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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110324012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-24
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Nr. 83. los. Jahrgang. * Mariajchein, 22. März. (Lebendig begraben.) Hestern wurde der 36jährige Bergmann Franz Zeisler im Dolbhoss-Tchachte in Modlan durch niedergehende Nohle verschüttet und konnte nur als Leiche geborgen werden. * Deutschneudorf, 22. März. (Arbeitsein» stell ung) Zu der kürzlich gebrachten Notiz über eine Arbeitskündigung bei der Firma Reqmann L Lindner wird noch bekannt, datz nicht Lohn- und Arbeilszeitdifferenzen Gründe zur Arbeitskündiaung gewesen sind, »andern einzig und allein die Entlassung von 24 Arbeitern, mit denen sich dann die anderen, welche die Kündigung eingereicht haben, solidarisch erklärten. Sus Lachlens Umgebung. 'I Halle, 23. März. (Schwerer Unfall durch Spielen mit einer Patrone.) In dem Dorfe Grabo (Bezirk Merseburg) stocherte während des Unterrichts der 10jährige Schüler Schulze mit einem Schiefer st ist an ein er Dynamitpatroneherum, die er auf dem Felde gefunden hatte. Die Patrone erplodierte, rin dem Knaben die rechte Hand fort und verletzte ihn im Gesicht und an» linken Arm schwer. Ebenso erlitten die beiden Bank nachbarn des Knaben Verletzungen an Gesicht und Händen. * Görlitz, 22. März. (Prinz Friedrich Wib Helm von Preus;en) und dessen Gemahlin haben ihre Teilnahme an dem Schlesischen Mususest, das hier vom 18. bis 20. Juni stattfindct, zugesagt. Tagesckrmnk. Berlin, 23. März. (Ein eigenartiges Rei nig ungsin st itut) ini Zenlrum der Stadt wurde , estern von der Kriminalpolizei gesäubert. Dieses „Iuiulut" war die Zentrale eines ausgedehnten Handels mit allerband Schmutz. Der Inhaber sandte Kataloge und Muster von unzüchtigen Bildern besonders an Offiziere. Bei einer Lurchfuchuna der Räume siel eins arotze Mengs von obszönen Bildern de Kriminalpolizei in dis Hände. Auch die Ge schäftsführerin, ein junges Mädchen, batte in ihrem Schrank einen ahnsehnlichsn Polten l er unzüchtigen Bilder. Sic legte gegen deren Beschlagnahme Ver wahrung ein, weil sre ihr Privatbentz ieien. >i. Hanau, 23. März. (Das Spiel mit dem Revolver.) Der lOjährige Realschüler Heil spielte ::.lt e'.iiem Revolver, als plötzlich ein Schutz losging. is Ku el drang dem Jungen rn die rechte Schläfe und führte seinen sofortigen Tod herbei. Beuthen, 26. März. (Sechs Opfer des Berg« bau es.) In der Hedwigwunschgrubc fiel dem Berg- ''-onn Sobczyk ein Holstcmpel auf den Kopf und o.rlegte ihn derart, datz er bald darauf starb. In oerselben Grube und in der Kontordiagrubc wurde je ein Häuer von herabstiirzenden Kohlenmassen ge tötet. In der Paulusgrube wurde ein Häuer durch einen vorzeitig losgegannenen Sprengschutz getötet. In oer Donnersmarügrube stürzte der Grubcnschlosser Machst;!i vom Fördergerüst: er erlitt schwere Ver letzungen und starb bald darauf. Augsburg, 23. März. (Schwere Strafe für einen Brunnenvergifter.) Das Schwurgericht hat den Bauern Noltanger in Tölting, der seinem in tödlicher Feindschaft mit ihm lebenden Nachbarn den Brunnen mit einem Ticrkadaoer ver giftet hatte, zu vier Jahren Zuchthaus und shu Jahren Ehrverlust und den Sohn des Bauern wegen Beihilfe zu 1'/, Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Die ganze neunköpfige Familie des Nachbarn war an dem vergifteten Wasser schwer erkrankt. Der medizinische Sachver ständige erklärte, die Brunnenvergistung sei derartig gewesen, datz sie sehr wohl den Tod eines Menschen hätic herbeiführen können. Innsbruck, 23. März. (Einsturz.) Unweit der Ortschaft Brcnnbichel im Oberinntal stürzten 4000 Ouadratklaster Erdreich ab. Das Betriebshaus der Ziegelei Drarel wurde verschüttet, die elektrischen Maschinen zerstört und eine Mauer eingedrückt. Moskau, 23. März. (Den eigenen Vater er mordete) der achtzehnjährige Sohn des reichen Rstzauraleurs Martianoff eines Familienzwistes we'cn. Der Mörder ist geflüchtet. Paris, 23. März. (Ein wahrer Schrecken) herrscht in der Gemeinde Clairefontaine, die von d.-n beiden Brüdern Ceyrot terrorisiert wird. Die beiden 27 und 28 Jahre alten Brüder, die eines Vergehens wegen verhaftet werden sollten, haben i'ö; in ihrem Hause verbarrikadiert und geben Re volver- und Flintenschüsse auf jeden ab, der sich in die Nähe des Houses wagt. Die Gendarmerie ist machtlos. Der Bürgermeister hat Truppen requi riert. um die Brüder zu verhaften. - Paris, 23. März. (Mord an der Schwieger mutter.) In der kleinen französischen Gemeinde Poisicux unweit von Bourges schlug der Bauer Dsroye, der bereits 63 Jahre alt ist, seiner bei ihm wohnenden 93jährigen Schwiegermutter, der Witwe Iacquet, mit einem Knüttel den Schädel ein, nach dem er sie zuvor mit einer Handvoll Stroh geknebelt batte. Dann warf er den Leichnam ins Feuer und ging ruhig zur Arbeit. Als er abends heim lehrte, hatten die Dörfler Wind von der Untat er halten und den halbverbrannten Leichnam der Witwe aus dem Feuer gezogen. Sie stellten Deroye heftig zur Rede, doch dieser leugnete hartnäckig und meinte, ine Alte sei wohl das Opfer eines Unfalles geworden. Als dann aber die Gendarmen auf dem Plane er schienen. bequemte sich der Bauer zu einem Eeständ- visse und gab schlietzlich auch zu, datz er die alte Frau aus dem Wege geräumt habe, weil sie für ihn nur eine Last sei, anderseits aber keinen Wert mehr Hobe, seitdem er ihr ihre Ersparnisse geraubt hatte. Paris, 23. März. (Unmenschliche Söhne.) Im Dorfe Bois-Söjour bei Clermont-Ferrand haben die beiden 18 und 22 Jahre alten Söhne der Familie Morange ihre greisen Eltern aus dem Hause gejagt.) Sie verbarrikadierten das Haus und icheuten sich nicht, Flintenschüsse auf Vater und Mutter abzugeben, als sie in das Haus einzudringcn versuchten. Die alten Leute sind nicht unbedenklich verletzt worden. Der Vorfall hatte eine Ansammlung der gesamten Einwohnerschaft zur Folge, die ihrer Empörung durch laute Drohungen gegen die jugend lichen Unholde Ausdruck gab. Bisher ist es der Polizei und der Gendarmerie trotz vereinter An- ftrengung nicht gelungen, das fest verbarrikadierte Haus einzunehmen. London, 23. März. (Eine Bluttat aus unbe kannten Motiven) ereignete sich mitten auf der Stratze vor dem Anaelyotel in Islington, einem Vorort Londons. Ein Mann namens Bürgest hatte eben das Hotel in Begleitung einer Frau und eines .Kindes verlassen, als ein anderer Mann mit dem Revolver in der Hand den dreien entpegentrat. „Beschützen Sie mich!" rief die Frau ihrem Begleiter zu. Burgetz erhob die Hand, aber schon krachte ein Schutz und er sank, in den Kopf getroffen, nieder. Tausende von Menschen sammelten sich um die Grupve, und nur mit Mühe gelang es der Polizei, den Verbrecher vor der Wut der Menge zu schützen. Burgetz wurde in ein Hospital gebracht, wo die Leipziger Lsgebistt. Kugel entfernt werden konnte. Man hofft, sein Leben zu retten. Rom, 23. März. (Eine Totenstadt auf Sizilien.) In der Nähe des sizilianischen Dorfes Spaccaforno wurde bei Ausführung von Erdarbeiten durch Zufall eine ausgedehnte Totenstadt entdeck!. Die zahlieichen Gräber die grotz und rechteckig sind, stammen aus einer Periode, aus der bis jetzt noch keine menschlichen Ueberreste erhalten geblieben sind. Ein grotzer Teil der Skelette zerfiel an der Luft zu Staub. Mitteilungen sus üer Gelanmstsvtzung am 18. März 1911. Vorsitzender: Oberbürgermeister Dr. D i t t r i ch. 1) Der Rat beschlietzt, der Witwe des Geheimen Hofrais Haase aus Anlatz des Heimgangs ihres Gar ten seine Teilnahme auszusprechen und am Sarge eine Palme niederzulegen. 2) Alan nimmt Kenntnis a von «in.m Dankschreiben der Inhaber der Firma B. E. Teubner, b. von einem Dankschreiben des Vorstandes des Diakonissenhauses, c. von einer Ministerial Verordnung, wonach die einstweilige Führung der Ge'chüfte des hiesigen Kon sulats der Republik Panama dem Fabrikbesitzer Gru- nert hier übertragen worden ist. 3) Man erklärt Einverständnis damit, oatz das Verwaltungsgebäude neben dem Neuen Naihause „Stadthaus" und das jetzige Stadthaus „Stadl- Steuer-Amt" benannt wird. 4s Bei der von den Stadtverordneten beschlossenen Herabsetzung der Pos. 34 ordentlich (Ueberstunden beim Volkcrmuseum) und Pos. 39 a. o. (Jahresbericht des Ländermuseums) in Konto 13 des Haushaltplans 1911 wird Beruhigung gefaßt. 5) Dem Beschlüsse der Stadtverordneten, zu den Kosten des „Nundfluges durch Sachsen" einen Bei trag von nur 7500 anstatt der vom Nate beantrag ten 15 000 zu bewilligen, wird berget; eien. 6) Genehmigt werden a. der Verkauf der Baustellen Nr. 1 und 2 (Block Vlll) an der Montböstratzc, Nr. 4 (Block L) an der Ehrensteinstratze und Nr. 3 an der Hardenbergstratzc zwischen Elisen- und Andreasstratze, 0. die unentgeliliche Ueberlassung von Land des städtischen Flurstücks 493 zu Leipzig-Connewitz zum Ausbau der Frohburger Straße bis zur verlängerten Hildebrandstratzc, e. die Abänderung der Stratzenflucht an der Bau stelle 11 der Baufläche 6 an der Ecke der Plautziger Stratze und der Stratze VIII zu Leipzig-Sellerhausen, <1. die Festsetzung der Entschädigung für Las vom Grundstück Theatergasse 12 zur Plaucnschen Stratze abzutretcnde Land, s. die Begründung einer neuen Lehrerstellc an der Schule für Frauenberufe, L. die Erneuerung von Wasserrohren in Strecken des Gcorgiringes, der Zeitzer, der Könneritz- und der Vlüchcrstratzc,' der Ausbau der Tiefen Stratze zu Leipzig- Reudnitz zwischen der Schirmerstratze und Eilenbur ger Bahn. 7) Auf Vorschlag der zuständigen Stellen wird be schlossen, künftig je 3 Kraf.droschken auf der Süd- und Ostscite des Marktes und als Reserve 4 Kraftdroschken an der Nordscite der Thomaskirche zunächst versuchs weise aufzustellen. 8) Die umgearbeiteten Bestimmungen über das Schlachten nach jüdischem Ritus (Schächten) im städtischen Schlachihofe werden genehmigt. 9) Die Arbeiten zur Pflasterung der östlichen Fahr "Lahn der Kaiser-W.thelm-Stratze zwischen Kant- und Kaiserin-Augusta-Stratze werden vergeben. Zu den Beschlüssen unter 6 ist Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen, von Punkt 4, 5 und 8 ist ihnen Mitteilung zu machen. Gerlchtslsal. Reichsgericht. js. Leipzig, 23. März. Die Tarisgemeinschast der deutschen Buchdrucker. Infolge des Ausschlusses des Prinzipalmitgliedes Z. aus der Tarifgemeinichaft der deutschen Buchdrucker hatte sich das Reichsgericht unlängst mit der Frage zu beschäftigen, ob die Tarifgemeinschaft der deutschen Buchdrucker als nichtrechtsfähiger Verein verklagt werden kann. Das ist vom Reichsgericht bejaht worden. — Z. war durch Beschluß des Tarifamts wegen Maßregelung von Verbandsmitgliedern aus der Tarifgemeinschaft aus geschlossen worden. Er hat deshalb Klage gegen die Tarifgemeinschaft auf Feststellung erhoben, datz er noch Mitglied sei und daß der Beschluß des Tarifamts ungültig sei. Die beklagte Tarifgemein- schast hatte zunächst eingewendet, daß sie überhaupt nicht parteifähig im Sinne des 8 50 der Zivilprozeß ordnung sei. Sie sei weder ein rechtsfähiger noch ein nichtrechtsfähiger Verein, sondern lediglich eine soziale Gemeinschaft, der es an jeder gesetzlichen Ver tretung fehle. Das Tarikamt sei eine gesetzliche Vertretung im Sinne des Gesetzes nicht. Beide Vor instanzen (Landgericht und Kammergericht zu Berlin) haben diese Vorfrage zugunsten des Klägers dahin entschieden, daß die Tarifgemeinschaft der deutschen Buchdrucker als nichtrechtsfähigcr Verein des 8 50 der Zivilprozeßordnung Partei fähig- keit besitzt und verklagt werden kann. Das Kammergericht zu Berlin hat zu dieser Entscheidung begründend crtlärt, daß die beklagte Tarifgemein- schast bereits als festes Rcchtsgebilde im Jahre 1896 gegründet und dann immer fortgesetzt worden sei. Für den vorliegenden Rechtsstreit komme deshalb nicht die Tarifgemeinschaft als zur Revision des Tarifs zuiammengetretene Gemeinschaft vom Jahre 1966 in Betracht, sondern als der im Jahre 1896 gegründete und sortbestehende Verein. Aus allen Beziehungen und Funktionen der Tarif gemeinschaft sei, wie das Kammergerichi weiter ausführt, zu entnehmen, daß sie einen nichtrechts fähigen Verein bilde und deshalb auch als solcher verklagt werden könne. Dieses Urteil des Kammer gerichts ist vom Reichsgericht bestätigt worden. Bom Reichsgericht freigesprochen wurde heute der Kaufmann Alfred K., der am 27. Oktober v. I vom Landgericht Stuttgart wegen Urkundenfälschung zu einem Monat Gefängnis verurteilt worden war. Während seine Frau sich in einer Lungenheilanstalt befand, begann er mit der 24jährigen Kontoristin B.. die er auf einer Eisenbahnfahrt kennen gelernt hatte, ein Verhältnis. Er nannte sich ihr gegen über Alfred Marx und verabredete sogar den Tag der Hochzeit mit ihr. Als er erkannte, datz dieses Verhältnis unhalthar sei. ließ er von seiner Haushälterin Fisch einen Brief an die B. schreiben, Herr Marx lei trank. Nach einigen Tagen ließ er sie einen zweiten Brief an die B. schreiben. Hierin wurde kurz und bündig mitgeteilt, Herr Marx sei plötzlich am Schlage gestorben und in aller Stille verbrannt worden. Der Angeklagte ließ den Brief von der Fisch mit Fischer unterschreiben. Die Fisch wußte nicht, um was es sich handelte und ist vom Gerichte nur als sein Werkzeug angesehen worden. Schon früher hatte der Angeklagte der B. gesagt, seine Haushälterin heiße Fischer. Der Brief mit der fingierten Todesanzeige war nach Ansicht de» Landgericht» eine beweiserhebliche Urkunde. Einen Vermögcnsvorteil hat der Angeklagte nicht be absichtigt. — In seiner Revision behauptete der Angeklagte, es liege keine beweiserhebliche Urkunde vor, da die Tatsache, datz Alfred Marx, der niemals existiert hat, gestorben sei. keine rechtserhedliche Tatsache sei. Der Angeklagte habe die Fisch mit dem Namen Fi'cher unterschreiben lasten müssen, da mit die B. wußte, daß es seine Haushälterin war, die da schrieb. — Der Reichsanwalt trat für Auf rechterhaltung des Urteils ein. Der Brief sei rechts erheblich gewesen auch für die Aufhebung des Ver löbnisses. Mit dem Namen Fischer habe der Ange klagte von vornherein eine Täuschung beabsichtigt.— Das Reichsgericht dagegen sprach den Angeklagten frei, da der Brie) nicht als beweiserhebliche Ur kunde angesehen werden könne. Königliches Schöffengericht. 'Wegen Verwässerung von Milch hatte der Guts besitzer und Gemeindevorstand E. Goetze in Weßmar bei Gräbers vom Nate der Stadt Leipzig ein Straf mandat über 100 Mark zugestellt erhalten, wogegen er gerichtliche Entscheidung beantragt hatte. Es sind vier Fälle von Wasterzusatz, der bis zu 29 Prozent betragen hat, sestgestcllt worden. Der Vorsitzende riet dem Angeklagten dringend, seinen Antrag zurück zuziehen da eventuell noch eine Anklage wegen Nah- run-ismittelfälschung herausspringen iönne. während er jetzt nur weg >n Vergehens gegen das Milchregulativ bestraft sei. Daraufhin zog G. seinen Antrag aus gerichtliche Entscheidung zurück. * Dresden, 23. März. Jugendlicher Brandstifter. Das Landgericht ver urteilte den noch nicht 18 Jahre alten Böttcherlehr ling Nitzsche, der, weil es ihm in der Lehre nicht mehr oefiel, das Wohnhaus seines Meisters in Geising in Brand steckte und dadurch einen Schaden von mehreren tausend Mark verursachte, zu acht Monaten Gefängnis. --- Berlin, 23. März. Wegen Mordes hatte sich heute der 22 Jahre alte Kontoroiener E. Rosenthal vor dem Schwurgericht -es Landgerichts l zu verantworten. Der Ange klagte war beschuldigt, am 22. August v. I. in dem Haü-e Grüner Weg 120 die dort wohnhafte Ehe- irau des Tuchscherers Köckeritz vorsätzlich und mit Ueberlegung getötet zu haben. Er zog im Frühjahr 1909 zu den Köckritzschen Eheleuten als Schlafbursche. Nach kurzer Zeit entwickelte sich zwischen ihm und der 29jährigcn Frau K. ein intimes Ver hältnis. Mit der Zeit mußte die K. aber wohl des An geklagten überdrüssig geworden sein, denn sie wies ihn ab. Dies nahm er sich zu Herzen. Am 22. August erschien er, nachdem er sich in einem Lokal Mut an getrunken hatte, in der Wohnung der K.. und gleich darauf hörte die auf demselben Flur wohnhafte Frau Timm einen Schuß fallen, dem mehrere andere folgten. Gleich darauf wurde an ihre Korridortür geklopft. Als sie öffnete, stand vor ihr blut überströmt die Frau K., die gleich darauf tot zu Doden stürzte. Auf dem Treppenabsatz lag auf dem Rücken, die Arme weit von sich gestreckt und in der Hand den noch rau chenden Revolver, der Angeklagte Rosenthal. Er hatte sich in selbstmörderischer Absicht eine Schuß wunde in der Nähe des Ohres beigebracht, wurde aber in der Kgl. Charite wiederhergestellt. — Von der Verteidigung wurde behauptet, daß der Ange klagte ein erblich belasteter und leicht zu Affekt handlungen neigender Mensch sei. der die Tat unter dem Einfluß des Alkohols begangen habe. vereinsnstzrichterr. * Der Evangelische Arbeiterverein zu L-G»hliS hielt im „Schillerschlößchcn" eine Versammlung av, t» der Herr Dr. mcü. Bornsiciu über das Thema: »Arzt und Kultur hygiene" sprach. Der Redner verbreitete sich zunächst über die Gründe der großen Säuglingssterblichkeit. Er sührte dieselbe hauptsächlich ouf das ungesunde Blut der Eltern, die mangelhaften Wohnungsverhältnisse und ungenügende Er nährung zurück. Einen weitere» Ausbau bedürfe der Mutter schutz, denn die Ernährung des Kindes durch Mutterbrust könne nicht hoch genug eingcschätzt werde». Vom Stand punkt der Kulturhygicne sei aber die Wohnungsfrage gleich wichtig. Die Gründung von Baugenossenschaften sei bei der gegenwärtig in Leipzig herrschenden Wohnungsnot freudig zu begrüßen. Eine Unterernährung komme nicht etwa von den hohen Fleischpreisen, sonder» vo» der UnkcrrntniS, daß die billigen, aber kräftigen Nahrungsmittel, als Obst, Gemüse, Fische usw. daS Fletsch doppelt ersetzten. Im Genuß des Alkohols sah der Redner den größten Feind des Menschen sowie jeder Kultur. In bezug auf daS Schulwccsn trat der Vortragende für die Einheitsschule, für gute Schulrüume und möglichst geringe Schülerzahl für eine Klasse ein. Er wandte sich schließlich gegen die Veranstaltung der sogenannten Mar- garctcntage und forderte von den Gemeinden die Unter stützung WohltätlgkcitSbestrcbungcn und des Kinderschuhes. Im wetteren Verlauf gab der Vorsitzende noch bekannt, daß die Nirchcninspcktion zu Leipzig aus di« Eingabe des Vereins bezüglich der Teilung der Kirchgemeinde L.-Gohlis eine Ant wort im Sinne der Petition gegeben habe. Ferner wurde be schlossen, dem vom Schreberverein Hauschild zu L.-GohliS ncugcgriindcten Knabenhort al» korporatives Mitglied bet- zntreten und die erforderlichen Mittel zu bewilligen. Als Areal hierzu soll das Gelände an der Wiederitzscher Straße und der Verbindungsbahn vom Rat der Staat Leipzig er beten werden. * Di« Tnrnefchast beS Christliche« Berlins f«»g«r Männer, Johannisplatz 3, veranstaltet am Sonntag, den 2g. März nach mittag» ZLS Uhr ein Schauturnen. Daran schließt sich Zi8 Uhr ein Kamilienabend an. Durch ein reich haltiges Programm werden den Besuchern einige genußreiche Stunden geboten. Jndermann ist willkommen und brr Ein tritt srci. » Der Christliche Berel« junger Mä«««r b«r Mark«», gemeinde z« L.-Nendnitz veranstaltet Sonntag, den 25. März abends 8 Uhr in seinen Räumen, Läubchcnwcg 14, Garten gebäude, einen Famtltcnabend. Im Mittelpunkt des selben steht eine Lichtbildcrvorsiihrung der von dem bekannten Künstler Rudolf Schäfer entworfenen Bilder der neuen Schmuckausgabe des LandcSgesangbucheS mit erläuterndem Tert. Nach einer Ersrischungspause werben musikalische Dar bietungen zu.-n Vor'rag kommen. Jedermann ist herzlich willkommen, 10 Pf. sind zur Deckung der Unkosten zu ent richten. Der Vortrag wird vielen willkommen sein, da er beiträgt, die überaus sinnigen Bilder de» Künstlers, die wir in der neuen Ausgabe des Gesangbuches haben, zu verstehen. kunltksienaer. Theater. Leipziger Stadttheater. Im Neuen Theater gelangt heut« Freitag d'AlbertS Oper »Tiefland" zur Aufführung. Tic Parti« de» Sebastiano singt vertretungsweise Kammer sänger Kronen vom Hosthcater in Hannover al» Gast. Morgen geht Lehar» Operette .Die lustige Witwe" in Szene. — Im Alten Theater wird heute bet halben Preisen BeyerleinS Drama .Zapfenstreich" (Anfang 7 Uhr) gegeben, morgen Meycr-FoersterS Schauspiel .Alt-Heidelbcrg", und zwar gleichfalls bet halben Preisen. — Leo Fall» belonnte Operette »Di« geschiedene Fran" gelangt am kommenden Montag im Alten Theater zum 75. Male zur Aufführung. — Ibsen» Schauspiel .Ein Volksfeind" ist ersimang in seiner Neuein studierung am nächsten Dienstag im Neuen Theater angesctzt. Leipziger Scha-splelha,«. Heute Freitag verabschiedet sich Käte Franck-Wut in dem reizenden englischen Lustspiel .Wann kommst du wieder?". Morgen Sonnabend gelangt al» Klassikervorstellung zu halben Preise« Grillparzers Lust spiel .Weh' dem, der lügt" zur Aufführung. Am Sonntag geht einftudiert das Lustspiel von Roderich vrnebix .Die ^irt- ltchen Verwandten" in Szene, dem Rudolf PreSber» ei«, aktige» Lustspiel .Da» VerföhnungSfrst" folgt. Am Montag wird zu halben Preisen .Stnison und Delila" gegeben. — Für di« im Schauspielhaus« bevorstehenden Sonderausführungen in der Zeit vom 1.-12. April sind di« Proben längst i« /reusg, 24. März l9ll. vollen Gange, und auch auf der Bühne wirb angestrengt ge- arbeitet, um die sür die Souderaufführnngen notwendigen Neueinrichtungen hrrzustelle«. — Zahlreich« Bilder der mit- wirkenden Gäste sind in den hiesigen Kunsthandlungen und in den VorverkaufSstellc« ausgestellt. Der Vorverkauf sür diese Ausführungen findet wochentags von IO—2 Uhr, Sonn tags von ll-S Uhr statt. Telephonische Bestellungen können nicht angenommen werde». Nene» Operettentheater. Heute und morgen .Die Sirene". Batte«»erg-Th«ater. Heute Freitag: »Die Logenbrüder", Schwank von Laufs und Kraatz. Morgen: .Dt« zärtlichen Verwandten." Konzerte. Heute abend Uhr sindet im Saal« de» Städtische» Kaufhauses der Liederabend von Angelte« R«m«el statt. Die Klavierbegleitung übernimmt Ed. Behm. Da» Pro- gramm lautet: Beethoven: Ehre Gottes. Wonne der Wehmut. Schumann: I» der Fremde. Provcnc. Lied. In» Freie. Brahms: Unbewegte laue Lust. Ta unten im Tale. Von waldbckränzter Höhe. Der Jäger. Alex. Schwartz: Mein Herz. Waldeinsamkeit. Vor einem Fenster. Wäsche im Wind. Fernsicht (au, Klavier: der Komponist). Ed. Behm: Traum. Marienbild. Es hat mein Liebchen. Ich bin eine Harfe. Karten bei C. A. Klemm, Fr. Jost und abend» an der Kasse. (S. Anzeige.) Ter Cellist Boris Stepinsky gibt heute abend Z48 Uhr unter Mitwirkung von Joses Pembanr im Kammermusiksaale des Zentraltheaters ein Konzert mit folgendem Programm: Nachmaninosf: Sonate G-Mvll für Bioloncrll und Klavier, Op. 19. Satnt-Sai-nS: Konzert für Violoncell A-Moll. I. S. Bach: Suite C-Dur, Nr. 3. TschatkowSky: Chanson triste. Klengel: Wiegenlied. Glazounow: Chant du Msnestrel. Karten bei C. A. Klemm, Fr. Jost und abends an der Kasse. (S. Anzeige.) Sonaten-Abeude Kreutzer—Schmnller. Da Alexander Schmuller sür absehbare Zeit außerstande ist, zu spielen, wird Professor Julius Klengel au seine Stelle treten. Der zweite und dritte Abend werden nunmehr als Klavier-Cello-Sonaten- Abcnbe am 3. und 7. April im Feurichsaale stattfinden. Die Programme werden in Kürze bckanntgegcbcn. Die aus IS. und 22. Februar lautenden Karten behalten sür die neuen Daten Gültigkeit. Kartenverkauf st, 1Z4, 2 .ik) bei C. A. Klemm, Fr. Jost und I. H. NobolSky. Vergnügungen. : Üristallpalast-Theater. Die derzeitigen ganz vorzüglichen Künsilerspezialitätcn ernten allabendlich den lebhaftesten Bei fall. Ganz besonders ist cs Jcnnings Bray, der mit seinen außergewöhnlichen Darbietungen den Clou deS Abends bildet. — Im Weinrestaurant konzertiert bis 2 Uhr nachts eine erst klassige Künstlcrkapclle. — Das Kristallpalast-Cass ist die ganze Nacht geöffnet. : Hotel de Pologu«. Täglich große Salvatorfeste, ver bunden mit Münchner Volksmusik. : Pantheon» Dresdner Straße 20. Heute abend von 8 Uhr an großer intimer Ball mit neuesten Tänzen. Nächsten Sonntag Soiree der Braune-Sänger. : GesellschastshanS .AricdeuselS", Winbmühlenweg 30. Heute abend treten die beliebten Humorsänger mit gut ge wähltem Programm auf. Danach folgt der übliche FreiiagS- ball. Auch nächsten Sonntag findet nachmittags von 5 Uhr au Ball statt. : Drei Lilie«. Die gestrige Eröffnungsvorstellung des auf drei Abende berechneten Gastspiels der Dresdner Vikioria- Sänger fand vor total auöverkauftem Hause statt und er freute sich deS ungeteiltesten Beifalls. Die aus neun Herren bestehende Gesellschaft verfügt über sehr talentierte Kräfte, die jeder größere» Bartetebühne zur Zierde gereiche» würde«. DaS ganze sehr reichhaltige Programm enthielt ausschließ lich Piecen, die völlig neu für Leipzig waren; ebenso ist das heutige Programm beschaffen. Nach Beendigung desselben findet noch Ball biS 1 Uhr statt. : Grüne Schenke» L.-Anger-Crottendors- Der allgemein beliebte Wirt Herr Karl Jacob verläßt mit Ende dieses Monats die von ihm mit Umsicht bewirtschaftete Grüne Schenke. Aus diesem Anlaß findet heute abend ein großes Abschicdökonzcrt durch die berühmten Kristallpalasi-Sänger und ein großer Abschiedöball statt. Da sich Herr Jacob nicht nur bet seinen stetigen Güsten, sondern auch in weiteren Kreisen großer Wertschätzung erfreut, wird eS ihm an Aus- mcrksamkeitSbeweisen heute abend gewiß nicht schien. : Gasthof L-Re«stadt. Im Goldenen Saale findet heute ein großer Willy-Wols-Abend statt, verbunden mit seinem FreitagSball. Die heutige Veranstaltung trügt den Charakter eines BcilchenscsteS und wird dadurch noch etaen besonderen Reiz auSüben. AntoS und Droschke» sind zur Stelle. : Im Hotel Schloß Drache»felS findet heute Freitag abend 8 Uhr grandioser FrühlingSball mit Uebcrraschungen, verbunden mit Nachtschlachtfest, statt. Nächsten Sonntag nach mittag H4 Uhr große Soiree des Eugen-Waldow-EnscmbleS mit anschließendem »avalierball. Die Bewirtschaftung durch Herrn Ed. Kühn ist erstklassig. GelMttsverkelrr. : Bei Wöchnerinnen u«d stillende» Fra»«» bildet „K u f e k e" eine sehr gut ernährende, leicht verdauliche Speise, die zu jeder Zeit gern genommen wird und eine an- genehme Abwechselung gegenüber der beliebten Verabreichung von Hafergrütze darstellt. : Was die Firma R. Herz leistet a« eleganten Schuh waren, in dauerhafter und solider Herstellung aller Arten von Schuhwcrk für Damen, Herren und Kinder, das ist nachgerade in langen Jahrzehnten bekannt genug geworden, und des halb achte man nach wie vor beim Einkauf auf die Nr. 1» der NeichSstraße. Bester Bedienung darf jedermann sich ver sichert halten. Besonder» sei aber auf die reichhaltige Aus stellung von Konsirmanden-Schuhwaren von der einfachsten bis zur elegantesten Ausführung ausmerssam gemacht. : Eine HochzeitSseier — oder auch andere Festlichkeit im Verein, in der Familie — alle» das entbehrt der Würze, des Reizes, fehlt ein frisches, fröhliche», her Situation angepaßtes Lied, eine humoristische Rede, ei« schneidiger Toast! Ohne dieses ist scdeS Fest wie ein Messer ohne Klinge, woran daS Heft fehlt. Darum auf, ihr Angehörigen eines jungen Paares, ihr Brautführer und Brautsührcrtnnen, Onkel, Tanten, Neffen und Nichte», seht euch beizeiten vor, sammelt daS nötige Material und tragt «S eilend« zu Angnst Cassler, L.»N«»st«dt, Sise»bah»straß« iS (Tel. 4051), der wird euch schon etwas Passendes zusammcnbauen, daß ihr und alle Fest teilnehmer ihr« Helle Freude daran haben. — Der Genannte arbeitet schon seit Jahren aus dem Gebiete der Gelegenheits dichtung, hat also hinlänglich Erfahrung und sich längst ein Renommee weit über Leipzig hinan» erworben. Auch ganze Festzcitungen, HochzettSkladderadatsch«, Bierzeitungen werden geliefert, sinnige Prologe verfaßt usw. Die Honorare sind mäßig und — Diskretion selbstverständlich. witterungsvertckl vvm Brocken «1» rr. März. (Nachdruck verboten.) Unter dem Einfluss« eine» Gebiete» mittleren Luftdruckes haben wir auf dem Brocke» seit Anfang der Woche ganz prachtvolles, klare» Wetter zu verzeichnen, wie wir seit fanger Zett im Monat März nicht hatte». Am Montag hatten wir noch ziemlich strenge» grostwetter; die Temperatur schwankte zwischen 3 und 7 Grab Kälte, dabet wehte et» starker Oft- und Südostwind, der Htmmel war tagsüber wolkenlos, die Fernsicht al« außerordentlich günstig zu bezeichnen. Am Dienstag früh herrscht« »och leichter Rebel bet ö Grad Kälte, schwache Lustbewcgung au» südöstlicher Richtung, dabei zeigte da» Thermometer etwa» Neigung zum Steigen. Um 10 Uhr vormittags drehte der Wind plötzlich nach Südwest, die Tem peratur stieg langsam, der Nebel verschwand und die an. wesenden Touristen erhielten nach allen Seite» großartige Ausblicke in die nähere und fernere Umgebung. Also pünkt lich am 21. mittag» ist aus dem Brocke» per Frühling ein gekehrt; so zeigte da» Thermometer gestern früh —5,2 Grad, mittag» -s-0,7 Grad und abend« 4-1,« Grab Celsius. Unter de« warmen Sonnenstrahlen lösten sich die angesammelten Rauhreismasien. Innerhalb weniger Stunden erhielt die Landschaft «in ganz andere» AuSsrhen, selbst dir von Schnee- und Rauhreiflaften niedergedrückten Tannen befreiten sich von ihrer Bürde und reckte« ihr« grünen Zweige. — Auch heute hält das prachtvoll«, warme Frühlingswetter fortgesetzt an; früh Sonnenaufgang bei « Grad Wärme, schwache Luft- bewegung und der gesamte Oberbar, sichtbar. Noch der Wetterlage »n urteilen, dürfte da» prachtvolle Frühling», weiter noch einige Tag« anhalten.
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