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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.07.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130710023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913071002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913071002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-07
- Tag 1913-07-10
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Monat
1913-07
-
Jahr
1913
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Ur. 345 Abendausgabe ♦ ,ür und t>»e»rt« 5ur4) nnfer« Crilgtr und VKjUgopreiJ e . e p ,dittur« » mal taali« In» «au« gtbra«’: 90 Pf. monattij, 5.70 Olt. »tarteliäbrtid». »«I unfern Slllaltn und Rnnabmt- fteUen abaeboltt 75 pf. monatlid), 5.25 mt. pltrteljdbrllä). fcurd) die pofti innerhalb Deutfdfland« und der deutfd>en Ketanlen »lertel)äbrll<b 3.50 Hit., monatlich 1.20 tttt., au«fd)lleBlid> poftbefteUgeld. Pa« teipsigcr Sägeblatt eefcbelnt 2mal täglich, 6onn* u.Jeiertag« nurlmal- Redartlon und ®cfd>äfto|leUe« 7obannl«gafTe Ur. •» Sernfprc<h»flnf<bluB tlr. 14005. 14093 uud 14094. Amtsblatt be® Rates unb bespolijeiamtes ber Stabt teipjio 107» Jahrgang • f flt Onferate au« telpjtg und Umgebung die /»njKI0Cnpr»lJ* • i f P altigtPttitj*llt25Pf., OleReftamejeilelint. •on au«a»ärt« SO Pf., Retlamen 1.50 Ulf. Snferate o«n Behörden im amtlichen Sell die Petttjelle 50 Pf. ®efchdft«anjelgen mit ptahoorfdirlft Im Prelfe erbdbt. Rabatt nad) Sarif. Oellagegebübri •efamtauflage 5 Olt. pr» Saufend extL PoftgebQbr. Seilbeilage höhtr. Anzeigen• Rnnabmei ^obannlegalfe«. bet rBrntlldjen Stllalcn und allen Rnnonren>Cxpedltlonen Oe« 3n> und Ruflaade«. Berliner Redaftion: 3n den Selten 0. S«mf P r*d)«Rnld)lufJ: Rml Moabit Rr. 407. Donnerstag, den 10. 3uli. 1913. Bulgarien in Der Siegestaumel in Sofia ijat nidjt allzulange gebauert. 3war befreitet man nadj toic vor alle (&eriid>te über Die Gcfährlirfjtcit Der 2aac unb über eine beoorftebenbe innere Krife, aber oon Daß zu laß mehrt fidj bic iogenannte „Sriebensgenciqtheit". 'J3 er mürbe jie im bulgarifrfjen flauer fliehen, wenn bie Truppen 3ar fterbinanbs wirtlich bei %5irot alt« ferbifdjes Gebiet beicht, bei Jjtip bie jerbiidje Vor» pojtentcttc gefprengt hätten unb über Dotjdjc Volle gegen Uestüb vorgebrungen mären? ftriebens« geneigtbeit ijt in biefem ftallc glcidjbebeutenb mit ber Grtenntnis bet eigenen fehreierigen Sage, bie burrf) Bleibungen aus oem anberen Sager ent» fprcdjcnb illuitriert mirb. Danach ift Jjtip bereits oon ben Serben wieber befehl, brofjt bie Sdjladjt bei Küftenbil mit einer furchtbaren Weberlage für bie Bulgaren zu enben, wartet aber zu gleicher 3cit bie griedjifefje Sübarmec nur auf ben Augenblid, bie Verbinbung mit ben Serben herzuftellcn, um io bie Umzingelung ber Bulgaren zu beenben. Sn einer Solchen flagc tann man es allerdings begreifen, baß bie Bulgaren fcljnjürfjtig auf ben Bettet aus ber Slot warten. Bußlanbs Diplomaten erfdjetnen auf bem 'Plan unb juchen bie Kabinette in Beigrab, Athen unb Butarejt zur SJläßigung zu ermahnen. Das alte Bätfelfpicl, wer angefangen hat, foll mieber gelöft werben. '-Bulgarien fühle lief) unfdjulbig, unb bes Zum Bcweife fei General Sawow, ber ^uerft fid) in Kämpfe mit ferbifdjen Truppen eingelaffen, abberufen worben. Sine bürftige Gntjdjulbigung. ^at man in Sofia nidjt bereits feit faft zwei 'JBodjcn gewußt, baß ber Krieg tobf, ober hat ber Kurier, ber bie Ab« berufung Sawows an bie Jront bringen jollte, nicht eher feine Blifjion eilebigen tonnen? '-Huf biefer "Safis wirb ebenfoioenig ein Vergleich ju'tcnbe fommen, wie burdj gütliche riiffifdjc Vermittlung. Die Stimmung gegen Bulgarien ijt in allen Valfan« ftaaten bermaßen gefieigert, baff bie '.Regierung, bie es Dörflichen würbe, fiefj ihr entgegenjuftellen. unfehl’ bar non ihr mitfortgeriffen würbe. Sine Vcrmitt« lung hätte nur bann (Erfolg, wenn fic non einer militärifdjen 'Jlttion begleitet fein würbe. Unb bie wirb '.Rußlanb nidjt einlciten wollen, troßbem ober aud) weil Sranfrcich vielleicht ob ber verlorenen Blil« lionen, bie man Bulgarien geliehen hat, beweglich tlagte. SEarum audj will man ben Srubcrtricg fidj nidjt austoben taffen? Gelingt es fetjt wirtlich, bie Streitigfeiten zu fdjlidjten, fo wirb bas Seüer immer unter ber Afche weitcrglimmen, unb bei ber nächiten Gelegenheit wieder in offenen Branb ausarten. Sßartet man ruhig ab, bis bie legten ©lieber bes panflawismus zuctcnb am Boben liegen, fo tann man frohaufatmenb feftftellen, baß eine lange» wäljrcnbe Gefahr für Guropa behoben ijt. Vebriiitgnis. 3m einzelnen melbet ber Draht: 6ht fneöensootlthlao Bulgariens. 'Paris, 10. 3uli. 5Bie ber Petersburger Stör» rejponbcnt bes „ftigaro“ non berufener Seite er« fahren haben will, habe ftönig ^erbinanb burdj ben bulgarifdjen Gejanbten mitgeteilt, bajj er ben für ben £ampf an ber ferbifdjen Grenze oerant« wörtlichen General Sawow abgefeßt unb ben formellen SBejdjluö gefaxt habe, ben bruber« mörberifchen Ärieg mit Griechenland unb Serbien nidjt anjuncljnten, weshalb et auch feinen Rührern ben 8 e f e h l erteilt habe, jidj auf ber ganzen fi i n i e j u r ü d j u j i e l) e n. Die r u f f i f dj e Diplomatie habe infolgebeffen fofort eine e n e r> gifthe Slttion in Putareft, 911h*n unb 23el» grab unternommen, um einen neuen Baltanbunb mit Sinfchlufj ^Rumäniens hetjufteden. Vujjlanb werbe auf Bulgarien ein mitten, batnit biejes alle uon Rumänien »erlangten Se> bietstonjeffionen gewährt unb ben Serben unb Griechen in SRa.zebonien eine gemein« famc Grenje bewilligt. Huf dem mittleren Hriegsfthaupla^ S c I g r a b, 10. 3uli. Vor Ä ü ft e n b i l wirb heftig getämpft. Die Serben würben mehrere Slale z u r ü cf g e w o r f e n, erneuerten aber immer wieber ben tRnfturm. 3” Baigrab erwartet man ben balbigen 5all ber Stabt. Ge> rüdjte, bag äüftenbil frfjon vormittags genommen fei, betätigen fid) nicht. Bis 6 Uhr abenbs war bie Stabt noch im Befitj ber Bulgaren. Bclgrab, 10. 3uli. 9tadj achttägigem erbitterten Äampf an ben Ufern ber Brcgalnitja haben bie Ser« ben, wie fdjort gemelbet, 3 U i P eingenommen. Die gejdjUgenc unb zerfprengte bulgarifdje Slrmee flüchtet fübwärts, verfolgt von ben ferbijeben Irup« pen, insbefonbere ber Äaoallerie. Der r e dj t c bulgarijche fjlügel wurbe mit großen Ber« lüften nahezu vierzig Äilometer von ber pofition bes elften Kampftages gegen 3arewofclo gu» rüctge worfen, ber linte Flügel von feiner Bajis Krita»£ataroit}a abgebrängt, fo baß jetzt bie Gefahr bcjteljt. bag er non ben vereinigten ferbifcf>en unb griedjijdjen SIrmeen umzingelt wirb. Safdge bes ferbijehen Sieges bei Krivolac unb 3Rip ift bie Situation ber bulgarifdjen Sjaupt« a r m e e unter General '.Ratto Dimitriew f e h r tri» tifdj. Die Sdilatht bei Raöomilüftc. 5 r a n t f u r t (Blain), 10. 3uli. Der „3ranl« furtcr 3cih»<ß“ wirb aus Bclgrab beitätigt, bah bie bulgarische B r m e e bei Kabowijdjte von ben Serben voll jtän big gefchlagen worben fei unb bie Bulgaren in fluchtartigem Bürfzugc auf bas piasfowit|a«Gebirgc zurüefgingen. ftrantfurt (Blain), 10. 3uli. Die „Sranb futter 3 e >tung“ melbet aus Mtljcn: §iet verlautet jetzt, bafj auch Debeagatfcfj von ben Bulgaren geräumt worben fei. >icibqd>r Crrfplgc. Beigrab, 10. 3uli. (1 Uhr früh.) Die Serben eroberten nad) turzem Kampfe SR a b ow ifdjte, bie Griechen ffe tritt dj unb Strumißa. Die Sui« garen flohen panitartig in ber Sichtung auf Blanina unb Slastowiß. Die geftern abenb in Knjajeoac eingebrungenenBulgaren würben, amtlidjen Bleibungen zufolge, volllommen auf» gerieben. Bei Wlafina wurbe eine bulgarifdje Gstabron gefangen unb eine bulgarijche Blajdjinen« gewehrabteilung erbeutet Die Bulgaren unter General Kovatjdjeff finb auf bem *Küdzugc be» griffen, teils in ber Sichtung auf Dobnißa, teils auf Sentfdjewo. Wricdiifche (Jrfofge. Silben, 10. 3uU. Kriegsminifter gibt folgenbc 'Jlacbridjt betannt: 1. Die Griechen griffen vorgeftern bie V ä f f e bes Belajitjagebirgcs an. Die Bulgaren, bie oielleicht oon 3ftip Berftärfungen erhielten, leijteten lebhaften 2ßiberftanb, würben jebodj Schritt für Sdjritt (ju rüd ge Iblr ä n gt. JüJir hatten be« reit« einzeln»' Baffe genommen, als in ber Badjt bet Kampf unterbrochen würbe. Große Irainlolonnen ber Bulgaren, von 3nfanterie begleitet, fah man bas Strumihatal hinabmarfefjieren gegen V c t r i t f dj. Gs fdjeinen bies bie erften Staffeln bes iRüctzuges ber Bulgaren zu fein, ber vor einigen lagen be« gönnen hat. 2. Unjere Druppcn verfolgen ben cVoiitb, ber ben iRüdzug nadj B c t r i t f dj burdj bas Strirmitja« tal bemerfjtclligt. 3nfanterieabteilungen einer unferer Divifionen griffen mehrere vom 3einbe mit 'Jlrtillerie befeßte £>ügel heftig an, wobei mehrere Gefangene gemacht unb fünf Kanonen fowie ein Blajchinengewehr erobert würben. 3. Gricdjijchc Truppen, von D o i r a n h er gegen S t r u m i tj a vorrücfenb, näljerten jidj ben Sdjütjen« gräben bes «Jeinbes nachts bis auf 200 Bieter. Gin heftiger Eingriff bei Tagesanbruch zwang bie Seinbe, ihre Stellung unter grofjen Bcrluften 3 u räumen. Gine rajtloje Verfolgung brachte fi« Zur Sluflöfung, fo bah fic in Ijaltlojer Jludjt Gc« mehre, Blunition unb Slusrüftungsjlüde fortwarfen. Die griedjijdjen Truppen feßten ben Vormarjdj fort unb errcidjten K o jt u r i n o, füblidj uon Strumitja, eine ftarte, hochgelegene Stellung oon grober ftta» tegijdjer iEidjtigteit. Saloniti, 3. 3uli. $ier verlautet, öaf? Operationen jowoljl in öer iRidjlung auf Strumitza als auch gegen D c m t r £> i f j u n im Gange feien. Ueber bie Grjolge liegt nodj leine abjdjlie&enbe 'Blelbung ter. Die griedjifihc flotte bejetjoh bie Stel« lung ber Bulgaren im V a n g ä o n, woburdj biefe gezwungen würben, jidj zurüdzuziehen. Gine ver« judjsweije veu G c w g 1; c l i gegen Bl i r o f t j 0 e Dorgcfdjicfte flclomotivc muhte vor biefer Station umietjren, weil jie uon ben Bulgaren befdjoffen wurbe. 'BulgartidK Crrfulac. Sofia, 9. 3uli. (Bielbung ber „Bgcnce Bul« gare*.) Tie bulgarifdjen Truppen erreichten heute auf ber ganzen Kanepflinie bebeutenbe Gefolge. Sämtliche Angriffe ber ferbijehen Truppen auf ber efront Sultan Tepe — 'Jlatarißa würben unter enormrn Bcrluften für bie Serben zurücf« gejdj lagen. Tie Bulgaren machten einen Gegen« angriff unb fdjlugen bie Serben in bie rfludjt. Sie verfolgen den Seiiib, ber fidj gegen GgriBolanca zurüdzieht. Gin erbitterter Kampf ift bei K o t f dj a n a im Gange; audj Ijiet würben bie Serben mit betracht* liehen Bcrluften zurüdgcjdjlagcn, worauf bie 7. bul» gacijdje Dioifion bie Cffenjive ergriff. Tie Angriffe bes linfen griedjijdjeii 3 ( ügels nörblich von D o t r a n würben ebenfalls mit großen Bcrluften zurücf« gefchlagen. 3m Cftcn, am rechten Struma» ufer, operieren bie griedjifdjen Truppen nur fdjwadj. Ter griedjijehe Gefanbte in Berlin erflärt bem „Deutjdjen Telegraphen": Berlin, 9. 3uli. Die ferbifdjen Sieges« melbu ngen haben bie bieiigen Baltanbiplomaten einigermaßen übcrrafdjt. Von bulgarifdjer Seite wirb bie Ginnahmc uon 3ftip zwar nidjt geleugnet, bodj auch nidjt birett zugegeben. Gbenjo jtellt man bie liege bes Generals 3wanorf, ber zmifdjen bem xßarbar« unb Belcjdjgebirgc zwijdjen be: ferbijehen unb griedjifdjen 9lrmce eingeengt fein feil, als nidjt fo gefährlich hin. wie es nach ben 3citungs« bcridjten ben Jlnjdjcin bat. Blau befolgt tn Bul« garien biefelbc Verhüllungs« unb Veridjwcigungs« politit wie im erjten Baltanfriege. Dagegen ift man auf ferbijdjer unb griccfjifdjer Seite mitteilfamer, unb bie Bcreitwilligleit, mit ber bie mafjqebcnben Stellen 'iliishmft über bie Sag.' ber Dinge erteilen, ermerft ben 2lnichein, baß bie Siegesmelbungen aus Beigrab unb 'Jlthcn einen hohen Grab oon ißatjr« fdjeinlidjfeit haben. Der griedjijdje Gefanbte hatte bie fliebenswürbigteit, einen Vertreter bes „Deutjdjen Telegraphen“ zu empfangen, unb ertlärte ihm u. a., baß fidj bie q r i c dj i f dj e 21 r m c e in deutbar günjtigftem 3uftanbc befinbe, unb bag bie Ginnahmc non Doirap als ein hervor» ragenbet Grfolg zu bezeichnen fei. Blan feße große Hoffnungen auf bie bauernbe BJaffenbrüberfchajt, oielleicht auch mit ^Rumänien. '2luf bie ,3raqe, wie man über Salonitis Scljidfal bente^_ er« wiberte ber gricdjifcfje Gefanbte, oah^uiefe evrage bohin enbgültig entfdjieben fei, baß Saloniti bie zweite Haupt ft a b t bes neuen Griedjen« lanbs bleiben werbe. „Unb wenn ber Krieg für Bildet aus Sohatmesbutg. „2lm Golbe hängt, nach Golbc brängt bodj alles“ — auf feine Siebelung, auf feine Gefenfchaft ber be« wohnten Grbe trifft btes nielzitierte Goetljewort jo zu, wie auf bie Stabt, bie hoch über ben Schäden bes Sßitwaterranbes entjtanben ift, bie jetjt von ben 2lus« itanbsunruhen fo tief erfchüttert wirb. 2Benn man fidj Johannesburg mit ber Bahn nähert, fo wirb man burq bie Silber, bie bas flanb bietet, etwa an bie Szenerien unferes gewaltigen rheiniidj«wcitfälifchcn Snbuftriebeiirtes erinnert. Durch eine wellige Gbene, Die von großen bunflen Baumgruppen angenehm be« lebt ift, rollt ber 3ug bahin, bis etwa zwanzig eng« lifdje Bieilen vor Joljanesburg bie ^Riefen idjornfteine anzurüden beginnen. Unb nun änbert fidj bas Silb gleichjam mit einem Schlage; bie Grbe ijt aufgeriffen, aerfletjdjt, zerstört, fic zeigt tlaffenbc rote Barben. Traurige Dörfer aus 3inuhütten unb fdjmußige 2ln« fieibelungen von Schwarzen, bie von verrunzelten Gifenwällen umfdjloffen werben, erhöhen ben trojt« lojen Ginbrud. Unb überall fieht man gewaltige Haufen puloerifiertcn helfens, bie im Sonnenglanze weiß wie Schnee unfein, flache, weiche Gebirge, bie fortwäjrenb wadjfen — außer ba, wo man fie zur Auffüllung verlaßener Bergwerte verwenbet, bas jebenfalls ein vorzügliches Svjtem ijt, um biefe trau« rigen fRefte wieber zu begraben. Sßcldj ein Gegen« faß! Grft bas friebliche flanb, bem bie Kultur be« rette tiefere Spuren aufgibrüdt hat, jtille Sachläufe von SBeiben begleitet, ruhig weibenbe Kuhherben — unb nun bies raufte, wilbe graufig«gro&artige Schlacht« felb . . . Aber ber Ginbrud änbert fid), wenn ber 3ug <rrt in ben Bahnhof oon Johannesburg eingclaufen ift. Das ift ein ftattliches Gebäube, an bem fogleidj |u erfennen ift, baß bas Johannesburg non heute bei weitem ni^t mehr bie primitive Golbgräberanjiebe« lung von einjt ift. Gin reges Gewimmel oon Sßeißen unb Bcgern, von fjmbus unb Blalaien belebt ben Bahnhof, urtb wenn man bann in bie Stabt felbft eintritt, fo empflnbet man ben Vorteil ihrer flage; hoch über bem Banbc warb fie non ber Jnbujtrie nicht fo burdjireffen, wie mandje unferer Stabte im Jnbuftricreviere. Hört man bie Kapftäbter von Jo« banneshurg fpredjen, fo erwartet man am Ban': ein wüftes Bergarbeiterlager zu finben; in SBirflichteit fieht man fidj hier in einer ijodjmobernen Stabt, ber mobernjten Großjtabt von Sübafrita, bie, nadjbcnc fic ihre erjten wilben Sturm« unb Drang« Zeiten burdjgcmadjt hat ben größten 2Ecrt barauf legt, burdj Bracht ber Straßen. Großartigteit ber Ge« baubc unb Scbeutung ber öffentlichen Anlagen jidi auszuzcidjnen — gleidj'jam jidj zu legitimieren. Unb Johannesburg hat es ja freilich bazu; ba unten in ber raudjenben Hölle werb jährlich für (500 Blillioncn Golb ber Grbe entriffen. An djaratteriftijdjcn 3ügen ift bas fleben von 3° s haimesturg nidjt bejonbets reidj. Das Silb bes mädj« tigen Blarttplatjes gehört ba;u, wo bie Suren von ganz Transvaal fid) mit ihren Cdjjenrcagcn einjinben, um bie Grzeugnijfe bes flanbbaues zu verlaufen. Barfüßige idjwarzc Volizijten halten bie Drbnung in ben Straßen aufrecht; jie ‘ragen bide Knüppel in ber Hanb, bie aber, wie behauptet mirb, nur für bie Sdjmarzen bejtimmt finb. Das Golb herrfefjt in Jo« ljannesbueg natürlich noch heute; alle flebensbebürf« nijje, alle $reijc werben hier mit ganz anberen Blaß« ftäben gemeffen, als mir fie tennen; baß mäßig be« mittelti fleute bei einer Volerpartic ein paar taujenb Biart gewinnen ober verlieren, bas ijt eine ganz alltägliche Sadje, unb es wirb wohl nidjt oiel weiße Blincnarbeiter geben, bie nicht zugleich Spetulanten finb. Berühmt ijt ber Johannesburger „9?anb=Glub", ber Klub ber Golbmillionäre; aber bie Sejudjer biefes Klubs pflegen non ihm etwas enttäufdjt zu fein, benn es wirb ba webet von golbenem Ge|chirr gefpeift, noch ftetjen biamantene Tintenfäffer für bie Gälte bereit. Das oorneijnijte Siertel ber meitgebebnten Stabt rft Varttomn. Gs ift bas Biertel, bas auf ber ent« gegengefeßten Seite ber Golbminen liegt, unb es zieht fidj einen hohen Hang hinauf. Hier liegen bie Häufet ber Golbmagnaten, bie oft foftbare, ja märdjen« hafte Baläfte finb, unb biefe Häufet finb in einen bidjten Hain eingebettet, ben man in wenigen Jahr« Zehnten bem Stemboben abgerungen hat. pier fühlt unb fieht man, baß Johannesburg, vor 25 Jahren nodj bares „Velbt , bann ein flager, fidj zur Stabt zu entmideln begonnen hat. So viele ihrer auch finb, bie hier nur Golb unb Glüd erraffen wollen, um bann balbigft mieber in ihre Heimat zurüdzu« lehren, fo mehrt fidj bodj bie 3ahl betet, bie in ber Stabt am Aanbe fidj feft anfälfiß machen. Die weiten fteunblidjen Vororte bie bic Golbitabt umtränzen, Zeugen von biefem SBedjfel ihres Gharatters. ■fiunft unö Willenldjaft. * Tie erjte BarfifakBorftellung in Jranfrcidj. Soeben haben bie Varifcr bie erjte Barfifaloorjtellung ZU hören unb zu feljen belommen. Der „Sunb ber Kiinjtlet unb Tjreunbc ber Oper" hat nämlidj feinen Biitgliebern geinijjermaßen einen Vorgefdjniad von ber Varjifalvorjührung ber Großen Cper geben wollen, bic jeßt fdjon Tür ben Januar bes nädjjten 3atjres vorbereitet wirb, unb auf bem idjöncn Gute Bomainville, bas bem Vorfißenben bes Bunbcs Henri) Deutfdj be la Bleurthe gehört, ift ber zweite Alt bes Varfifal aufgcfüljrt worben. Das Theater, bas eigens ZU biefer Borftellunq errichtet war, hatte eine ziem« lidj Heine Bühne, fo baß alles auf einen viel Heineren Blaßftab verlürzt werben mußte; bie Detorationen, von bem Theatermaler Jretj hergeftellt, Jollen jebodj trefflich gewirtt haben, unb von bet 25orftellung felbjt gilt bies nodj in höherem Blaße. Die betben Verwanblungen würben nämlidj bei offener Bühne ausgeführt, unb ber Begifjcur ber Großen Dper, Vaul Stuart, hatte alles fo trefflidj eingerichtet, baß es bei ber Vorftellung bet Dper felbft laum befier gemacht werben lann. 'JBie aber ftanb es um bie Blufit? Vor bem 1. Januar 1914 ift bet Varfifal nicht frei, unb baher mußte man fidj bei biefer fran« ZÖfifdjen Varfifalvorftellung barauf bejcfjränfen, bas Drdjejter burdj — Klaviermufit anju« beuten. Blan hatte bafür ben Klaviervirtuojen unb Komponijten Buoul Bugno gewonnen, ber bie Var= titur für zwei Klaviere bearbeitet hatte unb bann bie Blufit gemeinfam mit fträulein 'Jlabia Bou« lenger ausführte. Die Künftler unb Jreunbe bet Dper betamen fo zwar nidjt bie Blufit felbft zu hören, fonbern nur beten Sdjattenbilb, bennodj aber würbe bie Vorführung begeiftert aufgenommen. Die Befeßung ber Hauptrollen war anbers, als fie für bie Vorführung ber Großen Dper in Ausfidjt ge« nominen t|t, nut bie Blumenmäbdjen würben von ben Künftlerinnen ber Großen Dper bargeftellt. Von ihrer fleiftung behauptet bie Varifer Vreffe, baß fie hinter bem, was Sapreuth bietet, taum zurüdjtebe. * Gine Jrau als Brofefjor Per Balävbcianit. Die flonbonet Univerfttät ift burdj eine neue Stiftung um einen flehrftuljl bereichert worben, ber bis jttjt noch auf feiner curopäifdjen Univerfität oct« treten tft. Gs würbe ein Drbinariot für Valäo» Ä o t a n i f gefdjaffen, unb als Brofeffor berief man eine Stau,, bbe erft tihglldj fidj mit einem fefjr • grünblicficn SEcrlc über paläobotanijdje Jorjdjungcn in ber wiffcnfdjaftlichen 2ßelt Beachtung erworben hat. Gs ijt bas Dr. Biarie G. Stopes, bie jowoljl bas pljilojopbifdjc Dottorcxamen beftanben, als audj ben Grab eines Dottors ber 'Baturwiffenidjaft er« ritngcn hat Jrau '-ßrof. Stopes, bie wäfjrenb ihrer Stubienzeit audj in Bergwerfen gearbeitet hat, qift als eine ungewöhnlich tüchtige jorfdjerin auf bem Gebiet« ber fofjilcn Vflanzcutunbe. Sic verfpridjt fidj von ber (Erridjtung eines flehrftuhles für Valäo« botanit auch mannigfache Vorteile für bas Berg« werlstvefen, insbefonbere für bic Kohleninbuftrtc. Denn bie Valäobotanit gibt bic Blöglicbfeit, bas Alter ber Kohle» zu beftinunen unb ben Kohlen« inbuftriellen mandje wertvolle Grunblagen für ben Bergwertsbetrieb zu geben. Die erjten Borlefungen ber neuernannten ftrau Brofeffor werben im Dttober in ber Conboncr Univerfität beginnen. * 9Has Blujiterfjanbjdjriften erjählen. Gin be« geiftertcr franjöfifdjer Graphologe, flouis Bau« langes, hat bie Hanbidjriften aller berühmten Blufifer, von Blonteverbe bis auf unfere 3«itpe= noffen, auf ihren grapljologijdjen Jnljalt hin geprüft, unb fein Grgebnis eben in einer Schrift nieber« gelegt. Der hauptjädjlidjite Gljaraftcrzug bes Blufiters ift banadj bie überaus leidjte Gmpfänglidjteit für äußere unb innere Ginbrüdc. Sn ber Tat ift bie Sdjrirt bes Blufiters bewegter, als bie aller anberen Künftler. Blan begegnet in ihr häufig ben Schlangen« linien, bic bie große Senfibilität anzeigen; auch einer größeren Verfdjiebenheit in ber Höhe ber Bud)» ftaben, im Abftanb ber 'JBörter unb in ber Bidjtung bes Schriftzuges. Die Bcigung zur Begeiftetung, zum Gnttjufiasmus ift barin ebenfalls ftart ausge« brüdt. Von ben Urteilen über einzelne Blufiter mögen folgenbe angeführt fein. Die Sdjrift bes Komponijten flulli ^eigt ein hartes unb unge» fdjidtes 2Befen; inan fühlt einen bebeutenben öfonv» mifdjen Bienfdjen heraus, ber aber fetjr argwöljnifd) unb intrigierenb, aber immerhin mit einer gereiften 'Bicberteit ausgerüftet ift Gine ber idjönften edjriften ift bie oon SRaineau. Sie enthüllt eine Jntelligenz erften Grabes, einen feinen Gefdjmad unb eine ganz raffinierte Kultur. Gr ijt ein 'JRenfdj von 'ßrin« üpten unb ausgeprägtem Gharatter. Ueber Bad) lautet bas grapfjologifdje Urteil folgenbermaßen: et ift non größter intelleltuener unb moralifdjet Gmpfinblidjteit; eine gute 'Jlatut, aber hartnädig, zäb, ungebulbig unb neigt gern zu heftigen Aus« otudjen. ‘
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