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der geschiedenen und concentrirten Säfte mit Alkohol von 90 Volum- , proccnten (0,833 spec. Gewicht), wodurch der größte Theil der Pcktin- und Salz-Sudstanzen gefällt wird, ohne daß der Alkohol Wasser genug erhielte, um schwächer zu werden. Der Rübensaft wird geschieden, klar abgezogen, einige Zeit ge kocht, dann theilweise mit Kohlensäure saturirt. Nach einigen Mi nuten Ruhe decantirl man und concentrirt dann den Saft auf 27 — 28" Baum». Hierauf wird er mit seinem dreifachen Volumen Al kohol von 90 Procent gemischt. Es setzt sich ein schwärzlicher dicker Niederschlag ab und der Zucker bleibt in der Hellen und gefärbten Flüssigkeit gelöst. Diese wird der Destillation unterworfen und so der Alkohol für eine zweite Operation wieder gewonnen. Der zurück bleibende Syrup wird direct oder nach einer geringen Filtration verkocht. Um die Operation siäwr zu leiten, empfiehlt Hr. Pesicr eine gute gewöhnliche Scheidung, nämlich mittelst einer zur Saturation des süßen Saftes hinreichenden Kalkmenge. Nach ihm kann der Nübensaft bei einer bestimmten Temperatur und Dichtigkeit nur eine gewisse, stets gleiche Menge Kalk anflösen. Der Uebcrschuß dieser Base wird also in der Arbeit hindernd sein nnd muß vermieden werden. Er erkennt den richtigen Kalkzusatz durch alkalimetrische Titrirung des Saftes und constatirt einen zu großen Zusatz an der Trübung des zuerst von der Scheidung ablaufendcn Saftes. In den mit Saturation'arbeitenden Fabriken leitet man meistens die Kohlensäure sofort in den geschiedenen Saft, um die Färbung in Folge der Einwirkung der Alkalinität in der Hitze zu vermeiden, und saturirt dann vollkommen mit dem genannten Gase. Hr. Pesier hat bemerkt, daß bei dieser Verfahrnngsweise die Säfte, in Folge eines Amoniakverlustes, bei der Coneentratiou sauer werden. Indem man nachher Kalk zusctzt, wird durch Zersetzung des veränderten Zuckers wieder eine dunklere Farbe hervorgerusen, als man anfangs vermeiden wollte. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, sängt Hr. Pesier den geschiedenen Saft in einem Kessel auf und erhält ihn darin 10—15 Minuten laug im Kochen. Auch die Säfte von dem Scheideschlamm.läßt man hierzu laufen, wo sic dann die gewöhnlich vorhandenen Keime der Verderbniß verlieren; letztere entstehen, indem diese Säfte so langsam abgepreßl werden, daß sie lciebt der schleimigen Gährung ausgesetzt find. Bei dem Aufkochen des alkalischen SasteS, welches Hr. Pesier als nothweudig betrachtet, bildet sich Schaum, der entfernt wird; cs entweicht zugleich Ammoniak, der Gehalt an freiem Kalk vermindert sich und gummiartige und stickstoffbaitige Substanzen fallen auS; Liese letzteren siltrirt man durch Tücher ab, oder, was einfacher ist, man sucht ihre Wicderauflösung in Folge der Kohlensäure zu ver meiden und saturirt daher nur unvollstäudig. P esier'S Kohiensäureapparat ist vou besonderer Art und scheint gewisse Vorzüge zu besitzen. Das Gas wird nicht auS Kohle, son dern durch Brennen von Kalkstein»crzeugt, und cs kann dadurch die Gaspumpe auf etwa ihrer Größe reducirt werden. Statt offener Pfannen wendet man zum Saturiren uur ein einziges geschlossenes Gefäß vou Eisenblech an, welches im Nothfall auch als Monte-jus dient und die schädlichen, die Kohlensäure begleitenden Gase nach außen ablcitet. ES wird also auf die Erfordernisse der Gesundheit Rücksicht genommen und zugleich der Preis der Geräthe vermindert. Die Pesier'sche Einrichtung hat auch schon in etwa zehn Fabriken der Umgegend von Valencicnnes Eingang gefunden. Ist einmal die Bewegung der Kohlcnsänrepumpe regulirt, so kann der Zufluß des Saftes zum Saturationsgcfäß und sein Austrit in contiuuirlicher Weise erfolgen. Der Saft wird nun in Gefäße von 4—6 Hektoliter Inhalt ver- theilt, welche abwechselnd gefüllt und entleert werden; er wird darin durch eine kurze Ruhe geklärt und gelangt alsdann zur Verdampfung bis aus 27 — 28" Baume. Wir haben den vollkommenen Erfolg der Concentration der Säfte constatirt, indem dieselben ohne Filtra tion über Knochenkohle einfach nach der beschriebenen Methode ge schieden waren. Dieß kann für die landwirthschaftliche Gewinnung von Rübcnsyrup vou Wichtigkeit sein, woraus wir weiter unten zu rückkommen. Der Dickest kommt nun in einen eigenthümlicken Apparat zur ! Reinigung mittelst Alkohol. Dieser Apparat besteht aus einigen Cylindcrn von Eisenblech, einem Behälter für den alkoholischen Syrup und einigen Kesseln mit Dampfschlangen zum Heizen, die mit einer Dcstillations-Colonne und einem AbkühlungSapparat ver bunden sind. In die Cylinder fließt abwechselnd der condensirtc Al kohol; ist in einem derselben davon eine hinreichende Menge angelangt, so mischt man den rohen Dicksaft hinzu und rührt mit einem Rühr werk um; die Unreinigkeiten setzen sich dann am Boden ab und der Alkohol behält den größten Tbeil des Zuckers in Lösung. Diese alkoholische Znckerlösung wird drerch die Ruhe und eine Filtration über Knochenkohle lwclchc nicht erneuert zu werden braucht, geklärt, fließt dann in ein Reservoir nnd gelaugt mittelst einer Pumpe nach dem oberen Theil des Rectificators. Hier geht er den aufsteigenden Dämpfen entgegen und in den erhitzten Kessel. Die erzeugten Dämpfe gelangen durch den Condcnsationsapparat in einen zweiten Cylinder, so daß also eine stete Circulation des Alkohols mit Hülse seiner Verdampfung vor sich geht. Die vollständige Entgeistigung des Dick saftes geschieht dadurch, daß man ihn in einen Dampfkessel fließen läßt, aus welchem die Dämpfe in den Hauptkcssel gelangen. Der zurückbleibende Saft kann unmittelbar auf Zucker verkocht werden. Der ganze Apparat ist vollkommen dicht verschlossen; indessen muß doch zuweilen Luft ein- und austreten, damit sich die einzelnen Abtheilungen füllen oder entleeren können. Um die dadurch bewirkten Spiritusverluste zu umgehen, sind die Lufträume aller Theile durch Röhren untereinander verbunden. Da nun die Menge der Flüssig keit sich stets ziemlich gleich bleibt und ein Gefäß sieb füllt, während das andere sich entleert, so entstehen nur innere Strömungen zum Ausgleiche» des Druckes, obne daß dieser Austausch äußerlich be merklich wird. Indessen kommen anch Ausnahmezustände vor, wo durchaus etwas Luft ein- und ausgelassen werden muß Hierzu mündet die gemeinschaftliche Luftleitung in einem kleinen Stutzen, welcher mit Wasser bedeckte Becken wie ein Ncctificator enthält. Hier wird die Lnft gewaschen und tritt fast ganz alkobolsrci aus dem Apparate. Dieses Waschwasser der Luft wird dann weiter mit ver- wcrthet. Hat sich nach 10 oder 12 Vermischungen mit Alkohol in jedem Cvlinder eine hinreichende Menge Niederschlag gebildet, so daß er bis zum AuStrittshahn steht, so wäscht man ihn mit Alkohol, ver dünnt ihn dann mit etwas Wasser aus der Luftleitung und dcstillirt ihn in einem besonder» Kessel ab; die Dämpfe gehen ebenfalls zum Refrigerator. Der Rückstand von dieser Destillation wird als Melasse verkauft; er entdeckt 3—4 Proeent des gesummten in Arbeit genom menen Zuckers, Er kann in den Brennereien, nicht aber in den Zuckerfabriken gebraucht werden, weil er verhältnismäßig mcbr Salze als die gewöhnliche Melasse enthält. Das Volnmen deS Niederschlages, beim Ablassen nach 10 Fäl lungen, beträgt 7 Hektoliter, Jede Fällung geschieht mit 6 Hekto liter Dicksast und 18 Hektoliter Alkodol. Zum Waschcn des Nieder schlages verwendet man sein gleiches Volumen Alkohol. Zwei Arbeiter reichen zur Bedienung des Apparates aus. Der geringe Alkohol, welcher seines schlechten Geschmackes wegen zu einem um 30 Franken niedrigeren Preise verkauft wird, ist zu dieser Arbeit vollkommen geeignet; für eine tägliche Verarbeitung von 100,000 Kilogr. Rüben braucht man davon nur ein laufendes Quantum von 75 Hektoliter; man kann leicht stündlich 21 Hektoliter wieder condensiren und verliert dabei täglich 80 —100 Liter. Diese Beschreibung läßt die Schwierigkeiten würdigen, welche zu überwinden waren, um eine solche Arbeit fabrikmäßig zn machen. Gegenüber der abweichenden Ansicht der erfahrensten Destillateure und den allgemeinen Vorurtheilen mußte erwiesen werden, daß der Alkoholverlust kein übermäßiger ist. Das beschriebene System wurde von den Herren Scrret, Ha- moir, DuqucSne und Comp., in deren Fabrik Hr. Pesier als Chemiker »»gestellt ist, zuerst im I. 1858 auf durch Maceration trockener Rüben erbaltcue Säfte angewandt; in ibrer Fabrik zu Marly-les-Valencicunes haben sie aus den ersten Wurf, und obne llmschmelzung, bloß mit Hülfe wicderbelcbter Kohle daraus weiße Brade erzielt. Zwischen dem 6. Januar und dem 2ü. Februar 1860 hat Hr. H a in oi r in Saultain die erste Anwendung dieser Methode aus grüuc Rübensäftc im großen Maaßstabe versucht und dabei die Benutzung der Knochenkohle vollständig ausgeschlossen. Trotz der vorgerückten Jahreszeit und der bereits eingctretenen Veränderung der Rüben wurde, rn Vergleich mit der Knochenkohle-Arbeit derselben Fabrik im Dcccmber, die gleiche Menge Füllmasse erhalten und außerdem au erstem Product 1 Proc., an zweitem Product 4 Proc. mehr er halten; diese Zucker waren von reinem Geschmack und von der trno hurttribmo genannte» Nuance.