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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110424028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-24
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Bczug-.Prei» i»» Ha», gebracht: »PI. »,naU.,r.7vMt. vieneljähel. Bet »>I«r» gilt»!»» ». U» »ich»»-«»«» abaehott: 7» Pt. »««rtl, L» VN. »tetteltthrl. t«erhalb Deuttchlaab, »»d der d««Ischl» Kolonie« »ierteljährl. SM Mk», »»»«tt. l.» V». ao»!chi. Poltbeftellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donanllaat««. Italien, Lurembnrg. Niederlande, Nor wegen. Oesterreich - Ungarn, Nntztand, Schweden. Schweig n Spanien. 2n alle« librigen Staaten nnr direkt durch dt» Ge>chSst»lt«ü» de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt ericheinl Lmat täglich, Son«. ». Feiertag» nur morgen». Ldonn«mrnt,»Annahm«: 8»h»»»i»g«F« S, bei unseren Trögern. Filialen.Spediteure» und Annahmestellen, sowie Postämtern «rd Briefträger». Et»»«l»erka»t»pr«t» dBk. Abend-Ausgabe. eipMrTaMaü Handelszeitung. ÄmtsSkatt des Nates und des Nokizeiamtes der Ztadt Leipzig. "Anzcigcn.Preis filr Inierat« au» i.'«>p;ig und Umgebung dt« lspalti,,P«rit»eile 25Pf., bi« Reklame nil« l Mk.' von auswart, 30 Pf.. 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Die Freunde des bestehenden Einfuhrscheinsystems haben in letzter Zeit wieder einmal den traurigen Mut gefunden, für dieses völlig veraltete Ueber- blerbsel von einer früheren Zeit eine Lanze zu brechen. Sie berufen sich anläßlich gewisser Presse erörterungen darauf, daß im Reichstage niemand den Versuch gemacht habe, ein« Reform oder Beseitigung der Einfuhrscheine vorzuschlagen. Wir haben wieder holt nachgewiesen, daß aus dem Bestehen der Ein fuhrscheine lediglich die exportierende Landwirtschaft und die Eetreidehändler in einigen Küstenstädten Vorteile zögen. Der» verstorbene Abgeordnete Rickert ist seinerzeit im Interesse des Danziger Handels für die Erleichterung des Getreideverkehrs durch Einfuhrscheine eingetreten, weil er die Stadt Danzig im Reichstage vertrat. Die Berufung agra rischer Blätter auf den Abg. Rickert ist deshalb wenig zugkräftig. Sinnentstellend sind aber die Aus führungen, die an die Denkschrift der Regierung, be treffend den Umfang und die Wirkung der Aus fertigung von Einfuhrscheinen für ausgeführtes Ge treide geknüpft werden. Wer diese Denkschrift sorg fältig gelesen hat, konnte sich der Ueberzeugung nicht verschließen, daß sich die Regierung über die verderblichen Wirkungen der Einfuhr scheine vollständig klar geworden ist. Wenn sie das nicht mit der wünschenswerten Entschiedenheit bekannt hat, so müssen als Entschuldigung dafür die Zcitvcrhältnisse in Betracht gezogen werdcnw. Die Regierung wollte offenbar den allmächtigen Agra riern nach dem ZusianLebringen der Neichsfinanz- reforni nicht auf die Füße treten. Daß die Einfuhr scheine unseren Reichsfinanzen die schwersten Opfer auferlegen, geht doch daraus hervor, daß der Roggen- und zeitweise auch der Haferzoll der Reichs kasse nicht nur keine Einnahmen mehr liefern, sondern sogar noch erhebliche Zuschüsse aus der Reichckasse er fordern. Es ist unschwer zu berechnen, daß die Reichskasse jährlich etwaum 40—30 Mil lionen Mark dadurch geschädigt wird. Wie das Einfuhrscheinsystem in Verbindung mit einem Schönheitsfehler im Zolltarif unsere Ein- und Avsfuhrvcrhältnisse völlig verschoben hat, beweist die 'olossale Zunahme in der Einfuhr niedrig verzollter Futrergerste. die großenteils als Ersatz für Hafer, dessen Ausfuhr mit 5 tti prämiert wird, zur Ver wendung gelangt. Geradezu vernunftwidrig wird das Einsuhrscheinsystem aber, wenn man berücksichtigt, daß wir unseren Roggen und Weizen im Auslände zur Vermahlung gelangen lassen. Wir haben es tatsächlich dahin gebracht, daß wir an dm deutschen Grenzen blühende Mühlenindustrien auf kosten unserer Reichskassc gegründet haben. Die ausländischen Müller führen vermahlenes deutsches Getreide in Gestalt von Kleie großenteils zollfrei ein und bereiten unserer heimischen Mühlenindustrie einen vernichtenden Wettbewerb. Diesen Punkt be tonte dankenswerterweise vor einigen Wochen der Das Grüne llum. Roman von August Weigl. (Nachdruck verboten.) Der Hauptmann sah zum Fenster hinaus. „Ich bin nämlich ein guter Freund des Hauses Castellmari", begann er nach einer Pause wieder, „und interessiere mich naturgemäß für alles, was die Familie angeht. Also nach Cincio fahren Sie? Haben Sie vielleicht in einer geschäftlichen Ange legenheit mit der Baronin zu tun?" „Nein", antwortete der Polizeirat, „in einer privaten und sehr diskreten. Da Sie ein Freund des Hauses sind, könnten Sie mich vielleicht ein wenig informieren." Der Hauptmann warf den Kopf in den Nacken und sagte: „Pardon, mein Herr, aber Sic werden be- greffen —" „Sie gestatten, daß ich mich Ihnen vor allem vor stelle, Polizeirat Wurz, Chef des Wiener Sicherheits bureaus." „Generalstabshauptmann Fernkorn." Im Gesicht des Hauptmanns war weder Be stürzung noch peinliche Ucberraschuna zu lesen. Im Gegenteil erwiderte er in veroindlichstem Ton: „Also, Herr Polizeirat wollen zur Baronin Stern berg in einer privaten und höchst diskreten Angelegen heit. wie Sie sagten." „So ist es, Herr Hauptmann. Die Sache ist ganz einfach. Es handelt sich um den früheren Bräutigam der Baronin, über den die Behörde Näheres erfahren möchte." „Sre meinen wohl den früheren Mann?" „Nein, nein, Bräutigam!" „Meines Wissens war die Baronin niemals ver lobt, außer mit Baron Sternberg, den sie auch heiratete." „O doch. . . wenigstens ihrer Angabe nach." Ein Schatten flog über die Züge des Hauptmanns. Er zögerte «inen Augenblick, dann kam es ziemlich scharf von seinen Lippen: „Sind Sie dessen sicher?" Der Polizeirat nickte. „Und mit wem soll sie verlobt gewesen sein?" fragte der Hauptmann. „Mit einem gewissen Eiordini." Ministerium, Exzellenz Dr. Waentig zum Abge ordneten des Kollegiatsstifts Wurzen in die Erste Kammer gewählt. Dr. Baumgärtner steht im 64. Lebensjahr, er ge hörte der Ersten Kammer seit 1905 an. Exz. Dr. Waentig bekleidete bis Anfang 1910 die Stelle des Ministerialdirektors im Kultusministerium. Bayrisch-preußische Lotteriegemeinschaft? München, 24. April. (Tel.) Es steht jetzt fest, daß den nächsten bayrischen Landtag ein Lotteriegesetz be schäftigen wird. Für den Fall der Schaffung einer selbständigen bayrischen Staatslottene hat dem Ver nehmen nach ein« Bankengruppe dem Staat eine Reineinnahme von 2 Millionen Mark zugesichert gegen Ueberlassung des Betriebes oer Lotterie. Das Finanzministerium scheint aber hierauf nicht eingchen zu wollen, vielmehr werden, ^em „N. Münchn. Tag blatt" zufolge, Entschlüsse vorbereitet, mit Württem berg, Sachsen und Baden oder aber mit Preußen eine Lotteriegemeinschaft herbeizuführen. Rückreise des Prinzen von Coanaught aus Rom. Rom, 24. April. (Tel.) Prinz Arthur von Connauaht hat, nachdem er sich am Bahnhof vom Könige in der herzlichsten Weise verabschiedet hatte, gestern abend seine Rückreise angetreten. Zum Fall Chc-dauue. Die Verhaftung Les Architekten Thödanne, der seinem Freund H a m o n in so schöner, philantro- pischer Weise 250 000 Fr. geliehen hat und andauernd seine Hände in Unschuld wäscht, hat bei hervorragen den Pariser Künstlern große „Entrüstung" erregt. Wie begreiflich Liese ist, illustriert folgendes Tele gramm: Paris, 24. April. Gegenüber dem Einspruch, der von vielen hervorragenden Künstlern, insbeson dere Malern und Bildhauern, gegen die erfolgte Verhaftung des Architekten Chodanne er hoben wurde, erklärte ein Beamter de» Ministeriums des Aeußern einem Berichterstatter: Die Urheber des Protestes scheinen von einem Gefühl der Dankbarkeit beseelt zu sein. Chodanne hat ihnen viele Be stellungen zukommen lassen. Dieser Architekt l>at in der tollsten Weise mit Ctaatsgeldern gehaust. Von allen Ausgaben sind 5 Prozent in fein« Tasche ge flossen. Es sind di« unglaublichsten Fälle vorae- kommen; so verlangte der französisch« Gesandte rn Lhristiania Vorhänge und beantragte, diese in Nor wegen zu kaufen. Chodanne berief sich jedoch auf die Pflicht Les Patriotismus und kaufte sie in Paris. Als sie in Cbristiania eintrafen, konnte der Gesandte feststellen, Latz die Vorhänge noch die deutsche Fabrik marke trugen. Der Gesandte in Cetinje brauchte Bäume für seinen Garten und wollte sie in Monte negro kaufen. Chodanne prolestiertc dagegen und kaufte für 6000 Fr. Bäume in Frankreich, die, als sie in Cetinje ankamen, selbstverständlich eingegangen waren. Natürlich hat ChIdann« auch hier Kom missionsgebühren in Höhe von 5 Fr. bekommen. Mexikanische Friedensoerhandlungen. El Paso, 24. April. (Telegramm.) Madero, der Führer der Aufständischen, und der Regierungs oertreter Navarra unterzeichneten einen fünf tägigen W a f f e n st i l l st a n d, der Sonntag mittag seinen Anfang nahm. Die Friedensverhand lungen werden sofort ausgenommen. Die Be dingungen, die die Regierung stellt, sollen sehr l i b e, ral sein. Die Frage des Rücktritts des Präsi denten Diaz wird nicht aufgeworfen werden. Sus Leipzig linü Umgegend. Leipzig, 24. April. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 25. April. Westwinde, wolkig, etwas kälter, zeitweise warm Pöhlberg: Glänzender Sonnenunter- und -auf gang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Nur auf dem Berge Schneedecke, Schneetiefe 10 Zentimeter. Glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Universitiitsnachrichten. ^«r etatsmäßigc außer ordentliche Professor der Musikwissenschaft und Direk tor des Collegium musicum der Universität Leipzig Dr. phil. et mus. Hugo Riemann ist zum ordent lichen Honorarprofessor ernannt worden. * Jubiläum. Der Werkmeister Gustav Hermann Heinze in Leipzig-Neusellerhausen begeht morgen das Jubiläum 25jährig«r ununterbrochener Tätigkeit bei dem Bäckermeister Rosenhahn-Iunghans in Leip- zig-Neusellerhausen, Wurzner Straße 64 . * Schulnachrichten. Dem Bericht über die Ocf - fentliche Handelslchranstalt für das 80. Schuljahr (1910/11), erstattet von Direktor Hof rat Professor Raydt, ist zu entnehmen, daß die Lehrlingsabteilung von 693, der Lehrlingsfachkurs von 74, die Schülerabteilung von 164 und der Schülcr- fachkurs von 44 Schülern besucht wurde. Die Ge samtzahl der Schüler betrug somit 975. Die Entwick lung der Anstalt hat auch im ergangenen Jahre er freuliche Fortschritte gemacht. * Wettinstistung für das sächsische Handwerk. In Dresden tagte unter dem Vorsitz des Stadtverordnete», Hoflieferant Wend schuch das Kuratorium der W e t t i n st i f t u n g für das sächsische Hand werk, vertreten durch die Gewerbeoereine zu Dres den und Freiberg, die P o l y t e ch n i s ch e Gesell- schaftzu Leipzig und die Handwerteroereine zu Dresden und Chemnitz. Rach Begrüßung der Erjchie nenen erstattete der Vorsitzende Bericht über den Stand der Stiftung und die eingegangenen Gesuche. Zur Ausschüttung gelangten diesmal von den Zins erträgnissen über 700 -4t, während der Rest zur Ver stärkung des Stiftungs-apitals bestimmt wurde. Die diesjährigen Zinserträgnisse wurocn in Teilbeträgen von 30—80 -,4t an 14 junge Handwerker, die zu ihrer weiteren Ausbildung im Berufe eine Fachschule be suchen wollen, als Schulgeldbeihilfe am Geburts lage unseres verstorbenen Königs Albert von Sachsen, vergeben. Im Gegensatz zu früheren Jahren war diesmal eine außerordentlich große Anzahl von Be Werbungen, nämlich 42, eingegangcn, wovon aber nur 14 berücksichtigt werden konnten, da der weit größere Teil der Gesuche nicht den Stiftungsbestim mungen entsprach, vor allen Dingen ein größer Teil der Bewerber durch Besuch eines Technikums usw. die Beamtenkarriere einzuschlagen beabsichtigte und deshalb aus dem Handwerk ausscheidet. Die Stiftung soll ausschließlich dazu dienen, jungen Handwerks gehilfe» die Mittel an die Hand zu geben, neben ihrer praktischen Tätigkeit noch eine Fachschule besuchen zu können. Solche Gehilfen, di« die Laufbahn eines Beamtcn-Handwerkers einschlagen wollen, scheiden hierbei ohne weiteres aus, da der Zweck der Stiftung ist, unseren selbständigen Handwerksmeistern mit der Zeit wiederum im Berufe selbst vorgebildcte Ge hilfenschaft zuzuführen, die auch die erforderlichen theoretischen Kenntnisse besitzt. konservativ« Abgeordnete Siebenbürger im Reichstag«, unterließ es aber leider, die Ursachen dieser Kalamität näher zu begründen. Daß die Müllerei sehr statt unter dem Einsuhrscheinsystem leidet, geht schon daraus hervor, daß ihr die guten Qualitäten Weizen und Roggen zur Zeit des dringendsten Bedarfes entzogen werden, weil die Ge treideausfuhr eben hoch prämiert ist. Eine einsichts- volle Regierung müßte zu der Ueberzeugung ge langen, daß die Voraussetzungen, unter denen das Einsuhrscheinsystem im Jahre 1894 begründet wurde, längst nicht mehr zutreffen, schon deshalb, weil der Zolltarif inzwischen eine gründliche Aenderung er fahren hat. Zur Lage in Marakko. Die letzten Alarmnachrichten aus Paris und Lon don haben allerorten große Beunruhigung hervor gerufen. Doppelt angenehm berührt La eine Er klärung der „Nordd. Allg. Ztg.", die in nüchternem, ruhigem Ton ungefähr folgendes ausführt: „Die Lage in Marokko ist noch sehr unklar. In folge Unterbindung der Wege zwischen Fez und der Küste ist man seit einer Reihe von Tagen ohne Nachricht aus der Hauptstadt. Es ist unerfreulich, daß diese Situation von einem Teil der aus ländischen Presse benutzt wird, um allerlei aufgeregte und vielfach einander wider sprechende 'Nachrichten in die Welt zu setzen. Bei einigen französischen Blättern spielt da bei der Wunsch mit, die französische Regie rung zu einem militärischen Einschrei te n zu drängen. Die Gerüchte über Einnahme und Plünderung von Fez, Ermordung von Europäern, Flucht des Sultans haben von keiner Seite amtliche Bestätigung erhalten. Richtig scheint aber zu sein, daß der Sultan die französische Re gierung gebeten hat, ihm die im Schaujagebiet vor handenen Sultanstruppen zu Hilfe zu schicken, und daß die französische Regierung im Begriff ist, diesem Wunsche zu entsprechen." Wie richtig diese Gedanken sind, beweist folgende Drahtmeldung: Paris, 24. April. (Telegramm.) In einem sicht lich offiziösen Artikel des „Matin" heißt es: Gegen über der Beunruhigung, sie in gewissen M a - drider und Berliner Blättern zutage tritt, wird bereits heute formell erklärt werden, daß den von der Regierung getroffenen Maßnahmen keinerlei Hintergedanken zugrunde liegen. Tanger, 24 April. Ein Telegramm aus M a z z a- gan meldet, daß dort Offiziere der französischen Mi litärmission an Bord des Kreuzers „Forbin" ein getroffen und an Land gegangen sind. Bei der Aus schiffung haben sich zwischen dem französischen Konsulat und dem Pascha Zwischenfälle ereignet. Nähere Nachrichten fehlen noch. politische Nachrichten. Neues Mitglied der Ersten Ständekammer. In dem letzten Generalkonoent des Wurzner Dom kapitels, über den wir an anderer Stelle dieser Num mer berichten, wurde an Stelle des eine Wiederwahl ablehnenden Seniors des Kapitels, Dr. Baumgärt ner der frühere Ministerialdirektor im Kultus „Conte Eiardini?" „Nein, ein Bürgerlicher. Bartolomeo Eiardini. Kennen Sic ihn vielleicht?" „Nein", sagte der Hauptmann nachdenklich. „Ich höre zwar diesen Namen nicht zum erstenmal, aber im Zusammenhang mit der Baronin Sternberg wurde er mir niemals genannt. „Ich dachte, Sic kennen ihn, weil Sie früher er wähnten, daß Sie ein guter Freund des Hauses sind. Er war ein Iugcndgespiel« der Baronin und verlobte sich mit ihr vor vier Jahren, glaube ich, in Marrone." Der Hauptmann schnellte in die Höhe, als habe ihn eine Tarantel gestochen. „In Marrone?!" rief er. „Damals war allerdings von einem Eiardini in der Qeffentlichkcit viel die Rede, aber — nein, nein . . . Las kann nur ein Irr tum sein." „Ich meine jenen Eiardini, der bei den Kaiser- manövcrn als Spion verhaftet wurde und dann ent kam." „Und das soll — der Bräutigam — der Baronin gewesen sein? Das ist ja ganz unmöglich!" „Nicht ich behaupte es, Herr Hauptmann, sondern die Baronin selbst." Der Hauptmann griff sich nach der Stirn. „Nein, nein, nein", sagte er nochmals, „das ist unmöglich. Es muß da eine Verwechslung vorliegen. Vielleicht sprechen Sie von einer andern Baronin Sternberg." Der Polizeirat stieß die Fingerspitzen seiner Hände ineinander, eine Bewegung, die ihm eigentümlich war, und sich verbeugend bemerkte er: „Die Baronin Sternberg, die ich meine, ist eine grosze, sehr schön gewachsene Frau mit goldblondem Haar, wohnt in Wien auf dem Schwarzenbergplatz und ist, wenn ich recht informiert bin, die Braut des Generalstabshauptikianns Franz Fernkorn." Das Antlitz Les' Hauptmanns überzog ein« leicht« Röte des Unwillens. „Sie sind richtig informiert, mein Herr! Nun wünsche ich aber eine Aufklärung, was dieses Ge» spräch, das keine Unterredung, sondern bereits ein Verhör ist, zu bedeuten hat. Es kann kein Zufall sein, daß Sie sich gerade in mein Loupc' verirrten, und daß Sie gerade an dem Tage nach Italien fahren, an dem ich di« Reist: antret«." „Gewiß nicht, Herr Hauptmann. Wir wissen, daß Ihre Braut Sie telegraphisch berief, und zwar in dem Augenblick berief, als sic vor der Polizei floh." „Floh? Vor der Polizei floh? — Wie meinen Sie das? Wie soll ich das verstehen?" fuhr Fernkorn in erregtem Ton auf. „Ein anderer Ausdruck wäre da wohl am Platze, dächte ich — meine Braut soll ge flohen sein?" „Es tut mir leid, Ihnen die unangenehme Er öffnung machen zu müssen. Die Baronin sollte von einem Beamten unserer Polizei von Venedig nach Wien gebracht werden und entkam auf bisher uner. klärte Weise aus dem Coupö." Der Hauptmann fand nicht gleich Worte. Be- müht, seine Aufregung zu dämpfen, fragte er: „Ich habe Sie doch recht verstanden? Meine. Braut sollte nach Wien eskortiert werden? sie ist also irgendeiner Tat schuldig, die ihr« Verhaftung vcr- anlaßt hat?" „Das wäre zuviel gesagt. Die Baronin wird nur verdächtigt, an einer Affäre, die die Polizei inter- «ssicrt, beteiligt zu sein. Sie verweigerte in Venedig die Auskunft, erklärte sich aber bereit, mit meinem Beamten nach Wien zu reisen, und ist merkwürdiger, weise auf dieser Reise verschwunden." Der Hauvtmann kämpfte noch immer gegen seine Erregung. Gewaltsam zwang er sich zur Ruhe, lang sam und gepreßt kam cs von seinen Lippen: „Bitte, um welche Angelegenheit handelt es sich eigentlich?" „Um Len Mord in der Grillhoferstraße. Der Er mordete und Eiardini waren ein und dieselbe Person. Wenn nun Eiardini der Bräutigam der Baronin war, wie sie und ihr Vater erklären, muß sie von dieser Sache mehr wissen, als sie bisher zugegeben hat." Der Hauptmann sah den Polizeirat verständnislos an. Er zuckte die Achsel und griff abermals nach der Stirn. „Hol' mich der Teufel, wenn ich das versteh'! Aber in Cincio werden wir ja alles hören. Meta wird alles sagen, was sie weiß. Dessen können Sie versichert sein." Der Turm von San Sebastiano wurde sichtbar, die Station, auf der sie umsteigen mußten. Der Haupt- dann öffnete den Koffer und legte die Aktentasche auf den Sitz. Dann sagte er tiefernst und nachdrücklich: „Ich geb« Ihnen als Mann und Offizier mein Ehrenwort, daß ich von allen diesen Dingen nicht weiß. Und eben deshalb bitt« ich Sie, mit mir zu meiner Braut zu fahren und in meiner Gegenwart an sie di« Frage zu stellen. Ich kann nur annehmen, daß die Polizei irrt, und habe das größte Interesse daran, daß dieser Irrtum in meiner Gegenwart aufgeklärt wird." Bis Cincio teilte der Polizeirat dem Hauptmann auf dessen Wunsch alles Wissenswerte mit. Nur zwei Momente umging er, erstens, daß man di« Baronin des Mordes verdächtigte, zweitens, daß der Diebstahl der militärischen Dokumente in die Affäre hincinspielte. Ohne zu wissen, daß er selbst scharf beobachtet wnrde, stellte Hauptmann Fernkorn, die Aktentasche in der Hand, an der Tür der Villa in Cincio Polizei rat Wurz feiner Braut vor. Im seloen Augenblicke verließ ein zweiter Wagen di« Station, der den Weg nach dem Landhause nahm. Er brachte Doktor Martens und die beiden Agenten. Dreizehntes Kapitel. Polizeirat Wurz harte sich höflichst verbeugt und war mit dem liebenswürdigsten Lächeln auf die Baronin zugetreten. „Gnädigte Baronin, Sie verzeihen die Störung. Der H«rr Hauptmann war so gütig, vorauszusetzen, daß Sie mich gleich empfangen würden. Es handelt sich nur um die Richtigstellung einiger Daten, derent wegen, wie ich ja begreiflich finde, Sie sich nicht nach Wien bemühen wollten. Di« Baronin hatte sich sofort gefaßt. Sie fühlte, daß es jetzt kein Entrinnen mehr gab. Und sie er kannte aus den ersten Blick, mit welcher Uederlegen- heil der Polizeirat Li« Situation beherrschte. Si« war sofort wieder die große Dame und zahlte für die Ironie mit gleicher Münz«. „Sehr liebenswürdig, daß Sie sich zu mir bemüht haben. Sie hätten sich aber die Beschwerlichkeit einer Reise ersparen können. Heute wollte ich ohnedies in Begleitung des Herrn Hauptmanns nach Wien zurück. Seien Sie überzeugt, ich hätte gewiß nicht verab säumt, Sie in Ihrem Bureau zu besuchen. Birte, wollen die Herren nicht hereinkommen?" Sie macht« ein« verbindliche Bewegung mtt der Hand. „Ich habe ein kleines Frühstück vorbereitet", sagte
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