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fensstralis. Dieses physiologische Pflanzenwunder, von seinem symmetrisch gegitterten Netzbau der Blätter auch Gitterpfianze ge nannt, hat hier zum ersten Male nach ihrer Bekanntwerdung in Europa geblüht; ihre Blätter sind jetzt 9 Zoll lang, der Blüthen- schaft 21 Zoll hoch, die Blüthenarme 4^ Zoll lang, schneeweiß und mit dergleichen Blüthen ringsum besetzt. Neben ihr vetdienen aus dem Wasserpflanzensortiment von 70 Species namentlich noch die AiAuntem und die von hier aus dem Handel über ¬ gebenen l6 neuen rothblühenden Hybriden dieser Gattung Er wähnung. In hohem Grade interefsirt hiernächst besonders die Hausfrauen und Gewürzkrämer in demselben Hause die Plantage technisch-osficineller Pflanzen und' tropischer Fruchtbäume, als: Cardamom, Sternanis, Bambusrohr, Brasilienholz, Kapernstrauch, Zimmet, Sassaparille, Gewürznelken, Nelkenpfeffer, Vanille, Ing wer, grüner, schwarzer Thee, Kaffee-, Cacao-, Spitzen-, Chinarin den-, Seifen-, Brod-, Mahagonybäume und der höchst seltene, den Indianern buchstäblich als melkende Kuh dienendeKuh- oder Milch baum (EalLotoflonllron utile). Auf der obersten Stufe einer am west lichen Giebel des Victorienhauses angebrachten Freitreppe stehend, überblickt man, fast überwältigt von dem imposanten Eindruck, das anstoßende Palmenhaus — den Palmenhain, möchte man lieber sagen — denn über hundert Species dieser Königinnen der Pflanzenwelt, zum Theil in Massen von Exemplaren, Stamm an Stamm bis zu 16 Fuß Höhe (bei einem Durchmesser bis zu 4 Fuß und Wedellänge und Breite bis zu 12 und 8 Fuß) heben hier ihre majestätischen Wedelkronen empor, daß man die gläserne Behau sung umher kaum mehr gewahrend, sich unwillkürlich in einen tro pischen Urwald versetzt glaubt. Es folgen nun zwei Ananashäuser, deren Ertrag Jahr aus, Jahr ein selbst dem entferntesten Auslande zugute kommt und welche außerdem noch durch ihre reiche Ausstattung mit Decora- tionsblattpflanzen, als Dracänen, Begonien, Dionaeen, Brome- liaceen und Lianen das Auge erfreuen. Einen Anblick, an Groß artigkeit nur von dem Palmenhause übertroffen, gewährt hier nächst das Haus der importirten Baumsarren (24 Quadratfuß mit über 300 Species) und ihrer Nebenfamilien mit Wedeln, die an Umfang und Schönheit mit denen der Palmen um den Preis der Vollendung ringen, und auf der Rückseite durch ihre höchst ori ginelle, der feinsten Federzeichnung gleichende Fructification sich auszeichnen. Wir kommen nun zu den Kalthäusern, von denen das große Conservatorium und das Gardenienhaus ihre Bewohner gerade zur Sommervillegiatur auf das Land, d. h. auf den freien Boden entsendet haben, während das Camellienhaus (70 Fuß lang) mit 400—400 der besten Stammpflanzen zugleich als Schauhaus für andere blühende Topfgewächse (namentlich Gesneriaceen, Orchideen u. s. w.) dient und auch durch ein Aquarium mit hier gezüchteten Goldkarpfen angenehm unterhält. Nack einem Blick in den in der Erweiterung (bis zu 140 Fuß Länge) begriffenen Glasraum für Kalthausvermehrung gebührt endlich noch ein sich reichlich lohnender Gang durch die im Freien aufgestellten großen Kalthaussortimente der Azaleen, Koniferen, Fuchsien, Georginen, Gladiolen, Pelargonien, Petunien, Rhodo dendron, Rosen, Verbenen und der javanischen Lilien eigener Züch tung, die sämmtlich besondere Gruppen bilden und von denen die letzteren jetzt eben durch ihr Blühen jahrelange Mühen belohnen. Der unterste Theil des Gartenterrains enthält außer den übrigen Neuholländern meist Samenbeete für die auf einem Komplexe au ßerhalb des Etablissements nock anzulegende Wildbaumschule mit Einschluß von Landrosen und Stauden — eine Anlage, die auch ihr eigenes Personal erhalten wird. Erwägt man nun, daß dasPlanitzer Etablissement im Unter schiede von fast allen großen Handelsgärten desContinents, welche in oder bei Großstädten liegend, ihr Hauptgeschäft meist mit Luxus pflanzen am Plage selbst machen, bei seiner Abgeschiedenheit vom grvßen Tagesverkehr fast gar keinen localen Markt hat, daß ihm ferner aus den zunächst zur Pflege der Wissenschaft berufenen gro ßen botanischen und Privatgärten des Inlandes eher Konkurrenz als Unterstützung erwächst, während andererseits die Hunderte von einheimischen, wie fremden Besuchern, vom Besitzer hierin unbe irrt, ihm gleichsam den Charakter eines mrmsum usui puklieo puton8 octroyiren; im dtzy- That, so muß , und die besten Gartenzeitunaen, die berühmtesten Hhkey^en haben es vor uns öffentlich undMr Stillen nicht der warme Boden der Planitzer Erdbrände, wohl für Natur und WisW^ckaft, der hier waltet, volle BethätilsünarMses Sinnes es find, welche Sachsens Ruhm bei allen civilisirwn Nationen der Erde erhöhen und auch im fern sten Auslande erhalten helfen. Möchte das engere Vaterland, von dem bescheidenen Fenster züchter an bis hinauf zu den sein sollenden und könnenden Mäce- naten der Gartenkunst diesem patriotischen Verdienste gegenüber mehr als bisher es für eine patriotische Schuld erkennen, daß end lich den Russen, Polen, Preußen, Oesterreichern, Ungarn, Schwei zern ec. der Ruhm streitig gemacht werde, als ob sie allein es seien, deren großartiger Konsum das Gedeihen und den Aufschwung des neidenswerthen Etablissements in seinem Vaterlande ermöglichen. Durch Anregung hierzu, wenigstens mittelbar, einen Theil dieser Schuld gegen die Anstalt abzutragen, in welcher sich Theorie und Praxis der Soisntin amabilm, wie der große Linnc sagt, so eng und erfolgreich verschwistern, war Zweck ihrer Besprechung in diesen Blättern, Schließlich machen wir hier nochmals auf die neuesten Kata loge des Geitner'schen Etablissements aufmerksam, welche im vor. Hefte (S. 86) besprochen wurden und durch alle Buchhandlungen bezogen werden können. Die Wiirttembersiische Gtrbrinde-Versteigerung zu Heilbronn a. N. wird am Montag den 18. Februar 1861 zum zweiten Male ab gehalten werden. Die Erfahrung im vorigen Jahre hat gezeigt, daß der vereinigte Verkauf der Eichenrinde Seitens einer größern Zahl von Waldbesitzern gleichmäßig dem Interesse der letzter« und der Gerber dient, daß er von sehr großer volkswirthscbaftlicher Bedeutung ist. Die Waldbesitzer sind durch das Zusammenkommen einer größern Zahl von Kausliebhabern im Stande, Absatz für ihre Rinde zu finden, während sie zuvor auf die Anfrage der nahe wohnenden Gerber beschränkt waren; die Gerber aber finden Ge legenheit zum Einkauf von Rinde, es bildet sich ein Marktpreis für dieselbe, sie wird ein Handelsartikel für ferne Gegenden; indem hierbei der Waldbesitzer den Marktpreis erhält, ist er nicht mehr versucht, wegen der ungenügenden Angebote der benachbarten Ger. ber einerseits und wegen seines für Anziehung von Concurrenz nicht genügenden Quantums andererseits die Rinde als Brenn material mit dem Holze zu verwerthen. Es werden dadurch Tau sende von Centnern des besten Gerbmaterials, welche bisher ver brannt wurden, für die Industrie gewonnen, der oft beklagte Rin denmangel hat ein Ende. Ein großer Fortschritt liegt darin, daß mit der bessern Verkaufsgelegenheit die Abneigung derWaldbesiber gegen das Selbstaufbereiten der Rinde überwunden ist; sie haben erkannt, daß nur hierdurch auch für fernerwohnende Liebhaber die Möglichkeit geschaffen wird, beim Verkaufe sich zu betheiligen. Auch der Verkauf nach dem Gewicht, welcher im vorigen Jahre nur vereinzelt vorkam, ist jetzt als die Regel eingeleitet und wird bei der Versteigerung am 18. Februar 1861 fast allgemein stattfinden. Die württemb. Staatsforstverwaltung, welche sich im vorigen Jahre noch von der Versteigerung fern kielt, hat sich gleich falls zur Theilnahme entschlossen und bringt dem Vernehmen nach allein eine weit größere Menge von Rinde zu Markt, als die sämmtlichen Theilnehmer an der vorjährigen Versteigerung. Da nun diese wohl sämmtlich wieder kommen, das Beispiel bei vielen andern Waldbesitzrrn Anklang fand und Seitens der k. württemb. Centralstelle für Gewerbe und Handel mannigfache Anregung für die Betheiligung gegeben wurde, so ist gegründete Aussicht vor, Händen, es werde das Ausgebot an Gerbrinde in Heilbronn am 18. Februar 1861 größer werden, als es bisher irgendwo sich vereinigt fand. Die jährliche Rindenversteigerung nach Mustern, welche die Stadt Heilbronn unternommen hat, und welche je am Tage vor dem Ledermarkte im Februar stattfindet, wird hiernach