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Die Bundesfestjtadt Bautzen Weit bekannt in Deutschlands Gauen Ist dein Name: Budissin; „Sachsens Nürnberg“, dich zu schauen, Zog schon mancher zu dir hin. Ortenburg, du alte Feste, Türme ihr, in stolzer Höh’, Seid gegrüßt, gegrüßt aufs beste, Auch du, grünes Tal der Spree! Bautzen, die Hauptstadt des sächsischen Mark graftums Oberlausitz, dürfte im Monat Juli das Ziel aller Mitglieder des Sächsischen Radfahrer-Bundes sein, um in der altehrwürdigen Stadt das 21. Bundesfest mitfeiern zu wollen. Bautzen, mit Recht die Perle der Lausitz bezeichnet, mit seiner herrlichen Um gebung, dem idyllisch gelegenen Spreetale, mit seinen bewaldeten Höhen, ist so recht geeignet, Besucher für kürzere oder längere Zeit anzulocken und zu fesseln. Es düifte daher alle Leser der „Bundeszeitung“ sicher lich lebhaft interessieren, über die diesjährige Fest stadt Näheres zu erfahren. In Wort und Bild wollen wir Bautzen mit seinen alter tümlichen Bauwerken allen Lesern versuchen zu schildern, um sie mit der Stätte des 21. Bundesfestes schon beizeiten vertraut zu machen und zu lebhafter allseitiger Teilnahme an dem diesjährigen Bundestage anzuregen. Bautzen ist eine der schönsten und interessantesten Städte unseres sächsischen Vaterlandes, in welchem keine zweite Stadt vorhanden ist, die so viel alter tümliche Bauwerke aufzuweisen hat. Man hat es „Klein-Nürnberg“ oder das „sächsische Rothenburg“ genannt. Diese Vergleiche deuten wohl auf den Cha rakter des Stadtbildes hin, haben aber den großen Fehler, daß sie die örtliche Eigenart leugnen. Und Bautzen hat es wahrlich nicht nötig, sich von ander wärts einen Namen zu leihen. Es hat seine ganz aus ihm eigene Schönheit, wie es seine eigene wechsel volle Geschichte hat, aus der jene erwachten ist. Es ist ein nicht hoch genug anzuerkennendes Verdienst der Stadtobrigkeit Bautzens, daß sie mit vollem Ver ständnis die wundervollen alten Bau- und Stadtbilder zu erhalten strebt. Nirgends stößt man auf Abbruch oder Verfall in den alten Mauern, alles ist so voll ständig und so geschlossen, als stünden wir noch mitten im 30 jährigen Kriege. Nur die Sauberkeit in der Stadt atmet modernen Geist. Um so erfreulicher ist das alles, als man leider in neuester Zeit beobachten kann, wie leichtherzig hier und da in anderen Städten solche wertvolle Urkunden deutscher Vergangenheit vernichtet werden. Bautzen wird aber bei seiner weiteren Entwickelung nie die Schätze anrühren, die es in seinen Mauern birgt, und die Neuzeit wird, wo sie einsetzen muß, kraftvoll, aber nicht pietätlos durch die Fluren Alt-Bautzens schreiten. Den Nordischen Krieg wie die Kriege Friedrichs des Großen bekam die Stadt Bautzen schwer zu fühlen. Die Schlacht von Hochkirch wurde vor ihren Toren geschlagen, und in der „Schlacht bei Bautzen“ errang Napoleon einen seiner letzten Siege. Die Napoleoni schen Kriege hatten der Stadt ungeheure Lasten auf gebürdet, und auch im Jahre 1866 wurden ihr schwere Verpflichtungen zugemutet, deren Erfüllung die Ent wickelung der noch nicht völlig wiedererholten Stadt gewaltig hemmte. Aber stolz hat das alte „Budissin“ sein Haupt wiedererhoben; ein Kranz von Villen straßen und industriellen Unternehmungen umgibt heute die alte türmer eiche Stadt. Geschäftiges Leben der neuen Zeit webt zwischen den alten Gebäuden, die die Vergangenheit verkörpern. So steht Bautzen in der Reihe der schönsten deutschen Städte! Es hat nichts Totes, es lebt als modernes Gemeinwesen, aber seine eigenartige Schönheit wird bestimmt durch die reichen Überreste jener vielbewegten Vergangenheit. Das trutzige Schloß, die beiden alten Wasserkünste und die so verschieden geformten Mauertürme, die ge heimnisvoll dunklen Stadttore, die Wehrgänge und Bastionen; neben schönen modernen Straßen die male rischen Gäßchen, in denen sich Bogen spannen von Haus zu Haus, die weite gotische Halle der Petri- kirche, die mitten im tätigen Leben so romantisch an mutenden Ruinen der Mönchs- und der Nikolaikirche, das Rathaus mit seinem feinen, elegant emporgeführten und zierlich verdachten Turme, das Domstift mit sei nem feierlichen Tore, die reich geschmückten heiteren Fassaden der vielen Patrizierhäuser aus den Tagen des Barock und Rokoko, am Stadttheater das Giebelfeld mit dem Figurenschmuck von Rietschels Meisterhand, die reichen Schätze des Stadtmuseums, für die ein eigenes Gebäude errichtet wird, die neue Kronprinzen brücke, von der aus man eins der schönsten Städte bilder genießt. Und in all diese Herrlichkeiten schauen die blauen, waldreichen Berge hinein, der Mönchs- walder und der Czerneboh vor allem. Leicht sind sie zu erreichen und sie belohnen den Wanderer durch prachtvolle Fernblicke. Und in romantischem, baum- und felsenreichem Tale rauscht die Spree. — Das ist B a u t z e n ! Fortsetzung folgt. Wanderziete „Ungleich verteilt sind des Lebens Güter.“ Auch im Vereinsleben trifft das zu. Wenn auch glücklicher weise nicht bei allen, so doch bei gar nicht so wenigen Vereinen zeigt sich bei der Verteilung der Güter folgen des Bild: Der Vorsitzende hat die Ehre, der Schrift führer hat die Arbeit, und der Fahrwart hat den Ärger. Kein anderes Vorstandsmitglied des Vereins unter liegt in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit einer so um fassenden Kritik wie der Fahrwart. Er mag in der Aus wahl und Ansetzung der Ausfahrten noch so umsichtig und sorgfältig verfahren, noch so sehr alles und alle zu berücksichtigen bestrebt sein — er wird immer nur bei einem Teile der Vereinsmitglieder Beifall finden — von Anerkennung und Dank gar nicht zu reden. Dem einen ists zu weit, dem andern zu nahe; der eine war schon dort, der andre mag gar nicht hin; dem einen gehts zu früh weg, dem andern zu spät; kurz: nörgelt der eine nicht, dann besorgt das mit Eifer und Nachdruck der andere. Es ist nicht leicht, Fahrwart zu sein,J und wenn ein Verein längere Jahre besteht, ist das Aufstellen von Wanderzielen für die neue Fahrzeit eine gar nicht so einfache Sache. Wir möchten daher im Nachstehenden einmal den Fahrwarten einen guten Rat geben, wie es unserer Meinung nach möglich ist, das verminderte oder geschwundene Interesse an den Ausfahrten neu zu be leben, auch wenn es nicht immer nach neuen Zielen geht, sondein auch dann, wenn Bekanntes und seit langem Vertrautes in Frage kommt. Wir meinen die Gruppierung der Wanderziele nach bestimmten Gesichtspunkten. Die Ausfahrten des Ver eines sind das eine Jahr Burgenfahrt en, das andere Berg fahrten, ein drittes Ruinenfahrten, ein vierte#Schlosser fahrten, ein fünftes Tälerfahrten, ein sechstes Jahr Kirchenfahiten und dergleichen mehr. Machen wir uns das an einigen Beispielen klar und nehmen wir einmal einen Verein im Bezirke Bautzen an. Der Fahrwart veranstaltet für die angehende Saison Bergfahrten. Da ergeben sich Ausfahrten nach dem Keulenberge, dem Butterbeige, dem Klosterberge, dem Bileboberg, dem Mönehswalder Berge, dem Czernebo berg, dem Stromberge usf. Oder ein Fahrwart im Bezirke Auerbach veranstaltet Tälerfahrten. Hier können ganz planmäßig durchwandert werden das Tal der Göltzseh, der oberen Zwickauer Mulde, der kleinen Pyra, der großen Pyra, der Wiltzsch usf.