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BezugS.Prei- 6>r Letgitg »»d B»«i Iiaaec ,»d 6o«d(te»re in, Ka«, »«bracht: M Ps. »ieneUätzrl. B«t nnlera YUtal«» ». La- natzmeftcll-n abakhalt: 7» M>. »«atL, r.rs »r. oi«ri«ltLhrL »arch »t, V»i innrkhalb Dratlchland» and d«r deatschrn Kolonien vietteljährl. S.X Btt., »onatl I.r0Mt. aaslchl. Pvftbeftellgeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauktaate», Ilalte». Luremdura, Niederlande, Xor. wegen, Oesterreich-Ungarn, Nntzland, Schweden, Schweiz n Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Selchäftsftell« d«, Blatte» erhältlich. 2«»l täältch «onatl- L.7Ü MI. Da» Leipziger Tageblatt »«Ichetnt 7 mal täglich. Sonn- n. Feiertag» nur »argen». Adonnemrntr-Tlnuahme: 2aha»»i»g«ll« >, bet unleren Trägern, FUialen. Spedttenren und Annahmestellen, l-wte Postämtern »nd Briefträgern. Etn,elverkauf»pr«t» LPf. Abend-Ausgabe. WMgcrTlUMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und -es Rolizeiamtes der Ztadt Leipzig. 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Vie elekMMe ZugkSrüerung unü üie Staatsvühnvermsltung. Das Eisenbahnanlerhegesetz, das demnächst dem preußischen Abgeordnetenhaus« zugehen wird, wird in größerem Umfang als bisher Mittel für die elektrische Zugförderung anfordern. Neben der zweiten Nate für den Ausbau der Strecke Magde - bürg —Dessau — Bitterfeld — Leipzig — Halle als elektrische Eisenbahn werden, wie be kannt, di« ersten Raten zum elektrischen Ausbau einiger schlesischer Eebirgsstrecken (Lauban—Ditters bach—Königszelt, Hirschberg—Grünthal, Hirschberg— Landeshut, Ruhbank—Libau, Niedersalzbrunn—Halb stadt) gefordert werden. Die elektrische Zugförderung wird im Laufe der nächsten Jahre auf den preußischen Staatsbahnen auch auf anderen Strecken noch zur Anwendung kommen, wahrscheinlich dürfte auch die Elektrisierung der Berliner Stadtbahn nur noch eine Frag« der Zeit sein, da die Staatsbahnoerwaltung mit den bisherigen Erfolgen auf den bisher elektrisch betriebenen Strecken (Berlin—Lichterfelde, Ham burger Vorortbahn, Dessau—Bitterfeld) sehr zu frieden ist. Die Vorteile der elektrischen Zug förderung werden in dem Eisenbahnanleihegesey eingehend dargelegi werden in einer Denkschrift, der wir folgendes entnehmen: Die Versuche mit den elektrischen Lokomotiven auf der Streck« Dessau- Bitterfeld, die seit kurzem in Betrieb genommen ist, baden bisher zu keinen Mißständen geführt. Die Versuche haben so befriedigt, daß der elektrischen Zugförderung in Zukunft bei der preußischen Staars- dnbnverwaltung die größte Aufmerksamkeit geschenkt werden wird, nachdem die Dampflokomotive zu einem Grade der Vervollkommnung gelangt ist, die eine ivesentliche Verbesserung kaum erwarien läßt, so daß man annehmcn muß. Laß trotz der hervorragenden Leistungen der Dampflotomotioen sic den gesteigerten Anforderungen des Personen- und Güterbelrieüs in der Zukunft nicht mehr genügen kann. Tic Maße der neuen Schnellzuglokomotioen lassen sich aus technischen Gründen nicht mehr überschreiten, und die Befeuerung dieser Riesenmaschinen durch Menschenhand macht bei dem gewaltigen Kohlenvcrbrauch der Maschinen schon jetzt erhebliche Schwierigkeiten. Man wird in Zu kunst also, wenn man die Zuggeschwindigkeiten und die Zugfolge noch vergrößern will, auf die elektrische Lokomotive zurückgreifen müssen, zumal die Vorteile des elektrischen Betriebes gegenüber dem Betrieb mit Dampflokomcttven sehr erheblich sind. Diese Vorteile sind Verringerung der Betriebskosten infolge Zu sammenfassung der Krasterzeuger, die Möglichkeit der Verwendung eines billigen Brennmaterials, näm. der Braunkohle statt der Steinkohle, die Verringerung des toten Gewichtes der Züge infolge des Fortfalles der Mitnahme von Brennmaterial und Wasser, die größere Leistungsfähigkeit der elektrischen Loko- inottoc, die unter Umständen viele hundert Kilometer ohne Aufenthalt fahren kann, die geringeren Unter haltungskosten der Lokomotiven und di« geringeren Unterhaltungskosten des Oberbaues, die Möglichkeit größerer Streckenb«lastung durch Zulassung einer er- höhten Zugdichte, der Fortfall der Flurschäden durch Funkenwurf der Lokomotive und erhöhte Dienst erleichterungen für das Personal, das den Witte rungseinflüssen und dem Kohlenschmutz bei der elektrischen Lokomotive nicht ausgesetzt ist, da das Fuhrerabteil in einem geschlossenen Raume liegt und bei der Einfachheit der Bedienung der elektrischen Lokomotive der Führer größere Sorgfalt auf die Beobachtung der Signale verwenden kann. Oie Lage in Marokko. Französische Meldungen berichten von den um fangreichen Rüstungen, durch die Fez aus seiner an- geblich verzweifelten Lage befreit werden soll. Fol gende Nachrichten beweisen aufs neue, wie übertrieben kritisch man in Frankreich die Situation darstellt: Tanger, 21. April. (Tel.) Die jetzt eingetroffene Post aus Fez räumt mit den eifrig verbreiteten Ge rüchten der letzten Tage auf, die von der Flucht des Sultans ins französische Konsulat, dein Eindringen der Berber in Fez und einem Massaker im Juden viertel zu erzählen wußten. Von alledem bleibt nur übrig, daß einige Ladenbesitzer, die in jetziger Zeit keine Geschäfte machen, ihre Waren in ihre Privathäuser schafften, um sie vor Dieben zu sichern. Im übrigen sind Vorfälle, die an sich keine Aenderung der Lage bedeuten, aus dem Zusammenhang gerissen, gemeldet und deshalb als Symptome großer Verschlechterung gedeutet worden. So das Festhalten von Postboten durch die Stämme, das lediglich einer Laune der Aufständischen ent springt, ferner die schmachvolle Rücksendung eines scherifischen Unterhändlers durch Beni Mtir, was nur das Festhalten der Beni Mtir an ihrer Gegnerschaft gegen den Machsen bedeutet. Sonst liegt nur das völlige Mißlingen eines Angriffs der Be n i M t i r a u f Fez vor, die von Sultanstruppen bis Nsala Faradji gejagt wurden und viele Verluste erlitten, sowie die Aussicht auf Hilfstruppen aus dem Süden, die, angeblich auf des Sultans Wunsch, von französischen Instrukteuren von Rabat nach Fez diri giert werden sollen. Ein französischer Kreuzer brachte von hier für diese Mahalla Artillerie nach Rabat. Paris, 22. April. (Tel.) Die Blättcrmcldung von einer schweren Niederlage der zur Unterstützung der Mahalla Bremonds in das Scherardagebiet entsandten Abteilung, wobei 38 Mann gefallen und 44, darunter zwei Offi ziere, verwundet worden sein sollen, wird vom Ministerium des Aeußern alsvöllig unglaub würdig bezeichnet. Casablanca, 22. April. (Tel.s Hier sind die Offiziere der französischen M i l i t ä r m i s s i o n. die beauftragt ist, in Rabat eine Mahalla zu bilden, mit Kriegsmaterial und Munition eingetrosfen. Die „Neue pol. Korr." bemerkt hierzu: Bei der maßgebenden Instanz im Reichsamj des Innern ist, wie wir hiermit ausdrücklich feststellen, nicht un gefragt worden. Wenn dies geschehen wäre, würde die Antwort wahrheitsgemäß gelautet haben, daß von einer Amtsmüdigkeit des Staatssekretärs des Reichsamts des Innern Dr. Delbrück in keiner Weise die Rede sein kann. Der Staatssekretär oerlebt nach der anstrengenden und schweren parla mentarischen Kampagne, die er hinter sich hat, einen kurzen Erholungsurlaub in Baden-Baden, von dem er Ende dieses Monats znrückkehrt, um seine Amts geschäfte sodann in vollem Umfange wieder zu über nehmen. Noch schärfer geht mit den Verbreitern der Rück tritt saerüchte die „Köln. Ztg." ins Gericht, die sich aus Berlin folgendes drahten läßt: „Wir sind bereits den falschen Gerüchten entgegen getreten, die von Meinungsverschieden heiten zwischen dem Reichskanzler und dem Staatssekretär des Innern wegen der elsaß-lothringischen Frage wissen wollten. Wir möch ten hier noch ausdrücklich feststellen, daß der Reichs kanzler und der Staatssekretär Delbrück, wie dies auch in allen unterrichteten Kreisen bekannt ist, in dieser Sache von Anfang an sich in voller Ueberein st i m m u n g befunden und gehandelt haben-, darin hat sich nichts geändert. Ist schon die Annahme grundfalsch, der Reichskanzler könnte in einein schei tern der Vorlage für sich einen Anlaß zum Rücktritt sehen, so ist es geradezu böswillig, ihm unterzuschieben, er würde in diesem Falle einen M ! t- arbeiter zum Sündenbock machen, der sich mit allen Kräften um das glückliche Gelingen des wichtigen Werkes gemüht." Diese Abfuhr dürste für Herrn von Zedlitz einigermaßen schmerzlich sein. Winzer und Militär. Paris, 22. April. (Eigene Drahtmeldung.) Der streit zwischen dem Rittmeister Alt mayer und dem Winzer und gewesenen (i-emeinderat Brion in Bar-sur-Aube hält die Gemüter in der Aube fort während in heftiger Erregung. Brigadegcneral B e a u d e m o u l i n. der die Untersuchung an Ort und Stelle leitete, sandte gestern seinen Bericht nach Paris. Der Vorsitzende des WinzerverteidigunHS- ausschusses Checq hat im Namen dieses Ausiw""^ non der Negierung die Entfernung des 2». Dra gonerregiments aus Bar sur-Aube verlangt. Einst- wcilen hat die Militärbehörde der Bevölkerung noch vor dem Abschluß der Untersuchung mit be merkenswerter Hast die erste Genugtuung erteilt, in dem sie den Rittmeister Altmayer nach seinem frühe ren Standorte Provins zurückaeschickt hat. In A y ist ein Waldarbeiter namens Thui klier, der an den Plünderungen teilgenommcn hatte und bei einer Reiterattacke von den Kürassieren niedergeritten wor den war, seinen Verletzungen erlegen. Er batte bei dem Zusammenstoß mit der Truppe einen Wirbel säulenbruch erlitten. p Milche Nachrichten. Delbrück bleibt. In einem Teil r'er Presse wird dem Staatssekre tär Dr. Delbrück A in t s m ü d i g ke i t nachgesagt. Eine Zeitung will sogar im Reichsamt des Innern entsprechend angefragt und darauf angeblich die Ant wort erhalten haben, daß man jeglich« Auskunft hierüber verweigere. Prehstimmen zur Angelegenheit der französischen Eisenbahnangestellten. Paris, 22. April. (Tel.) Verschiedene Blätter be schäftigen sich andauernd mit dem zwischen der Negie rung und den Bahngesellschaften ausgebrochenen Zwist und bezeichnen diesen als äußerst ernst. Die radikale, aber antiministerielle „Petite Röpublique" erklärt, die Regierung habe einen großenJrr- tum begangen^ sie werde zurückweichen müssen, denn die einzige Waffe, die sie gegen die Bahngesellschaften anwenden könne, sei die Verstaatlichung, und von dieser wolle niemand etwas wissen. Ein Fachmann erklärte einem Mitarbeiter des „Echo de Paris", der Minister der öffentlichen Arbeiten könnte die Per waltungsräle der Bahngesellschaften nur ärgern, die Gesellschaften aber wären in der Lage, ernste N« pressalien auszuüben. Sie könnten sich zum Beispiel weigern, gewisse Arbeiten auszuführen. Der Kampf gegen den Klerikalismns in Belgien. lD Brüssel, 22. April. (Eig. Drahtmeld.) Wie man erfahrt, beabsichtigt die sozialistische Fraktion der Kammer, bei deren Wiederzusammen- tritt am 2. Mai einen Antrag aus Einführung des allgemeinen, gleichen Stimm rechts einzubringen. Das ist ein taktisches Manöver, dessen Bedeutung nicht unterschätzt werden darf. Die Sozialisten wollen, daß mit der Agitation gegen das klerikale Schulgesetz auch die Agitation für das allgemeine Stimmrecht in die breiten Masten getragen wird. Sie bringen damit ihre Verbündeten im Kampfe gegen das Schulgesetz in eine schiefe Lage, da die doktrinären Liberalen nicht unbedingt für das allgemeine Wahlrecht sind. Aber für die Agitation selbst hat die Frage eine ungeheure Bedeutung und wird bewirken, daß die Lage des klerikalen Mini steriums eine ziemlich peinliche wird. Die Aufnahme des Separationsgesetzes in Portugal. Lissabon, 22. April. (Tel.) Nach Meldungen aus der Provinz wurde die Bekanntmachung des Se parationsgesetzes mit Freudenkund gebungen aufgenommen, ^er Regierung gingen aus dem ganzen Lande Glückwunschdepeschen zu. Der Liquidationsausschuß hielt ein« Beratung ab, an der der Minister des Aeußern Machado teilnahm. «US Leipzig unü Nmgegenü. Leipzig, 22. April. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 23. April 1911: Keine erhebliche Witterungsänderung. Pöhlberg: Starker, anhaltender Tau, glün »ender Sonnenunter- und --aufgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Nur auf dem Berge Schnee- decke, Schneekiefe 50 Zentimeter, glänzender Sonnen unter- und «aufgang, Abend- und Morgenrot. » Auszeichnungen. Das Königliche Ministerium des Innern hat dem seit 7. März 1881 ununterbrochen in der Tuch Großhandlung von Baller <L Herchner in Leipzig, Ritterstraße 30/30, beschäftigten Markthelfer Wilhelm August Müller in Leipzig das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. — Weiter hat die Königliche Krershauptmannschaft Leip zig dem seit 22. Februar 1886 ununterbrochen in der «pezialfabrik für den Bau von Säge- und Holz bearbeitungsmaschinen von E. Kießling <L Co. in Leipzig-Plagwitz, Weißenfelser Strage 69/71, beschäs tigtcn Monteur Robert Theodor Deichsel in Leipzig-Lindenau und dem seit 26. Mürz 1886 un unterbrochen in der Flügel- und Pianinofabrik von I. G. Jrmler, Kaiser!, u. Königl. Hoflieferant, in Leipzig, Leplaystraße 10a, beschäftigten Tischler Hugo Günther in Leipzig ie eine Belobigungsurkundc verliehen. Die Auszeichnungen wurden Len Jubi- laren heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber durch Bürgermeister Roth an Ratsstelle ausgehändigt. Vas Grüne «um. Roman von August Weißt. (NaLdruck verboten.) Das einfachste wäre nun gewesen, den Haupt mann vorzuladen. Aber dieser Schritt erschien nicht ratsam. Wußte Fernkorn nichts Näheres von der Sache, so war die Vorladung überflüssig, war er aber beteiligt, so hätte die Polizei durch die Einvernahme nur zu früh seinen Argwohn erweckt. Diese Sache mußte besonders vorsichtig ungefaßt werden. Ein ein ziger übereilter Schritt konnte das Wenige, Las man erreicht hatte, wieder vernichten. Wurz macht« sich sofort auf den Weg zu Holm horst und trug ihm die ganze Angelegenheit vor. „Herr Polizeirat", sagte der General, „ich lege meine Hand für Hauptmann Fernkorn ins Feuer. Es qibt keinen anständigeren Menschen auf der Welt. Es ist ganz undenkbar, daß dieser Offizier auch nur einen Millimeter breit vom Wege der Pflicht und Ehre abweicht." Der Adjutant trat ein uird meldete, daß Haupt mann Fernkorn eine dienstliche Bitte oarzubringen habe. Der General entschuldigte sich und ging ins Neben zimmer. Als er zurückkam, war er ernst nnd sagte: „Der Herr Hauptmann hat soeben um «inen drei tägigen Urlaub nach Italien ersucht. Ich habe keinen Anstand genommen, ihm den Urlaub zu bewilligen. Er tritt ihn morgen mittag an." „Haben Exzellenz den Herrn Hauptmann gefragt, warum er gerade jetzt den Urlaub nach Italien nimmt?" „Ja. Nach der dienstlichen Erledigung der Sache. Er erklärte mir, daß sein« Braut ihn telegraphisch um seinen Besuch gebeten habe. Also eine Liebes sache. wie Sie sehen." „Ja, so scheint es", antwortete der Polizeirat ver- kindlich und verabschiedete sich. Allo nach Italien fuhr er. Zur Baronin. Hm? Sehr verdächtig? Martens mußt« die Frau furchtbar in die Enge getrieben haben, daß sie Fernkorn herbei rief. Ja, und selbst das erklärte die plötzliche Abreise des Hauvtmanns nicht. Die Baronin war doch so bestürzt gewesen, als sie hörte, daß Fernkorns Name in der Angelegenheit ge nannt wurde. Und jetzt, wo die Cache bedenklich zu werden begann, sollte sie ihn eigens rufen? Sie. die ängstlich gefragt, ob sich die Polizei mit Fernkorn I beschäftigt, sie sollte ihn jetzt plötzlich in diese Ge schlitzte qereinzerren? Das war undenkbar! Ganz beiondere Grunde mußten sie zwingen, nnt einem Mate alle Bedenken zu überwinden und ihn plötzlich nach. Italien zu beordern. Der Polizeirat schlug den Weg zur Wohnung des Hauptmanns ein, der in der Lackgafse ein möbliertes Zimmer bewohnte. „Ist der Herr Hauptmann zu Hause?" fragte der Polizeirat Las Dienstmädchen. „Niemand is z' Haus", antwortete dieses. „Wann kommt der Herr Hauptmann?" „In aner halben Stund' wird er da san." „Dann werde ich warten", antwortete Wurz. Das Mädchen öffnete eine Tür und ließ den Poli- ,zeirat in das Zimmer des Hauptmanns eintreten. Wurz blickte sich aufmerksam nach allen Seiten um. Da fiel ihm ein zerknülltes Telegramm ins Auge, das oben auf dem Papierkorb lag. Wurz hob cs auf und las: Bitte, komme sofort. Bin in der Villa. Paket ja nicht vergessen. M. Da hatte er ja, was er gejuchl. Der Polizeirat wartete ernige Minuten, dann trat er ins Vorzimmer zurück und sagte zu dem Dienst mädchen: „Ich komme später wieder!" „Soll ich dem Herrn Hauptmann etwas aus richten?" „Nein, es ist nicht notwendig", antwortete Wurz und verließ rasch die Wohnung. * * * Als Polizeirat Wurz in der Nacht das Telegramm Martens erhielt, das von der Flucht der Baronin be richtete, stand es für ihn fest, daß er Hauptmann Fern korn auf besten italienischer Reise begleiten werbe. Die ganze Sache blieb jedenfalls höchst seltsam. Welchen Grund hatte die Baronin gehabt, die Polizei zu fliehen? Warum berief sie plötzlich den Hauptmann^ Welchen wichtigen Gegenstand mußte er ihr mitbringen, Laß sie eigens darum telegraphierte? Das Benehmen des Hauptmanns bewies, daß er von den Vorgängen in Italien nichts wußte. Seine ganze Art sprach dafür, daß er an den Sachen un beteiligt war. Hausleute und Portier wußten die Stunde seiner Abfahrt. Den Fiaker, der 'hn zum Bahnhof bringen sollte, hatte er schon tags vorher bestellt. Mit der qcwohnten rukigen Eelastenheit bestieg er den Zug. Polizeirat Wurz sah, wie der Hauptmann ohne jede Hast, ohne jede Spur von Erregung die Karte löste. Er folgte dem Offizier und setzte sich in dasselbe Coupe. Der Bursche in Uniform brachte den Handkoffer, und als Polizeirat Wurz hinter Meidling ein gleichgültiges Reisegespräch mit dem Hauptmann eröffnete, ging dieser sofort darauf ein. In angeregtem Gespräch vergingen so ein paar Stunden. Der Polizeirat war ein zu guter Menschenkenner, um nicht sofort zu sehen, daß er von dem Offizier weder eine Täuschung noch eine lleberrumpelung zu befürchten habe. Das Reiseziel kannte er ja auch schon, denn er hatte neben dem Hauptmann an der Karten kass« gestanden. Polizeirat Wurz machte sich's also in der Ecke bequem und fing zu schlummern an. Er schlief die ganze Nacht. Erst in ter Nähe der Grenze wurde er vom Kondukteur geweckt. Als der Zug langsam in Pontafel einfuhr, sah der Polizeirat schon von weitem Doktor Martens und die beiden Agenten und machte ihnen unmerklich ein Zeichen der Vorsicht. Polizeirat Wurz und Hauptmann Fernkorn warteten im Coupe die Zollrevision ab, da sie außer ihrem Handgepäck kein Gepäck mit sich führten. Der Hauptmann öffnete bei Erscheinen des Zoll beamten sofort seine Koffer. Obenauf stak unter dem Riemen eine versiegelte Aktentasche. Der schnelle Blick des Polizeirates konnte kein Paket entdecken, um dessen Unterbringung die Baronin gebeten hatte. Nach der Revision oerließen beide Herren das Coup«;, um im Restaurant das Frühstück cinzunehmen. Auf dem Perron wartet« Doktor Mattens. Da der Polizeirat absichtlich wcgschaute, folgte d«r Kom missar den beiden Herren ins Restaurant und ließ sich am Ende desselben Frühstückstisches nieder. „Wie lange halten wir in Pontafel?" fragt« der Hauptmann. „42 Minuten. Sie fahren wohl auch zur Mai länder Ausstellung?" „Nein, nicht so weit, nur bis Cincio." „Ah, da haben wir ja dasselbe Reiseziel." Der Polizeirat warf bei diesen Worten dem Kom missar einen Blick zu. „Waren Sie schon einmal in Cincio, Herr Haupt mann? Ich kenne mich dort nämlich gar nicht aus", sagte Wurz nach einer Pause. „In Cincio eigentlich nicht", erwiderte Fernkorn. ..nur vor ungefähr zwei Jahren in der Nähe auf einem Landgute." „Da werden Sie mich vielleicht orientieren kön nen. Wissen Sie nicht, wie ich vom Bahnhof am schnellsten zur Villa des Senators Castellmari ge lange? Der Hauptmann blickte überrascht auf. „Gewiß kann ich Ihnen das sagen. Der Besitz des Senators liegt ungefähr eine Gehstunde vom Bahnhof. Mit dem Wagen ist er in einer halben Stunde zu erreichen. Werden Sie erwartet? Oder haben Sie einen Wagen bestellt, denn ich bezweifle sehr, daß Cincio Mietwogen an den Bahnhof schickt." „Ach, das wird sich schon finden", meinte der Polizeirat, „ich danke Ihnen sehr für die Auskünfte. Es ist unangenehm, wenn man sich erst am Bahnhof durchfragen muß." Der Polizeirat lenkte das Gespräch wieder in gleichgültige Bahnen. Doktor Martens entfernte sich und löste für sich und die beiden Agenten Karten nach Cincio. Später winkte der Polizeirat den Kommissar in den Wattesaal. Er erklärte ihm rasch die Situation und schloß: „Seien Sie auf alle Fälle bei der Hand, aber folgen Sie uns nicht in einer Weise, daß es auf- fällt." Auf der Fahrt von Pontebba nach Cincio plau derten Wurz und Fernkorn über alle möglichen Dinge. Der Polizeirat hatte geschickt alle ihn inter essierenden Dinge gestreift und aus den Antworten ersehen, daß der Hauptmann von der Aktion der Polizei absolut nichts wußte. Hinter Mestre hielt es Wurz für angezeigt, auf den eigentlichen Zweck seiner Reise einzugehen. Eine Bemerkung d«s Hauptmanns kam ihm dabei zu Hilfe. „Eigentlich hätten Sie in Mestre aussteigen sollen", meinte der Offizier. „Ich glaube schwerlich, daß der Senator mitten im Winter auf seinem Land gut sein wird." „Mein Besuch gilt nicht dem Senator, sondern seiner Tochter." „Ist Fräulein Castellmari in Cincio?" „Ich meinte die andere Tochter." „Zur Baronin Sternberg fahren Sie?" fragte der Hauptmann überrascht. „Ja, zur Baronin, ich habe Wichtiges mit ihr zr besprechen." (Fortsetzung folgt.)