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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130715019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913071501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913071501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-07
- Tag 1913-07-15
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Monat
1913-07
-
Jahr
1913
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miimM Kunst und Wissenschaft * Defterteicf) auf btt 0u<hgtwet6t«Uuofttaunfl Seipgig 1914. 'Jluf bet internationalen 'Jluäftellung für Buchqewerbc unb (örapbit fitipgig 1914 wird bekanntlich Oefterreich otfonbew fltoßartta Der« treten fein, Am 1. 3uli fjat nun unter bem Borfiß bes Bräfibenten bet öfteneicfjifihen Kommiffion G. Neiffer unb in Anwcltnbeit beo Bettrcters bes Di inifteriums für öffentlicfje Arbeiten, be» Diinifter iah rats jjaafc bie erfte oljjunq bet bort gulamnten« fetretenen großen Ausftettungstommiffion ßattge« unben. Dlinifterialrat Jjaafe erklärte, baß bic Dc= ßierung bet öiterreieftijeften Abteilung ber Jnter-- nationalen Bu(hgewcrbc«Ausftettunfl in Heipgig einen großen Baoillon, eine namhafte Summe unb eine vonitänbige Gcfchäf tsftelle jur Bet« fügung geftettt hob*- Gine anbere Berfamm« lung tagte am 26. 3uni in ber 'JBiencr Univerfitäts« bibliotpek unter bem Sßoififo bes Direktors £>ofrat Dr. frimmelbauer, bie über bie öfterreirfjifche Gruppe für Bibliothdswcfcn unb Bibliopljilic auf ber Budi- oewerbe=Ausftelluiia Derbanbelte. 3» biefer Gruppe (oll fidj unter Führung ber 'JEiencr lliiivcrfitätsbib« liotbet unb unter großer '-Beteiligung bet cinfchlä« gigen Bereine bas öfterreidjtiaje Biblio« thefswefen präfentteren. Anfiajten öffentlicher, Klofter« unb Brivathibliotheken. wertvolle Bucfjein= bänb» unb foftbare Drude aus 'ßrager unb Kratauer Bibliotheken, ferner Bibliothek?« unb Boltsbüifjerei« Gtnridjtungen werben bie Gruppe wcrtooll unb interepant martjen unb ein feHelnbes unb gugleidj lehrreiches Bilb Dom öfterreiefjifdjen Bibltothels« wefen geben. * 3n ber Freien 'JEijfenfdjafHieben Bereinigung an bet Univerjität Heipgig ipridjt beute, Dienstag abenb 9 h c. t. im Burgteller £>err Stub. muf. 'JEolf« gang Detslag über „Tenbeiuen in ber modernen 2üu|if.“ Sille Kommilitonen ftnb freunblirtjft ein« geloben. * Sitcrarifrfjc Abteilung bes Dichtintorporierten« miefdjuffes bet Univerfitat ßeipgiß. £>crr lllridj Steinborff wirb Dienstag, ben 15. Suli, im Kafino ber nidjtintorporierten «tubentenidjaft (Kö« nigftraße 10, II.) 8'4 Uhr abenbs aus feinem jiingiten SBerke, bem für bas fieipgiger Turnerfeft ge= bidjteten 3 e ft f p i e l vorlefen. * Der Dltkabo im Künjtlertljeater. Unfer Diün« ebener Dlitarbeiter fdjretbt uns: Diefe Operette ftammt nodj aus ber golbenen Beit, ba man ohne ben Dlittionentaoalier unb ohne anbauernbe Srfjlaf« gimmerwitje auslam, unb barum erfdjeint jie uns Beitgenofjen bes ,,'ßuppcbään“ gerabeju als tomifdje Oper. — Der Diifabo ijt audj mufitalifd) nicht geift« reich, aber er hat ein untrügliches Diertgeidjen ber Operette, ben 6djmalg. Der Degifjeur Frang Baorel permothte trofc außerorbentlidj glücklicher Ginfätte biefen Sdjmalg nidjt umgurvanbeln. Dagu fehlt ihm bas „Gemüt“, frier bridjt bie Grenge ber fünftlerifcfjen SEirfungsmöglidjteit ber Operette. Abgefehen baoon Sah es fehr viel Gutes, befonbers im Sgenifdjcn. s geigte fidj, baß in ber Operette gang vefonbere unb nur biefer „Kunff'art eigentümliche Iheaterroerte ftetfen. — Farbe, Bewegung, Dfjpthmus, Glieberung unb Bewegung ber Diape, todjwung unb Sinnlidjfeit, bas alles wirft, mag man fid) nod) fo fehr dagegen fträuben, wirft, wenn ber Degiffeur fo geiftreidj ift unb eine fo ftarfe Begabung für bas Bilbljaftc hat wie 3anrel. 3n angenehmet'JEeife fehlte— wie fdjon im Borjahre —ganjbie Kuliffenerotii bes Trikots. Dian fah erfreulich Diel nadte Bctne, ohne baß biefc femals Selbftjwcrf würben. 'JEenn id) nod) h’ugu« üge, baf) Diai Battenberg bie männliche frauptrolle pielte, Diaj Ballenberg, ber ben blöbeften Operetten« falauer tum ilßifc madjt, ber ohne jebe Clownerie in jebet Bewegung wirtlich fomijd) ift, ber bie plöß« liehe Grkrankung eines fjauptbarftetters (mitten im Aft) gu oertufdjen wußte, fo wirb man oeritehen, baß bas lite<arijd)c Bublifum Btündfens fid) föftlid) unterhielt, iln eine '.Reform ber Operette vom Künftlertheater aus, glaube ich nicht. Denn gut IRachabmung braucht man Gelb unb Geift — unb ein Bublifum, baß auf bie lünftlerifdje 3ntention ein« geht, bas Sinn hat für fünftlerifchen llnfinn. Das hinbert nidjt, baß biefe Sluffüljrung ein liebens« würbiger Genuß war. W. v. Hollander. * 'JJluftf unb Dhcater in Köln. Blan fdjreibt uns aus Köln: 3?adj bem glanaooll nerlaufenen IRiebet« rljeinifchen SRufiffeft oeranftaltete bie Stabt iüngft im Opernhaufe, bas bislang nod) immer bie feblenbe ftäbtijdje Jefthatte erfetjen muß, einen Beetfjonen« ,g i) £ l u s. $ln Dier 'ttbenben brachte bas ftäbtifdje Ordjefter unter ber Leitung bes Gencralmufitbiret« tors jritj <S t e i n b a d) bie neun Sinfonien in fdjicr Doflenbeter SEeife gum Bortrag. Dagu gab es nod) einige Solofongerte, bie ebenfalls in muitergiiltiger äßeife gum 'Bortrag tarnen. — G i n e 11 r a u f f ii h ru nfl gab es geifern in unferem D e u t f eben Iff ea« ter, in bas feit 'Bernaus SEcggang gum Diannheimer $oftheater eine Sommerbirenion eingegogen ift. „6 d) ö n e Die n f d) e n“ nennt lieft bas Boficnfpicl non K. '4. Kraagh, bas fid) ein reicfjlid) triviales unb abgebrauchtes crtjroantinotiD gum Borunirf gcnom« men hat unb über einige id)wäd)iid)c Hßitgc unb ein paar altbcfannte Tomifche Tijpcn nidit hiuausfommt. Das Beite bes Slbenbs hot (ebenfalls 3riß Obemar nom Jranffnrter Sdiauipiclhfius als grauhaariger Don 3uan, eine ßigur non unroiberfteljlidjcr Könnt. Das frans geidjuete ben beliebten Daritcllcr beim and) mit ftarfem Beifall aus. * Gin jmeites Dlufiffeft bes Dciitfdien HRufifer« oerbonbes. Bus G l b c r f e l b wirb uns gcidirieben: Der 'llllgeineine Deiitfdje Dlujitcrperbanb hat auf feiner letjtcn Tagung in 'Berlin befchloffcn, feine näcliite DtlegicrtenDeriammlung im Sommer 1915 in G l b e r f e 1 b abguhalten. 3m 'Jlnfdjluß an biefen Bcichluß hat nun ber Borftanb bes Deutfcfjen Ordjefterbunbes bejcblojfeii, mit biefer Glbcrfelber Dlufitcrtagung ebenfalls ein Dlufitfeft gu ocr« binben, bas ber Beriammlung oorangehen unb fid), was bie Größe bes Ordjefters anlangt, im '.Rahmen ber Berliner Bcranftaltung halten, allerbings non türgerer Dauer fein foll als biefes. Dieier Borftanös. bejd)luß bes Deutidjen Orchejtcrbunbes würbe in ber Icßtcn Generalperfammlung bes Glberfelber SRufilcroercins giitgchcißcn, fo baß bas GIbcrfelber Dlufitfeit (eßt beftiinmt guitanbefommt. Dian IjeQt bie Ubiicßt, in Glbcrfclb gwei Kongertc in bem be= tannten großen 'Jlahmen gu geben. Das erfte finbet am Bortage ber Dclegiertenoerjammlung, einem Sonntage, bas gweite am Delcgiertcntagc felbft ftatt. Diefes gweitc Kongert fott ben Gharafter eines Boltsfongcrtcs tragen. kb. * Ginc Dcnfniaifd)uig«'2lusftellung. 'llus Berlin wirb uns gcichricben: Chic Deiifinal|d)uß«'llusitettung im beften Sinne oeranftaltct bie K ö n i g 1. Dl e ß« bilbanftalt im Vid)tl)üic bes Berliner Kunft« gewerbemufeums. 3m Bufammenhang mit bent iRcgicrungsjubiläum bes Kaifers entfdjloß man fid), bas ftillc Ißirten ber'llnftalt, bereit Dame ben meiften Dlenfd)cn ein IRiitfel ift, gu geigen, unb fo wählte man als 'llusftellungsobjcft bie alte hütorifd)e 5)anel« ftabt Botsbam, bie gweitc Defibeng bes Kaifers. Die Königl. Dießbilbanftalt hat es fid) gur ',‘luigabc gemacht, bie ftaatlidje Denfmalspflegc ber Baubent« mäler Bteußens gu unterftiißen. 3u btefem 3wertc finb nad) unb nadjauf bein'IBegebesDlcßbilboerfahienslber Bhotogrammctrie) 17060 'llufnahmen non 1900 Bau« werfen an 350 Orten gemacht worben. 11 (XX) 'Huf« nahmen finb allein preußifchen Bauwcrlen gewidmet, währenb ber Deft gum Teil Bauten aus bem gangen Deiche, aber aud) fold)e bes Auslandes umfaßt, bie auf befonberen'Ißunfch aufgenommen würben. Bots bam bot ben Aufgaben ber Königlichen Dießbilb« anftalt natiirlid) eine gang beionbers banfbare 'Jin« griffsflächc. Berühmt burd) bie hcrrlidjcn Bauten ber friebcricianifchen 3eit, mit einem Glang ausge« ftattet, ber bem oon Berfailles gleid)fommt, tonnte man burd) bas Objeft Botsbam geigen, was bie 'llnjtalt fann Unb in ber Tat: wir flehen nor einer Dusjtellung, bie fo leicht nicht übertroffen werben wirb unb burd) bereu 3uiianbefommcnfid)bcr£citerbesStäb= tifd)en Dlufeums gu Botsbam, ftr. Dumpf, ein unbe« ftreitbares Berbicnft erworben hat. Dlad)t man einen Dunbgang burd) ben £id)tl)of bes Kunft« gewerbemufeums, fo wirb einem flar, baß man Botsbam nod) nie richtig gefehen hat. Gingelhciten, bie fid) im freien bem |d)weifenben Duge entgiehen, gewinnen 'Jbert, Kraft unb betonen bie Jujammen« hänge, bic in ftarter $orm Dorljanben finb. 2lus bem engen Beieinander, bas ein ruhiges Ber« gleichen nidjt nur geftattet, fonbern gerabegu gur Bflidjt macht, erficht bic Stabt mit ihren nieljeitwen Baubcntmälcrn in einer wunderbaren Schönheit. Und bamit empfängt bie Königlidje Dießbilbanftalt für ihre ftille Tätig« leit bic hefte Slnertennung. 'Jlls Dotumentc im 'Jlrd)iD ber 'llnftalt aufberoahrt, werben biefe großen unb flcinen Bilber gu jeher 3eit bic Dlögiichteit bieten, alles nur Deutbare für bic Grhaltung ber wertvollen hiftoriiehen Bauten gu tun. was not« wenbig werden bürfte. Unb bamit ift bem Dcnt« malfdjuß natürlich eine JjilfequcUe entftanben, bic außerorbcntlid) ift, unb bie in tommenber 3eit ein« mal einer gcredjten Jßürbigung gewiß fein tann. — 'Jßas nebenher aber biefc 'Jlusftellitng nod) befonbers mtereffant macht, ift bic Üluflegung feltcncr alter Originalgeid)nungen, 'llquarellc unb Drude, bic einen Düdblid auf bas werbende Botsbam bis gum 'Jlnfaug des 18. 3aljrl)underts geftatten. * Bon ber KIcifhStiftung. Die gut Jörberung junger bichtcrijcher Talente begrünbete Äleiftftiftuug hat Glara B i c b i g in ben Borftanb berufen. Bon neuen JuWendungen, die die Stiftung in lefttcr 3«tt erhalten hat, finb erwähnenswert bie Tantieme bes Stuttgarter ^ofthcaterc» aus einer Deihc non Bor« ftellungen Kleiftfcfjcr Dramen unb eine Gabe ber Stabt Berlin. Die Breslauer Stubcutcnfchaft be« icitet im Naturtheater der SabrbiuidcrtfJlusitcllung guguiifteu der KlcifbStiftung eine 'llufführung ber .,)jcrmaiinfd)lnd)t“ vor. Das Bureau bet Klcift« Stiftung befindet fid) beim Berliner Berlage Ggon Sleifcfjcl \ Go. * Dlnfitchronif. Heinrich 3 ä 11 n e r hat eine neue Stuf o n i e ('Jlr. 3, m D='D(oll, Op. 130) gc» fcfjrieben, beten Uraufführung im 'Jloocmber b. 3« im Gürgenich’Kongcrt gu Köln unter Vcitung oon Gcneralmtififbirertor S t e i n b a d) ftattfinben wirb. Nus ber Gclchrtcnroclt. Nus Dl a n n h e i m wirb gemeldet: Dem neuen 'ßrofefior an ber hiefigen franbclsl)üd)fd)ule, Dr. Dlarttn B e 1) r c n b, ift bas 'JImt eines '.Ratgebers ber fübmanbfdjurtfchen G i f e n b a 1) n g e f e 11 f d) a f t, bas feither Geheim« rat Dr. Sßiebfelb nom Deidjsamt bes 3nnern bc= tleibet hat, übertragen worben. Das Kuratorium ber Dlannheimcr .^anbcishod)jd)ule hat ßrofefior Behrcnb einen gweijährigen Urlaub gewährt. * Die Cinfturggefahr bet St. ßauls«Kathebralc. Bon ber Ginfturggcfahr, bic dem Dlciitcrwcrtc Sir Ghtütopher 'Ißrcns, ber l'onboner St. Bauls«Katt)C« bralc. droht, war in ber ictjtcn 3eit mehrfach die Debe; es idjeint aber, als habe man fic nnterjd)ätt, wie ein 'Jluffaß eines frachmannes, bes 'Jlrdi.teiten 3. Dl. JE. £>allci), un „«Irdjitects anb Builbers Journal" auscinanberfcßt. Die St. ßau(stird)c ift wirtlich ernftlid) gefährbet, unb hierfür gibt cs gwei Grünbc: einmal die 'Jlrt des Baues, grocitens die 2lrt bes Bobcns, auf bem bas Baiiunirf »übt. JBährenb JErcn ben Bau ausführte, änderte er ,iäm« lid) bic ßlänc nod) um, und jo tommt es, baß ber Unterbau ber Kathedrale für die gewaltige Kuppel gu jdjwad) ift. Die Grundpfeiler find nämlich nicht marfip, fonbern bic Sunbamentc ber St. Baulstirdje bcftchcn aus Steinfajotter, bic oon bünnen Schichten ßortlanbftcins umgeben ftnb. 3n ben tfunbamenten hat Sich mandjes unter bem Drude bc 5 Gcbäubcs ocr« gogen, unb bas Gewiß?! ber Kirche, bas ber englifchc 'ilrctjitcft mit 32 000 Tonnen augibt, belaßet bic PfUnbamcntc weit über ihre Tragfähigteit. 'Jiadj fallens Nnfidit fann irgendeine Heine Bcränbcrung eine Kataftrop'hc herbeiführen. Soweit es iid) um bie fehler bes Dlauerwcrfcs handelt, tonnte man, wie er ausführt, bic Kathedrale baburct) |id)ern, baß man die Vücfcn gwijdjcit bem Stcingcröll ausfüllt, inbem man 3cmcnt unter Drucf cinfprißt, fo baß bic Fundamente, wenn biefer hart wirb, bann wirflidj gu einer feftcn Dlajfc werben. Das lieberhängen bes Domes nach Sübweiten um ein paar 3oll würbe bann wohl nidjt mehr bebcnt'licö fein, obwohl bie Nb« uxidjuiig in den Icßtcn gehn 3ahren angenommen hat unb bic Fundamente auf ber einen Seite natürlich ftärfer belajtet. Gcfährlidjcr ift ber Untergrund. Unter ber Kathedrale liegt eine Tonfchidit. darunter aber dünner, Icichtbewcgiicher Saab. JBitb nun in ber Dähc ber Kathedrale gebaut, etwa eine Unter« griindbacjn angelegt, fo tann der leichte Saab hier eine Nbflußöffhung finden, unb bann wäre ber Ton« fdjidjt und bamit ber Kirche felbft bic Stühe ent« gogen. 'Jiadj frallcns Nniicht muß daher jo rafch wie mög(id) eine 3onc fcftgelcgt werben, innerhalb bereit nicht gebaut werben darf. * Ter galante Graf Dloor. Der „ftrtf. 3tg.“ wird aus Stuttgart geidjrieben: 'Jin der Stelle, wo der Ueberlieferung nad) cinft ber junge Schiller im Bop« ferwalb bei Stuttgart leinen Kameraden non ber hohen Karlsfchulc feine „Däuber“ oorlas, ift jeßt, wie man weiß, eine ftimmungsDotte Naturbühne crridjtct, auf ber bes Dichters 3ugcnbwcrt gur Aufführung ge« lan^t. So auch biefer Tage. Der alte, tobtranfe Graf Dioor fißt fdiwadj und matt im fichnfcfjcl, ergreifend Hingen feine Klagen in ben abendlichen JEalb, über bem lieh duntlc Gewitterwolfen auf türmen. Da plößlicfj raufdite es ben 3mcigen unb ein leifer, aber burdjbrtngciiber Degen riefelt her« nieder. Dian läßt fid) gunädjjt nidjt ftörem hüllt lieft fejtcr in ben Diantel unb fpannt ben Schirm auf. Dur jene ftiibfdje junge Dame in ber norberften Dclhe fdjaut ncrgwcifclt aur iftr neueftes Kleib unb nad) bent unbarmhergigen 5)immcl, beim fic h«t ihren Schirm in ber Straßenbahn Heften laffen. Dort) ber iEettcrgott hat lein Grbarmen, ba faßt bie Kleine einen plößlicfjen Giitfd)luß, rafft bas neue Kleib in bie unb fpringt hehergt in bes alten Grafen Sdjloß. Der ift gu tief in feine Ber« gweiflung über ben ungeratenen Sohn nerfunfen. um fie gu bemerten. Seine Diener fudjen aber möglichft unauffällig ben fjübfchen Ginbringling, ber jo gar nicht ins Dlilieu paffen will, gum fjinausgehen gu bewegen. 'Jlber umfonft, fie beutet mit fd)incrglid)er Dliene auf ihr idjönes Seibcntleib unb ben unfreund lichen Fimmel, ber jeßt mit aller Diad)t hernieder« gießt. 3eßt bemerft fie aud) Graf Dloor; fcftnell ocr« gißt er leinen Sdjmerg unb galant, wie Grafen nun einmal find, bietet er ber Dame feinen lichnftuhl an. Glüa'iclig nimmt fic Blaß, während draußen im 3ufd)auerraum unter großer freiterteit fid) ein all«c= meinet 'Jlufbruch oollgieht. Die Borjtellung mußte bei bem unendlich hcrnieberraufcfjcnbcn Degen fowiefo auf ein onbermal nerfchobeti werben. * 'JEas bciitfchc 3ungen oon Bonbon fugen. 18 beutjdjc Schuljungen, nie auf eine Ginlabung cnglifdjer Kameraden nadj Uonbon getommen finb unb hier mit allen Gljren. einem Itund) in der Guild« hall unb einem Tee in Dianfion froufc aufgenommen würben, nehmen bas 3ntcreijc bes biitijdjen ßublt« Iums ftatt in ‘Jlnlprud) unb werceu freundlich be« grüßt, wo fic erfefjeinen. Natürlich hat man fic aud) über ihre londoner Ginbrüde befragt, u ib jie haben bcicitwilligft 'Jlustuuft gegeben, manche in einem Gnglifd), bas nad) bem Urteil eines Bcridjterftatters ber „Dailn Dfail“ jo gut ift, als wenn iie bie §älftc ihres liebens in Uonbon verbracht hätten. ,,'JEas mir am meiften imponiert," fagte ein 15jäl)tiger, „ift bie Größe von üonbon, bie Größe feines Berichts, bie Größe feiner Dfänner unb Frauen.“ „3c, 3hrc Diänner finb groß,“ belräftigteer, „3hrc grauen finb groß, 31jreSolbaten finb groß, 3hreBoligiften aber finb bic größten von allen.“ „Unfere Soldaten?“ fragte der 3ntciviewcr gweifclnd. „3a, bic Heute finb niedlich jrößer als unfere beutfdjen Soldaten, aber fdjmalet n ber Bruft. Ginigc ehret Frauen gieljen fich wirt- icfj fehr hübfeh an, aber anbere finb nicht befonbers " 'Jlnberc 3ungen machten anbere Bewertungen über bie Gnglänber: „Sie nehmen ihre $üte nicht viel ab unb fcfjütteln nicht viel bic §äitbe. Sie feften alle fehr ßejcfjäftig aus.“ Die englijri)en Schuljungen erregen ihren Deib: „0, bie haben’s gut, bic gehen nicht vor 9 Uhr ober 9‘/ 4 Ul)t in bie Schule, während wir fdjon um fieben raus müffen. Unb babei liegt fich’s morgens fo frftön im Bett.“ * Gin modernes Dlätdjen veröffentlicht die Diünchner „Fügend“ in ihrer leßten Dummer. Gs ift nicht fehr tieiiinniq, aber dafür fehr luftig unb verdient wohl in feinem gangen Umfange wieder« gegeben gu werben. Gs heißt: „Bon Baris nad) Jbarjcljau“ unb ftammt aus bem neueften ,,'JEunber« märdjenichaß"; Gs waren einmal in Baris gwei Biüber — fic hießen io ähnlich wie Brinbejonc —, ron benen ber ältere ben berühmten 3guhermantcl aus „Taufenbunbcine Darfjt" belaß, ber jüngere aber einenGinbecter neuefterKonftruttion. Da telephonierte eines Diorgens ihr Großmütterlein aus Sßarjdjau, baß iie gerne gum Diittag ein warmes Barijcr Süppdjen ä la reine haben möchte; unb gwar würde iie bem Gnlcl, ber am fdjnettften mit ber Suppe ein-- träfe, 150 006 Dübel teftamentariidj vermachen, ben an gweiter Stelle folgenden aber für alle Gwigfcit verfluchen. Der ältere Bruder, ber fehr fleißig war, feßte jid) jofort in Bereitfchaft, jagte fein geheimnis» volles Sprüchlein her, bas ihn mit bem jHauber« n.antcl in bic Hüfte hob. unb taufte in ber Dichtung Dorboft oon bannen. Der jüngere, ber burd) feine Bequemlichteit berüchtigt, icftlief aber nod) in aller Gemütsruhe, bis bie belle Sonne ins 3immer fchien. Dann ergängte er feinen Benginvorrat unb leigte fid) mit bem verlangten Süppdjen auf ben Ginbecler, als ber ältere Bruber auf bem 3aubermantel bereits Hannover pajficrte. „Dfacbt nichts“, fagte ber Jüngere. Gr ließ feinen Dlotor tüchtig fdjnurren unb folgte mit einer Gcichwiwbigtcit von 250 Stundenkilometern. Jn Berlin frühftüdtc er nod) recht tüchtig, tranl gwei „Gchte“ unb aß brei Bier« würftel, worauf er wieder in bic Hüfte ftieg unb ben Bruder mit bem 3auberniantel in ber Gegend von Bojen glängcnb überholte. Bunlt 2 Uhr 15 Dfinuten lieferte er fein Süppchen in SBarfchau ab und erhielt einen jdiönen Kuß unb bie 3uficherung bet Grhichaft von 150 000 Dübeln. — 3wangig DJinuten fpälcr langte ber mit bem 3aubermantel bei bem Groß« müttcrchen an. Die empfing ihn aber recht böte. ,,'JEer“, jo fpretch iie zornig, „bämlid) genug ift, ftdj heute nod) eines fo unmobernen Beoifels gu be« bienen, wie es ber 3<i»6ermantel ift, fott fich gum Teufel fchcren!“ Da drückte fich ber mit bem 3auver« mantcl, weil er wohl fühlte, baß er von ber neuen 3eit längft überholt wäre, — unb warb nicht wehr gefehen. M. Br. Cena. Die Gefdjidjte einer Jugenb. 21'1 Bon Dl. G. v. Dtjeinbaben. (SRac&brurf verböte«.) „Darf ich roiffen, wie (Richard ju biefer Sadjc fant?" fragte ßena. $err v. Eltern jögertc einen 'Augenblick, bann fagte er: „!Jrf) benfe, bit btft üerftänbtg genug, cd gn hören, möchte bamit auch verljinberit, baß bu vielleicht von anberer Seite bie Dinge and einer falfdften Beleuchtung Ijetäu« erfäftrft. (sö war in furgent baS: @r glaubte in fiel) ben be rufenen Detter einer jungen ungliitflid) per« heirateten Frau gefunden ju haben, bie cd ißni mit ihrer ftilflofen ßarthett, ihren Klagen unb ihrer Zärtlichkeit angetan ftatte. (Sr war nod) gu jung, nm ju erkennen, baß ftcinptfäcftfid) eine krankhafte Sudjt nad) intereffanten (Srlebniffen fie gu ihm trieb. \Xftr 'IRann war, wenn aud) von trockener unb etwa« berber fRatur, bodj ein recfjtfdjaffener, ehrenwerter Dlenfcf), ber im örunbe mehr taugte als bic J-rait, bie fich, als (Rid)arb ihren D?ann im Duell fdjioer üerwunbet hatte, voller 'Jlbfcfjeu üon ihm wanbte. Damald tarn er gu mir, öergweifelt über feine SSdjulb ititb irregeworben an ber grau, bie er fo heiß geliebt ftatte." „llnb bu ftalfft ihm, Batet!" rief JJena, iväh- renb ihre Augen fich mit Tränen füllten. „^a, bad mar mir öergönnt, unb feitbem ift ein nnjcrreifjbareö Banb jmifefjen un«. $rf) bin iljm Batcr unb Bruber jugleicfj." Funig briiefte Siena tftrcä BaterS Arm. 3 U $au|c fanb fie einen Brief von Brebergaft bor, in bem er fie bat, Abfcfjfeb »on ihr nehmen ju bürfen. Gr würbe bon ferfjS bi8 arfjt Uhr unten am Straub auf fic warten. Gbcn nodj ivaren SJenaö öebanten ivoljl* tucub von 'Jöolff auf (Richarb übergegangen, nun kant ivicbcr bas Gcfüßl bes GcbunbcnfcinS über jie, bic fdjmerjhdfte Erregung, bad Drängen unb (Ringen in ihrem ^nnern* JEas folltc fic tun?! (©ic kniete vor ihrem Bett nieber unb barg ftöljnenb ben Stopf in bic Stiifcn. Sollte fie ihn bort unten warten lallen? Sic tonnte, fie tonnte cd nidjt. Denn bann würbe et fid) von ihr abwenben, unb fie würbe ihn nidjt vergeffen tönnen, fid) mit Borwürfen quälen, als Ijättc fie iftr^ eigene 3>ngenb von fid) gefloßen. Jpatte et ihr nidjt immer nur greube gebradjt? .spattc er iljr nidjt einft bcu Deut unb bic Straft jur grenbe wiebergefdjenft, ja gauj neu gegeben? äßad würbe jein, wenn fie jn iljm ging? üijiirbe er ihr fdflen, baß er fic liebe? _jCii£.r würbe er gatij verftäubig neben iljr Ijergeljcn unb iljr von allerljanb langweiligen Dingen reben, bic bodt einmal ein fcftcö, fdjeinbar unerfetjütter* liehet Banb givifdjen ihnen gebilbet hatten? Nein, fic wußte, baß fic vor einer Gittfdjcibitng ftanb, bic vielleidjt für iljr ganjeä Dafein von Bc« beutung fein würbe. Sagte fie Ijentc ja ju bent, was bad reidjc, verfdjwciiberifdjc Heben bot, fo würbe fie immer ja fagen, wenn immer cd feine Sdjäfcc vor fic ftinftreute; breljtc fic ihm Ijeut ben Dürfen, fo würbe cS fie cinengcnb, bcflent- menb mit feinem Nein verfolgen. Sagte fic aber ja, was bann? Dann gingen fie einen 'JBeg, ber voll leudjtenber Blumen, voller Äb- grünbe unb Gefahren ivar. Dann warf fie bic ^djranfen um, bic ein 2Räbdjen iljrc« Staubes fchüjjten unb behüteten, bann mußte fic lernen, fid) felbft ju fdjü^en, iljr eigener (Richter gn fein, Glück unb Heib auf beit eigenen Schultern ju tragen, fic ju bergen vor anberer Heute Augen, mit gefdjloffencn Hippen gubcl unb ttnt- täufdjung, Roheit unb Kränkung ljinjunchmen. Dann gltdj fic bem kühnen Bergfteiger, ber ftart ber Gefaljr ind Auge fdjaut, o e ihn ftünblidi umlauert, unb ber jubelnb weiße Gbelblumcn pflürft unb beglückt an feine Dkühc fterft. t’cna wat anfgefprungeit unb rerfte bic Arme, ihre Bruft hob unb lenkte fidj, ihre Augen fprüfjtcn Kraft unb greubc aus. „ga," rtef jie, „ja, ja, liebes fdjöitcö Heben bu, iaufenbmal ja!" Aufruhr war unter bcu Jßellcn beü Dlccrcd, baß fie jornig fid) aujbäiuiitcn unb bcgcljrlidj bic weißen Rauptet rerften. Am .'porijout ftanb eine buntle Sßoltcnivanb wie ein gut gewappnetes Ajiccr, unb bie fintenbe Sonne tämpftc mit fpitjen, gelben unb roten Speeren gegen bic Gefaljr. Vena blirfte beit vereinfaiutcit Straub ent lang, unb fdjon ftieg Gnttäufdjung in iljr auf, als 'Jßolfj aus bent 'JSalbc^ trat unb iljr mit knappen ÜBortcn banftc, baij jie gelontntcn fei. Sein Gc- ficht war von btäuitlidjer Bläffe, bläulidjc Sdjat- ton lagen unter feinen Augen, als hätte er wenig ju fdjlafcn vermocht. Dein AJinbe entgegen er- Jtrittcn fic beibc iljreit Bieg, ol)nc $u fpredjen. Zuweilen würben iljrc Körper juetnanbet gc*« drängt, bic $änbc berührten jidj, unb in Hcuas erregtem (Jnncrn rief cs: „Dtag kommen, was ivill, lob ober Seligkeit." — Fjnt Sd)uß einer Dflne füllte er fie. 'J'Xil- lenlos ljing fic in feinem Arm, Ijiiigegebcn einer unbekannten, fußen Gewalt. Zärtliche AJorte hörte fie aus heißem glüftern, roilltg nafjiit ihr Ch r fie auf, willig bot fic iftm wieber unb roieber bic Hippen. Nur mit Anftrengung ntaditc fie fich von ihm frei, um nach .§au]e juriirfgii» lehren. Gr wollte fic nidjt laffen unb ftieft iftre §änbc feft an feine 'Bruft gebt lieft. „Berfpridj mir ein 'Ißiebetfcljen, Hctta, fonft laffc ich bidj nidjt los," bat er. gragenb jdiautc fie ihm tief in bic Augen. „iöolff, biefe Stunde habe ich bir gefdjcntt, mehr aber tann idj bir nidit geben. Sic war bet Dant für alles Schöne, was bu in mein Heben gebradjt haft, nie werbe idj fic bereuen. Nun aber müffen wir uns trennen, beim fo oft haft bu mir gefagt, baß bu nicht jur Gfjc pafjteft, ba«" — Gr ließ ihre .frönbe loS unb faßte an feine Stirn. „Hena," fagte er ftorfcnb, „in biefen Tagen ift mir flar geworben, baß ich bidj nidjt mehr laffen tann, baß cd viel, viel tiefer mir ge gangen ift, als id) fclber meinte. Jdi mu|; bidj befitjen, Hena, tofte eo, was es wolle." ,,'JUolff, llßolff," fagte fic, „bas höctjfte, was idj ju vergeben habe, bad ift für bidj ein ffketd, ben bu ju jafjlcn hätteft!" „Hena, Hiebe, Gingigc, laß mir Z c ift f«i gebulbig mit mir, cd tommt fo übctrafdjcnb, bu bift fo viel fefter, jo anberd, als bie anberen, wie ljaft bu bidj in biefem fjaljr entwickelt, Hena!" „Dir baute idj’d junt großen Teil/' fagte fic ivatut. „Haß tnidj bir fdjreiben," bat er. „Fa, bad folIft bu!" „Zdj banke bir taufenbutal." Noch einmal riß er iie in feinen Arm, bann fdjiebcn fie. — j)it ihrem Zt>’ nn cr fanb Hena ben Bruber auf fie wartenb. Gr faß auf einem runben Seffcl, bie langen Amte hingen fdjlaff herab, unb bic .fjänbe waren jwifdjen ben Knien vcrfdjfungcn. 'JUS Hena cintrat, fdjautc er kaum auf. „Jclj wartete ftier auf biet), um bidj jumBor- lefen von ber Biographie bed feligen Sowiefo ab« juljolen." Hena legte, ohne ju antworten, URühc und garfc ab und fing an, iljr .paar im Spiegel ju orbnen. Sic faft, wie .'pand ihr gornige Blirfc juwarf. Schließlich fprang er auf unb fing an, tm Zimmer auf unb ab ju laufen. Gr ergriff ein Kiffen unb würgte cd gwifdjen feinen öänben. „Du, bu follteft bidj nicht verplempern," ftieß er Ijervor. „Das tue ich nicht," fagte fie unb ließ ihre Arme fittfen. „3d, fdjieß ben Kerl über ben .fraufen, tvenn ich iljn treffe." Hena wollte auffdljrcit, ba jah fic fein Gefidjt, bad einen fo bewegten, fo ver gagten AuSbrurf angenommen hatte. Tränen Itanben in feinen Augen, unb er fah auf einmal au«, wie iie fich feiner aud ber Kinbßcit er innerte, wenn er traurig unb böfc ju gleicher Zeit geroefen war. Da riß fic bic alte, innige Hiebe gu ifjm hin. Sic jog tlju auf bad Sofa unb lehnte iftre heiße 'Bange an bic feine. (gort|»|unfl m btt Ubtnbausgabo.)
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