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Gewerbliche und landwirthschaMiche Technik. Tie kalorische Maschine nnd ihre Anwendung in Privatwohnnngen. Von W. Jeep, Prioatiiigcnieur in Köln. Wie angenehm es ist, in allen Theilen, d. h. in allen Zim mern eines Gebäudes, welches bewohnt wird, stets Wasser zur be liebigen Benutzung zu haben, wird Jeder wissen, welcher je in einem der wenigen Häuser gewohnt, in welchen Einrichtungen sind, daß in jedes Zimmer Wasser beliebiger Menge eingelassen werden kann, ohne erst Dienstboten rufen oder klingeln und auf deren meistens sehr langsame Bedienung warten zu müssen. Solche Einrichtungen findet man aber meistens nur in Städten, in denen Wasserkünste bestehen und dann auch meistens nur in sehr einzelnen Gebäulichkeiten. Diese haben dann auch noch keineswegs die Annehmlichkeiten, welche die Bewohner solcher Häuser haben, in denen das Wasser aus einem neben dem Hause befindlichen Brun nen durch zu dem Hause gehörende Maschinen vertheilt wird, weil nur in diesem Falle eine vollständige Unabhängigkeit und ein be liebiger Gebrauch des Wassers möglich sein kann. Bisher waren solche Einrichtungen mit sehr bedeutenden Kosten verbunden und deshalb, weil auch noch die Betriebs - und Unterhaltungskosten sehr bedeutend waren, wenigstens bedeutender, als der möglicherweise zu erzielende Vortheil, nie oder nur in gro ßen herrschaftlichen Häusern oder Wohnungen bei Fabrikgebäuden angebracht. Eine ebenso große Annehmlichkeit ist es aber auch, wenn man ohne großartige und kostspielige Einrichtungen die Zimmer und sonstigen Räume eines Hauses beliebig erwärmen und abkühlen kann, ersteres im Winter, letzteres im Sommer, ohne Oefen zu haben, welche nicht nur in den meisten Fällen sehr unschöne Zim merzierden find, sondern sich auch durch den bedeutenden Staub, welchen sie mit ihrer Gegenwart verbinden, sehr unangenehm be merklich machen. Man hat deshalb zuweilen, aber auch nur sel ten, Luftheizungen als eine zweckmäßige Methode, um Wohn gebäude zu erwärmen, empfohlen. Es ist aber diese Art der Hei zung durchaus nicht angenehm für die Inwohner der Zimmer, weil die Luft ohne jede Feuchtigkeit ist, und, wenn nicht auf irgend eine künstliche Methode Feuchtigkeit in dieselbe gebracht wird, so wird der Bewohuer des Hauses nie eine sogenannte mollige Temperatur in seinem Zimmer erzielen können, ohne dabei Nachtbeil für seine Lungen und Athmungsorgane zu verspüren. Aus diesem Grunde wurde auch die Luftheizung nur in Localen und Gebäuden ange wandt, in welchen nie eine Temperatur erlangt zu werden braucht, wie man dieselbe in Wohnungen mittelst Oefen zu erzielen pflegt. Um nun diese beiden vorher erwähnten Einrichtungen auf zweckmäßige und billige Weise erreichen, resp. Herstellen zu können, bietet die calorische Maschine eines der sichersten Mittel. Für ein gewöhnliches bürgerliches Wohnhaus von etwa 3 Stockwerken, in welchem 3 verschiedene zahlreiche Familien woh nen, wird der Wasserbedarf per Tag etwa im Maximum 4'/2 Ku bikfuß betragen und, wenn dieses Wasser ungefähr 46 Fuß hoch gehoben werden müßte, so würde eine Maschine von '/r Pferde kraft. welche täglich 25 bis 30 Pfund Koks verbraucht, für den Bedarf übergenügend stark sein, um selbst dann noch die ganze Wassermenge zu liefern, wenn zu Zeiten mehr benutzt werden müßte. Dieses Wasser wird von der Maschine auf die Speicher oder Böden des Hauses gehoben und daselbst in ein Reservoir ge goßen, aus welchem es durch kleine aus Blei zu fertigende Rohr leitungen in die verschiedenen Räume gelangt, woselbst sinnreiche Vorkehrungen angebracht sind, welche gestatten, das Wasser rasch in jeder beliebigen Menge auslausen zu lassen, und das benutzte Wasser nach einem bestimmten Punkte zu führen, an welchem sich Wieck'» Jllustr. deutlckic «-werbk-Z.jlung i««i. das Wasser, welches in dem ganzen Hause benutzt ist, sammelt, und von wo es dann nach irgend einer geeigneten Stelle geführt wird, um für immer zu verschwinden. In jedem Zimmer befindet sich aber auch eine Vorkehrung, welche gestattet, einen Wasserstrahl aufspringen zu lassen, welcher dann nach Art der Fontainen in ein Bassin niederfällt und den Zweck hat. die Luft mit Feuchtigkeit zu versehen, welche im Winter das Athmen erleichtert und im Sommer das Zimmer kühlt. Außerdem, daß man nun durch diese Einrichtung Wasser in den Zimmern hat, um dasselbe zu häuslichen Zwecken zu benutzen, ist noch der Vortheil vorhanden, daß man bei Feuersgefahr Wasser stets zur Hand hat. und ist hierauf bei der Anlage Rücksicht ge nommen, indem an den austretenden Rohr-Enden Schlauchschrauben angebracht sind, an welche Schläuche befestigt werden können, daß man dann im Stande ist, das Wasser nicht nur in jedes Zimmer zu führen, sondern in jedes Winkelchen eines Zimmers. Man wird also auch im Stande sein, ohne die geringste Mühe ein ent standenes Feuer im Entstehen zu ersticken und die Feuerlöschein richtungen der Städte werden vollständig überflüssig werden, so bald in einer nicht zu geringen Zahl von Gebäuden solche Ein richtungen angebracht sind, woraus hervorgeht, daß solche Ein richtungen auch für die allgemeine Sicherheit einer Stadt von sehr großem Vortheil sind und es sich der Mühe verlohnen würde, wenn von den Behörden derartige Anlagen befördert würden. Eine l/^pferdige calorische Maschine liefert nun aber eine Luftmenge von ungefähr 27,000 Kubikfuß, reducirt aus die Tem peratur und Spannung der äußern Luft von durchschnittlich 8b Grad Wärme. Diese Luftmenge ist im Stande, einen beträcht lichen Raum oder eine große Anzahl kleiner Räume bis zu einer Temperatur zu erwärmen, welche dem menschlichen Körper zum Aufenthalt zuträglich ist. Diese Luft wird nun durch Rohre von entsprechenden Durchmessern nach den verschiedenen Zimmern des Gebäudes geführt und durch passend angebrachte Oesfnungen in dieselben gelassen, wo sie sich mit der in den Zimmern befindlichen Luft verbreitet und in kurzer Zeit die gewünschte Wärme-Tempera tur herstellt. Zur Ventilirung der Zimmer werden geeignete Vor kehrungen getroffen und die Luft aus denselben nach den Vorplätzen geführt, welche dann noch so viel erwärmt werden, daß sich Men schen, ohne zu frieren, dort aufhalten können. Die Schlafzimmer und sonstigen Nebenzimmer werden ebenfalls durch aus andern Zimmern tretende Luft angewärmt und erst bei Benutzung durch in dieselben eintretende warme Luft geheizt. Auf diese Weise ist das ganze Haus in einer Temperatur, welche mit der Frühjahrs temperatur etwa zu vergleichen ist und die bewohnten Zimmer auf angenehme Weise erwärmt. Durch verschiedene Klappen wird der Luftzutritt aus den Rohren, sowie der aus den Zimmern regulirt. Eine solche Anlage ist im Vergleich zu den Vortheilen, welche sie bietet, sehr billig und wird sich in einem Jahre durch ihre Er sparnisse bezahlt machen. Die Maschine selbst wird in der Nähe der Küche ausgestellt und von dem Küchenpersonale betrieben. Die Vortheile, welche eine solche Einrichtung bietet, find so in die Augen fallend, daß dieselben nicht weiter erwähnt zu werden brauchen und wird nur noch angegeben, daß dieselbe in der Ma schinenfabrik des Herrn Liesegang gut und elegant angefertigt wird und daß der Verfasser beauftragt ist, Bestellungen cnt- gegenzunehmen. Tie Entfnsclunst des Spiritus. Mit .! Holzschnitten. Wenige Zweige der norddeutschen Industrie sind eines so großen Aufschwunges fähig, wie die Fabrikation des Spiritus. 18