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Sächsische Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Alle^Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten an: Rftbert Weniger, Leipzig, Hohestr. 48. — Nachdruck vop Origirtäl-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer Quellenangabe »Sächsische Rad- u. Motorfahrer- Zeitung* gestattet. — Anzeigen-Preis: die viergespaltene Petitzeile 30 Pfg., bei größeren Auf trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Schluß der Schriftleitung: 8 Tage vor Erscheinungstag. Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 7. Leipzig, den 21. April 1916 s XXV. Jahrgang. 16. Kriegsnummer. *■ • All Heil 1916. Wenn die Glocken das heilige Osterfest einläuten, dann beginnt für den Radler die schönste Zeit des ganzen Jahres, seine Brust weitet sich, er kann jetzt hinausziehen in die schöne weite .Welt, Körper und Geist stählen, sich auf die sportlichen Ereignisse der „Saison“ vorbereiten, die ihm Ehre und Ruhm bringen kann. Mit solchen oder ähnlichen Worten hat man wohl in jenen, ach so fernen Zeiten, da sich die Welt noch des Friedens erfreute, in jedem Jahre die neue „Saison“ (man verzeihe dieses schreckliche Fremdwort, aber es gibt keine auch nur annähernd treffende Übersetzung dafür) begrüßt. Jetzt stehen wir fast 21 Monate lang in dem furchtbarsten aller Kriege, die die Welt je ge sehen hat, in dem sich die Völker Europas gegenein ander zerfleischen. Alle Friedenshoffnungen, die man erst schamhaft in der Brust verbarg, die dann aber allenthalben immer lauter bei allen Völkern je nach Temperament zum Ausdruck kamen und immer noch kommen, sind bisher leider nur eben Hoffnungen ge blieben. Trotz der langen Dauer des Krieges, trotz der herrlichen Siege, die unsere tapferen Truppen errungen haben, zeigt keiner unserer Gegner den Willen zum Frieden. Deutschland hat den Krieg nicht gewollt, es ist in brutaler Weise überfallen worden, wähnten doch unsere Feinde, mit denen die Regierung und das Volk stets ein erträgliches Nebeneinanderleben angestrebt hatte, uns durch ein e riesige Übermacht zu Boden schlagen zu können. Daß ihnen dies nicht gelungen ist, danken wir nächst Gottes Hilfe unserer’ heldenhaften Armee und ihren ruhmreichen Führern und denen, die daheim geblieben zu ihrem Teil dazu beitrugen, den herrlichen Geist unter den Truppen und ihre Schlagkraft zu er halten. Die ernste Zeit, die über unser Volk herein gebrochen ist, hat ein starkes Geschlecht vorgefunden, das gewillt war und ist, sich seine Freiheit und Kultur bis zum äußersten zu erkämpfen und sei es auch mit Hingabe des Lebens. Die Worte unseres Kaisers bei Ausbruch des Krieges, daß wir durch Not und Tod Zusammenhalten wollen, sind auf fruchtbaren Boden gefallen, denn jedermann im Volke hat gewußt, daß es um die Existenz unseres Vaterlandes ging. Durch Not und Tod zum Sieg! V on Lüttich und Tannenberg, von Gorlice bis Warschau, Brest-Litowsk und Verdun haben wir gesiegt. Bis auf Ostpreußen und einen kleinen Teil Lothringens hat kein Feind deutschen Boden betreten und seit langem schon wird der Krieg in Feindesland ausgetragen. So sehr uns unsere Feinde vor der Welt beschimpft haben, es ist ihnen nicht gelungen, dieses Lügengewebe aufrecht zu erhalten und heute weiß die ganze Welt, daß wir die Sieger sind. Wir die „Barbaren“ haben sogar hinter der Front eine nicht geringe Kulturarbeit geleistet und nach Möglichkeit dem eroberten Feindesland sein Wirt schaftsleben wiedergegeben. Wir haben Zerstörtes wieder aufgebaut und zum großen Teil wider den Willen der besiegten Völker. So sieht es heute in Europa aus. Wohl haben wir keinen Grund jetzt schon große Siegesfeste zu feiern, das verbietet uns schon unser etwas nüchternes Tem perament. Tausende und Abertausende der besten unseres Volkes haben während des Krieges ihr Leben dem Vaterlande geweiht oder sind zum Krüppel ge worden. Das verkümmert uns ganz natürlich die Freude am Sieg. Aber wir sind stolz auf jene, die für uns ihr junges Leben gelassen haben oder verwundet Wurden, und wir trösten ihre Hinterbliebenen oder Angehörigen nicht mit hohlen Phrasen, sondern. stehen ihnen tat kräftig zur Seite. Unsere sozialpolitischen Fortschritte sind durch den Krieg nicht aufgehalten worden. Welche Notwendigkeiten ergeben sich nun für unseren Bund und seine Mitglieder? Mehr als die Hälfte der Bunde.smitglicder sind getreu dem Bundeswahlspruch zu den Fahnen geeilt, um dem bedrängten Vaterlande beizustehen. Dadurch schon ergibt sich für den Bund die Verpflichtung, zu seinem