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Küelheiü Klllanüs Schicklsl. 601 Roman von Marie Bernhard. (Nachdruck verboten.) Nach derartigen Auseinandersetzungen und Ver sprechungen — ich dachte bestimmt, es wären solche! — wurde ich jedesmal ruhiger, und ich hatte jetzt auch schon nichts mehr dagegen, das; unsere Hochzeit bereits im Sommer stattsinden soll« — früher war ich für den Herbst gewesen! — denn die Zustände in meines Vaters Hause gestalteten sich immer un erträglicher für mich! Mein Vater, dessen Stellung durch die häßliche Katastrophe im Postgebäudc stark erschüttert war, er lebte damals, wie ich später erfuhr, täglich Unan nehmlichkeiten, Nörgeleien und Sticheleien der schlimmsten Art, die seine ohnehin starke Reizbarkeit noch steigerten. Namentlich mir glaubte er zürnen zu müssen, da ich, nach seiner Anücht, Sieuibrecht weit mehr zu seinen Gunsten hätte beeinflussen können. Meinen wiederholten Beteuerungen, das sei unmög lich gewesen, schenkte er keinen Glauben . . . seine Tochter hätte immerhin etwas mehr für ihren so schwergcplagtcn Vater tun können, er habe geglaubt, sie liebe ihn noch ein wenig — nun sei auch das zu den Illusionen zu werfen. Mein Vater sah alt und stumpf aus, die viele Geselligkeit in unserem Hause gefiel ihm auch nicht länger; er konnte halbe Stun den hindurch vor sich hinbrüten, auf seinen Teller sehen und kein Wort sprechen, wenn wir Gäste hatten! — Plötzlich aber — ganz plötzlich! — hatten wir keine Gäste mehr — und dies war Bellas Werk — Bellas, die jeden Tag ohne Besuch, ohne Verab redung, ohne Zerstreuung für einen verlorenen an sah — Vella, die Einsamkeit und Zurückgezogen heit für absurde Begriffe erklärte, die allenfalls von achtzigjährigen Leuten gebraucht werden könnten, oder bei Mönchen und Nonnen Berechtigung Hütten! Bella, die keine Nerven und keine Ermüdung kannte, der kranke Menschen unverständlich und ein Greuel waren, erklärte mit einem Male, krank zu sein — sie sah freilich schon seit längerer Zeit erbärmlich elend aus! — keinen Menschen mehr sehen zu können und sich ganz zurückziehen zu müssen! — Ich glaubte, es sei eine ihrer Marotten, die nach vier, fünf Tagen vorübergehen müsse. Aber diesmal kam es anders. Sie ging nicht aus dem Haufe, nahm keinen Besuch an, machte nicht Toilette und er laubte nicht einmal mir, mich persönlich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Jeanette hatte böfe Tage, sie kam oft mit geröteten Augen zum Vorschein und erklärte, was zuviel sei. das sei eben zuviel, sie lasse sich gewis; viel von der Gnädigen bieten, aber eine solche Behandlung — Vella bediente sich häufig ihres Früh stücksgeräts als Wurfgeschoß, wenn das Mädchen ihr widersprach — brauche sie sich nicht bieten zu lassen, und wenn das nicht anders werde, müsse sie gehen. Darob erschraken wir alle, denn wenn wir auch Jeanette durchaus nicht liebten . . . ohne sie war Bella schlechterdings nicht zu denken, cs würde gar kein Auskommen mehr mit ihr fein. Wir redeten Jeanette gut zu, mein Vater und Lteinbrecht gaben ihr Geld, ich schenkte ihr einen Frisiermantel und eine Bluse, worauf sie mit einem halben Lächeln erklärte, ihr Martyrium einstweilen weiter auf sich nehmen zu wollen.' Eines Tages herrschte große Aufregung in der Villa — es ging Bella so schlecht, daß der Arzt ge rufen werden mußte. Dies gab zu denken, denn sie hatte bisher stets behauptet, keinen Arzt sehen zu können. — das seien alles Menschenschinder und halbe Mörder, und sie wolle lieber sterben, ehe sie es solch einem Individuum gestatte, Hand an sie zu legen. — Als der telephonisch herbeigerusene Arzt — es war derselbe Professor, der meine arme Mutter behandelt hatte — am späten Vormittag in der Villa eintraf, beschloß ich, ihm, ehe er fortging, auf der Diele auf zupassen, um mir endlich Gewißheit darüber zu ver schaffen. was eigentlich Bella fehle. — Der Professor blieb sehr lange im Krankenzimmer; die Patientin bekam einen der mir wohlbekannten hysterischen An fälle. ich hörte sie schreien und weinen, die Dienstboten liefen durcheinander, und es gab einen großen Auf stand. Mich ließ man nicht ins Schlafzimmer hinein, trotzdem ich mehrmals meinen Beistand anbot. — Endlich kam der Professor zurück mein Vater, der heute nicht zur Smüt gefahren, war bei der Kranken geblieben. — Der Arzi begrüßte mich sehr freundlich. „sieh da — Fräulein Adelheid Roland! Der Tausend — sind wir groß und hübsch geworden! Rian denke — man denke: die kleine Adi! Wo sind die Zeiten hin, da ich hier zwei-, dreimal die Woche vorsprach und die arme Mama behandelte! Eine sehr schöne Frau — und solch eine geduldige Patientin! Wie ist mir denn . . . habe ich nicht zu gratulieren? Ganz recht — Sie sind ja mit Doktor Lteinbrecht ver lobt. Meinen besten Glückwunsch! Er ist ja eln geistreicher Mann — wer wollte das leugnen! Was möchten Sie wissen, mein liebes Fräulein? Den Namen von Frau Rolands — der jetzigen Frau Roland! — Krankheit? Nun . . . eine eigentliche Krankheit kann man das nicht nennen, wenn es auch ein Zustand ist, der oft große Unbegucmlichkcuen mit sich dringt - . . und von denen möchte die Dame nichts wissen — o beileibe nicht! Es kann sie ihr aber, beim besten Willen, niemand ersparen oder abnchmen! Das ist schon eine andere Patientin als die erste Frau Roland, Ihr« liebe Mutter! Nun, ... Sic werden aus meinen Worten wohl schon erraten haben, um welche Art von „Krankheit" cs sich handelt, — Sic sind ja eine erwachsene junge Dame, mein Fräulein Adelheid, und wollen demnächst selbst die Ehe ein gehen! Ja. ja — ein sogenanntes „freudiges Ereig nis" leitet sich nicht immer erfreulich ein — wir Aerzte wissen ein Lied davon zu singen! Nun wappnen Sie sich nur alle hier im Hause für die nächste Zeil mit recht, recht viel Geduld — Sic wcr- den's nötig haben!" — Damit drückte mir der Professor die Hand und ging seiner Wege. Also das!! Ich wußte nicht, sollte ich mich freuen oder sollte ich betrübt sein. Bella als Mutter — ich konnte sie mir unmöglich als solche vorstellen, kannte mir kein Bild der kommenden Situation machen! Mir war die Mutterschaft, auch die werdende, immer als etwas Heiliges, Ehrfurchlgebietcndes erschienen . . . das waren aber zwei Begriffe, die auf Bella nie und nimmer angewendet werden dursten! Sie konnte pikant, in gewissem Sinn amüsant, keck, drollig, ge wagt erscheinen — das waren die besten Eigenschaf ten bei ihr — ich kannte sie überdies noch zynisch, brutal, ungebändigt in ihrer Genußsucht und Leiden schäft — begehrlich, verschwenderisch und eigensinnig! Ein solches Wesen sollte gewürdigt werden, Mutter zu sein? — Als ich meinen Vater später wiedersah, fand ich ihn sehr niedergeschlagen und nichts weniger als er freut. Er sagte mir, Bella sei in einer „unglaub lichen" Verfassung, schwankend zwischen Wut und Verzweiflung — er wisse nicht, wie das die nächsten Monate hindurch werden solle, zumal Vella auf ihn einen förmlichen Haß geworfen hab« und ihn in einer Art behandle, die er mir lieber nicht schildern wolle. Er tat mir leid, denn ich konnte mir schon denken, wie seine Frau ihn malträtierte .... hatte sie doch eigentlich nie einen andern Ton für ihn gehabt, als den der unumschränkten Herrin, die Uber ihren Leib eigenen verfügt — sie — diese Frau!! Als mein Verlobter gegen Abend kam, hatte mein Vater "ine Unterredung mit ihm. Wahrscheinlich hatte er ihn gebeten, feinen Einfluß aucb diesmal bei Bella geltend zu machen, um für meinen Vater und für uns alle eine einigermaßen erträgliche Si tuation zu schaffen. Allein Bella weigerte sich stand haft. Steinbrecht zu sehen es sollte niemand vor gelassen werden, und auch ich durfte erst einige Tage nach jenem Besuch des Arztes für eine kleine Weile zu ihr. — Ich land sie in einem verdunkelten Zimmer in einem losen seidenen Peignoir auf der Eouchette liegen, das Haar achtlos zusammengesteckl. die Augen geschwollen von vielem Weinen, die Stimme heiser und rauh. Nie habe ich eine Frau gesehen, di^ihren Zustand so direkt als persönliche Beleidigung, als einen Schimpf, eine Schmach empfand, wie diese. Ich erinnerte mich aus meinem letzten Schuljahr: Gerda von Möllers Mutter sollte ein Kindchen haben — ich kam damals des öfteren ins Haus, ich sah die Liebe, die Zartheit, die Schonung, mit der der Vater, die übrigen Kinder die Mutter umgaben — ich sah die Freude auf das zu erwartende Kleine, die Pläne, die man für dessen Empfang und Namen schmiedete, die Wichtigkeit, die man seinem Erscheinen bcimaß.— Hier war überhaupt von dem Kinde mit keiner Silbe die Rede? Nur Bella — ihr llcbelbefinden — ihr« verzweifelte Stimmung — die Wut über ihr ent stellres Aussehen — ihre notgedrungen zurückgezogene Lebensweise — ihr Ausgeschlossensein von allen Freu den und Genüssen des Daseins . . . nur das wurde in kurz uns wütend hervorqestoßenen Sätzen betont . . . . und ich saß ratlos, machtlos daneben, unfähig, auch nur ein Wort des Trostes herauszubringen. Denn was ich für den einzigen und besten Trost, nach einer Zeit körperlicher Misere, ansah: die Aussicht auf das Kind, die Entschädigung durch das Kind — für Vella war dies eher eine Strafe. Schon das schüchtern von mir ausgesprochene Wort „Kind" reizte sic maßlos. „Ich mag keine Kinder — hab' sie nie gemocht! Eine Infamie ist's vom Schicksal, mir — just mir! — ein Kind . . . .!" Sic schlenderte, da eben nichts anderes zum Schleudern da war, ihre rot seidenen Pantöffelchen von den Füßen, daß sie mitten ins Zimmer flogen, warf sich herum, barg den Kopf in den verschränkten Annen und brach in leidenschaftliches Schluchzen aus. Unter diesen Verhältnissen wollten Steinbrecht und ich einstweilen von unserer Hochzettsfeier Abstand nehmen und damit warten, bis Bella wieder gesund war . . . aber weder sie noch mein Vater wollten et was davon hören; es sollte beim Iuni bleiben, und so gingen denn die Vorbereitungen weiter ihren Gang! — Ach — wohl hatte der Arzt recht gesagt, wir sollten uns alle mit Geduld wappnen! Dieser Artikel wurde von uns täglich, stündlich derartig gefordert, daß wir ofr, vor allem mein Vater und ich, nicht mehr wußten, woher neuen Vorrat nehmen! Dreißigstes Kapitel. Meine Hochzeit — meine Ehe! Ausführlich kann ich darüber nicht berichten — dies eine Mal muß ich jagen: gerade zu dir nicht! Sonst bildest du stets die einzige Ausnahme .... hier — du wirst mich ver stehen! — könnte ich nur einer Frau, die mir be sonders nah« steht — einer älteren Frau . . . mit einem Wort: meiner Mutter, eine ausführliche Beichte oblegen — und selbst vor ihr winde sie mir schwer fallen! Aber ich weiß, du verstehst mich so gut, wie nur ei l Mensch den andern verstehen kann. Du fühlst dich in meine Freuden und Schmerzen hinein, wie ich mich in die deinen! Du bist Ich. und ich bin Du! Die wenigen Menschen, die ich bei meiner Hochzeit hätte um mich haben mögen — Ursula Mine Alt mann und ein paar von den Berliner Freunden — blieben natürlich fern. Die Intimsten Bellas, Tom der Reimer und Konsorten, hatten schöne Geschenke geschickt und waren zu der Festlichkeit geladen worden. Gottlob war weder von „Hanni" noch von einer der sogenannten „Freundinnen" die Rebe gewesen — ich weiß auch, Steinbrecht hätte ihr« Anwefenlnil strikt« untersagte, wenn auch im übrigen in dieser Zeit Bellas leisester Wunsch Befehl war. Um ihretwillen mußte die Trauung und die Hoch zeitsscierlichkeit im Hause sein, da sie .behauptete, keinen Schritt gehen zu können. Sic hatte sich um nichts gekümmert — unsere künftige Wohnung, die sie „Stück für Stück" hatte einrichten wollen, hatte sie nicht ein einziges Mal betreten können. Mir war es sehr recht so. Bellas Geschmack war nicht der meine — widersprechen durfte man ihr nicht, aber meine künftige Umgebung wollt« ich gern nach meinem Sinn gestalten. Dies war nun geschehen. Mit der Summe, die mir mein Vater vom Erbteil meiner Mutter'zur Aussteuer überwies, konnte ich schöne und geschmack voll« Einläufe besorgen; mein Verlobter unterstützte mich darin, er verstand sich auf das Auswählen ge fälligen und gediegenen Hausrats außerordentlich gut, interessierte sich auch für meine Garderobe, nir die Tisch- und Hauswäsche — und so kauften wir denn nach Herzenslust zusammen ein, und es kam, nach unserer Meinung, «in sehr hübsches, stilvolles En semble zustande. (Fortsetzung folgt.) Velin KIor'Len-oaä Einige ^opken oder ein Lclruss k^su de dologne", dem Wasser rueesetrk, erltölien die Wohltat des Bades und sind von wunderbar erfrischender und helevender Wirleune.— Oehen dem Körner vesondere Blaskiritat und Oescnmeidielreit. — Bins sssüonetle Körperpllese ernält durcn steten Oeoraucn der IVlarlcs cXu, dem einer Dame tLZck 2) vimge. minderwertige Lau de Cologne weise man ruruek, weil »ckädlickl verlange stet8 die ^Isräe „HAt (Oer. gesell. »us Llau-Ooldener Ltiltette)! In (jualität unüvertronea; »enr ausgielrig im Oekrimcn vnd im Verhältnis preiswerter ms jede k^ectummuns. — Destilliert neck ur-eigen^ew Leit 1792. I-r. S47S. 7S70. LA. Vsstrovkvn mit t.ußtvonwsnmei' sind die spsnssmsten iin Oedrauelt änrrllrmt ttNümmiöktszt« unil Mrls IikmsM ,»00 00v . 0««c. Id«. V. Laekssn) lllssisn) lirisn) L-L von 6»n oo- ringoten Zu» vvocicok sfivko suogolMtrt. 'l jocke ^e^tza^bt^ ieten Hsokensle (iß S hksrstslluno vo voklim ru cksn S00 Lottru LrunUirasnl l.»pp'8c m k>stont Nuck a-Lakrb ckoc 8t»ckt 8a sten Iie kür Ltvaorsartov unck kvlormklLssv! AkU»-, »leekl- uvck W «ItdMtter. (Lnetmosoe) u olle Vorlogev ru k><tik»elx;l>eo LeoeditlLisoos«» empüvblt Vnstsv I-tedner, Orimwoisektzi rlteiv^s^ 10. „Seit Jahren war ich müde u. matt, hatte häufig Wahns. Kopfschmerzen u. jede Lust z. Arbeit u. zum Leben verloren. Ich hatte ein veraltetes klssenleillen n. Nierenschwäche, daneben Darmträgheit, infolge sitzender Lebensweise. Auf ärztt. Rat trank ich Altbuchhorster Mark- Sprudel TtarkqueUe (Jod-Eisen-Man. gan-Kochmlzquelle). Schon nach 9 Fl. fühlte ich mich als ganz andrer Mensch. Tie Urinabsonderung wurde lebbait und schmerzlos u. blieb es seitdem. Ich trinke den Mark-Sprudel jetzt tägl., habe mich nie so wohl u. gesund gef ühlt wie jetzt. H.B." Aerztl. warm empf. Fl. 95 — Inder Lvxeiapotkeke, Markt 12, Ilokapotki., Hainstr. 9 u. Iliirrccnapotk.. Hallhche Str. 12, bei Rod. liu^eli, Gotljchedslr. 15, IV. Imllcknmvli, Promenadenür. 2t, t,'. 8ta«h divkk , Peterssteinweg 7, Knx 8ekreehvr, Schüycnnr. 8, Ilax >.iu- munli,Windmübleiist 56 Iiul/.e, Berliner Str.6,Ikuiiibolcktckiou'.,Psasscii. VorserStr.lO, Xumunii k<-'iv.,Burgslr.25, Petri - Drox., Peterssteinweg 15, «1. 0. Bayerische Str. 95, in GobliS: Xrä«» sc Ituuniunv, Aruß. Höllische Str. 25, in Lindenau: Ikervll. 8tledl Xekt., Engros: Loxelapotk. ckaszs» o»a«l rcillixen, -«aelis. »nd krott. nach neuester Methode, sowie üntntüubiin^cn roa I'olstcr- möbelll. Teppichen re. mittels 8tr«drsW - kMlÄen übernimmt ileillir.-ttesellsekllkt Blücher,tr. 4. Telephon 10749. »>l»4