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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110330014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911033001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911033001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-30
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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veutlches Selch. Leipzig, SO. März. * Der Lerwin der Reich«tat«»ahle». In einer vom nationallideralen Verein im 21. sächsischen Reichstagswahlkreise (Annabera-Schwarzenbrrgj nach Rittersgrün einberufenen öffentlichen Versamm lung. in welcher der Vertreter dieses Wahlkreise», Reichstagsabgeordneter Dr. Stresemann, über die politische Lage im Reiche sprach, äußerte dieser nach der „Lhemn. Alla. Zig.", der 25. Januar 1012 werde voraussichtlich der Tag der Neuwahlen sein. — Die Unzweckmäßigkeit dieses Termins ist schon öfter dargelegt worden. * Der Iungnatioualliberale Verein zu Leipzig hielt am Dienstag, den 28. März, bei Kiying und Helbig seine diesjährige Hauptversammlung ab. An den Bericht des Vorstandes tnüpftc sich eine lebhafte Aussprache über die zukünftige Tätigkeit des Vereins. Einstimmig wurde folgende Resolution beschlossen und an den Vorstand des Nationallideralen Landesvereins gesandt: „Der Iungnationalliberale Verein zu Leipzig hält es für ein unbedingtes Erfordernis, eine wahltaktische Verständigung zwischen den beiden liberalen Vartcicn in Sachsen für die nächsten Reichstagswahlcn hcrbeizuiiihren. Er erwartet, daß der Landesvorstand und Landesaus- jchuß des Nationalliberalen Landesvereins für da» Königreich Sachsen mit aller Entschiedenheit darauf hinwirken, bah liberale Doppeltandidaturen unter allen Umständen vermieden und daß unter Anerkennung des gegenwärtigen Besitz standes mit der Fortschrittlichen Volkspartei die bereits begonnenen Einigungsverhandlungen fortgesetzt werden. Der für den Liberalismus außerordentlich bedauerliche Ausfall der Landtags ersatzwahl in Leipzig-Land hat gezeigt, daß die liberalen Parteien nur dann auf einen Erfolg rechnen können, wenn sie sich in jedem Wahlkreise auf eine gemeinsame Kandidatur einigen." Schließlich wurden die V o r st a n d s w a h l < n vor genommen, die folgendes Resultat ergaben: 1. Vor sitzender Redakteur Dr. A. Günther, 2. Vorsitzender Bürgerschullehrer L. Äörich, Kassierer Assessor G. Dobert, Schriftführer Referendar Frank: Beisitzer: Direktor Pielert. Lehrer Schiffmann, Buchbinderei besitzer Köllner jun. M * Ankunft des Kaiserpaares in Korfu. Di« „Hohenzollern" und die Begleitschiffe sind am Mitt woch mittag mit dem Kaiserpaar an Bord gegen 12 Uhr nach sehr schöner Fahrt vor Korfu eingetroffen. Der Kaiser empfing an Bord die Spitzen der Be hörden. Später fand eine Arühstiirkstafel an Bord statt. * Reijeplan des Kronprinzenpaare». Am 1. April wird das kronprtnzliche Paar in Korfu, er- rvartet, das dort bei den kaiserlichen Eltern bis -um 3. April verweilen wird, um dann die Reise nach Rom anzutreten, wo das kronprtnzliche Paar am 5. April eintrcffcn soll. Der Aufenthalt in Rom dürfte dis zum 8. April dauern. Am v. April wird das kronprinzliche Paar beim Kaiser Franz Joses zu Gaste sein, um am 10. voraussicht lich die Rückreise nach Potsdam anzutreten. * Reichstagskandidaturea. Der nationallikerale Kandidat im 11. hannoverschen Wahlkreis Einbeck- Northeim, Senator F I ndel, ist infolge seines leiden den Zustandes von der Kandidatur zurück, getreten: an dessen Stell« wurde Postdirektor Machens ausgestellt. Der Sohn des national liberalen Abgeordneten Paasche, Kapitänleutnant a D. P a a s ch e, soll nach Blättermeldungen in einem sehr aussichtsreichen SUahlkreise für die nationallibe rale Partei kandidieren. Die Nationalliberalen stell ten für den Wahlkreis Eeneburg-Ortels- burg, gegenwärtig vertreten durch den Konserva tiven Abg. Nogalla v. Biberstein, den Bürgermeister Mey in Ortelsburg aus. Für den Wahlkreis Mainz-Oppenheim, vertreten durch den So zialdemokraten Dr. David, hat die Fortschrittliche Volkspartei den badischen Landtagsabgeordneten Hummel als Reichstagskandidaten ausgestellt. Die Christlich Sozialen stellten für den Wahlkreis Almena-Iserlohn den Eiseilbahnschlosser Atöert Schweitz « r aus Siegen auf. Hm ReichstagMoahl- kr«i» Marburg sind zwei Antisemiten Ripp und Böcke! und der freilonservatine Dr. Bredt aufgestellt. Der Bund der Landwirte, in sich schem für di« freikonservatioe Kandidatur Dr. Bredt erklärt hatte, hat nunmehr beschlossen, es seinen Mitg ledern zu überlassen, welchem der drei Kandi daten sie ihre Stimme geben wollen. — Eine Ver trauensmännerversammlung der Zentrumspariei in dem oberpfälzischen Wahlkreise Reu markt stellte einem Privat-Telegramm zufolge einstimmig den bis herigen Llertreter, den Stadtpfarrer Kohl, als Kandidaten für die nächsten Reichs tagswahlen auf. Für den Wahlkreis Hameln- Sringe Haven die Rationalliberalen wie der den jetzigen Abgeordneten Bürger meister Hausmann als Reichstagskandidaten nominiert. — Die Rationalliberalen in Merseburg beschloßen unter Ablehnung eines Bündnisses mit den Konservativen für den frei sinnigen Kandidaten, Gutsbesitzer Koch-Unter- farnstedt cinzutreten. — Ebenso beschloß die natto - nalliberale Partei in Mühlhausen ein stimmig den freisinnigen Reichstagskandidat«» Iustizrat Lewin zu unterstützen. — Pfarrer Ln. Traub hat die Reichstagskandidatur für den Wahl kreis Dortmund-Hörte ausaeschlagen, aber nunmehr für den benachbarten Wahlkreis Hamm-Soest auf Wunsch der Fortschrittlichen Voltspartei angenom men. — In Neu Halde nsleben-Wollmir- stedt wurde von den Nationalliberalen der preußische Landtagsabgeordnete Schiffer- Berlin aufgestellt. Der bisherige Vertreter des Wahlkreises Gutsbesitzer Fehlhauer hat aus Gesundheitsrücksichten die Kan didatur abgclehnt. * Bebels Ziel. Abg. Bebel, der im 1. Hamburger Reichstagswahlkreise wieder kandidiert, hielt am Sonntag in Hamburg eine Rede, worin er u. a. aus führte: „Wenn die von freisinniger Seite der Sozial- dmokratie empfohlene Taktik, in sognannten aussichts losen Wahlkreisen keine Kandidaten aufzustellen, „um so der Reaktion nicht Vorschub zu leisten, auch von einzelnen Genoffen ausgegrisfen sei und auch propa giert werde, so möchte er diesen Genossen nicht raten, dem Parteitag« damit zu kommen, sie würden sich da mit eine gewaltige Abfuhr holen. „Lieber vier Millionen Stimmen und fünzig Man date als drei Millionen Stimmen und huitdert Mandate bei der nächsten Reichstagswahl." — Früher dachte der alte Sozialistenführer anders. * Eine Festsitzung in Berlin zur italienischen Jubelfeier. Zu einer eindrucksvollen Kundgebung der Svmpathre für Italien gestaltete sich die Festsitzung, welche die meist aus deutschen Mitgliedern bestehende Berliner Italienisch« Gesell schaft (Societü Italiana di Berlins! gestern unter dem Vorsitz de» Oberverwaltungsgerichtsrats Dipp« im Hotel Imperial veranstaltete. Den Festvortrag über Italiens nationale Erhebung und seine wirt schaftliche Entwicklung 1801—1011 hielt Max Broemel, das frühere langjährige Mitglied des Reichstages und Landtages. Der Redner warf einen Rückblick auf den vielfach ähnlichen und schließlich eng verknüpften Werdegang der italienischen und der deutschen nationalen Einigung und zeichnete in großen Zügen ein Bild des geroaltigen wirtschaft lichen Aufschwungs des „dritten Italiens". Pro fessor Rossi trug interessant« Erinnerungen vor an di« Tage, in welchen vor mehr al» vierzig Jahren sich die Einnahme Roms durch die italienischen Trup pen und die Vollendung der Einiauna Italiens voll zog. Bei dem folgenden Festmahl« fand der Trink spruch aus „L'Italia umta e libera" begeisterten Widerhall. * Zum Fall Iatho. Wie aus kirchlich-liberalen Kreisen mitgeteilt wird, sind neuerdlngs Massen erklärungen zugunsten des Pfarrers Iatho an den evangelischen Oberkirchenrat abgegangen. 2n Köln sind, wie schon kurz mitgetetlt wurde, etwa 0000 Unterschriften für Iatho abgegeben. Aus den west lichen Provinzen sind weitere 8000 Unterschriften eingegangen. Dazu kommen noch mehrere tausend Zustimmungserklärungen aus dem Reich, so daß insgesamt 118000 deutsche Protestanten sich gegen das Jrrlehreverfahren erklärt haben. Unter den Unterzeichnern befinden sich u. a. Prof. v. Sch moller und der bekannte Chirurg Prof. Küster. * Mißstimmung ber verliuer Uniuersttäl«- prssessvren. Wie ichon gemeldet, hat Professor Adolf Wagner auf die Aeußerungen, die der preußische Kultusminister von Trott zu Solz im preußischen Abgeordnetenhause über die Gegner des Professors Bernhard getan hat, mit einer Eingabe an den Minister erwidert. In den Berliner Universitäts kreisen ist man, wie wir erfahren, von neuem durch die Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." erbittert. Man glaubt teilweise, daß der Selbstverwaltung der Universitäten der Kampf erklärt werden soll: zum wenigsten, daß der Gedanke der dienstlichen Unterordnung der Professoren unter das Kultus ministerium rn einer Weise erstrebt werden soll, die der freien Wissenschaft nicht zuträglich ist und der Würde der Hochschullehrer nicht entipricht. * Gutstauf der Ansiedlungskommission. Wie aus Posen gemeldet wird, kaufte die Ansiedlungskom- mtsfion da« 2000 Morgen große Rittergut Gorzewo für 650 000 an. Auslsnü. Kuhland. * Der Präsident des Reicksrate« Akimow beab sichtigte, wie Gerüchte wissen wollen, zurück- zutreten, nahm aber nach einer Audienz in Zarskoje Sselo davon Abstand. Am Dienstag traten diese Rücktrittcgerüchte erneut auf. Ihren Grund haben sie vielleicht in der Absicht eines Teiles der Rcichsräte. trotz der Erklärung Akimows, daß der Reichsrat das allerhöchste Vertrauen besitze, eine Interpellation über ungesetzliche Handlungen des Ministerpräsidenten einzubringen. Dies wäre die erste Interpellation der Reichsräte. Türkei. * Der Mörder Schlichtiug« zum Tode verurteilt. Aus Konstantinopel wird vom 2S. März mittags gemeldet: Da» Kriegsgericht hat soeben den Mörder Schlichtings zum Tode verurteilt. Für diesen Fall hatte die Regierung schon vorher be- schlossen, den Mörder sofort erschießen zu lassen, trotz der großen Gefahren, die bei der gegenwärtigen Erregung aller Albanesen die Hin richtung bedeutet. Persien. * Englische Expedition gegen Wafsenschmuggler. Amtlich wird bekanntgegeben, daß eine Expedition gegen die Wafsenschmuggler im Persischen Golf beschlossen ist. Sie besteht aus Matrosen von den Kreuzern „Fox" und „Hyacinth", einem Bataillon Infanterie, einer Abteilung Gebirgsartillerie, einem Detachement Sappeure und einer Feldambulanz. Sitzung üer StsLwerorüneten. * Leipzig, 30. März. Die künftige Gestaltung des Haupt bahnhofsvorplatzes hat unsere Stadtverord neten schon mehrfach beschäftigt. Mir rönnen uns auch heute noch, obwohl ein Teil des Hauprdohiihofs- gebäudes im Bau schon stark vorgeschritten ist, kein richtiges Bild von dem einstigen Aussehen dieses Platzes machen. Seine Dimensionen werden nämlich ganz erheblich sein, und mit der vorgelegten Front des 000 Meter langen Gebäudes läßt sich ohne wei teres auf eine imponierende Wirkung des Ganzen schließen. Wenn man daher allseitig bemüht ist, das Aussehen des Platzes nach jeder Richtung hin großartig zu gestalten, und hierbei selbst auf ver meintliche Kleinigkeiten oder Nebensächlichkeiten Rücksicht nimmt, so ist das nur zu loben und zu billi gen. In erster Linie liegt das murren städtischen Körperschaften ob, und es ist begreiflich, daß man von keiner Sette eine Versäumnis begehen will. Gestern handelte es sich nun vermenüung vvn LuktlMkken zur SrkorWung üer Arktis. Von Dr. Ferdinand Graf von Zeppelin. Es ist nun einmal so die Menschen glauben nicht, was sie nicht gesehen Haven. Wiederum waren die Zweifel an der Entwickc- lungssähigkeit meiner Luftschiffe zu fernhin, auch weit über die Meere mit größter Sicherheit tragenden Fahrzeugen ziemlich allgemein geworden. Es mußten wieder Taten kommen, um zu über zeugen. lleberlandflüge lassen sich von Friedrichs hafen aus unternehmen: um auf das Meer zu ge langen, bedarf es der Stellung einer Holum begeistern den Aufgabe, für deren Lösung das Reich und die Reichen sich zu den erforderlichen Opfern bereit finden lassen. Zu den Bestrebungen, von welchen di« heutige Kulturwclt nicht vor der Erreichung des Ziels ab stehen wird, gehört die Erforschung der Arktis. Wissensdrang und Eitelkeit führen immer wieder neue Männer dorthin, und betrübend groß schon ist die Zahl derer, die ihren Opfermut oder ihren Leichtsinn mit dem Tode im ewigen Eise be zahlt haben. Der Gedenke lag nal-e, zu untersuchen, ob meine weitereiltwickelten Luftschiffe imstande sein werden, die Ausgabe zu erfüllen, unter Beseitigung aller bis her mit ihrer Lösung vcrhundcnen oder doch drohen- den Gefahren. Auch wenn ich für mich selbst die llebcrzeugung gewinnen sollte, daß letzteres der Fall fein werde, und ich den Forschern daher mit gutem Gewissen würde zurufcn können: Bedienet euch nur meiner Luft» ichisfc, dann wird alles gut gehen!, so würde der Glaube an die Berechtigung meiner Zuversicht dock» nicht fest genug sein, um nicht noch durch genügend ge- hegte bange Bcsürchtungcn den zur begeisterten Hin» gaoe an ein solches Unternehmen neben dem wissen» jchastlichen Trieb wünschenswerten sportlichen Reiz sortbestchen zu lassen. Die Witter ungkverhältntsse um den Spitzbergen-Archipel in den Sommer» monatrn hat unsere Erpedition genau so gesunden, wie ich sie nach den übereinstimmenden Berichten früher dort gewesener Forscher — darunter mein O^nosf« Professor Hergesell — erwartet hatte. Bet der nicht untergehenden Sonne finden nur geringe Wärmeunterschiede zwilchen Mittay und Mitternacht statt. Im allgemeinen bewegt sich die Wärme zwischen einigen Graden über und unter dem Gefrierpunkt; doch stieg die Wärme ausnahmsweise bi» zu 17 Grad, jo daß man sich im leichtesten Smokinganzuge um Mitternachtszeit auf Deck ganz behaglich warm fühlte. Die Gleichmäßigkeit und dazu das nicht rasche Wechseln der Wärme ist ein großer Vorteil für die Luitschifsahrl. Bei meinen großen Luftschiffen P. verdrängen 10 Grad Erwärmung sieben- bis achthundert Kubikmeter Gas aus den zuvor prall ge wesenen Zellen, und wenn sich La« zurückgebliebene Gas nach späterer Wiederaokühlung um die gleiche Wärmemenge verdichtet, so fehlen sieben- bis acht hundert Kilogramm Auftrieb. Falls nun ein an nähernder Gewichtsauegleich durch den Verbrauch von Betriebsmitteln in der Zwischenzeit nicht statt gefunden hat, so muß das Luftschiff entweder durch Auswerfen von Ballast oder durch gynamische Kraft lDrachenwirkung bei aufwärts gerichtetem Fahrzeug oder auswärts gestellten Höhensteuern) vor dem Niedersinken bewahrt bleiben. Niederschläge sind zur Sommerzeit in jenen Breiten auch nicht häufig. Wir haben während der sechs dort verbrachten Wochen nur einmal Regen von kaum ein paar Stunden Dauer, Schneefall gar nicht gehabt. Auch dieses Ausbleiben von schnell 'auf- tretenden Abkühlungen und Belastungen ist für die Luftschiffahrt sehr erwünscht; obgleich meine Luft schiffe, wie bereits vielfach erprobt, solche ungünstige Einwirkungen ohne Schwierigkeit zu überwinden vermögen. Eine sehr erfreuliche Wahrnehmung war es auch, daß die nickt seltenen Nebel entweder immer nur geringe Höbe — vielleicht bis zu zweihundert Meter — haben oder erst in fünfzig bis siebzig Meter Höhe beginnen und als Wolkenschichte von gleichfalls nicht bedeutender Mächtigkeit lagern. Im letzteren Falle fährt das Luftschiff unter der Wolken schicht und kann da leicht seinen „ach dem Auge finden. Im ersteren Falle erhebt es sich über den Nebel und bestimmt da von Zeit zu Zeit »einen Ort nach Seemannsweise. Dafür ist es ungünstig, daß man keine Sterne sieht, sondern nur die Sonne mit ihrer ganz flachen Bahn zur Ver fügung hat: sowie daß die Magnetnadel sich auch noch nicht ganz gut auskennt in der arktischen Zone. Stürme sind selten und dann meist nicht von langer Dauer. Da» wurde auch bet unserem wieder holten Zusammentreffen von dem mit der Vermessung de« Archipel» durch die norwegische Regterung beauft traaten Rittmeister Isachsen und seinen Mitarbeitern, welche schon mehrere Sommer auf Spitzbergen zuge- bracht hatten, bestätigt. Gegenüber der in den höheren Schichten leichter werdenden Luft verliert das Wasserstoff« gar an verhältnismäßiger Traykraft. E§ können z. B. meine Luftschiffe in Meereshöhe (Hamburg) un gefähr tausend Kiloäramm Last mehr aufnehmen al« in Höh« de« Bodensees (Friedrichshafen). Daraus eraibt sich als wesentliche Erleichterung für das Be- fahren der arktischen Regionen, daß, wie durch die bisherigen Reisen schon mit größter Wahrscheinlich keit sestgestellt ist, Nch nördlich vom 88 Grad nördlicher Breite und mindesten» zwischen je 90 Grad östlicher und westlicher Lange kein oder doch kein hochragende» Festland befindet, über welche« bei etwaiger außer ordentlicher Belastung durch Schnee oder Eis sich yin« wegzuheben die dynamischen Kräfte des Luftschiff« vielleicht nicht mehr aurretchen könnten. Auch die Gefahr fällt weg, bei niedrigem Flug über dem Eise im Nebel unerwartet gegen Bergwände anznfahrrn. Ein weiterer günstiger Umstand ist dasVor- handensein von geeigneten Liege plätzen für Luftschiffe im Spitz bergen-Archipel. Für die Auswahl von Liege plätzen waren folgende Anforderungen maßgebend: die unmittelbare Nähe eines guten Ankerplatzes für Seeschiffe; eine möglichst ebene, felsblockfreie Eben« zum Verankern der Luftschiffe oder auch ein hierzu geeigneter kleiner Binnensee — gefroren oder eisfrei; nördliche Lage im Archipel, um der zu erforschenden Region tunlichst nahe zu sein, und niedere Ausgänge auf das Meer, die nicht zu südlich ausgreifenden Um wegen führen. Schutz durch Berge gegen die Haupt windrichtungen ist zwar erwünscht, doch darf der Ankerplatz den Bergwänden wegen der an diesen sich bildenden Luftwirbel nicht zu nahe liegen. Unter diesen Gesichtspunkten erschien mir die Nedbucht ganz besonders geeignet als Lustschiffftation. , Trotz ihrer nördlichen Lage (79" 50 ') bleibt sie in den Sommermonaten gewöhnlich die längste Zeit eisfrei, weil der erwärmende Golfstrom, wie au» der verhältnismäßig größeren Meereswärme und dem etwas üppigeren Pflanzenwuchs erkennbar ist fich bis dorthin fühlbar macht; auch nimmt der alljährlich aus dem Sioirischen Eismeer nach Westen ziehende Eisstrom seinen Weg den Ost- und Südkü ten von Spitzbergen und weniger an den Nord» und West küsten entlang. Ein guter Ankerplatz fllr Seeschiffe befindet sich beim Kap Beijer; während Luftschiffe geeignete Liegeplätze zwischen dem Süßwassersce Richard und dem Strand finden. Im Bedarfsfall läßt sich der See selbst für Landungen benutzen. Sehr vorteilhaft ist das Vorhandensein eine« zweiten Zu ganges außer der nach Norden mündenden Redbucht selbst, von dem offenen Meer zum Liegeplatz aus ost- nord-östlicher Richtung durch ein weites Tal, dessen Sohle an der höchsten Stelle nur wenige Meter über dem Meer liegt. Der Eignehafen am Nordend« der Groß- bat böte vor der Redbucht den Vorzug, daß eine Vereisung, welche nicht al« Etrschiffe gebauten Dampfern den Aufenthalt unmöglich macht, in den Sommermonaten dort wohl ntemal« vorkommt. Da bei befinden sich auch in der Nahe des Signehafens eine brauchbare Landungsstelle für Luftschiffe und ein Süßwassersee; der Hafen und seine Umgebung sind durch hohe, stetlabfallend« Berge gegen alle Winde geschützt, und e« führt auch da ein Einschnitt mit nur etwa vierzig Meter hoher Wasserscheide in westlicher Richtung zum Meer« hinaus. Allein die Zugänglich keit ist für Luftschiffe bei Nebel sehr ungünstig, und dies« müssen bei ihrer Au«, und Einfahrt einen nicht unerheblich weiteren Weg bi» zum Gebiet ihrer eigentlichen Tätigkeit zurüalegen, al« in der Redbucht stationierte. vielleicht wird er sich am zweckmäßigsten erweisen, dieHauptstattsn amEtgaehaken zu gründen und eine Zweigstation. von welcher di« Forschungsfahrten ausgehen würden, an der Redvucht. Dafür wäre e» von Wert, daß die Ent fernung der beiden Plätze Über «inen zusammen« um die Beleuchtung»« und Etraßan- b, hnmasten, soweit sie auf dem Pahnhofsvor- platz« zur Aufstellung kommen. Dte Stadtverordneten hatten ursprünglich die Ausschreibung eine» Wettbewerbe» zur Erlangung von Entwürfen beschlossen. An sich hatte der Rat gar nicht, dagegen, aber al« technischer Schwierigkeiten halber mehr Zxil dahinfloß, al» man dacht«, beschloß der Rat, die Ausführung der Masten der Architertenfirma Lossow L Kühn« m Dresden zu übertragen, nach deren Plänen bekanntlich das Hauptgebäude ausgeführt wird. Hiergegen machten unsere Leipziger Künstler und Architekten mobil. Sie wollten, daß ihnen wenig stens etwas bliebe. Und dte Stadtverordneten stell ten sich, wenn auch nur mit knapper Mehrheit, auf ihre Seite. Man beschloß, beim Wettbewerb zu ver harren. Der Rat dürfte dem nun Rechnung tragen. Die Kosten werden sich allerdings nicht bloss auf die gestern bewilligten 5000 beschränken, sondern die Ausstellung provisorischer Masten usw. wird vielleicht, wie man sagte, noch weitere 5000 .1t erfordern. Hoffentlich führt die Ausschreibung zu einem befrie digenden Ergebnis. — Die anderen Gegenständ« der Tagesordnung boten nichts Besonderes. O Den Vorsitz führt der Vorsteher Iustizrat Dr. Rothe. Am Ratstische anwesend Oberbürger meister Dr. Dittrich. Bürgermeister Roth, Stadt räte Esche, Hofmann, Dr. Pallmann, Dr.Goeh- ring, Dr. Köhler, Zopfs, Dr. Barthol, Lampe, Scharenberg, Hecker, Trautmann, Ryssel, Dr. Weber. Der Hausbesitzerverein Leipzig-Süd, der Gemeinnützige Verein Leipzig-Süd und der Gewerk verein Leipzig-Süd beschweren sich in einer Eingabe über die Rauchbelästigung, unter der die Um gebung der Gasanstalt 11 zu leiden hat. Es wird gebeten, auf Abhilfe ,u sinnen, bez. keine weiteren Kammeröfen mehr einzubauen. Stadtv. Dr. Benne witz machte die Eingabe zur seinigen. Weiter sind eingegangen Eingaben des Leipziger Künstleroereins, der Ortsgruppe Leipzig vom Bunde deutscher Architekten und des Baurats Zeißig, in denen übereinstimmend darum gebeten wird, entgegen dem Ratsbeschlusse an der Aus schreibung eines Wettbewerbs zur Erlangung von Entwürfen für die Beleuchtung»- und Straßen bahn masten auf dem Hauptbahnhofsvorplatze fest zuhalten. Stadtv. Dr. Struve machte diese Ein gaben zu den seinigen. Endlich ist eingegangen eine Druckschrift des Vor standes des Riedel Vereins, die sich gegen ver schiedene Aeußerungen des Stadtv. Dr. An schütz wendet, die in einer früheren Sitzung über den Riedelverein gemacht worden sind. Zum Waisenrat im 50. Bezirk wird der Lehrer Dr. Vogel, Augustenstraße 15, gewählt. Den Bestimmungen über den gemischten Aus schuß für dte Kleinmessen wurde zugestimmt. Zu der Eingabe der ehemaligen Hebamme Anna Rose u. Gen., betreffend die Erhöhung ihrer Pension, beantragt der Finanzausschuß, für den Stadtv. Reinhardt referiert, „die Eingabe dem Rate zur Berücksichtigung zu überweisen". Vizevorsteher Justizrat Scknauß hält einen solchen Beschluß der Konsequenzen Halder für bedenklich. Stadtrat Hofmann schließt sich dem an. Die Begründung der Eingabe sei zuin großen Teil falsck. Von den 32 Hebammen, die die Eingabe unter zeichnet haben, stammten 16 aus den angefchlvsfenen Vororten, kämen also mit Leistungen zur Kasse durchaus nicht so in Betracht, wie nach der Eingabe angenommen werden muß. Die Stadtv. Höhne und Böhme beantragen die Zurückverweisung der Vorlage an den Finanz ausschuß unter Hinzuziehung des Verfassungs ausschusses. Nachdem noch die Stadtv. Sander und Rein hardt sich im Sinne dieses Antrages ausgesprochen hatten, erfolgte seine einstimmige Annahw e. Damit erledigte sich der Ausschußantrag. Die Vorlage wegen Einstellung des Mehrbe darfs an Mitteln zur Besoldung des Beamtenpersonals. den die bei den einzelnen Nerwaltungsabteilungen beabsichtigten Stellenneü- gründungen u. dgl. erfordern, in Form von Bereck- hängenden Gletscher von ungefähr sechshundert Meter Kammhöhe hin nur etwa vierzig Kilometer betrag», die mit Skis und Schlitten m wenigen Stunden hinterlegt werden kann. Nachdem die Möglichkeit der Gründung von Luftschiff st atronen festgestellt war, blieb zu erniitteln, ob die auf Forfchunasflügen be- findlicyen Luftschiffe auch auf dem Eise leicht und sicher verankert werden können; denn nur bec mindestens mehrstündigem Stilliegen lassen sich die für die wissenschaftlichen Untersuchungen der Luft und des Wassers erforderlichen Messungen und Proben- gewinnungen aussühren, ohne welche das Erreichen der noch unerforschten arktischen Gebiete keinen Wert hätte. Schon auf dem Morteratschgletscher in Grau bünden waren Versuche mit verschiedenen Eisantern angestellt worden. Nackdem solckc von genügender Festigkeit bei möglichst niederem Ge wicht, die sich durch ernen einzigen Mann in einigen Minuten einbohren lassen, gefunden waren, wurden deren drei oder mehrere am Umfange eines Kreises init Neigung nach außen eingesetzt und dann ihre Köpfe mittels eines starken Drahtjeils durchlaufend mit einem stählernen Ring in der Mitte des Kreise» zu einer einheitlich«!, Verankerung verbunden. Schon der erste Versuch auf einer in der Adoentbucht treibenden Eisscholle ergab, daß man mit dieser Ver ankerungsweise das Richtige gesunden hatte. Es waren gegen fünfzehntausend Kilogramm Zug d«s Danipfkrans vom Dampfer „Mainz" erforderlich, um di« einzelnen Ankerbolzen, die sich beim Uebergang au« dem «nteren harten in das weniger feste obere Eis verkrümmten, allmählich herauszuziehen. Ein Luftschiff mit seinem schrägen, nicht wie hier senkreckt nach oben wirkenden, Zug würde schon von dieser Verankerung niemals losgckommen fein. Für einen späteren Versuch im bis zur Oberfläche harten Polar eise wurden einzelne Stücke noch kräftiaer gearbeitet, und nun riß di« starte Stahltrofl« des Dampfer» und seine Ankerwinde brach, ohne daß dte Verankerung nachgegeben hat. Selbst nachdem mit Eispickeln die Ankervolzen bis zur Hälfte ihrer Länge freigelegt worden waken, gelang er nicht, alle wieder aus dem Eise zu ziehen. Ilm zurVerankeruny zu schreiten, wird das Luftschiff solche Richtung und Bewegung gegen den Wind annehmen, daß es in geringer Höhe über der gewählten stelle verbleibt, oder es wird, wenn offenes Wasser zu sehen ist, ein einfacher Eisanke:, wie ihn die Walfangschiffe! benutzen, hinabgslassen und yeschleppt. bis er sich am Eise verfängt. Dann läßt sich ein Mann in bereits erprobter Weise auf da« Eis hinunter, um die ordentlich« Verankerung aus- »»führen. Nach entsprechender Belastung des Luft schiffs mit Wasser oder Ei« können di« weiteren Per sonen. welche da zu tun haben, die Instrumente und die zur etwaigen Gründung einer Station erforder lichen Gegenstände ausgeladen werden. Lin zur Füh rung de« Luftschiff, ausreichender Teil der vesaAmg — mindesten« ein Führer und zwei Steuerleute »der
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