Volltext Seite (XML)
Xo 36 Iriedrich Heorg Meck's 187». Deutsche Mu.'ilm'te OrwerbLLrümg. Herausgegeben von I)r. A. Lachmann. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von K. Derggoid in Berlin, Links-Straße Nr. 10. . Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Fünfunddreißiglier Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Logen. Inhalt. Gewerbliche Berichte: Neber die Bild»»» des Kesselsteines und die Mittel zu dessen Verhütung. — Erter'S selbftthätige Bremse. — Preis-Ausschreibung, die Darstellung des Paraffins betreffend. — Die Anwendung comprimirter Lust zum Betriebe unterirdischer Maschine». — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in de» Gewerben und Künsten: Patent-Svannstab. — Gnillemin's Verfahren Kups.r zn rasfiniren. — Das Lactari» als Ersatzmittel des Albumins für den Zeugdruck. — Island!- ' sches MooS zur Verhütung von Kesfclstein. — Fixeren der Farben durch Gelatine und chromsaureS Kali. — Ucber die künstliche Bildung von Alizarin. — Ersparniß an Indigo bei Blandruckartikeln. — Watson'S Rohren-Tiefbrunnen. — Gewerbliche Notizen und Recepte: Entwurf zn den Bcstimmnngen über die Anlegung von Dampfkesseln. — Lieferung amerikanischer Maschineucrzengniffe für das Ausland. — Betrieb einer Jn tcrimsbah» in Indien. — Der Kohlcnsäuregchalt der Lust in Schulzimmern. gewerbliche Berichte. Neber die Bildung des Kesselsteines und die Mittel zu dessen Verhütung.") Von I)r. Die vielseitigen Nachthcile des Kesselsteines für den Dampf kesselbetrieb sind genügend bekannt, nicht so die Bedingungen, unter denen ein Wasser Stein absetzt. Es ist zwar klar, daß bei der Verdampfung des Wassers die nicht flüchtigen Stoffe, welche in demselben theils gelöst, theils in Schlammform darin schwim mend enthalten sind, in dem Kessel Zurückbleiben müssen, es ist jedoch eine Thatsache, daß nicht alle gelösten Salze als Stein in harten Krusten zurückbleiben und daß häufig die schlammigsten, trübste» Wässer keinen Stein absetzcn. Diejenigen Salze, welche sich im Wasser in großer Menge lösen, geben natürlich zur Bildung von Kesselstein keine Veran lassung und sind in der Regel ganz unschädlich, es sind dies die Kali- und Natronsalze, die Chlorverbindungen rc. Am schädlichsten wegen der allgemeinen Verbreitung in fast allen Brunnen- und Flußwässern und wegen der ihnen eigenthümlichen Löslichkeitsver- hältniffe sind die kohlensauren und schwefelsauren Kalksalze. Man kann dreist behaupten, daß eins dieser Salze fast in jedem Kessel stein vorkommt, und daß sogar das trübe Wasser seine Schlamm- theile nur dann in Steinsorm absetzt, wenn gleichzeitig diese Ver bindungen im Wasser gelöst waren. Es ist selbstverständlich, daß die Anwendung eines trüben schlammigen Wassers stets und un ter allen Umständen für den Kesselbetrieb sehr viele Nachtheile hat und daß seine Reinigung und Klärung stets rathsam bleibt. Für diesen Zweck sind Vorrichtungen zum Absetzen und Klären, sowie zum Filtriren nothwendig und auch mit gutem Erfolge an gewendet worden. Der Gehalt des Wassers an Salzen, welche in ihm gelöst sind, ist sehr verschieden. Es enthalten 100 Kbkfß. Flußwasser ungefähr 2 bis 4 Pfd. (1 Kbkmtr. 330 bis 600 Grm.) Mineralstoffe gelöst, unter denen jedoch nicht nur Kalksalze, son dern auch andere leicht lösliche Verbindungen begriffen sind, welche sich bei gewöhnlichem Kesselbetriebe nicht abscheiden, während sehr hartes Wasser 30 bis 40 Pfd. Unlösliches pro 100 Kbkfß. (4830 bis 6000 Grm. pro Kubikmeter) enthalten kann. Langsam fließende Gewässer, in denen reichlich Pflanzen wachsen, enthalten *) Aus einem am 4. März 1870 im Berliner Bezirksverein d. Jng. gehaltene» Vortrag. Me y e r. in der Regel wenig Kalksalze, ebenso Flüsse in ihrem unteren Laufe. Der kohlcusaure Kalk ist in jedem Wasser stets durch überschüssige Kohlensäure gelöst enthalten, da er für sich allein als unlöslich zu betrachten ist. Wenn die Kohlensäure durch die Pflanzenvegctation verbraucht wird, ist kein kohlensaurer Kalk im Wasser gelöst; ebenso scheidet er sich ab, wenn durch die Siede hitze die überschüssige Kohlensäure ausgctriebeu wird. Der schwe felsaure Kalk (Ghps) scheidet sich erst ab, wenn das Wasser, wel ches ihn gelöst enthält, verdunstet; wenngleich auch schon bei der Erhitzung einer gesättigten Ghpslösuug eine Abscheidung eintritt (da heißes Wasser weniger von diesem Salze auflöst, als kaltes), so ist die Abscheidung doch eine ganz gleichmäßige, je nachdem das Lösungsmittel verdampft. Der Ghps ist jedoch in schwacher Kochsalzlange viel löslicher als in reinem Wasser und scheidet sich daher aus solchem in weit größerer Menge ab. In gesättig ter Kochsalzlauge ist der Ghps weniger löslich, weshalb in den Siedpfannen der Salinen der Pfannenstein sich mehr aus armen, wie aus reichhaltigen Solen abscheidet. Namentlich, ist bei Schiffs- dampskesseln der Ghps der Hauptbestaudtheil des Kesselsteines, während letzterer frei von kohlensaurem Kalk' ist, hingegen stets durch einen Gehalt an Magnesia sich auszeichnet. Da das See wasser ebenfalls kohlensauren Kalk enthält, während der daraus entstehende Kesselstein frei davon ist, so dürste der Gehalt an Magnesia wohl von einer Umsetzung des kohlcnsaurcn Kalks und des im Wasser gelösten Chlormagnesiums herrühren, da die ent stehende kohlensaure Maguesia bei Gegenwart von heißem Wasser ihre Kohlensäure verlieren kann. Jedenfalls sind die aus See wasser gebildete» Kesselsteine die schlimmsten, sowie überhaupt auch diejenigen Wässer, welche kohlcnsaurcn und schwefelsanren Kalk nebeneinander enthalten, viel und festen Kesselstein absetzen. Es sind gegen die Beseitigung der Kesselsteinbildung un zählige Mittel, theils mit, theils ohne Erfolg, in Vorschlag und Anwendung gebracht worden, welche ihre Wirkung auf verschiedene Weise ausüben. Der Zweck ist erreicht worden: 1) durch Entfernung der Steinbildner aus dem Wasser, ehe sie in den Kessel gelangen; 2) durch chemische Umsetzung der unlöslichen Verbindungen