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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110327022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-27
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Nr. S6. los. Hatzryany. tetpziyer Tsyrvlsn. Mmttrrg. 27. SUtrz 19l1. in Leiprrg, sämtlich in der König!. Hof-Pianoforte- sabrik von Julins Blüthner in Leipzig. PlagwiLer Straße 2. beschäftigt, ferner dem Notenstecher Friedrich Heinrich Hermann Tränkner in L.-Lin- denau, dem Markthelser Tarl August Richard Far me rk in L.-Thonberg und dem Schriftsetzer Heinrich Gustav Zschauin L.-Reudnitz, sämtlich in der Buch-, Kunst- und Notcndruckerei von Breitkopf L Härtel in Leipzig. Nürnberger Straße 36/38, be- ichäftigt, sowie dem seit 22. März 1881 ununterbrochen in der Rauchwaren-Großhandlung von Jos. Ull » mann in Leipzig. Ritterstraß« 19, beschäftigten Kassenboten Friedrich Gottlob Einil Rößler in Leipzig das tragbare Ehrenzeichen für Treu« in der Arbeit verliehen worden. — Weiter hat die König liche Kreishauptmannschaft Leipzig den nach genannten, seit über 2b Jahren ununterbrochen in der König!. Hojpianofortefabrik von Julius Blüthner in Leipzig beschäftigten Personen, nämlich dem In strumentenmacher Johann Nepomuck Brunecker in L.-Schlenßiq, dem Tischler Johann Heinrich Carl Gerber in L.-Lindenau, dem Tischler Joh. Heinrich Carl Habermann in Leipzig, dem Werkftihvee Friedr. Adolph Wüst in Leipzig, dem Tischler Tarl Friedr. Wilh Gerhardt in Leipzig, dem Schmied Karl Fr. Alwin H o f m a n n in L.-Schleußig. dem In strumentenmacher Ernst Louis Reichard in L.-Ltn- denau. dem Instrumentenmacher Franz Richard Schiffel in L. Gohlis, dem Instrumentenmacher Karl Rudolf Paul Schimpfermann in L.-Plag- witz, dem Schlosser Otto Bruno Wartmann in Leipzig und dem Tischler Wilhelm Gustav Wolf in L.-Lindenau, je eine Belobigungsurkunde ausgestellt. Die Auszeichnungen wutden den Genannten heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber durch Bürgermeister Roth an Ratsft^le Hregehtlndigl. * Jubiläum. Der Dtereotvpsur Friedrich Wilhelm Lange in L.-Sellerhausen begeht heute das Jubi läum 50jähriger ununterbrochener Tätigkeit in der Buch-, Kunst- und Notendruckerei von Breitkopf K Härtel in Leipzig. Nürnberger Straße 36/38. * Zur Verbreiterung der Demmeringstraße bemerkt der Rat in der Vorlage zum Ortsgesctz über die Be bauung von L.-Lindenau—Alter Ortstcil, daß seines Erachtens nach diese Verbreiterung nur dann einmal notwendig werde, wenn die Straßenbahn mit dem dort liegenden «inen Gleis« ihren Verkehr nicht mehr bewältigen kann und ein zweiter Gleis bauen muß. Auch eine jetzt etwa erwünschte Verbrei terung hätte ihr« Ursache nur darin, daß dort die Straßenbahn läuft, denn der sonstige dortige Straßen verkehr würde mit der Strahenbreite auskommen. Anscheinend hält aber die Große Leipziger Straßenbahn den Zeitpunkt für noch nicht ge kommen, der Straßenverbreiterung nccher zu treten. Verhandlungen, die der Rat mit der Gesellschaft ge pflogen hat, haben nämlich ergeben, daß diese es äb lehnr, einen angemessenen Beitrag zu den Verbreite rungskosten zu zahlen. Der Rat hat daher bei der gegenwärtigen Sachlage beschlossen, die südliche Straffen- und Baufluchtlinie vor den Grundstücken der VII. Bürgerschule bis zur Ecke der Merseburger Straße (Nr. 31 45 der Dcmmeringstraße) zurzeit »och nicht festzusetzen, sondern ihre Festsetzung für die Zukunft vorzubshalten, da augenblicklich eine Aen derung nur unter schweren Dedinaungen möglich wäre. lH Der sächsische Haupt-Missionvverein verein nahmt« im vergangenen Jahre für die Heidenmission 172 029 (37 241 Kollekteuertrag, 124 289 K Bei ¬ träge usw), für die Judenmission 7951 An das Kollegium der ev.-luth. Mission in Leipzig wurden von der erstgenannten Summe 160 980 .N und an den Zentralvercin für Mission unter Israel rn Leipzig 6000 adgeliefert. Das Vermögen der Heidcnnnssion beträgt 120 515 ^t, das der Judenmission 15 283 ,4t. Außerdem wurden von der „Aehrenlese" noch 16 417 und sonst noch 56 042 4t direkt bei der Leipziger Mis sion adgeliefert, so daß überhaupt 1910 für die Heiden mission 240 861 ,<t gespendet wurden. Die höchsten Cmben hatten folgende Ephorien: Dresden I s26 294 Marks, Schneeberg s8569 .4t), Leipzig I s7968 .«). Glauchau (7888) .tt); am wenigsten brachte Oelsnitz mit 1981 Der Bericht über das Missionsrverk bei den Heiden und Juden im vergangenen Jahre lautet günstig. Die Zahl der Heidentausen ist gegen das Vorjahr bedeutend gestiegen. Auf den drei Missions feldern in Indien, Deutschostasrika und bei den Kamba besitzt die Leipziger Mission insgesamt 55 Sta- noncn mit 328 Gottesdienstlokalen. 72 Missionaren und Gehilfen, 820 Eingeborenen-Pastoren, -Gehilfen und Gehilfinnen, 23 294 Gemeindegliedern, 393 Heidentaufen. 357 Schulen und 16 886 Schülern, da von 1159 Kostschüler. Auf die indische Mission ent fallen allein 41 Stationen mit 38 Missionaren, 756 eingeborenen Hilfskräften. 21901 Gemeindegliedern, 193 Heidentausen, 289 Schulen und 10 971 Schülern. » Ausschuß der Turnvereine Leipzigs zur volkstüm lichen Feier des Sedantage». Die im Stadlgebietc Leipzigs liegenden Vereine des Schlachtfeldgaues stud ersucht, einen ihrer Vertreter zu einer kurzen Nach versammlung, die sich an den Eautag (19. April im ..Volkswohl") fügen soll, zu ntsenden. Es ist u. a. die Wahl von sechs Vertretern für den Ausschuß vor zunehmen. * Die anarchistischen Sewerkschaftsangehörige» Leipzig» hielten am Sonntag im „Tivoli"-Saal eine von etwa 100 Personen besuchte Versammlung ab, in der der Führer der Freien Vereinigung deutscher Ge werkschaften, Köste aus Magdeburg, in einem Vor trag über das Thema: ..Zentralverbände od«r Freie Bereinigung" sich gegen die das Unterstiiüungsrvesen und den Parlamentarismus fördernden sozialdemo kratischen. damit aber den ökonomische» Kampf hemmende» G«werkschafts-Z«ntralverbünde wandte und für die Freie Vereinigung deutscher Gewerk schaften eintrat, da nur dies« für den ökonomislben Kamps und damit für die Verwirklichung des Sozia lismus wirke. * Im Wahn. In der vergangenen Nacht gegen ^2- Uhr l>at sich aus einer im dritten Stock gelegenen Wohnung eines Hauses am Ranstädter Steinweg eine 45 Jahre alte Aufwärtcrin, vermutlich in einem Austenolick geistiger Störung, an einer Wasch- lcrne her nntcrzu lassen versucht. Sie rst dabei hcrabge stürzt und hat innere und äußere Verletzungen davongetragen. Nach Anlegung eines Nötverdandes wurde di« Unglücklickn: im Rettungsautomobil rn das Krankenhaus zu St. Jakob gebracht. * In Haft genommen wurde ein 20 Jahre alter Hausdiener von hier, der eine Reihe Fahrrad- dieb stähle verübt hatte. In einem 31 Jahr« alten Markthelser aus Gattersstedt bei Querfurt fand er einen willigen Abnehmer für die gestohlenen Räder, der ihn teilweise erst zu den Diebstählen ver leitet hatte und einen schwunghaften Handel mit den Rätern trieb, 2vegen gewerbsmäßiger Hehlerei wurde daher auch der Markthelfer in Haft genommen. Einige gestohlene Räder wurden bei dm» Hehler noch vorgefunden und konnten den Eigen tümern wieder ausgehändigt werden. — Ferner wurde ein 37 Jahre alter, schon schwer vorbestrafter Pro kurist aus Breitingen festgenommen, der zum Nachteil eines Geschäftsinhabers in Markranstädt bedeutende Unterschlagungen verübt hatte. — Zur Rechenschaft gezogen wurde ein 23 Jahre alter Arbeiter von hier, ter an feiner Arbeitsstelle Kleidungsstücke gestohlen und verkauft hatte. — Nach Unterschlagung von 300 zum Nachteil seiner Eltern war ein 15 Jahre alter Schreiber von hier flüchtig geworden. Mit dem Geld« hatte der Bursche ein« Vergnügungsreise nach Berlin und Magdeburg unternommen und kehrte fetzt völlig mittellos zurück. * Leuchtgasvergistung. Heute vormutag 11 Ubr wurde in seinem Laden Schuhmachergäßchen Nr. 5 der Schirmhändler Hertzog infolge Leurtnoae . a ft rg leblos aufgefunden. » Leichenlandungen. In der Pleiße noye am Schulplatze wurde heute morgen ei» unbekannter rveiblicher Leichnam, der schon längere Zeit im Wasser gelegen hat. aufgefunden. — Zur selben Zeit wurde in der Pleiße zwischen Pfahlbau und Schwarzer Lache ein unbekannter männlicher Leichnam ausgefundcn. * Unfälle. In der Gellertstraße brach gestern ein 59jähriger Krüppel infolge völliger Erschöpfung zu sammen und wurde nach dem Krankcnhausc gebracht. — In der Brandenburger Straße stürzte gestern ein 13jähriges Schulmädchen beim Turnen am Treppen geländer vom dritten in den zweiten Stock hinab und erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. Aus Sschlen. Dresden, 27. März. - Hosnachrichten. Prinz Johann Georg ist gestern vormittag 10 Uhr nach Cannes abgereist, um gemein sam mit -er bereits dort weilenden Frau Prinzessin an der Feier des 70. Geburtstages des Grafen von Caserta am 28. März teilzunehmen. Donnerstag, den 30. März abends gedenkt der Prinz wieder hier einzutreffen. -o- Pirna, 27. März. (Ein Geschenk von 25 000 Mark) ist von einer großen industriellen Firma des Pirnaer Bezirks der „Gemeinnützi gen B e z i r k s st i f 1 u n g" zuteil geworden. Diese Stiftung, an deren Spitze sich unser Amtshauptmann von Nostitz befindet, ist in der Hauptsache der Förde rung sozialpolitischer Zwecke gewidmet. Landwirt schaft und Gewerbefleiß sowie Arbciterwohlfahrt und Volksbildung finden dabei gleichmäßige Berücksichti gung. Es erfolgen Beihilfen an Innungen und Volks bibliotheken; auch ist die Veranstaltung von belehren den und unterhaltenden Vorträgen vorgesehen. h. Chemnitz. 27. März. sUnfall der Feuer, wehr.) Als heute früh die Feuerwehr zu einem Brand« in der Ziegelstraße ausrückt« und einem ent gegenkommenden Möbelwagen ausweichen wollte, ließ der erste Mannschaftswagen mit diesem zu- ammen. Durch die Gewalt des Anpralles wurden drei Feuerwehrleute vom Wagen herab a u f die Straße geschleudert und erlitten schwere Verletzungen. Ans Sachlens Umgebung. II. Eilenburg, 26. März. (Ein folgenschwe rer Ueberfall) spicke sich heute früh in der zweiten Stunde vor dem Grundstück der Deutschen Zelluloidsabrik ab. Der dort beschäftigte Arbeiter Joh. Pilarski, d«r sich in Begleitung eines Arbeits kollegen auf dem Heimwege nach der Fabrik befand, wurde von mehreren Personen überfallen und erhielt eine schwere Verletzung am Kopf, ferner 4 Messer stiche, die das Schulterblatt, die Wirbelsäule und die Hüfte trafen, und weiter eine lebensgefähr liche Verletzung am Unterleib. Er wurde sofort dem Städtischen Krankenhause überwiesen, wo er hoffnungslos daniederliegt. Jena, 26. März. (Der näch ste thüringi sche Gastwirts tag) soll im Spätsommer 1911 in unserer Stadt abgehalten werden, weil hier vor einem Vierteljahrhundert die jetzt 39 Vereine um fassend« Thüringer Zone gegründet wurde. Ronneburg, 26. März. (Die Stadtver ordneten) genehmigten die vom Stadtrat vor geschlagene Gehaltserhöhung der städtischen Beamten. Die Aufbesserung macht etwa zehn Prozent aus. » Karlsbad, 27. März. (Einbruchsdieb- stahl bei der Firma Hirsch L Co.) In der Nacht vom 21. auf den 22. d. M. wurden aus dem verschlossenen Laden der Damenkonfektionsfirma Hirsch K Co. im Hause „Moderna" einaebrochen und einige hundert Persianerfelle, große Mengen von Seiden-, Chiffon- und Kammgarnstoffen im Werte von 5000 Kronen entwendet. Die Täter verpackten die F«lle und Stoffe und fuhren am 23. früh gegen Komolau, wo sie später ausgeforscht und verhaftet wurden. Die Einbrecher sind zwei Wiener namens Josef Plaß und Johann Bukasch. Tsgeschronik. Oie vranükstaltroplre in New York. Durch kurze Meldungen haben unsere Leser schon von dem furchtbaren Brandunglück in New Park er fahren, dem über 150 Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Jetzt liegen genauere Nachrichten vor, die wir nachstehend folgen lassen: Der Brand der Blusen- und Zelluloidwarenfabrik ist die furchtbar st« Katastrophe seitdem Brande des Dampfers „Sbdcum". Das Feuer brach bei Geschäftsschluß während der Lohn zahlung aus. Achthundert Mädchen, die sich im achten, neunten und zehnten Stock aufhielten, wurde» von einer grenzenlosen Panik ergriffen. Die Notleiter an der Rückseite des Gebäudes war den meisten unbekannt. Die Mädchen krochen in ihrer Angst meist auf die schmalen Vorsprünge und Simse. Sobald ihre Kleider Feuer fingen, sprangen sie auf die Straße hinab. Die Rettungsnetze erwiesen sich, wie dem „B. L.-A." gemeldet wird, als wertlos, weil zu viele gleichzeitig sprangen, so daß die rasch von der Feuerwehr aufgcspannten Netze rissen. Ueber hundert Leichen lagen in langer Reihe längs der Straße gebettet. Mindestens 150 Personen sind durch Brand oder Sturz umgekommen, 148 Leichen wurden geborgen. Die Aufzüge zu den einzelnen Stockwerken konnten bald nach Ausbruch des Brandes nicht mehr fahren, da sie von Leichen verstopft wurden. Die Mädchen sprangen entsetzt in die Schächte. Viele ver kohlte und verstümmelte Leichen wurden auch in der Fabrik und in den Höfen gefunden. Hunderte der von der Glut arg Bedrängten wurden über das Dach von mutigen Studenten der angrenzende» New-Pork Universität gerettet. Ein Man» im Jniiern des breiincildeil Gebäudes hatte an scheinend de» Verstand verloren; er warf etwa ein Dutzend Mädchen au» einem Feaster des zehnten Stockes und sprang dann hinterher. Di« Opfer sind meistens italienischer Nation«, l i t ä t. Von anderer Seite wird ergänzend berichtet: Spät nachmittags, als eben der Ärbeitsschluß erfolgen sollte, sah man ein Rauchwölkchen au, den Fenstern des siebenten Stockwerks steigen. Einig« Vorüber gehende hörten ein« Explosion. In wenigen Augenblicken stand das ganze Gebäude in Flammen und gleich einer einzigen Feuersäule vom Keller bis zum Dach. Di« grauenhaften Szenen, die sich abspielten. spotten jeder Beschreibung. Von den beiden Fahrstühlen im Gebäude war der eine im Umsehen überfüllt und geriet außer Betrieb. Der Fahrstuhlmann sagte aus: Ich sah in den Korridoren und oberen Stockwerken dichtgedrängte Menschen massen in wahnsinniger Angst miteinander kämpfen, um in den Fahrstuhl zu springen, während er vorüber sauste. All den vorderen und Hinteren Fenstern rangen Männer und Frauen, um heranzukommen und in den sicheren Tod Hinuntcrzuspringen. An hundert wagten den wahnsinnigen Absprung und krachten zu meist durch die von den Feuerwehrleuten hastig aus gebreiteten Netze. Fünfzig davon blieben sofort tot, der Rest wurde, entsetzlich verstümmelt, von Ambu lanzen in die Hospiäler gesck^aftt. Zwanzig Mädchen lagen in einem Haufen auf dem Boden eines Lust schachtes, auf den sie aus dem neunten Stock gefallen waren. Sie hatten sich zuerst auf einen schmalen Vorsprung oben am Schacht vor der Hitze zu retten gesucht. Dort waren sie von nachdrängenden Mädchen heruntergestoßen worden. Ein halbes Dutzend Mädchen versuchte auch an einem starken, vom neunten Stock aus nach dem Nachbar bause hinübergespannten elektrischen Kabel entlang zu klettern. Das Seil riß aber unter ihrem Gewicht, und die Unglücklichen stürzten sämtlich auf die Straße, wo sie augenblicklich zerschmettert tot liegen blieben. Andere Mädchen versuchten sich durch Absprinaen ans die nächstgeleaenen Gebäude zu retten. Doch dies« waren unglücklicherweise so niedrig, daß sie ebenfalls dabei nmkamen. Nach zweistündiger Löscharbeit, an der sich der größte Teil der New Porker Feuerwehr beteiligt«, wurde man des Brandes Herr. Aus dem noch glimmenden Gebäude wurden ununterbrochen Leichen lferausgeschafft. Als tt rs a che des Unglücks wird allgemein eine frevelhafte Nachlässigkeit angenommen. Das Gebäude war für feuerfest er klärt worden und man hatte deshalb unterlassen, die beiden Hauptseiten mit Feuerleitern zu versehen. Der Chef der Feuerwehr Crofter erklärte, dieses Unglück entspreche genau seiner Voraussagung; er habe fortwährend Feuerleitern an den Außenseiten aller solcher Gebäude verlangt. Die letzte Nachricht besagt folgendes: New Pork, 27. März. Ueber die Brandkatastrophe wird weiter gemeldet: Die Zahl der Toten beträgt 141. Zwölf Schwerverletzte liegen im Hospital. Die Mehrheit der Toten sind Deutsche und Italienerinnen, 90 Prozent junge Mädchen. Zahlreiche Körper sind so verkohlt, daß sie nur an den Schmucksachen erkannt werden. Die Behörden haben bereits eine energisch« Untersuchung angestellt, um zu ermitteln, wen di« Schuld trifft. Sturmkstsltrophen auf See. Kuxhaven, 27. März. Der eisige Nordostfturm mit heftigen Schnceböcn in der Nordsee und an der Elbe mündung halt an. Heute nacht ist das deutsche Segelschiff „Anna" vor der Elbe gesunken. Die Mannschaft wurde gerettet. Der vorgestern am Scharhörnriff gesunkene Dampfer „S h o c l e y" wurde vergeblich zu bergen gesucht. Das Lotsenboot des zweiten Elbfeuerscyiffs ist im Sturm mit orei Mann u n t e r g e g a n g e n. Paris, 27.Mürz. In der vorvergangenenNacht gegen ^3 Ubr stieß der aus Glasgow kommende Dampfer „Irishbrook" acht Meilen von Beachy Head mit dem aus Dünkirchen kommenden französischen Dampfer „Ville de Bordeaux" zusammen. Beide Schiffe sanken sofort. Die Mannschaft der beiden Dampfer, 49 Köpfe, rettete sich aus Booten und wurde von einem vorbeifahrenden deutschen Schifte ausgenommen, das sie nach Newhaven brachte. New Hork, 27. März. Das Dampfschiff „Rethel", das zwischen Vancouver und der Küste verkehrt, ist gestern nacht gescheitert. Die Zahl der Toten be läuft sich auf vierzig. bange mit dem Morde in der Grillhofersttaße steht. Es handelt sich also nicht um Epionendienste. sondern darum, einen Spion zu finden, einen Spion, der wahrscheinlich einen Mord begairgen hat. Gerade Sie, als Offizier, müßten Verständnis für die Wich tigkeit einer solchen Aufgal'e haben." „'Wenn es so ist —" „Es ist so. Die Papiere, die gestohlen wurden, sind, wie ich Ihnen im Vertrauen Mitteilen kann, hochwichtige militärisch« Dokumente. Wir müssen olles daran setzen, sie wiederzubekommen." „Wer strgt Ihnen, daß es nicht schon zu spät ist'?" „Wer? Der Mord in der Grillboftrstraße!" „Das verstehe ich nicht." „Sie werden es schon verstehen. Vorausgesetzt, daß Sie sich uns zu Diensten stellen", antwortete der Polizeirat. „Ich würde mich nicht an Sie wenden, wenn ich nicht wüßte, daß Sie, gerade Sie, in dieiem Falle uns l^elfen können. Wir arbeiten in ollen Kreisen, nur in die Salons kommt niemand von uns. ohne gekannt zu sein. Und erkannt werden darf ein Polizist in heiklen Fällen nicht. In der Gesellschaft vchon gar nicht. Die Fäden der beiden qehcinnis vollen Taten aber laufen wahrscheinlich in irgend einem Boudoir zusammen, das unsere Agenten nicht l»etretcn können. Also, wollen Sie? Ihre Zukunft ist gesichert, wenn Sie einschlagen!" „Wenn es einem Verräter an den Kragen geben soll, bin ich Ihr Mann." „Dann kommen Sie? Ich werd« Sie gleich dem Präsidenten vorstellen." (Fortsetzung folgt.) Wilhelm vltwslü über Mphonle üe LrmüoUe. In dem zweiten Bande seiner Studien zur Bio logie des Genies unter dem Gesamttitel „Große Männer" gibt Wilhelm Ostwald eine Uebersetzung des Werkes „Zur Geschichte der Wissenschaften und der Gelehrten" non Alphonse de Candolle*), dem berühmten Gelehrten und auswärtigen 'Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris, der König!. Gesellschaften in London, Edinburg und Dublin, der *) Lrtptin- Sltndkmttche Bcrlao««ksklltchaft m. b. NNl. Akademien in Berlin. Mümhen, Petersburg, Stock Holm, Kopenhagen, Brüssel, Amsterdam, Nom »sw. Von Candolle gibt Ostwald folgendes Lebensbild: Alphonse de Candolle kam am 27. Oktober 1806 in Paris zur 2velt, wo seine Eltern, die von französischen R»f»gi<-s abslamintcn und seil 1558 in Genf ansässig waren, sich zeitweilig aufhielte». Sm» Vater war der hochberühmte Botaniker A » g n st i » PYramus d « Candolle, der Forscher, dem die gegenwärtige systematische Botanil hauptsächlich ihre Gestalt verdankt. Er hatte sich die gewaltige Ausgabe gestellt, in seinem „Prvdromns" eine miiienichailliche Zusammenfassung aller existierenden Pflanzeuarten zu liefern und wußte in den weitesten Kreise», die sich keineswegs auf die Fachgenojsen beschränkte», hilfsbereites Interesse für diese Riesenarbeit zu er wecken. Nach deii Schilderungen seines Cntclc Casimir scheint Anglistin-Pyramus durchaus dem romantische» Typus der Forscher angehört zu babeii. Augustin Pyramus wurde 1807 Professor der Botanik in Montpellier, wo Alphonse daher seine Jugendjahr« verbrachte. Doch siedelt die Familie be reits 1814 wieder nach Genf über, wo der Vater eine enlsprccbeirdc Stellung an der dortigen Akademie be gleitete. Ilm die Zukunft seines Sohnes in wirt schaftlicher Beziehung bester zu sichern, als dies durch die Pflege der reinen Wissenschaft unter den da maligen Verhältnissen möglich war, veranlaßte er ihn, Jurisprudenz zu studiren. Alphonse schloß dieses Studium als Dreinn-zwanzigjähriger mit einer Dissertation über das Recht der Begnadigung ab, die so wertvoll war, daß sie später nochmals aufgelegt werden mußte. Jin nächsten Jahre erwies er sich bereits als fertiger Botaniker durch eine Monographie der Cam. panulacecn, die durch ihre sorgsame Berücknckttigung der geographischen Verbreitung dieses Geschlechts be reits eine lveientliche Richtung seiner spätere» her vorragenden Tätigkeit als Pflanzengeograph kenn zeichnete. Sehr bald wurde er Honorar professor der Botanil an der Genfer Akademie ldie später in eine Universität um gewandelt worden ist) und ging als solcher seinem Vater sowohl l»eim Unterricht der Studenten wie bei der Bearbeitung und Reduktion des „Pradroinus" zur Hand. Auch die Verwaltung des botnnischen Gartens übernahm er. doch zog er aus den hier gc machten Erfahrungen den Schluß, daß der Aufwand für die Elhaltnng dieser altertümlichen Institute außer Verhältnis mit dem wissenschaftlichen Wert der Ergebnisse sicht. Mit 21 Jahren heiratete Alphonse de Candolle Frl. Jeanne Vicioirc K null e r, gleichfalls eine Genferin. Nach wenigen Jahren verstarb sein Vater, und .'llphonie übernahm mit den sehr wertvollen Samm lungen an Herbarien und Büchern auch die Ver pflichtung zur Fort.etzung der groß angelegten Unter nehm''»gen seines Vaters. Vermöge eines sehr hoch entwickelten Ordnungssinnes brachte er alle diele Schätze in ftn so ausgezeichnetes System, daß er sic ahne Störung seiner eigenen Arbeiten der ganzen Fachgenossenschait zur Verfügung stellen konnte, wie denn in -cm historischen Hause am alten Peterskirch- hof auch weiterhin ein großer Teil der späteren Ent wicklung der beschreibenden Botanik durch die zahl reichen Forscher, die -ort als arbeitende Gäste ver kehrten, staltgefnnden hat. Die politischen Unruhen, von denen die kleine Republik bcstänsig erfüllt war. bewirkten, daß Alphonse de Candolle 1850 seine Professur niederlegen mußte. Ihm war dieser äußere Zwang, etwas zu tun, wonach er »ch lange gesehnt hatte, was ihm aber seine Gewissenhaftigkeit den patriotischen Pflichten gegenüber freiwillig zu tun nicht gestattet hatte, von Herzen willkommen, und er drückte den teilnehmenden Freunden seine Freude darüber aus, nun endlich aus schließlich für die Wissenschaft leben zu können. Hier handelte cs sich zunächst um die Fortführung des ..Prodromus", dem er aus eigener Initiative zur Erfüllung -er neu ausgetretenen wissenschaftlichen Be diirfnisse eine groß angelegte Sammlung von Mono gravbien einzelner Pflanzensamilien zuingte. Sodann veröffentlichte er grundlegend« Werke über Pflanzengeoqraphic, in denen er das Pro blem bis tief in sein« kausalen Bedingungen binein zu verfolgen wußte. Einen sehr großen Teil seines Interesses nahmen die Fragen der Snstematik (Ab grenzung der Spezies, Variationen usw.) und die damit zusammenhängenden der Nomenklatur in An spruch. Hier übte er aus die zeitgenössische Willen schäft einen nahezu unbedingt maßgebenden Einfluß ans. -en er -er außerordentlichen Nüchternheit nnd Sachlichkcil verdankte, mit -er er diese zuweilen durch so manche nicht zur Sache gehörigen Einflüsse gc trübten Angelegenheiten zu behandeln wußte: viel leicht ist ihm hier seine juristische Schulung besonders nützlich gewesen. Endlich spielen unter seinen Publi kationen biographische Würdigungen dahingeschiedener Fachgenossen eine bedeutend« Rolle. In dein merkwürdigen und einzigartigen Luche, dessen Uebersetzung hier mitgeteilt wird, lassen sich die Einflüsse aller dieser privaten und wissenschaftlichen Richtungen und Beschäftigungen erkennen. Die tätige Teilnahme an der Verwaltung seiner Vater stadt, -er er sich trotz vieler Schwierigkeiten und Ent täuschungen niemals entsagen wollte, hatte ihm einen weiteren Erfahrungskreis bezüglich menschlicher .Kollektiveigenschaften gegeben, als er sonst einem Naturforscher zugänglich zu sein pflegt, und di« be ständige Richtung seines Geistes auf Vergleichen und Unterscheiden hatte ihn daran gewöhnt, auf alle Mannigfaltigkeiten seines Erfahrungskreises die gleichen Betrachtungsweisen anzuroenden, um sie wisscnsckiaftlich zu ordnen und zu verstehen. Di« geo graphische Verteilung der Pflanzen unter Berück sichtigung der physischen Existeirzbedinpungen, die sic an den verschiedenen Orten finden, sowie der Ursachen, die ihre Verbreitung bewirken, legt« ihm nähe, auch die geographische Verteilung der großen Männer unter ähnlicher Fragestellung zu erforschen. Und die von ihm sehr stark empfunden« Auszeichnung, ebenso wie sein Vater auswärtiges Mitglied der Pariser Akademie zu sein, mag ihn auf den Gedanken gebracht haben, die Ehrenernennung der Akademien als ob jektiven Maßstab für den Zvert der Forscher auf ver schiedenen Fäckicri», Ländern und Zeiten zu benutzen. Er selbst gibt den seit seinen Jugendjahren mit großer Intensität aufgetretenen Hang, die Methoden der Statistik auf alle möglichen Probleme anzuwenden, als eine wcsentlick)« Quelle jener Studien an, deren Niederschlag »ch in diesem Buche findet. Dieses erschien unter dem nicht sehr bezeichnenden Titel: „Ili^toive äos 5-c-ion«-» et äos savanta ckepuis »ieux -üöele.-, ^uivie «i'avtrc^ 4tu6os mir 6ea sufst« --«ientikigueL, oir pnrtievUür »ur la sölsc:ti->n cians I'esi>^<z sturnaine" im Jahr« 1873 in erster Auflage. Der Verfaster war damals also 67 Jahre alt. Die Merkwürdigkeit, daß ein dermaßen neuartiges Werk in einem so späten Lebensalter des Derfasters er scheint. mildert sich durch den eben betonten Umstand, -aß es sich nm die Anwendung längst erworbener Denk- und Arbeilsgewohnheiten auf ein gleichfalls lange und mit Liebe gesammeltes Material handelt; auch erklärt sich hieraus die ein wenig aphoristische
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