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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110330021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911033002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911033002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-30
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Äezugs-Preis ur ^«pzia in» Bor»«» durch uolerr IrLa« und Spedtteu« 2««l tsalich m«Hau» gedrachrr-v^ m««aU„ L.7V^» ni««jthrl. Bel unftr»LUial« u. »n. natzmißeü»» -dgehoU: 7S m»imU„ Durch dt» *««! innerhuld Deurichland» und d« drutichen Nolonien virrtellährt. tt.Ts «»uatl. 1.2» autsch«. Postbrstrlkaeld. Frrnrr in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, .Ilalien, tiureuiburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich- Ungarn, Nu bland, Schweben, Schmer» u. Spanien. I» allen übrige» Staaten nur direkt durch de« <pr>chLtl»slrlle de« Blatte« erhältlich. Da« Leipziger Dageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn- u. Feiertag« nur morgen«, »oonn« men «»Annahme: Augustusplatz 8, ort unleren Drägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, iowie Postämter« u«td Briefträgern. iLln,,l»«rkao<«pr«i* der Motten- auägabe der Äbeadau-gab« l> Abend-Ausgabe. Uclp.rigtrTagtblM Handelszeitung. Amtsblatt Ses Rates und des Nolizeiamtcs der Stadt Leipzig. Auzeigeu« Preis iS« Jmftua»» au» Leivmg und Umgeüu.r, di, ägchpaltmr» SO »rin breit« Peruzei!- 2S di» 74 AU» breite Sieklamejerle l d»» —3V bteHamen 1.20 Juserat« »»» Brhtrde» st» anulichen De,: di» 74 »» breit» Betitzeil, 40 ch. «chchtft»an»eiaen mir PIa»»or>chriftea und « der Lbendauäaab« im Preise erhöh«. Nabau nach Dan«. Beilagegebühr 6 p. Dantend «xv. Postgebühr. ,"-esterteilt» Aufträge kSanen nicht zurück- g-zage» «verden. Für da» Drscheinen a.i defnaunt*» Dage» und Plätzen wird keine Gattntt« üdernommeir. «neigen-Annahme: Auguftutzplatz 8, de« sämtlichen Filialen u. allen Annoncen itlpedmonen de» lju» und SullanLe«. tztedaktion und Geschäftsstelle: Zohanniegasse «. Fernsprecher r l«t>S^ I46U0. 14S>» Haupt-Flltale Dresden: Leeftravc 4,1 (Telephon 4621). »4 ss» ir t'l» 11. 11, « Z 10 8 so so Ä 8 10 » 8 8 i a i Nr. 89. vannerstsg, üen 30. Mörz l9N. 105. Zshrgsng. Ole neue venklttzttlt -er Sn- lieülungskommMlon kür 1910. Die neue Denkschrift über das Anfiedlungswesen in Posen und Westpreußen für das Jahr 1910 geht nunmehr dem Landtage zu. lieber die wesentlichsten Angaben können wir folgendes mitteilen: Von der Ansiedlungskommission wurden im Laufe des Jahres 1910 1 Herrschaft, 7 Rittergüter, 12 sonstig« Güter sowie 33 Bauernwirtschaften mit einer Ge samtfläche von 11 898 Hektar für den Kaufpreis von 161h Millionen Mark erworben. Von dieser Fläche entfallen auf den Regierungsbezirk Marienwerder 7020, auf den Regierungsbezirk Posen 3110 und auf den Vromberger Bezirk 4788 Hektar. Von -en ge nannten Gütern waren 3 Güter und 13 Bauernwirt schaften mit einer Fläch« von 1366 Hektar vor her in polnischem Besitz: der Rest war in deutscher Hand. Im ganzen wurden überhaupt bis Schluß des Jahres 1910 385 460 Hektar (Güter 358 455 Hektar, bäuerliche Besitzungen 27 005 Hektars für einen Kaufpreis von 367 Millionen Mark er worben. Der durchschnittliche Kaufpreis für die im Jahre 1910 angekauften Güter beträgt 1034 .1t pro Hektar, für die Grundstücke 1718 -4t pro Hektar, so das, sich der Durchschnittspreis bei dem Gesamtankauf auf 1114 Mark pro Hektar stellt. Was die Besitzstandfestigung anbetrifft, so sind in Westpreußen und Posen im Jahre 1910 von der Deut schen Bauernbank in Danzig und der Deutschen Mittelstandskasse in Posen 1341 Güter und bäuerliche Grundstücke mit 42 807 Hektar im Besitz gefestigt worden. Unter Hinzurechnung der Ergebnisse aus den Vorjahren beträgt die Zahl der gefestigten Be sitzungen 4335 und die gefestigte Fläch« 118 546 Hek tar. Zur Durchführung dieser Besitzfestigungen sind aus dem Ansiedlungsfonds 48 Millionen Mart an Rentengegenwerten hergegeben worden. Uebcr das Ansiedlungsgeschäft (HI. Abschnitts ist zu bemerken, daß im Jahre 1910 1873 Verträge über Ansiedlerstcllen, davon 1598 rechtswirksam, geschlossen worden sind. Es konnten also 1598 Ansiedler angesetzt werden. Die Gesamtfläche der im Jahre 1910 ver gebenen Renten- und Pachtitellen beträgt 20 697 Hektar, die Durchschnittsgröße der Stellen 11,78 Hektar. Im ganzen sind bis Ende 1910 18 507 An siedler angesetzt worden, die mit ihren Fami lien 111 000 Köpfe zählen. Die im letzten Jahre angesetztcn Ansiedler verteilen sich auf die einzelnen Provinzen wie folgt: Westpreußen 264, Posen 493, Ostpreußen 3, Brandenburg 16, Pommern 53, Schle sien 62, Sachsen 73, Hannover 51, Westfalen 132, Hessen-Nassau 47, Rheinprooinz 8, übriges Deutsch land 43, außerdeutsche Staaten 353. Von allen bisher angesetzten Ansiedlern stam men aus dem Ansiedlungsgebiet (Westpreußen, Posens 4938, aus dem übrigen Deutschland 8802 und aus dem Auslande 1387, wobei zu bemerken ist, daß letz tere Zahl meist deutsche Rückwanderer aus Ruß land in sich bezieht. Bemerkenswert ist, daß das Ansiedlungscrgebnis des Jahres 1910 etwa de: Grün dung von 16 Dörfern mit je 1600 Morgen Stellen land gleichkommt. Die seit dem Bestehen der An- siedlungskommission zu Ansicdlerrecht vergebene Fläche beträgt 265 219 Hektar oder 47 Quadratmeilen. Oss Grüne Suto. Roman von August Weiß!. (Nachdruck -'«rLod-n.) Nach wenigen Minuten kam er mit einem Kamm zurück und setzte seine Untersuchung fort. Endlich wandte er sich an den Doktor. „Ein günstiger Zufall setzt mich in die Lage, Ihnen recht genaue Auskünfte aeben zu könn«n, die viel leicht für Ihre Nachforschungen von großem Werte werden können. Die Haare sind sehr gut gepfleate Kopfhaare einer Frau, die im Alter van dreißig bis süniunddreißig Jahren steht und nur teuerste Schön heitsmittel gebraucht. Di« Haare waren ursprüng lich schwarz, sind, wie gesagt, ganz auffallend gut ge pflegt und mit Fleur d'or, die Flasche zu vierzig Kronen, gefärbt." Doktor Martens staunte über die Auskunft und fragte etwas ungläubig: „Verzeihen Sie, Herr Professor, meine Neugierde, aber wie komemn Sie zu diesen Schlüssen?" „Sehr einfach, Herr Kommissar. Die Marksubstanz der Haare zeigt zahlreiche dunkle Farbstellen, und die Haare sind an den Wurzeln schwarz. Daraus folgt erstens, daß die Frau noch nicht alt sein kann, zwei tens,' daß ihre Haare früher schwarz gewesen sein müssen. Die mittlere Dauer, die zur Lösung der Haarwurzeln in Aetzkalilauge nötig war, stimmt ge nau mit jenen überein, die bei den Haaren meiner Frau notwendig erscheint: daher meine Angabe über das vermutlich« Alter. Die Analyse des Haarfärbe mittels weist genau die Zusammensetzung des mir be kannten Fleu d'or auf. Sie sehen also, es war kein Kunststück/' Doktor Martens fragte noch: „Können Sie mir vielleicht sagen, wo das Fleur d'or erzeugt wird?" „Gewiß. Bei Seifen L To. auf dem Graben. Don dieser Firma ist es mir erst kürzlich zur amt lichen Analyse zugeschickt worden, bannt ich die Un schädlichkeit oestattge." Doktor Marions begab sich in die Parfümerie auf dem Graben. Das Färbemittel wurde erst seit zwei Monaten auf dem Wiener Platze vertrieben. Gekauft hatten es bisher nur wenige Damen. Einige konnte der Ver käufer angeben, da sie Kunden des Geschäftes waren. Doktor Martens notierte sich die Namen Auf den Ansiedlungsgütern waren Ende 1910 334 ledige deutsche Arbeiter und 1494 deutsche Arbeiter und Handwerkerfamilien, im ganzen 8494 Köpfe, ein gestellt. Außerdem haben in den Ansiedlergemeinden etwa 1050 deutsche Arbeiter- und Handwerkerfamilien und 5000 ledige deutsche Handwerker, Arbeiter und Arbeiterinnen (zusammen 11000 Personen) ihren dauernden Wohnsitz. Die gesamte deutsche Bevölkerung der Ansiedlungsgemeinden und Ansied lungsgüter ist auf 131 000 Personen zu schätzen. Zur Förderung der Ansiedlung selbständiger deutscher Ar beiter in Westgreußen und Posen hat die Ansiedlungs kommission im Jahre 1910 33 000 -4t Prämien aus gezahlt. Ueber den Stand der Meliorationen gibt die Denkschrift im wesentlichen folgende Daten: Dränagen wurden ausgeführt auf 319 Gütern mit einer Fläche von 164 000 Hektar im Umfange von etwa 53 000 Hektar mit einem Kostenaufwand von 9 Millionen. Im ganzen wurden bis Ende 1910 4632 Moorkulturen und 305 Hektar Wiesenmeliora tionen mit einem Kostenaufwand von 2,4 Millionen Mark angelegt. Auf eigenen Ziegeleien der Ansied lungskommission wurden im Jahre 1910 für die An siedler 18,4 Millionen Mauer- und Dachsteine herge stellt. Fremde Ziegeleien lieferten 65 Millionen Steine und 3 Millionen Dränröhren. VVmarkenverein unü Gnteignungstrsge. Die Ausführungen des preußischen Landwirt- schaftsministers Freiherrn v. Schorlemer- Liser über di« Ostmarkcnpolitik in der Finanz kommission des preußischen Herrenhauses haben wenig Sympathie gefunden. Wir brachten dies bereits in unserer gestrigen Abcndnummcr zum Ausdruck. Auch der Deutsche Ostmarkenverein nimmt zu den Worten des genannten Ministers durch folgenden Beschluß Stellung: „Die Eklärung -es Herrn Landwirtschaftsministers vom 28. März in der Fincrnzkommission des Herren hauses bewegt sich in denselben allgemeinen, den Kern der Sache vermeidenden Wendungen, wie die Mitteilungen derselben Stelle vom 17. Januar im Abgeordnetenhaus«. Die einzige tatsächliche Angabe besteht jetzt darin, daß für das lausend« Jahr 2220 Ansiedlerstellen (also etwas über 20 000 sin) per sügbar seien. Daß aber damit die planmäßige Fort führung des Ansiedlungswerkes nicht gesichert wird, darüber geht der Herr Minister schweigend hin weg. Zu diesem Zwecke müßte nach dem durchschnitt lichen Jahresbedarf des letzten Jahrzehnts mehr als das Doppelte der heute zur Verfügung stehenden Bodcnfläche. nämlich statt einiger 20 000 Hektar 45 -50 000 Hektar, vorhanden sein. Die Mitteilung, daß gegenwärtig Verhandlungen über -en frei händigen Ankauf einiger Güter schweben, hat ge ringen Wert. Solche Verhandlungen finden seit Be stehen der Ansiedlungskommission ununterbrochen statt. Soweit sic aber di« Erwerbung polnischen Bodens bezwecken, und hieraus muß doch nach dem Zwecke des Ansiedlungsqesetzes zur Ausgleichung des fort- dauernden Verlustes deutschen Bodens das Haupt gewicht gelegt werden, sind sie bei dem polnischerseits geübten Terrorismus aussichtslos. Es bleibt also nichts übrig als der Weg der Enteignung, den die Gesetzgeber von 1907 08 bereits damals als Dokcor Martens überlegte: Wenn eine fremde Frau sich in die leere Wohnung cingeichlichen hatte, jo «nutzte sie die Oertlichkettcn doch vorher ausgekund Ichas:ct haben. Sie war also wahrscheinlich oft in dem Hause gewesen. Sollte sie niemand gesehen haben'? Doktor Martens schwankte nicht lange und fuhr in die Grillhoferstraß« zurück. Vorerst fragte er bei sämtlichen Parteien des Hoch Parterres nach Niemand mußte etwas anzugebcn. 'Nur das Dienstmädchen einer Parte« behauptete, der kleine Hund ihrer Herrschaft, -er sich bei ihr in der Küche befand, habe eines Abends plötzlich an geschlagen. Sie habe ein Geräusch auf dem Gange ge hört. In -er Meinung, es sei ein Bettler, habe sie die Tür halb geöffnet, und da sah sic eine Frau über die Stiege rasch hinabgehen. Wie sie ausgesehen habe, dessen entsinn« sic sich nicht mehr. Aber ihr fiel das rotblond« Haar aus. Nach lang«m Fragen stellte der Kommissar fest, -aß sich das am 9. Januar, lso drei Tag« vor dem Morde, zugetragen hatte. Der Kommissar fragte, ohne Näheres in Erfahrung bringen zu können, in der Tabaktrafik, bei der Kreis- lerin und bei sämtlichen Parteien des Hauses nach. Dann ging er Fuß dem Gürtel zu. Ecke -er Schmalhoferstraße standen Einspänner. Vielleicht war da etwas zu holen. Es meldete sich auch ein«r, der am 9. Januar abends gegen 9 Uhr eine rotblonde Frau geführt hotte. Und was er erzählte, war sehr verdächtig. Er fuhr die Fremde bis zum Haus« Alserstraßc Nr. 64. Dort bezahlte sie ihn sehr nobel. „I hab' glaubt", fuhr der Kutscher fort, „sie wohnt dort. Aber wie ich um die Eck' bieg, weil ich über die Mariahilferstraße heim nach Penzing hab' fahren wollen, sieg i, wie die Frau grad in den Wagen vom Bockfranzl einsteigt. Er is a Spezi von mir und stellt a in Penzing ein." Doktor Martens notierte sich die Nummer des Einspänners und fuhr zum Haus« Alserftraße Nr. 64. Es war, wie er vorausgesetzt hatte, ein Durch haus, das in die Schönburggasse mündete. Dort hatten Fiaker ihren Sandplatz. Der Bock franzl mar bald erfragt Er erinnerte sich des Fahr- gastes und gab an. daß ihm als Ziel die Paniglgass« auf der Wieden angegeben wurde. Die Fremde sei aber nicht so weit gefahren. Hinter der Elisabethbrücke unumgänglich notwendig und in Höch st em Maße dringlich erkannt hatten. Der Herr Minister bezeichnet die Staatsregierung als allein verantwortlich sür die in der Enteignungs frage zu fassende Entscheidung und lehnt daher den Versuch der Beeinflussung durch die in der Presse und von Vereinen und Versammlungen geäußerten Wünsche ab. Demgegenüber erklärt für seinen Teil der Deutsche Ostmarkenoerein: In den weitesten nationalen Kreisen besteht die stetig wachsende Besorgnis, daß es sich um eine neue Wendung — sie würde die elfte in der Geschichte der letzten hundert Jahre sein — in der preußischen Polenpolitik Handele, und daß die Unterlassung der Regierung, die ihr gewährten Machtmittel zu gebrauchen, einen Anfang dieser Um kehr bedeute. Eine solche Wendung wäre für Preußen und Deutschland verhängnisvoll. Der Ost markenverein, geschaffen auf den Rat unseres größten Staatsmannes, um für die Durchführung einer stetigen Ostmarkenpolitik einzutreten, sicht cs als seine vornehmste Pflicht an. seine Stimme zu er heben, wenn das mühsam geschaffene LlZerk von neuem bedroht erscheint. Wenn auch die Staats regierung allein die Verantwortung für die Maß nahmen in der Durchführung dieser Politik trägt, so hat doch die Folgen das ganze deutsche Volk zu büßen, und es ist daher die Aufgabe jedes Bürgers, der sein Vaterland liebt, rechtzeitig auf die schweren Bedenken der von der Regierung beob achteten Haltung hinzuweisen und sich dabei der jenigen Mittel zu bedienen, die ihm nach Verfassung, und Gesetz zustehen." p Milche Nschrichten. Der Nationalliberale Landesverein für dos König reich Sachsen hält Sonntag, den 2. April im Großen Saale des Hotels de Pologne in Leipzig eine Landes ausschußsitzung und seine diesjährige Haupt versammlung ab. Erster« beginnt mittags 12 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen: Jahresbericht, Rechnungsablagc, Bericht des tbeneralsekretärs Dr. Westenberger über die Vorbereitungen zur Rcichstagswahl und Aussprache über innere Parteiangelegenheiten und Organisationsfragen. Zur Landesausschuflsigung hat der k. Vorsitzende, des ge- schäftsfübrenden Ausschußes in Berlin, Geheimrat Dr. Friedberg, sein Erscheinen zugesagt. Im Mittel punkt -er nachmittags 3 Ühr stattfindenden Hauptver sammlung steht die Rede des Reichstagsabgeordnetcn Dr. Weber über die Arbeiten des Reichs tages. An die Versammlung schließt sich ein ge meinsames Essen an. — Zur Landesausschußsitzung haben außer den Reichstags und Landtagsadgeord- netcn nur die gewählten Vertreter der Vereine Zu tritt. Zur Teilnahme an der Hauptversammlung ist jedes Parteimitglied berechtigt. Der Nationalliberalc Verein für Leipzig und Umgebung veranstaltet am 1. April abends ^9 Uhr im Großen Saale des Zentraltheaters «ine öffent liche Versammlung, in -er dessen Vorsitzender Prof. Dr. Brandenburg über „Ultramontane Politik und deutsches Staatstum" sprechen wird. Das Kaiserpaar im Achilleion. Korfu. 30. März. (Tel.) Der Kaiser und die Kaiserin sowie Prinzessin V i k i o r r a Luise und Las Gefolge sind gestern gegen 3 Uhr auf dein Achilleion eingetragen. Der Kaiser besichtigte bald nach der Ankunft die neue auf den Terrassen auf gestellte Staiue des Achilles. Freiherr von der Goltz über die Ermordung Schlichtingv. Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz Pascha äußerte einem Redakteur der „Berk Morgenpost" gegenüber, er habe noch keine direkten Nachrichten über Len traurigen Vorfall in Konstanti nopel. Er kenne v. Schlichting selber als einen ruhigen und besonnenen Offizier, bei dessen ganzer Eharaktcranlagc es ausgeschlossen sei, daß er seine Leute mißhandelt oder auch nur zu schroff behandelt habe. Die Art von Korrektur, die er bei dem Alba nesen vorgenommen habe, sei um jo eher zu verstehen, als der Soldat weder Türkisch noch eine andere Sprache außer seiner Muttersprache verstand, v. Schlichiing habe aber wohl nicht den eigen artigen Ehrbegriff der Albanesen ge könnt, die jede Berührung des Körpers als tödliche Beleidigung empfänden. So sei der Vorfall nur auf eine Verkettung außerordentlicher Um ft ü n d e zurückzufübrcn, ohne daß jedoch den Offizier irgendwelche Schuld treffe. Der Gouverneur von Samoa in der Budgetkommission. Nachdem die Budgetkommission ihre Arbeit soweit erledigt hat, als cs für die Fertigstellung des Etats unbedingt erforderlich war, beschäftigt sie sich nun mehr mit den einstweilen ausgcschiedenen Fragen. Am Mittwoch stand die Verwaltung von Samoa zur Verhandlung. Das Zentrum hat eine Resolution cingcbracht, die darauf ausgeht, Fürsorge für die Ein führung der Selbstverwaltung zu treffen und dafür zu sorgen, daß der Etat dem G o u o e r ne m en t s - rat jedes Jahr zur Genehmigung vorgelegt wird. Von fortschrittlicher Seite wird diese Reso lution für gegenstandslos gehalten, «veil Gouverneur Sols ihren Grun-for-crungen durchaus gerecht ge worden sei. Dies wird von dem die Resolution be gründenden Zeittrumsmitglied bestritten: der Antrag steller erklärt aber ausdrücklich, daß die Resolution leine Spitze gegen den Gouverneur enthalten solle. Staatssekretär Dr. v. Lindequist gibt die Er klärung ab, daß der Gouvcrnementsral regelmäßig einberuscn werden soll: aber das sei auch bisher schon geschehen. Zur Bekräftigung dessen verliest Gouver neur Solf das Protokoll über die letzte Sitzung -es Go,'verne«nentSkates, das darttre, -aß er den Rat keineswegs umgehe. Bäckerstreik in Berlin in Sicht? Berlin, 30. März. <Tcl.) Der Zweckverband der 17 Bäckerinnungen Großberlins und der cingeschlos jenen Bezirksvcreine hat gestern über die von -er L o h n k o in in i j s i o n der Gesellen gestellte For derung beraten. Es wirb mit der Möglichkeit eines Backer st reikcs gerechnei. Das neue französische Flottenprogramm. Paris, 30. März. lTel.) Der Marineminister Dclcassei erteilt« dem Obmann und dem Berich!- erstattcr des Marineausschusses -er Kammer die Zu sage, -aH die Regierung alles aufbieten werde, das neue F l o t t e n p r o g r a m m sofort nach den Osterferien zur Verhandlung zu bringen. Die vor zwei Jahren in der Kammer eingebrachte Vorlage über die Rekrutierung der Marine sott sofort nach Erledigung des Flottenprogramms zur Beratung kommen. Durch diese,« tsiesctzentwurf ist die zwei jährige Dienstzeit auch bei der Marine cingeführt. Ferner werden hierdurch 23OOII in die Marincrollen eingeschriebene Seeleute, für die die Flotte in habe sie anhalten lassen und sei ausgestiegen. Mehr wiße er nicht. Und mehr konnte Doktor Martens auch nicht in Erfahrung bringen. Von der Elisabethbrücke verlor sich die Spur im Gewühl der Großstadt. * * * Die ganze Woche über war Doktor Martens rast los an der Arbeit. Sämtliche Personen, die er bei seinen Besuchen in der Grillhoferstraß« gesprochen, wurden vorgeladen, um -i« Angaben protokollarisch sestlegen zu können. Die Sachverständigen haten die ihnen vorgelegten Gegenstände untersucht. Ihr Gutachten bestätigte die Vermurungen des Kommissars. Dos Handbild und die Fingerabdrücke waren photographiert und vergrößert worden. Sie stammten nach Ansicht -er Experten von einer rechten Frauen- han-, deren Fingernägel länglich und spitz zuge- jchnittcn waren. Es mußte ein« kleine und gepflegte Hand sein, der die Abdrücke entsprachen. Piel klüger war also Doktor Martens durch di« Gutachten der Sachverständigen nicht geworden. Das Ergebnis aller Bemühungen war bisher, daß sich ein« sehr gepflegte, rotblonde Frau, die wahrscheinlich wohlhabend war. in der Nähe des Tatortes in ver dächtiger Weise bemerkbar gemach« hatte. Daß die Tat selbst von ihr begangen worden sei, dafür sprach eigentlich nur der Umstand, -aß sie in jenem Raume, non dem aus geschossen worden sein musste, sich auf gehalten hatte. Genügt« das, um in ihr schon die Mörderin zu sehen? Wenn man wenigstens von jenem Mann im Pelz und mit Monokel Näheres hätte in Erfahrung bringen können. Aber di« Kellnerin des Kaffeeschankes an der Ecke der Bilbinggasse konnte nicht mehr angeben, als daß der elegante Gast in der letzten Woche dreimal in das Lokal gekommen sei, um das grün« Automobil, mit dem er davonfuhr, zu erwarten. Doktor Martens hat« es auch nicht unterlassen, nach dem geheimnisvollen Domino zu forschen. Don seinem Kolleg«« Specht hatte er die Briese erhalten, die jene Frau geschrieben, doch der Sachverständige im Schreibfach konnte außer einer allgemeinen Charakte ristik nichts finden, was für den Gang der Unter suchung von Belang gewesen wäre. Noch ein übriges versucht« der Kommissar. Da der Stempel der drei an Doktor Specht adressierten Schreiben «in und dieselbe Postamtszahl trug, begab er sicb auf das Postamt, stellte fest, daß die Briese Ecke der Marimilianstraße in den Kasten geworfen waren, und legt« nun den Briefträgern, die in der Umgebung austrugen, die Brief« vor, in der Hoffnung, daß einer derselben die Schrift vielleicht kennen würde. Auch das hatte keinen Erfolg. Unterdessen war Adolf Strebinger obduziert word«n. Die Gerichtsärztc stellten fest, daß der Tod infolge des Schusses eingetreten war. Die Kugel war durch die linke Schläfe eingedrungcn, hatte das Gehirn verletzt und war an der rechten Schläfe ausgetreten. Das Begräbnis fand in aller Stille statt. Auch bei dieser Gelegenheit ereignete sich nichts Auffälliges. Di« wenigen Habseligkeiten wurden von der Be hörde untersucht. Man fand außer Wäsche und Kleidungsstücken, di« alle die Marke ,,.V 8." trugen, ganz unten im Koffer ein versiegeltes Kuvert, in dem ein angefangener Brief und eine Art letzter Will« lagen. Das Testament lautete höchst merkwürdig: „Wenn mir in den nächsten Tagen etwa» zustößt, was meinen Tod zur Folge haben sollte, so sollen mein« Kleider und Wäsche veräußert werden. Der Erlös ist Herrn Müller abzuführen, damit dessen kleine Ausgaben gedeckt erscheinen. Bleibt Geld übrig, so möge es der Armenkasse übergeben werden, da ich kein^ Verwandten habe." Das Schriftstück war vom 6. Januar datiert, also einen Tag, nachdem Strebinger eingezogen rvar, ge schrieben. Aus der Aufzeichnung ging hervor, daß Strebinger aus irgendeinem Grund ahnte, es werde ihm etwas zustoßen. Nähere Aufklärung gab der unvollendete Brief des Mechanikers, der folgenden Wortlaut hatte: Lieber Freund! Das Unabwendbare ist eingelroffen. Was ich so lange gefürchtet, ist geschehen. Bor drei Tagen bin ich ihr begegnet. Ganz zufällig, auf der Straße. Sie erkannte mich sofort und folgte mir. Und seit her finde ich keine Ruhe. Dreimal war sie schon hier, einmal schrieb sie mir. Was, kannst Du Dir ja denken: Sie verlangte die Briefe! Mein erstes war. ihr zu entkommen. Ich habe sofort mein Quartier geändert. Weiß Gott, oo es nützt. Ich werde das bange Gefühl nicht los, daß diesmal alles umsonst fein wird.
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