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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110329014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-29
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Anzeigen-Prriv 0» Snserale au» Leipzig uno ilingedu^, die Sgeipaiiene SO mm breit« B«nrze>ie 2ü die 74 mm breit« Reklamezeil« l U», an «wärt« LV EZ, SieNamen 1.2» Inserate »en Bebtrden i» amtlichen Lei. di« 74 mm breit« Petitzeil« 4V »eschch»anzeigen mit Platzuorschristen und in der Lbeniausaad« im Preise erhähi. tXabatk nach Tans. Veilagegedübr b -.Tausend «xkl. Postgebühr. Festerieilt« Luftrü« k-nnea mcht zurück, gezogen «erden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. kl »zeigen-Annahme: Nugustul-latz bei sämtlichen Filialen u. allen Annonreii- Expeditionen de« In» uud «Utlande». NedaMan »ad Geschäft-gell«: Johannirgasse 8. Fernsprecherr 1E4 14«!», 1462«. Haupt-Filial« Lretzde« Seeslrabe 4,1 (Telephon 4621). Nr. 88. Mittwoch, Sen 2S. MSN lSll. 1O5. Ishrgsng. Dss Dlchügste. Der Reichstag nahm am Dienstag die zweite Lesung des Etats der Reichseiscnbahnen vor. >2. d. Reichstagsbericht.) * Die „Nordd. Allg. Zig." veröffentlicht einen Auszug aus den Ausführungsbestimmungen zum Reichswertzuwachsgesetz. sS. d. bes. Art.) * Der zur Teilnahme an den Reorganisations arbeiten in der türkischen Armee beurlaubte Oberst leutnant von Schlichting wurde in Konstantinopel von einem albanesischen Soldaten durch einen Gc- wehrschuss getötet. (S. Dischs. R. u. Letzte Dep.) * Der russische Marineminister bat seine Demission elngereicht. sS. Ausl.) * Die englische Südpolar-Expedition begegnete am 4. Februar 164 Grad westl. Länge der „Fram". dem Expeditionsschiff des Norwegers Amundsen. t§ d. bes. Art.) verkehrspolitische Irrwege in üen Kolonien. Aus kolonialpolitischen Kreisen wird uns ge schrieben: Man kann dem nationalliberalen Redner bei stimmen, der neulich im Reichstage den verflossenen Staatssekretär Dernburg gegen die Angriffe der jenigen in Schutz nahm, die bei seinen „Lebzeiten" den Auswüchsen Dernburgscher Energie indifferent gegenüberstanden, statt ihren Einfluss, solange es Zeit war, wirksam dagegen in die Wagschale zu werfen. Kein Mensch handelt völlig objektiv, insbesondere kann man das nicht von einem Staatsmann« er warten. der, wie Dernburg. den Einflüssen seiner un gewöhnlichen Vergangenheit unterworfen war. Die Volksvertretung war dazu da, diese Einflüsse zu para lysieren. soweit sie die koloniale Wirtschaftspolitik auf einseitige Bahnen zu drängen drohten. Besser märe es daher, wenn man sich jetzt bemühte, zu retten, was zu retten ist. Für besonders notwendig würden wir jetzt eine Revision der Dernburgschen Verkehrspolitik halten. Wir sind da in ver schiedener Hinsicht auf einem toten Punkte angelangt. Dernburg hat seinerzeit trotz des Widerspruches fast aller wirklichen Kenner der wirtschaftsgeographischen Verhältnisse Ostafrikas den Bau der grossen Ost afrikanischen Zentralbahn durchgesetzt. Dass dabei nicht so sehr objektive Erwägungen als vielmehr die oben erwähnten Einflüsse mitgewirtt haben, wird niemand ernsthaft bestreiten, der tiefer sehen will. Die Folgen beginnen sich zu zeigen. Den mass gebenden Stellen wird schon jetzt der Kopf warm, wenn sie an die Verzinsung der in dieser Bahn stecken den Kapitalien denken. Die Bahn geht mit Riesen schritten ihrem vorläufigen Endpunkte Tabora ent gegen, und ganz ansehnliche Strecken sind schon mehrere Jahre im Betrieb. Aber von einer wirt schaftlichen Wirkung der Bahn ist noch gar nichts zu spüren. Wunderdinge hat uns Dernburg seinerzeit von der zu erwartenden Wirkung der Bahn auf die Arbeitsfreudigkeit der Neger erzählt. Es ist nichts davon eingetroffen. Wer die Verhältnisse in den von der Dahn durchzogenen Gebieten kennt, hat daran gar nicht geglaubt. Die Ausfuhr des Hafens Daressalam ist denn auch während der letzten vier Jahre auf dem selben Standpunkte stehengeblieben, ein Beweis da für, wie wenig die Eisenbahn die Negerstämme in dem übrigens ziemlich menschenarmen Hinterlande der Hauptstadt zu erhöhter Tätigkeit veranlasst hat. Nun wird lebhaft für den unverzüglichen Weiter bau der Zentralbahn von Tabora nach dem Tan ganjikasee agitiert. Don vornherein war dieser vorgesehen, denn es ist seinerzeit ein bestimmter Be trag für die Erkundung der Strecke vorgesehen wor den. Dieser Weiterbau ist eine glatte Selbst- verständlichkeit; denn er gibt der Bahn über haupt erst einen Wert, während di« Strecke bis Ta bora ein Torso ist, der sich wahrscheinlich in abseh barer Zeit weder direkt noch indirekt rentieren würde. Der langgestreckte Tanganjikasee bildet aber geradezu eine zweite Küstenlini« und sichert der Zentralbahn massenhaste_Zufuhr aus den an ihn stossenden Gebieten. Immerhin wird es längere Zeit dauern, bi» diese Zuführen genügen, um der rund 1400 Kilometer langen, mindestens auf die Hälfte rhre» Verlaufs tote Strecken durchquerenden Eisen bahn eine gewisse Rentabilität zu sichern. Die künf tige Entwicklungsfähigkeit der Tanganjikaländer ist unbestritten, sofern es gelingt, st« von der entvölkern den Wirkung der Schlafkrankheit zu befreien. Zum Preise der Zentralbahn werden in neuerer Zeit Wunderdinge erzählt von Massenfrachten, die die Bahn aus der gegenüberliegenden belgischen Sette, besonder» aus dem minenreichen Katangagebiet, er halten würde. Namentlich Herr Emil Zimmer mann hat sich zum Propheten dieser Ideen aufge- warfen, uiü> im Reichstage hat neulich der frühere Gouverneur von Oftafrika Herr von Liebert unter Bezugnahme auf die Ausführungen Zimmer mann« in dasselbe Horn geblasen. Ohne den publi zistischen Verdiensten Zimmermanns zu nahe treten zu wollen, müssen wir doch auf Grund nüchterner Er wägung und nüchterner Tatsachen etwas Wasser in seinen Wein tun. Der Kongohandel war, entgegen den Bestim mungen der Kongoakte, seit Bestehen des Kongo staates, der jetzigen belgischen Kongokolonie, in der Hand grosser belgischer Gesellschaften, an denen auch der belgische Staat stark beteiligt war und teilweise noch ist, monopolisiert, und nur auf dem Wege Les Schmuggels gelangten Kautschuk- und Elfenbein frachten z. B. in unsere ostafrikanischc Kolonie her über. Unangefochten blieb dieser Zustand, bis im vorletzten und letzten Jahre die Engländer Lärm schlugen und auch die deutsche öffentliche Meinung mobil machten. Unter dem Druck der englischen und der deutschen Regierung sicherte der belgische Kolonial minister „Reformen" zu. Seine Rcsormoorlage war aber so gewunden, dass man eigentlich alle Ver anlassung gehabt hätte, den belgischen Versprechungen skeptisch gegenüberzusteben. In der Tat wurden bald darauf aktenmässig belegte Tatsachen aus dem Be reiche der „reformierten" Handels- und Verkehrs politik am Kongo bekannt, die bewiesen, dass die ver sprochenen „Reformen" nichts weiter waren als Sand in die Augen der am Kongohandel auf Grund der Kongoakte und der Nachbarschaft inter essierten Kolonialmächte. Diesen Verhältnissen begegnet also die Zentral bahn, wenn sie in absehbarer Zeit ihre Fühler nach der benachbarten belgischen Kongokolonie ausstrecken wird. Die Belgier, voran die allmächtige Kassai- Kompani« mit ihren Zwciggcsellschasten, wollen am Kongo mit allen Mitteln unter sich bleiben. Sie denken auch gar nicht daran, ihre Kolonie nach Zim mermann-Lieberischen Ideen durch die deutsche Zen tralbahn erschliessen zu lassen und gar den Verkehr des Katangagebiets durch eine besondere Bahn nach dem Tanganjikasee auf unsere Eisenbahn überzu leiten. An der Naivität dieses Gedankens ändert auch die von Herrn v. Liebert im „Tag" ausgemachte Berechnung nichts, dass der Weg vom belgischen Tanganjika- bzw. Katangagebiet um soundsoviele Kilometer und Reisetage verkürzt würde. Abgesehen davon, Lass vielleicht für die Passagiere, nicht aber für die Frachten die Reisedauer erheblich ist, hat die Be rechnung ein Loch insofern, als zwar die deutsche Zentralbahn, rein mechanisch betrachtet, den kürzeren Landweg nach der Küste darstellt, aber der Weg durch die Kongokolonie nur teilweise die teure Eisenbahn erfordert, im übrigen durch die Flussschiffahrt ver billigt wird. Den llmladekosten auf dieser Seite stehen auf dem Weg nach Osten die Suezkanalgebühren und der erheblich weitere Seeweg gegenüber. Wie wenig die Belgier daran denken, von der deutschen Verkehrsgelegenheit Gebrauch zu machen, beweist wieder einmal ein neues kombinier tes Verkehrsprojekt zwischen dem Tan ganjika und der Westküste, das dieser Tage durch die Presse ging und sogar unserer Bahn auf der deutschen Seite des Tanganjika Konkurrenz machen will. Don Matadi wird di« Bahn nach Leopoldsoille, die die Kongoschnellen umgeht, benützt, dann gehts zu Schiff zunächst den Kongo, dann den Kassai bzw. später dessen Quellfluss Saukuru aufwärts. Vom Saukuru will man dann einerseits nach Osten an den Tan ganjika, anderseits nach Südosten nach Katanga kurze Bahnlinien bauen. Man denkt in Belgien also gar nicht daran, unsere deutsche Zentralbahn ins Brot zu setzen: das wäre auch vom belgischen Standpunkte aus unklug, denn die Kassaikompanie und der bel gische Staat sind an der Flussschiffahrt auf dem Kongo interessiert und werden eoent. den Verkehr mit allen Mitteln der Tarifpolitik auf den Strom und seine Nebenflüsse konzentrieren. Und wenn Herr Zimmermann glaubt, aus Gesprächen, die er mit Katangaleuten an Ort und Stell« geführt hat, schliessen zu können, dass man dort auf die deutsche Zentralbahn wartet, so ist er ganz einfach im Irrtum. Die massgebenden Leute sitzen gar nicht in Ka tanga selbst, sondern in Brüssel, und in Kreisen der belgischen Kolonialfinanz macht man sich, wie wir aus sicherer Quelle verraten können, über unsere phantastischen Hoffnungen lediglich lustig. Die un verblümt ausgesprochene und nach Möglichkeit aus geübte Tendenz in Brüssel geht nach wie vor auf Ausschaltung fremden Kapitals und Einflusses am Kongo. Das ist der nüchterne Tatbestand, den wir bei Prüfung der Aussichten der Zentralbahn werden im Auge behalten müssen. Die Haupthoffnungen für die Erschliessung unserer Kolonie knüpfen sich leider nicht an die Zentralbahn. Es hat keinen Zweck mehr, jetzt noch über eine andere Lösung des Tanganjika-Verkehrsproblems zu sprechen, die rationeller gewesen wäre. Aber wir dürfen nicht äusser acht lassen, dass der Schwerpunkt der Kolo nisation in den Hochländern im Norden, Nord westen und Südwesten der Kolonie liegt, weil dort die Besiedlung mtt Deutschen möglich ist, sobald Eisenbahnen hinführen. Darum dürfen wir uns nicht lediglich auf di« Zentralbahn festlegen. Der Erfolg der kurzen Nordbahn, der dank der Kulturarbeit der europäischen Plantagen und Einzelstedler die Ausfuhr des Hafens Tanga in den letzten Jahren verdreifacht hat, ist ein Fingerzeig für unsere künftige Verkehrspolitik in Oftafrika. E« ist darum in hohem Grade bedauerlich, Latz Staats- sekretär v. Liiünquist mtt dem alten Reichstag nicht wenigstens noch die kurze Strecke der Nordbahn vom Kilimandjaro bis Meruberg sSO—70 Kilometer) zu stande gebracht hat, damit die Besiedlung dort kein« Stockung erleidet. Davon wird das Projekt der Wetterführung der Nordbahn zwischen dem Kiliman djaro und Meru hindurch nach dem nordwestlich an der englischen Grenze liegenden Natronsee nicht berührt. Wienn, wie es scheint, die ungeheuren, durch Verdunstung entstandenen Salzvorräte, die dort liegen, verwertbar sind, so wäre die Rentabilität der Eisenbahn dis zur sog. „Bruchstuse". dem Rande des alten ostafritanischen Grabens, gesichert, um so mehr, als zwischen Kilimandjaro und Bruchstufe Weide gründe liegen, die den besten Viehzuchtgebieten des Hererolandes in Siiowestafrika überlegen sind, also eine Siedlung nach Art der siidwestasrikanischen er möglichen würden. Diese Weidegriindc setzen sich ans und hinter der Bruchstuse fort. Aus allen diesen Gründen scheint uns die Fort führung der Nordbahn im Augenblick unsere dringendste und am meisten Erfolg ver sprechende Ausgabe zu sein. Daneben dürfen wir nicht allzu lange mit der Erschliessung weiterer Siedlungsgebiete im Bereich der Zen tralbahn zögern: von einer Eisenbahn in das ge sunde Uhehe-Hochland, nach Iringa haben wir jetzt lange genug gesprochen, ebenso von einer SüL - bahn an den Nnassa mit seinen prächtigen Hoch ländern. Dort kann, wie im Norden, der Europäer arbeiten. Die Zweigbahn nach llhehe würde sicherlich der Zentralbahn einigermassen auf die Beine helfen. Wenn wir mit der Verwirklichung all dieser Auf gaben warten wollten, bis die ganze Zentralbahn fertig ist und sich verzinst, so wäre eine planmässige deutsche 'Besiedelung um mindestens zehn Jahre hinausgeschoben, und das muss ausgeschlossen sein. Gleichartige Verhältnisse hat die Dernburgschc Eisenbahnvolitik in Kamerun geschaffen. Auch dort sollte mit einer Zentralbahn alles gemacht werden, und aller Widerspruch Lerer, die es besser wissen, ist wirkungslos verpufft. Im Süden Kameruns ist zurzeit am meisten zu holen, und man sollte daher nicht zögern, den Süden schleunigst durch eine Bahn zu erschliessen, um so mehr, als die Franzosen im Be griff stehen, dort entlang der Grenze eine Konkurrenz bahn zu bauen und unfern Südbezirk auf dem Wasser weg«, dem Dscha, anzuzapfen. Jedenfalls gewähr- lelstet die schleunige Erschliessung von Siedlungs gebieten am besten die Verzinsung der Eisenbahnen? Zur Lsuüts-serlstzwahl i« LeipM-Lsnü. Der Wahlausschuss für die nationalliberale Kandidatur des Baumeisters Otto Unger hat in Uebereinstimmung mit dem Vorstande des Natio nalliberalen Vereins für Leipzig und Um gebung folgende Erklärung beschlossen: „Der Wahlausschuss für die nationalliberale Kandidatur des Herrn Baumeisters Otto Unger bedauert den Ausfall der am 22. März voll zogenen Landtagsersatzwahl, um so mehr, als nur eine verhältnismässig geringe Zahl von Wählern fehlte, um ein für die nationalliberale Kandidatur günstiges Ergebnis herbeizuführen. Nur die Zersplitterung der liberalen Wäh lerstimmen hat den Misserfolg unserer Kandi datur verschuldet. Um den Wahlkreis nicht der Sozialdemokratie anheimfallen zu lassen, fordern wir unsere Wähler dringend auf, in der Stichwahl für Herrn Ee- meindevorstand Feller-Oetzsch einzutreten. Herr Eemeindevorstand Feller hat auf unsere Anfrage auf das bestimmteste die Erklärung wiederholt: dass er auf freikonservativer Erundanfchauung stehe, im Falle seiner Wahl der konservativen Frak tion nur als Hospitant beitreten werde und ihm persönliche Entschliehungsfreiheit, also Ent bindung vom Fraktionszwang«: zugesagt worden sei." Gleichzeitig tritt auch die Fortschrittliche Volkspartei mit einer Kundgebung «ur Stichwahl in Leipzig-Land an die Oeffentlichkeit. Diese Er klärung hat folgenden Wortlaut: „Die Fortschrittliche Volkspartei hat bei der Ersatzwahl am 22. März einen sehr befriedigenden Achtungserfolg errungen. Der inzwischen zur Auf- lösung gelangte Wahlausschuss für die Kandidatur des Herrn Dr. Schubert dankt allen Wählern für das unferer guten Sache erwiesene Vertrauen. Es hat nunmehr eine Stichwahl zwischen dem Kandi daten der Konservativen und des Bundes der Land wirte und dem der Sozialdemokratie stattzufinden. — Stichwahlen sind keine Eesinnungswahlen, sondern reine Zweckmässiakeitswahlen. Diese Tatsache ist z. B. auch dadurch erwiesen, dass Fürst Bismarck in einer bekannten Stichwahl den Rat erteilte, den Sozialdemokraten zu wählen. Ueber die Stichwahl in Giessen zwischen einem konservativen Bündler - Kandidaten und dem Sozialdemokraten schrieb das grösste nationallibe rale Blatt Deutschlands, die „Köln. Ztg.", wie folgt: „Der nationale Politiker mit liberalem Herzen hätte in Giessen unseres Erachtens nichts anderes machen können, als Gewehr bei Fuss die radikalen Geaensätze gegen einander austoben lassen. Ergriff er eine Partei, so musste er eine Schuld auf sich laden." Wenn demnach bereits für die Nationallibe ralen bei einer derartigen Stichwahl die Stimm enthaltung von der leitenden „Kölnischen Zeitung" empfohlen wird, dann kann es für den entschie denen Liberalismus nur heissen: Keine Stimme dem konservativen Kan didaten im 2L ländlichen Wahlkreise! Ob unsere Wähler für den sozialdemokratischen Bewerber stimmen oder einen unbeschriebenen Stimmzettel abgeben wollen, überlasten wir der eigenen Entschliessung! Der vorstehende Feld ruf entspricht unbedingt den Erfordernissen der Gegenwart. Noch am 23. März 1911 haben in Dresden die Konservativen vom Bund der Land wirte beschlossen: „Es ist Pflicht, dem Fortschritt gegenüber Gewehr bei Fuss zu stehen!" Dass die Konservativen und der vom Gross grundbesitz und Rittergutsbesitzern abhängige Bund der Landwirte seit Jahren die Politik der nack testen Selbstsucht in Sachsen und im Reiche ge trieben haben, ist sattsam bekannt. Selbst unser Kaiser prägte auf ihre Forderungen das bekannte Wort vom Brotwucher und Fürst Bülow erklärte 1909: „Die Konservativen haben ein frivoles Spiel mit den Interessen der Monarchie und des Vater landes getrieben." 'Wir bitten daher alle Wähler der Fortschritt lichen Volkspartei im gedachten Sinne bei der Stichwahl am 3. April zu verfahren." Leipzig, den 28. März 1911. Der Bezirksverband Leipzig der Fortschrittlichen Volkspartei für den >2. und 13. Reichstags-Wahlkreis Hugo Graf, Vorsitzender." Die Tatsache, dass der konservative Kandidat Feller erklärt hat, dass ihm von der konservativen Fraktion Entbindung vom Fraktionszwange zugesagt worden ist, sollte es auch den fortschrittlichen Wählern erleichtern, in der Stichwahl für Feller einzutreten. Äusktihrungsbeltimmungen zum Relltrsmertzumsürssteueryeletz. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt, werden in oen nächsten Tagen vom Reichsschatzamt A u s - fuyrungsbestimmunaen zur Reichs zuwachssteuer in den bei jeder Postanstalt er hälilicheu amtlichen Nachrichten über die Zuwachs steuer veröffentlicht werden. Die Ausführungsbestim mungen sehen die Einrichtung von Zuwachs steuerämtern und Ooerbehörden vor, die durch das „Zentralblatt für das Deutsche Reich" ver öffentlicht werden sollen. Das Verfahren hat drei Abschnitte: 1) die Mitteilung und Anmeldung eines Sleuerfalles; 2) das sogenannte Vorverfahren, nämlich die Feststellung, ob eine Steuerpslicht vor liegt; 3) das sogenannte Haupiverfahren, nämlich die Veranlagung und Erhebung. Für die Anmeldungspflicht kommen die Erundbuchämter, Reyistergerichte, Notare, sonstige Ur » kpndsbeamte und einzelne Steuerpflichtige in Be tracht. In normalen Fällen, insbesondere wenn ein Abschluss eines notariellen Kaufgeschäftes und sodann die Auslassung und Eintragung in das Grundbuch stattfindet, hat der Steuerpflichtige von sich aus nichts zu veranlassen. Was das Vorverfahren betrifft, so soll das Zuwachssteueramt auf Grund seiner eigenen Sachkennt nis und der ihm zugegangenen Mitteilungen prüfen, ob überhaupt ein steuerpflichtiger Fall gegeben ist. Insbesondere sollen die Feststellungen des Vor verfahrens darauf gerichtet werden, ob überhaupt ein Steuerbetrag von 20 .4t erreicht werden werd, oamft die Fälle, wo der Steuerbetrag sich unter 20 hält, von vornherein ausgeschieden werden, da sie nach 28 Abs. 3 steuerfrei zu veranlagen sind. Erst wenn cs feststeht, dass es zu einer Steuerfestsetzung von mehr als 20 .<t kommen wird, tritt das Zuwachssteueramt an die einzelnen Steuerpflichtigen heran, indem es ihnen den Vordruck für die Zuwachssteuererklärung übersendet. Um eine Eintragung zu erleichtern, wird eine Mustererklärung von der Reichsfinanzoerwal tung veröffentlicht werden. Die Angaben der Zu wachssteuererklärung werden sodann einer Prüfung unterworfen. Nach Abschluss der Ermittlungen wird eine Steuerberechnung zu den Akten aufgestellt und Len Steuerpflichtigen der Zuwachssteuerbescheid zu gestellt. Dem Grundstückseigentümer soll ermöglicht jein, auch ohne Veräusserung von der Steuer behörde über die bisher feststellbaren Berechnungs grundlagen eine Erklärung zu erhalten. Das Reichsschatzamt wird auch in der näch sten Nummer der amtlichen Mitteilungen über die Zuwachssteuer Erläuterungen zu den einzelnen Ec setzesbestimmungen und eine gemeinverständ liche Darstellung des Gesetzes alsbald ver öffentlichen. Oie üanüelsvertrsgsverlrsnülungen Japans mit üen Mächten. Die Verhandlungen, die Japan seit längerer Zeit mit England, Frankreich, Deutschland und Noro amerika betr. Abschluss neuer Handelsverträge führt, sind bis jetzt noch nicht wesentlich fortgeschritten. Im Sommer 1910 hat Japan seine Handelsverträge mit Europa gekündigt und ist bestrebt, bis zum 11. Juli dieses Jahres neue Handelsverträge mit diesen Mächten abzuschliessen. Der Handelsvertrag mit Nordamerika läuft dagegen erst im Sommer 1912 ad. Japan will seine neuen Handelsverträge auf Grund seines neuen Zolltarifes ab schliessen, der Mitte Juli d. I. in Kraft treten soll. Japan trägt sich mit der Absicht, beim Abschluss seiner neuen Handelsverträge möglichst günstige Be dingungen zu erzielen, und es führt deshalb seine Verhandlungen mtt den Mächten nicht in Tokio, son dern in den Hauptstädten der vier Mächte durch seine Botschafter. Wie verlautet, sind diese Verhandlungen bisher nicht von Erfolg gekrönt gewesen, namentlich hat England den japanischen Unterhändlern viele Schwierigkeiten gemacht und zum neuen japanischen ' Zolltarif viele Wünsche geäussert, deren Nichterfüllung einen Zollkrieg zwischen Japan und England nicht unmöglich erscheinen lasst. Wie es scheint, will Japan seine Handelsverträge nicht auf der Meistbegunstigungsklausel, sondern auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit aufbauen. Gerade diese Absicht findet aber bei den europäischen Lettragsstaaten wenig Gegenliebe, weil Amerika den europäischen Staaten gegenüber durch eine solch«' Massnahme erhebliche Vorteile erhalten würden. Für den Fall, Latz Japan in den nächsten Wochen bei seinen Handelsvertragsoerhandlungen mit den euro päischen Staaten zu keinem Abschluss kommen sollte.
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