Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis iLr L«G»t« »d V—et« d«ch »MW, Träarr »»» 8o«»U«n« r»«l»IZltch in, v«»» gebracht: w M. »»»att, ».7» Ml. viert^iibrl. V«t »»i«n» SUlale» >»» nada-e-ellen abaehMt: 7T «. »onalU. L» Ml. »tert«li«hL »«ch M« P»pr innerhalb D«ntigla»d. n»d der begliche» «olonieir «teNeliahrl. b.M Ml., «,natl. 1.N Mk. aa,Ichl. Poftbeltellgrld. Kerner in Belgien, raaeinort, de» Danauftaaten, Italien, Lniemdnrg, Niederlande, Nor wegen. Oesterreich-Ungarn, Nn^land, Schwede^Schwei, ». Spanten. 2n alle« übrige» Staaten »nr direkt durch di« <reschitst»ktell« de» Blatt« erhLltltch. Da, Leipziger Tageblatt «richeint »mal täglich. Son», n. Feiertag, «nr ar«,««. Aboanementa-Annah»«: 2»b«»»t«»I, t, bei »nleren Trägern, Filialen, Spediteuren und Lnnahmeftelle«, Irrst« Postämtern u»d Briefträgern. »t»,«l»«rkank,»r«t, »W. Nr. los. Akbend-Andgabe. Vonnrrsttly, üen 20. gprll lSll. NWgerTagMM Handelszeitung. Ämtsvlatt -es Rates und -es NoNzeiamtes Ser Stabt Leipzig. Anzeigkn-PrkiS für Inieratt au» Letp,ia und Umgebung di» lipaltig« Petit,eil« L Pf , die Neklom«. ,«ile > Mk. von au»wärl, 30 Pi, Reklamen ULl Mk.. Injerate von Behörden im amt lichen T.il dt« Petit,eil« SV «s. G«Ichast»an,eigen mit Piouoorichriften ». in der Bdendaurgad« im Preti« erhöht. Rabatt nach Taris, «etlogrgebühr Triaml- auilag« L Mk. p Tauiend erkl. Postgrduhr. Terlbeilag« hoher. FefterteUte Auitraae können ntcbr ,urück- aezogen werde» Für da» Erscheinen au oeiltwmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. klnzetgen - Annahme 2«h»»»i,gaii« b, bei iimtlichrn Filialen ». allen Lnnoncen- E,pedition«a d«. In- »ad Lu,lande» »nick und «erlag »«, L«t»^g«r Tago- bl«tt« ch. V«lz. Inhaber: V«»l Nitriten. «edaktio» «» »eich«st,stell«: Iohanni,goli« 8. Frrniorecher: lZM. l«KS3. ltSSt va»pt-Fili«l« De«,»«a: Seestrag« < l lTelephon «L2Q. l05. Zshrgsng. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 6 Seiten. Streik« unü Auslperrungserkvlge. Im Band 249 der Statistik des Deutschen Reiches wird die amtliche Statistik über Streiks und Aus sperrungen in Deutschland für das Jahr 1910 veröffentlicht. Wir teilen im folgenden die wich tigsten Zahlen mit: Im Jahre 1910 find im Deutschen Reiche 2113 Streiks mit 155680 Streikenden beendet worden. Betroffen wurden hiervon 8276 Betriebe mit 374 038 Arbeitern. Die Zahl der Streiks in 1910 ist erheblich größer als in den Jahren 1909 und 1908, aber ge ringer als 1905 bis 1907, der Jahre einer Hoch konjunktur. Bon den Streiks im Jahre 1910 blieben 42 Proz. unter der Zahl von 20 Beteiligten, 43 Proz. betrafen 21 bis 100 Beteilig«:, nur 17 Proz. nahmen einen größeren Umfang an, und zwar umfaßten 93 Streiks 201 bis 500 und 38 über 500 Arbeiter. Wie stets in Zeiten aujsteigender wirtschaftlicher Ent wickelung, überwog die Zahl der Angriffsstreiks mit 1977 Hallen und 1-19 552 Arbeitern weitaus die Zahl der Abwehrstreiks mit 136 Fällen und 6128 Streiken den. Fast ein Viertel aller Streiks entfällt aus das Baugewerbe (506), dann folgen in weitem Abstand dos Holzgewerbe (314), die Maschineninduslrie (214), die Metallverarbeitung (204), die Industrie der Nahrungs- und Genußmittel 137), das Bekleidungs gewerbe (134), die Industrie der Steine und Erden (119), die Textilindustrie (107); erwähnt seien schließ lich noch das Handelsgewerbc mit 75 und das Ver- kchrsgcwerbe mit 71, endlich Bergbau mit 28 Fällen. Nach der Jahreszeit fielen die meisten Streiks in den Sommer (32 Proz.), dann folgen der Herbst (30,4 Pro zent), der Frühling (25,6 Proz.) und der Winter »12 Proz.), während in den vorhergehenden Jahren der Fiühling die stärkste Streikbewegung auswies. Weniger als einen Tag dauerten 82 Streiks, 1—5 Tage 794, 6—10 Tage 307, 11—20 Tage 299, 21—30 Tage 172, 31—50 Tage 196, 51—100 Tage 190, endlich über 100 Tage 73 Streits. Wie früher standen auch 1910 die Lohnforderungen unter den Gründen der Streiks weitaus im Vordergrund. Von sämt lichen Streiks batten knapp 20 Proz. vollen, 13 Proz. teilweisen und 37 Proz. keinen Erfolg. Von den 8276 bestreikten Betrieben wur den 2209 zum völligen Stillstand gebracht. 87 Proz. der Streikenden waren zum sofortigen Niederlegen -er Arbeit berechtigt, 22 Proz. toten dies unter Ver tragsbruch: „die Zahl der Vertragsbrüchigen hat im Berichtsjahr wesentlich abgenomnnn". Auf Antrag -ex Arbeiter wurden 1254 (59 Proz.) aller Streiks, auf Antrag der Arbeitgeber 567 (27 Proz.) Lurch Vergleichsverhandlungen beendigt, und zwar 830 Fälle unmittelbar zwischen den beteiligten Parteien, 92 vor dem Gewcrbegericht, 818 durch Vermittlung von Be- rufsvcreinigungcn oder dritten Personen Polizei und Staatsanwaltschaft batten in weniger Fällen als in 1909, aber mehr als in früheren Jahren sich mit Streiks zu beschäftigen. Während die Höchstzahl der Aussperrungen bisher 1905 und 1906 erreicht worden ist und sie 1908 und 1907 stark zurückgingen, haben sie 1910 den Gipfel er reicht mit 1115 Fällen in 10 834 Betrieben mit 306 613 Beschäftigten und 214 129 Ausgesperrten. Der Umfang der Aussperrungen übertrifft also erheblich Vss Grüne «uw. Roman von August Weiß!. 23j <Nacdbruck verboten.) Den ganzen Tag über instruierte sie das Mädchen, so daß dieses über alle Details genauestens informiert war. Sie mußte, sobald sie im '«servierten Coupe sich befand, die Tür absperren, knapp vor Pontebba die Perücke ablegen und die Klerüer tauschen, dann trachten, unbemerkt an dem Polizisten vorbeizukom men, und ohne sich um etwas weiter zu kümmern, sofort über den Lofinbach wieder auf italienischen Boden zurückkehren. Dort war sie geborgen. Endlich kam die schwere Stunde. Die Baronin wußte, was auf dem Spiele stand, und spannte ihre ganze Willenskraft an, die Täuschung ourchzuführcn. Der Senator, Marietta und sie fuhren zur Bahn. Klopfenden Herzens warteten die drei auf den ent scheidenden Augenblick. Mit Rücksicht auf die grelle elektrische Beleuchtung des Perrons hatte die Baronin ihrem Kammermädchen einen dichten Reijeschleier umgelegt. Schon im Warteraum bemerkten die Frauen, wie ein Mann sie beobachtete. Doch die Aufmerksamkeit, mit der er jeder Bewegung Mariettas folgte, sagte der Baronin, daß der Polizist jene für sie hielt. Nur die Begegnung mit Doktor Martens fürchtete sie noch. Als sie auf den Perron hinaustrat, flog ihr Blick suchend die Reihen der Wartenden ab, um den Kom- missar zu entdecken. Sie bemerkte ihn erst, als sie knapp vor dem Waggon stand; denn Doktor Martens stand bekanntlich hinter einer Säule. Rasch stieg sie hinter Marietta in den Waggon, um ihr Reisekorb und Plaid nachzutragen. Im Coupe riß sie die schwarze Perücke vom Kopfe, trat zum Fenster, nickte dem Vater zu und hielt dem Blicke des Kommissars stand. Als sie sah, wie dieser auf den Wagen zueilte, stülpte sie rasch die Perücke wieder über ihr Haar, schlüpfte auf den Gang hinaus und verließ im Augen blicke. als Doktor Martens vorne ausstieg, rückwärts das Coups. Agent Huber, an dem sie vorbei mußte, hatte sie schon den ganzen Abend über für das Kammermädchen gehalten und ließ sie passieren. Während sich der Zug in Bewegung setzte, eilte die Baronin über das Gleis und verschwand in einem Coups dritter Klasse des Romer Postniges In San Sebastiano, einem kleinen Städtchen, ver ließ sie den Zug ungefähr um die Zeit, als Marietra den der Streik». Doch konzentriert sich die Bedeutung der Aussperrung fast ausschließlich auf 3 Gewerbe: vor allem Baugewerbe (91 Proz. und 81 Proz. aller Arbeiter), Ntetalloerarbeitung und Maschinen- inüustne. Die gewaltige Aussperrung im Bau gewerbe, die im Frühling begann und Mitte Juni durch Schiedsspruch beigelegt wurde, drückt den Ar beitskämpfen des Jahres 1910 den entscheidenden Stempel auf. Von den Aussperrungen hatten nur 7 Proz. vollen, 91 Proz. teilweisen, 2 Proz. keinen Erfolg. Es ist bekannt, daß die amtlichen Zahlen mir denen der Gencralkommission der Gewerkschaften meist nicht Überernstimmen, nach deren Statistik natürlich die Er folgzahlen erheblich günstiger sind. Man wir- daher, ehe man zu einem definitiven Urteil schreitet, di« Ler- ösfentlichungen der Gewerkschaften mindestens ab warten müllen. Zugegeben ist. daß der Begriff „Er folg" an sich schon eine ziemlich subjektive Sache ist, so daß sich die Verschiedenheit der Zahlen wohl er klären läßt. UeberüleTagungsüsuerüesRelchstags wollen die „Münchn. N. Nachr." zuverlässig erfahren haben, daß in einflußreichen Regierungs- kreisen, denen sich die Führer des Zentrums und -er konservativen Partei anschließen, der Wunsch und der Plan laur wird, dem Reichstag noch den Ent wurf des Budgets für 1912 vorzulegen. Folgende Erwägungen gelten für diesen Plan: „Der Etat für 1912 würde verhältnismäßig ein fach und klar sein, da die Heeresvorlage in diesem Jahre neu geregelt worden ist und die Bauten für große Schiffe sinken. Die Legislaturperiode läuft nicht am fünften Jahrestage der Auflösung -es Reichstages, sondern mit der fünften Wieder kehr des Haupttages der Neuwahl ab, so daß der Reichstag von November bis Ende Januar Zeit für die Beratung und Bearbei tung des Budgets haben würde, was ausreichend wäre. Dann hätte die Regierung freie Hand, ernen ihr paffenden Termin für die Wahlen anzusctzen." Die „Münchn. N. Nachr." bemerken, daß dieser Plan bei der Regierung und den Reichstagskreisen sehr lebhaft erörtert werde. Eine andere Frage, so meint das Blatt aber selber, sei es. ob dieser Plan an der entscheidenden Stelle durchdringen und ab der Reichskanzler sich in diesem Sinne schlüssig mackjen werde. Ole Lage im mjttelüeutlchen Brsunkolrlenbergvsu spitzt sich mehr und mehr zu. So sind unter den Be legschaften der Braunkohlenbergwerke bereits Kün digungszettel verteilt worden, die am 20. d. M. eingereicht werden sollen. Weiter wir- uns dazu ge schrieben: Wenn die Vergarbeiterführer die Belegschaften der Braunkohlenwerke jetzt zu einer Arbeitsnieder legung aufwiegeln, so treiben sie ein geradezu frivoles Spiel. In der Ablehnung des eingereichlen Tarif vertrages halten alle Braurrkohlemoerke im König reich Sachsen, in Sachsen-Altenburg, in der Pro vinz Sachsen und in Braunschweig einmütig zu sammen. Geschloffen steht auch der gesamte deutsche Bergbau in der unbedingten Ablehnung des Lohntarifs auf ihrer Seite. Der Kämpf in Udine eintraf. Vorsichtig, um ja nicht aufzufallen, mengte sie sich unter di« Reisenden und ließ sich vom Gedränge bis zur Ausgangstür schieben. Der Portier sah gar nicht auf, als sie ihm die Karre reichte. Die Baronin ging ein Stück stadteinwärts mietete dann ein Fuhrwerk und fuhr zur Station zurück, um mit dem um zehn Uhr fünfzig Minuten abgehenden Zuge ihre Flucht fortzusetzen. Sie löste eine Karte nach Cincio, einem kleinen Nestchen an der von St. Sebastiano abzweigenden Vizinalbahn, und nahm wieder in der dritten Klasse zwischen den Bauern Platz. Nach halbstündiger Fahrt l ieft der Zug in Cincio. Der Bahndiener, der auf 8er kleinen Station die Karten hätte abnehmen sollen, war nicht zu sehen. Vermutlich befand er sich in .mem Wirtshause. So gelangte die Baronin, ohne lit jemand zusammen zustoßen, aus dem Stationsgebäude. Und ohne lange zu überlegen, stapfte sie mutig durch den Schnee den Feldweg hinan, der nicht zum Ort, sondern in entgegengesetzter Richtun" durch die Ebene lief. Nach einstündigem Marsch tauchte vor ihr ein grauer Komplex auf. In einem der Parterrefensterchen sah sie noch Licht. Sre schritt zu dem beleuchteten Fenster unv klopfte leise an. Man vernahm das Geräusch nahender Schritt«, dann preßte sich eine runzelige Wange an die Scheiben. Eine alte Frau richtete ihre Blicke auf die Baronin und schrie: „Wer ist da?" Die Baronin antwortete nicht. Sie machte der Alten bloß ein Zeichen. Die Frau öffnete das Fenster und fragte leise: „Was wollen Sie?" Die Baronin neigte sich zum Ohre der Alten nieder und flüsterte: „Ich bin's! Meta! Mach' rasch die rückwärtige Tür auf. Aber mach' keinen Lärm!? Und das Licht verlöschen!" Die Alte sah beim Klange -er Stimme erstaunt auf, murmelte ein .,D«o mio!" und verschwand im Zimmer. Die Baronin ging ums Haus herum. Die Alte erwartet« sie schon bei der off'ncn Tür. In der Dunkelheit tappte die Baronin voraus, durch einen Gang einer breiten Stieg- zu. Man sah, daß sie hier nicht fremd war. Die Alte öffnete die Tür eines kleinen, niedrigen Parterrezimmerchens. Die Baronin warf sich erschöpft in einen Lehn würd« von den Arbeitern unter sehr ungünstigen Be dingungen ausgenommen werden. Neben den großen Braunkohlenbrrkettvorräten im Gebiet« der Lohn bewegung lagern geradezu riesenhafte Vorräte in der Ristderlcnrsiy, obwohl schon seit vielen Monaten dort mit einer 15prozentigen Fördereinschränkung gearbeitet wird. Am 1. Januar waren nicht weniger als 314 000 Tonnen und am 1. April nicht weniger als 423 500 Tonnen Briketts allein bei den Syn dikatswerken gestapelt. Diese Mengen würden natür lich sofort als Ersatzlieferungen herangezogen werden, wenn es zum Ausstande kommen sollte; sie könnten noch ganz erheblich verstärkt werden, wenn die Einschränkung aufgehoben würde. Ferner find die Braunkohlenwerke im Ausstundsgeüiet heute besser als früher gegen die Folgen eines Streiks geschützt, denn di« Zahl der Taaebauten, aus denen mit un- gelernten Arbeitern leicht große Kohlenmengen ge wonnen werden können, ist beträchtlich gestiegen. politische Nachrichten. Aus dem 18. sächsischen Reichstagswahllreije. Chemnitz, 20. April. (Priv.-Tel.) Graf Poja- dowsky hat an den Vorsitzenden des Chemnitzer nationalen Ausschusses ein Schreiben gerichtet, in dem er mitteilt, daß er seine Zusage, bei der Reichs- tagswahl in Chemnitz zu kandidieren, zurück zieht, weil die von ihm gestellten Bedingungen nicht erfüllt worden seien. Äraf Posadowsky hatte, wie erinnerlich, die Bedingung gestellt, daß sämtlich« bürgerliche Parteien für ihn einträren. Dies ist je doch nach den Beschlüssen der Nationalliberalen und der Fortschrittler, die gemeinsam Fleischerobermeister Kickelhayn aufgestellt haben, unmöglich gemacht worden. Der nationale Ausschuß beabsichtigt, dem Grafen die Kandidatur erneut anzuiragen. Zur Reise des dänischen Königspaares. München, 20. April. (Tel.) Das dänische Königspaar ist mit Len Prinzessinnen Thyra und Dagmar und dem Prinzen Gustav, sowie Gefolge, von Berlin kommend, hier eingetrofsen unv um !u9 Uhr nach Nizza wettergereist. Zur Be grüßung war am Bahnhof erschienen Prinz Ernst August von Braunschweig. Festbankett zu Ehren der fremden Ausstellungs kommissar« in Rom. Rom, 19. April. (Tel.) Der Minister des Neuste rn gab abends den fremden Kommissaren der Ausstellung und ihren Damen ein Diner. An wesend waren der Justizminister, der Ackerbau- mcnister, der Kricgsmirnster, der Unterrichtsminister unü der Präsident der Ausstellung. Der Minister des Aeußern brachte einen Trinkspruch in französischer Sprache aus, in dem «r den großen Erfolg der Ausstellung konstatierte, der großenteils dem Eiser und der Tatkraft der Kommissare zu verdanken sei, denen er dafür Dank und Glückwunsch aussprach. Er trank zum Schluß auf die Gesundheit der Sou veräne und Staatsoberhäupter der Länder, die auf der Ausstellung vertreten sind. Fürst Bülow ant wortete in französischer Sprache. Er richtete Worte der Bewunderung und Freundschaft an Rom und Italien und trank auf die Gesundheit -es Königs, der Königin und der Königin-Wttwe so wie der ganzen königlichen Familie und das Glück und Wohlergehen Italiens. Zur Affäre Hamo«. Paris, 20. April. (Tel.) Der Maler de Wambez, der für di« französische Botschaft in Wien 14 Wand gemälde um d«n Preis von 17 000 Franken aussührte und dafür eine Empfangsbestätigung über 30 000 Franken ausstellen mußte, erklärt den Blättern, daß er diese durch die Untersuchung festgestellte Tatsache vor dem Staatsanwalt und dem Untersuchungsrichter bestätigt, jedoch keine Strafanzeige gegen Hamon erstattet habe. Ein bedenklicher Ministerialerlass in Frankreich. Paris, 20. April. (Tel.) Der Minister der öffentlichen Arbeiten sandte an die Präsidenten der Eilenbahngesell schaften ein Schreiben, worin er ihnen die am 14. April von der Kammer angenommene Tagesord nung, betreffend die W i e de r e i n ste l l u n g der entlassenen Eisenbahnbeamten, mitteilt und hinzu fügt: „Ich bin sicher, daß Eie dem formellen Wunsch, den Ihnen die Regierung namens der nationalen Vertretung in der einzigen Sorge um das allgemein« Interesse und d«n öffentlichen Frieden übermittelt, durch Taten entsprechen werden." Paris, 20. April. (Tel.) Die konserva tiven und die gemäßigten Blätter kritisieren das Schreiben des Ministers der öffentlichen Arbeiten an die Eisenbahnaesellschaften betreffs der Wicdereinstellung der entlassenen Eisenbahnarbeiter sehr scharf. Der .Aigaro" bezeichnet es als eine geradezu revolutionäre Tat. Zur Lag« in Marokko. Tanger, 20. April. (Tel.) Nach einer Meldung des Korrespondenten der Agence Havas" inRabar sind dort Gerüchte veroreitet, wonach eine Em pörung unter d«r Einwohnerschaft von Fez aus gebrochen und die Stadt gevlündert worden sein soll. Eine Bestätigung liegt nicht vor. Gememürveriretertay. Leipzig, 20. April. Unter dem Vorsitz des Herrn Amtshauprmanns Kaiirmerl)errn v. N o st i tz - W a ll w i tz fand am 11. d. M. im hiesigen Gasthaus« „Schloß Ritter- stein" «in wie immer vollzählig besuchter Gemeinde- vertretertag statt, in dessen erstem Teil von Herrn Negierungsrat Dr. Wittmaack ein Vortrag über Las Reichswertzuwachssteuergesetz vom 14. Februar 1911 gehalten wurde. Werter kam von d«r reich, haltigen Tagesordnung ». a. folgende» Mr Erledt- gung: 1) Den Gemeindevorstättt>en wurde anheim, gelben, die Landbevölkerung in geeigneter Weise darauf hinzuweisen, -ast in Leipzig eine ge meinnützig« und unparteiische Rechts- a u s ku n f t »st e l l e besteht, wo Minderbemittelt« von einer mit den gesetzlichen Bestimmungen ver trauten Person über alle sie berührend«» Rechts fragen unentgeltlich« Auskunft erholten. Nötigenfalls werden auch schriftliche Eingaben uisw. angesertiat. Diese Auskunftsstelle hat ein« Zweig stelle in Markranstädt eröffnet und ist verpflichtet, auch die Bewohner der zum Bezirke gehörenden Stadt- und Landgemeinden auf Ansuchen zu beraten. Die Geschäftszeit ist festgesetzt a. beim Leipziger Volksbureau, öffentliche gemeinnützige Rechtsauskunftsstelle, Grimmai ¬ stuhl, den ihr die Frau diensteifrig zum Ofen gerückt hatte. „Verhäng' die Fenster, Brigitta, aber dicht, bevor du Licht machst!" Als die klein« Lampe aufflammte, überzeugte sich die Baronin, daß man vom Feld« aus nicht ins Zimmer sehen konnte. Dann ritz sie die Perücke vom Kook und warf sich wieder aufseutzenü in den Lehn stuhl. „Bring mir warme Kleider und trockene Schuhe. Mich friert!" Die Alle humoefte zur Tür. „Nicht von ooen. Gib mir schnell einen alten Rock Mariettas, Schuhe von ihr werden wohl auch da sein." „Madonna mia, das grobe Zeug wollen Frau Baronin anziehen? Und mit üen Holzpantoffeln wer den Frau Baronin ja gar nicht gehen könneni Ick mache ja nur einen Sprung hinauf, ich bin gleich wieder da." „Nein, bleib", befahl Meta. „Ich will kein Licht oben. Mach' nur rasch und bring', was ich gesagt habe!" Mit Hilf« der Alten war die Baronin bald um- 8 ^in paar Scheite Holz wurden aufgelegt. Im Kamin prasselte ein lustiges Feuer aus unü warf seinen Schein über die alten Möbel, über die kleinen angesammelten Heiligenbilbchen un- verbreitete wohlige Wärme. ^Jetzt mach' mir einen Te«", sagte Meta. Während die Alte auf einem Schnellsteder Wasser kochte, saß die Baronin brütend vor dem Ofen. Manch mal schauerte sie zusammen. „Hör' mich an, Brigitta. Niemand darf wissen, daß ich hier bin, verstehst du? Halt' deine Zunae hübsch im Zaum. Wo wirst du nnch unterbringen?" „Wollen die gnädige Frau Baronin nicht in Ihr Zimmer?" „Wo denkst du hin? Wenn plötzlich im ersten Stocke des Herrenhauses Licht würde, dann wüßte man ja auf Meilen, daß jemand hier ist. Nein, richte nur Mariettas Kammer her. Ich bleibe nur ein bis zwei Tage da, und wenn Marietta morgen eintrifft, wird sie schon irgendwo Platz finden." „Marietta kommt morgen?" rief di« Alte erfreut. „Ja das heißt, ich hoffe wenigstens." Die Freude, ihr Kind wiederzusehen, belebte die alte Brigitta sichtlich. Sic verließ rasch das Zimmer. Die Baronin hörte, wie sie in einem der Neben räume das Feuer ausschürte, Möbelstücke richtete und sich allerlei zu schaffen machte. Nach einer Viertel stunde meldete sie, daß alle« bereit sei. „Es wird gut sein", meinte sie mit mütterlicher Besorgnis, „wenn die gnädige Frau Baronin sich gleich niederlegen, Sie sehen so blaß aus." Die Baronin begab sich sofort zur Ruhe. Da» Bett war zwar etwas hart und ihr Kopf voll schwerer Sorgen, aber die Müdigkeit überwältigte sie. Der einstündige Marsch durch den liefen Scknee hatte sie zu sehr erschöpft. Dl« Sonne stand schon hoch am Himmel, als di« Baronin die Augen wt«d«r aufschlug. Im Nachbarzimmer war der Frühstückstisch ge deckt und ein alter, grauer Mann nahm respektvoll die Pfeife aus dem Munde und verbeugt« sich tief, als die Baronin eintrar. Meta nickt« ihm freundlich zu: ,^mmer wohlauf? Ihre Fra« hat Ihnen doch schon gesagt, daß Sie reinen Mund halten sollen! Hat die Post etwa.? gebracht?" „Ja, e«n«n Expreßbrief an meine Frau von Marietta. Sie kündet ihre Ankunft mit dem Nach- mittagszuge an. „Gott sei Dank!" rief die Baronin aus. „Marietta läßt der gnädigen Frau Baronin die Hand küssen" — fuhr der Alte fort — „und mitteilen, daß alles ganz glatt abgelanfen ist." Die Nachricht brachte der Baronin eine kleine Beruhigung. Dessenungeachtet war sie sehr nervös und konnte Mariettas Ankunft kaum erwarten. End lich vergingen auch diese Stunden. Die Baronin schloß sich mit dem Mädchen sofort ein. Was die zu berichten hatte, war nicht viel. Sie war von Pontafel sofort nach Pontebba zurück- geeilt, hatte sich in einem kleinen Wirtshause ein- quartiert und war am nächsten Morgen bi» zur nächsten Station gegangen, um mit «instündigem Auf enthalte in Venedig hierherzueilen. Marietta brachte «in Telegramm mit, das gestern spät abends für die Baronin in Venedig eingetroffen war. Es lautete: Alles besorgt. F. verläßt morgen abend Wien und bringt das Gewünschte." „Nun ist alles gut!" seufzte die Baronin erleichtert auf. Dann kamen wieder trübe Gedanken. Fast den ganzen Tag saß die schöne Frau in dem Lehnstuhl und brütete vor sich hin. (Fortsetzung folgt.)