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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110428024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-28
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Nr. N7. los. Jahrgang. Leipziger Tagevla»l. /rettag, LS. NprU tSli. Ioachimslhalschen Gymnasium oorgedildet, wo er 1882 d"« Abiturientenprüsung ablept«, ging er zunächst zum Studium der Medizin in das Ausland. In Edinburg hörte er ein Semester bei Balfour Botanik und sodann «in Jahr bei Allen Thomson, William Thomson, Roger und Tleland Anatomie, Physik und Zoologie. Den Rest sa n«r Studienzeit verbrachte Trendelenburg in seiner Vaterstadt, wo Ruchert, Du Bois-Reymond, Virchow, Iüngken, Langenbeck. Fre richs, Traube und Eduard Martin sein« Leyrer waren. Seine Doktordissertation im Jahr« 1868 be handelte „Die Chirurgie der Inder". Nach Ablegung der Staatsprüfung ging Trendelenburg wieder nach Edinburg um Lister zu hören. 1868 trat er als Assi stent in die Langenbeckfche Klinik, wo er schon be deutende wissenschaftlich« Leistungen ablegte. Im Jahre 1866 beschrieb er di« von ihm erfundene Tam ponade der Luftröhre bei der Kieserresektion und ande'en Mund- und Rachenoperationen, wodurch das Einsließen von Blut in die Lunge mit ihren schäd lichen folgen verhindert wurde. Andere Arbeiten aus seiner Assistentenzeit betrafen experimentell« und mikroskop'sch^anatomische Studien zur Diphtherie. Nachdem er 1871 als Privatdo.zent in der Berliner Fakultät sich habilitiert hatte, wurde er 1871 an die Spitze der chirurchiichen Abteilung des Krankenhauses Moabit berufen, von wo er schon im folgenden Jahr« als ordentlicher Professor und Direktor der chirurgi schen Klinik nach Rostock ging. 1882 folgte Tren- dclenburg einem Ruse nach Bonn und wurde 189.8 Nachfolger Ticrschs in Leipzig. Bon seinen chirurgi schen Leistungen seien hervorgehobcn die glückliche Ausführung des Magenschnittes bei Speiseröhren verengerung und der Nachweis, dasz der Sproy zur Desinfektion des Wnndfeldes während der Operation entbehrlich ist. Sehr bekannt wurd- auch die von ihm nngeaebene Methode der Behandlung der Ilntcr- schenkelgeschwiire und Krampfadern durch Unter bindung der Win, ^apsu>nn rnaunia. In der deutschen Gesell ich ast für Chirurgie har er mehrere Male die Verhandlungen des Kongresses 's B leitet, als Lehrer war er hochgeschätzt, eine Reihe be deutender Chiru'gen ist aus seiner Schule bervor- gegangen — Bei der Hundertjahrfeier der Bres lauer Universität am 1. bis 3. August wird die Leipzioer Universität durch den Rektor Geh. Hosrat Prof. Lamprecht vertret * Freiherr Speck von Sternburg -f. Heute früh starb im Alter von 89 Jahren 5 Monaten der Majo ratsherr und Rittergutsbesitzer Alexander Maxi milian Freiherr speck von Steinburg in Lützschena. Die Beerdigung findet voraussichtlich am Montag statt. * Jubiläum. Der Pappdecker Wilhelm Carl Giersemehl in Leipzig begeht morgen das Jubi läum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit in der Dachpappen-, Holzzement- und Asphaltsabrik von Carl Ziillich in Leipzig-Lindenau, Saatfelder Straste 3. * Postalisches. Nach Vereinbarung mit der König lich Montenegrinischen Postverwaltung werden di« in Deutschland ausgestellten Postauswelskanen fortan auch in Montenegro bei der Aushändigung von Post sendungen als vollgültige Ausweispapiere angesehen. * Ausstellung künstlerischer Photographien im Buchgewerbchause. In den Räumen der Gesell schaft zur Pflege der Photographie, im Deutschen Buchgewerbehause. ist gestern «ine Ausstellung von Mitgliederarbeiten eröffnet worden, aus deren Inhalt die hervorragendsten Stopfungen zur Ausstellung der diesjährigen Aus stellung des Verbandes Deutscher Ama teur p h o 1 o g r a p h e n v e r e i n e in Eisenach verwendet werden. Durchweg sind neuere Arbeiten ausgestellt, die der Ausstellung zu einem erfreulichen Gesamteindruck verhelfen. Im allgemeinen herrschen die Landschaftsbilder vor, Werke von einer stim mungsvollen, geschlossenen Wirkung. Bei der er- folgten Prämiierung waren die Bilder der Herren Wcingärtner und Zenker auster Wettbewerb aus gestellt, da diese früher schon die höchste Auszeichnung der Gesellschaft, das Diplom, erhalten haben. Die Gesellschaft erkannte dem Bilde „Dcnkmalssilhouette" von Max Schiel das Diplom zu. Mit besonderer Freude ist zu begrüsten, dasz gerade diesem Bilde die höchste Auszeichnung zuerkannt worden ist, da die ..Denkmalssilhouette" ein Ausschnitt aus unserm Siegcsdcnkmal ist. an dem wohl alle schon vorbei gegangen sind, ohne aber die geradezu monumentale, wuchtige Wirkung des Reiterstandbildes Bismarcks so auf sich einwirken zu lasten, wi« es hier der Ver fertiger zum Ausdruck zu bringen verstanden hat Das Reiterstandbild Bismarcks tritt als Silhouette kräftig und kernig vor dem abendlich beleuchteten Rathauje hervor. Es ist weil entfernt, das geläufige Bild eines Denkmals zu sein, sondern die kompakten Masten und die stimmungsvolle Beleuchtung geben dem Bilde den künstlerischen, eigenartigen Reiz. Einem Strandbilde von Li« p mit dem Titel „Feier- abend" wurde der 2. Preis zuerkannt. Die unter gehend« Sonne lästt noch einen Hellen Streisen zwischen den Zllolken Lurchschimmern. Eine Gruppe Fischer steht am Strande, sie scheinen eben ihren Fischerkahn verlassen und ihr Tagewerk beendet zu haben. Sie steht nun plaudernd am Strande. Das ganze Bild strömt einen wohltuenden Abendsrieden aus. Der 3. Preis fiel aus das Bild „Gebirgssee" von C. H ä n e l. Hier ist ein Rciseeindruck malerisch sestgehalten; es ist ein Bild aus der groszartigen Alpenwelt gut ausgeschnitten. Die ruhige Fläche des Sees führt unser Auge zu den schneebedeckten Bergen, über denen Wolkenballen ziehen. Die Wiedergabe des Sommerhimmels ist vorzüglich. Die gute Linien führung und der Bildausschnitt erheben das Bild weit über das einer Ansicht. Von den nicht prämiierten Bildern zeichnen sich besonders zwei Porträts von Struck aus. Für Interestenten sind die Räumlichkeiten der Gesellschaft nur Sonntag vor mittag geöffnet. Nach dem, was wir gesehen haben, wird die Leipziger Gesellschaft zur Pflege der Photo graphie würdig auf der Ausstellung in Eisenach ver treten sein. * Die sächsischen Gastwirte und die Hygiene-Aus stellung. Zwischen dem deutschen Wirtestand und dem Direktorium der Internationalen Hygiene-Aus stellung war bekanntlich wegen eines Artikels der „Loziaihygienijchen Korrespondenz ein Konflikt aus gebrochen, der jetzt durch «ine Erklärung Les Direktoriums der Hygiene-Aus st el- lung beigelegt worden ist. In der betr. Erklärung wird ausgeführt, dasz die Internationale Hygiene- AusstcUuug keineswegs gegen das Gastwirtsgcwerbe irgendwie voreingenommen sei. Es handle sich viel mehr bej dem fraglichen Artikel um eine seuilleto- nistische Darstellung, durch die die sozialen Wand lungen dargetan werden sollten, die das Gasthaus vom Mittelalter bis auf den heutigen Tag durch gemacht hat. Der Verfasser des Artikels habe nur gelegentlich, und das in einem nicht beleidigenden Zusammenhänge, die Tatsache gestreift, dasz gewisse soziale Schäden auch aus übertriebenen Wirtshaus besuch zurückzuführen seien. Selbstverständlich habe der Schreiber damit einmal die Gastwirtschaften im Auge gehabt, deren Existenz das anständige Gast wirtsgewerbe selbst nur ungern sehe, und dann auch den Alkoholmifzbraucb, besten schädliche Folgen ja niemand leugnen könne. Es gebe l»eu1e sicherlich, mit Ausnahme vielleicht von vegetarischen und alkohol feindlichen Eiferern, kaum einen Wissenschaftler, der sich nicht sage, dasz in unserm sozialen und wirtschaft- schastlichen Leben dem Gasthaus eine durchaus be rechtigte Ralle zukomme. Dasz die Internationale Hygiene-Ausstellung diese Tatsache nicht verkenne, gehe schon daraus hervor, dasz in den verschiedensten Abteilungen, uno zwar sowohl nach der wissenschaft lichen als auch nach der industriellen Seite hin. die Hygiene des Gasthaus- und Hotelwesens zum Aus druck komme. Dem Unterkunfts--und Verpflegungs wesen sei sogar ein ganzes Kapitel gewidmet. Das Direktorium wolle gern erklären, dasz die InternMio- nale Hygiene Ausstellung Dresden 1911 weit davon entfernt sei, dem Stand, der in Anbetracht unseres modernen hochentwickelten Verkehrs als ein bedeuten der Faktor anzusprcchen sei. ihre Anerkennung zu ver sagen. geschweige denn ihn zu verunglimpfen, und die Hygiene Ausstellung bei Aufnahme des Artikels nicht im geringsten daran gedacht habe, dasz er mißverstan- den oder gar als eine Beleidigung des Gastwirts gewerbes ausgcfafzt werden könne. * Die Beute des Taschendiebes. Wie wir bereits mitgetcilt haben, wurde kürzlich im Residenztheater in Dresden ein Taschendieb namens Born verhaftet. Born gehört einer internatio nalen Taschendiebesbande an. die aus Russisch Polen stammt, und die fast alle Grossstädte heimgesuchl hat. Wie festgestellt worden ist, hat sich Born in den Mo naten März und Februar 1911 — während der Vormeste — in Leipzig ausgehalten und während dieser Zeit sind hier hauptsächlich in Theatern Taschen diebstähle verübt worden, die ohne Zweifel auf Borns Konto zu setzen sind. Unter den bei ihm vorgefun denen Sachen befinden sich eine goldene Herren- Sa vonettuhr mit der Nummer 44110632, eine Schönrsritstenksbinett. Aus Berlin wird uns geschrieben: Eine sehr reizvolle Kunst, di« noch nicht all§u lange wieder in Deutschland neu belebt wurde, ist dre Kunst der Medaille und Plakette. Die erlesenen Werke der Renaissance gaben Vor bilder und die bewunderungsvollen Stück« der fron zösischcn Meister Roiy, Lhaplain, Charpentier lockten zur Nachfolge. Frankreich hat diese Artistik auch zweckvoll ausgenutzt. Seine Briefmarken, seine Mün zen sind künstlerische Modellierungen. Und die schrei tend«, weithin sehend« Frauengestalt, la France, ist eine Schöpfung Rotys, der dieser Tage gestor ben ist. Deutschland hat ia leider noch sehr häßliches Geld, und die Postwertzeichen und Scheine blühen in kompromittierendem Ungeschmack (Während z. B. auib Oesterreich in allen seinen Marken, vor allem aber rn den Spezialitäten Bosniens und der Herze gowina, mit Landschaflsminiaturen hohe Kultur zeigen.s Dabei gibt cs bei uns hervorragende Be gabung für solche Kleinskulpiur. Einen Eindruck davon erhält man in einer Schau tischsammluna, die das Berliner Kunstge werbemuseum aufboute. Man sieht hier re präsentativ vertreten Meister wie Ernst Moritz Genger mit einer Landwirtschaftsmedaille, auf der ein kraftvoller Stier in allen seinen Prachten prangt, als wäre er Europas Stier, und man könnte sich die Umschrift dazu denken: «nxÄi .lovi, li<>ot. bor-i; ferner Lederer, den Bismarck-Lederer, mit markig geschnittenen Porirät-Gedenkmünzen: Dasio mit einer vielseitigen Kollektion voll besonderer Physiognomie. Dignettenhaft sind einige, m das Kreisrund sind Ge stalten eingeschrieben, wie sie in alten oder von Josef Sattler erneuten Initialen erscheinen, z. B der „Städtebauer", eine gewaltige, ,'ich bückend« Christo phorusgestalt, die in der -yk-opischen Faust ein Haus trägt, oder der Satiriker im Narrentanz von den Flaiterschnüren einer neunschwänzigen Peitsche um- prastelt: andere haben interessante Patinierung und pikante Polychromie; die Jungfrau mit dem Einhorn trägt einen goldenen Kranz und da« Märchentier Goldbufc Und der Erzengel Michael hebt sich silber herrlich au« tiefbraunem Bronzegrund. Große, wird im Porträt geleistet, Fülle der Charakteristik auf kleinem Raum lapidar gesammelt, dargrstellt. Hier findet sich meist die Liereckform der Plakette. Während bei der Münze die Schrift al» Rundornament am Rande kranzartig läuft, ist sie bei diesen Tafeln als Sockellciste verwendet Eine solche Plakette widmet« Hans Weddia dem toten Menne!: ein schattenhaft auftauchende«, halb ,m Grunde haftendes Relief, die Lugen erloschen hinter der Brille, machtvoll der Schädel über den zaltiaen Halswülsten. Max Klinger mit überbufchendem Haar und Fauns-Tpitzbart schaut aus einer Silbertafel von Felix Pfeifer. Mommsen mit dem Antlitz einer Parze modellierte Joseph Kowarzik, der jüngst Dahingegangene, Pcuriz Huber mit dem bebrillten Schulmeistergesicht lebt in Rudolf Bosselte Prä gung wieder auf von den Toten. Bismarck und Moltkc bannte der für seinen Vismarckdenkmalent- wurf preisgekrönte Hermann Hahn in einen magi schen Kreis: die so verschiedenen Köpfe wirken neben einander wie das Doppelbild eines Recken und einer Norne. Monumental aber ragt das Bismarckhaupt von Hildebrandt. Ern dunkler Rundschild mit er höhtem Raird, darin eingeschrieben die Helmwölbung und unter ihr da, Heroengcsichr, einfach und groß. Sinnvoll bietet sich diese Kunst für Familien Gedenk zeichen dar. Toppelporträrs der Ehepaare sicht inan entweder profilhaft oorcinandergcstcllt, oder in reizvoller Variation gegenüber, sich in die Augen sehend, und zwischen ihnen hängt eine Blume. Sehr dankbar sind Kinbcrmodcllierunqcn mii dem rundkugeligcn, kahlen Bamblnoköpfchen oder sauf Bossclts Medaille seines Arno) mit den zarten Härchen gleich Aehren. Sehr anmutige Mädchenzüge begegnen uns. In Memoriam Josephina« steht auf der Münr« Theodor von Gosens mit dem lieblichen Bildnis im glatten Scheitel und Rundschncckcn über den Ohren. Und Bruno Elkans zierliche Hedwig steigt im Blumen kranz lang und schlank empor wie «ine slorennnische Tornabuoni. Humor« fehlen nicht und Imprcisionen. Leibhaftig gegriffen sind die Tierrcliefs von A. Storch. Sehr drollig vor allem seine animali schen Namensvettern. Eine Doublette, ein Storch mit geschlossenem Gefieder überschnitten von den fächerig gebreiteten Flügeln des anderen, und im spitzigen Schnabel ein Zappclsrosch. Hans Scbwe- qerle fabuliert launig in Bronze. Sein Sankt Petrus ist recht der Himmelspförtner aus den Kinder rind Hausmärchen voll Schalkheit und brummender Gutmütigkeit. Uyd der Gaukler in der Ovalforrn zeigt das witzige Motiv, dasz di« Narrenkappe den Rand durchbricht und darüber hinausragt. (Vergleichbar dem Durch bruch de« kecken Frauenhute, auf Cb^rers Medaille la Lire.) Derb und drastisch strotzt das Festzrichen Lommel« für eine Banernkirchweih mit dem grotesken Kirmcspfeifcr und seiner vergnügten Vivatnase. Und sehr drollig macht sich in der Kowarzikserie neben „des Künstlers Gattin" — des Künstlers Köchftr — eine strotzende Hill« Bobbc I'etrr D oppemder-x K a v a l i e r u h r k e t t e, an der sich als Anhängsel ein aufklappbares Buch, mrt roten Steinchen verziert, befindet, ferner ein Portemonnaie von feinem schwar zem Leder mit goldenem Schloß und ebensolchem Bü gel. Bisher haben Eigentümer dieser Sachen nicht ermittelt werden können. Gegenwärtig werde« die Sachen bei der hiesigen Kriminalpolizei verwahrt, und Bestohlene können sich auch dort zur Besichtigung einfinden. * Der Verein der Deutschen Musikalienhändler zu Leipzig hält am 16. Mai 1911 nachmittags 3 Uhr im Sachsenzimmer de» Deutschen Buchgewerbe Hauses zu Leipzig seine ordentliche Hauptversammlung ab. * Zu dem Einbruchsdiebstahl in der Seumestraße Nr. 2S sind inzwischen der Kriminalabteilung eine Anzahl Wahrnehmungen mitgcteilt worden. Don großer Wichtigkeit sind die Angaben eines Siraßenbohnwagenführers. Dieser hat am 25. April nachmittags auf der Kreuzung der Jahn- und Kön neritzstraße zwei junge Leute beobachtet, die einen schweren Gegenstand in Form eines 30 Zenti meter hohen und ebenso breiten Kastens, der in ein Tuch eingeschlagen war, getragen haben. Beide Leute haben den Straßenbahnwagen bestiegen, und einer, der mit grauem Iackettanzug bekleidet ge wesen ist, hat am Baycrschen Platz den Wagen verlassen, während der andere, mit dem Kasten, an der Iohannisgasse ausgestiegen ist und die Richtung nach dem Grimmaischen Steinweg einge schlagen hat. Letzterer war mit braunem Anzug und weichem, grauen Hut bekleidet. Beide standen im Alter von 20 bis 25 Jahren. Jedenfalls waren die beiden Personen die Diebe und hatten ihre Beute bei sich. Auf die Wiedererlangung sind bekanntlich 200 Mark Belohnung ausgesetzt. Alle diejeni gen, welche über die beiden Personen nähere Angaben machen können, werden ersucht, umgehend ihre Wahr nehmungen der Kriminalpolizei mitzuteilen. * Feuer in Stötteritz. Heut« früh kurz vor 848 Uhr wurde die Feuerwache am Gerichtsweg zu einem Feuer alarmiert, das angeblich in der Mül kauer Straße ausgebrochen sein sollte. Als die Wehr dorthin kam, stellte es sich heraus, daß bei der Feucrmeldung vergessen worden war anzugeben, daß die Mölkauer Straße in Stötteritz gemeint war. Dadurch gingen natürlich für die Lkehr kostbare Mi nuten verloren, denn als sie an der Brandstelle Mölkauer Straße 55 ankam, fand sie bereits einen so ausgedehnten Brandherd vor, daß der den Zug füh rend« Oberfeuerwehrmann sofort die Meldung Groß feuer an di« Wache nachgab, worauf sofort der gerade dienstfreie, aber in der Wache anwesende Brand meister B o i g t an Ort und Stelle eilte. Das Feuer war im Fabrikgebäude der Baubeschlägefabrik von Gebrüder Wechsler ausgebrochen, und zwar in der im Parterre belegenen Schmiede. Wahrscheinlich durch Funkrnsprung waren di« Balken der Decke in Brand geraten, hatten an dem trockenen Holz reiche Nahrung aefunden und die Decke durchgcbrannt. Das Feuer verbreitete sich mit rasender Geschwindigkeit in die oberen Etagen, so daß Brandmeister Voigt so fort mit zwei Schlauchleitungen angreifen ließ und so erreichte, den Brand auf seinen Herd zu beschränken und vor allem die Fabvikräume selbst zu schützen. So ist nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Ge bäudes von dem Feuer betroffen worden. Die Ab löschung des Brandes war dann bald möglich, doch batte di« Wehr mit den Ausräumungsarbeiten längere Zett zu tun, so daß sie erst nach 2'L-stündiger Tätigkeit wieder in das Depot oinrücken konnte. Der verursachte Schaden betrifft fast nur das Gebäude, ist nicht allzugroß und durch Versicherung gedeckt. Eine Betriebsunterbrechung findet nicht statt. * Gesuchte Kindesmörderin. Am 22. April wurde in der Nähe des Wilhelm st eges von einigen Knaben die Leiche eines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts aufgefunden. An scheinend ist das Kind erdrosselt. Die Leich« wurde nach dem Institut für gerichtliche Medizin übergeführt. Als Kindesmutter ist dringend verdächtig eine unbekannte Frauensperson im Alter von 30 bis 40 Jahren, die schwarz gekleidet gewesen ist und ein« Markttasche bei sich gehabt hat. Etwaige Wahr nehmungen wären der Kriminalabteilung sehr er wünscht. « Bauernfänger. Aus Frankfurt a. M wird uns berichtet, daß dort 6 Männer weaen Bauernfängerei verhaft«! worden sind. Ihren Opfern nahmen sie die Barschaften durch Kümmelblättchenlpiel ab. Die ge fährlichen Gauner gehören den verschiedensten Berufs klassen an und stehen im Alter von 17 bis 43 Jahren. Photographien der Verhafteten liegen bei der hiesigen Kriminalpolizei aus. Da nicht ausgeschlossen ist, daß die Betrüger auch hier Gastrollen gegeben haben, wäre es erwünscht, wenn sich etwaige Geschädigte so fort bei der Behörde melden würden. * Gestohlen wurde in der Rohrteichstraße von einem Rollwagen eine Rolle Walzblei, 16 Kilo gramm schwer. * Verhaftungen. Lin 21 Jahre alter Arbeiter aus Kleinzschocher, der von der hiesigen Ge richtsbehörde wegen Diebstahls verfolgt wird, wurde gestern ausgcgriften und verhaftet. -- Wegen Sittlich keitsoerbrechens erfolgte die Festnahme eines 22 Jahre alten Schriftsetzers aus Delitzsch. — Weiter kam in Hast ein 41 Jahre alter Bau unternehmer aus Altenhof, der schon seit geraum r Zeit wegen verschiedener Betrügereien von den hiesigen Gerichtsbehörden verfolgt wird. Er hielt sich jetzt hier heimlich auf. — Wegen Kuppelei er folgte die Festnahme eines 25 Jahre alten Kell- nersausBerlin, gegen den schon einmal wegen gleichen Deliktes «ine Untersuchung schwebte. * Brände. Im Lagerraum einer Fabrik in der Elisen st raße geriet gestern eine Partie Briketts durch Selbstentzündung in Brand. Das Feuer wurde von der Feuerwehr bald gelö cht. — Im Vorführungs raum eines kinematographi chen Theaters in der Dufour st raße verbrannte gestern ein Film in folge Kurzschlusses. Die im Zuschauerraum befind lichen Personen waren nicht gefährdet. — Infolge von Selbstentzündung gerieten gestern abend in einer Fabrik in der K ö r n e r st r a ß e Sägespäne in Brand. Die Feuerwehr beseitigte schnell jede weitere Gefahr. * Strahenunfall. In der Leipziger Straße in Stötteritz wurde gestern eine 73jährige Frau von einem Radfahrer umgeriss'n und ganz erheblich an der linken Wade verletzt. Sie mußte sofort in ärzt liche Behandlung genommen werden. Inwieweit den Radfahrer ein Verschulden an dem Unglücksfalle trifft, konnte mit Sicherheit noch nicht festgestellt werden. ** Lin Zusammenstoß zwischen einem Geschäfts automobil und einem Radfahrer ereigne!« sich heute früh in der Tauchaer Straße, ging aber noch glücklich ab, da Verletzungen nicht verursacht wurden. Nur das Rad erlitt einen geringfügigen Schaden. ff Verstorben ist im Krankenhause zu St. Jakob infolge der schweren, inneren Verletzungen der 12 Jahre alte Schulknabe Richard Teich mann aus der Burgstraße. Der Knabe war, um einem Turnunterrichte zuzuschauen, in der Nähe einer Schule an der Plagwitzer Straße aus das Dach einer Maler werkstatt geklettert, und däbei durch ein Oberlicht fenster aus beträchtlicher Höhe in den Raum hinabgestürzt. Kus Ssütlen. Dresden, 27. April. * Hofnachrichten. Der König empfing vormittags mehrere Offiziere zur Meldung sowie die Herren Staatsminister, Hofdepartementschefs und den Kabinettsekretär zu Vorträgen. O- * Nossen, 28. April. (A ch t u b r l a d e n s ch l uß.j Hier wird am 1. Juni der Amtuhrladenschluß für sämtliche Geschäftszweige, mit Ausnahme der Bar biere und Friseure, eingeführt. * Gittersee, 28. April. (Tot aufgefunden) wurde das vierjährige Kind des Einwohners Brühl, welches auf die Sitzgelegenheit Les Aborts gekletten und in letzteren gefallen ist. Sus Lachlens Umgebung. Altenburg, 28. April. (Hoher Besuch.) Im Verein mit dem Herzog und der Herzogin be- »uchte der gegenwärtig in Hummelshain weilende Kronprinz von Sachsen das Saalestädtchen Orla münde — das thüringische Bethlehem genannt — und fand besonderes Interesse an der altehrwürdigen Kemnaie. Gin protrlt wilüenvruchs gegen üie TheaterviUeMeuer. Als vor sechs Jahren, im Frühjahr 1905, die Berliner Lustbarkeitsstcuer auf der Tagesordnung stand und ihre Einführung vom Magistrat erwogen wurde, griff Ernst o. Wildenbruch zur Feder zu einem Protest gegen das Projekt, der dann — von einer Reihe hervorragender Persönlichkeiten unterzeichnet — als Ausruf veröffentlicht wurde. Der Dichter, den nun schon geraume Weile der grüne Rajen deckt, schrieb damals u. a.: „Wir fragen, ob es der Stadt Berlin, der Haupt stadt von Deutschland, des Mittelpunktes unserer Kultur, würdig und entsprechend ist. Las Theater, start es zu fördern, Lurch steuerpolitische Maßregeln zu schädigen. Denn eine Schädigung würde eintreten, weil gerade der beste Teil unseres Thcalerpublitums unter dieser Steuer leiden würde. Mögen die reichen Theaterbesucher den Steuerzuschlag zu ihren teuren Billetten ohne Murren bezahlen, mögen die ganz billigen Billette der Arbeiter von der Besteuerung freidleiben — der Steuer unter worfen bleibt die breite Masse der Billette zu mittlerem Preise, der Steuer unterworfen alles, was Bildung, aber kein Geld hat: Lehrer und Gelehrte, Gewerbetreibende aller Art, Beamte und Offiziere, Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten. Allen diesen. Lenen der Theaterabend ebensowenig wie dem Arbeiter nur eine Stunde müßiggängerischen Zeitvertreibs, denen er vielmehr eine Erhebung aus des Tages Last und Mühe bedeutet, die sie am liebsten in Gemeinschaft mit ihren Familien genießen, würde der Besuch des Theaters durch die Steuer erschwert, wesentlich erschwert werden. Und hiergegen erheben wir unsere Stimme. Den Segen, den die deutsche Kultur für die Welt gewirkt Hal, leiten wir daraus her, daß der Zutritt zu den Gütern des Geistes in Deutschland jederzeit jedermann, ohne Rücksicht auf Besitz oder Mangel an Besitz, offengestanden hat. Dabei soll es bleiben. Für die Aufrechterhaltung dieses Kulturgedanken» treten wir ein. Die einzige naturgemäße Weiterentwicklung dieses Gedankens würden wir darin erkennen, daß der Theaterbesuch auf jede nur mögliche Weise billiger gemacht würde. Gegen ein« Maßregel aber, wie die vom Berliner Magistrat gegenwärtig erhobene, durch di« das Gegenteil hiervon bewirkt, der Theaterbesuch verteuert werden würde, erheben wir, weil wir ihn als kulturfeindlich, al« gegen die innerste Art deutschen Denken« gerichtet empfinden, hiermit öffentlich vernehmlichen Protest." Diese Ausführungen, die dem „Berl. Lok.-Anz." von der Witwe Wildenbruchs freundlichst zur Ver fügung gestellt werden, treffen auch heute noch zu. Kunst unü WMenlchsst. * Einen Lortzing-Zqklus veranstaltet das Hof theater zu Weimar im Laufe Les Mai, und zwar werden „Der Waffenschmied", „Undine", „Der Wild schütz", „Zar und Zimmermann", „Die Opernprobe" und „Die beiden Schützen" zur Aufführung kommen. * Goethe-Aufführung im Burghose. Im An schluß an das am 21. und 22. Mai stattfindende Hal- lesche Musikfest veranstalten einige Mitglieder des Halleschen Stadttheaters eine Aufführung im Burg höfe der alten Moritzburg. Zur Aufführung gelangen Goethes Schäferspiel „Die Laune des Verliebten" und „Hcrbstzauber" von Rudolf Presber. Die Aufführung findet ohne Requisiten unter freiem Himmel statt. * Bund zur Einbürgerung der bildenden Kunst. In einer Versammlung von 4000 Personen aller Stände, darunter viele Arbeiter, wurde im Nibelungensaal des Mannheimer Rosengartens ein „Freier Bund zur Einbürgerung der bildenden Kunsts errichtet. In seiner Ansprache verhieß der Direktor der Mannheimer Kunsthalle Dr. Wichert, der Anreger der Versammlung , den Angehörigen des Bundes eine „Akademie für j e d e r m a n n", die der Verbreitung von Kunstbildung dienen solle, ferner eine eigentümliche Derkaufsorganisation, die den Zweck hat, die Tagesproduktion ter Kunst beim Volk einzubürqern. und endlich eine Rat- und Auskunfts stelle in künstlerischen Dingen, daneben große Aus stellungen und Propaganda in Wort und Schrift. * Oberammergau kann in diesem Jahre das hundertjährige Jubiläum seiner Passion feiern. Seit 1811 haben insgesamt 296 Auffüh rungen des Passionsspieles stattgefunden, die eine Einnahme von 4 390 000 brachten. Da di« Aus gaben rund 3 Millionen Mark betrugen, einschließlich der Spielhonorare in Höhe von 1780 000 so ist der Reingewinn eigentlich nicht gar so groß, wenn man b«denkt, daß Reinhardt allein im abgelaufenen Theaterwinter in Berlin mit den Oedipuswieder- holungen eine drittel Million Mark eingenom men hat. * Theaterchronik. Mina Wagner verw. lieber horst ist in Dresden im Alter von 71 Jahren durch einen Unglücksfall gestorben. Sic gehörte in den sieb ziger Jahren zu den gefeiertsten Operetten sängerinnen.
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