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kir. 30. Friedrich Heorg Wiecks Deutsche 186S. Fortsetzmig über die Brennmaterialien nnd ihre Verwcr- thnng dnrch die trockene Destillation. 1. Dir Destillation des Stcinkohlenthccrs zur Gewinnung des rohen leichten nnd schweren Gelcs, sowie de» Asphaltes. Von vr. pkil. G. Thenius, technischer Chemiker aus Dresden. Die sich immer mehr steigernde Verarbeitung des Steinkohlentheers zu den mannigfachsten Produkten, veranlaßte den Vers? gegenwärtige Zeilen der Oefsentlichkeit zu übergeben, um die praktische Behand lung des Theeres bei der Destillation besser zu beleuchten. Vor der Destillation des Steinkehlentheeres in großen gußeisernen Blasen ist es eine Hauptbedingung,denselben möglichst von dem noch darin befindlichen Ammoniakwasscr zu reinigen, nm das Ucberstcigcn bei der Destillation zu verhindern. Zn diesem Zwecke wird derselbe zuerst in große oben offene Fässer gebracht und so lange mit verdünn ter Schwefelsäure (ein Theil Schwefelsäure und drei Theile Wasser) versetzt, bis man eine deutliche Scheidung der wässerigen Flüssigkeit von dem öligen Product bemerkt. Es sammelt sich nämlich über dem Theer das neutralisirte Ammoniakwasser, was nach 24stündigem Ste hen der ganzen Masse, mit einem Heber oben abgezogen werden kann. Man hat jedoch dabei die Vorsicht zu beobachten, daß keine überschüs sige Sänre dem Theer zugesetzt wird, weil sonst bei der Destillation desselben die Destillationsproducte verändert werden nnd die Destillat, tiousblasen leiten. Wer die Operation einmal mitgemacht hat, sieht sogleich wenn der Zeitpunkt ciutritt, wo man mit dem Zusatz der Säure aufhörcn muß. Der aus den Gasanstalten erhaltene Theer hat stets eine bräunliche, schwärzliche Farbe nut sehr dicke Consistcn^, während der mit verdünnter Säure behandelte eine tiefe schwarze Farbe und eine viel dünnere Consistcnz besitzt. Nachdem das von dem Theere abgeschiedene Wasser abgeschöpft worden ist, wird derselbe mittelst bereithesteüter Handpumpen in die große Destillationsblase gebracht, wesche man bis zur Halste füllt und alsdann den mit Lehm bestrichenen Deckel anfschranbt. Man unterhält im Anfänge ein sehr gelindcs Feuer, um das Uc bersteigenmöglichst zu verhindern, und hält zur besonderen Vorsicht stets einige größere Gefäße in der Nähe, nm sie sogleich unter das Abgangsrohr stellen zu können. Bei einer vorsichtigen Destillation geht zuerst Wasser mit leichtem Ocl über, welches zur Trennung in eine Florentiner Flasche gebracht wird. Das Ocl bringt man in ein besonderes Gefäß. So lange noch Ocl und Wasser zusammen über gehen, schüttet mau das erhaltene Oel in ein Gefäß; sobald aber die letzten Wassertheile sich unter starkem Geräusch entfernen und blos Oel anfängt nbcrzngehen, setzt man ein neues Gefäß unter. Das mit Wasser zusammen übergegangenc Oel ist das rohe leichte Stcinkohlenöl des Handels und besitzt ein spcc. Gewicht von 0,860 bis 0,900. In der Regel erhält man durchschnittlich von 100 Theilen Theer 4 Proc. leichtes Ocl. Bei der Entfernung der letzten Wasser - theilc, muß das Feuer unter der Dcstillationsblase verstärkt werden, bis das schwere Oel anfängt übcrzugehen. Dieses jetzt übergehende Oel besitzt ein spee. Gewicht von 0,900 bis 1,050 und ist das schwere Oel des Handels. Bei fehl großem Naphtalingehalt pflegt dieses Oel in der Kälte sehr leicht dick zu werden, und man muß sehr genau auf die Kühlvorrichtung Achtung geben, daß die Röhren sich nicht versto pfen. Sobald dieser Fall ciutritt, entfernt man das Wasser aus dem Kühlständer wodurch die heißen aus der Destillationsblase kommen den Dämpfe das festgesetzte Naphtalin, Paranaphtalin, Chryscn und Pyren augenblicklich auflösen nnd die Röhren sich wieder öffnen. In der Regel dcstillirt man 40 Proc. von dem Thcerö ab nnd unterbricht hierauf die Destillation, läßt die Destillationsblase sechs Stunden auskühlcn, öffnet nach dieser Zeit dieselbe nnd scböpft den noch flüssigen Asphalt in besondere mit Lehm oder Thon auSgestri- chene Formen von Gußeisen, die man auseinander nehmen kann nnd ähnlicb den Ziegelformen constrnirt sind. ' i Dcstillirt man blos 30 Proc. von dem Theer ab, so erhält man einen weicheren, nickt so spröden Asphalt, der vorzüglick zur Bereitung des ASphaltmastixhH dient. Wenn der Asphalt in den Formen erkal tet ist, nimmt man sie auseinander und kann den fertigen Asphalt block ins Magazin bringen. ' Das rohe schwere Stcinkohlenöl wird in passenden, oben weiten offenen,mit r eckeln versehenen Gcfäßeu(Stän der) an einen kalten Art gebracht, damit das Naphtalin hcrauskry stallisiren kann. Nack einigen Wochen wird das Oel vom Stänker ab gezogennnd man bringt das krystallisirteNaphtalinanfcincn Spitzbcu tet, läßt das Ocl in ein nntcrgcstellteS Gefäß ablaufcn nnd preßt alSdann die im Bentcl befindliche Masse in einer Presse zwiscken wollenen Tüchern gut aus. Die gepreßte Masse wird als rohes gc preßtcS Naphtalin aufbcwahrt unk später zur Darstellung des wei ßen Naphralins benutzt. Das abgclanfene sckwcrc Ocl wirk zu dem Steinkohlenöl gescküttet, über dessen Weiterverarbeitung später gc sprechen werden wird. 30