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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110310010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911031001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911031001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-10
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Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Nr. SS. 10S. Iahryrmg. IN erfreulichem Rückgänge begriffen, wenn er auch in manchen Landesteilen nicht beseitigt werden wird und wir deshalb in der Vermehrung der Lehrerbildungs anstalten fortfahren müssen. Zu der Universitäts bildung sollten einzelne befähigte Lehrer zugelassen werten. Die Umzugs und Reisekosten der Lehrer sind völlig unzureichend. Hierauf wird die Weiterberatung auf ^8 Uhr abends vertagt. Streik wlüer Dillen. Wir erhalten folgende Zuschrift: „Wie in einem Teile der Presse bereits ausge- juhrl worden ist, sind die Gietzereiarbeiter des Chem nitzer Bezirkes in eine Bewegung eingetretcn, die heule zur Proklamierung les Streiks geiührt hat, — eines Streiks wider den Willen der Metzereiarbeiter selbst. Unter dein 2t). o. M. hatte die Verwal tungsstelle Chemnitz des Deutjckzen Metallarbeiter oerbandes an die Firmen des Gietzergewerbes von Chemnitz und Umgebung, sowie an Len Chemnitzer Bezirksverband Deutscher Metallindustrieller ein gleichlautendes Rundschreiben wegen anterweiter Regelung der Loh» und Arbeitsbedingungen ge richtet. Die im Chemnitzer Bezirksoerband vereinig ten Metallindustriellen haben dem Metallarbeiter verband eine bis zum 27. v. M. von diesem verlangre Antwort nicht erteilt, da sie aus dem Standpunkte stehen, das; sie die Arbeitsbedingungen mit ihren Ar beitern ohne fremde Einmischung zu regeln haben, um so mehr, als sie mit ihren Arbeitern durch aus in Frieden leben und diese bisher keinerlei Wün,che geäußert haben. Am 2. d. M. hat daraufhin eine in den Versamm lungen der Eietzereiarbeirer für jede Metzelei ge wählte Kommission von Arbeitern der betreffenden Firma mü »blich ungefragt, wie sich die betreffende Girina zu den :hr vom Metallarbeiteroervund unter breiteten Vorschlägen stelle. Di« Firmeninhaber und Werkleiter halren sich bei diesen Unterredungen mit ihren Arbeitern übereinstimmend bereit erklärt, Wünsche ihrer eigenen Arbeiter gern ent gegenzunehmen und sie nach Möglichkeit zu berück sichtigen. Dabei hat sich die überraschende Tatsache ergeben, Lutz die Arbeiter selbst keine Wünsct)e vor- zubringen hatten. Das erklärt sich allein schon daraus, datz ihr Verdienst in den meisten Metzereien ein höherer ist, als der Metallarbeiterverband in seinen „Vorschlägen" sordert. Daher ging auch das Urteil der Fachleute über die vom Metallarbeiterver- kand ausgestellten Forderungen dahin, datz diese nicht v o n G i c tz e r e i a r b e i t e rn ausgestellt sein konnten, sondern von Personen, die dem Eietzerci- gewcrbe vollständig fernstehen. Es ist unter solchen Umstände» gewiß erklärlich, Latz die Verhandlungen zwncheir Arbeitgeber» u»d Arbeitnehmern von Fabrik ;u Fabrik ergebnislos verlaufen mutzten, da die Ar beiter überall selbst erklärten, Latz sie aus eigenem Antriebe nicht gekommen seien, da sie doch mehr ver diente», als in dem Schreiben des Metallarbeiter verbandes gefordert werden, und sie auch über Einrich tungen usw. nicht zu klagen hätten. Aus einer uns vorliegenden stenographisch aus genommenen Verhandlung zwischen Fabrik leiter und Former geht deutlich hervor, datz der Former aus die Frage, weshalb er und seine Arbeits kollegen denn unzufrieden seien, nichts zu erwidern batte. Die Frage des Fabrikleiters lautete wörtlich: „Weshalb sind Sie persönlich unzufrieden? Wenn Sic uns das mitgeteilt haben werden, jo können wir darüber reden. Sie haben bisher nichts geäutzerl. Es kommt nur auf die Arbeitsbedingungen in unserer Metzelei an. Sie müssen doch darüber orientiert sein, was bei uns nicht recht ist und Ihnen nicht gefällt." Darauf antwortete der Former immer wieder: „Wir wissen da gar nichts. Wir sind eben >edcr gewählt worden vom Verband, vom Bureau, und nur sollen nur Len Bescheid holen, ob Sie das «gemeint sind die vom Metallarbeiterverband gestell ten Forderungen) anerkennen oder einzelne Punkte hcrausziehen." Aus die Bemerkung des betreffenden Fabrik leiters: „Sie müssen doch einsehen, datz wir gar nicht anders hanteln können", erwiderte der Former: „Das weitz ich wohl, aber ich kann nicht anders sagen." In einer anderen Metzerei erwiderte der Former auf die Frage, warum er denn komme, da er doch viel mehr verdiene, als das Schreiben des Metall- arbcucrvcrbandcs als Mindcstlohn fordere, und auch sonst nichts auszusetzcn habe: „Ja. von uns aus geht das auch nicht, wir sind blotz vom Verband geschickt. Und wenn das über all jo i st, so können wir doch nicht die einzigen sein, dic nicht dabei sin d." In anderen Werken legten die Arbcitcrabordnungen das obenerwähnte Schriftstück vom 20. v. M. mit dem ausdrücklichen Bemerken vor: „Es komme ihnen ledig '.ich daraus an, datz die Firma das vorgclegte Schrift stück mit den „Vorschlägen" unterzeichne." Aus alledem ergibt sich also zur Evidenz, datz die Bewegung nicht von den Arbeitern selbst ins Leben gerufen worden ist, um sich bessere Arbeitsbedingungen zu verschaffen, sondern -atz sie als ein vom Zaun ge brochener, willkürlicher und frivoler Ein griff des Metallarbeiterverbandes in unsere Fabrikoerhältnisse anzusehen ist. Er ist es. der in den frühen Morgenstunden vor den bestreikten Betrieben Streikposten aufstellte und die nach Hun derten zählenden Arbeitswilligen am Zutritt zu ihrer Arbeitsstätte hinderte. Das von allen besonnenen Arbeitern und den Arbeitgebern autzerordentlich be dauerte Vorgehen dieses Verbandes charakterisiert sich also lediglich als Interesse npolitik der Ke werkschaft, die durch die Inszenierung einer Arbeiterbewegung neue Bei tragszahler für ihre Organisation, den Mctallarbeiterverband, zu ge winnen hofft. Das Vorgehen des Metall arbeiterverbandes wird um so gefährlicher, als es dke Maschinenfabriken infolge des Mangels an Kutz zwingen wird, nach und nach immer grötzere Arbeiter entlassungen vorzunehmen." Tsgeschranik. Fürstenwalde, 9. März. (Selbstmords«!, such eines Zwölfjährigen.) In Ketschdorf stürzte sich der 12jährige Sohn des Schuhmachers Kettner aus Furcht vor Strafe für mehrere kleine Vergehen in die Spree, konnte jedoch rechtzeitig ge rettet werden. Essen, 9. März. (Sein Schwesterchen er schossen.) Ein trauriger Vorfall hat sich in Glad beck abgespielt. Ein elfjähriger Schüler hat sein dreieinhalbjähriges Schwesterchen erschossen Er hatte die Pistole in dem Zimmer des Schlafburschen seiner Eltern gefunden. Er richtete die Waffe auf seine Schwester. Im selben Moment ging ein Schutz los und traf das Kind in den Kopf. Die Kleine war soforttot. . München, 9. März. (Line originelle Fa. schingszeitung) haben die Oberammergauer erhalten. Ihr Wochenblatt, die „Ammcrgauer Zei tung", hatte wieder eine Faschingsnummer heraus ^remis. 10. MSrr 1911 Leimiger Dagevlstt. gegeben, die aber nur den Titel „Faschingszeitung" trug und zwei leere Seiten umfatzte, mit der vielsagenden Futznote: „Um den ständig wiederkeh renden Beleidigungsprozessen, die uns die Ausgabe der Faschingsnummcr alljährlich einbrachte, vorzu beugen, haben wir Heuer den Tert herausgclassen und sind uns so sicher, niemand beleidigt zu haben. Die Redaktion." Frankfurt a. M„ 9. März. «Noch ein Fall von Genickstarre?) Nach dreitägigem Leiden ver starb in dem benachbarten Egelsbach eine erst 32 Jahre alte Frau unter genickstarreähnlichen Er scheinungen. Die erforderlichen Vorsichtsmatzregeln gegen eine Weiterverbreitung sind getroffen worden. Brest, 9. März. (Stur m.) An der bretonischen Küste herrscht heftiger Sturm, der überall grotzen Schaden anrichtet. Zwei Fischerboote sind ge strandet, vier Mann ertranken. Reims, 9. März, (S ch ü l e r st r e i k.) Hier ver anstalteten die Zöglinge einer höheren städtischen Schule einen Schulstreil. Die Jungen sammelten sich vor dem Schulgebäude und weigerten sich, das Klassenzimmer zu betreten, weil man sie am Tage vorher nicht zu einer zugunsten armer Schüler veran stalteten Wohltätigkeitsoorstellung geführt hatte. Die Jungen stellten sich in Reih und Glied auf und marschierten zur Arbeiterbörse. Dort verlangten sie eine rote Fahne, um durch einen Umzug durch die Strotzen zu demonstrieren. Sie wurden jedoch abgewiescn und auseinandergetrieben. — Hoffentlich haben die Alten daheim die täglichen „Bezüge" erhöht. Graz, !). März. (Amerikanisches Duell eines Siebzehnjährigen.) Hier wurde der 17jährige Zahntechnikerlehrling Wilhelm Walt! als Leiche aufgefunden. Neben der Leiche lag eine Pistole. In der Brieftasche des Jungen wurden die Photo graphie eines Mädchens und ein Notizbuch gefunden, in dem mit zitternder Hand geschrieben stand: „Habe mir am 7. lll. das Leben genommen. Der Grund ist meine Sache." Wie das „Neue Wiener Tagblatt" er fährt, haben nun die von der Gerichtskommission ge pflogenen Erhebungen mit ziemlicher Sicherheit zur Annahme geführt, datz Walt! das Opfer eines ameri kanischen Duells geworden ist, das er mit einem seiner Freunde wegen eines Mädchen vereinbart hatte. In Verfolgung der Affäre hat die Staatsanwaltschaft einen Freund Waltls, den 18jährigen Piloten Rudolf Melkar. in Haft genommen, da der Verdacht besteht, datz er der andere Duellgegner ist. Athen, 9. März. (Ein Schiff beschösse n.) Nach einem Telegramm aus Arta wurde ein griechischer Segler in der Nähe von Trevesa von der türkischen Küste aus durch türkische Soldaten be schossen. Die Segel wurden zerfetzt, von der Besatzung aber niemand getroffen. Lissabon, 9. Mürz. (Panik in einem Ki- n e m a t o g r a p h e n t h e a t e r.) In einem Kine- matrographentheater zu Abrantes brach während der Vorstellung Feuer aus. Das Theater war von Menschen überfüllt, die in panikartiger Verwirrung und höchster Todesangst den Ausgängen zustrebten. In dem Gedränge wurden Kinder und Frauen überrannt und erlitten zahlreiche Quetschungen. Fünfzig Personen, unter ihnen einige Schwerver letzte. mutzten ins Hospital geschafft werden. London, 9. März. (Geschenk König Georgs.) (Gelegentlich des Kinderfestes, das, wie berichtet, König Georg von England während der Krönungsfeierlichtciten veranstaltet, beabsichtigt der König. 190 000 Schulkindern einen Gedenk- bccher zu schenken. Die Form dieses Bechers soll demjenigen gleichen, der von König Eduard bei einem von ihm gegebenen Kinderfest geschenkt wurde. Der Becher ist mit dem Bilde des Königs in Admirals uniform geschmückt. London, 9. März. (Der Bierkönig Adolphus Busch) feierte gestern in Pasadena in Kalifornien seine goldene Hochzeit. Bei Tages anbruch verkündete ein Kanonensalut in Pasadena, wo Busch eine Filialbrauerei besitzt, und in St. Louis, wo sich das Hauptgeschäft befindet, das Ereignis an. Busch lietz hundert Tauben als Friedens boten in die Luft steigen. Abends fand in beiden Städten ein grotzes Festmahl statt. In St. Louis vereinigten sich 0009 Angestellte im Colosseum. Dort wurden n. a. 100 900 Glas Bier vertilgt. Busch hat seinen Angestellten Geschenke im Werte von über 2 Millionen Mark gemacht. Seiner „Königin" schenkte der Bierkönig ein goldenes Diadem, mit Perlen und Diamanten besetzt, das einen Wert von 800 000 .k be sitzt. Kaiser Wilhelm schenkte ihm einen Gold- pökal, ebenso Präsident Taft und der Expräsidcnt Roosevelt: autzerdem sandten viele reiche Amerikaner kostbare Geschenke. — Adolphus Busch hat einen nicht unerheblichen Teil seines Vermögens menschenfreund lichen und wissenschaftlichen Zwecken zugewendct. Seine letzten Lüftungen betrafen die germanistischen Lehranstalten an amerikanischen Universitäten Eine seiner Töchter ist mit dem Baritonisten Ege nie ff verheiratet. Tiflis, i). März. (Lawinenstürz.) In einem Kupferbergwerk des Artwinbezirkes hat in der ver gangenen 'Nacht eine Lawine ein zweistöckiges, itcinernes Arbeiterhaus verschüttet. Neunzehn Personen wurden getötet: 16 haben schwere und 70 Personen leichte Verletzungen erlitten. Kunst unü Willenlchalt. * Auf der Grotzen Berliner Kunstausstellung 1911 ist eine grotze Ausstellung für monumentale Malerei in Vorbereitung. An dieser Ausstellung wird schon seit etwa einem Jahre gearbeitet. Wie die gesamte diesjährige Kunstausstellung wird auch diese Sonderabteilung ausschließlich deutschen Charakter tragen. Es wird geplant, die Kartons und grotzen Entwürfe nicht wie bisher in Rahmungen auf die Wand zu hängen, sondern es soll in eigenartiger LVeise dafür gesorgt werden, datz die Täuschung her vorgerufen wird, als ob dieselben direkt auf die Lvand gemalt seien. * Bom Leipziger Stadttheater. Am Freitag, oen 17. März, ist der hundertjährige Geburtstag des Dichters Karl Gutzkow. Im Neuen Theater geht zur Erinnerung an diesen Tag neu einstudiert das fünfaktige Lustspiel „Zopf und Schwert" in Szene, das hier seit einer Reihe von Jahren nicht mehr auf dem Spielplan stand. — Im Schauspiel wird für den 25. März „Der Volksfeind", Schauspiel in 5 Akten von Henrik Ibsen, neu einstudiert. * Z« den Differenzen im Verein Berliner Künstler entnehmen wir dem „B. L.-A." in Ergänzung der gestern von uns gegebenen Mitteilungen noch folgen des: Die Düsseldorfer Künstler geniesten seit langer Zeit das Recht, die grotze Berliner Kunstausstellung korporativ zu beschicken, ^ie dürfen hierzu eine eigene Jury wählen und erhalten auch eigen« Säle zur Ver fügung gestellt. Dafür hatten sich die Düsseldorfer oer- pilickrtek. unter denselben Bedingungen eine korpo rative Beteiligung der Berliner an der Düsseldorfer Ausstellung -u genehmigen. Diesen Abmachungen widersprach die Ernennung der Professoren Loosch^n und Hosäus non Düsseldorf aus. Man war der An sicht, datz der Vorstand durch seine Zustimmung zu d'eser Cie. luung ein Recht des Vereins, nämlich die Wahl einer eizanen Jury, preisgegeben hätte, und der Antrag Lanohammer verlangte somit nur ein« ordnungsmäßige Wiederherstellung d«r Dinge. * Segen die Universität Frankfurt. Die Vertreter des Kretses Marburg im Kommunallandtag für den Regierungsbezirk Kassel haben auf der heute vor mittag zusammengetretenen ersten Plenarversamm lung einen Antrag eingebracht, der sich gegen die Errichtung der Frankfurter Universität wendet. Zur Begründung des Antrags wird angeführt, datz ein Bedürfnis für eine solche Universität nicht geltend gemacht werden könne, nachdem im engeren Bezirk Mitteldeutschlands 7 Universitäten, nämlich Marburg, Gietzen, Erlangen, Würzburg, Tübingen, Heidelberg und Bonn rorhanden seien. * Prof. A. v. Strümpell, Direktor der medizinischen Klinik der Universität Leipzig, veröffentlicht soeben unter dem Titel „Aus der Werkstatt des Arztes" «Hugo Heller L Co., Wien und Leipzig) ein sehr interessantes Buch, das einen Einblick in das ärzt liche Handeln und Denken gewährt und einen Begriff von den Schwierigkeiten dieses Berufes gibt. * Bei C. E. Boerner begann gestern die Auktion Elischer - Pest. Zum Verkauf kamen u. a. eine Anzahl Dürer und 2 van Dyck. Die Preise bewegten sich zwischen 100 und 600 ./L 8t. Hochschulnachrichten. Dem Privatdozenten für Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Darm stadt Dr.-2ng. Rudolf Goldschmidt, dem Erfinder der neuen Hochfrequenzmaschine für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie, ist der Titel Professor ver liehen worden. — An der Universität haben sich habilitiert: Dr. E. Perels für Geschichte, Dr. W. Sigwart für Frauenkrankheiten, Dr.E. Arndt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Dr. Fr. Rosenbach für Chirurgie. Für das Fach der allge meinen Pathologie und pathologische Anatomie er warb der Assistent am pathologischen Institut in Königsberg Dr. R. Stumps dre veoia lo^oväi. — An der Universität Neuchütel hat sich Dr. jur. et pbil. A. Coulin für deutsche Rechtsgeschichte und deutsches Privatrecht und Dr. CH. Cumbach für lateinische Philologie habilitiert. — Der Vorstand der Sektion für chemisches Gewerbe am technologischen Gewerbe museum in Wien Professor Dr. P. Friedländer wird einem Ruf an die Technische Hochschule in Darmstadt Folge leisten. — Gestern starb in Graz der Hochschulprofessor Dr. Otto Drasch, Dekan der medizinischen Fakultät, bedeutend durch histologische und embryologische Forschungen. Oer Michelin-Preis. (Eigener Bericht.) 61. Paris, 8. März. Der Passaaierflug nach dem Vulkan, der dem Aviatiker Renaux den 100000-Franken-Preis Michelin eintrug, ist wieder eine schöne Etappe in der Aviatik. Der schlaue Pneumatikfabrikant Michelin, dem jetzt auch in Frankreich die deutschen Continentalwerke eine scharfe Konkurrenz bereiten, hatte so schwere Bedingungen für seinen Preis ausgesetzt, datz der Name der Firma lange gratis in allen Blättern erscheinen muhte, weil alle Versuche, die 100 000 Franken zu gewinnen, scheiterten. — Michelin erwartete wohl, datz noch manches Jahr vergehen werde, ehe er den grotzen Scheck zu schreiben habe. Innerhalb sechs Stunden von Paris nach Clermont-Ferrand, 380 km, mit einem Passagier zu fliegen, ist schon nicht wenig, datz aber verlangt wurde, am Ende dieser Reise auf dem 1463 m hohen Puy de Döme zu landen, war schon mehr eine diabolische Erfindung. Dieser höchste Berg der Auvergne ist ein erloschener Vulkan, steil, mit Felsen besät, ein Observatorium bekrönt die Spitze. Nur ein einziges Plätzchen ist vorhanden, das auf steinigem Boden einem grotzen Vogel erlaubt, die Schwingen auszuruhcn. Dies Plätzchen bietet nur etwa 100 gm glatte Fläche, dahinter erheben sich spitze Felsen, so datz die Brüder Moräne, bevor sie ihren so tragisch verlaufenen Versuch unternahmen, Strohmatratzen und Strohbündel ausbreiten liehen, um nicht zu zer schellen. Das gestrige geglückte Experiment war in der Tat das dritte. Im vergangenen September hatte Wey mann den Flug gewagt und^ich im Nebel verirrt: er brauchte mehr als sieben Stunden bis nach Clermont-Ferrand und verzichtete darauf, die Höhe zu erreichen. Am 5. Oktober stürzten Leon und Robert Moräne auf der Fahrt bei Boissy ab und wurden in entsetzlichem Zustande unter den Trümmern ihres Apparates hervorgczogen. Seit zwei Tagen hatte sich Eugene Renaux mit seinem Passagier Senouque beim Aeroklub einschreibcn lassen: das Wetter war gestern günstig, und ein Telegramm vom Observatorium des Puy-de-Dme klang ermutigend. Auf dem Flugfelde von Buc wurde darauf von Maurice Farm an selbst ein Zweidecker hergerichtet, den Renaux und Senouque bestiegen. Sie hatten sich in dicke Pelze gehüllt und waren außer mit Landkarten und Kompatz auch mit einem akustischen Schallapparat versehen, um aus der Höhe Botschaften hrnuntcrrufen zu können. Ihr Fahrzeug entsprach dem Typ, den die Militärbehörden angenommen Haden: Spannweite 15'/-; ii>, Tragfläche 45 «,n>. Motor Renault (>0 l'. 8., 300 kg Nutzlast, Passagiere, Essenz, Ocl rc. inbegriffen. Genau um 8 Uhr 50 Min. stiegen sie in Buc auf und fuhren zunächst nach dem Park von Saint-Cloud, der nach den Bedingungen als Abfahrtspunkt gilt. Dort standen die offiziellen „Chronomctreure" des Aero-Klubs, die als Zeit 9 Uhr 12 Min. 34 Sek. fest stellten. Der Biplan verschwand in südlicher Richtung: um 10'/.. Uhr wurde er über Montargis gesichtet, um 11 Uhr 53 Min. über Nevers, wo er aus 500 m Höhe hinter der Loire auf dem dortigen Flugfeld nieder kam. Renaux und Senouque nahmen einen kurzen Jmditz ein, während ihr Petroleumvorrat vervoll ständigt wurde. Um 12 Uhr 17 Min. setzten sie die Reise fort, überflogen Moulins genau um 1 Uhr und befanden sich etwas nach 2 Uhr über Clermont-Ferrand, dessen ganze Bevölkerung auf den Beinen war und mit wahnsinnigem Jubel dem Puy-de-D^me zuströmtc. Als Dank für die dar gebrachten Ovationen umkreiste der Biplan die alte Kathedrale, die schon Peter den Einsiedler gesehen, und stieg dann in prachtvoller Linie nach der Spitze des finster daliegcndcn Vulkans empor. Ganz nahe bei der Ruine des Merkurtempels senkte sich der weitze Vogel auf den einzig möglichen Landungs platz nieder, so sicher, da» Renaux und Senouque keinen Schaden erlitten und nur einer der Flügel leicht beschädigt wurde, denn der schlaue Pneumatik fabrikant hatte noch als äutzerste Bedingung gestellt, datz der Aeroplan nach der Landung noch flugfertig sein müsse . .! Renaux hat für die 38 km 5 Stunden 10 Minuten 46 Sekunden gebraucht, wenn man die 27 Minuten Aufenthalt in Nevers abrechnet, nur 4 Stunden 44 Minuten, was einer Schnelligkeit von 80,3 km in der Stunde entspricht. Renaux schlug gleichzeitig den Höhenrekord mit Passagier, der bisher Lan ser mit 586 m gehörte und mit einem Schlag auf 146!) m erhöht wurde. Renaux ist erst 23 Jahre alt, war zuerst erfolgreicher Rennfahrer auf dem Zweirad, dann aus dem Motorrad, auf dem er beim Rennen Paris—St. M»lo 1899 den ersten Preis gewann, hierauf auf dem Automobil, mit dem er 1903 und 1905 die Rennen von ChLteau-Thierry und Gaillon gewann, sowie 1906 bei der berühmten „Tour de France" die Coupe des „Matin" und 1907 beim „Circuit" die Coupe des Automobilklubs. Im vorigen Jahre wandte er sich der Aviatik zu, bestand das Pilotenexamen am 19. Juli und schlug seitdem manchen Rekord. Schach. Schachmeisterturnier zu San Sebastian. Wiener Partie. 8ebleebter 15. 1.43—e2 16. l2-l4 Lcbleebtor 1. e2—e4 2. 8d1-e3 3. 8g1—13 4. 8c-3-u4 5. 8»4xd6 6. 42-44 7. 1)41x44 8 Ott—43 9. I)o4—c3 10. 0-0 l l. <2—c3 12. 813-44 13. c3x44 14. 44—ck5 4uucnvski o7-e5 018-eö 47—46 Oeö—b6 »7xb6 c5x44 1)48—16 8t>8—e6 8x8-e7 0-0 8e7—«6 8c6x44 '1'u8-»4 Oe8-47 s 17. Dc-3-s3 18. 1'11-12 19. Tel-42 20. 042—e3 21. 14-k5! 22. '1'12-11 23. Oe2-t>3 24. Tulxkl 25. i»2xd3 26. 15-16 27. 16-17!' luoovrrki I »4—»8 118-e8 016-441- 17-15 15xe4 044x45 e4—o3? o3—e2 c2xt10f 045xd3 8g6-e5 8e5—i-6 Aufgcgeben. vermischtes. Ein neuer Münchhausen ist in der Person eines Redakteurs der „Sun" zu Columbus, der hübschen Stadt am Ufer des Chattahooches in Georgia, er standen. Er erzählt von sich in vollem Ernste: „Auf der Fuchsjagd stürzte er kürzlich mit seinem Pferde in einen alten, 30 Fritz tiefen Brunnen. Das Pfero starb sofort durch den Sturz, er aber blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Der untere Teil der Mauern des Bunnens war eingestürzt, und der unglückliche Jäger konnte keinen Halt an der Wand finden. Er fing an, laut um Hilfe zu rufen. Allein es hörte ihn niemand. Er sah sich deshalb gezwungen, die Nacht in dem Brunnen zuzubringen. Am nächsten Morgen entstieg dem Kadaver des toten Pferdes ein unan- genehmer Geruch. Da bemerkte er, datz sich oben am Eingänge des Brunnens Geier ansammelten. Nach einiger Zeit wagten sich die Vögel in den Brunnen hinein, und nun kam dem Jäger ein rettender Ge- danke. Er beschlotz, die Geier einen nach dem andern bei den Beinen zu packen, bis er ein« genügende An- zahl Eeierbeine beisammen haben würde, um ihn aus seinem Gefängnis herauszuziehcn. Er führte diesen Einfall auch sofort aus, und als er eine ziemliche An zahl Eeierbeine zusammen hatte, rief er plötzlich mit der ganzen Kraft seiner Kehle: „Puh! Sch!" Die Vögel, hierdurch erschreckt, fingen an hin und her zu flattern, und flogen schliesslich mit ihrer menschlichen Last in die Höhe und zum Brunnen hinaus. Die Geier stiegen so rasch in die Höhe, datz er ihre Beine nicht loslassen konnte, ohne wieder in den Brunnen zurück zustürzen. Als er sich mit seinen seltsamen „Zug tieren" in einer Höhe von 100 Hards vom Erdboden befand, lietz er zunächst einen der Vogel, dann einen zweiten, dritten, vierten usw. los, die übrigen Geier konnten das Gewicht seines Körpers nicht allein mit sich ziehen, und der Jäger sank nun nach und nach mit den Vögeln, bis er schließlich außerhalb des Brunnens wohlbehalten auf dem Erdboden anlangte." — Das genügt. Automatische Telephonie lautete das Thema eines Vortrags, den Direktor Mcinich in dem Lhrisrianiacr Ingenieur- und Architekten-Verein gehalten hat. Wie groß gerade in Norwegen, das mit Schweden an der Spitze derjenigen Länder marschiert, in denen das Telephon pro Kopf der Bevölkerung am meisten in Anspruch genommen wird, das Interesse für die auto matische Telephonie ist, beweist am besten, datz der König selbst der Versammlung beiwohnte und sowohl dem Vorträge als auch der darauf folgenden Dis kussion mit großer Anteilnahme folgte. Wie der Vortragende ausführtc, bricht sich in der Fernsprech technik mit Macht die Erkenntnis Bahn, daß die Fern sprechbeamtin durch maschinelle Einrichtungen zu er setzen ist, welche jeden Teilnehmer in den Stand setzen, ohne Vermittelung einer Beamtin sich zedc Verbindung selbst herzustellen. Nachdem zuerst die Reichspostverwaltung 1908 in Hildesheim und spärer in Altenburg kleinere Fernsprechämter zu 1000 Teil nehmern nach dem System von Siemens L Halste gevaut hat, welche sehr zur Zufriedenheit der Teil nehmer funktionieren, hat die Bayrische Verwaltung es schon 1909 unternommen, in ihrem größten Fern- jprechnetz in München den automatischen Betrieb ein zuführen und sich dessen große Vorteile zunutze zu machen. Gleichzeitig entwickelte sich diese Technik in Oesterreich und Holland, wo gerade für die größten Fernsprechnetze die Einführung der automatischen Telephonie in Angriff genommen wurde. „Er weitz, was er wert ist." An den Ufern des Landwehrkanals spielte sich, wie uns aus Berlin ge schrieben wird, am Montag ein Vorfall ab. der der Oeffentlichkeit nicht oorenthalten werden soll. Sprang da in irgendeiner Selbstmörderlaune ein gut gekleideter Herr in mittleren Jahren in das Wasser, das um diese Jahres,zeit noch recht empfindlich lühi ist. Die Gründe, die ihn zu diesem Schritte trieben, müssen doch nicht so sehr stichhaltig gewesen sein, den» kaum hatte er mit dem kalten Wasser Bekanntschaft gemacht, als er laut und energisch „Hilfe!" schrie. Durch krampfhafte Schwimmbewegungen hielt er sich so lange über Wasser, bis ein biederer Droschken kutscher als einziger aus ihn aufmerksam wurde, schnell von seinein Wagen sprang und den Ertrinken den aus dem Wasser herauszog. Wassertriefend kamen beide an das Ufer, wo sich inzwischen ein kleiner Meuschcnauflauf gebildet hatte. Der Herr dankte seinem Lebensretter mit überschwengliche» Worten, indem er etwas von einem Unglücksfall murmelte. Dabei zog er sein reichaespicktes, dick bauchiges Portemonnaie, um seinem Retter, wie es sich gehört, eine Belohnung für die wackere Tat zu geben. Er suchte einige Sekunden unter den Geld stücken, zog dann ein Fünfzigpfennigstück heraus un überreichte es dem „überglücklichen" Rosselenker, der die kleine Münze mit ironischen Blicken von allen Seiten betrachtete. Er jagte dazu kein Wort. Aber aus der Mitte des Publikums heraus kamen einige energische Worte wie: „Filz! Geizhals!" mit der Aufforderung, von dem Ueberslutz dem wackeren Man» eine etwas würdigere Belohnung zuteil werden zu kaffen. Der Droschkenkutscher wehrte aber gemütlich die Zwischenrufe des Publikums mit den Worten ab: „Lassen Se man! Der Mann weitz jedenfalls janz jut, was er wert is!" Julius Mtitlmsr, liaisorl. uuck Xöolxl. llok-ki»uokortek»br1k»vt. riÜLvS inni kiLllillvs. tlipttsttl kl ult II! enstl slklltiustlllinpnlr». »still I örüssel 1910 mir äsm „OrLnrl ?r1x".
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