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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110310010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911031001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911031001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-10
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Tauchnitz in Leipzig, und der Vizekonsul Dr. Otto haben ihre Aemter niedergelegt. Als Nachfolger wurde der Be- rufskonsul R. Turner bestellt. (S. Lpzg. Ang.) * Der Reichstag setzte am Donnerstag die zweite Lesung des Postetats fort. (S. Reichs tagsbericht.) * Die Schiffahrtsabgabenkommission nahm am Donnerstag den Artikel I des Gesetz entwurfs a n. (S. d. bes. Art.) * Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht eine offiziöse Auslassung über den Wer^t der elsaß-lothringischen Bundesrats stimmen. (S. d. bes. Art.) * Im Thronsaale der Residenz zu München fand am Donnerstag die offizielle Feier des 90. Ee - burtstages des bayrischen Prinz regenten statt. (S. d. bes. Art.) * Der Zustand des erkrankten russischen Ministers des Aeußern Ssasanow ist ernst, aber nicht lebensgefährlich. NuMche Freiheitskeier. Sechs Jahre, nachdem der leidenschaftliche Gegner von allem, was an Liberalismus erinnerte, Zar Nikolaus I., unter den Hiobsposten aus der Krim körperlich und geistig zusammengebrochen war, erließ sein damals mit dem Liberalismus spielender Sohn den berühmten Freiheitsukas, der ihm rn der höfischen Historie den Beinamen des ,Lar-Befreiers" eingetragen hat. Ls war gerade die Zeit der großen „Emanzipationen", am selben 4. März zog Abraham Lincoln in das Weiße Haus. Die Befreiung der Muschiks war wie die der Nigger eine edle Tat der Menschenliebe; um große Taten der Politik genannt zu werden, hätten beide sorgfältiger^ vorbereitet und durchgearbeitet sein müssen. Wir können uns ja den Jubel vorstellen, der uns aus Turgenjews kleinbäuerlichen Novellen entgegentönt, wie Millio nen aufjauchzten, als sie vernahmen, daß sie von dem weisen Zaren für frei erklärt seien. Aber die T r a g- weite des Ukases haben die wenigsten be griffen. Sie wähnten, daß ihnen mit der persön lichen Freiheit auch der Boden, den sie bisher im Jahre der Hörigkeit beackert hatten, zum freien Ge schenke gemacht sei! In Wirklichkeit mußte natür lich, um vielhundertjährige Eigentumsrechte nicht tn geradezu verbrecherischer Weise zu vergewaltigen, der ihnen zugewiesene Teil des Areals mit mühsam ab zutragenden Lasten beschwert werden. Das Verhäng nisvollste aber war, daß der Zar in seiner Geber laune nicht bedacht hatte, welch fragwürdigen Ge winn eine Befreiung der Leiber bringt, solange die Geister nicht von der Knechtschaft einer bodenlosen Unwissenheit frei geworden sind. Der Mangel an ge münztem Betriebskapitale, der die russische Bauern wirtschaft bis auf den heutigen Tag verkümmert, hätte in einem halben Jahrhundert überwunden werden können, stände es nicht so beispiellos traurig noch heute mit den geistigen Betriebsmitteln. Es wäre eine schwächliche Bescheidung des Urteils, wollte man sich mit der liebedienerischen Ausflucht zu- sriedengeben, daß das Mögliche getan sei, daß tat sächlich keine Fonds zur Verfügung gestanden hätten, um die Kulturaufgaben der Bodencntlastung und der Volksbildung in höherem Maße zu erfüllen, als es geschehen ist. Aus Len Milliarden, die man veraus gabt hat, um das große Rußland noch größer zu machen, aus den vielen Hundertmillionen, die für gesetzesgerechte und noch mehr für gesetzwidrige „Ver waltungskosten" draufgegangen sind, hätten sich er kleckliche Summen herausschöpfen lassen, um wenigstens die Söhne der damals Befreiten auf einen menschenwürdigeren Stand zu erheben, als der tat sächlich erreicht ist. So sind es denn recht gemischte Gefühle, die Rußlands Erinnerungstag wachruft. D'.e Bauernschaft schreit nach mehr Land. Sie läßt sich von gewissenlosen Demagogen der Revolutions partei weismachen, daß der regierende Zar danach lechze, die Spende seines Großvaters nachzutun und die großen Grundherren abermals zu enteignen, wenn diese seinen freien Willen nicht in eiserner Umklammerung hielten. Mit jenen Hetzern wett eifern auf schier noch niedrigerem Niveau die nationalistischen Reaktionäre, die mit gleicher Berufung auf zarische Wünsche gegen die deutschen Siedler aufwiegeln. Da wirklich gesetz geberische Entwürfe bereits die Eigentumsrechte selbst der naturalisierten Deutschen antasten, darf man in diesem Fall« nicht einmal mehr von te- wußten Unwahrheiten sprechen. Gelegentlich, wie während des Japankrieges, sucht dann der Muschik mit Selbsthilfe solchen erträumten Begünstigungen vorzuarbeiten, und brannte zur würdigen Begrüßung des hereinbrechenden goldenen Zeitalters die Schlösser des Adels und aus besonderer Wollust der verhaßten Njemetz nieder. Der Henker hatte dann alle Hände voll zu tun, um den armen Verleiteten die Anfangs begriffe der sittlichen und staatlichen Rechtsordnung wieder einzupauken. Inzwischen ist die Lebenshaltung der Bauern unter das bescheidene Maß der Hörigkeits zeit herabgesunken. Der geradezu entsetzliche Fehler der „Befreier", an Stelle lebensfähiger Hufen kommunistische Dorfgemeinden einzurichten, den „Mir", hat die faule Frucht einer überhasteten Gesetz gebung noch schlimmer verdorben. In regelmäßigem Turnus wird die Feldmark neu aufgeteilt! > Der Zeitbesitzer ist natürlich froh, wenn er den not dürftigsten Ertrag herausgewirtschastet hat, um sein Leben durch den langen Winter zu fristen, und hegt nicht die geringste Neigung, für den Nachbesitzer höhere Werte in den Boden hineinzustecken. Die Kapitalien der Gemeinde aber, die für solche Zwecke zu Gebote stehen, werden nach russischer, allzu russischer Art verwaltet. Eine ganze Reihe von Miß ernten hat sich in den letztverwichenen Jahrzehnten hinzugesellt, um die „gedrückte Lage" des russischen Bauernstandes zu förmlichem Notstände zu ver schärfen. Sogar das Saatkorn war aufgezehrt, und ganze Wagenladungen des von menschenfreundlicher Hand gesammelten Ersatzes sind unterwegs im Lotter betriebe der Bahnverwaltungen einfach „ver schwunden". Die Hungersnöte waren sogar in Len Gouvernements der „Schwarzerde", des ertr-.gs- fähigsten Bodens, chronisch geworden. Es erscheint fast als ein glücklicher Zufall, daß neuerdings zwei bessere Sommer ins Land gegangen sind, so daß das Jubiläum der „Befreiung" nicht mit Suppen aus aufgekochter Baumrinde begangen wird! Wenn der Verfasser jenes unter Horaz' Namen überlieferten Gedichtes, der mit sentimentaler Weltfremdheit die „szythische" Sitte der jährlichen Markaufteilung seiner „entarteten" heimischen Zivilisation rühmend gegenüberstellt, den Atavismus dieser bodenständigen Wirtschaftsform bei den heutigen „Szythen" er schaute, möchte ihm nicht viel von seiner Begeisterung für ethnographische Urzustände zurückbleiben! Am Jubeltage hat endlich der Zar ein Wort ge funden für den ewigen Wert des Bauern, der auf eigener Scholle wächst. Ob er bessere Mit arbeiter finden wird, als sein edelwollender, aber herzlich schlecht beratener Ahn? Ob die Männer des mit konstitutionellem Firnis angcstrichenen „modernen" Rußlands Tüchtigeres leisten werden als die Diener des aufgeklärten Absolutismus? Man wagt noch nicht recht, zu hoffen. Viel ist noch nicht besser geworden im Systeme. Selbst Gedenk feiern des Freiheitstages waren nur soweit gestattet, als strengste Polizeiaufsicht gutwillig hingenommen war, als die zu haltenden Reden vorher zur amtlichen Stempelung eingeliefert waren. Die Münchner Jubiläumsfeier. Bei der großen Feier der Landeshuldigung im Thronsaale der Residenz in München war am Donnerstag mittag ganz Bayern vertreten. Mit den Inhabern der höchsten Stellen bei Hofe, im Staat«, im Heere und den Gemeinden waren erschienen weitere Vertreter aller Hoi- und Staatsstellen, die Direktoren der gesetzgebenden Körperschaften, die Standesherren, Vertreter der Kirche, des Offizier korps und aller großen Organisationen und Verbände des ganzen Landes. Ebenso sah man Vertreter aller bayrischen Hochschulen, der Gelehrten- und Künstler welt und der Presse. Aus allen Berufsständen scharten sich die leitenden Vertreter um den Regen ten, der bei diesem Feste von sämtlichen Mitalie- dern des kal. Hauses umgeben war. Auf der Tribüne des Thronsaales war als Zuschauer auch der Urenkel des Regenten, der kleine Prinz Luitvold, mit den übrigen Kindern der kgl. Familie erschienen. Als der Prinzregent den Saal betrat, begrüßten ihn Fan farenklänge. Festen Schrittes stieg er die Stufen des Thronsessels empor, vor welchem er während der ganzen Feier mit bewundernswerter Frische stand. Zur Linken des Thrones standen die Prinzen und Fürstlichkeiten, zur Rechten die Prinzessinnen. Der erste Präsident der Kammer der Reichsräte, Fürst zu Löwenstein, hielt eine Ansprnch«, in der er ausführt«: Der 90. Geburtstag des Regen ten bedeute ein Familienfest im hörten Sinne nicht nur für das kgl. Haus, sondern siir das ganze bayrische Volk, das sich als die große Familie des gütigen Landesoaters fühle, unter dessen weiser und fürsorglicher Regierung es Wohlstand und Frie den genieße. Edelster Familiensinn, tiefe Pflichttreue, wahre Lebenskunst und echt« Frömmigkeit leuchteten dem bayrischen Volke aus dem Leben seines geliebten Regenten entgegen, der selbstlos mttgearbeitet habe bei der Errichtung des Deutschen Reiches, weil sie dem bayrischen Lande zum Heile gereichte. In tiefem Pflichtgefühl hab« der Prinz sodann in einem Alter, in dem sich andere Ruh« gönnen, die schwere Last der Regentschaft übernommen, mit sicherer Hand die Zügel der Regierung ergriffen und sie unter stren ger Wahrung der Verfassung bis zu diesem Tag« zum reichen Segen für Volk und Land geführt. Die bayrische Armee bilde heute ein würdiges Glied des stolzen deutschen Heeres, die bayrische Be amtenschaft stehe in hohem Ansehen im In- und Auslande, Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie, Han del und Verkehr blühten, und die Haupt- und Resi denzstadt München, anerkannt in der ganzen Welt als eine der ersten Stätten für Kunst und Wissenschaft, zeuge von dem Fortleben des Geistes des königlichen Vaters und Bruders in dem Regenten. Der wahren Gottesfurcht des Landesherrn sei es auch zu danken, daß die verschiedenen Konfessionen im bayrischen Lande in Frieden nebeneinander wohnen. — Das Hoch, das Fürst zu Löwenstein am Schluß seiner Rede auf den Prmzreaentcn aus brachte, erklang brausend durch den großen Saal. Dann verlas der Regent, von tiefer Bewegung ergriffen, eine Ansprache, in der es nach einigen Dankesworten hieß: „Die festliche Freude im ganzen Königreiche aus Anlaß meines bevorstehenden Ecburtsfestes, die Opferwilligkeit, mit der sich alle Kreise der Bevölkerung an der einge leiteten Landessammlung beteiligt haben, sind mir eine neue Gewähr für die Anhänglich keit des bayrischen Volkes an das angestammte Königshaus. Der allmächtige Gott hat mich bis zum heutigen Tage unter seinen heiligen Schutz genommen. Durch seine Gnade ist es mir beschicken gewesen, die Regierung des Landes während der vergangenen 25 Jahre zu führen. Es ist eine allgütige Fügung, daß die Zeit meiner Regierung zusammeniällt mit einer Zeit friedlicher innerer Entwickelung Bayerns, wie lie die Geschichte früher kaum gekannt hat. Im Deutschen Reiche kommt Bayern eine ge achtete Stellung zu, bildet die treue, tapfere Armee einen starken Pfeiler der mächtigen Schutz wehr, die den Frieden verbürgt und die Früchte ruhiger Arbeit reifen läßt. Alle Zweige unseres Erwerbslebens zeigen glück liches Gedeihen, die Wissenschaft schreitet von Erfolg zu Erfolg, die Kunst, die schönste Blüte, die Gesit tung und Wohlstand hcrvorbringen können, hat sich herrlich entfaltet. So flehe ich denn Gottes reichsten Segen auf unser liebes bayrisches Vaterland herab. Möge Friede.« ?nd Eintracht auch weiterhin dem Lande oeschieden sein. Mögen alle Bayern sich in dem heißen Bestreben einig fühlen, dem Vaterland« zu dienen und zu nützen, mögen Herrscher und Volk - rn alter Bayerntreue zu allen Zeiten zusammen stehen. Dies ist mein sehnlichster Wunsch am heuti gen Tage." Nachdem der Regent die Ansprache beendet batte, schritt er die Slufen des Thrones hinab zum Fürsten zu Löwenstein und sprach ihm persönlich noch mals seinen Dank aus. Ebenso begrüßte er andere Mitglieder der Kammer der Reichsräte und der Kammer der Abgeordneten, sämtliche Minister und andere Anwesende. Nochmals ertönten lebhafte Hochrufe, als der Regent, begleitet von den Mitglie dern der königlichen Familie, Len Saal verließ. Oie SchMalMsabgabenkommiMon nahm am Donnerstag den Artikel I der Vorlage zur Abänderung des Artikels 54 der Reichsver fassung mit 18 gegen 10 Stimmen an. Der Artik l bestimmt: In Artikel 54 der Reichs verfassung wird der Absatz 3, Satz 2 gestrichen. Der Absatz 4 erhält folgende Fassung: In allen Häfen und auf allen natürlichen Wasserstraßen dürfen Abgaben nur für solche Werke, Einrichtungen oder sonstige Anstalten er hoben werden, die zur Erleichterung des Verkehrs bestimmt sind. Diese Abgaben, sowie die auf künstlichen Wasserstraßen zu erhebenden Abgaben dürfen bei staatlichen und kommunalen Anstalten oder Wasserstraßen die zur Herstellung und Unter haltung erforderlichen Kosten nicht über schreiten. Als Kosten der Herstellung gelten Zinsen und Tilgungsbeträge für die ausgewendeten Kapitalien. Der Bemessung von Befahrungsab- gaden können im Bereiche der Binnenschiffahrt die Gesamtkosten für eine Wasserstraße, ein Strom gebiet oder Wasserstraßennetz zugrunde gelegt werden. Auf die Flößerei finden diese Bestim mungen insoweit Anwendung, als sie auf schiff baren Wasserstraßen betrieben wird." Dahinter ist ein neuer Absatz mit folgendem Wortlaut einzufügen: „Die Herstellungs- und Unterhaltungskosten für Anstalten, die nicht nur zur Erleichterung des Verkehrs, sondern auch zur Förderung anderer Zwecke und Interessen bestimmt sind, dürfen nur zu einem verhältnismäßigen Anteil durch Schiff fahrtsabgaben aufgebracht werden." Der nationalliberale Antrag Iunck: „Be fahrungsabgaben dürfen nur von solchen Schiffen erhoben werden, die von den Werken einen Vorteil haben und nur für diejenigen Strecken, bei denen ein solcher Vorteil eintritt", ist also leider ab gelehnt worden. Vas neue /erntprechgedühren-kompromitz. Der Fernsprechgebührenentwurf des Herrn Kraetke kann nicht leben und nicht sterben. Das kommt da von, weny di« Behörden an Stellen reformieren wollen, wo es nicht nötig ist. Man dürfte eigentlich die stille Hoffnung hegen, daß über kurz oder lang auch das neueste Verkehrsmittel allgemein verbilligt und dem Stephanschen Grundsätze, daß niedrig« Ta^en den Verkehr und damit die Einnahmen erhöhen, Gel tung verschafft würde. Welch bittere Enttäuschung die Oeffentlichkeit erfuhr, als die Regierung mit ihrer sog. Reform hervortrat, ist ja bekannt, und es konnte deshalb gar nicht überraschen, daß der Ent wurf kein« gut« Aufnahme fand, sondern umge arbeitet werden mußte. Aber auch Lie zweite Auflage des Regierungsentwurfes stieß auf Widerspruch, und der Reichstag müht stch seit Jahr und Tag ab, etwas Brauchbares zustande zu bringen. Ein solcher Versuch war das im Dezember vorigen Jahres vorgeschlagene Kompromiß, das für den Fernsprechverkehr gewisse Erleichterun gen brachte und für den Ortsverkehr eine Grund gebühr von 65 bis 300 ie nach der Zahl der An schlüsse in einem Netze, festsetzte, die Einzelgesprächs gebühr auf 4 Pf. bemaß und die an Stelle der Ein zelgebühr eventuell tretend« Pauschgebühr bei nicht mehr als 2000 Verbindungen jährlich mit 75 -tt, bei 2000 bis 4000 Verbindungen mit 140 bei 4000 bis 6000 Verbindungen mit 200 bei 6000 bis 8000 Verbindungen mit 250 .<( und bei 8000 bis 10 000 Verbindungen mit 300 berechnen wollte. Bei mehr als 10 000 Verbindungen mußte je ein neuer Anschluß bergestellt werden. Auch dieser Vorschlag fand keine Gegenliebe. Der nunmehr in der Budaetkommission des Reichs tags eingebrachte neue Kompromißantrag der Rechten und des Zentrums bringt eine ganz er hebliche Ermäßigung der Gebühren, ins besondere soweit die Grundgebühr in Frage kommt, und für Anschlüsse mit geringem oder mittlerem Verkehr würde zweifellos eine Ver billigung gegenüber dem jetzigen Zustande eintreten, aber die Verteuerung für stärker«' Benutzung des Fernsprechers in umfangreichen Netzen würde bleiben. Man darf gespannt sein, wie sich die Regierung zu dem neuen Antrag« verhält, der dem ursprünglichen Entwürfe vollends ein ginz anderes Aussehen gibt und natürlich inch die Berechnungen über den finanzellen Ertrag des Fernsprechwesens über den Haufen wirft. Gin kalter wstlerltrstrl für Worms. Wie wir kürzlich mitteilten, hat die Ankündi gung eines Vortrags des Reichstagsabgeordneten Dr. Stresemann für den 15. März in Mainz in der „Wormser Ecke" große Erregung verursacht, die sich dis zu Drohungen verdichtete. Vom „Mainzer Tgbl.", dem führenden nationalliberalen Organ Hessens, werden die Wormser daraufhin in folgender glänzender, für gewisse Instanzen in Berlin beinahe vorbildlicher Weise adgefertigt: „Freudig werden wir es begrüßen, wenn Dr. Stresemann die günstige Gelegenheit benutzt, die ihm sein Vortrag in Mainz bietet, um gründ liche Abrechnung mit den Wormsern zu halten. Wahrhaft lächerlich ist es, wenn die „Worms. Ztg." die Klärung der Verhältnisse, die Dr. Streiemann angekündigt hat, dadurch verhindern will, daß sie von einer Unterstützung der Kandidatur David faselt. Nein, nicht der Sozialdemokratie, sondern dem nationalliberalen Kandidaten wird Dr. Strese mann einen sehr wesentlichen und sehr wert vollen Dienst leisten, wenn er die Wormser Herren höflich, aber eindringlich bittet, auf den Stühlen Platz zu nehmen, die vor der national liberalen Partei stehen. Die Wormser Gruppe mag sich aus sehr ehrenwerten Herren zusammen setzen, aber diese Herren sind nicht mehr national liberal; sie sind komeroativ-agrarisch und haben deshalb im nationalliberalen Lager nichts mehr zu suchen! — Herr v. H e y l ist aus der national, liberalen Reichstagsfraktion ausgeschieden; die Fraktion aber vertritt die Anschauungen der Gesamt partei, und wer ihr den Rücken kehrt, weil er nicht mehr mit ihr übereinstimmt, der löst sich en ipso auch von der Gesamtpartei los! — Da beißt die Maus keinen Faden ab! Und nun noch eins: Wir sind des langen Hin- und Herredens, bas doch zu keinem Ziel führt, herzlich satt! Die Bemerkung aoer können wir nicht unterdrücken, daß man es im gewöhnlichen Leben Aufdringlichkeit nennt, wenn jemand sich wie eine Klette an eine Gesellschaft heftet, die nichts von ihm wissen will!" Nach diesen Vorpostengefechten zu schließen, dürfte am 15. März die endgültige Abrechnung mit denen um Heyl zu erwarten sein. Für die innere Konsoli- dierung der nationalliberalen Partei wäre das nur günstig. DMches KM. Leipzig, 10. März. * Keine Vertagung der Volksschulreform? Wir lesen in den „Dr. N. N.": „Um die für die Volks schulreform nötigen Unterlagen zu schaffen, war vom sächsischen Kultusministerium die Bearbeitung einer ausführlichen Statistik über die Schulverhältnisse des Landes im allgemeinen wie der einzelnen Ge meinden in Aussicht gestellt. Dieses Werk wird noch in diesem Jahre fertiggestellt werden. Diese Tatsache erlaubt den Schluß, daß die kürzlich von einigen Blättern verbreitete Meldung über eine mit Rücksicht auf die Zusammensetzung des sächsischen Landtages beabsichtigte Verzögerung der Volks schulreform nicht der Wahrheit entspricht." — Das ist von dem Dresdner Blatt einigermaßen optimistisch gefolgert. * Au, dem Lhemnitzer Nationalliberalen Verein. Der Vorstand und Ausschuß des Nationalliberalen Vereins hielten am 7. März eine Sitzung ab. Es wurde zunächst bekanntgegeben, daß auf Antrag des Vereins Professor Schöbel und Lehrer Füge in die vom Landesoerein eingesetzte Kommission zur Dor- bereitung der Volksschulreform «ingetreten sind. Weiler wurde mit Befriedigung die Entschließung des Landesoorstandes vom 19. Februar 1911 entgegen genommen, sowie daß in Ueoereinstimmung mit der Dereinsleitung der Generalsekretär Dr. Westenberger bemüht gewesen ist, die in Chemnitz vorhandene Zer splitterung der Parteiorganisation zu beseitigen. Hierauf fand folgende Resolution einstimmige An nahme: „Es wird festgestellt, daß durch die Resolution des Vorstandes und Ausschusses vom 18. Januar 1911 eine Grundlage geschaffen worden ist, um da« zwischen dem Verein und der Landesorganisation
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