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bestimmen, wurden Lampen gewählt, die gegenwärtig allgemeinere Anwendung finden und spccicll für Petroleum und Photogen con- struirt sind. Die eine der Versuchslampen war cin Rnndbrenner nach österreichischem Svstem mit einer Dochtbrcite von 62 Millimeter; die beiden andern waren Flachbrenner mit 15 Millimeter breitem Docht und nach amerikanischem System construirt In diesen drei Lampen wurden Petroleum und Photogen verbrannt. Bei Bestimmung der Lichtintenfität diente die Flamme einer Stuttgarter Normalwachskerze, vier aufs Pfund, mit einer Flammen höhe von 14 württembergischen Linien oder40 Millimeter und einem Consum von 7,75 Gr. per Stunde als Einheit. Die photometrischen Messungen, bei denen Herr Professor Schwenk in Ludwigsburg mich aufs Freundlichste unterstützte, geschahen mit dem Apparat, dessen sich die GaSdircktion in letzterer Stadt zur Untersuchung ihres Leuchtgases bedient. Mit Petroleum gespeist zeigte der Rundbrenner nach österreichi schem System eine Leuchtkraft von 7,16 Normalkerzen bei einem Consum von 27,125 Grammen ans die Stunde; der eine Flach brenner nach amerikanischem System eine Leuchtkraft von 6,6 Nor malkerzen bei einem Consum von 21,312 Grammen auf die Stunde; der andere nach gl erb cm System eine Leuchtkraft von 5,5 Normal kerzen bei einem Consum von 22,475 Grammen aus die Stunde. Mit Photogen gespeist, zeigte der Rundbrenncr nach öster reichischem System eine Leuchtkraft von 11,576 Normalkerzen bei einem Consum von 32,937 Grammen auf die Stunde; der eine Flachbrenner nach amerikanischem System eine Leuchtkraft von 7,42 Normalkerzen bei einem Consum von 23,831 Grammen auf die Stunde; der andere nach demselben Svstem eine Leuchtkraft von 5,99 Normalkerzen bei einem Consum von 24,025 Grammen auf die Stunde. Das Petroleum wird hier zu 1 st. die Maaß verkauft, deren Gewicht gleich 2,63Pfund; das Photogen zu Ist. 6kr. per Maaß, deren Gewicht gleich 2,82 Pfund. Im Großen bezogen, stellen fick die Preise etwas anders rind wird das Petroleum per 50 Kilogr. immrr um 10—15 "/<, sich billiger stellen als das Photogen. Stellen wir diese Resultate zusammen, so ergibt sich folgendeParallelc: Eonsuni per Stunde in Grammen Diese kosten per Stunde Kreuzer Siegeben dabei ein Licht in Ker zen gleich Das Licht von einer Kerze kostet demnach per Stunde in Kreuzern Stuttgarter Normalwachskerze nj Petroleum: Lampe: Rundbrenner nach öfter- 7,75 1,48 1 1,48 reichlichem System . . Lampe: Flachbrenner nach ame rikanischem Svstem, 27,125 1,015 7,16 0,1417 erste 21,312 0,797 6,6 0,1208 zweite .... bj Photogen: Lampe:Rnndbrenner nach öfter- 22,475 0,841 5,5 0,153 rcichischem System . . . Lampe: Flachbrenner nach ame ¬ rikanischem System, 32,937 1,315 11,58 0,1137 erste 23,831 0,952 7,42 0,1282 zweite . - . . 24,025 0,959 5,99 0,1602 Bezeichnen wir den Rundb re nn er v nt », de n ersten Flachbrcnner nitk b, den zweiten mit o, so verhält sich die Leuchtkraft des Petro leum zu der des Photogen bei rr wie 100 : 161,6 „b „ 100.112,5 „o „ 100:109,0 Dagegen ist, den Consum betreffend, das Verhältniß des Petro leum zum Photogen - bei-» wie 100 : 121,4 „ t> „ 100 : m,8 „ L „ 100.106,8 Aus diesen Versuchen ergeben sich durch Vergleichung der erhal tenen Werthc folgende Resultate: 1) Bei gleichen Lampen ist der Consum an Photogen größer als der von Petroleum; bei dem Rundbrenncr verhält sich das Pe troleum zum Photogen wie 100:129 bei dem ersten Flachbrenner wie 100:119 bei dem zweiten „ wie 100 : 114 im Mittel .... wie 100 : 120?/,; d. h. nm 20?/, "/<> ist der Verbrauch an Photogen größer als der an Petroleum. 2) Die Lichtintensitätdes Photogen ist größer als die des Petro leums, und zwar beträgt das Verhältniß der beiden Brennmaterialien für b: für 100 Petroleum 112,5 Photogen, „ o: „ 100 „ 109,0 im Mittel 110,75, d. h. um lO^"/,, ist die Lichtintensität des Photogen größer als die des Petroleums. 3) Bei den Lampen ist die richtige Konstruktion die Hauptsache: wenn der zweite Flachbrcnner nach amerikanischem System bei einem größeren Aufwand eine geringere Leuchtkraft entwickelt, als der erste, so ist damit der Fehler in der Construction nachgewiescn; denn der Natur der Sache nach sollte einem größeren Aufwand an Brenn material auch eine größere Lichtintensität entsprechen. 4) Der Unterschied in derVerbrauchsmenge bei den beiden Flach brennern nach amerikanischem System ist so gering, daß er bei einer einzelne» Lampe gar nicht in Betracht kommen kann und nur bei größerem Verbrauch in Fabrik- oder Wirthschaftslocalcn einigen Werth hat. 5) Das wahre Verhältniß des Petroleums gegenüber von Pho togen ist demnack: die gegenwärtige Preisdifferenz für orr Zros be trägt mindestens 10 Proc., das größere Consum von Photogen beträgt . 20?/, „ 30^ Proc., hievon wäre abzuziehen eine verminderte Licht ¬ intensität von 10^ Proc., Rest 20 Proc., so daß, alle drei Factorcn: Intensität, Consum und Kosten gleich mäßig berechnet, dem Petroleum ein Uebergewicht von 20 Proccnt zustchcn würde. Selbst wenn der Preis des Photogen von Seite der Fabriken nm 20 Procent ermäßigt würde, wird die Zukunft des Petroleums, sobald nur der neuestens eingetretene namhafte Preis aufschlag desselben sich nicht als dauernd erweist, eine gesicherte sein, indem die günstigeren Eigenschaften des letzteren die Verwendung des Photogen wesentlich beschränken dürften.') Baryt iu der Znlkcrfabrikation. Bekanntlich hat Dubrunfaut vor zwölf Jahren den Baryt zur Zuckergcwinnung und namentlich seine Anwendung für die Melassen empfohlen. Man hat indessen Abstand von dieser Methode genom men, weil man fürchtete, cs werde in den Svrnpen oder Zuckern etwas Baryt bleiben und Baryt ist ein starkes Gift. Französische Journale theilen jetzt mit, daß diese Industrie jetzt nach Polen, Rußland und Oesterreich gedrungen und sich große Anerkennung bei Verarbeitung der Melassen verschafft habe. Dclaune und Tilloy- Dclaunc in Courriöre, welche den Barythandel in der Hand haben, hatten auf der Industrie-Ausstellung die sich folgenden Prodncte der Zuckergewinnung mittelst Baryt ausgestellt. Der aus England bezogene kohlensanrc Baryt wird gepulvert, mit Koblcnpulver ge mengt und in einem R cverberirofcn geglüht, wodurch er in Aetz- baryt übergeht. Dieser wird noch heiß mit Wasser behandelt und liefert eine Lösung von 30—32''B., welche siedend heiß zu der auf 70 — 80" erhitzten Melasse gegossen wird. Man nimmt ctwaS mehr alS 1 Aeg. Baryt, damit die Zuckcrvcrbindung vollständig unlöslich sei. Diese bildet sich sofort beim Vermischen der Lösun gen, sie wird in hölzerne Gefäße gebracht und ausgewaschen, wo durch der Znckerbaryt schon fast rein zurückbleibt. Derselbe wird nun mit Kohlensäure zersetzt, die Zuckerlösung abfiltrirt, der kohlen- *) Die Ursache ter verschiedene» Resultate hinsichtlich der relativen Licht stärke und Eonsums, welche die I>r Marx s. Nr. 48 d. v. I. und ve. Rieck her erhielten, kann wohl nur darin gejucht werden, daß verschiedenes Oel i» vielleicht verschiedenen Lampen angewendet worden: weitere Versuche werden darüber Aufklärung zu verschaffen haben. Jedenfalls geht daraus hervor, wie leicht verschiedene Resultate erhalten werden, und man darf sich daher nicht wundern, wenn Laien nach ihren Erfahrungen und Be obachtungen so verschieden über solche Gegenstände urthcilen. A. d. R.