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Ur. 29. Iriedrich Georg Wieclr's 1863. Deutsche Neber Photometrie und die Beziehungen der einzelnen Be- stondtheile des Leuchtgases zur ^ichteutwickelnng. Von G. M. S. Blochma nn jun. Man hat bisher ganz allgemein das Aethylen (Elayl, ölbilden- des Gas) als den Repräsentanten der leuchtenden Kohlenwasserstoffe des Stcinkohlengases betrachtet. Man wußte zwar, daß außerdem noch andere derartige Verbindungen darin vorhanden seien, man konnte sich sogar sagen, daß sämmtliche im Theer enthaltenen flüchti gen Bestandtheile auch im Gase sich finden mußten, wenn auch zum Theil nur in äußerst geringen Mengen, aber man nahm theils an, daß das Aethylen in solchem Maße vorwalte, daß die anderen Koh- lenwasserstoffe völlig dagegen zu vernachlässigen seien, theils betrach- > tete man die verschiedenen leuchtenden Körper als ziemlich gleichwer- ! thig in Beziehung auf Leuchtkraft, so daß man gleiche Gewichte der- ! selben für einander substituiren könnte, ohne das Resultat erheblich zu ändern. Nur durch solche Anschauungsweise ist es zu rechtfertigen, j daß man bei den bisherigen Analysen des Leuchtgases, die doch meistens in der Absicht angestellt wurden, eine höhere Kenntniß von der Güte desselben zu gewinnen, als es durch die bis jetzt ziemlich unzuverlässige Photometrie möglich war, es völlig versäumte, die ver schiedenen Gruppen ähnlich zusammengesetzter Kohlenwasserstoffe von einander zu trennen und aus diese Weise wenigstens annähernd deren wirkliche Zusammensetzung kennen zu lernen; denn die bisherige Me thode der Pausch-Aualyse gicbt nur die Durchschnittszusammcnsetzung sämmtlicher schweren Kohlenwasserstoffe und somit keine genügende Grundlage für eine nur irgend der Wahrheit entsprechende Berech nung. Wirklich wurde auch die Ansicht, daß die Leuchtkraft der Koh lenwasserstoffe nur von der absoluten Menge des darin vorhandenen Kohlenstoffs abhänge, und daß man daher die Kohlenwasserstoffe nach ihrem Kohlcnstoffgehalte auf Aethylen reduziren könne, von den Meisten für richtig gehalten und von Manchen sogar geradezu aus gesprochen. Sie beruht hauptsächlich auf der Annahme, daß der Wasserstoff der Kohlenwasserstoffe sich leichter mit Sauerstoff vereinige, als der Kohlenstoff. Dies ist indessen ein Jrrthum, der sich auffallen der Weise bis auf die neueste Zeit erhalten hat, obgleich bereits zu Anfang dieses Jahrhunderts durch die Versuche von Dalton, I. Davy und W. Henry gezeigt war, daß fast genau das umge kehrte Verhältniß stattfiude. Da nun vor Kurzem durch Unter suchungen von Prof. Erdmann und namentlich von O. Kersten dieser Jrrthum definitiv beseitigt ist, so mußte man nvthwendig bei einigem Nachdenken die oben erwähnte Hypothese aufgeben, uns war daher jetzt mehr als je geboten, endlich einmal eine wirkliche Ver gleichung der verschiedenen Kohlenwasserstoffe auf ihren Leuchtwerlh vorzunehmcn. Daß bisher noch keine Versuche in der erwähnten Richtung an gestellt find, liegt zum Theil wohl daran, daß cs der Photometrie an einer sicheren Grundlage fehlte, die es möglich gemacht hätte, die zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten angestellten Ver suche unter einander zu vergleichen. Die bisherigen meistens ge brauchten Normalkerzen waren sehr traurige Nothbchelfc für eine wirkliche Normalflamme, wobei ein Fehler von 25 und selbst 50"/„ nicht zu den Seltenheiten gehörte, und auch die Lampen, obgleich nm vieies sicherer als die Kerzen, sind zu vielen Zufälligkeiten, hinsicht lich der Beschaffenheit des Oels und des Dochts, der Regelmäßigkeit des Luftzutritts u. s. w. unterworfen, um als hinlänglich zuverlässig zu erscheinen. Das erste Erfordcrniß um bei den zu unternehmenden Versuchsreihen mit einiger Zuverlässigkeit vergleichbare Resultate zu erhalten, war daher die Herstellung einer wirklichen Normaiflamme, die auch ohne große Schwierigkeit gelang. Wenn man ein völlig nichtleuchtendes Gas, am besten Waffer- stoffgas mit einem genau bestimmten Verhältnisse eines chemisch rei nen Kohlenwasserstoffs mischt, so hat man offenbar ein Leuchtgas von stets gleicher Beschaffenheit; läßt man ein solches GaS stets unter demselben konstanten Druck aus einer unveränderlichen kreisförmigen Oeffnung ausströmen, so hat man alle Bedingungen erfüllt, von de nen die Gleichmäßigkeit der Flamme abhängt, und dieselbe muß jeder zeit gleiche Lichtmeuge liefern. Die ohnehin sehr geringen und gegen die übrigen Fehlerquellen völlig verschwindenden Unterschiede, welche durch die Uuveränderlichkeit der Temperatur und des Barometerstan des in der Helligkeit der Flamme hervorgcbracbt werden, gleichen sich bei Untersuchungen von leuchtenden Gasen schon dadurch aus, daß ! die Normalflamme und die UntersuchungSflannne denselben Einflüssen unterliegen. Als leuchtenden Koblcnwasserstoff wählten wir daS Ben zol, da cS für diesen Zweck alle Vortbcile in sich vereinigt; es ist der einzige Kohlenwasserstoff, der sich oüne große Schwierigkeiten in einem Zustande fast absoluter Reinheit darstcllen läßt; cs ist dabei in beliebig großen Mengen zu haben, und bietet die Bequemlichkeit, daß es als Flüssigkeit leickt genau abgewogen und gemessen werden kann. Das Wasserstoffgas braucht nicht chemisch rein zu sein, da das mit Zinkblechabfällen oder mit den reinen Sorten des gewöhnlichen