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Gottlob in unscim deutschen Vaterlands ist nicht wie in Frank reich unter den Arbeitern die wilde Ehe, die Griscttenwirthschaft die Regel. Diese Letztere wird nicht eingeweiht durch priesterliche und bürgermeisterliche Reden; sie kennt auch nicht das Heiligthum des Familienlebens, nicht die Freuden der Häuslichkeit. Im Tanze unter grünen Bäumen zwischen weichen Rasen vor der Barriere, oder im Fluge auf offener Straße zwischen der Kneipe und Lein Atelier, oder am offenen Fenster kommt sie zu Stande. Die Grisette in Frankreich ist Ouvriürs; sie arbeitet, führt den kleinen Haushalt, kaust ein, kocht das Gemüse mit etwas Pottasche, um es schneller zu bereiten, trinkt schlechten Wein und raucht ihre Cigarette, ist stets heiter und voller Hoffnung. Wenn der Himmel ihr die Pflichten der Mutter auferlcgt, sucht sie sich so gut zn helfen, als cs eben geht; sie darf die Arbeit nicht ausgeben, sondern sängt sobald als möglich sie wieder an. Das Kind wird Morgens in die (ürLells ge- than, ins Asyl, dort an irgend eine Brust gelegt oder an den Hals einer Milchflasche und Abends abgeholt oder nach Umständen ganz in dieser humanen Anstalt gelassen. Wächst es heran, so kommt cs in die ooolo ruutuel, und aus dieser Kleinkinderbewahr-Anstalt in die Armenschule, die es so lange besucht, bis es in die Lehre gehen kann, um so bald als möglich cs zu machen, wie Vater odcr Mutter, die keine Zeit haben sich seiner anzunchmen, und auszurottcn, was die Schule ctwa verdorben, oder den guten Keim zu pflegen, den sie gelegt hat. So lebt eine Generation nach der Anderen bcran, ohne sich in einander hineinznleben. Es bedarf nur eines geringen äußeren Anstoßes und Las ganze Gebäude liegt in Trümmern; man scheidet sich ohne Richter von Tisch und Bett, von Allem, was man sein nennt. Der Arbeiter geht vor diese, die Ouvriöro vor jene Barriere, um unter grünen Bäumen eine andere Genossenschaft sich wieder anzutanzen! So wandert in Frankreichs großen Städten die Masse des Volkes verderbliche Wege. Die Wurzel des Staates, die Schwelle der Gemeinde, die Familie ist atomisirt. Das Band, welches von der Wiege bis ins Grab, ja über das Grab hinaus die Herzen der Menschen umschlingt, ist zerrissen; ein anarchischer Zustand an die Stelle der Ordnung in dem heiligsten Cigenthum getreten, das der Mensch besitzen kann und soll. Die Familie und die Häuslichkeit ist ein Staat im Kleinen und wo dieser keine Pflege findet, wo er sich nicht entwickeln und zur Blüthe entfalten kann, da ist auch der Staat im Großen ewigen Erschütterungen ausgesetzt, und nur mit einer eisernen Hand aufrecht zu erhalten. So ist cs nicht auf deutschem Boden; eine solche Korruption hat die häuslichen socialen Verhältnisse noch nicht vergiftet, die Fa milie dem häuslichen Kreise nicht so entfremdet, Zucht und Sitte nicht also gelockert. Gerade für den Mann aus dem Volke ist in Deutschland das Haus ganz besonders wichtig; ihm ist dieWohnung das einzige Asvl, in das er sich aus der drückenden Lage dcsLebenS, aus so mancher äußeren Knechtschaft, als sein Reich, so gerne flüchtet; cs ist deutsche Art und Sitte, im eigenen Hause frei und unabhängig als in seiner Burg zu wohnen. Gesundheit und gute Führung wird daher mächtig von der Wohnung bedingt. Während der Bewohner einer vollgepropften Hütte, wo ost ohne Rücksicht auf Alter oder Geschlecht, die Verhciratheten und Ledigen zusammen hausen, aller Versuchungen ausgesetzt ist, und alle Bequemlichkeiten vermissend, ost wider Willen, in die Bier-und Branntwcinkneipen sich flüchtet — diesen Trägern bäuslichcn Kummers und moralischen Ruins — findet dagegen der Besitzer einer gesunden, geräumigen Wohnung den Reiz, seine Mußestunden hier bei seiner Familie in wahrer Erbolnng für Körper und Geist znzubringcn. Dem deutschen Arbeiter ist die Wohnung, in denen die Häuslichkeit sich aufgebaut, wo sie leben mit Weib und Kind, ihr Mittagbrot verzehren und von den Mühen des Tages am Feierabend sich erholen, ein magnetisch anziehender, freundlicher Ort, wo sie sich heimisch fühlen und neue Kräfte sammeln. Diese Stätte, wenn sie auch dem Arbeiter oft nur für kürzere Tagesstunden, oder für die Nacht, Aufentbalt und Her berge bietet, ist doch der bleibende Aufenthalt für die Scinigen, und maganch tcrLommcr ostaufdie GasscoderinSGrünchinanS locken,so fesselt der Winter die Familie um so dringender zwischen den vier Wänden. Wo überhaupt das Gefühl der Hcimath erlischt, da reifen ja allgemach die bösesten Früchte, Branntwcingelage mit wüstem Lärm und rohem Geschrei mit frechen Reden und schmutzigen Liedern, bleiben als nächste Folge nicht aus. Eine erregte Zeit wird jedes sittenlose Geschlecht wieder in derselben Frechbeit zeigen, wie in den vergangenen Tagen. Wer keine bcimathlichc Stätte, keine Be hausung kennt, in der die Familie Freud und Leid zu theilen ver mag, der verliert gar leicht den gesunden Sinn für Ordnung und Ruhe, und zerreißt dieBande.die an den Staat und dieGemeindc ihn fesseln. Darum ist es von so großer Bedeutung, den Arbeiter an den hcimathlichen Heerd zu fesseln, oder wenn irgend möglich, ihn all- mälick in den Stand zu setzen, ein Besitzthum, wenn auch nur ein kleines zu erwerben, odcr wie Hoffmann in seiner Schrift: „über die Wohnungen der Arbeiter und der Armen" so treffend sagt: „cigcntbnmlose Arbeiter in arbeitende Eigcnthümer" zu verwandeln. Vergeblich wird man dem Proletarier Genügsamkeit und Selbst beschränkung empfehlen; besitzlos und heimathslos lebt er in den Tag hinein, ohne sich um den folgenden Tag zu kümmern. Gerade die elendesten Klassen vermehren sich am schnellsten sagt Malthus. Wird aber dieser Klasse ein fester Eigcnbesitz, eine gesunde ausreichende l Wohnung zu erwerben ermöglicht, eine Wobnung, die sie nicht innerhalb wenigen Monaten gezwungen sind zu räumen, so wird auch zweifelsohne, der ganze wirthschaftliche und sittliche Haushalt dieser Familien sich heben, denn wer die Vortheilc des eigenen Hcerds und die damit verbundenen Annehmlichkeiten empfunden hat, dem überkommt gar leicht die Neigung, sie vor Allem auch seinen Kindern zu hiuterlaffcn. Im Privat-Interesse der Arbeitgeber selbst liegt eS aber auch, ihren Arbeitern zn guten und billigen Wohnungen bebülflick zn sein. Die Lohnsteigerung der letzteren Jahre beruht zum großen Theile auf den höheren Preisen der Lebensbedürfnisse und vor Allem sind cs die Wohnungen, welche trotz ihrer schlechten Beschaffenheit, von den Arbeitslöhnen einen unverhältnißmäßigcn Tbeil verschlingen. Die alte Norm, blos des Einkommens für die Wohnung auf zuwenden ist längst ungültig geworden; das Regelmäßige ist viel mehr schon '/r bis '/§. Wie drückend aber ist für eine Arbeiter- Familie eine solche Ausgabe für das einzige Bedürfniß der Wohnung ? Müßte nicht die Beschaffung guter Wohnungen zu mäßigen Preisen viele und zwar die besten Arbeiter und Arbeiterfamilien örtlich fest halten? und ist nicht für große Unternehmungen und Fabrikanlagen eine zuverlässige, solide Arbeiterbevölkerung mindestens eben so wichtig, als gute Maschinen und eine fortgeschrittene Technik? Auch vermögen solche Arbeiter leichter ein Mißgeschick zn ertragen, und in ungünstigen Zeiten sich leichter zn erhalten. Fürwahr! eine der wichtigsten Fragen auf dem socialen Gebiete, für die Verbesserung der Verhältnisse der arbeitenden Klasseo ist — die Wohnungsfrage. Scwcll's Dampfpilmpe. Eine Dampspumpe, welche stets in gutem Zustande und für die Zwecke, welchen sie dienen soll, stets anwendbar ist, kann nicht hoch genug geschätzt werden. Die Sicherheit der Reisenden, des Schiffs und der Schiffsladung sind oft durch ihre ununterbrochene Thätigkcit bedingt. Um nun in dieser Beziehung zuverlässig zu sein, müssen die einzelnen Theile der Maschine so einfach und fest wie möglich, die Wasserwege und die Ventile in der Art construirt sein, daß sie leicht übersehen und untersucht werden können, wenn irgend eine Störung ciniretcn sollte, was ja selbst unter der Lei tung des tüchtigsten Maschinenmeisters vorkommen kann. Diese Forderungen sind, wie wir glauben, in der von W. S ewcll in New-Kork erfundenen Dampspumpe, die unsere Abbildung uns zeigt, erfüllt. — Sie bestellt aus der gewöhnlichen Grundplatte auf welcher der Dampfcylinder L und der Wassercylindcr 0 ruht. Zwischen dem Cylinder und der Pumpe ruhen auf Vorsprüngen der Platte zwei Lagersitze, welche die Kurbelwellc » tragen. Auf der Kolbenstange ist das Ouerllanptstück I) angebracht: welches beiden Kolben mit Hülfe des Gleitstücks b, eine gradlinige Be wegung sichert, und zugleich einen Zapfen bewegt, an welchem die Kurbelstange ä befestigt ist, so daß dadurch die Kurbelwellc s und mitllin auch das Exccntric o und das Schwungrad bewegt wird. Fig. 2 zeigt einen Durchschnitt der Pumpe, n ist das Ventil, l> der Sitz desselben und o die Feder, welche in dem Block k be festigt ist und bei Anwendung von Rubberventilen dazu dient, die selben elastischer und schneller arbeitend zu machen. Die Flanche der Windkammer wird auf e befestigt. — Die Vortheilc dieser Pumpe liegen auf der Hand; das Dampfventil ist so niedrig auf dem Cylinder, daß alles condcnfirte Wasser abflicßt und jede Gefahr für den Kolben dadurch beseitigt ist. Die Lnftkammcr Z ist aus Gußeisen. Das Einführungsrohr mündet über den Was serventilen, die deshalb stets bedeckt sind und nicht spucken, wenn