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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110418023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911041802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911041802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-18
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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* Wett üb« eine Mtlio» Pers»»« wurden am Ostersonnabend und den beiden Osterseiertogen von unseren Straßenbahnen befördert. Die Zahl der an diesen drei Tagen beförderten Personen bezifferte sich für 1910 und 1911 wie folgt: 1»1« »r»*« ««rrrya,« Srratz«ib. Strotzend. Sluhrndaha Ostersonnabend . 191 240 94000 7544 1. Osterfeiertag . 209 792 94 000 14 503 2. Osterfeiertag . 242121 108 000 22 359 zusammen: 637 153 296 000 44 406 977 559. 1911 Ostersonnabend . 215 575 110 000 10 369 1. Osterfeiertag . 247 407 116 000 23 713 2. Osterfeiertag —262 044 121 000—31 091 zusammen: 725 026 347 000 65 713 l"l37 198. Es wurden also in diesem Jahre 160 000 Personen mehr befördert, als im Vorjahre. Bon dem Mehr entfallen auf die Troße Leipziger Straßenbahn 88 000, auf die Leipziger Elektrische Straßenbahn 51000 und auf die Leipziger Außenbahn 21000 Personen. * Auszeichnung. Das Kgl. Ministerium des In nern hat dem seit 15. September 1880 ununterbrochen in dem Eüterladegeschäfte von Ld. Heydel L Sohn in Leipzig. Brandenburger Straß« 1, beschäftigten Bodenarbeiter Friedrich Rudolf Franke in Leipzig das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen, das ihm heute in Gegenwatt seines Arbeit, qebers durch Bürgermeister Roth an Ratsstelle aus gehändigt wurde. * Hohe Säfte. Au, Anlaß der HochzeitsfeiettiL- leiten in Altenburg werden heute im Hotel Häufte Prinz und Prinzessin Heinrich XXXIV. Neuß j. L. aus Rom, sowie der Bräutigam der Prinzessin Marie von Sachsen-Altenburg, Prinz Heinrich XXXV. Reuß i. L., Eintreffen Der Bräutigam wird morgen in Altenburg eintreffen. * Jubiläum. Der Friedhofsardciter Gustav August Teich in L-.Lindenau begeht morgen das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit im Friedhosc der Nathanaelkirchgemeinde in L.-Lindenau. * Eisenbahnexpreßgut. Für den Geschäftsverkehr ist die schnelle Beförderung von Paketen von be sonderem Wert. Dem entspricht die Einrichtung des Eisenbahnerpreßgutes, das mit größter Beschleunigung befördert und innerhalb der Dienst stunden der Gepäckabfertigungen, also vielfach auch nachts und an Sonntagen, angenommen wird. Als Eisenbahnpakete oder Expreßgut können alle Gegen stände versendet werden, die sich zur Beförderung im Packwagen eignen, und zwar von und nach solchen Stationen deutscher Bahnen, die für den Gepäckver kehr eingerichtet sind, nicht jenseits einer Grenzzollab fertigungsstelle liegen, und für die durchgehende Expreßgutfrachtsätze bestehen. Dies ist im sächsischen Binnenverkehr fast durchweg der Fall, aber auch im Verkehr mit Preußen und Süddeutschland ist eine ausgedehnte Abfertigung möglich. Nähere Aus künfte erteilen alle Gepäckabfertigungen. « Die Evangelischen Arbeitervereine Deutschlands halten am 6., 7. und 8. Juni 1911 im Etablissement „Zoologischer Garten" zu Leipzig einen Kongreß ab. Es werden u. a. Vorträge über „Arbeiter bewegung und Sozialdemokratie" und über die Inter nationale Hygienische Ausstellung in Dresden ge halten werden. Mit dem Kongreß verbunden ist d:e Feier des 20. Stiftungsfestes des Evangelischen Arbeitervereins Leipzig, und im Anschluß an den Kongreß findet eine Fahrt mit Sonderzug nach Dresden zum Besuch der Internationalen Hygie nischen Ausstellung statt. * Beim Tarisschicdsgericht der Leipziger Buch drucker gingen im leisten Geschäftsjahre 154 Klagen ein, und zwar von den Gehilfen 130 und von den Prinzipalen 24. Ohne Verhandlung, d. h. durch Per Mittelung der beiderseitigen Vorsitzenden erledigt oder von den Klägern als aussichtslos zurückgezogen wurden 33 Klagen, als verjährt mußten 4 Klagen zurückgewicsen werden. In den zur Verhandlung gc langenden 117 Klagesallen entschied das Schieds gericht 62inal zugunsten der Gehilfen, 34mal zu gunsten der Prinzipale, in 9 Fällen kam ein Vergleich zustande, 7 Streitfälle mußten an das Gewerbegericht, 2 an das ordentliche Gericht und 2 an das Tarisamt verwiesen werden, 1 Klage wurde den Kreis vertretern überwiesen. 83 Klagen betrafen Lohn differenzen, 20 Schadenersatzansprüche, 14 kündigungs lose Entlassung, 19 Gehilfen beantragten An erkennung der Maßregelung, 6 Fälle bezogen sich auf Kontraktbruch und 12 Klagen waren ver schiedenen Inhalts. Das Schiedsgericht erledigte seine Arbeiten in 24 Sitzungen. * Thüringer - Wald - Zweigverein zu Leipzig. In vcr em 11. d. M. rm Rosentalkasino staltgefundcncn Hauptversammlung wurde der Kassen- und Jahresbericht für das vergangene Vereinsjahr er stattet. Aus beiden geht hervor, daß der Leipziger Zweigverein einer der größten Glieder des Thüringer Waldvereins ist und stetig an Mitgliedern, die sich au» Thüringern und Freunden des Thüringer Landes zusammensetzen, zunimmt. Auch die Kasienverhölt- nisfe find als sehr günstig zu bezeichnen. Di« Neu wahl des Vorstandes hatte folgendes Ergeb nis: 1. Vorsitzender Verlagsbuchhändler Kurt Ronniger, 2. Vorsitzender Oberintendantursekretär Emil Müller, Schatzmeister Kaufmann Arno Seele mann, 1. Schriftführer Buchhändler Ernst Graubner, 2. Schriftführer Ober-Postassistent Heinrich Dumann. Des weiteren erfolgte die Wahl des Vergnügungs ausschusses, sowie die des vom neuen Dereinsjahre ab bestehenden Ausschusses für gesellige Wande rungen. Letzterer hat die Führung der monatlich zweimal stattfindenden Wanderungen in Leipzigs näherer und weiterer Umgebung zu übernehmen. * Leipziger Adreßbuch. Der Nachtrag zum Jahrgang 1911 ist soeben erschienen und gelangt von heute an zur Ausgabe. Er enthält alle seit dem Er scheinen der Hauptausgabe angemeldeten Geschäfts eröffnungen und Kefchäftsverlegungen sowie die Wohnungs- und Grundbesitzveränderungen und bildet somit eine wesentliche Bereicherung des Jahrganges 1911. Der Nachtrag wird in der Expedition, König straße 33, an alle Besitzer der HauptausgLbe 1911 un- entgeltlich verabfolgt. * Das Hosenrockeouplet „Die Frauen hab'« die Hosen an" von Siegwart Ehrlich, Einlage aus der Operette „Das Zirkuskind", erscheint dieser Tage und ist durch alle Musikalienhandlungen zu beziehen. * Selbstmord«. In ihrer Wohnung in der Roß straße hat sich heute morgen eine 69jährige Plät - terin aus Jena wegen körperlicher Leiden erhängt. — Aus gleichem Grunde vergiftete sich zu derselben Zeit in einer Wohnung der Kurprinzstraße eine dort besuchsweise aufhältliche 30jährige Renten empfängerin aus Chemnitz. * Einbruchsdiebftahl. Unter Anwendung von Nachschlüsseln drangen Diebe in ein Geschäfts lokal und stahlen aus dem Geldschrank einen Geld betrag von 142 -il, sowie ein« goldene Herren-Remon- toiruhr und eine goldene Damen-Remontoiruhr nebst goldener Kett« im Gesamtwerte von 500 ^t. Den Geldschrank hatte der Dieb mit dem ordnungsmäßigen Schlüssel, den er im Raume vorfand, geöffnet. * Gestohlen wurde aus dem Güterboden eines hiesigen Bahnhofes eine Kiste mit Zuckerwaren; aus einer Gartenabteilung in der Colloredo- straße in L.-Lößnig eine Anzahl wertvolle Haus tauben. * ' Taucha, 18. April. (Schwere Unfälle.) Der Fleischermcister Richard D o r st von hier kam am Sonnabend mit seinem Rade kurz vor Eilenburg zu Falle. Er stürzte so unglücklich, daß er einen schweren Schädelbruch davontrug und sofort in das Eilenburger Krankenhaus übergeführt werden mußte. — Am zwei ten Osterfeiertag kam im hiesigen Schützenhaus ein junges Mädchen beim Tanze zu Falle und trug an scheinend einen Beinbruch davon. verynttyunyen. * Park Me»Sd»rf war an den beide« Osterfetertagen da« Fiel vieler Tausende. Äm Estrigen z Osterfeiertag batte da« (ttablisiement über Nova Besucher aufzuweisrn. Gewift ein Beweis ftir die Belieblbeit, die da» „Well-Harteiilokal" geniess Unterhaltung wurde gebuten durch das Trompeter- karpS des hiesigen Fcldartilleric-Rcgiments, durch das in Mann starke Hauserchester und das »Bunte Theater". Auch heute ist ein reichhaltiges Programm vorgesehen. Sus Sschlen. Dresden, 18. April. * Hofnachrichten. Der König wohnte an beiden Ostcrfeiertagen dem Gottesdienst in der katholischen Hofkirche bei. Am 1. Feiertag nahm die königliche Familie das geweihte Osterfrühstück ein. Mittags sand beim König Familientafel statt. Am 2. Feier tage fand abends l-49 Uhr im Nesidenzschloß das Osterkonzert statt, dem der König, sowie die Prinzen und Prinzessinnen beiwohnten. Ferner waren ge laden die Damen und Herren des diplomatischen Korps, die Ctaatsminister, di« Generäle usw. — Der König begab sich mit den drei Prinzen-Eöhneu um 3 Uhr gestern nachmittag nach dem Rennplatz, um dem vom Dresdner Rennvcrein veranstalteten Rennen beiznwohnen. Abends fuhr der König nach Moritz burg, um Dienstag früh daselbst aus Birkhähne zu jagen. Jin Laufe der Woche gedenkt sich der Monarch zur Aucrhahnjagd nach Zittau-Oybin zu begeben. * * Oelsnitz, 18. April. fV o n der städti schen Sparkasse.) Obwohl das Einlegergnt- haben Ende 1909 auf 10 827 416,87 gestiegen war, und obwohl die Einlagen 1910 um rund 59000 höher waren als das Jahr vorher, so ist doch der Betrag, der von der Sparkasse an die Stadtkasse als -ul gemeinnützigen, örtlichen Zwecken verwendbarer Reingewinn abaeführt wird, diesmal erheblich ge ringer, al» im Vorjahr«. Für 1910 beträgt der ver wendbare Reingewinn 36 923,54 ttl, gegen 46 387,34 Mark im Jahre 1909. Der hauptsächlichste Grund für den Rückgang des Sparkassenreingewinnes dürfte in der im verfloßenen Jahr« eingeführten täglichen Verzinsung der Spareinlagen zu suchen sein. i. Hohenstein-Ernstthal, 17. April. (Schneller Tod.) Dem Handarbeiter Friedrich August König war amtlich mitgeteilt worden, daß er von seiner Schwester eine Erbschaft von 10 000 « zu erwarten habe. Daraufhin legte König seine Arbeit nieder und trank aus Freude so viel Schnaps, daß er am Sonnabend tot, neben sich die Cchnapsflasche liegend, in seiner Wohnung aufpefunden wurde. Infolge des vielen Alkohols hatte ein Herzschlag dem Leben des Mannes ein Ende bereitet. Sus Sachlens Umgebung. F Koburg, 18. April. (Groß feuer.) Am Osterheiligabend 8 Uhr ist da» große Fabrikation»- gebäude für Pariserblau der chemischen Fabrik Holtz- apfel in Grub am Forst durch Grohfeuer in kurzer Zeit vollständig niedergebrannt. * Altengrabow, 18. April. (Große Kaval lerieübungen.) Auf dem Truppenübungsplätze finden in diesem Sommer große Kavallerieübungen statt, an denen die Kavallerie mehrerer Armeekorps teilnehmen wird. Der Kaiser wird den Uebungen beiwohnen. Tsgeschranllr. Berlin, 18. April. (O st e r n i n B e r l i n.) Bei dem gestrigen herrlichen Wetter konnten die Bahnen die Ausflügler kaum bewältigen. Straßenbahn zusammenstöße fehlten nicht, doch kam es zu keinen erheblichen Unfällen. Hingegen kamen namentlich am ersten Feiertag infolge des heftigen Sturmes zahl reiche aufregende Bootsunfälle vor. In einem Falle gerieten 5 Personen durch llmkippen des Bootes in größte Gefahr, und konnten nur durch zwei herbcicilend« Motorboote gerettet werden. Berlin, 18. April. (Ein neuer Unfall im Deutschen Theater.) Am Ostersonntag, wäh rend der Faustvorstellung (2. Teil), stürzte nach dem Helena-Bilde der 18jährige Statist Ernst Dietrich, der einen Ritter darstellte, einige Stufen des Aufbaues hinunter und zog sich einen Beckenbruch zu. Die Bühne war gerade einen Augenblick verdunkelt; es ist noch nicht erwiesen, ob Dietrich über sein eigenes Schwert gestrauchelt ist oder ob ein anderer Umstand den Sturz herbeigeführt hat. Der Fall wurde dadurch folgenschwer, daß Dietrich eine schwere Rüstung trug, die seine Bewegungsfreiheit hemmte. Der Theater arzt sorgte für die Ueberführung des Verunglückten nach der CharitK. * Berlin, 18. April. (Aufdem Patrouillen gang irrsinnig geworden.) Der 39 Jahre alte Schutzmann Reinhold Mucks, der sich in der Tiergartenwache auf Posten befand, wurde plötzlich während eines Patrguillenganäcs. irrsinnig. Erzog scinenSäbel und trieb allerlei Unfug; er bildete sich ein, er sei wieder Soldat und mache Parade marsch. Nachdem die Wache von dem seltsamen Be nehmen des Beamten Nachricht erhalten hatte, wurde schleunigst Ablösung für M. auf den Posten komman diert. Als diese dort eintras, verlangte Mucks, daß man ihn zum Kaiser führe, dem er eine wichtige Nach richt überbringen müße. Mucks wurde zunächst nach der Wacl)e und von dort nach der Nervenklinik in der Charitö gebracht, wo der plötzliche Ausbruch des Irr sinns bei W. ärztlich festgestellt wurde. Berlin, 18. April. (Die W.twe Friedrich Haases) wurde gestern an der Seite ihres Gatten nnt-7 zahlreicher Beteiligung der Thcaterwelt be erdigt. Berlin, 18. April. (Einen Nevolver- unschlag auf die e i g e n e M u t t e r) verübte am Ostersonntag ein 16 Jahre, alter Arbeitsdursche, weil ihm die Mutter kein Geld geben wollte. Die 45jährige Frau wurde schwer, wenn auch glücklicher weise nicht lebensgefährlich verletzt. Berlin, 18. April. (Eine fünfköpfige S ch w i n d l e r b a n d e), die es wiederholt auf Offi ziere abgesehen hatte, ist unschädlich gemacht worden. Die Diebcsgesellschaft verschaffte sich die Adressen von Offizieren, die ihre Pferde zu veräußern beabsichtigten. Die Schwindler gaben ungültige Scheck, und verkaufte« di« Pferd« zu Schleuderpreisen. -a«b»rL 18. April. (Gekentert.) Auf der Elbe ist bet der Teufelsbrücke ein Segelboot mit drei Insassen infolge de» böigen Sturme» gekentert. Zwei der Bootsinfossen sind ertrunken, der dritte wurde gerettet. -a«r»rg. 18. Avril. (Abenteuer eine» Dienstmädchens.) Am Hauptbahnhof wurde gestern ein etwa fünfzehnjähriger Knabe mit einer Schülermütze angehalten, der ohn« Fahrkarte von Berlin nach Hamburg gefahren war. Die Unter- suchung ergab, daß es sich nicht um einen Schüler, sondern um das siebzehnjährige Dienstmädchen Hed wig Nerlich handelte, da» zuletzt bei einem Kaufmann Katz in Berlin in Stellung war. Da, Mädchen hatte diese Stellung heimlich verlassen und wollte nach Amerika fahren. Es glaubte, wenn es Männerklei dung trage, würde es den Plan leichter ausführen können. Das Mädchen hatte aber nacht einen Mennig Geld bei sich und hoffte durch Arbeit jenseits des großen Wassers zu gelangen. Haag, 18. April. (Eine irrsinnige Bitt- stellerin.) Als am Ostermontag die Königin der Niederlande mit der Prinzessin Juliana m Haag von einer Ausfahrt nach dem Schloß zurück ehrte, warf eine Frau einen Brief, der eine Bitt- chrift enthielt, in die königliche Equipage. Ein rad- ahrender Polizeibeamter, der die Königin begleitete, ergriff die Frau, macht« dabei aber eine so scharfe Wendung, daß er die Frau niederfuhr und das Hinterrad der königlichen Equipage sein Fahrrad er faßte und zertrümmerte. Die Königin, die anfangs heftig erschrak und ihre Arm« schützend um die Prin zessin legte, erholte sich bald, als sie die Harmlosigkeit des Vorfalles erkannte. Auf der Polizeiwache stellte sich heraus, daß die Frau an Querulantenwahnsinn leidet. Sie glaubt sich von einem der ausländischen Konsuln benachteiligt, der schon längst gestorben ist. Die schwachsinnige Frau aber meint, daß er noch am Leben sei, und ist in dieser Hinsicht unbelehrbar. Brüssel, 17. April. (Eine heftig« Feuers- brunst) zerstörte das Rathaus der Vorstadt Scharr deck. Eine Person wurde verwundet. Das Feuer soll böswillig angelegt sein. Paris, 18. April. (Deutsche Schüler in Paris.) Die vom Berliner Journal „d'Allemagne" nach Paris gesandten 50 Schüler und Schülerinnen statteten gestern der deutschen Botschaft einen Besuch ab und wurden daselbst vom Botschafter und dessen Gattin bewirtet. Oberlehrer Dr. Schmidt sprach im Namen der jungen Gäste und des Ausschußkomiters in herzlichen Worten seinen Dank für die liebens würdige Aufnahme aus, worauf der Botschafter er widerte, es sei ihm eine große Freude gewesen, Ver treter der deutschen Schuljugend auf französischem Boden begrüßen zu können. Am Abend veranstaltete die Vereinigung Le Foyer de l'ecole einen Ball zu Ehren der deutschen Schüler und Schülerinnen. Paris, 18. Avril. (König Alfons von Spanien) ist gestern nachmittag in Bordeaux ein getroffen, um einen Spezialarzt für Nasen- und Hals krankheiten zu konsultieren, der ihn schon wiederholt behandelt hat. Paris, 18. April. (Vom Ordens schwindel.) Mehrere Blätter behaupten, daß nicht alle von Vallensi und Clementi verkauften Ordensdiplome gc fälscht seien. So habe ein hiesiger Kaufmann für 6000 Franken ein Diplom der akademischen Palmen erhalten, das zweifellos echt sei und die Unter schrift des Unterrichtsministers trage. . Clementi habe sich dieses Diplom durch die Vermittlung einer in timen Freundin eines Ministers verschafft. s. Rom, 17. April. (Die Gräfin Tar now s k a), die vielgenannte Heldin des grauenvollen Dramas von Venedig, ist wieder einmal sterbenskrank, oder besser gesagt: sic kann nicht leben und nicht sterben, bevor sie nicht das Gefängnis mit einem kom fortabel eingerichteten Sanatorium vertausch, hat. Das nämlich ist wohl der Zw ck einer Meldung über ihre bevorstehende — Auflösung. Die Meldung stammt von guten Freunden der „armen" Gräfin. Und die müssen es ja am besten wissen, wie es um sie steht. Lissabon, 17. April. (B o o t s u n s a l l.) Aus dem Tajo sind beim Kentern eines Bootes fünf Per sonen ertrunken. Moskau, 18. April. (Zwei Juwelen Händler ermordet.) Zwei Brüder Oelanin. denen eine Pariser Iuwelenfirma Schmncksachen von erheblichem Werte zur Veräußerung in Rußland an oertraut hatte, wurden im Luxuszug bei der Station Switanofka. zwischen Baku und Moskau, von mas kierten Männern beraubt und erdrosselt. Einer der Brüder konnte vor seinem Hinscheiden noch An gaben über den verbrecherischen Anfall machen. Kichsrü III. im Zirkus. Aus Berlin wiro uns geschrieben: Was wohl Shakespeare beim Anblick von Hunderten schnauben der Pferde, in Waffen starrender Krieger, einer jubelnden und jchreienden Volksmenge, prachtvoller Rciterkunststücke und überraschender szenischer Der Wandlungen gesagt hätte, mit denen der gewaltige Abschluß seiner Köniasdramen, „Richard III", am Sonnabend im Zirkus Busch zur Aufführung ge bracht wurde! Der „süße Schwan von Avon" hat cs selbst bitter beklagt, daß die Bühne seines Glode- Theaters für die üppigen Bilder seiner Phantasie nicht ausreich« und im Prolog zu „Heinrich V." ver ächtlich von einer „Hahnengruoe" und einem „höl zernen O" gesprochen. Nun sind ihm der in allen Sätteln feste Ferdinand Bonn und der ehe malige Gardekurassier, der die Manege am Bahnhof Börse leite«, hilfreich zur Seite gesprungen. Nach den Redeschlachten der beiden feindlichen Vereine, zu denen sich die Landwirte und die Hansamitglieder zusammenjchlossen, nach den milden prophetischen Worten des General» Booth, des Führers der Heils armee, und dem Alltagsprogramm des Zirkus blickte uns di« Dekoration des runden Mittelraumcs selt sam fragend und bedeutungsvoll an. Statt der roten Einfassung der kreisförmigen Bande, innerhalb derer sonst die Pferde galoppieren, ein schwerer niedriger Aufbau von grauen Zinnen und Türmen' Der Zugang §u den Ställen ist wie bei den Aufführungen des „König Oedipus" verbaut, aber nicht durch die gewaltigen Türen eines Königs Palastes, sondern durch zwei hohe Treppen, die links und rechts schroff aussteigen und einen dazwischen liegenden niedrigen, durch eine braune Leinwand ver hängten Zugang in der Richtung zu den Ställen. Aus der darüber angebrachten zweiten Bühn«, wo sich bei den Pantomimen die Nebenhandlung abspielt, zeigen sich aus einem gewaltiaen Prospekt die düsteren ge waltigen Mauern des Towers Ilm 8' , Uhr, als die 5000 Mensche» sich aus ihren Plätzen eingcsunden haben, fällt ein Schuß, gleich daraus ein zweiter und dritter, als Zeichen zum An fang. Ein gewaltiger Krieqszug kommt von der Seite, wo sich der Eingang zum Zirkus befindet, heran gesprengt. Geharnischte Männer lassen ihre Pferde galoppieren, schwingen ihre Schwerter und Lanzen, während ihnen gegenüber eine Menge von Volk mit Weibern und Kindern die beiden Trepfien hinunter mit Triumphgeschrei entaegenläuft. Der Letzte in dieser siegreichen Reltcrscyar ist der kleine hinkende Gloster des Herrn Ferdinand Bonn, der sich von seinem Braunen schwingt, ganz allein in der Manege steht und mit trotziger Miene und Gebärde seinen Monolog „Nun ward der Winter unseres Mißver gnügens" spricht. Dann kommt der Leichcnzug König Heinrichs VI. herbei mit vier schwarzbedeckrcn Rappen und einem unendlichen Gesolge, das sich bei Glocken läuten und den düsteren Klängen eines Trauer marsches langsam vorwärts beweg». Prinzessin Anna hält ihre klagende Ansprache, und als der Zug sich nach der Ruhepause wieder vorwärts bewegen will, springt ihm Bon n-N ichard drohend entgegen, wirft den dreisten Hellebardentrüger zu Boden und stößt ihn mit dem Fuß. daß er sich kreuz lahm wegschleicht. Das Liebeswerbcn um Anno führt zu einigen großen leidenschatslichen Momenten, aber als der Bösewicht von dem Schlosgemach der Unglück lichen Fürstin spricht, tönt aus dem Gemurmel d«r Siatisten allzu deutlich die echt berlinische Bemerkung „Son ne Gemeinheit!" heraus, die man bei Shake speare vergeblich suchest wird. Der Trauerzug ver schwindet bis aus einige Kleinigkeiten, die ein Zirkus diener mit Schaufel und Pesen von dem Wollteppich der Manege beseitigt. Seltsam berührt die Ermor dung von Clarence, die nicht im düstern Zimmer des Towers, sondern in dem weilen, hohen Zirkusrund stattfindet. Nun beginnt auch da» Drama selbst an zu galop pieren, indem es über ganze Szenen hinwegletzt. Im Handumdrehen sind wir schon am Ende des dritten Aktes, wo die Bürgerschaft dem scheinbar wider strebenden Gloster die Krone anbietet und dieser, von zwei Bischöfen umgeben, mit der Bibel in der Hand auf der zweiten oberen Bühne erscheint. Nachdem Bonn Richard nach dem Weggang der Bürger die Heilige Schrift hohnlachend und in kräftigem Schwung in die Manege geworren bat, senkt sich, zum Zeichen der eintretenden Pause, von der Decke des Zirkus eine gewaltige kreisrunde, hellgraue Leinwaiidhülle her unter. Wenn sic nach der viertelstündige» Unter brechung der Vorstellung wieder in die Höhe gezogen wird, hat sich die Szene in einen mit Baumattrapoen bepflanzten Raum verwandelt, während sich zwisajen den beiden hohen Treppen im Durchgang zu den Stätten noch ein dritter, ebenso steiler, aber nicht aus Stufen, sondern aus Holzleisten gebildeter Ausgang I zur oberen Bühne zeigt. Diese Anhöhe stürmt Bonn <n schimmernder Rüstung mit seinem Pferde in wil dem Galopp empor, wahrend ihm seine Krieger, eben falls hoch zu Roß, polternd folgen. Eine Zirkus leistung, die mit vollendetem Geschick ausgeführr wurde und lauten Beifall entzündete. Ueberhaupt zeigten sich an diesem Abend die equcstrischen Leistungen des Zirkus B u sch von ihrer allerbesten Seite Es klappte, wie man in der Theatcrsprache zu sagen pflegt, alles in so vorzüglicher Weise, daß man sich ernsthaft fragen mußte, weshalb sich eine solche, bis auf das kleinste ausgeführte Tech nik der Massenauszüge, der Verwandlungen, Licht effekte und schnellster Aufeinanderfolge der Bilder nicht auch im Theater ausführcn läßt. Dir Einrich tung, di« Bonn von der Shakespeareschen Tragödie bringt, ist eine freie Zusammenstellung einzelner wir- kungsvoller Szenen mit Einlagen und Kürzungen, die ein sehr weites künstlerisches und literarisches Ge wissen verraten. Immer nur steht der Künstler selbst im Mittelpunkt des Ganzen und läßt sich von dem Scheinwerfer des Zirkus bestrahlen, wobei Busch seinen ganzen Stab von Personal aufgetzot«n hat. Hierbei handelt es sich weit weniger nm eine An lehnung an Reinhardts Wiederbelebung der Sopho- kleischen Tragödie als um eine Modernisierung jener prunkvollen Shakespeare-Aufführungen, die zuerst vor fünfzig Jahren in London aufkamen und die Theodor Fontane in seinen Reisebildern so anschaulich beschrieben hat. Auch heute läßt Bcerbohm Tree in London mindestens ebensoviel Pferde, wenn nickt mehr, als Bonn bei ähnlichen Vorstellungen auf treten. Bonn schwelgte, wie zu erwarten, vor allem auf dem Schlachtfeld l»ei Bosworth in szenischen Essek- reu. Sein Richard tritt nicht uuf. sondern kommt auf einem Schimmel herangeritten. Das Pferd wirft ihn ab. und während er sich auf der Erde windet, ruft er verzweifelt: „Ein Pferd! Ein Pferd! Ein König reich für'n Pferd!" Diese ganze wunderliche Ver quickung von Theater und Zirkus, die in der Ent wicklung des Berliner Bühnenlebens eine „neue Nummer" bildet, wurde vom Parkett und den Logen neben beifälliger Zustimmung auch mitironischem Zweifel ausgenommen, während in Len höheren Regionen des Hauses der Applaus überwog und nur vereinzelt Pfiffe und Zischen vernommen wurden. Am Ende gab cs unzählige Hervorrufe Bonns, über dem sich die runde Leinwandhülle immer wieder heben und senken mußte. Zum Schluß stürm ten einige hundert begeisterte Zuschauer in die Manege, hoben Bonn auf die Schulter und trugen ihn als Triumphator durch den mächtigen Raum, bis er zu reden anfing, seinen Dank für die Auf nahme der Vorstellung und seine Freude darüber aus sprach, daß er und alle seine Mitwirkenden mit heilen Gliedern davongekommen seien. Es gibt bei Lieser Aufführung allerdings einige sehr aufregende und gefährliche Momente wie den Reitersturm von der Manege über die Mltteltreppc .zur oberen Bühne, wobei es hoffentlich auch bei den Wiederholungen dieses seltsame^ Schaustückes ohne Unglück abgehl. Lucxsn Aabel. Kunst unü Dtllenlchakt. X. Da, End« der Eisenacher Vach-Orgel. Die große Orgel in der Hauptkirch« der Wartburgftadt, die 1697 dis 1707 nach Plänen von Christoph Bach, einem Vetter von Ioh. Sebastian Bachs Vater^ vom Orgelbauer Stertzing aus Ohrdruf für 1480 Reichs taler erbaut wurde, ist durch eine neue Orgel ersetzt und Ostern nach feierlicher Weihe ihrem Gebrauch übergeben worden. Auf der alten Orgel haben eine ganze Reihe von Gliedern der Bach-Familie als Stadtorganisten gespielt, so Ioh. Bernhard Bach (1876 bt, 1749), Ioh. Ernst Bach (1722 bis 1777), den Ioh. Sebastian Bach in Leipzig selbst im Orgel- spiel unterrichtet hatte, und Ioh. Georg Bach (1751 bis 1797). Die beiden Letztgenannten waren in hrem Hauptberuf Juristen, leisteten aber als Orgel spieler ganz Vorzügliches. Christoph Back, deisen Plänen die alte Orgel entstammte, war 37 Iabre hindurch Stadtoraamst in Eisenach. Er galt weithin als der größte Komponist und Orgelvirtuose seiner Zeit. Den Neubau der gegenwärtigen Orgel de»
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