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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110327022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-27
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Berlin, 27. Mär». (Der leichtlebige Graf Bernhard v. Schmetto wj, der mit der schwer reichen, aber entmündigten ungarischen Prinzessin Ida Sulkowska verlobt ist, und dessen Affäre be reit» seit längerer Zeit die Öffentlichkeit beschäftigt, ist von einem seiner Gläubiger jetzt in Berlin ent deckt und von einem Gerichtsvollzieher auf Grund eines vollstreckbaren Urteils fest genommen war- den. Nach Begleichung der eingeklagten Forderung wurde Graf Schmettow dem „Berl. Lok.-Anz.' zufolge wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Graf hat unrer Verheimlichung der bestehenden Entmündigung und der dadurch herbeigeführten Dispositionsunfäyigkeit seiner Braut und unter Benutzung einer notariellen Generalvollmacht der Prinzessin es verstanden, sich an sehr vielen Stellen Geld und Waren (Juwelen, Auto mobile usw.) zu verschaffen. Die Gläubiger wurden mit Wechseln und dem Hinweis auf die bevorstehende Heirat und die Millionen seiner zukünftigen Ehefrau vertröstet. Nach und nach aber gingen den Gläubi gern die Augen auf. Eine Reihe fruchtloser Pfändungen erfolgte, der Vorladung zum Osfenbarungseid kam er nicht nach, und da man seinen Aufenthaltsort niemals feststellen konnte, gelang es nicht, die zur Erzwingung der Leistung des Offenbarungseides erlassenen Haftbe fehle zu vollstrecken. Endlich gelang es dem Anwalt der Dresdener Aktien-Gesellscyaft Jasmatzi, die für zwei Wechsel über 5000 und 8000 .K Titel gegen ihn hatte, den Aufenthaltsort des Grafen in einem Ber liner Hotel festzustellen, und vorgestern hat ihn ein findiger und energischer Gerichtsvollzieher auf der Straße festgehalten und ihn auf Grund des Haft befehls höflich, aber bestimmt ersucht, sich zur Leistung des Offenbarungseides zum Amtsgericht oorführen zu lassen. Unterwegs ersuchte der Graf den Gerichts vollzieher, mit ihm zum Berliner Handelsk-rnror, dessen Syndikus der Freund und Berater des Grafen ist, zu fahren. Dort erfolgte nach längeren Versuchen, sich auf Bürgschaften oder Abschlagszahlungen einzu lassen, endlich die Zahlung. Berlin, 27. März. (Der betrügerische M a g i st r a t s be a m te Lüdicke), der vom Unter- iuchungsrichter auf freien Fusi gesetzt worden war, ist wieder verhaftet worden, weil inzwischen bekannt wurde, daß er sich seit Kuni vorigen Jahres durch Fälschungen amtlicher Schriftstücke in Beträgen von 5—10 000 im ganzen 35 000 ver schaffte. Berlin, 27. März., (Ein mit größter DreistigkeitausgeführterRaubansall) ivar die Lkranlassung zu einer aufregenden Ver- brecherjagd im Norden der Stadt. Schließlich wurde der Räuber, ein Ziseleur, ergriffen und ihm die Beute, eine Tasche mit über 1000 abgenommen. Berlin, 27. März. (Todes stürz aus der Schaukel.) Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern nachmittag auf dem Rummelplatz in der Jungfernheide. Der 15jährige Schlosserlehrling Lorenz wurde in einer Schaukel von einem plötz lichen Schwindelanfall ergriffen. L. stürzte aus der Schaukel und fiel mit dein Kopf auf einen Stein. Er war sofort tot. Berlin, 27. März. (Auf dem Wege zur N e r v e n h e i l a nst a l.t) erschoß sich am Sonnabend der 50jährige russische Baron Walter v. Hahn, der am Mittwoch voriger Woche von seiner Heimat nach Berlin gekommen war, um sich hier wegen eines Nervenleidens behandeln zu lasten. Am Sonnabend nachmittag verschlimmerte sich das Leiden so sehr, daß seine Ueberführung nach der Charitö nötig war. Der herbeigerufene Arzt veranlaßte den Kranken, mit ihm nach dsr Nervenheilanstalt der LharitS zu fahren. Baron v. Hahn bestieg auch ruhig die Automobil droschke, die der Arzt hatte holen lasten. Während dann aber der Arzt noch einmal nach der Wohnung zurückkehrte, um etwas zu holen, schoß sich der Baron im Wagen eine Kugel in den Kopf und verletzte sich so schwer, daß er schon auf dem Wege zur Charit« starb. Hannover, 27. März. (Die falsche Pun ze s s i n.) Unbefugte Anmaßung des Adelsprädikats einer Prinzessin v. Bentheim-Steinfurt wurde am Sonnabend in der Verhandlung des Schöffengerichts der Gemahlin des Erbprinzen v. Bentheim-Steinfurt, Lilly Pauline geb. Länger feld, zur Last gelegt. In einer am 18. Oktober o. I. vor dem Notar Dr. Kleine in Hannover aufgcnom- mcnen Urkunde hat die Frau des Erbprinzen v. Bent heim-Steinfurt sich dem Notar gegenüber als „Prinzessin" bezeichnet und hat die Urkunde auch als Prinzessin Lilly Pauline v. Bentheim-Sternsurt, geb. Langerfeld, unterzeichnet. Sie ist die Tochter eines Bürgermeisters in Süddeutschland und heiratete vor etwa drei Jahren Len Erbprinzen. Das in Frage kommende Hosaint, das Kenntnis von der Form einer Sammlung von teilweise recht unab hängigen Einzelstudien. Als besonders wirksamer Impuls für die Abfassung Les Werkes kann indessen noch das Erscheinen der grundlegenden Werke Darwins genannt werden, von Lenen das erste, ..Ori^in ob speeios", 1859 erschienen war. Alphonse dc Candolle hatte damals trotz seiner 63 Jahre die neue Botschaft mit offenem Herzen und vollständiger Bereitschaft, sein eigenes Denken von diesen neuen Ansichten beeinflussen zu lasten, ausgenommen, und das Werk selbst zeigt überall die Spuren der persön lichen und originalen Verwertung jener gewaltigen Denkmittel. Im Jahre 1885 erschien eine zweite, vermehrte Auflage des Werkes, nach der die vorliegende Ueoer- setzung hergestellt worden ist. Am 4. April 1893 ist Alphonse de Candolle im Alter von 86 Jahren gestorben. Seine geistige Arbeitsfähigkeit hatte er bis fast zuletzt erhalten, wenn er auch in seinen letzen Lebensjahren gelegent lich seine Befriedigung darüber aussprach, nunmehr genug Botanik gearbeitet zu haben und zu anderen Gegenständen übergehen zu dürfen. So bedeutend auch seine botanischen Leistungen gewesen sind, so darf doch die Heber,Zeugung ausgesprochen werden, daß eine spätere Zeit ihn in erster Linie als den Begründer . Geniologie" kennen wird. Oss Berliner Theater. Aus Berlin wird uns geschrieben: Am Sonnabend herrschte an einem Stammtisch aller Berliner im Siechenschen Bierlokale nach der Aufführung der „Grünen Neune" im Lustspiel hause allgemeines Verwundern und Schütteln. Draußen im Nordosten, ganz nahe dem heutigen Resi- denztheater, glimmte in der Blumenstraße die grüne Laterne, die unsern Vätern und Großvätern den Weg zu ihrem heitersten und beliebtesten Bühnenhaus« wies. Dort war eine Bühne aufgeschlagen, die «in so feiner Kenner unseres Lebens wie Karl Frenzel einmal im Scherz nicht größer als die Hand Simsons oder Goliaths nannte. Dort stellte sich allabendlich eine große Familie ein, von der sich die eine Hälfte vor, die andere hinter den Lampen befand, so daß beide einander unterhielten. Die Schauspieler erfreuten sich einer so großen Beliebtheit, daß man sie überall, wo Ke sichzeigten, erkannte und grüßte. Was sie an drastischen Witze« und Anspielungen auf Sffent- Urkund« nehmen mußte, hat die ungesetzliche Bezeich nung „Prinzessin" gerügt und die gerichtliche Ver folgung etnleiten lasten. Das Gericht erkannte gegen die Beschuldigte auf 50 .ll Geldstrafe, eventuell fünf Tage Haft. Frauklurt a. 27. März. („G eneral Graf d« Palsy" in Haft.) Die Kriminalpolizei ver- haftete den angeblichen pensionierten General Graf de Passy wegen großzügiger Hochstape leien in Süddeutschland. Die Untersuchung ergab, daß Passy identisch ist mit dem Berliner Kaufmann Max Schiemangk, der in Berlin mit drei Jah ren Gefängnis bestraft ist. Schiemangk kaufte zuletzt in Heilbronn ein Schloß, ohne einen Pfennig Geld zu besitzen. Bamberg, 27. März. (Ausschreitung.) Im benachbarten Bischberg kam es vergangene Nacht seitens ausständiaer Arbeiter der Beton- und Zieael- werke zu Ausschreitungen. Sämtliche Fensterscheiben der Fabrik wurden demoliert. Steine wurden in die Wohnung des Direktors geworfen, der mit seiner Familie nach Bamberg flüchten mußte. Alle Gen darmerie der Umgebung wurde zusammengezogen. Di« Polizeistunde wurde auf 9 Uhr festgesetzt. Auf die Gendarmerie wurden Steine geworfen, worauf die Beamten mit blinden Schüssen antworteten. Die Bogenlampen der Fabrik wurden heute morgen durch Revolverschüsse zertrümmert. Hinzugezogene italie nische Arbeiter haben bisher di« Arbeit nicht aus genommen. Rom, 27. März. (Leutnant Paterno), der am 2. März die Gräfin Giulia Trigona ermordete, ist auf Beschluß des Diszrplinar-Ger.chtshofes aus der Armee ausgestoßen worden. Paris, 27. März. (Die „Kavalkade" der Mi-CarLme) verlief am Donnerstag unter der üblichen Konfettischlacht und bei Hellem Frühlings wetter aufs prächtigste. Während auf den Boulevards die bunten Festwagen der ,,Königin der Königinnen" und aller Markthallen-Ma>estäten von den in Scharen herbeigeströmten Parisern bewundert wurden, erschien zum ersten Male bei diesem Mittfasten-Vergnügen auch ein Aeroplan, der aus der Höhe einen ga- lanren Blumenreggen auf die Einlagsköniginnen niedergchen ließ — der Aviatiker Dädrine war mit seinem Biplan von Jssy-les-Moulineaux gekommen und über die ganze Stadt geflogen. Auch viele Karne valswagen wurden in der „Kavalkade" viel belacht, so die Schildkröte, die einen halbzertrümmerten Waggon der Staatsbahn zog. Im Rathaus wurden die Königinnen von Paris und auch tschechische Blumenköniginnen vom Magistrat willkommen ge heißen: im Eliss«. ließ Fallisres das traditio nelle Armband überreichen. Der Maskentrubel dauerte auf den Boulevards bis lang« nach Mitter nacht fort. Paris, 27. März. (Ordensschwindel.1 Der ehemalige Beamte der Ordenskanzlei der Ehren legion Polidor wurde verhaftet, weil er zahlreichen Personen unter der Vorspiegelung, ihnen Orden ver schaffen zu können, beträchtliche Geldsummen entlockt hatte. Die Untersuchung ergab, daß Polidor aus dem Unterrichtsministerium eine große Anzahl von Diplomformularen entwendet und mit ge fälschten Unterschriten versehen hat. Zizilar, 27. März. (Die Pe st.) In den letzten 13 Tagen sind hier 25 Todesfälle an Pest vor gekommen, in den letzten drei Tagen ist niemand an der Pest erkrankt. In Charbin sind während der letzten 24 Stunden ein Todesfall und zwei Er krankungen zu verzeichnen. Wegen beunruhigender Gerüchte organisiert die russische Bevölkerung unter Leitung der Polizei eine freiwillige Bürger wehr. Die Familien der Einwohner wandern massenweise nach Transbaikalien, Wladiwostok und der südlichen Mandschurei aus. * F. Die Uraufführung von Felix Fischers Komödie aus dem Seminarleben „Trübes Wasser" am Plauener Stadttheater hatte einen starken Erfolg. Das Stück, das mit kecker Hand in Mißstände und Rückständigkeiten im Betriebe der Vorbildungsstätten unserer Volksschullehrer hinein leuchtet und dem daher seitens „höherer Instanzen" vor der Aufführung gewisse Schwierigkeiten gemacht worden sind, ist sehr spannend und wirkungsvoll ge arbeitet. Da es gut Milieuschilderungen bringt und auch dankbarer Schlagwort nicht entbehrt, dürste ihm gleich dem „Probekandidat", dem „Flachsmann" und „Traumulus" ein längeres Bühnenleben beschicken sein. Die Darstellung war sehr lobenswert; ins besondere war Kurt Uhlig als junger Wahrheits fanatiker, Sommer (Primus scholae), sowie Paul Medenwaldt als Schulrat vortrefflich. Bei ihnen mag sich der Verfasser, ein Lehrer aus Planen, für den liche Begebenheiten vorbrachten, setzte sich wie an einer unendlichen Zündschnur oder, moderner aus gedrückt, mit der Geschwindigkeit unserer Telegramme und Extrablätter durch die ganze Stadt fort. A r a nz W a l l n e r, der Direktor, hatte eine An zahl jüngerer Postenschriftsteller verpflichtet, von denen KaIisch mit seinem „Aktienbudikcr" zuerst das Wort ergriff, während andere Talent«, wie Salingr«, Jacobson und Pohl, sich aus der Jagd nach ähn lichen Stoffen befanden. Als Träger der Hauptrollen hatte sich ein Quartett von komischen Talenten gebildet, von denen jedes seine per önliche Tonart hatte, dem Publikum im Parkett trübe Sorgen von der Stirn zu bannen. Helmerding, der populärste Komiker Berlins, besten Gesicht Friedrich Spielhagen einmal eine Karikatur auf den Zeus von Otricoli genannt hat, der behagliche August Neumann, der sich am frühesten zur Ruhe setzte, Theodor Reusche, der später sein Possenjäckchen auszug, E sich am Wiener Burgtheater eine künstlerische Steilung zu machen, und die ewig nette und unverwüstliche Anna Schramm, die wir noch heute im Königlichen Schauspielhaus« wirken sehen. Als Ansänger wirkten hier Hedwig Niemann, später die stärkste Begabung im naiven und sentimentalen Fach, und Friedrich Mitterwurzer, vielleicht der genialste und vielseitigste allrr modernen Schau spieler. Diese Erinnerungen wollte der Komiker des Lust- ftielhauses Toni Impekoven bei uns lebendig machen, als er seine Poste „Die grüne Neune" dort aufführen ließ, mit allerlei alten und neuen Schnurren, Parodien, Couplets und Liedern, wobei «in sächsischer Komiker die Eitelkeit der Komödianten darstellt, eine Schauspielermama mit vielem Behagen sich breit macht, vom Küsten der Berlinerinnen die Rede ist und der Verfasser selbst einen Allerwclts- schwerenötcr auf die Bein« stellte. Alles mehr eine Parodie auf die selige Mutter Gräbert, die Mischen Eisbeinen und Weißbierkrügen ihr Theaterchen am Weinbergsweg leitete, al» ein Wiederaufleben der braven alten „Grünen Neune", die eine Kulturmacht im Bereich der Komik war und von dem Scherzonkel des Lustspiel hauses gar nicht verstanden worden ist. Wie gesagt, di« alten Berliner schüttelten den Kopf, daß man ihnen ihre lustigsten Erinnerungen so ins Burleske entstellte, und wetteten auf die Zahl der Wieder holungen, di« diese „Grüne Neune" erleben könnte. 2»beä. außerordentlichen Erfolg feines Stückes noch besonders bedanken. * Ein Denkmal für Arthur Fitger. Len Maler und Dichter, ist in Bremen von dem Koburger Bildhauer Professor Sommer errichtet worden. Die Idee des Grabmals rührt im wesentlichen von Fitger selbst her. Eine Sphinx, die August Sommer zu Fitgers Lebzeiten schon in Marmor ausgeführt hatte, entzückte durch ihre schönen Formen, ihre feinen Linien Las Auge des Malers, aber mehr noch empfand wohl der Dichter, der Denker, daß dieses vom Künstler mit modernen Zügen ausgestattete Fabelwesen Ler alten Welt ein sinnnolles Symbol der ewigen Rätsel sei, die das Leben uns aufgibt und der Tod nicht löst. In diesem Sinne hat Fitger gelegentlich Sommers Sphinr als ein schönes Grabmal bezeichnet. Dieser Anregung folgten seine Freunde und wählten diese Sphinx als Grabmal für den Dichter. Auf breitem, viereckigem Sockel von schwarzem Syenit ruht das Bronzeiverk, die Sphinx, in etwas unter Lebensgröße. Den Sockel selbst schmückt ein Porträtmedaillon Arthur Fitgers, umrahmt von den Emblemen seiner Kunst, von Palette und Pinseln. Den Hintergrund wird dichtes, immergrünes Gesträuch bilden, das noch fehlt. Die Einweihung gestaltete sich zu einer schönen Feier, bei Ler von Freunden des Verschiedenen Reden gehalten wurden. Sport. Ium UnlaU ües BsUons „Mienvurg". (Eigenbericht des Leipziger Tageblattes.) Kassel, 26. März. Im Laufe des heutigen Nachmittags verbreitete sich in der «taül das Gerücht, daß unterhalb Kassel, zwischen Wolfsanger und Kragenhof, in der Nähe der Kragenhofer Eisenbahnbrücke ein großer mit Menschen besetzter Luftballon direkt in den Fuldas laß gestürzt sei, die in großer Lebensgcsayr schwebenden Insassen aber wie durch ein Wunder vom Tode des Ertrinkens gerettet und aufs Trockene gebracht worden seien. Ein oder zwei Ler Luftschiff» hätten jedoch bei dem Sturz in di« hochgehenden Fluren schwere Verletzungen da- vongetragen. Das Krankenautomobil sei telephonisch beordert worden, um di« Verletzten ins Krankenhaus nach Kastel zu bringen. Das Gerücht hat sich bestätigt. Auf Grund der an Ort und Stelle erfolgten eingehen den Informationen unseres Berichterstatters, der auch mit den Fahrtteilnehmern gesprochen hat, ist über die Fahrt und Landung des Ballons das folgende Nähere zu berichten: Es handelt sich um den Freiballon „Altenburg" Ler Ortsgruppe Altenburg des Deutschen Luftschiffervereins, der bei starkem Ost wind am heutigen Sonntagvormittag um 10 Uhr 20 Min. dort aufgestiegen ist. Führer des Ballons war Herr Fabrikant Rici>ard Gerhardt aus Gera, der bereits eine größere Anzahl Luftreisen zurückgelegt hat. Die drei weiteren Insassen waren dle Herren Hans Stephan Gei bei, Hofbuch- Lruckereibesitzer in Altenburg, Domänenpächter H. Breiting, Domäne Wildwick in Sachsen-Alten burg, und Regierungsassestor Wandelt aus Alten burg. Vor Aufstieg Les Ballons hatten di« Luft schifter bei den Wetterwarten angefragt und die Aus kunft erhalten, es bestehe nach der Wetterlage keine Gefahr, an die Nordsee getrieben zu werden. Nach dem Aufstieg ging der Ballon jo rapid in die Höhe, daß man schon nach einer Minute über Ler Wolken schicht verschwunden war. In der Höhe von 1000 bis 2000 Meter stets über Len Wolken dahinsegelnd, ist denn auch Sie Lustreise oonstatten gegangen, durch keinen Zwischenfall gestört oder getrübt. „Es war eine herrliche Wolkenfahrt", so äußert Ler Führer kurz und bedeutsam. „Von all den Ländern Mittel deutschlands, die wir überflogen, von Weg und Wasser, von Wiesen und Maid haben wir gar nichts zu sehen bekommen, wir schwebten zwischen Wolken und Himmel, nur hier und da drang ein verschlagener Laut, ein Glockenklang, ein Vogelgcschrei an unser Ohr. So flog der Ballon durch die Lüfte im herr lichsten Sonnenschein, von einem starken Ostwind schneller als mitD-Zuggeschwindigkeit getrieben, so Laß er in 2"-L Stunden di« Strecke von Altenburg bis vor Kastel, ca. 260 Kilometer, zurückgelcgt hat. Die höchste Höhe, die der Ballon erreichte, betrug 2600 Meter. Um 1 Uhr, als sie bald die gesteckte Dauer zeit der Fahrt, drei Stunden, erreicht hatten, be schlossen die Ballonfahrer zu landen. Als man unter die Molkenschicht kam, sah man plötzlich das Fulda tal, das von Kastel bis Kragenhof einen wunder vollen Bogen macht und aus der Vogelperspektive einen entzückenden Ausblick gewährt, vor sich liegen. Man beschloß, hier auf einer Wiese oberhalb der Kragenhofer Eisenbahnbrücke zu landen. Am rechten Ufer der Fulda ober ¬ halb Ler Spieckcrshäuser Mühle bei schon auf gerissenem Ballon verfing sich aber das Schleppseil in den Baumkronen des Waldes, dabei hingen einige Seilenden so niedrig, daß Spaziergänger aus Kastel, die von der Eisenbahnstation herkamen, herbeieilten, um die Seile festzubalten, aber vergebens. Die Luft schiffer warfen Ballast aus, um über den Wald und über den hier ziemlich breiten Fuldafluß hinweg das jenseitige linke Ufer zu erreichen. Der Ballon hob sich auch 50 bis 60 Meter hoch und flog direkt auf den Fuldafluß zu. Aber mitten auf dem Fuldaspiegcl sank der Ballon aufs neue, man mußte abermals Ballast auswerfen, um nicht in den Fluß zu stift,zen. Dieses letzte Manöver glückte auch, man flog über die Fulda hinweg und landete, wie gewollt auf der dortigen Wiese, 30 Meter etwa vom Ufer entfernt, 100 Meter etwa oberhalb der Kragenhofer großen Eisenbahnbrücke. Plötzlich aber, bevor die vier Her ren aus der Gondel springen konnten, wurde der Ballon vom rückläufigen Bodenwind wieder zum Flußufer zurückgetrieben, am Userrande stieß der Korb auf, kippte um und alle vier Herren stürzten in den Fluß, der schwere Korb über sie hinweg, sie klammerten sich am Korbe fest und suchren dem Ufer näher zu kommen, was durch di« Strömung er heblich erschwert wurde. In diesem kritischen Mo ment kam der Schleusenmeister H i m m l e r - Spiek- kershausen (welcher schon von weitem dem landen wollenden Ballon gefolgt war) mit seinem Boote heran und zog die erschöpften Luftschiftcr aufs Trockne, wobei ihm der Schleusenwärter und später auch noch andere Personen behilflich waren. Leider hatte der Regierungsastestor Wandelt es beim Ausstößen des Korbes unter lassen, den erforderlichen Klimmzug zu machen, so daß er einen komplizierten Bruch des Beines ober- halb des Fußgelenkes erlitt. Die andern drei In sasten haten zwar eine tüchtig« Portion Fuldawaster geschluckt und waren bis auf die Haut durchnäßt, kamen aber mit heiler Haut davon. Der anwesende Restaurateur des Waldschlößchens rief telephonisch einen Arzt aus dem nahen Schockethal herbei. Dieser war nach kurzer Zett schon zur Stelle, legte «inen Noi- verband an und ließ den verletzten durch das Kranken automobil nach dem Landkrankenhause fahren. Di« andern drei fanden im Hause -es Schleusenwärters Aufnahme, wo sie Erfrischungen und trockene Kleider erhielten. Später wurde mit Hilfe der zahlreichen Menschenmenge der Ballon mit allen Instrumenten an» der Fulda aufgefischt und geborgen, so daß abend« um 8 Uhr die drei Luftschiffer samt Ballon die Rück reise in di« Heimat antreten konnten. Pferdesport. —r. Graditzer Auktion. Um den Besuch der nächsten Mittwoch, den 29. März, im Hauptgesttit Graditz stattfindenden Versteigerung von Boll- und Halbblutpferden zu erleichtern, wird die preußische Staatsbaynverwaltung den nach mittags 3.05 Uhr von Halle a. S. und 3.25 Uhr von Leipzig, Eilend. Bahnhof, nach Falkenberg Kottbus verkehrenden Eilzug gegen 4.25 Uhr nachmittags und den nachmittags 12.25 Uhr in Leipzig, Eilenburger Bahnhof, und 12.27 Uhr in Halle a. S. fälligen Eil zug von Kottbus gegen 11.10 Uhr vormittags aus nahmsweise inZschacknu zum Ein und Aussteigen von Reisenden halten lassen. Radsport. ---- Der Bezirk Leipzig des Deutsche« Radfahrer bundes hält heute abend um 9 Uhr im Lehrerver einshaus in der Kramerstraße seine Friih- j a b r s - B e z i r! s v c r j a m m l u n g ab, -er eine wichtige Tagesordnung zugrunde liegt. — Der Gau 21 (Leipzig) des Deutschen Rad- sahrerdundev veranstaltet am 16. April (ersten Osterfeiertag) eine G a u w a n L e r f a h r t (Stern fahrt) nach Osterfeld bei Zeitz. Fußbullsport. st. In Magdeburg schlug am Sonntag der Leip ziger Verein für Bewegungsspiele dis Magdeburger „Cricket-Viktoria" mit 1 :0. Llngelanüt. (Sur den Inhalt der Slnirnbunaen unter steter Rubrik übernimmt die Reduktion anher der prebgrlevUchen leine Verantwortung ) Vüppertz-Konzert. Noch vor kurzer Zeit durften wir uns freuen, wenn an dieser Stelle Lie Ankündigung seines Namens uns hohen künstleriscl^n Genuß versprach, durften ihn als Telramund, Jochanan, als Pizzarro bewuntern, wenn er mit dem herrlichen Wohllaut seiner Stimm«, unübertrefflich in Gestalt und Maske, die Rachcarie sang, Hohes erwarteten wir von seinem in Vorbereitung befindlichen „Wanderer", und nun — „sind zwei Schritte der gemeinsten Erde ihm Raum genug'. Unter dem Eindruck Lieser erschütternden Tragik hat ein edelmütiger Entschluß die Künstler unserer Oper zusammengeführt, an ihrem Teile dazu beizutragen, Las Los der um Len Gatten und Vater trauernden Hinterbliebenen zu mildern. An uns allen aber, die der Lebende Lurch seine Kunst begeistert und erhoben hat, ist es, jene Idee zur fruchtbringenden Tat werden zu lassen. Uns allen sei es ein Gebot der Pflicht, der Dankbarkeit, hinzueilen zur Alberthallc, damit sie sich fülle bis auf den letzten Platz. II. bi. Letzte Nachrichten. Reise des Prinzen Johann Georg nach Cannes. >v^>. Dresden, 27. März. (Eig. Drahtmeld.j Prinz Johan« Georg ist gestern vormittag 10 Uhr nach Cannes abgereist, um gemeinsam mit der bereits dort weilenden Prinzessin an der Feier des 70. Geburtstages des Grafen von Easerta am 28. Mürz teilzunehmen. Donnerstag, den 30. März, abends gedenkt der Prinz wieder hier einzutrefsen. Kiderlen-Wächter über die Marokkosrage. 0. Berlin, 27. März. (Priv.-Tcl.) Auf Anregung eines nationalliberalen Mitgliedes äußerte sich heule der Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter über die Marokkosrage. Seine Mrtteilungen waren vertraulicher Natur. Auch di« Frage der französischen Fremdenlegion wurde länger ver bandelt. Ein nationallibcräles Mitglied äußerte die Ansicht, Laß Mißstände beseitigt werden könnten, wenn man seitens des Auswärtigen Amtes an die französische Regierung herantrete. * Strauß' „Rosenkavalier" in Paris. st. München, 27. März. (Priv.-Tel.) Die von der Münchener Konzertdirektion Gutmann geplante Aufführung von Strauß' „R o s e n k a v a l i e r" in Paris durch die Frankfurter Oper mit den besten Kräften der Münchener und Frankfurter Oper kann nicht stattfinden, da der Verlag F ü r st n e r die Genehmigung dazu verweigert hat. Fiftstner ver handelt, wie es beißt, mit einer französischen Gesell lchast. Fiftstner betreibt die Angelegenheit vom rein geschäftlichen Standpunkt aus. la. Berlin, 27. März. (Priv. Tel.) Aus Liebes kummer stürzte sich heute im Hause Alexandrine» straße 51 ein 17jühriges Mädchen in den Lickst- schacht und war sofort tot. — In Wilmersdorf wurde bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Grund stücke Uhlandstraße 82 ein Arbeiter ver. schüttet und gelötet. Friedrichshagen, 27. März. (Eig. DrahtmelL.l Als der Chauffeur Krawczyk heute morgen den Motor ankurbeln wollte, wurde er von der Kurbel im Genick getroffen und starb bald darauf, da der Schlag ihm das Genick gebrochen hatte. Letzte üsnüelsnsArilltten. " ltouson, 27. März. Prtvotlcleftramm. -MttacleNr von ttran, h. ZI! der, Berlin VV.) M.47 Mir. «iivtrr Knlfa 54-"^. ö M-w ,5- schwach. Zt n n «also Igs. tk, i! '.l' oii. 184^. zelt. 211 ^5 ll»->ll«l>e»s»»rrt>^ 171.7)! U84« «»<!>»' 130.6? > Srnll 262.75 ! vtt^ot» ! 1-825 »ritt 164.^7 1-8.75 141.87 214.17 ' 169.25 > ginlowrim — lMrolr- 188. 1>.li-,.Ui>l«fxs<ll>. (27.75 kirinl, 133 50 158 87 j95O öl",. «»»loli«, 11-.I2 S»lUm»-» IÜ2.-5 22225 UiLr/:. ? l7I>r 45 Um. 0ri«i>tt»!n>«» 151.87 s vd«-r. riri-u-ul. s -2.25 13275 24937 likiin. üi»!> 169.— psiai 144.50 8,,212 6' «swel»« 211.— 186.25 gq,Z7 ge». 194.25 4"r dluns».,. Sb! — 141.87 l»o,a«s , — vsmottck. 171.50 ISorer 92.— Oosii ftO2.87 -- ^i>,mil-l5u,! l186,75 lü»sl> — cälioü 270.50 lljslwnlo»» 179.50 llron«» — i 182.75 öoelnim«f 2Z2.kO s L s 240.75 .«>emdurz«k 197.75 SolnioRsN >161.25 uoNnnnioss Um»« - ü«. i (TZ.— 214.— 135.25 «.Liarlian« 175.50 boot'« 152Ä idoro.Oioodolnid 103.50 t-a-««. 5>7. 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