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m. 111. ISS. Jahrgang. » Unioerfitätsnachrichteu. Nach Rücktkhr vom Ur laub hat der Rektor Geh. Hofrat Prof. Dr. Lamp recht die Rektoratsgeslyäste wieder übernommen. Sprechstunden in Rektoratsangelepenhciten finden Montag, Dienstag. Donnerstag und Freitag von Ist—11 Uhr vormittags im Amtszimmer de» Rektors (Augusteum, r. Flügel, I. Obergeschoß) statt. * Jubiläum. Gestern beging der Prokurist Herr Hermann Knittel in der Offizin W Drugulin in Leipzig sein 30jähriges Geschästsjubiläum. nach dem er bereits vor zwei Jahren bei derselben Firma sein 2'jäbriaes Faktorenfnbiläum feiern konnte. * Platzmustk. Am Sonntag, den -'N. April, findet die militärische Platzmusik aus dem Schmuckplatz an der Montböstraße vor dem Dienstgebäude des kom mandierenden Generals durch das Trompeterkorps des K. S. Ulanenregiments Nr. 18 statt. Beginn: N Uhr 30 vorm. Musikprogramm: 1) Hochzeitsmarsch aus der Oper „Ein Sommernachstraum" von Mendelssohn. 2) Fantasie aus der Oper „Das Gloclcben d.s Eremiten" voll Maillart. 3s „Large" von Händel. -t) Melodien ans der Operette „Der Zigeuneroa:i.n" von Slrauß. 5) Parrp.uase über das Lied „Grütze au die Heimat" von Nehl. li) Ober steiger Mi i-a ne>. Heller. * Neue Postagenturen. Am 1 Mai werden in den Orten Hetzdors bei Oederan und Obera ff alter bei Lößnitz P o st a g e n t u r e n unter der Bezeich nung „Hetzdors sFlohatals" und „Oberafsalter lErz gebirges" eingerichtet. * Die Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musiloerleger in Wien, reg. G. in. b. H., die bekannt lich ihr Bertragsverhältnis zu der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer in Berlin gekündigt ltzU und ad l. Januar 1912 die Aufführungsrechte des ihrer Per- waltung unterstehenden österreichischen Musik- l.pertoires im Deutschen Reiche selbst ausüben wird, « ihr Hauptbureau ' ir Deutschland in Berlin VV 30, 'tzendörsslratze 15, « o'snet und wird schon in der nächsten Zelt in allen großen Städten Deutschlands Vertretungen errichten. * Ein Buch für Eltern schulpflichtiger Kinder, Das König!. Sächs. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat das Buch „Das Schul kind" von H. Schindler, Bürgerschuldirektor a. D., amtlich empfohlen und zur Anschaffung für Bolksschulbüchereien geeignet erklärt. Das Buch be antwortet die Frag«: „Vater, Mutter, was sollt ihr über die körperliche, geistige und sittliche Erziehung eures Kindes in seinem 6. bis 11. Lebensjahr« und über die Beziehungen des Hauses zur Schule wissen?" in eingehender und zweckmäßiger Weise und in frischer und warmherziger Sprache, und wird be ianders d«n Eltern, deren Kinder diese Ostern in die Schule ausgenommen norden, als Ratgeber und Weg weiser durch die Schulzeit willkommen sein. * Jugend und Alkohol. Aus Anordnung des ZZöniglich Sächsischen Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts wird bei der bevorstehenden Internationalen Hygiene Ausstellung in Dresden in der Gruppe Alkoholismus die älkoholgegnerische Tätigkeit von Prof. Dr. Hartmann und Prof. Dr. Ponickau (Leipzig). soweit das Kapitel Fugend und Alkohol in Frage steht, in besonderer Darstellung zur Geltung kommen. -ff- Die rechte Hand direkt abgeschnitten wurde in« Betriebe von August Scherl in L.-Stötteritz dem dort in der Arnoldstraße wohnhaften 37 Jahre alten Buch binder Kny Er hatte die Papierschneidemaschine, um Spän« mcgzukehren,- abgestellt, als plötzlich in folge Versagens der Ausrückvorrichtung das Messer herabfiel und die Hand glatt ab schnitt. Der Verletzte wurde nach Anlegung eines Rotverbandes in das Stadtkrankenhaus über gerührt. * 18 Mart Belohnung. Am 17. April, nach mittags in der 3. Stunde, ist von einem Kraft- wagen mit dunkelblauem Anstrich und 6 Sitzen, der von der Kantstrasze aus rechts in die Süd straße eingesahren ist, ein wertvoller Hund überfahren und getötet worden. Der Eigen tümer des Hundes hat aus Ermittelung des Kraft wagenführers eine Belohnung von 10 Mark ausgesetzt. Mitteilungen sind bei der Kriminal- expeditiön anzudringen. i-f Schwere Verbrennungen. Ein in der Kron- vrinzstratze wohnhafter 33 Fahre alt«r Laternen wärter wollte Kaffee kochen. Er ließ hierbei den Topf mit dein siedenden Wasser fallen und zog sich eine schwere F u ß v e r b r ii h u n g zu. — Ein in L. Reudnitz, W a l l w i tz st r a ße, wohnhafter acht- Las willenlchaltliche Urteil über Sie Zebukreuzung. Seit oer vielbejprockxnen Rede des Kaisers vor dem Deutschen Landwirljchaflsrat ist auch für die dort betonte Bedeutung der Kreuzungen zwischen indischen Zeburindern und deutschen R inöern dies und jenes geschrieben worden. Fm Hinblick auf das große persönliche Gewicht, mit dem die Empfehlung solcher V«rjuck>e dort zum Ausdruck gekommen ist, erscheint es geboten, die gesamten wissenschaftlichen Erfahrungen zum Zweck einer richtigen Nrtcilsbildung hcranzuziehen. In erster Linie steht der Aussatz, den Pros. v. Nathu- sius. der Rachfolger von Kühn, an dem berühmten Landwiriichasrlichen Fnstitut in Halle, in der „Land wirtschaftlichen Umschau" veröffentlicht hat. Durch seine Ausführungen wird zunächst die Angabe widerlegt, daß solche Versuche etwas Neues sind. Sogar schon vor acht Fahrzehnten sind indische Zebus nach Deutschland eingeführt und er probt worden. Für die damals cingclciteten Züch- rungsversuche interessierte sich gleichfalls ein gekröntes Haupt, nämlich König Wilhelm von W ü r t t c m b c r g. Man wartete vernünftiger- iveise mehr als dreißig Fahre, ch« die dabei gemachten Erfahrungen zusammengestellt und veröffentlicht wurden, was im Fahre 1861 in einem gründlichen Werk geschah. Es geht daraus hervor, daß die Zebus sich zwar an das Württemberger Klima sehr gut an paßten, aber sowohl selbst als auch in ihrer kreuzungsnachkontmenschafl ungenügende Eigen schaften für die Ausnutzung zeigten. Sie waren weder als Zugtier« noch in der Milchwirtschaft recht zu brauchen und versagten namentlich in dieser voll kommen. Die Versuche wurden dann auch bald aus gegeben. An zweiter Stelle ist die Anstellung eines Zebu- bullen vor etwa 60 Fahren durch Wilhelm non Nathusius in Sachsen zu erwähnen. Die dort gemachten Erfahrungen sind leider in keinerlei Urkunde niedcrgelegt worden, doch zeugt auch kein Beleg für ihren günstigen Erfolg. Seitdem sind in den bekanntesten Lehrbüchern die Kreuzungen zwilchen Zebus und europäischen Rinderrassen als etwas Mögliches und Bekanntes behandelt worden. Am wichtigsten für ihre Beurteilung sind die Leipziger TsgeMsu. zehnjähriger Kutscher kam, einen Topf mit heißem Fett in der Hand tragend, auf d«r Treppe zu Fall und zog sich, indem er das Fett dabei verschüttete, eine Verbrennung des rechten Armes zu. Beide Personen fanden Aufnahme im Krankenhause. * Warnung vor eine» Betrüger. Fn Frankfurt a. M. hat ein Chemiker Alfred Oskar Moser, geboren am Ist. Mai 1b67 in Döhlen, Be trllgereien verübt. Er inseriert in Zeitungen, daß gebildete Damen durch Abnahme eines Haupt- verkaufs- und Versandlagers chemisch pharmazeutisch - physikalisch kosme tisch und hygienischer Spezialität einer leistungsfähigen konkurrenzlosen Firma täglich 10 bis ?0 .tt verdienen können. Die Reklame werde die Firma selbst übernehmen. Auf Antwort erscheint Moser persönlich, schließt einen Vertrag ab, schickt darauf per Nachnahme für etwa 100 -tt Ware und läßt dann nichts mehr von sich hören. Die Ware besteht in „Götter-" und „V e n u s" - S p e i s e zur Verschönerung der Körpersormen. Fn gleicher Weise ist Moser auch in Berlin und Nürn berg aufgetreten, und es ist anzunehmen, daß er auch hier «in« Gastrolle geben wird. Moser ist von großer schlanker Gestalt, trägt blondes Haar, blonden etwas zugespitzten Vollbart. Als Kopfbedeckung trägt er meist einen breiten schwarzen Schlapphut. ' Wegen Kautionsschwindeleien erfolgte die Fest nahm« eines schon vorbestraften 2.'» Fahre alten Handlungsgehilfen aus Wechselburg. Er hatte im Grimmaischen Steinweg «in „Zei tungs-Verlagsgeschäft" gegründet, und hierzu suchte er kautionssähige Leute in den hiesigen Tageszeitungen. Fn mehreren Fällen nahm er Per tonen, die sich daraufhin gemeldet hatten, 200 bis 600 Mark ab, di« er für sich verbrauchte. Einer weiteren stellesuchenden Person nahm er die Schmucksachen als Kaution ab, die er ebenfalls zu Gelde machte und auch den Erlös vertat. Hierauf verduftete der Schwindler. * Verhaftungen. Wegen Verdachts der Unter schlagung erfolgt« die Festnahme einer 32 Fahre alten Frauensperson aus Oberreichenbach. Sie hatte die ihr auf Abzahlung geliehenen Möbel verkauft. — Wegen Unterschlagung von Geldern in Höhe von 1130 .tt wurde ein 32 Fahr« alter Buch halter aus Zürich festgenommen. Derselbe ver waltete in einem hi«sig«n größeren Etablissement die Sparkasse der Angestellten und hat sich an den ge sammelten Geldern vergriffen. — Fn Haft kam ein 31 Fahre alter Rohprodukte „Händler von hier wegen dringenden Verdachts der Hehlerei. — Angehalten wurde von der Polizei in Delitzsch ein 20 Fahre alter Kellner von hier, der sich im Besitz eines Fahrrades befand, über dessen Erwerb «r sich nicht auszuweisen vermochte. Wie sich hcrausstellte, hat der Angehaltene das Rad hier im Gewandgäßchen gestohlen. — Freiwillig stellte sich der Kriminal polizei ein 26 Fahre alter Rollkutscher unter der Angabe, zum Nachteile einer hiesigen Speditions firma Gelder unterschlagen zu haben. — Fn Haft ge. nommen wurde ein 58 Fahre alter Handels mann aus Neiße, der sich auf den Lindenauer Wiesen Kindern gegenüber in schamloser Weise auf geführt hatte. Brände. Fn oer Berliner Straße, vor der Eisen bahnüberführung, gerier am Bahndamm trocknes Gras in Brand, der von Bahnarbcitern mühelos g« löscht wurde. — Am heutigen Vormittag, in der 10. Stunde, fand im Grundstück Aeußere Höllische Straße 69 «in Ladenbrand statt, wobei ein Posten Gardinen verbrannte. Die Bewohner löschten das Feuer. — Gegen 11 Uhr heute vormittag brach im Grundstück Große Fleischergasse Nr. 22 im 3. Stock werk ein Wohnungsbrand aus. Aus einem Spiritus kocher war die Flamme zurückgeschlagen und hatte die Gardinen, später auch einige Möbelstücke er griffen. Der Brand wurde von der Feuerwehr ge löscht. * Ein Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen und einer Droschke fand gestern auf dem Roßplatz statt. Der Droschkengaul kam dabei zu Fall und ver letzte sich an der Prust, auch wurde ein Gabelbaum an der Droschke abgebrochen. Personen waren nicht zu Schaden g«kommen. * Straßenunsäll«. Fn der LütznerSlraße in L.-Lindenau wurden gestern zwei elfjährige Mädchen von den Pferden eines durchgehenden Milchgeschirrs umgerissen. Ein Mädchen erlitt einen Zchlüsselbeinbruch das andere kam mit leichten Ver letzungen davon. — Fnd«r Universität» st raße wurde eine Frau von einer Droschke umgerissen, wobei ihr ein Rad über den linken Fuß ging. Sie war direkt in die Droschke hineingelaufen. «US Sachten. * Schreibersgrün i. Vgtl., 22 April. lEiner Bluttat) soll man mit Hilfe des Polizeihundes auf die Spur gekommen sein. Dor etwa vier Wochen fand in dem kleinen vogtländischen Städtchen Schreidersgrün im Amtsgerichtsbczirk« Treuen ein Tanzvergnügen statt, an dem auch der in Schreibers grün in Stellung gewesene, aus Böhmen gebürtige Fleischergesellc Franz Pieschel teilnohm. Unter mehreren Festteilnehmern kam es im Lause des Abends zu Zwistigkeiten, die schließlich in Tätlich keiten ausartetcn. Es entstand «ine wüste Schlägerei, in die auch der Fleischergesellc Pieschel verwickelt wurde, obgleich er sich von vornherein an den Aus einandersetzungen der jungen Leute nicht beteiligt hatte. Pieschel zog bei der Schlägerei den kürzeren, er erlag der Uebermacht und wurde arg verprügelt. Als er am anderen Morgen nicht bei der Arbeit er schien, schöpfte sein Meister Verdacht. Pieschel war nirgends aufzufinden und blieb spurlos verschwun den. Man stellt« eingehende Nachforschungen nach dem Verbleib des als fleißig und anständig bekannten Gesellen an, aber auch die Ermittelungen der Polizei blieben erfolglos. Fm Orte Schreibersgrün wurden an das spurlose Verschwinden des Fleischergesellen die abenteuerlichsten Gerüchte geknüpft. Es ging das Gerede, der Verschwundene sei von seinen Angreifern in einen bei Schreibersgrün gelegenen Teich geworfen worden. Der Teich wurde abgelassen, es war aber keine Spur des Vermißten zu finden. Auch wurde das Gerücht verbreitet, der Fleischergesell« sei in einem Zi«gelofen verbrannt worden, welches Gerede sich ebenfalls als unbegründet erwies. Schließlich wurden die Nachforschungen eingestellt, bis am dritten Osterfeiertage ein Spaziergänger im Triebcr Holze bei Bergen im Waldesdickicht eine furchtbare Ent deckung machte. Der Ausflügler führte einen Polizei hund mit sich, der plötzlich in das Dickicht hineinlief und daselbst durch lautes Bellen seinen Herrn auf einen schaurigen Fund aufmerksam machte. Der Spaziergänger stand plötzlich vor einer schon teilweise in Verwesung übergegangenen Leiche, die als die jenige des vermißten Fleischergesellen Pieschel aus Schreibersgriin rekognosziert wurde. Die Leiche wies mehrfache schwere Verletzungen auf. Die Schädeldecke und das Nasenbein des Toten waren zertrümmert und am Kopfe wurden noch einige andere Ver letzungen festgestellt. Der Tote wurde in die Leichen halle in Falkenstein übergeführt und sofort die Staatsanwaltschaft von der Auffindung des Ver schwundenen benachrichtigt, die auch gleich die Unter suchung über den mysteriösen Fall einleitete. Die schweren Verletzungen sollen darauf schließen lassen, daß der Tote einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Verhaftungen sind jedoch bis jetzt noch nicht er folgt. Nm den Hals des Toten soll noch ein Hosen träger geschlungen gewesen sein. (Wir geben die sensationelle Nachricht vorläufig unter Vorbehalt wieder. Die Red.) i. Oberlungwitz, 21. April. (Schwerer Un fall.) Gestern abend stürzte bei einer Dachreparatur der Landwirt Landgraf ao, wobei er innere Ver letzungen erlitt. b. Weißbach, 21. April. (Verbrannt.) Als der fünfjährig« Sohn des Bäckermeisters Lommatzsch sich in einem unbeobachteten Augenblick einem brennenden Spirituskocher näherte, wurden seine Kleider von der Flamme erfaßt und fingen an zu brennen. Dabei erlitt der bedauernswerte Knabe so schwere Brandwunden, Laß er nachts darauf ge storben ist. i. Hohenstein-Ernstthal, 21. April. (Steuer befreiung.) Die hiesigen Stadtverordneten be schlossen, alle Kriegsteilnehmer aus den Fahren 1819—1870/71, deren Einkommen nicht über 1250 -lt beträgt, von den Gemeindesteuern zu befreien. Sonnaveno, 22. RprU lSU. Taseschrmük. Oie „protevverlsmmlung" gegen Müinsnü Bonn. Berlin, 22. April. Adolf Pleßner, Chefredakteur Les „Getreide- und Futtermakler", hatte für gestern abenü zu einer „Protestkundgebung großen Stils" gegen Ferdinand Bonn geladen. Diese Einladung hatte etwa 150 Personen, meist junge Leute und Studenten, in Len großen Saal des Lehrcrvereins Hauses am Alexanderplatz geführt, wohl in der Hoff nung, einen vergnügten Abend zu verleben. Darauf deutete jedenfalls dl« U l k st i m m u n g hin, die sich in dieser „Protestkundgebung großen Stils" schon be merkbar machte, kaum nachdem Pleßner als Referent das Wort ergriffen hatte. Er führte zunächst bitter Klage darüber, daß nian ihm seine Branche vorge worsen habe, und daß überhaupt die böse Press« an allem Theaterübel und einigen sonstigen Scheußlichkeiten schuld sei. Was er sonst noch, wie die „Morgenp." glossierend bemerkt, aus dem in dilettantischer Phraseologie schwimmen den Manuskript „seinem geliebten Publikum" vorlas, zeigte evident, daß Pleßner in der Getreide- und Futterbranche gut ausgehoben ist. Dann trat als Diskussionsredner ein Herr Abraham auf, Handlungs gehilfe und Mitglied eines Theatervereins, der be geistert für Bonn eine Lanze einlegte. Darin allerdings war der junge Mann mit dem Referenten einig, daß auch er weidlich über die böse Presse los zog. Außer ihm beteiligten sich an der Diskussion noch zwei Redner, von denen der ine ausgerechnet Mar Reinhardt hieß. Neber den „richtigen" Max Reinhardt wurde übrigens auch weidlich geschimpft. Fm übrigen hatte das, was in der „Protestkundgebung großen Stils" alles oorgebracht wurde, mit Kunst fragen genau so viel gemein wie Ferdinano Bonns Zirkusvorstellung mit Shakespeares Richard lll. Zum Schluß brachte besagter Abraham ein — drei- Sus Lachlens Umgebung. * Lobeda, 22. April. (R a u ch v e r g t s t u n H.) Auf tragisch« Weise kam hier das Gemeinderatsnnt- alied Müller ums Leben. Er hatte auf einem Grund stück dürres Gras in Brand gesteckt. Als Las Feuer einen bedrohlichen Umfang annahm, versuchte er es zu ersticken, brach dabei aber Nützlich erschöpft zusam men. Auf seine Hilferufe eilten einig« Männer her bei, die den Verunglückten nach seine: Wohnung brachten, wo er starb. Wahrscheinlich hatt« er sich eine Rauchvergiftung zugezogen. ' Berga, 22. April. (E r s ch o s > e n.) Auf dem Grundstück seines Vaters wurde der 8jährige Sohn des Weichenstellers Ludwig von dem Sohn des Han delsmannes Herzberg, der m der Laube ein geladenes Gewehr gesunden hatte, versehentlich erschossen. Der Knabe war sofort tot. * Bodenbach, 22. April. (Ein Sacharin schmuggel entdeckt.) Eine aufsehenerregende Angelegenheit beschäftigt gegenwärtig die hiesigen Zollbehörden. Dieser Tage langte an die Firma H. C. Wüns ch in Bodenbach ein Waggon Heringe aus Rotterdam an, die bei der Bodenbacher Spedi tionsfirma Kraetschmer unverzollt eingclugert wurden. Bei der Manipulation im Lagerhaus ging von einem Faß der Boden los, und die Arbeiter be merkten, daß im Fasse ein« große Blechbüchse ent halten sei. Sic machten ihrem Ches davon Mit teilung, der die Angelegenheit zur Anzeige brachte. Die zollamtliche Untersuchung ergab, daß sich in allen 30 Tonnen je eine Büchse befand, welche zirka 25Ixpc Sacharin enthielt. Die Firma C. H. Wünsch versichert, davon keine Kenntnis gehabt zu haben, daß in den Tonnen Sacharin verborgen war. Di« Zoll strafe, die der Schuldige zu gewärtigen hat, beläuft sich auf über 100 000 Kronen. * Hof, 22. April. (Fortgesetzter Streik.) Da die Differenzen zwischen den seit Wochen aus gesperrten Webereiarbeitern und den Fabrikanten trotz wiederholter Verhandlungen bis jetzt nicht bei gelegt werden konnten, haben auch die Vogtländische Baumwollspinnerei, die Neue Baumwollspinnerei und Weberei und die Neuhofer Spinnerei ihr« Betriebe stillgelegt. In der Teppichfabrik von Bareuther k Co. ist die Aussperrung gestern erfolgt. Die Zahl der jetzt hier ausgesperrten Weber und Spinner be läuft sich auf etwa 5000. * Reichenberg, 21. April. (Ein tragisches Geschick) führte heute den Tod der Ehefrau des Fleischermeisters Havrda herbei. Die 37jährige Frau ergriff in der Zerstreutheit statt einer Flasch« Medizin eine solche mit Essigessenz und trank davon. Sie war in kurzer Zeit eine Leiche. Experimente von Fulius Kühn in Halle gewesen, da dieser Gelehrte wie kein anderer dazu befähigt war, wissenschaftlich einwandfreie Ergebnisse herbeizufiihren. Professor v. Nathusius stellt diese in ihren Hauptpunkten zusammen und verspricht eine ausführliche Veröffentlichung darüber in dem nächstens erscheinenden ersten Band des nach Kühn benannten Archivs. Daß die Kreuzung zwischen Zebus und deutschen Rindern stets fruchtbar aussällr. war schon früher fest gestellt worden und wurde bestätigt. Mit gleichem Erfolg ließen sich afrikanische Buckelochsen zu diesem Zweck verwenden. Di« Eigenschaften der Nach kommenschaft waren auch bei den Hallenser Versuchen minderwertig. Das Gewicht blieb im Durchschnitt immer Linker dem einer guten deutschen Zucht zurück. Di« Bastarde waren auffallend schmal. Als völlig aussichtslos verwirft Pros. v. Nathusius die Hoffnung, daß die Zebukreuzunq zu einer Erhöhung des Milch ertrages führen könnte oder auch nur zu einer Steigerung des Fettgehalts der Milch. Die Beobachtungen, die in dieser Beziehung bei den Versuchen in Halle gemacht worden sind, sprechen aufs deutlichste verneinend. Der Hallenser Gelehrt« bezeichnet es als e i n e e n o r m e Gefahr, wenn man die Zebus in unsere Vieh bestände hineinzüchten wollte. Tb. Msr Reger in Oresüen. Unser Dresdner Mitarbeiter schreibt uns: Das siebente und letzte Sinfoniekonzert der Serie im Königl. Opernhause stand unter dem Zeichen Max Regers, der als Klaviersvlist und Ton setzer hervortrat. In Bach» fünftem Branden burgischen Konzerte für Klavier, Violine. Flöte und Streichorchester führte er neben Pro». Peter und Kammervirtuos Wunderlich den pianistischcn Solo part aus. und zwar nicht sowohl mit pianistifcher Virtuosität als vielmehr mit einer lo wundervollen musikalischen Hingabe, daß man in Wahrheit entzückt sein mußte Schon die vollständige Vermeidung des Pedalgebrauchs schuf die Grundlage für die feine, kammerinusitähnliche Wirkung des Ganzen. Nur die berühmte Klavierkadenz am Schlüsse des ersten Satzes Härte man etwas temperamentvoller und virtuoser gewünscht. Dann spielte Frau Frieda Kwast-Hodapp Regers Klavierkonzert F-Moll, das leider die ge spannten Erwartungen (es mar für Dresden neu) etwas enttäuschte. Das Werk birgt, wie jede Schöpfung Regers, selbstverständlich zahlreiche Einzel schönheiten, aber es läßt die Konzentration der ein zelnen Lätze so stark vermissen, daß man nur schwer im Zusammenhänge bleibt. Es scheint, daß der Komponist mit diesem Werke eine neue Art der Schreibweise bevorzugt, die sich mehr in Absonder lichkeiten als in Klarheit und Kraft gefällt. Am besten gefiel noch der zweite Satz, die beiden andern brachten es nur zu einem Achtungserfolg für die Solistin. Interessant war dabei der Umstand, daß man Reger, den künftigen Meininger Generalmusik direktor, selbst dirigieren sah. Seine schwere, knorrige Art verleugnete sich dabei nicht, beionders die Be wegungen der rechten Hand sind hart, fest und krästig, aber die linke malt mit den Fingern die oanze Partitur in die Luft und verrät in jeder Bewegung den echten Musiker. Regers „Variationen über ein lustiges Thema von Ao. Hiller", dieses hier schon seit Jahren bekannte geniale Orchesterwerk, das in Erfindung, Gestaltungs kraft und Instrumentation weit über dem Klavier konzert fleht, erfuhr unter Schuch eine glänzende Wiedergabe und brachte dem Komponisten brausenden Beifall ein. l-'. «.-eitler. Kunst unü Dillenlchast. * Das Befinden Mahlers, der an Typhus erkrankt ist, soll zu ernsten Besorgnissen Anlaß geben. <>. Die Tenornot an der Dresdner Hosoper ist jetzt gemindert: Herr Adolf Löttaen, bisher am Stadttheater in Barmen, der bereits auf Engage ment in Dresden gastierte, hat als Mitglied der Hofbübne debütiert. Man hörte den Sänger als Radames. Es ließ sich zunächst die erfreuliche Fest stellung wiederholen: daß er zu dem spärlichen Fähnlein derer gehört, deren Organ den Ansprüchen des Dresdner Hauses zu genügen vermag. Als Darsteller gibt Löltgen freilich vorerst nicht mehr als Tenortheatralik. II. Burrian kontraktbrüchig? Nachdem König Friedrich August von seinem afrikanischen Iagdauefluge nach Dresden zurückgekehrt ist, ist ihm auch über die noch alle Kreise bewegende „Bnrrian- Afiäre" Bericht erstattet worden, und der König soll in kräftigen Worten seinem Unwillen über die Rücksichtslosigkeiten des tschechischen Heldentenors Ausdruck gegeben haben. Inzwischen geht die Sache ihren Gang. Die Leitung der Dresdner Hostheater hat be kanntlich beim Verband« Deutscher Theaterdircktoren den Antrag gestellt, Burrian für kontraktbrüchig zu erklären und ihn zur Zahlung der vereinbarten Konventionalstrafe von 30 000 .K zu verurteilen. Burrian kämpst aber mit großer Hartnäckigkeit um seine Existenz und will absolut nicht als Kontrakt brüchiger" aus der Affäre hervorgehen. Der schlaue Sänger hat, wie uns von einer ihm nahestehenden Seite mitgeteilt wird, folgende Ausreden. Er habe . gar nicht die Absicht gehabt, den Vertrag mit der Dresdener Hofop«r zu brechen, sondern er sei lediglich deshalb nicht nach Dresden zurückgekehrt, weil man ihm nach dem Leben trachtete und die Polizei ihm keinen genügenden Schutz geboten habe. Sobald sein Leben nicht mehr gefährdet sei, werde er gern nach Dresden zurückkehren! — Tatsächlich ist Burrian in Dresden mehrfach bedroht worden. Sein Verfolger, ein bekannter Dresdner Kaufmann und Chemiker, hat auch jetzt noch die Verfolgung nicht aufgegeben, und aus diesem Grunde will Burrian nicht nach Dresden zurückgekehrt sein und seine künstlerische Tätigkeit wieder ausgenommen haben. Tatsächlich ist Burrian bis heute noch nicht für kontraktbrüchig erklärt worden, und man darf gespannt sein, wie sich die obere Instanz zu dieser seltsamen Verteidigung Burrtans stellen wird. Den Titel „Königl. Sächsi Kammersänger" verliert Burrian erst in dem Augen blicke, wo er kontraktbrüchig erklärt wird. — Uebrigens haben nicht weniger als 150 Damen, natürlich meist Ausländerinnen, an Karl Burrian eine „Petition" losgelassen, in der er gebeten wird, doch wieder in Dresden zu singen. . * Die „Schauburg". Die Eröffnung des neuen Hannoverschen Theaters der „Schauburg" wird am 15. Mai mit einer Faustvorstelluna erfolgen. — Am zweiten Abend der Lröffnungswoche findet die Ur aufführung der von Theodor Fisher verfaßten und von Hermann Ritzau in Musik geletzten Operette „Die Liebe sjagd" statt, deren Orchesterproben bereits im März begonnen haben und der man in textlicher und musikalischer Hinsicht eine Zukunft voraussagt. Die Operette erscheint im Verlag einer in Hannover extra zu diesem Zweck gegründeten Ge sellschaft.