahlproceß mit specieller Betrachtung der Seck'schen Reinigungs-Maschine. — Auslösevorrich tungen bei Seilförderungen. — Verfahren, auf Pflanzen und Thiereu galvanovlastische Niederschläge für industrielle Zwecke zu erzeugen. (Schluß.) — Neues Verfahren von Bessemer zum Schmelzen von Stabeisen und Stahl. — Die neuesten Fortschritte nud technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat August. Die Tabak-Spinnmaschine in der Fabrik der Herren Cope L Co. in Liverpool. — E. Gilles mechanischer Charpiezupfer. — Himmer's Universalwerkzeug zum Gasröhrenlegen. — Leimsiede-Apparat von E. Harnapp in Dresden. — Gaslampen für karbonisirte Luft. — Vorschlag zu einem neuen Pigmentverfahren. — Verzierung von Stoffen mittels feiner Metallblättchen oder fein gesiebten Metallstaubes von verschiedenen Farben. — Versuche von verschiedenen Dampfkessel-Umhüllungsmaterialien. — Matthieson's Verfahren Holz für die Papiersabrikation vorznbereiten. — Feuilleton: Eine ncne Anwendung des Aluminiums. — Ueber die Auflösung des Schwefels in Theerölen für technische Zwecke. — Das Sprachrohr an Eisenbahn-Wagen. — Leichten weiß gebleichten Stoffen das Ansehen von schwerer Maare zu geben. — Ueber Kittungen. — Literarischer Anzeiger. Hewerbüche Berichte. Ueber sachgemäße Vorbereitung des Getreides für den Mahlproceß mit specieller Betrachtung der Seck'schen Reinigungs-Maschine. (Von H. Blau.) (Besprechungen von Specialitäten aus der Leipziger Ausstellung von Maschinen und Produkten rc. der Müllerei.) Eine der wichtigste» Aufgaben der Mühleutechnik, deren hohe Bedeutung jedoch noch zn häufig unterschätzt wird, ist die sachgemäße Reinigung,odcr Vorbereitung des Getreides für den Mahlproceß, worunter wir nicht nur die Beseitigung der von außen gekommenen zufälligen Verunreinigungen, wie Staub, Erde, Brand rc., sondern auch die Entfernung aller derjenigen Bestand teile des Getreidekornes verstehen, die dem Mahlproceß von ver schiedenem Nachtheil sind. Es sind dies: 1) das an dem einen Ende des Kornes befindliche und (na mentlich bei Weizen) leicht erkennbare Bärtchen, ein Büschel kleiner, schmutzig weißer Haarröhrchen, deren Verbleiben am Korne dem Mahlprocesse in zweifacher Beziehung nachtheilig ist. Denn einmal setzt sich zwischen ihnen vermöge ihrer pelzartigen Be schaffenheit feiner Staub und Schmutz derartig fest, daß er nur mit dem Bärtchen selbst entfernt werden kann und also, wenn dieses am Korne verbleibt, unbedingt unter daS Mehl gelaugt, und dann werden die Härchen in Folge ihrer Sprödigkeit unter den Steinen zu Staub vermahlen, der weder durch Sichten, noch durch Ventilation aus dem Mehle zu entfernen ist, da der ge ringe Durchmesser seiner Partikelchen ihm gestattet, die Maschen der Sichtwerke zu passireu. 2) die Keimspitze, welche am entgegengesetzten Ende des Kornes sitzt und einen Kegel von schmutzig gelber bis brauner Farbe bildet, der stark zusammengeschrumpft, spröde und mit der übrigen Umhüllung des Mehlkörpers nicht zusammenhängend gleich sam in die ovale Vertiefung des Kornes für sich eingewachsen er scheint. Da der Keim nicht wie das übrige Getreidekorn aus Mehl zellen, sondern einer hornartigen, spröden Masse, den Cerealin besteht, deren in eine Spitze auslaufende Holzfaserhülle stark zu sammengeschrumpft und spröde ist, so findet ein „Abstreifen" wie bei den den Mehlkern umgebenden Holzhäuten nicht statt, es wird dieselbe vielmehr zn feinem Staub zerrieben, der die Sichtwerke passirt, unter das Mehl gelangt und dasselbe verdunkelt. 3) die Oberhaut, die zum Theil rauh, faltig und ganz oder theilweise von den übrigen Häutchen getrennt, lose den Kern umgiebt. Dieselbe ist in Folge der Lufteinwirkung sehr spröde, reißt sich beim Angriff der Mühlsteine sofort von den übrigen Häutchen los und wird dadurch so fein zerrieben, daß ihre Theile durch die Maschen der Sichtwerke schlüpfen, unter das Mehl ge langen und dieses durch ihre dunkle Farbe, unförmige Ge stalt und dadurch hervorgerufene migleiche Lagerung mißfarbig machen. Da nun diese Theile aus den erwähnten Gründen nicht aus dem Mahlprodukte zu entfernen sind, die Versuche, sie theilweise mit der übrigen Kleie auszuscheiden, enorme Mehlverluste zur Folge haben, ihre Beimischung aber, wie leicht erklärlich, dem Mehle von dem größten Nachtheile ist, so folgt, daß das Korn vor der Vermahlung von ihnen befreit werden muß. Es ist also der Hauptzweck der Reinigung, resp. der Rei nigungsapparate, die erwähnten Theile so vollständig wie nur möglich zu entfernen, andererseits aber dürfen sie durchaus nicht angreifender wirken, da natürlich einmal dem Korne alle nutz baren Theile belassen, dann aber die zurückbleibenden unteren Holzhäute vollkommen unbeschädigt erhalten werden müssen. Denn werden diese, die ganz unter die Steine gebracht, vermöge ihrer größeren Festigkeit nnd Elasticität ebenso wie die Keimhaut nur größere Scheibchen liefern und leicht vom Mehle zu trennen sind, zerrißen und aufgelockert, so entstehen kleine Fäserchen, die dieselben Nachtheile bringen wie die oben beschriebenen Theile. Jede Beschädigung der Körner selbst nnd deren Hülse hat eine verfrühte Vertheilung der Kleie, deren theilweise Mit vermahlung und daraus resultirende Verschlechterung des Mahl produktes zur Folge. Hiernach wird man leicht zu dem Schluffe kommen, daß die Reinigungsapparate, die mit Schärfen oder Spitzen, wie Raspeln, Raspelbleche, rauhe Steinflächen rc., die Körner angreifen, keine sachgemäße Reinigung erzielen können, indem sie anfangs das Korn durch ihre scharfen Theile zu stark angreifcn, die Oberhaut beschädigen und nutzbare Theile entfernen, während sie nach dem Stumpfwerden der leicht abnntzbaren Parrien überhaupt keinen Effekt mehr haben. Richtig gereinigte Körner müssen wie polirt und glänzend ! aussehen, beim Griffe leicht durch die Finger rollen und außer-