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nr. 7. Friedrich Georg Wieck s ^63. Gewillnuilg von Zucker uns i>iiibeiiiiiclaffe mittelst Kalk oder Strontian und Zsiiritns von 1^. (5. Staininer. In cvnccntrirter Zuckcrlösung (Deckklärsel) wird durch Strontiau- hydrat kein Niederschlag hervorgebracht. Auf Zusatz von Alkohol ! fällt, je nach der Menge des Strontians bald käsiger, bald körniger Slrontianzucker. Letzterer ist leicht von der Flüssigkeit zu trennen und in Wasser leicht löslich. Ebenso verhielt sich Melasse. Der Nie derschlag ergab bei einer annähernden Untersuchung nach Ent fernung des Alkohols und Strontians eine Verbesserung des rela tiven Zuckergehalts (der Polarisation der Trockensubstanz) von etwa 15 o/g d.h. eine Erhöhung desselben um etwa 23 "/g des ursprünglichen. Nachdem das Gemisch von Melasse und Strontian in ver schiedenen Verhältnissen hergestcllt war, wurde dasselbe durch Wein geist von 86 bis 90 Proc. Tr. gefällt. Die ganze Masse wurde nach kurzer Zeit in einen leinenen Sack gebracht und mittelst einer starken Hcbelpresse möglichst ausgcpreßt, dann der relative Zuckerge halt in der erhaltenen abgepreßten Lösung wie in dem zurückblei benden Preßkuchen in folgender Weifte untersucht: die Flüssigkeit wurde dircct, die feste Substanz nach dem Aufrühre» (wobei das Meiste sich löste) mit Wasser, mittelst reiner Kohlensäure vollständig saturirt, iu dem Filtrat durch längeres Kochen unter Wasserzusatz und endliches Verdunsten zur Syrupconsistcuz im Wasserbade, aller Weingeist verjagt und die erhaltene dickflüssige Lösung nach passender Verdünnung mit dem Aräometer genau gewogen und endlich pola- risirt. Die Beziehung zwischen den beiden Procentzahlen (scheinbare Trockensubstanz nnd wirklicher Zuckergehalt» ergab den scheinbaren relativen Zuckergehalt in Form einer Procentzahl; diese ist von der selben Bedeutung und der gleichen Genauigkeit wie alle Polarisa tionen in Procenten trockener Substanz, welche mit Hülfe des Aräometers ausgeführt den relativen Zuckergehalt der verschie denen Fabrikprodukte ergeben; da die meisten Polarisationen der Melasse, des Dick»aftcs, des Rübcnsaftes u. s. w. in dieser Weise angegeben werden , so und sie also damit direct vergleichbar und er lauben demnach eine Schätzung des durch die Bcbandlung erzielten Erfolges, welche im Ganzen und Großen mit der Fabrikpraxis in Uebcreinstimmung sich befinden muß. Aus diesen Versuchen ergab sich wesentlich Folgendes: > I) Es stellen sich im Allgemeinen zwei Mischungsverhältnisse heraus, welche zwei ganz bestimmt unterschiedene Produkte — Strontianzucker von ungleicher Zusammensetzung liefern und wo durch der relative Zuckergehalt des hieraus zu erzielenden Produktes ein entsprechend verschiedener wird. Melasse, welche bei 10 Proc. Ball. 5,84 polarisirtc, deren Quotient also 58,4 Proc betrug, ergab nach dem einen Verfahren einen Niederschlag, der nach dem Auspressen, Lösen, Saturircn, Kochen, Verjagen des Weingeistes cc. bei 20 Proc. Ball. 15,6 Proc. polarisirtc. Hierdurch war also der Zuckcrquotient von 58,4 auf 78 Proc. gestiegen. Diejelbe Melasse, nach dem zweiten Vcrhältniß mit Strontian und Weingeist behandelt, ergab nach der gleichen Bestimmung einen Syrup, welcher bei 17,4 Proc. Ball. 15,16 Proc. polarisirt. Der Quotient war also hier auf 87 Proc. gestiegen. Hier haben wir folglich mittelst einer Operation, welche in kurzer Zeit ausgeführt werden kann und weder schwierige Manipulationen noch den Gebrauch von Knochenkohle cinschlicßt, eine Umwandlung von Melasse in einen Syrup, weicher iu seinem relativen Zuckerge halt dem filtrirtcn Dicksasie ziemlich gleichstcht. Geschmack, Farbe und Krvstallisationsfähigkeit erscheinen damit in Einklang. Die wässrige Lösung war auf freiem Feuer cingcdampft und lieferte, in ganz geringer Menge in einem Uhrglasc hingestellt, alsbald eine höchst befriedigende und durch und durch krystallisirte Zuckcrmaffe. ES unterliegt wohl keinem Zweifel, und specielle Bestimmungen des Wassergehaltes weisen mit Sicherheit darauf hiu, daß der oben bezcicbnete Factor vou 87 Proc. uur dcßbalb nicht »och weit Höker gefunden wird, weil noch von der alkoholischen Lösung der fremden Stoffe im Niederschlag zurückgeblieben war. In dieser alkoholischen Lösung ist der Strontianzucker nicht absolut unlöslich, der durch diese Löslichkeit entstehende Verlust ist aber der bewirkten bedeuten den Reinigung gegenüber sehr unwesentlich. 2) Die Anwendung von krvstallisirtem Strontianhvdrat ohne Weingeist führte zu keinem günstigen Resultat. Der Alkohol kann bis auf ein Minimum durch Destillation wie der gewonnen werden. Der Strontian wird bei der Zersetzung dcö ZuckerstrontianS als kohlensaurer Strontian wieder erhalten, und kann dann entweder durch Glühen in einer Art Kalkofen oder besser und billiger durch Glühen in Retorten unter Zuleitung von über hitztem Wasserdamvf, in Oxpd oder Hvdrat verwandelt und dann wieder angewandt werden. Der als Zuckerstrontia» gelöst bleibende Strontian beträgt, nach Maaßgabe des angewandten Strontians, fgr jeden Etr. der auf diese Weise verarbeitete» Melasse 2—-2>/, Pfp. Etrontianit.