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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110325014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-25
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Nr. S-1. !0S. IsNrgsng. sci;ungen kleinlaut, daß für eine Strafcxpeditton nach .fressen kein Grund vorhanden gewesen wirre und auch künftig nicht fein würde, und daß sie sich nicht geschla- gen fühle. Im übrigen begrüße sie es nur al» einen Fortschritt, wenn die Parteileitung mit offenem Visir ' kämpfe und die Offensiv« ergreife. Man lieht daraus, wie gut erzieherisch da« VorgehendesGeschästssührendenBu«. ichusses gewirkt hat, der hoffentlich auch in Zu- kunfl dafür sorgen wird, daß die hessische Lcmdespoli- trk nicht ihre eigenen Wege geht und dadurch die nationalliberalc Politik rn anderen Landesteilcn miskreditiert. Deutsches Selch. Leipzig. 25. März * Die Freunde des Bundes der Landwirte. Nach den „Dresdn. Nach:." haben der Landesverjammlung des Bundes der Landwirt« Begrüßungstclegramme gesandt die Reichslagsabgeordncten Dr. Svagner «Kons.), Gräfe (Rejpt.), 05 ü b e l (Wirtjch. Vgg.) und der — f r c i konservative Abgeordnete v. Licbert. Im 15. Ncichstagswahltreise Mittweida-Lim« kach Hal, wie wir bereits berichteten, die nationallibe rale Partei den Führer der nationalen Arbeiter bewegung, Pfarrer Richter (Königswalde), als Kandidaten ausgestellt, und die Sozialdemokratie bringt ihren bisherigen Vertreter, Redakteur Stückle». Die Freisinnigen wollen einen ebenen Kandidaten in der Person des Landtagsabgeordnctcn Bürgermeister Dr. Roth (Burgstädts nomini-'ren, und die konservative Partei durste ebenfalls einen eigenen Kandidaten ausstellen. * Die engere Wahl im 21. ländlichen Landtags wahlkreise lLeipzig-Lands ist laut amtlicher Bekannt machung auf Montag den.1. April anberaumt. * Die Generalversammlung des Iungnational« liberalen Vereins zu Leipzig findet am Dienstag, den 28. d M., ' >9 Uhr abends im Passagezimmer bei KitzingK Hclbig, Schlojzgasse und Petersstraße, statt. Die Tagesordnung lautet: 1s Bericht des Vorstandes, 2l Neuwahlen des Vorstandes, 3s Bor trag des Herrn Emil Hoerich über „Staat und llltramontanismus", 4) Verschiedenes. * Der Verein der Fortschrittlichen Bolkspartei für Leipzig und Umgegend hielt am 23. März eine gutbcsuchte Versammlung ab. Der Vorsitzende, Herr Graf, gedachte zunächst des Wahlergebnisses im 23. ländlichen Landtagswahlkreise. Die große Ltimmcnzahl, die der Kandidat der Fortschrittlichen Voltspartei erhalten habe, zeige, dasz die Fortschritt liche Volkspartei auch in diesem Kreise im Vormarsch begriffen sei. Herr Graf dankte dem Kandidaten, Herrn Dr. Schubert, herzlich für seine aufopferungs volle Tätigkeit und allen denen, die im Kreise ge arbeitet haben. Das Wort hieraus erhielt Redakteur Tischendörser zu einem Vortrage „Die liberalen Parteien und der Entscheidungskampf gegen den schwarz-blauen Block." Dem eindrucksvollen Vor trage folgte starker Beifall. An den Vortrag schloß sich eine lebhafte Debatte. Gewcrdeschullehrer Dr. Schubert dankte herzlich für die Unterstützung, die er im Wahlkampfe erhalten habe und teilte seine Erfahrungen mit. Seine Ausführungen sowie das Schlußwort des Referenten fanden lebhaften Beifall. * Bezirkvgruppeuversammlung des Hansabunde» in Leipzig. Am 22. März, abends Uhr fand in Zills Tunnel die Monatsversammlung der Be zirk sgruppe „Altstadt" in der Ortsgruppe Leipzig des Hansabundes statt. Rechtsanwalt Dr. Leo Burckas sprach in sehr anregender, in struktiver Weise über das sogenannte Kurpfuscher gesetz. Der Referent ging die einzelnen Paragraphen des Entwurfs durch und gab im Schlußwort seiner Meinung dahin Ausdruck, daß es sehr zu bedauern sei, wenn der Bundesrat das Recht erhielte, die Be nimmungen über die Führung der Geschäftsbücher der Heilkundigen zu erlassen und den Verlauf gewisser Mittel zu verbieten. In der äußerst lebhaften Dis kussion, an der auch Vertreter der Naturheilkunde Teilnahmen, wurde von den meisten Rednern zum Ausdruck gebracht, daß die gute Absicht des Gesetzes Der Legrünüer üer pllsiyen- snswmie. Am 25. März vor 200 Jahren starb Nehemia Grew, der Begründer der modernen Pflanzenana- lvmie, auf dessen grundlegenden Untersuchungen die heutige Botanik fußt. Nehemia Grew war bereits ein t.'.jähriger Mann, als er durch sein erstes Werk die Augen der gesamte» wissenschaftlichen Welt seiner Zeit auf sich lenkte. Im Jahre 1671 wurden der ..Royal Society" gleichzeitig zwei botanische Arbeiten ooraelegi, eine handschriftliche von dem Bologneser Professor Marcello Malpigbi, die wir heute wohl als „vorläufige Mitteilung" oczcichnen würden, und ein« gedruckte Abhandlung von Nehemia Grew. die schon etwas älter und in Fachkreisen nicht mehr ganz unbekannt war. Ueber sie wichtigsten Ent deckungen auf diesem Gebiete ist zwischen den beiden Gelehrten ein Prioritätsstreit entstanden, der jedoch heute kaum noch von Bedeutung ist. Jedenfalls sind beide unabhängig voneinander auf ihre Gedanken gekommen, und jeder hat dann aus den Arbeiten des anderen Vorteil gezogen. Vor der Zeit Grews hatte man über das Leden und den Bau de: Pflanzen di« seltsamsten An schauungen gehabt, Sie zum Teil noch auf dre Lehre des Aristoteles zurückgingcn: die Pflanze sollte aus den vier Elementen entstehen, die Lcbenswärmc sollte den Lail >n die Höhe treiben, und zwischen Tierseele und Pflanzenieele wurde sorgfältig nach den Fähig keilen dieser beiden Mesen unterschieden. Bei der Pflanze z. B. war die Wurzel der «itz der „Seele"! Erst als das Mikroskop erfunden worden war, waren ivrgfältigc anatomische und im Anschluß daran auch physiologische Untersuchungen an der Pflanze mög lich Grew war es, der übrigens gleichzeitig mit seinem Landsnianne Hookc in ausgedehntem Maße das Mikroskop verwendete und seine Beobachtungen systematisch nicdcrlegte, wobei er jedoch zum Unter- ichicde von Hooke, der ziemlich planlos Beobachtungen anstclltc, immer den Zweck, die Physiologie im Auge hatte. Natürlich verfiel Grew in manche Irrtümer. Der Begriff der Zelle war ihm noch nicht vollständig klar, und durch Aufftcllen von Hypothesen gelangte er manchmal dazu, an einem Jrrtume andere änzuknüpsen; die chemischen Anschauungen der Zeit, die den Begriff des Elementes in heutigem Sinn« noch nicht kannten, wirkten auch störend auf seine Arbeiten ein, trotzdem konnte er eine Riesenmenge von richtigen Beobachtungen und Auslegungen der physiologisch« Verhältnisse niederlegen. Die histo logischen Verhältnisse der Pflanze hat er z. B. ziem- lich richtig dargestellt, obwohl ihm natürlich viele« wegen der Unvollkommenheit seiner Instrumente nicht klar werden konnte. Bei seinen physiologischen Erönerungen ist er stets bestrebt, alles mechanisch zu erklären, und wird so vor Irrtümern bewahrt. Dagegen konstruiert« er willkürlich als Analogie zum Blutkreislauf« ein« Letprtyer Ls-evwu. sehr wohl anerkannt werde, daß der Entwurf jedoch einzelne Intercslentenaruppen ungerechterwelle be nachteiligt. Zum Schlüsse wurde folgend« Ent schließ ung einstimmig gefaßt und beschlossen, diese an die Zentral« Berlin einzusenden mit dem Ersuchen, in diesem Sinne für di« Interessen von Handel, Gewerbe und Industrie bei den maßgebenden Stellen vorstellig zu werden: „Die Mitgliederversammlung der Bezirksarupp« ..Altstadt" in der Ortsgruppe Leipzig des Hansa- bundes, die am 22. März 1911 in Zills Tunnel in Leipzig tagte, ist einstimmig der Ansicht, daß eine reichsgesetzliche Regelung zur Bekämpfung der Miß stände im Heilwesen (Kurpsuschereigesetzf zu be grüßen sein würde, di« Vorlage aber so viele Mängel grundsätzlicher Art enthält, daß sie eine brauch bare Grundlage nicht bietet." Vor Schluß der Versammlung wies der Vorsitzende Rechtsanwalt Dr. Seyserth noch darauf hin, daß in der nächsten Versammlung der Bezirksgruppe ..Alt stadt" am ist. April, abends 'N« Uhr in Zills Tunnel Rechtsanwalt Dr. Heinemann einen Vortrag über die Verfassung des Deutschen Reiches halten wird. * * Die Interpellation gegen den Autimodernisten- eid, die im preußischen Herrenhause von einer Reihe von Univcrsilä.sprofesioren eingebracht worden ist, wird aus dr« Wunsch der Hauptinterpellanten vor läufig nicht zur Beratung gestellt werden. Bei Beratung des kuUuselats soll die Angelegenheit kurz gestreift werden. (Das ist schr auffällig! D. Red.) — Das Plenum des Herrenhauses wird am 4. oder 5. April zur Etatsberalung zujammcutrcten. Ein genauer Termin läßt sich erst fcstsetzen, wenn di« dritte Etatslesung im Abgeordnetenhause abge schlossen ist. * Der Streit um die Wahlparole. Der „Berl Pol. Tagesdienst" erklärt sich in den Stand gesetzt, die neulichen Behauptungen der demokratischen „Aktion" (Kriegshetze als Wahlparole), auch so weit sie den Reichskanzler angehen, als jeder Begründung e ntbehrend zu bezeichnen. * Arbeitszentral« für die Privatbeamtenversichr- rung. Die Mißstimmung, di« die Regierungsvorlage des Angestellten-Versicherungsgesetzes und die Hal tung des Hauptausschusses in der Frage der Erjatz- institute in manchen Schichten der Privatbeamten und ihrer Arbeitgeber auslöste, hat den Gedanken geweckt, durch einmütiges Zusammenarbeiten aller beteiligren Kreise eine belfere Lösung des Privatbcamtenversrche- rungsproblcms zu suchen. Es hat sich bereits eine Reihe angesehener Verbände der Angestellten, ihrer Arbeitgeber, der Privatversicherung, großer Pen sionskassen wie auch der Deutsche Verein für Ver- sichcrungswissenschaft prinzipiell bereiterklärt, einer Arbeitszentral« beizutreten, die es sich zur Aufgabe machen will, einen neuen Gesetzentwurf für die Privatbeamtenoersicherung herzustellen. Ver schiedene andere Verbände haben reges Interesse für diese Veranstaltung bekundet und ihren Anschluß ln sichre Aussicht gestellt. * Festlegung de« Osterfestes. Die Zentralstelle der Deutschen Landwirtjchaftskammern er klärt in einer Eingabe, daß die überwiegende Mehr- zachl der Landwirtschaitskammern der vom Deutschen Handelstagc vorgcschlagenen Festlegung des Oster- jonntages auf den ersten Sonntag nach dem 4. April zustimm «. Bei einer solchen Regelung werde cs möglich sein, die mit dem Quartale ab schließenden Arbeiten vor dem Feste zu beendigen und auch «inen etwaigen Wechsel der Wohnung oder des Personals ungstört durch das Fest zu vollziehen. Auch würden die Schulentlassenen aus jeden Fall am 1. April ihre Stellung antreten können * Ueber Antisemiten als sozialdemokratische Wahl helfer lesen wir in der „Franks. Ztg.": „Die Stich wahl in Gießen hat zu einer sehr interessanten Ent hüllung geführt, di« dem dortigen sozial demokratischen Wahlkomite« zu verdanken ist. Dieses erließ einige Tage vor der Wahl eine Er klärung. in der sich eine Stelle findet, die ganz be sondere Beachtung verdient. Sie lautet: 1903 wurde zwischen Alsfelder Anti semiten und unserem Parteigenossen krumm jdem Gießener Stadtverordneten und Reichstags tandidaten: D. Red.) vereinbart, daß Krumm durch ein Flugblatt, welches er schrieb und die Anti semiten drucken und verbreiten licken, die So zialdemokraten in Alsfeld von der Wahl des Dr Wallau (sein Gegenkandidat war der Annsemit Bindewald. D. Red.) zurückhalten iollte, während die Antisemiten versprachen, in Frankfurt a. M für Wahlenthal- rung ihrer Parteigenossen (die auch tatsächlich er folgte) tätig zu sein. Es ist nicht nötig, dieser Feststellung ein Wort hinzuAufügen; sie zeigt, auf welche 2vecse 1903 in Frankfurt Herr Wilhelm Schmidt und in Alsfeld Herr Bindewald gesiegt hat: sie liefert aber auch eine prächtige Illustration dafür, wie aus beiden Seiten der Zweck die Mittel heiligt." * Zum deutsch-niederländischen Konflikt über die Auswandererfrage. Gegenüber den von nieder ländischer Seite erhobenen Vorwürfen gegen die deutsche Reinertrag in bezug auf die Nichterteilung der Konzession zur Auswandererbeförderung an holländische Schiffahrtsgesellschaften erfährt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" von unterrichteter Seite: Richtig ist, daß zwei holländische Schiff fahrtsgesellschaften beantragt haben, in Deutsch land zur Beförderung von Auswanderern »ugelassen zu werden. Die Prüfung dieser Anträge ist noch nicht abgeschlossen: es läßt sich noch nicht mit Sicherheit übersehen, wre die Entscheidung ausfallen wird. Ungerecht fertigt ist, daß die erst noch zu treffende Entscheidung mit der Rücksichtnahme auf die Inter essen der deutschen Linien in Zusammenhang gebracht wird, und baß der deutschen Regierung unter stellt wird, sie wolle dieie Angelegenheit mit anderen zwilchen Deutschland und den Niederlanden schwebenden Fragen verquicken und die Entscheidung Hinhalten, um auf die niederländische Regierung einen Druck auszuüben. — Daß bei der Erteilung von AuswandereNonzessionen protettionistvche Rück sichten nicht ausschlaggebend seien, ergebe sich aus der Tatsache, daß neben deutschen Linien eine größere Anzahl von ausländischen Schiffahrtsgesellschaften in Deutschland als Auswanderungsunternehmer bereits konzessioniert sind. Zur woMgnüsemwlckelung in Preußen. Wertvolle Gradmesser für die Steigerung unseres Nationalvermögens bilden einerseits die Ziffern der Einkommensteuern, anderseits dre der Sparkassen ft ati st ik. Mit Befriedigung ver nimmt man, dag die Zahl der kleinsten Einkom men unter 900 X in raschem Rückschritt be griffen ist: von 1906 bis 1910 ist diese Zahl von 638 auf 544 vom Tausend aller Haushaltungsvorstände zurückgegangcn. Den niedrigsten Verhältnissatz weisen unsere bedeutendsten Industriebezirte im Westen auf: Die Regierungsbezirke Arnsberg und Düsseldorf, wo die Zahl der kleinsten Einkommen auf 356 bzw. 363 pro Mille sinkt; danach kommt erst der Stadtkreis Berlin mit 428 und der Regierungsbezirk Potsdam mit 443 pro Mille. Verhältnismätzig am ineisten Leute mit kleinsten Einkommen treffen wir in den ländlichen Bezirken des Ostens an, w-cker aber zu bedenken ist, daß etwa 850 -4t Einkommen in einem astpreußischen oder pommcrschcn Dorfe für dre Hons haltführung etwas ganz anderes darsteilen als die gleiche Summe in einer westdeutschen Industriestadt. Die Zensiten zwischen 900 und 3000 -tt Jahres einkommen sind stetig gewachsen: 1898 entfielen auf je 1000 Köpfe de' Bevölkerung nur 90, dagegen im Jahre 1910 fast 160 solcher Einkommengrößen. In den Städten war diese Einkommensgruppc dop pelt so stark vertreten wie auf dem Lande. Die stärkste Beteiligung weist hier der Stadtkreis Berlin auf; danach folgen erst die Regierungsbezirke Pots dam. Düsseldorf, Arnsberg und Wiesbaden. In er freulicher Weise sind auch die Einkommen über 3000 -4t vermehrt worden; während 1898 von je 1000 Einwohnern im Staatsdurchschnitt nur 11,4 Srmmrveuü, 25. Mürz lsn. dieses Einkommen erreicht oder überschritte» hatten, waren e« 1910 schon 18. Da« Berhältni« von städti schen und ländlichen Einkommen stellt sich hier wie 28,8:8^. Die größten Einkommengruppen, d. h. Einkommen zwischen 30 000 bis 180 000 sowie über 100 000 sind am stärksten vertreten in oen Regie rungsbezirken Wiesbaden. Potsdam. Aachen, Köln, Düsseldorf und Stadtkreis Berlin Im alla-meinen weist die Einto mvensenrwicklung ein durchaus er freuliches Bild auf. Der gesamt« Ertrag der staat- lichen Einkommensteuer stellte sich 1810 aus 288ch Mil lionen Mark gegen 114F Millionen Mark im Jahre 1892. Die Einlagen bei den kommunalen und privaten Sparkassen bezifferten sich im Jahre 1901 auf 6236 Millionen Mark, 1808 auf 8571 Mil lionen Mark. Die Zahl der Sparbücher hat sich in dieser Zeit von 9 034 337 auf 11842 682 vermehrt. Der Einlagebestand der Sparkaffen vermehrte sich bi« 1906 jährlich um etwa 500 Millionen Mark, ist danach aber etwas zurückgeaangen, hauptsächlich wohl, weil die Erhöhung der Beamtengehälter sich verzögerte. Die noch nicht veröffentlichten Zahlen für 1909 und 1910 dürften dem Sparsinn der Bevölkerung wieder ein gutes Zeugnis ausstellen. Suslsnü. Sestrrrrich-Ungarn. * Da« ungarische Auswanderttgefchäst. Im un garischen Abgeordnetenhaus legte der Minister des Innern den Vertrag mit den Lonrinental-Pool- Schiffsgesellschaften vor. Diese erhalten die Kon zession zum Beiriede des Auswandereraeschäits, die bis zum Jahre 1920 läuft und die Gesellschaften verpflichtet, mit derCunardlinie eine Verein barung zu treffen, wieviel Prozent über Fiume und wieviel Prozent über die nordatlantischen Häfen befördert werden sollen. Frankreich. * Die Kriegsmedaill« »1870" wird, so schreibt uns unser Pariser Korrespondent, bald allen französischen Veteranen ausgehändigt werden. In der gestrigen Morgensitzung der Kammer richtete Georges Berry darüber eine Frage an den Kriegsminister Berteaux. Berry sagte, daß es Niederlagen gäbe, die ruhmvoller wären als Siege. „Sind es Be siegte, die Soldaten von Villersexel, Bapaume, For- bach, Patay, die sich wie Helden schlugen? Frank reich darf sich nicht undankbar gegen jene zeigen, die seine Ehre retteten. Und doch verlangen wir schon seit 17 Jahren diese Medaille." Der Rapporteur des Kriegsbudgets, Elömentel, billigte die Forderung Berrys und setzte hinzu: „Die Medaille soll die mili tärischen Tugenden, den Ruhm und den Patriotis mus ehren, die in einem Lande, in dem das Heer die Nation selbst ist. die tätigsten Bürgerrugen den sind. Sie soll auch das äußere Zeichen dafür sein, daß wir uns erinnern, daß alle Franzosen einig bleiben müssen." .Kriegsminister Bertcaux er klärte, das Band der Medaille werde schwarz und grün sein und so zugleich „die Trauer und die Haff, nung" symbolisieren, „die Trauer um die Vergangen heit und unsere Hoffnungen, die wir in die zukünftige Größe Les Vaterlandes setzen". Auch das Metall werde eine dunkles Gepräge erhalten; die Münze beschäftige sich mit dem Modell. „Auf dieser Medaille muß auch alles verschwenden, was Lorbeeren gleiche«, könnte, sie soll in ihrer Einfachheiteindrucks voll sein; sie soll besagen, daß wir uns erinnern und daß wir jenen dankbar zugetan sind, die in schlimmen Stunden versuchten, die Ehre des Landes zu retten und denen es gelang." * In der Kammer brachte Major Driant einen Dringlichkeitsantrag ein, durch den die Regierung ausgefordert wird, unverzüglich die nötigen Maß nahmen zur Freilegung der in der Nähe der Grenze belegenen Militärbahn st eige zu treffen. Der Bahnsteig in Andelät zwischen Chaumont und Neufch»teau, der durch gefällte 7 Baumstämme der deutschen Holzfällungsgejell- ! schäft versperrt iei, müsse geräumt werden. (Beifall.) l Der Krieasminister erwiderte, das sei eine Frage, I die im Interesse der nationalen Verteidigung ,m Theorie von der Saftzirkulation in der Pflanze, und k auch über die Aufgaben der Blüten Hal er, wenigstens j beim Beginne seiner Untersuchungen, ganz verwirrte Anschauungen. Von dem Augenblick« an, wo er Malpighis „vorläufige Mitteilung" gelesen hatte, machte er sich mit einem wahren Feuereifer daran, ein ganzes Programm für fein botanisches Studium aufzustcllen. Das Studium der Gewächse iollte in Stufen eingekeilt werden. Die erste dabei ist die, die wir heute als vergleichende Morphologie bezeichnen würden Grew will zunächst die Pflanzen nach ihren äußerlichen Eigentümlichkeiten zusammenstellen und systematisch «lach dem Grade der Verwandtschaft ordnen. Die nächste Stufe ist die Anatomie, die die innere Struktur erkennen lassen soll. Hierbei sollen Schnitte durch die Pflanze in jeder Richtung mit dem Mikroskop untersuch: werden, und auch Zahl, Maß, Stellung und Verhältnis der inneren Teile soll berücksichtigt werden. Der dritte Hauptteil der Lehre von den Gewächsen, wie Grew sie aufstellt, ist die Physiologie, dann soll als vierter eine Atomistik der Ernährungspbysiologi« folgen. Grew hat jedoch sein Programm nicht so durch geführt, wie er es ausgestellt hatte, sondern hat sich, was viel zweckmäßiger war, an die einzelnen Organe der Pflanze gehalten und diese systematisch unter sucht. An der Ausführung seines Riesenprogramms aber arbeitet noch heute die gesamte Botanik, soweit die gestellten Problems nicht schon gelöst sind. K. Lin kühnes Inyemeurwerk. Im letztvergangenen Jahr« wurde in Deutsch- Ost a f r i k a ein Ingenieurwerk dem Betriebe über geben. das nicht nur zu den kühnsten Bauten seiner Art. sondern mit zu den interessantesten und wich tigsten Ingenieurwerken überhaupt zu rechnen ist, nämlich eine Drahtseilbahn, die aus der Pangani- Ebene sich auf einer Streck« von noch nicht 9 Kilo meter Länge auf 1523 Meter Höhe hinaufschwingt zu dem Plateau des West-Usambara-Gebirge». In der P a n g a n i«E be n e breiten sich zurzeit immer mehr Plantagen aus. Dort wird Tabak, Tbinin, Gerberakazie, Kautschuk, namentlich aber Zisalhanf, Baumwolle und neuerding« von den Indern Zuckerrohr gezogen. Selbst die Eingeborenen, freilich mit Ausnahme der viehzuchttreibenden Massai richten dort Bauerngüter ein, wo sie Reis, Bananen. Baumwolle, Kautschuk, Bohnen und Koko« ziehen. Ueber diesem paradiesischen Garten, zu dem sich der Norden unseres Schutzgebiete« erfreulicherweise ent wickelt, erheb: sich bi» zu Höhen von 2000 Meter und mehr da» schroffe Usambara-Gebirge, das nur von wenigen Schwarzen bewohnt ist, denn dort oben kann e» in den Racksten bitteren Frost geben und in den endlosen Urwäldern des Hochplateau» treten ost Kältegrade bi» zu — 3 Grad Telstus auf. Daher ist das Plateau des Gebirges »och unbewohnt und sein Waldreichtum konnte sich üppig entwickeln, ungestört durch Brände, wie sie die Eingeborenen in der Eben« nus Fahrlässigkeit oder Lust am Feuer so oft anlege». Der erste, der den Wert dieser Wälder erkannte, war Hermann von Wissmann, jener fähige Gouverneur in der Sturm- und Drangperiode unserer Kolonie. Er wies die Ansiedler des Nordens darauf hin, neben der Plantagenwirlschast Holzwirischaft zu betreiben, uin so den von der Witterung, den Ar beiter- und Marktocrhältnissen abhängigen Ertrag der Plantagen durch die weniger schwankenden Ein nahmen aus üer Holzwirtschaft auf eine sichere Grundlage zu stellen. Seinem Winke sind manche An siedler gefolgt, und jo sehen wir in den Mittel gebirgen Ost-Usambaras, aber auch für das steile Hochgebirge Wcst-Usambaras heute eine größere An zahl von Holzkonzeisionen erteilt, und in den dunklen Urwäldern erklingt der Helle Schlag üer Axt. Die Förderung des Holzes von den Gebirgen zur Eisenbahn ist aber mit üen größten Schwierigkeiten verknüpft. Von West-Usambara herunter, wo die Plantagengefellschaft Wilkins L Wiese ihre Zedern stämme schlägt, schien ein Transport überhaupt aus geschlossen, stürzen Loch die Häng« des Gebirges fast 1500 Meter senkrecht in die Ebene ab, und nur mit Mühe und endlosen Windungen kann der Weg über Wilhelmstal van Norden her das Plateau erreichen. Aber auch dieser Weg ist so steil und schwierig, und die Transportoerhältniffe auf ihm sind wegen der Tse-Tse-Fliege, die üie Verwendung von Zugtieren unmöglich macht, so ungünstig, daß ein wirtschaftlicher Transport von den Hohen herunter auf diesem Wege ausgeschlossen ist. Aber deutscher Ingenieurkunst ist es gelungen, doch einen A<ea auf die steilen Häng« zu schlagen und die schweren Zedernstämme in kaum einstündiger Fahrt an die Eisenbahn zu bringen. Die Firma Adolf Bl« ichert k Co. in Leipzig baute eine Draht seilbahn, die an dem Sägewerk auf dem Plateau an setzt, dann eine Gegensteigung von 90 Meter Lber- winLet, und nun von dem Plateaurand kühn auf einen vor dem Gebirgsrücken liegenden Kegel über springt. Hier war es nötig, in einem Winkel weiter zugehen und unmittelbar an schroffen Abfällen vor bei über Schluchten von mehreren hundert Meter Tiefe hinweg mit Hwei freien Spannweiten von je etwa 300 Meter die Bahn zu einem Bergrücken zu führen, wo sie wieder eine Stütze finden konnte, von hier ans war aber jede weitere Tragseilunterstützung ausgeschloffen, denn vor dem Grbirgshange lag das breite und tiefe, landschaftlich wunderbare Nqohatal. Kuhn setzt die Bahnlinie ohne jede Zwischen» nter- stutzuna über das ganze Tal hinweg. 900 Meter frei überspannend und sich gleichzeitig auf 210 Meter absenkend. Dann verläuft di« Linie, mehrer« Gebirgshänq« anschneidend und immer noch mit starkem Gefälle nach der Eisenbahnstation Mkumbara. Vieser schwanken, nur au« Stahldrahtfeilen gebildeten Bahn gleiten heute die schwersten Zedern stämme und -blöcke bis zu 14 Meter Länge in ruhiger Fahrt talwärts. Die Bahn selbst wird aber auch non Personen benutzt, bildet sie doch den bequemsten Weg auf das Gebirge und von dem Gebirge zurück zur Ebene. Dieses kühne Ingenieurwerk ist auch deswegen be merkenswert, weil es die steilste Bahn der Welt dar stellt; denn zwischen den beiden Winkelstationcn kommt eine Steigung von 86 Prozent vor, die bisher bei keiner andern Bahnanlage erreicht ist. Diese Bahn ist heute zu einem wichtigen Faktor in der Ent wicklung der Kolonie geworden und wird eine immer wachsende Bedeutung erlangen. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß es möglich ist, auf dem 2000 Meter hohen Plateau europäische Feldfrüchte und Großvieh zu ziehen, so daß mit Hilfe der Drahtseilbahn von dem Plateau aus die Plantagenbau treibende Ebene mit frischem Gemüse, frischen Lebensmitteln und Fleisch versehen werden kann. Das ist ein Umstand, der von ganz außerordentlicher Bedeutung für den Norden der Kolonie zu werden verspricht. Ist es dock so möglich, die Schäden, die die Tse-Tse-Fliege der Viehhaltung in der Ebene zufügt, nahezu völlig aus zugleichen, und jedes Fleckchen der Ebene für die Zucht von wertvollen Plantagenpffanzen zu ver wenden, ohne daß Europäer und Eingeboren« dabei auf rein tropische oder Konservenkost angewiesen wären. Kunst unü DMenlchskt. * 2ubiläum«stiftung für die Universttitt Breslau. Die schlesische Landwirtschaft wird der Universität Breslau eine Jubiläumsspende von etwa 300000 überreichen zu dem Zwecke, das landwirtschaftliche Institut der Universität in einer den heutigen An forderungen entsprechenden Weise auszugestalten. * kammermuflkfest. In Bonn findet vom 21. bis 25. Mai (Tbristi Himmelfahrt) das 10. Kammermusik fest in der Reihe der aller 2 Jahre vom Beethoven- Hau» abgehaltenen Beethoven-Feiern statt. An der künstlerischen Qualität der Mttwirkenden, wie an deren Darbietungen gemessen, wird es sich Zweifels- ohne auf der Höhe der bisherigen Beethoven-Kammer- musikfeste bewegen. 4 Quartettvereinigungen ersten Range» im Verein mit einigen anderen ausgezeich neten Künstlern wird man zu hören bekommen. Am ersten Tag wird das Fest eröffnet von dem Quartett Tapet-Paris. Der zweite Tag bietet slawische Musik, ausgeführt von dem Quartett Sevcik-Prag. Das Rost-Quartett-Wien spielt am dritten Tag. Alter Tradition gemäß ist der vierte Tag (Mittwoch, den 24., abends 6 Uhr) Beethoven gewidmet. Wie immer schließt das Beetbovenfest mit einer besonders reich ausgeftatteten Morgenaufführung (11'/« Uhr) am tzimmelfahrtstage. * Ei» Tchauspieler»eter««, der 84jährige Wilhelm von Wegeleben, der als Mitglied eines Ensembles in Füssen im Llgäu austritt, feiert dort sein TOjahriges Bühnenjubiläum. Seit feinem
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