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ä. LeUsgr. /reuas, 24. Mün !9N. Leipziger Tageblatt. M.SS. los. IsNrgany. Süelheiü Lalsnüs Lchicklal. Ms Roman von Marie Bernhard. lMachdruck verdo««.) „Paolo, ist'« immer so todernst, dein Fräulein Tochter? Kann's nimmer lachen und sich freuen? Wie so «ine von den Madonnen und Heiligen da in Rom oder Florenz schaut's aus — aber schön ist'»! Blauschwarzes Haar — blauschwarze Augen — o, und das süße, das süße Goscherl! Und wie'» ge wachsen ist, rank und schlank —" ,Lör' aus, Schätzchen! Mach' mir das Kind nicht eitel — es weiß noch nicht —" „Ah du — bitt' schön! Weitz noch sicht ist Unsinn — sei so gut! Mit knapp dreizehn hab' ich „gewusst" — noch früher, wenn ich mich rechi be sinnen tu! Ein Mäderl wie da» da — und „weiß noch nicht!" — datz i net lach'!" — Wir kamen ans Haus — im Dorflur stand Mine Altmann in ihrem schlichtbürgerlichcn dunkeln Sonn tagskleid und machte eine Art Reverenz: sehr ver bindlich war ihr Gesichtsausdruck dazu nicht. „O, von Ihnen, da weiß ich schon — Sic sind die Frau Altmann und so eine prächtige Pflegerin und so eine ausbündig gut« Wirtin. Don Kranksein mag ich nir wissen und nix hören, — aber das gute Haushalten — o ja, das erkenn' ich mächtig an, weil nämlich ich selbst kein' Schimmer hab' davon! Ich weist bloh zu sagen, ob mir was munden tut. . . aber wie, wo, warum man das so macht und das so ... da ist's halt gefehlt. Drum, wenn Sie wollen die Wiener Küche bringen" — ..Bon der versteh' ich nichts!" erklärte Mine kurzweg. Bella Wollgaft nahm da« nicht übel — sie lachte nur wieder. „Da lerne» Eie'» eben, u«d gut ist'» Nun schauen lwr erst mal das Häusel an!" Das rotgoldene Köpfchen ging wie bei einem Bogel, der sich neugierig umsieht, hin und her. Die Füßchen trippelten hierhin und dorthin. „Dies hier kann eine Diele werden, Pawluscha!" dekretierte sie. „So eine gemütliche Diele, weiht du, mit Klappsitzen an den Wänden, mit Fellen davor: an die Wandflächen gehören Schmuck und Zicrstücke, keine Bilder. — in die Mitte mutz ein ganz grotze: Tisch her auf Kugelfühen. — drum herum Stühle mit Ledersitzen" — „Bonus, mein Schätzchen! Machen wir!" meinte mein Pater freudestrahlend. „So etwas hab' ich nämlich für diesen Raum hier selbst schon lange im Sinn gehabt!" „Und warum hast du's nicht Herrichten lassen, Hallodris, der du bist?" „Kindchen, du vergissest, datz meine Frau lange Jahre hindurch schwer krank war. Durchgreifende Veränderungen konnten da im Hause nicht vor genommen werden!" „Nun, — wenns doch aber notwendig war! Konntet sie ja so lange austun, di« kranke Frau! Jesses — macht die Adi ein Gesicht dazu! Hab' ich was Dummes geschwätzt? Das wird mir noch oft begegnen — und von Krankheiten versteh' ich eben nix — ich Hab s ja schon eh' gesagt!" Wir kamen in den Salon, der mir immer sehr hübsch erschienen war, — freilich war die Einrichtung nicht mehr neu. „Schrecklich spiehdürgerlich!" Di« künftige Herrin zog ein Mäulchen, sah sich mißbillige«!- um und schlug mit ihren weichen, langen Handschuhen, die sie abgestreift hatte, scherzhaft nach meinem Vater. „Und du willst ein Baumeister sein? Und du willst Schönheitssinn haben — und kannst so daher- sitzen in solchem Haus und solchem Möbelkram, wie jeder Strumpfwirker sich's leisten kann! Das ist zum Jammern — das ist.... ah" Der Ausruf galt dein Bilde meiner Mutter, das die Rednerin jetzt erst zu Gesicht bekam. Es war ein Pastell in halber Lebensgröße, stellte meine Mutter als ganz junge Frau dar, weiß gekleidet, Veilchei^in den Händen, Veilchen an der Brust, ... ein ent zückendes Bild war es, wie hingahaucht, so duftig, sehr glücklich aufgefatzt, ich liebte es schwärmerisch, obgleich ich meine arme, liebe Mutter so nicht gekannt hatte. .„Ist die aber schön gewesen!" Wie an gewurzelt stand die zierlich- Gestalt vor dem Gemälde, es klang beinahe etwas wie Entrüstung im Ton der Stimme mit. Ein prüfender Blick flog zu mir herüber, ein kurzes Kopfnicken schien die Aehnlichkeit zu bestätigen, — dann wandte sich das Köpfchen blitzschnell zur Seite, wo ein großer Spiegel hing. Ein paarmal ging der musternd« Blick zwischen dem Gemälde und -em Spiegelbild hin und her, dann kam ein kleiner Seufzer: „Harte Konkurrenz für mich, Pablo!" ,A", sagte mein Vater zärtlich und legte den Arm um seine Braut. „Ihr seid ja gar nicht zu vergleichen, ihr zwei, Mignonne? Und ferner — das da ist ein Bild, und du ... du lebst!" „Freilich!" rief Bella triumphierend, nahm ihn bei der Hand und zog ibn mit sich fort. „Und nnn weiter — weiter — flink - sonst kommt die Tie res mit dem ungläubigen Thomas, und wir haben nicht zu End schauen können!" Das weitere Ergebnis der Besichtigung entsprach dem Anfang. Ueberall Achselzucken »««- tadelnde Worte. Einzig das Speisezimmer fand einigermaßen Gnade bei der Beschauerin. Im Zimmer meiner Mutter mißfiel ihr vollends alles. „Der schreckliche Krankenstuhl — wie konntet ihr den aber stehen lassen? Fort mit dem — am liebsten gleich zur Stund', ich kann so was nicht sehen. — ernstlich, Paolo, ich kann« nimmer! Und dies mächtige Bett! Das nimmt fa den meisten Raum fozst, und wie es plump gearbeitet ist — kein Stil drin und keine Linie! Das tust du gleich morgen fort an irgend ein Krankenhaus oder Klinik oder so — gibt ja ge nug solch schreckliche Häuser, und die können das Bett und den fürchterlichen Krankenstuhl noch ge brauchen, nit wahr? — Hier also müssen ganz lichte Tapeten her, in hellblau, mit Silberleisten, — der Teppich ganz über den Fußboden weg, weiß un blau im Muster, — Türen und Fenster schlohweiß lackiert und ganz leichte Rokokomöbcl mit geschwun genen Lehnen kommen dazu . . . das lasten wir alles «ns Wien kommen, ich kenn' mich aus mit den Firmen, — die führen eigenes, avch Pariser Fabri kat — aus dem Zimmer kann etwas Leidliches her gestellt werden, wenn wir den schrecklichen Apparat wegbringen. Und das geschieht rasch, gelt, Paw- luscha? Morgen schon — wie?" „Morgen schon!" kam die prompte Bestätigung. Ich wollte etwas sagen, — mich dagegen aus lehnen — tief schöpfte ich Atem, — da rief die glas helle Stimme dazwischen: „Sind die zwei richtig schon da! Flink, flink, daß wir zur Stelle sind!" Wie ein Wirbelwind flatterte die rosa Wolke zur Tür. und mein Vater lief mit, wie ein zwölf jähriger Bube, den das wilde Schwesterchen im Lauf mit sortreißt. Ich folgte ganz langsam nach. Zn dem Vorzimmer, das, zusammen mit dem daran stoßenden Raum, eine Diele werden sollte, stieß ich auf die Gruppe. Tante Theres Franklhuber war «ine ältlich«, fette Dame, stark geschnürt, gepudert und auffallend angezogen. Ich habe diesen Typus später sehr oft in meinem Lcbcn angetrofsen — da- mals kannte ich noch nicht diese schrecklichen soqe- nannten „Theatermütter", die ihre „Schützlinge" un weigerlich begleiten als eine, namentlich von Män nern höchst unerwünschte Staffage, die unerhörte Mengen essen und noch mehr trinken können, immer hungrig, immer geldgierig, immer auf ihren Vorteil bedacht sind und beständig dieselben „interessanten" Geschichten aus ihrer Glanz- und Jugendzeit erzählen — Geschichten, die keiner mit anhören will und die ihnen keiner glaubt. — Tom der Reimer war ein langer, schlanker Mensch mit bartlosem Gesicht und fai-losem Teint. Sein blondes Haar war so kurz wie möglich geschoren, er sprach leise, beweqte sich unauffällig, schien bemüht, möglichst wenig aus sich zu machen und im Hinter gründ zu bleiben Da er mir als Tischherr zusiel, so war er natürlich gezwungen, sich mit mir zu unter halten, und er entledigte sich dieser schweren Aus gabe nicht ohne Geschicklichkeit, indem er sorglich ver mied. mich ausplsragen, wovor ich in der Stille ge zittert hatte, und dafür allerlei kleine Erlebnisse aus Leipzig. Wien und Petersburg berichtete, wohin ihn >'ein Beruf als Buchhändler geführt hatte. — Dir einngc Frage, die er an mich richtete, war die, welches mein Lieblinpsstndinm sei, und da ich sofort erwiderte: „Kunst und Kunstgeschichte", so vertieften wir uns in letzteres Thema, sprachen von Winkel mann. Burckardt, Muhter und Thode, und Herr Reimer empfahl mir einige Monographien und Leit fäden, die ich noch nicht kannte. Das Brautpaar war sehr mit sich selbst beschäftigt, mein Vater hatte weder Blick noch Wort für mich. Seine Verlobte nickte mir ein paarmal lustig zu — setzt, da bas Helle Tageslicht auf ihr Gesicht fiel, kam mir die Hautfarbe noch sonderbarer, das Kolorit noch rosiger vor: die Augen hatten ein glänzendes Grün. — das ganze kleine Geschöpf sah aus wie ein Rirchen, das soeben ans dem feuchten Element empor- oetaucht ist. Ein paar Worte unseres Kunstgcsprächs schien sie aufgefangen zu haben. „Fahren die ein schweres Geschütz von wissen schaftlichem Stoff herbei — 's ist a Graus? Tom", wandte sie sich strafend an ihren Vetter, „wie magst denn du solch ein üdes Geschwätz dahersagen, wenn du rin so junge», bildsützes Mäderl an deiner Seiten hast? Oder ist', etwa nicht bildsütz, das Heiderk Roland?" „Gar kein Sde» Zeug, Belladonna!" verteidigte sich der „ungläubige Thomas" lachend. „Das will nnr dir so scheinen, weil du nichts davon verstehst!" „Auch möglich!" gab sie gleichmütig zu. Gleich darauf wandte sie sich zu ihrer Tante: Ich bitt' schön, Theres, stopf' nimmer soviel Mayonnais! Du weißt doch — später wird dir allemal schlecht, und ich muß das mit ausbaden!" Wirklich entwickelte die „Anstandsdame" einen mir völlig unbegreiflichen Appetit. Sie aß reichlich soviel, wie wir übrigen vier zusammengenommen. Der letzte Gang war eben abgetragen, die Dessert teller wurden herumgegeben, der Eiskühlcr mit den Sektflaschen wurde hereingebracht, — bis dahin hatten wir leichten weißen und roten Tischwein ge trunken — da üsfnete sich rasch die Tür, und der späte Gast, besten schon früher erwähnt worden war, Doktor Alerander Steinbrecht. trat über die Schwelle. Ich kann fürs erste nicht weiterschreiben, Günther, — ich kann nicht! — Sechzehntes Kapitel. Nun ist es vorbei mit dem wunderlichen Doppel spiel von Herbst und Winter. Es war nur ein paar Tage so — aber inzwischen hat sich da. Bild total gewandelt. In klirrend«»« Eispanzcr ist der Akuter ge'chritten gekommen und hat nicht mehr gespielt — »ein. Ernst gemacht. Der Sturm ging vor ihm her und bereitete ihm die Stätte, riß mit harten Händen die Blättermäntel von den Bäumen herunter, daß sie in Fetzen flogen, hauchte alles, was noch von Reiz und Leben iibriggcblieben war, mit seinem kalten Atem an . . . und wie dann der Schnee wiederkam, traf er auf kable Aeste und glatte Flächen, wurde körnig und hart und sekte sich um in glitzernd - Eis kristalle, die scharf und augenblendend in der Sonne leuchten. Die Luft schneidet förmlich, so kalt ist es, der Schnee knirscht und kreischt unter den Tritten, man muß eilig gehen, um nicht zu frieren. Meine Olterfelljackc und dito Mütze tun mir gute Dienste, ich bin viel mit den Hunden im Freien, ich liebe unfern nordischen Winter! Und du, mein Einziger, bist inzwischen in den Tropen, bist der infernalischen Sonnenglut ausge setzt, weißt dich nicht zu bergen vor den unbarm herzigen Pfeilen, die. Stunde um Stunde, dieses Südens Sonne auf euch, die ihr doch arbeiten, finden, entdecken sollt, herabschleudert. Genug weiß mm«, liest man ja von diesem mörderischen Klima, um für diejenigen, die sich ihm für längere Zeit aus setzen müssen, zu bangen, zu zittern. Und will ich das tun, dann sehe ich wieder dein liebes, kluges Gesicht, die zuversichtlich strahlenden Augen, höre den festen Ton deiner Stimme: „Wegen des Klimas hab' keine Sorge! Solch' einem ostfriesischen Bauers sohn tut das bißchen Hitze nichts weiter! Ich bin rn meiner Kindheit und ersten Jugend hart gewöhnt worden — das kommt mir jetzt zugnt!" (Fortsetzung folgt.! Kein deeonckeiw» lleglitep »em» Vobnnckckevken ck»u»enck ru dvnutren Onkuad ?e»lctr»cd - Sllllg ^lp-Ldetieek» llontenkolg» » s' - - bvrto unä rleksrrt» 8/rt-m LssetrUek rulüsslo i»ar uno — - turi»ti»ed»n <-iut«skt»n vurod 8oUr»td^»r«u-o«»<!d»a« d«r!«U«» Vorln««» 81« Nr 1LL. 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