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Nr. 51. Friedrich Heorg Wieck s 1865. Um bei dem bevorstehenden Jahreswechsel keine Störung in der Gleichmäßigkeit der Expedition dieses Blattes eintreten zu lasse», bittet die Berlagshaiidlnng ergebenst, die Bestellungen ans die Fortsetzung pro 1866 den Buchhandlungen oder Postämtern gcncigtcst recht zeitig anfzngcben. Auch die Bcschlennignng der Insertions- Aufträge ist erwünscht. Ueber Kaffcebcrcitnng. Vom Freiherr» Justus v. Liebig. Ueber die beste Methode der Bereitung des Getränkes Kaffee gehen die Meinungen der Liebhaber und der Köchinnen sehr weit ausein ander, nnd die Scbwierigkeiten müsse» dem nicht gering erscheinen, welcher weiß, daß die Erfindungsgabe der Spängler nnd anderer Künstler das bereits vorhandene halbe Hundert von Kochgeschirren oder Kaffeemaschinen, wie man sic nennt, jährlich mit neuen Verbes serungen bereichert. Da meine Vorschrift zur Bereitung des Kaffees alle diese man nigfaltigen Kochgeschirre überflüssig zu machen droht, so muß ich frei lich fürchten, mir die zahlreiche Klaffe der Fabrikanten derselben zu Gegnern zu machen, ich appellire aber an die Unparteiischen, die mei nen Kaffee trinke» nnd hoffe sie auf meine Seite zu bringen. Ueber den Einfluß des Kaffees und Thees auf die moderne Geistcsrichtuug und Civilisation ist so viel schon geschrieben worden, daß es überflüssig ist, hier näher darauf cinzugchen; sicher ist, daß Anna Boleyu, nachdem sie beim Frühstück ein halbes Pfund Speck und ein Maß Bier zu sich genommen hatte, (wie sie in einem ihrer Briefe erwähnt), mit anderen Empfindungen vom Tische aufstand, als wenn sie eine Tasse Thee oder Kaffee, Butterbrod und ein Ei ge frühstückt hätte. Ueber die Qualität der verschiedenen Kaffccsortc» sagt W. S. Palgrave: „Der beste Kaffee kommt aus seinen, gewöhnlich Mokka genannt; sehr wenig von diesen geht nach Europa, denn zwei Drittel davon werden in Arabien, Syrien und Egypten und der Rest bei nahe ausschließlich in der Türkei und Armenien verbraucht. Die letzteren Länder erhalten übrigens weder den besten noch den reinsten Heinen Kaffee. Noch ehe die Waare die Hafenstädte Alexandrien, Jaffa, Beyruth, re erreicht, wird sic gesiebt und wieder gesiebt; die Ballen werden geöffnet und durch erfahrene Hände Korn vor Korn ausgepickt nnd anstatt der harten rnudcn, halbdnrchscheincndcn, grün lich braunen Bobnen, welche allein würdig sind zum Getränk, Kaffee, genannt, gewählt zu werden, sind es die undurchsichtigen, abgeplatte ten, weißlichen zerbrochenen Bohnen, die an Bord der Schiffe ge- , langen. Tie Kaffcesorte, welche als zweite im Range angesehen wird, j ist die abessinische; die Bohne ist größer und besitzt ein anderes Aroma. "Nack, dieser kommt der indische Kaffee und der von den Pslanzun gen zu 'Omaan. Die Engländer sind bekanntlich Meister in der Bereitung des Thees, aber die Kafscebcrcitung behaupten die Deutschen besser zu verstehen. Richtig ist, dap im Verhältniß viel mehr Kaffee in Deutsch land getrunken wird, als Thee. Die deutschen Gelehrten im Beson deren ziehen den Kaffee dem Thee vor, was vielleicht mit ihren Gc wohnbeiteu und den Wirkungen beider Getränke in Vcrbindnng steht Der Thee wirkt bekanntlich dircct ans veu Magen ein, dessen Bewe gungen zuweilen in dem Grade dadurch vermehrt werden, daß er, ' nüchtern genossen, einen Brechreiz hervorbringt. Der Kaffee hinge gen vermehrt die peristaltischen Bewegungen abwärts, iznd so betrach tet denn der deutsche Gelehrte bei seiner mehr sitzenden Lebensweise des Morgens eine Tasse schwarzen Kaffee, unterstützt durch eine Eigarrc, als ein schätzbares Mittel zur Beförderung gewisser orga nischcr Vorgänge. Auch die russische» Damen sind, wie man be hauptcn hört, ans gleichen Gründen Verehrerinnen des Kaffees nnd des Tabaks geworden. 'Nach dem Vorhergchcnecu bietet die Bereitung eines Kaffees welcher die eben erwähnten vortrefflichen Wirkungen im vollsten Grade besitzt, Interesse genug dar. Ich bin zu meinen Versuchen hierüber ursprünglich durch die Absicht veranlaßt worden, einen Kaffccextract darzustelleu, welcher für Reisende und Armeen ans dem Marsche dienlich sein könnte, und ich habe bei dieser Gelegenheit zu erst den Einfluß der Luft oder des Sauerstoffs der Luft auf den Kaffee wahrgeuommen, durch welche seine guten Eigenschaften sehr wesentlich verschlechtert werden; ich habe gefunden, daß ein wässeri ger heißer Auszug der gerösteten Kasscebobncn, welcher frisch für den