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flbtnö »Ausgabe Otjugspttife: *“g» ■"”«£«“ ffXl'MSfÄ monatlich, 4-70 tut. oltrttl|äbrli<b. 8tl unfern Silialtn und ftnnabmt- IltUrn ab arbeit! 73 pf. monatlich, 553 mr. eirrtrljäbrü* »ut* Olt PoRt Innerhalb D»utJ<btanöo und Otr Otuttarn Kolonltn •Itrtclldbrlld) S.bOfflt., menatli* 1.20 mt„ auaf<t>U«0lld) PeftbcfttUatt*. Cae ItlpjlgtrSagtblatt crfdidnt 2 mal täglich. ®onn. u.jtltrtage nur Imal Rxöattion an« •tldiäftentUt: ,»bannlegafTt Ur. «. $trnJprr<b«ßn|(i)luB tlr. |«OM, HW 3 unO 14 w«. Ur. 258. Amtsblatt bes Kates unb bespoli^damtes ber Stabt ieipjio 107. ^aßrgang Hnjtigtnpttift: IHÄXSÄÄ •an auta»ärts 30 Pf., Rttlamen 1.20 Hlf. Jnftratc een «tbörOtn Im amtliften <til Olt Petitjtilt 50 Pf. etfAdftoan^tlgtn mit Plattoorf*rtft Im Prtift trbbbt. Rabatt na* Catif. Ptüagtgcbübr: Stfamtauflagt 3 Hlf. pro Vaufcnd cxH. PoßgcbUbr drllbcltagr bbbtr. RnMigcn* Rnnabmti ^obannlogaßt I. btt fAmtll*™ ftllalcn und alltn Rnnorurn.Cxptditlontn dto 3n ■ und ffuofandta. Strllnrr Rtdaftloa. 3n dtn Zeiten 0. Jtrnfprt<t)>fln(d)lu0: Amt Hloablt tlr «97. Sonnabend, den 24. Itlai. 1913. Die Rocbzeitsfeier im Kaiserbause. Taö ^roflramm für beule «Suunabenb: Der '25 0 r m i t ta g war ben f ürftlidjeii Säften jur Berfügung uorbchalten. R a d) m i 11 a g s 4 Uhr 30 9Ji i n.: S t a n b e s - amtHdje Ghefchließuiig im kurfürften» gimmer burd) ben 'JRinifter bes königlichen Kaufes nad) Bollgießung ber Ghepatten im Set fein bes kaiferpaares unb ^ertoqspaares uon Gumberlanb. Auffahrt ber ßeibbatterie gum Salutfd)ießen wäßrenb bes Ringe wecßiels. 91 a eß m i 11 a g s 5 U ß t: Trauung in ber St a pelle tes königlichen Sdjloßes burd) Ober» ßofprebiger D. Drnanber. 91 ad) mittags 6 Uhr: Gratulations» befiliercour im 2Beißen Saale. anfdjließenb Zeremonie ntafel im Ritterfaal. A b e n b s 8 Uhr: J a d e 11 a n g im 2l5cißen Saal. A b c n b s gegen 9Uhr: A b r e i f e bes jungen Baares nad) Jjubertusitoct. iT'te rVcfivorftclIunfl im Cpcnißciue, bie am Jreitag abenb 8 Uhr ftattfanb — wir be» richteten barüber bereits im Depefdjenteil ber 'Jlorgennummer — bot ein glänjenbes Sdjauipiel. Das $aus {teilte fid) in einem neuen unb cbenfo eigenartigen wie entjücfenben Sdjmude bar. Sielten in allen JVarbenfchattierungen, gum Teil tünftlicße, gum großen Teil auch natürliche Blumen, sieben fid) als Sewinbc an ben Vogen- unb Rangbrüftungen entlang unb uerbeden in bießten Büfcßen bas Or= eßefter, Deppidje finb non ben Rängen ausgelegt. Jn ben 215anbelgängen bes 1. Ranges ßerrfeßt bie iRofc unb ber Vorbeer. Das große gotjer, wo ein Springbrunnen küßlung verbreitet, ift wieber gu einem ©artenfaal gewanbelt worben, in bem ßauben» gängc, Bflanjen- unb Blumengruppen unb Sobelins bie 2l5änbe beden. Gßrcnpojten oon ber Sdjloß» g arbefompanie in friberigianifdjer Tracht halte» SBacße. Die Anfahrt bes Hofes beim kgl. Opern» häufe, bas aud; äußerlid) Jlaggen» unb Blumen» fdjmucf geigte, gehaftete fidj gu einem überaus glang» nollen Bilbe. Sine ungeheure '.Dietifchenmenge hatte fief) bort angefammelt unb begrüßte bas kaiferpaar, bas Brautpaar unb bie hohen Säfte mit ftürmifdjen Hochrufen. Als einer ber Grften erfefjien ber kaifer im 'Automobil, um bann feine Säfte gu empfangen. Der 3ar unb ber könig non Gnglanb tarnen ge= nteirifam in einer Salataroffe, in einem gweiten Salawagen traf bie kaiferin mit ber königin non Gnglanb unb bem Brautpaar ein. Unter Bortritt bes Seneralintenbanten Grafen Snilfcn»£>aefeler unb bes Oberhofmarfcßalls Srafen Gulenburg betrat ber Hof bie große V 0 g e. 3» : näd)ft erfdjien bas '-Brautpaar, bas fid) tief nor ber '-Beriammlung nerneigte; bann nahte ber kaifer, in Veibßufarenuniform, mit ber königin non Gng» lanb, bie eine blaß»blaue '-Robe trug, ber 3ar, in ber Uniform feines ^ufarenregiinents, mit ber Jjcrjogin non Sumberlanb, ber könig non Sng-- lanb, in preuhifcher Seneralsuniform, mit ber kaiferin, bie eine blaß-lila SRobe angelegt hatte. '-Uud) biefe fürftlidjen 45aare grüßten bie 23er= fammlung. 91n ber liogenbriiitung nahmen bie SBraut unb ber '-Bräutigam '-Blüh, rechts non ber ®raut ber kaifer, bie königin non Snglanb, ber 3ar unb bie $erjogin non Sumberlanb; lints noin ^Bräutigam bie kaiferin, ber könig non Gnglanb, bie krön» prinjelfin unb bie Sroßherjogin non '-Baben; hinter ben Senannten faßen in mehreren 9leil)en ber kronpttnj, bie Srofiherjöge unb Sroßheräoginnen unb bie anberen Sürftlid)leiten, bie jüngeren '-Bringen hatten in ben feitlichen 'Ausbauten ber großen Vope 'Blaß genommen Der Jjeqog non Sumberlanb blieb ber iBorftellung fern, cbenfo Srofjherjogin liuife non '-Baben. Das Sjaus fclbft bot bas gewohnte glän» 3enbe ^Bilb ber Salauorftellungen, bas burd) bie jahlreidjen englifchen unb ruffifchen Uniformen nod) abwechflungsnoller geftaltet würbe. 3ni '-Barfett faßen Offijiere, '-Beamte, Selehrte,Stabtuertreter, 'JJlitglieber ber Offijiersbeputationen unb ber Deputationen, bie heute oom ^Brautpaar empfangen worben waren; aus ben Gängen grüßten bie ^Brillanten ber Damen ber yjofgefellfdjaft. 3n ben i*open iah man bie Diplomatie, ben hohen 'ilbel. bie SDlinifter, Senerale unb 'Ubmirale. 3n ber Heinen '-Brofjeniumsloge rechts faß ber 91 e i d) s t a n 31 e r mit ben SBot» fdjaftern Sraf oon S3Ögi)eni)='J)larid) unb '-Bolo be iBernabe, bem iBotfdjafter dürften liidjnowsti unb bem Staatsfetretär oon Sagow. 3n ber großen lioge baneben bie '-Botidjafter Snglanbs, ftranfreiebs, 9tußlanbs, ber Dürtei, Japans unb Jtaliens mit ihren Damen. Segeben würbe ber e r ft e 91 f t oon „ß 0 h e n - grin“. unter ßeitung bes kapellmeifters ®led), mit £jerrn Serger in ber Titelrolle, <|rau Sjafflreiv'lBaag als Glfa, £errn Sorfell als Telramunb unb ßrau 9lrnbt-Dber als Drtrub. Der 9ltt ift neu einftubiert unb infseniert. Die neue Deforation seigt bie alte '-Burg oon 'Jlntwerpen in malerifchem Vlufbau lints unb ben '-Blaß bauer mit ber alten riefigen königs» eiche rechts. Die Aufführung war uorsüglid). Das uorangebenbe Sorfpiel würbe meifterhaft wieber» gegeben. 9iad) ber Sorftellung war großer Sercle im Srotjer. * Sraunjchweig unb Snmberlanb. Jin Verfölge ber l>alimmtlid)en dJlhteilung übet bie Jrage ber braunjehweigifchen Thronfolge erfährt bie „3Jiil.»pol. korrefp.“ uon Sunbesratsfeite, baß einer endgültigen Regelung ber Tfjronfragc in Srannfchwcig nad) Serabrebung swifdjen welfiidjcr unb boljensollernfcher Seite erft nahegetreten werben foll, wenn ber 9Beiterbeftunb ber in ber ißerfon bes Srinjen Ccrnft Slugujt non Sumberlanb unb ber beutfdjen kaifer» todjtcr fid) uertörpernben neuen Braun» id, weiger Dpnaftie burch einen männ« l i cf) e n Srben gewährleiftet ift. (Es ift baher burdjaus uerftänblid), baß bisher im SBniibcsrat unb feinen Ausflüßen über biefe Ange» legenheit webet ein Antrag Preußens noch einer anberen Bundesregierung uorliegt. Unterftüßung finbet biefe DarfteUung nach bet ,,'JÖfil.=pol. korr.“ aus bem eigenen 9Jiunbe ber jungen fßiinjejfin’Sraut, bie auf Befragen wegen ihres neuer. Haushaltes mehrfach bie fdjershafte Ausfunft gegeben hat, baß fie „für minbeftens ein Jaijr in 'Rathenow adjt 3immer, kücße unb Sabe» ftube bewohnen würbe“. Tie $rin3eifin»Sraut unb bie kinberhorte. Srinjeffin Bit tot ia ßuife hat aus Anlaß ihrer Bermählung uon ben kinbern ber Bolts» tinberhorte, bie uon bem Serein für kinber-- Boltstiiehen unterhalten werben, einige fjan b» arbeiten entgegengenommen unb an ben Sorftanb bes Bereins für kinber-Boltstüchen unb Bolistinber» horte folgenbes Telegramm gefanbt: „Jch habe mich uon fjersen gefreut über bie reisenben Hanbarbeiten ber Horttinber. 3ch bante 3l) nen fehr baiür unb fenbe allen kinbern viele ffirüße. Bittoria ßuife.“ * „Salj unb Brot" füt bas Brautpaar. (Eine eigenartige Hochseitsgabe ift im '-Berliner Sdjioß eingetroffen: „Sals unb Brot“ für bas junge Brautpaar. Jn uielen (fiegenben ift es Sitte, baß man ein Stüd Brot unb etwas Sais in bie neue SBoßnung bringt, was ©lüd unb Sßohlergehtn bebrüten foll. Diejes Brot unb Sals ift aud) bem Brautpaar als Hochseitsgabe gewibmet worben, unb 3war uon ben Schülerinnen bes 3 0 a d) i ni • tbalfdjcn ß t) 3 e u m s in Breslau. Das Brot würbe nom Hoffonbitor Stromenger aus kuchenteig hergeftellt, bas Sals ruht in swei filbernen, innen uergolbeten Meinen Aäpfrfjen. Das (Etui, bas bas ftame enthält, ift mit 3ioei in ben preußifchen unb cumberlänbifdjen Sorben gehaltenen Seibenbänbchcn unb mit frifcher ’JRprte gefchmüdt. Jn einem beigefügten Cölüdwunichichreiben bitten bie Schülerinnen bas fürftlidje Brautpaar, baß es bie fd)lid)te ®abe als Srjmboi bauernben häuslichen fölüdes annehmen unb benußen möd)te. Den jugend lichen Stifterinnen würbe folgenbes Danttelegramm übermittelt: „3hre töniglidje Hoheit bantt ber erften klaffe herjlichft für bie freunblidjen 9ßiinid)e unb bie finnige Hodiseitsgabe. bie 3hre tönigliche Hoheit fehr erfreut haben, (ges.) Hofbame uon Salbern." * TaöflRuiifprüitramin für bati£wcfr,ett0iitabl. Die 'Wufit ftellt bas königin»Augufta=(5arbe» ffirenabierrcgiment 'Jir. 4. 1) Armcemarfd) Ar. le („Der Hohenfriebberger“, 2) Duuertüre su ,,ßeo» nore“ Ar. 3 uon Beethouen, 3) krewsritteifanfare (Barabemarid) im Schritt bes 1. fchweren Beiter» regiments „Briws karl uon Bapcrn ) oon fienrion, 4) 9BaIthers Breislieb aus ber Dper „Die Wteiftei» finger uon Nürnberg" uon Bidjarb SBagncr, 5) Armeemarfd) 9lr. 163 (Barabemarfd) bes l.ffiarbe» regiments su Juß) uon 6>raf u. 'Rebern, 6) „Unb ber Himmel hängt uoll ©eigen", 'JBalserlieb aus bet Operette „Der liebe Auguftin“ non Jyall, 7) Armee« marfd) 91 r. le, „Der SUcollwißer“, fomponiert non weilanb Sr. 'JRajeftät könig ftriebrid) bem ©roßen, 8) „Jm wunbcrfchönen 9Jtonat Wtai“, ßieb uon Schumann, 9) Bargo uon Hänbel. * Ter (^Jfürfroniifct» 3ad)fcii$. Das .jDresbner Journal" fdjreibt su ben Hod)3eitsfeierlid)tciten am kaiferhofe: 'Üiorgen uermählt fid) bie liebreijenbe Tod)ter Jhrer wlajeftäten bes kaifers unb ber kaiferin, Brinseffin Bittoria ßuife uon Breußen, mit bem Brinsen (Ernft Auguft, königl. Brinsen uon ©roß britannien unb 3rlanb, H®rsog su Braunfchweig unb ßüneburg. (Enge uerwanbfchaftliche Behebungen tnüpfen fid) bamit swifdjen ben alten J ü t ft e n » gejd)led)tern ber Hohenjollern unb 'jßelfen, bie burd, Jahrzehnte hinburd) gejd)ieben waren. Jn gleicher ^reubc über bas ©lüd ihrer kinber. bie aus inniger 3uncigung fid) 3um Bund fürs Beben gefunben haben reichen fid) heute kaifer unb H «r 3 0 g bieftreunbes» hanb. An bem ©lüd bes hohen Brautpaares unb ber erlauchten (Elternpaare nimmt auch bas fach» f i f d) e Bolt b e r 3 l i d) e n Anteil. Aller ge» treuen Sachlen Blide werben fich morgen nad) Berlin richten, wo im Beilein 3hrer 'JKajeftäten bes königs unb ber königin uon ©roßbritannicn unb Jrlanb. bes kaifers uon 9lußlanb unb uielcr anberer hoher jüritlidjteiten bet (thebunb swifchen bem jungen Baare gefdjlofien werben wirb. 9ßir wünidjen in (Ehrerbietung ben 9(euuermäl)lten ©liid unb Segen für ihre gemeinfame 3u(“iitt. Tie 9Uüi<fd)c Bayerns. Die „ B a i) e r i i d) e S t a a t s 3 e i t u n g " wib» met ber Bermähluiigsfeicr im kaiferhaufc einen offijiöicn Artitel, in bem es u. a. heißt: Umgeben uon ihren taiferlichen (Eltern, uon ihren ©ejehwiftern, uon einem glän3enben kreije fürftlidjcr Berwanbten, reicht am heutigen Tage Brinseffin Bittoriaßuife uon Breußen, bie einsige Tochter unferes kaifers, bem Bringen (E r n ft A u g u ft, Hersog su Braunfchweig unb ßüneburg, bie Hanb 311m Bunbc für bas Beben, ©leichseitig begeht ber B ruber bes kaifers. Bring H c i n r 1 d) uon Breußen, bie fteier bes Tages, ber ihn nor fünf» u n b 3 w a n 3 i g 3ahren mit 'Brinseffin J r e n e uon Heffen unb bei 'Jlljein su glüdlidjer (Ehe uer» banb. — Deutjchlanb. gewohnt, an ben Jamilien- ereigniffen im kaiferhaufc aufrichtigen Anteil 3U nehmen gebentt biefes Tages mit berg’ l i d) e n ©lüd» unb Segenswünfdjen. . . . 9Uos biefe Bermählungsfeier an gcfchicht» 1 i ch c n (Erinnerungen wachrufeii, was fie an Hoffnungen für bie 3 « t u n f t erweden, was fie an ©lang unb Brunf um fid) oeriammcln mag. bas alles )d)ließi in feinem fchimmernben 'Rahmen fd)iid)tes menfchlidies ©liid, fdjließt ben Segen eines gottuertrauenben Balers, einer treubeiorgten'JRutter, |d)ließt bie 2Bünfd)e liebenber (öefchwifter ein. Diefes B i 1 b inniger {Vamilienfreubc ift bem Jühlen unb Deuten bes beutjehen Bolts befonbers nahe, wedt in allen H^rgen 3uneigung unb Snm» patbie. — A u d) B a r) e r n hat h c r s 11 d) e n A n» teil an ber Jreube bes Tages, an bem ber leßte Sproß des erlauchten Hanfes Der SBelfen bie Tochter bes Deutid)en kaifers 311m Altar führt. Jaft fünf Jahre finb feit bem Tage ucrfloifcn, an oem Bring © r n ft A u g u ft i n bas B a i) r i f d) e 1. S d) w e r e 'R e i t e r •'R e g i in e n t eingetreten ift, beffen Uni» form er beute nod) trägt, ßiebenswürbiges 9ßeien, famerabfchaitlichc ©efinnung, ed)t ritterlicher © e i ft unb a u s g e p r ä g t c 'B f l i d) 11 r e u c haben bem Bringen auch als Cffhier bas bette Anbeuten in ber baprifeben Armee erworben. Die bcrglichiten 9Biinfd)e aus Bagern geleiten baher ben ßebensroeg ber hohen Reuuermählten. . ©int offigiöfe Stimme aus 9ßicn. Anläßlich ber Hodigeitsieicr im Deutidjen kaifer« häufe jchreibt bas „ Üb i e n e t ^rembenblatt": Das Jahr 1913, in Deutfcblanb als bent» w ü r b i g e s ©rinnerungsjahr ber glorreichen ©efihebniiie oon 1S13 mit Begeiferung gefeiert, bringt bem Deutfchen Reidje einen neuen großen Jefttag: Den Taa, an bem bes Deutfchen kaifers eingige Tochter, Die Bringeffin Bittoria ßuife, fid) mit bem Bringen (Ernft Auguft oom ©umberlanb uermählt. Der alte ©egenfaß gwifdien ben Hohen« 3 011 e r n unb 215 e l f e n ift nun aus Der 2Belt geidjafft; bie Beriöbnung gmijd)en ben beiben Häufern, bie einanber fo entfrembet waren, wirb 3m Sheater. Aus ben Aufzeichnungen eines jungen SHannes. Bon K. P. 9Jian hatte, um ben hunbertften ©eburtstag 'Ridjarb ÜÖagners gu ehren, eine Borftellung ber ,,'JJleifterfinger uon Nürnberg" angetünbigt. Jd) wußte, baß fdjon mehrere Tage nor ber Aufführung alle Bläße uergriffen waren unb begab mid) eine Stunbe uor Beginn bes Spiels ins Theater. Da gewöhnlich bie Theater unjerer Stabt, befonbers wenn Sdjaufpiele aufgeführt werben, burdjaus nicht völlig beießt finb, fo wollte ich bie ungewöhnliche (Erfdjeinung genießen, wie fid) ber große 3ufd)ouer» raum langfam mit ber festlichen 'JRenge erfülle. '2ßiewohl id) fehr häufig bie Schaubühne befuche, fteigt uor jeber Aufführung eine freubige (Erwartung in mir aut unb erregt mid) wie ein beuorftebenbes weltliches Abenteuer Jd) hoffte nun, wenn id) an biefem ©ebenttage, ber in aller 2ßelt bie (Erinnerung au jenen ffienius wachruft, beffen 2Berte ich uerehre, wiewohl ich ihre Rachwirtungcn auf Bühne unb Bublifum nicht burchaus billige, — wenn id) an biefem Tage bie erwartungsuollen UKcnfcben nad)einanber ins Theater treten fähe, bann würbe fid) bie Gr» regung jebes eingelnen in mir abfpiegeln unb auf» häufen, fo baß id) Schließlich uon einem befeligenben 'Raufet) burchftrömt wäre. Jn völliger Ruhe begab id) mid) in eine ßoge bes erften 9langes, uon wo ich bas Bartett unb alle Ränge überbliden tonnte, unb fah in ben eben erhellten Raum hinab. 2Bie ein Tiefiges, erwartungsoolles. aber ruhißes unb tlares Auge ftaunte ber 3uicbauerraum mit ben langgeftredten. regelmäßigen leeren Reihen bes Bartetts unb bem weitgefdiweiften Bogen ber Ränge 3U ber uom Borhang uerfdjloffenen Bühne. Drunten im Drchefter fdjliefen bie Jnitrumente an bie '-ßulte gelehnt, auf bem Bult bes Dirigenten aber lag ftill ein bides Bud), non bem unfidjtbarc Strahlen be» jaubernb in ben Raum gu fließen fdjienen; auf beffen Titel ftanb„DieBieifterfinger uonRürnberg “ Der hohe Raum war gang non ßidjt erfüllt wie ein ßuftballon mit ®as unb man tonnte glauben, baß biefer leere, weite Raum, feierlich, fern ber Realität irgenbwo im All fchwebe. Oben im nierten Rang aber faß in eine Gde gebrüdt, auf einem Blaß, non bem aus bie Bühne überhaupt nicht gu fehen war, ein alter SJlann. Gr hatte uor fich bie Bartitur aufgcidjlagen. Dieier alte URann alfo wollte nichts uom Spiel fehen, er wollte fid) nur in feiner Gde non t jenem Gewirr uon Tonen erfüllen taffen, bas ihn befeligte. Jd) wußte, biefer alte kupferftedjer ober kleinwarenhänbler wirb uon allen Juhörern ben reinften unb heiligsten Genuß in ber Aufführung er leben. Da Jab id), baß fid) bie unnumerierten Bläße bes uierten Ranges bereits mit einer non Janfter Un ruhe bewegten, befdjeibenen unb unauffällig getlei» beten 3)lenge gefüllt hatten. Auch in ben Rängen tauchten jeßt einige Damen in blauen unb grünen klcibcrn auf, bie fid) gegenseitig burch bie ßperngläfer mufterten. Unb nun trat eine große Dame in weißem Seibentleib itattlidj in bas Bartett, frfjritt in eine ber Reihen, beten rote Siße alle noch hodjoetlappt waren, unb feßte |idj umftänblid) unb würbeuoll nieber. Bon jeßt ah ftrömten immer bichter bie 3ufd)auer burd) bie Türen auf ihre Bläße. Alan hörte uon braußen bas Rollen ber uorfahrenben 2Bagen unb bie Hupen ber Autos. Alle Herren waren in Sdjwars getlcibet unb bie Damen trugen forgfältia gearbeitete unb in ben färben gut ausgewählte kleiber, fo baß ber berechnete Jluß ber Gewänbcr bie ßinien ihres kör- pers ftets in einer feierlichen Bewegung erfdjeinen ließ. 9Ran bemertte Betannte, winfte fid) unauffällig gu ober nidte mit bem köpf. 9Ran fdjritt in ben Gängen aufeinanber gu unb begrüßte lid). Ginige lafen noch bas Tegtbud). Jn eine Voge trat ein betannter künftlcr mit einer fdjönen 3rau; unb einen Augenblid hielt bie Bewegung inne, unb man faß 3U biefer Coge hin. Jn einer licßten Bunt« heit |d)immerte jeßt, wie ein nom 2Binbe bewegtes Somnierfelb, bas völlig befeßte Haus, unb jeber fd)ien oon ftreube unb Grwartung bewegt unb fid) feiner Berfon unb feiner 9Ritwirtung an biefem feft» liehen Abenb bewußt Jd) tann mich nid)tentfinnen, jemals in ben Theatern biefer Stabt eine fo ftarte Jreube ber 3ufd)auer an ber beoorfiebenben Aufführung erblidt gu haben. Richt bie SUlübigleit unb uorgeitige Abspannung, bie fonit uor bem Beginn gu beobachten ift, war hier gu fühlen, fonbern ade bewegten fich frifd) unb er« warteten eine gute Borftellung. Da empfanb ich, baß bie klagen über ben Riebergang ber Schau» büßne unb bie Tbeaterunluft bes Buolitums nad) einer falschen Richtung zielten. Jd) wußte jeßt; Gs fehlt unfern üblichen Theater» , norjtellungen bie SeStlidjteit. 9Jlan Spielt gu oft unb gu belanglos Theater. Jebe Borftellung muß für jeben 3uidjauer ein Greignis fein. So uerfnüpft fid) bas lünftlerifdje unb gefeulchaftliche Grlebnis. Denn eine feierliche Ibeateruoritellung ohne feftliche ©e- felligleit ift unmöglich. 3» allen 3eiten, in benen bas Theater blübce, war auch bas gefellige lieben Sehr entwidelt, entfaltete man im Theater gejell» fdjaftlichen Bruni. Gerabc bie uon ben Dingen ber kleibung unb Haltung nietjt unabhängige Stimmung uor ber Aufführung regt bie Grwartung unb Auf» naßmefreubigteit bes Bublilums an Gs Sollte feine fteftfpiele meßt geben, lonbern jebe Aufführung müffe gu einet Seftuorftellung gefdjaffen werben. 'Ißäßrenb id) bies bebacfjtc, hatte fid) bas Drdjciter mit ben URufilern gefüllt. Sie enthüllten ihre Jn» ftrumente, in bie Bewegung unb bas rauicßenbe ©eflüfter bes Bublitums flang geßeimnisooll bas Stimmen ber ©eigen unb kiarinetten. Da trat ber löwentöpfige berühmte Dirigent an fein Bult; bas Scharfe klopfen bes Taltjtodes eridjoll. Sofort war alle Bewegung gehemmt unb bas Bublifum ueritummte. Alle biefe Rfenfcßen waren plößlid) wie ein 'JRenfcß unb Starrten gefammelt unb angeipannt 3ur '-Büßne. Als fid) bet Raum nerbunfelte unb im Düfter fdjnell bas Schwärs bet Herren uerfdjwanb, wäßrenb bte hellen kleiber bet Damen nod) einen Augenblid flimmernb im Dämmet nact)fd)immerten. fielen mir bie 2ßorte ein, bie ich heute in ber Richaro 2Bagner= Ausheilung in einem Dtiginalbriei bes 9Rei|ters las: „Die Athener Saßen uon ÜJlittag bis in bie Rächt uor bet Aufführung ihrer Trilogien, unb fie waren gang gewiß nichts anberes als ERenjchen; alletbings waten fie aber namentlich im Genu Sie tätig.“ Da ßob ber Dirigent ben Stab unb wedte aus bem Ordjefter bie harten Töne, welche, auftaufchenb, alle Gebanfen in itrömenbes Gefüßl uerwanbelten. ftunft unö WihenSdjaft. * Gugen üinbntr, ber am Ifeipgiger konfer» uatorium für 'JRujit als Gefanglehrer tätige kom» ponift, würbe gum kgl. Brofcffor ernannt. Uinbner ßat bie Opern „Ramiro“, „Der SReifterbieb“ unb „Gibcna“ gejdjneben. * ®t. Sottfrieb Totßler, ber früher in Berlin, jeßt in ßeipgig lebenbe Schriftlicher unö Dichter, feiert am Sonntag feinen 50. ©eburtstag. * Aline Sanben, bie Soeben ißr kopenhagener ©ahfpiel beenbete, errang nad) Den Berichten bet bortigen Blätter etnen großen (Erfolg, fo baß eine bereits angetunbigte Borftellung uon 2Bolff»Jerraris „Sdjmud ber 'JRabonna“ abgejeßt werben mußte, um ber ßeipgiger Sängerin Gelegenheit gu einem noch» maligen Auftreten als Salome gu geben. Tie Ausheilung grapßifcßer Arbeiten für ftubentifdje 3>uede. '215er erinnerte jicß nid)t aus feinet Stubentcngcit jener ßeftograptjierten Bicrgeitungen, Ginlabungen 311 Gxbummeln bie ftets belfer gemeint als ausgeführt waren. 2lud) bie An|d)läge an ben „idjwargen Brettern“ ber -Hod)jchulen ließen ben Ge= icßmad arg uermifjen. Alletbings hatte Sich bies Schon wäßrenb meiner ciubicngeit an ber Tedjnifcßeii Hocßfcßule 311 Berlin geänbert. Jn einer Ausheilung für Stubentenfunft, bie im uergangenen Jahre bie Deutfcße Jreie Stubentenfdjaft bei ihrem Bfi”flh 3 fongreß in 'IBcimar ueranitaltete, waren jo glängenbe graphiiebe ßeihungen uon Stubenten, uor allem ber Technifcben Hodijchulcii 3» Stuttgart. Darmftabt. '-Berlin ausgeitcllt, baß ber 2Uunfd) laut würbe, bieie Sammlung einmal als geschloßenes Ganges gu erhalten eu. als 2Vanbcraus|tenung. Velber iit bies nidjt gefeßeßen, unb ein Berglcict) ber bamaligen Ausheilung, bereu Arbeiten fämtlid) oon Stubenten Stammten, mit ber jeßt im 'Viufeum füt Buch« g e w e r b e gebotenen wäre fehr interefiant. Jd) bin Sogar ber Uebergeugung, bie Stubenten würben Sehr gut abfdjneiben. Denn bas, was uns hier uorgeführt wirb, ift gum großen Teil gutes 9Rittelmaß im Stil, ben unfere neuzeitliche Graphit gejeßaffen hat, nicht mehr. Die meiden Arbeiten ber Schüler ber ßeipgiger Atabemie für grapßiiche künhe burften fid) auf gleicher Höhe bewegen. Anertennenswert ift es aber, wenn bie geiamte Stubentenichaft einer Uniucrjität, wie bie uon Jena, mit ihren Aufträgen jid) an künftler wenbet unb in einem eigenen 2lmt ihrer Bertrcter« Schaft alle Gntwürfe fontrolliert. Diefes Borbilb uerbiente allgemeine Racheiferung. Unter ben aus» gehellten Arbeiten, bie burch einen 2Bettbewerb gu« iammentamen, fielen mir als über bem Durchschnitt bie Blatate uon B- IUI e i n t e » Göln auf unb bie Ghrenabreffen non Baut H » h » * Stuttgart. Hof* fentlid) beteiligen fid) bei einer erneuten konturreng bie Stubierenben unferer Hocbfcßiifen gablreidj. Sie tarnen am beiten ifjre Bebürfnfife. Das geigen 3. B. bie Gntwiirfe, bte bie 9Jtitglieber einer 2Btener afabemifeßen Bereinigung uon kunftSchülern fer» tigten. Jebenfalls finb alle biefe Beftrebungen feßr tu begrüßen, unb es ift gu wünfeßen, baß fie feine ibealen konturrengen bleiben, fonbern prattifdj toirffam werben. Dr. E. C.