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«rzugS-PreiS i»r vtertetlitzkt. imxrhrid L«u!chianl>« und d«r d«N»en 0olo»i«n vtertellährl. »SS mouail. ILO auljchl. Poftbefteüaeld. ,Zrrn«r m velgien» LLneuiark, den Donaustaatrn, .Italien, Lurrmburg, Ntederlaud«, N»r- .«««», Oester-reich- Ungar,, Siukland, Schweden, Schwei» ». Spamru. In allen übrigen Ltaaeea nur direkt durch di« Äeschtktftelle de« »lattt« erhältlich. Da« Leipziger Tageblatt erscheint 2mal '»glich. Sonn» n. Feiertag« nur morgen«. -nonnement-Snnahme: Bugullu-platz G ne» unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, wwie Postämtern und Bmesträgern. <tin,elv»rkaus«pret« der Morgen. ««gab« 1V H, der Abendausgabe » Nr. Sl. g Mbend-Ausgabe. UeMger T agctilail Handelszeitnng. Amtsblatt des Aales und des Votizeiamtes der Ltadt Leipzig. 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Die Hamburger Polizeibehörde hat cs jetzt aus gegeben, nachdem auch der Name des englischen Spions Schultz und seine und der andern Ber hasteten Personalien bekanntgcworden sind, die durchaus richtigen Meldungen zu „dementieren". Die Polizei hatte sich vorgenommen, daß der Name des verhafteten Engländers erst bei der Hauptverhrnd- lung in Leipzig bekannt werden sollte: warum? ist nicht recht erfindlich, denn die beteiligten Personen in England wußten es längst, daß Schultz in Ham burg verhaftet worden sei. Aber gerade der geheim nisvolle Schleier, den die Polizei um die Sache legte, gab ihr einen besonderen Reiz und spornte zur pri vaten Nachforschung an. die durch eine kurze und kündige Erklärung der Polizei -wohl vermieden wor den wäre. Ueber die Personalien der drei in Bre men verhafteten Personen wird weiter be sannt, daß es sich um einen bei der Aktiengesellschaft ..Weser" beschäftigten Ingenieur, der aus Oesterreich stammt, ferner um einen in Bremen ansässigen Schiffsmakler und endlich um die Haushälterin eines vei der Norddeutschen Armaturen- und Motorenfadrik in Bremen beschäftigten Technikers handelt. Der letztere wär kürzlich von einer Geschäftsreise ^prück- getehrt und Kat sich, freiwillig der Behörde gestellt. Die Beziehungen des Engländers Schultz beruhten anfangs auf durchaus legalen ltzeschäften. Inter essenten in Bremen suchten eine große Jacht zu kaufen, um damit Vergnügungsfahrten zu unternehmen: sic wandten sich an Mr. Schultz in Southampton, der sich mit dem Handel von Schiffen befaßt, und das Ge schäft kam auch zustande. Schultz weilte wegen dieses Geschäftes mehrere Male in Bremen und machte da bei die Bekanntschaft des Ingenieurs von der Weser werft und des betreffenden Technikers. Der Ingenieur von der ZPeserwerft hatte einen neuen Aeroplan er funden. und man wollte in England ein Unternehmen gründen zur Herstellung und Verwertung von Aero planen. Die Sache mißglückte aber, da nicht genügend Kapital zustande kam. Als drittes Unter nehmen wurde dann die Hebung eines vor längerer Zeit im Schwarzen Meer gesunkenen Schiffes in An griff genommen, doch ist dieses Unternehmen nicht liker die Anfangsstadien hinausgekommen. Inwie weit nun diese geschäftlichen Unterneh mungen als Deckmantel für die Spionage be nutzt wurden, muß die Untersuchung ergeben. Daß die Verhaftung des Engländers nichts mit dem Dicbstakl im Reichskanzlerpalais in Berlin zu tun habe, ist richtig. Es sind auch, wie die offiziöse .Nord-, Allg. Ztg." feststellt, keine Dokumente irgendwelcher Art beim Reichskanzler gestohlen wor den. Dagegen verlautet in Hamburg, daß wichtige Dokumente aus dem Reichs marineamt in Berlin abhanden gekommen sind, und daß dieser Diebstahl mit der Hamburger Spionogeaffäre in Zu sammenhang zu bringen sei. Der Jahresbericht Les NstmnsMveraten Lanüesvereins kür üas Königreich Sachten ist in der ersten Aprilnummer des von jetzt ab in ver größertem Format erscheinenden „Nationalliberalen Vereinsblattes" veröffentlicht worden. In dem poli tischen Rückblick wird der Ereignisse des Iabres 1910 gedacht und darauf hingewiesen, daß die Erörterung über die Reichsfinanzreform die politische Erregung fortgesetzt wachgehalten habe. „Die säch sische k o n se r v a t i v c Partei war der „Ber l > n c r P o l i 1 r k" des Herrn v. Heydckrand mit schweren Beklemmungen gefolgt: sogar mit einer Ab sonderung der Sachsen war einmal in ihrer Presse gedroht worden. Aber dieses Stadium wurde ver hältnismäßig rasch überwunden. Um die verstimmte Anhängerschaft zusammenzuhalten. entschloß mau sich zu einem scharfen Ritt gegen die Liberalen. Was man dieser Taktik wegen in wilden Reden und Flug blättern leistete, um insbesondere die Nationallibe ralen als die Urheber des ganzen politischen Unheils zu brandmarken und die konservative Partei als opferfreudige Retterin des Reiches zu feiern, ging ülrer alles hinaus, was mau sonst in Wahlzeilen hinzu nehmen pflegt." Bedauerlich sei, daß infolge -er durch die Reichsfinanzreform geschaffenen Lage die Sozialdemokratie leichtes Spiel bekommen habe. Weiter erwähnt der Bericht die im Rial NUN ge schlossenc Tagung des L a n d t a g c s. die manche böse Prophezeiung widerlegt habe. „Das wichtigste war: Die „liberale" Zweite Kammer halte sich arbeitsfähig erwiesen. Eine Reihe wichtiger Gesetze kam zustande: so ein Gesetz über die Gemeinde verbünde, ein neues Brandversicherungsgesetz, dessen praktisch Gestaltung wesentlich dem Abg. Dr. Lob - n c r zu danken war, ein Gesetz über das Mädchen schulwesen. Wichtige Anregungen gab ein Antrag Hettncr zur Reform der gesamien inneren Ver waltung und ein Antrag Dr. Niethammer zur Neuregelung der Eisenbahnnerwaltung, wogegen dic längst geforderte Reform der Ersten Kammer wiederum auf die Unentschlossenheit der Regierung stieß und keinen Schritt norankam. Die fleißige Ar beit der Fraktion hatte bedauerlicherweise, besonders gegen Schluß der Tagung, unter Zwistigkeiten zu lei den. die zum Austritt des Herrn Abg. Merkel- Mylau führten. Auch Herr Abg. Langhammer schied aus." Nachdem des Todes des Abgeordneten Dr. Rudolph und der Wahl des Abgeordneten Dr. Zöphel gedacht worden ist. führt der Bericht fol gendes aus: „Ungünstig wirkten die ununterbrochen dauernden Parteikämpfe auf dic Organi- s a t i o n s a r b c i t des Landesvereins zurück. Zwar trugen sie dazu bei. allenthalben den Porteisinn zu festigen, ober sie verschlangen auch dic beste Kraft und die beste Zeit. Hierzu kamen leider innere Partei- ' z w i st i g t e i 1 e n, zum Teil rein persönlicher Natur, die dem alten Ansehen der Partei schadeten und doch ausgetragen werden mußten, wenn die Partei ihren Kredit erhalten und ein« Zersetzung vermeiden wollte. Es spricht für die gute Grundlage der Organisation, daß nur einzelne Verein« das Jahr mit einem Verlust an Mitgliedern akschlossen. Dic meisten wahrten ihren Bestand »der batten eine Zunahme zu ver zeichnen. Die Zahl der angejchlossenen Vereine betrug 1,'ö gegen 119 im Vorjahre: hinzu kamen 28 neugeqründete Ortsgruppen. Dic Gesamtzahl der Mitglieder ist 19 9»0. In Dresden gelang es. durch die Bildung von Bezirksausschüssen, wozu noch besondere Fachgemeinschaften kamen, eine weitgehende Dezentralisation und dadurch eine Belebung der Parteitätigkeit zu erzielen. In Leipzig kam es zu einer Neuordnung der Vertrauensmannerorganijation, die Len Zweck Haven soll, für die Landtagswahlen wie für dic Neichstagswahlen eine erhöhte Schlagfertig keit zu sichern. In Chemnitz wurde leider die OrqanistNionsarbeit durch dic erwähnten Zwistig teitcn besonders stark beeinträchtigt. Neben dem Natwnallibernlcn Verein bildete sich eine Ortsgruppe des Landesvereins. Das E h cm nitzer Partei sckreianat war seit dem im Marz erfolgten Abgänge des Parteisekretärs Grcupner unbesetzt. Eine Ge schäftsstelle wurde im Kreise A n n a b e r g - E i b c n stock in opferwillnrer Weise geschaffen und Herr kröner ans y Kemnitz als Sekretär berufen. Eine weitere Gesiyäftsstelle wurde im Wahlkreise N e i ck, c n b a ch - k i r ch b c r g vorbereitet, deren Leitung Anfang des Jahres 1911 Herr Dr. Linse aus Leipzig übernahm. In mehreren Wahlkreisen, so im 10., 1.V, -'1. und 2:1.. ist der Zusammenschluß zu einheitlicher Organisation mit besonderem Erfolge betrieben worden. Ein von den national liberalen Aiereinen im 1ö. Reichstagswahlkreisc ein gebrachter. von Herrn Landtagsabgeordneten Clauß begründeter Antrag zur Verbesserung und Ausdehnung -er Organisation veranlaßte die Wahl eines Ob männeransschusses. dessen Vorschläge Vorstand und Landesausschuß noch beschäftigen werden." Der V o r st a n d trat lin verfloßenen Geschäfts jahre am I. Februar in Dresden, am «i. März in Cbemnitz, am 9. April in Leipzig, am 19. Juni in Dresden, am 2t Iulr in Leipzig, am 2». September in Dresden, am 18. Dezember in Leipzig zu Sitzungen zusammen. Die F r ü k j o. h r s t a g n n g des Landesvereins fand am b. März in Cbemnitz statt. In der Haupt versammlung sprach Neichstagsabgcordneter Professor Dr. Hie ber über politische Tagesfragcn unter großem Beifall. In der Landesausschußsitzung berichtete Landtagsakgeordneter Seminardirettor Dr. Seyscrt über die Arbeiten Les Land tages, woraus der Landtagsfraktion einstimmig eine Verlrauenserklärung erteilt wurde. Im An schluß an den Vortrag wurde beschlossen, einen be- sonderen Ausschuß zur Vorberatung der Volks schulreform zu berufen. Dic Aufforderung zur Wahl der Vertreter erging am 22. März an alle Ver einigungen im Lande. Der Schulausschuß trat am 1. Dezember 1910 zu seiner ersten Sitzung zu sammen. in -er Herr Dr. Scyfert in einem um fassenden grundlegenden Vortrage dic Schulfrage ke- banLelte. Im Herbste l2ä. Septembers trat der Landcsausschuß in Dresden zu einer zweiten Sitzung zusammen. Der Bericht des Generalsekretärs Dr. Wcstenberger über die inneren Partei angelegenheiten wurde non der Versammlung als Abschluß bedauerlicher Streitigkeiten mit Zustimmung ausgenommen. Rcichstagsabgeordneler Dr. Strcse- m ann sprach unter lebhaftem Beifall über die politische Lage im Hinblick aus den Kasseler Parteitag und -je Reichstagswahlen. An dem Parteitag in Kassel (1. und 2. Oktobers beteiligten sich 80 Vereine der sächsischen Landes organisationen. Die Geschäftsstelle des Landes vereins in Leipzig wurde auch in diesem Jahre sehr rege beansprucht. Wegen der Unzulänglichkeit -er seitherigen Geschäftsräume wurde eine Verlegung der Geschäftsstelle notwendig. Das im Auftrage des Landesvereins herausgegebenc .. N a t i o n a l l i b e - rale V e r e i n s b l a t t " ging an 11 000 Partei mitglieder. Die vom Generalsekretär herausgegebenc, für die Presse bestimmte „Sächsische National liberale Korrespondenz" wurüe an achtzig Zeitungen verschickt. Dic ebenfalls vom General sekretär herausgegebenc Werbeschrift „Die nationolliberale Partei" wurde neu bearbeitet und erschien in einer Auflage von 20 000 Stück. lieber dic k a s j e n v c r h ä l 1 n i s s e des Landes- wereins wirb dem Landesausschuß und der Haupt Versammlung ein besonderer Bericht erstattet werden. Zum Schlusz -es Berichts heißt cs: „Für dic National liberale Partei in Lachsen war das Jahr 1910 eine sehr schwierige Zeit. Die bevorstehenden Reichs tags mahlen, deren Vorbereitung zeitig unter dem leitenden Gedanken einer Zusammen fajsuug ber liberalen Bestrcbungen be gönnen wurde, nötigen zur äußersten Anspannung aller Kräfte, um die Daseinsberechtigung unserer Panei im Geiste unserer Vorkämpfer aufs neue zu erweisen." Oit GrrUalion sn Sorü ües Panzerkreuzers „Ijrrrck". Hatte erst vor kurzem -er Unfall des Untersee booics „I.. unserer Marine -en «chweren Verlust mehrerer Menschenleben gekostet, so ist gestern c:n neues schweres Unglück über sic hcreingedrochen und hat drei Menschenopfer gefordert. An Bor des Panzerkreuzers „Porck" entstand, wie schon kurz gemeldet, eine B c n z o l c x p l o s i o n . bei -er d r e i Mann getötet und fünf verletzt wurden. Ueber das Unglück liegen folgende Einzelmeldun gen vor: Kiel, 21. März. An Bord -cs in der Kaiserlichen Werst liegenden Panzerkreuzers „P o r ck" ent stund heute nachmittag bei -er Uebernahmc von Ben zolin einer Abteilung des Schiffes eine Ex p l o s i o n der übernommenen Flüssigkeit. Hierbei wurden ge tötet der Obermaschinistcnmaat Genske und die Ma- schinistcnmaate Eick und Poethe. Schwer ver letzt wurden ein M a s ch i n i st c n m a o 1 und zwei Heizer, leicht verletzt ein Werftarbeiter. Das Feuer wurde bald gelöscht. Eine ausführliche Schilderung des Unglücks, dessen Ursache bisher nicht festgestellt werden konnte, dringt der „Berl. Lak.-Anz.": Die Explosion auf dem Panzerkreuzer „Porck" er eignete sich um '-1 Uhr nachmittags bcimFiillen -er Tanks mit Benzol im Backbord Wallqong der Hinteren Maschine. Sic war von einer macht' gen Detonation begleitet, dic das gairze Schiff erschütterte, und war so heftig, Laß das Längs schott -es Ganges herausgeschlcudert wurde. Augenblicklich fron- der ganze Maschinenraum in Flammen, und eine starke Stichflamme drang durch den Pent! lator in den Heizraum. Im Maschinenraum befanden sich zur Zeit -er Explosion nur dic sechs Marine angehörigen, die teils getötet, teils schwer verletzt wurden. Der verletzte Werftarbeiter, der außerhalb des Maschinenraumcs stand, wurde vom Luftdruck in den Raum hinabgeschleudert und erlitt dabei erhebliche Rißwunden am Arm. Die he rum fliegenden Trümmer -cs zer störten Längsschottes sollen hauptsächlich die drei ge töteten Maate getroffen und furchtbar zu- gc richtet haben. Zur Bewältigung des Feuers wurde zunächst dic Werftfcucrwehr herbei gerufen, dic Oss Grüne Auto. Roman von August Weißl. gz (Nachdruck ^rrSotea.) „So — das hab' ich gar nicht g'wußt. Was machst denn immer?" „Na, halt so leben. Und wie geht's dir?" Dante. Wie du siehst, ganz gut." Dabei deutete er auf sein« Uniform. „Ah — ja. Gratuliere. Also hat sich dic Kriegs schule gelohnt. Bist ständig in Wien?" Die Hausfrau rauschte vorüber. „Pardon, einen Augenblick", entschuldigte sich der Hauptmann. „Gräfin, bitte", hielt er Violetta an, .'haben Sie von der Baronin Sternburg nichts Näheres gehört?" „Nein — sie ist schon seit einer Woche unsichtbar. Sie soll verreist sein. Vielleicht kann Ihnen Gras Heinen nähere Auskunft geben. Er sitzt dort am Whisttische/' „Dame bestens." Damit trat er zurück. „Wenn Lu den Heinen kennen lernen willst, so kann ich di« Bekanntschaft vermitteln", bot sich Sphor an. „O, den kenn' ich", antwortete der Hauptmann ge dehnt. „Aber ich weich' ihm lieber aus." „Warum denn?" „Na, halt so. Der Mensch ist mir unsympathisch. Ein Spieler, ein Trinker — man weiß nicht recht, wovon er lebt. Paßt mir nicht! Und dann: Er hat vor zwei Jahren Liese Affäre g'habt die noch immer nicht recht aufgeklärt ist. Weißt — lieber nicht!" „Du meinst die G'schicht' bei den Kaiser in« növern?" .Ach glaub', La tut man ihm unrecht. Gewiß — vom militärischen Staikipunkt war's eine grobe Pflichtverletzung. Aber vom menschlichen — mein Gott, er hat hmt ein bißl zu viel getrunken — das kann Loch iedem packsterenft' „Gar so einfach ist Las nicht, lieber Mar", er widerte der Hauptmann ernst. „Man betrinkt sich als Offizier im Dienst nicht. Und man schläft nicht, wenn man «in« so wichtige Eskorte kommandiert." „Er hat sich halt auf Len Zugführer verlaßen." „Das wax gegen seine Instruktion. Ueberhaupt — bester, wir lasten die Sach«. Er kann froh sein, -aß cr mit einem blauen Äug' daoongeko.nmcn ist. Das hat er nur seinem Onkel Holmhorst zu danken. Wenn der nichr sein Brigadier gewesen wär' — na, ich weiß nicht, wie die G schicht' ausgefallen wär'. Ich jag' dir, wenn das einem andern passiert, ich weiß nicht, was dann geschieht." „Du — lch bin mit dem Heinen gut. Wenn ou willst, erkundige ich mich bei idm nach der Baronin." „Da wär' ich dir sehr dankbar. Faß ihn gleich ab, da kommt er." Baron Sphor hielt Graf Heinen an, während sich Geueralstabshaupkmann Fran- Fernkorn unauffällig in das Nachbarzimmer wandte. „Du, Heinen, hör' einmal. Ist dic Boronin Stern burg hier?" Graf Heinen sah Sphor überrascht an. „tllZclchc Baronin Sternburg meinst du? ' „Deine Cousine." Der Graf zögerte mit der Antwort. „Darf ich wißen, warum du nach ihr fragst?" „Wenn es dich interessiert, gewiß. Einer meiner Bekannten hat sich bei der Hausfrau nach der Baronin erkundigt und ist an dich gewiesen worden." „Und warum wendet sich dein Bekannter nicht direkt an mich?" fragte der Graf. „Er ist weggerufen worden und hat mich gebeten, es zu besorgen. „So . . . so . . . Wer ist denn der Herr?" „Woraus schließt du, daß es ein Herr ist?" „Ich meinte nur . . Meine Cousine ist eine schöne Frau, da liegt die Vermutung nahe. Also wer ist es?" ' „Höre, du bist ja der reine Großinquisitor. Der Hauptmann Fernkorn, wenn du's schon durchaus wißen willst." Das Antlitz des Grafen verdüsterte sich „Er rennt ihr allo noch immer nach?" Graf Heinen biß sich auf die Lippen und zupfte nervös an seinem Schnurrbart. „Sag' ihm, dic Baronin ist verreist. Sie befindet sich in Berlin. Am 11. hat sie mir von dort depeschiert. Er soll ihr aber nicht nachfahren, das wär' ihr nur unangenehm " „Werd's ausrrchtcn. Bleibst noch lang?" „Ich muß nur noch der Hausfrau etwas sagen, dann geh' ich. Mit dem Spielen ist's heut' nichts. Ich hab' «rnen Hechtag." Baron Sphor luchte den Hauptmann auf, der, als er ihn erblickte, rasch auf ihn zukam. „Ich weiß schon, wo die Baronen ist." „In Berlin" — bemerkte Sphor. „Nein. Sie ist in Venedig und Hal ihrem Onkel, Exzellenz Holmhorst, von dorr geschrieben." „Heinen erklärte, sie sei in Berlin." „Hast du ihm gesagt, wer nach ihr fragte?" Sphor nickte. „Na — dann natürlich. Sie war gar nicht in Berlin. Sie ist heute vor vierzehn Tagen mit dem Frühzug Hals über Kopf nach Venedig abgereist." „Heinen erklärte bestimmt, daß sie ihm am elften aus Berlin depeschiert habe." „Am elften? Wart', laß mich nachrechnen. — Un möglich! Am zwölften mittags hab' ich sic auf der Ringstraße gesprochen. Das itimmt ja auch. Heut' nt der sicbenundzwanzigste. Vor vierzehn Tagen, also am dreizehnten, früh, hat sic Wien verlaßen. Da sieht man. was der Heinen zusammenlügt. Dieser —" Die Gräfin dic Campobcllo trat auf die Freunde zu. „Herr Hauptmann, Sie haben früher gefragt, wo sich dic Baronin Sternburg auftffeft. Ich hörte eben, in Berlin." „Sehr dankbar, Gräfin. Von wem haben Sic dic Nachricht?" „Vom Grafen Heinen." „Mich wunderr nur, daß der Graf daun nicht auch in Berlin ist?" „Eifersüchtig, Herr Hauptmann? Mein Gott, er ist doch ein Verwandter. Und sic ist Witwe. Ohne männlichen Schutz." „Wissen Sic nicht, Gräfin, was di« Baronin in Berlin macht?" „Vermutlich bei Verwandten." „Ich habe nie gehört, -aß sic in Berlin Verwandte hat. Die Baronin ist doch «ine Italienerin von Ge burt. Eine Castellmari", sagte der Hauptmann. Ein leises Zittern lief über das Antlitz der Hausfrau. Sie führte ihr Taschentuch zum Gesicht, gleichsam, um es zu bedecken. Baron Sphor war es nicht entgangen, welche Wir kung die Nennung des Namens Tastellmari auf die Gräfin aeübt. Die Stimme der Gräfin zitterte eigentümlich, als sie dem Hauptmann antwortete: „Ich kenne die Familie der Baronin nicht. Ich hörte nur. daß sie in Berlin ist — und wollte es Ihnen sagen — da Sic mich früher nach ihr gefragt haben." Damit brach sie das Gespräch ab. „Merkwürdig, nicht? dag mich der Heinen durch aus auf eine falsche Spur Hetzen will?" sagte Fern korn zu seinem Freund. „I- — höchst merkwürdig —" antwortete Sphor, dessen Gedanken sich augenscheinlich mit etwas ganz anderem bc,chäftigten, während er Ser Hausfrau nach Lenklich nachschaute, die im Nebenzimmer mir Gras Heinen lebhaft sprach. „Warum der Kerl das nur tut?" „Vielleicht fit er eifersüchtig auf dich?" „Eifersüchtig? Dazu Hai er weder eln Recht, no<b einen Grund. Er hat sich an die Baronin zwar immer herangedrängt und sie hat ihn in ihrer Nähe gelitten, aus Gründen, die ich nicht kenne. Er verkehrte sogar viel in ihrem Hause. Schließlich ist er ja ikr Couün. Aker Las ckinc weiß ich bestimmt, daß die Beziehungen nicht einmal einen freundschaftlichen Charakter trugen. Die Baronin hat mir das wiederhol! versichert und kein Hehl daraus gemacht, daß er ihr sehr unsym pathisch ist." „Und trotzdem -er rege Verkehr?" sag.e Sphor. „Meta — die Baronin", verbesserte sich -er Haupt mann rasch, „hat mir angedeutet, Heinen habe ihrer Familie einmal einen großen Dienst erwiesen. Sic fühle sich ihm sehr verpflichtet, schulde ihm großen Dank und so weiler. Darum habe sie ihm ihr Haus geöffnet und dulde ihn in ihrer Nähe, obwohl sic ihn nicht ausstehen könne." „Sag' mal, Franz", fragte Ephor, „wenn die Sache so steht, warum vertragt ihr euch dann nicht, du und der Heinen?" „Weil — ich spreche nichr gern von alten Sachen Weißt", fuhr der Hauptmann leiser fort, „ich war damals auch bei Len kaisermanövern: dem Hclm- horst zuaeteitt. Heinen weiß, daß ich die ganze Ge schichte sehr aenau kenn«. Und da ist ihm wahr schetnlich ebenso peinlich wie mir, daß wir zusammen kommen. Aber das erklärt mir noch immer nichi, warum —" „Warum Li« Baronin so plötzlich abreist«", Lachte Sphor laut. Der Hauptmann sah ihn verblüfft an. „Wie kommt denn das zu dem?" „Ich verwirrte nur di« Tranken. Ich meinte warum Heinen dir falsche Angaben macht. Ich stell' mir das aanz einfach vor. Er kann Licht nicht leiden, dein Verkehr mit seiner Cousine ist ihm unangenehm.