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Allgemeine gewerbliche Verhältnisse. Die Betriebsmittel der Königlich Sächsischen Staats- Eisenbahn. In dem Februarhefte unserer Jllustrirten deutschen Gewerbe zeitung haben wir S. 64 unter der Rubrik „Eisenbahnen" eine Beschwerde mitgetheilt, welche von einem unserer Herren Kor respondenten in Zwickau über den Mangel an Transportmit teln auf dem dortigen Bahnhofe uns eingesandt war. Als Belege wurden uns einige Nummern von Zeitschriften gleichzeitig mitge- theilt, in denen ebenfalls über jenen Mangel Klage geführt wurde. Da wir nie die wahren Vortheile der Gewerbe aus den Augen ver lieren, namentlich auch die Wünsche unserer geehrten Abonnenten und Freunde stets das bereitwilligste Entgegenkommen bei uns finden, so glaubten wir uns der Mittheilung der erwähnten Be ¬ schwerde nicht entziehen zu dürfen, haben auch um so weniger Grund, unser Vorgehen zu bereuen, als wir in Folge desselben schon wenige Tage nach Erscheinen des genannten Heftes uns in Stand gesetzt sahen, unfern Lesern authentische Mittheilungen über den Transportmittelbestand auf der k. sächs. westlichen Staats eisenbahn zu machen, welche jedenfalls zu allseitiger Aufklärung und Verständigung dienen werden. Die nachstehende Tabelle zeigt die Transportmittelbestände der westlichen Staatsbahnlinien am Schluffe jedes einer längern Reihe von Jahren und zwar während der ersten Jahre für die einzelnen Linien getrennt, für die Zeit seit Vereinigung sämmt- licher westlichen Linien unter eine Verwaltung für sämmtliche Linien (einschließlich der Wüstenbrand-Lugauer Kohlenbahn) ge meinschaftlich. Betriebsmittel. Im Iabrc Loco- motiven Tender Personen wagen Bedeckte Güter wagen Offene Güterwagen Bemerkungen. einsack- tragtähige dvppclt- iragfäbigc im Ganzen Lade- täkigkciten 1854 42 31 105 332 1077 25 1343 Sächsisch Bayerische Linie. 11 9 23 27 216 — Chemnitz-Riesaer Linie 1855 48 34 105 376 1099 198 1766 Sächsisch Bayerische Linie. 12 12 23 27 271 — Chemnitz-Riesaer Linie. 1856 53 34 105 432 1189 235 1927 Sächsisch Bayerische Linie. 12 12 23 27 268 — Chemnitz-Riesaer Linie. 1857 54 39 110 461 1222 305 2100 Sächsisch Bayerische Linie. 12 12 23 27 268 — Chemnitz-Riesaer Linie. 1858 83 60 164 543 1811 605 3021 Eröffnung der obererzgebirgiscken Bahn, Vereini- 1859 95 64 175 589 18N 647 3105 gung sämmtlicher westlicher Linien. 1860 100 68 181 633 1811 774 3359 Für das laufende Jahr ist ebenfalls eine erhebliche Vermeh rung der Transportmittel im Werke. Es werden zwei Locomo- tiven für den Betrieb der Oberhohndors-Reinsdorfer Bahn in diesen Tagen zuwachsen und 150 bis 200 bedeckte Güterwagen, sowie 200 bis 300 doppelt-tragkähige Güterwagen angeschafft werden. Wenn nicht das unbillige Verlangen gestellt wird, daß Eisen bahnen ihre Verkehrsmittel nach vorübergehenden plötzlichen Ver kehrsanschwellungen bemessen sollen, anstatt nack den gewöhnlichen durchschnittlichen Verkehrsverhältniffen, so erscheinen, wie aus dem Obigen hervorgeht, die dermaligen Transportmittelbestände dem durchschnittlichen Verkehre um so mehr vollkommen entsprechend, als, wie nicht vergessen werden darf, für den Kohlenverkehr zahl reiche Transportmittel auch von den Nachbarbahnen gestellt werden. Allerdings entspringt aus dieser Herbeiziehung der Anschlußbahnen zur Wagenstellung für den Productenverkehr der Uebelstand einer oft sehr fühlbaren Abhängigkeit von den Nachbarbahnen und den dortseitigen momentanen Verkehrsverhältnissen allein anderer seits würde die Beschaffung und Haltung eines auch für den Pro- ducten-Export völlig genügenden eigenen Wagenparks den Nachtheil haben, daß in Zeiten stockenden Verkehrs die Last eines in dem müßig stehenden Theile der Transportmittel repräsentirten unnutzbaren und höchst bedeutenden Kapitals der königl. sächsischen Eisenbahn-Verwaltung allein zufiele, anstatt sich mit auf die Nach barn zu vertheilen. Dessen ungeachtet würde die k. sächsische Eisenbahn-Verwal tung die Last eines zeitweilig und vielleicht während des größten Theils des Jahres ganz unproductiven Wagen-Inventars zu empfinden haben, wenn die Möglichkeit eines zeitweiligen Wagen. Wie« « Jlluftr. brutsche Gewerbe-Zeitung I8bl. mangels im Voraus abgeschnitten sein sollte. Denn nimmt ein Verkehrszweig eine so unregelmäßige Gestalt an, daß der Verkehr während einer kurzen Zeit auf das Doppelte oder Dreifache des gewöhnlichen durchschnittlichen anschwillt, so muß während dieser Periode trotz einem verhältnißmäßig reichlichen Bestände Trans portmittelmangel eintreten. Zudem trägt — worauf noch besonders aufmerksam zu machen ist — zur Steigerung der obenerwähnten Schwankungen und der daraus hervorgehenden Uebelstände der Umstand bei, daß große Etablissements, welche im Kohlenverkehr als Hauptconsumenten auftreten, anstatt sich rechtzeitig mit den erforderlichen Kohlenvor- räthen zu versorgen, damit bis zu der Zeit eines allseitig ein tretenden Bedarfs warten. Liegt nun einem solchen Verfahren in vielen Fällen wohl die an sich nicht zu tadelnde Absicht unter, nicht in aufgespeicherte Vorräthe und dazu nöthige Niederlagsgebäude ein zeitweilig unproductives Capital zu verwenden, so ist es doch jeden falls unbillig, diesem Nachtheile lediglich auf Kosten der Eisen bahntransport-Anstalt sich entziehen zu wollen, und dieser dagegen zuzumuthen, daß sie ihrerseits weit belangreichere Kapitalien in einen nur zeitweilig productiven Mobiliarbestand stecke. Am allerwenigsten würde die Kostspieligkeit der einen zu allen Zeiten völlig genügenden Kohlenwagenpark gewährleisten den Einleitungen mit dem Verlangen nach Frachtermäßigungen in Einklang zu bringen sein, welches neuerdings, namentlich bezüglich des Kohlenverkehrs, gestellt worden ist- und auf den westlichen Bahnen erst kürzlich Berücksichtigung gefunden hat. Wenn also aus dem Gesagten auch hervorgeht, daß die uns eingsandte Beschwerde über zeitweilig mangelnde Mittel zum Kohlentransport aus der k. sächs. westlichen Staatseisenbahn ihre 16