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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.08.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191308240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19130824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19130824
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-24
-
Monat
1913-08
-
Jahr
1913
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Zeip^ger «Tageblatt 5. Beilage, ßonniag, 24. Hugult 1913. Br. 4*8. älatgen-Husgabe. Seite 21 —eas-ss!—ge—■■■»;»| ❖ ♦ ♦ Unterhaltungsbeilage ❖ ❖ ❖ Qi ift geratener, feinen Berftanb burd) ba«, mal man eerfäroeigt, an ben Tag ju legen, all burdj ba«, mal man lagt Crflerel ift Sache bet fflugbett, lebtere« ber (Jitelfeit. Schopenhauer. ®uglein Sljriiöj. Gine Äinbergejcijidjte für Alte unb Junge non $annaß Sfalfter. Gs war ftill, muctsmäuscßcnitill in bem großen, großen Dimmeisraume. Bidjts rüßrte jicß, nur ab unb zu tjörte man tiefe, träftig fct)n<rrcf>enoe Töne. Ser aber, oon bem fie tarnen, lag in ber Bäße bes mächtig breiten, bidjt verhüllten Grferfenfiers in einem bequemen ßeßnjtußl unb ftfjlief ben Sdjlaf bes Gerechten. Seine große öornbrillc war ihm bis zur Bajenfpiße Ijinabgerutjctjt. hinter ihm, am Knauf ber Bücfenleljne, baumelte fein £jeiligenjd)ein, ihm ßu Süßen lagerten bie Tabatspfeife unb bie eben erft gelefene leiste Bummer bes Journals „Beue Sim» mclsrichtungcii“. Seine 'Seine fteeften in einer Kamelßaarbcde feft eingewictelt — er hatte im rechten erft geftern wieber fein altes, fcßmerzßaftes Bßcuma verjpürt; natürlich, baran war nur bas naßtaltc, neblige fetter fcßutb! Sen wir uns alfo fchlummernb betrachtet haben, war '-ßetrus, ber Verwalter unb Direftor bes §im» mels, Betrus, ber Bielgejdjäftige, bem auch noch bas Amt bes Lehrers unb Seelforgers fowie bie Bolle bes „Dntel Dottor“ ßufiel. Ser große Dimmelsjaal aber war in zwei Hälften geteilt — bie eine ftellte bas Schul» unb Ceßrzimmer bar, bie anbere ben Schlafraum ber tleinen unb großen Gngel. Unb fie alle hielten ba foeben ihr Mittagsf^läfcßen. fieute oon fünf bis feeßs hatte tßetrus eine Barfjßilfcnunbe anberaumt. Jn ben unteren Klaffen haperte es ftänbig mit ber Grammatit, befonbers bie Sali» Biegung bes Portes „Sjimmel“ machte Schwierig» feiten. Petrus meinte, bas fei eine orbentlirfje Blamage; benn fo viel oom Dimmet verftänben bie unten jdjon als Secßitentruticßer. Sjalb fünf war jeboeß Bejperjtunbe, unb bie Kinder feilten ließ erft hungrig für Klagen unb Seift fdjlafen. Jn ben oielen Barabiesbetten — natürlich waren es echte — ruhten frtjch unb rofig all bie ßell-, braun» unb feßroarztöpfigen geflügelten Buben in tiefem Schlafe. Doch einer war unter ihnen, ber lag ganz wach, bie ountlen Schelmenaugen ernftßaft finnenb zur Seele emporgerießtei. Gr faeß „Gßrlicß“, war ein fleißiges, geroeettes, liebenswürdiges Heines Bürfcßdjen, freilich mitunter etwas tert unb wilb; boih alle miteinander modjten ihn fahr gern! Durch jein Köpfeßen Ijufdjten jeßt gar bunte, fremde, pßan» taftijeße Gebauten; fie fingen fid), formten ließ, jer» flatterten wieber unb machten ihm bas &erz feltfam traurig. Acfj! Sßenn er bloß ein einziges Blal bie Grbc ba unten gefchaut hätte! Aber ba mußte er noch lange warten. Dortfan durften nur bie großen Gngel. denen man zutrauen fonnte, baß fie nicht oon glugmafcßinen, Aeroplanen u. bgl. überfahren würben, ja, bas hätte für ihn noch lange gebauert! 'ein bleiern heißen Bedangen war nur bas fdjöne, birfe Bilber&ucß mit ben oielen Grbengejdjicßten idyulb, bas ihm feine beiden Gefpielen Gmfig unb Derzig zum Geburtstag geießentt butten! Sa ftanb erzählt oon bes grimmen Königs Sßinter Derrfcßafts« beginn, unb feinem Oberbefehlshaber, bem groß; oon ber biamantenglißernben grau Gisfönigin, oom tiefbuiicelgrünen laniicnwalbe. ben bann ber weiße Baußreif mit einer bieten Kriitallzurfertruite über« zöge* fuitament wie aus einem Äonbitorlaben heraus! Und wie bann bie Menfcßentinber fid) be« luitigten mit Schlittenfahren, Sdjlittidjußlaufen unb Schneemännerbauen! 'Jßie wunderbar mochte oas fein! Ob man jeßt ba unten oon biefen öerrlidj« feiten feßon etwas gewahr wurde? Man fdjrieb freilich erft Mitte Bovember; aber tonnte ber Sßinter nicht mal fcßncller gereift fein? Klein Gßrlidj fetjte fidj im Bett auf unb gudte nach dem ber Grbe zu gelegenen Grterfenfter an feinem alten Mehrer oorbei. Jawohl, bas hatte ber ja bes 3uges unb feines Bcißens halber ejtra biet verhangen. 23on außen bie gefcßloffenen fjenfter» laben, oon innen Stores, Bitragen, bann bide, in ber Biitte ßugefteette Blüfcßoorljänge, unb bann noch oer bis zur halben Döße reichenbe genftermantcl! Bein, ba war nichts zu machen! Der Gngel atmete jdjwer; ßeiß unb unruhig warb ihm zumute, bas Stilliegen idjicr unerträglich, '-über halt! Da drüben an ber anbern Seite war ja bie Tür zum Simmels» oorjaal nur lofe angeleljnt. Ja, ba tonnte er, Gott fei Dant, hinaus; baju zeigte bie Uhr erft auf drei» oiertel drei! Sefjutfam fd)wang er feine ftüftchen über ben Settranb, sog fdjncH bie SBabenftrümpfe an, nahm noch fein iafthentüdjel unb tappte fid) oor» wärts. Änax! 3)a trachte eine 3)iele; wenn bloß nicht etwa bie Xür nod) tnarrte. Slber nein! — hufch — unb draußen war er. Sier tonnte er fich wenigitens bewegen, umherfliegen unb auch ein biß» chen etwas befingern. Jhr müßt nämlich wijfen, biefer IBorfaal .ift oiele, unenblid) oiele ÜReilen lang unb birgt gar manches Sehenswerte. Die Sßänbe finb dort mit oielen fdhönen, bunten Seiligenbilbern gefchmüdt; oon ber liir weg ein paar Schritte geradeaus befinden fid) Schaufeln unb fRinge ßum Turnen; bann ein Stüd weitet hin ber SRitte ßu jteljt ber reichgeichnißte SBäfdjefchrant non ber 9J?uiter SJlaria! Sin bem einen Gnbe bes Saales ift eine 'Urt Karitätenrumpeltammer, in ber werben auf« gehoben; bas Stelett bes Sntfifdjes, in beffen 2e:b ber Prophet Jonas gewohnt hat; ein plombierter Jahn oom liefen Goliath; uralte IRiiftungen aus dem JImalefitertriege; ein frotobilhäutener Sutfch= beutel bes tleinen IRofes; ein Gbenholßfamm ber Königin Gfther unb noch oiel, oiel mehr! Sim anbern Gnbe feboch ift ein Schuppen für mobernc Seförbe» rungsmittel, darinnen ftehen: bas große, himmlifche Sßarenhausauto, ein SRotorfprengwagen, ein 3meb rab, bas bem Grßengel OTichael gehört, ia fogar eine Glühftrumpfnieberlage für bie Sterne ift dort! Unb hierher flog unfer Heiner Gngel: bas Jweirab hatte cs ihm angetan, weil ihn ber Gtßcngel ein paarmal auffißen ließ! Sßie dämmerig bas auch heute am frühen IRachmittaa hier fchon war; manche Gegen* ftänbe ließen fleh taum unterfchetben. „Siuweh!" feufßte Ghrlich plößlid), ßufammenßudenb. als er fich eben ber fientftange bes Diabes nähern wollte — et batte fich träftig ans Schienbein gerannt, mitten im SBege ftanb ein oergeffener Scheuereimer. Gr rieb lieh bie wunbe Stelle unb oerßog bas Geficht<hen. Dann fthien ihm blißfchnen eine Jbee ßu fommen: ’ofort war bas SBetnrfjen oergeffen. Kichtig! Jetct hatte er es; feßt ging ihm ein Seffenfieber auf; fo mußte es gehen! Selbft wollte er fich einen Slusgud machen; ein Coch in bie fjimmelsootfaalwanb, um etwas oon ber winterlichen Sßelt ßu fchauen! Unb nun ging es an bie Slrbeit! Slugs nahm er ben linten Slügel über bie linte Schulter nach oorn, be» feudjletc Daumen unb 3cinefinger ber rechten &anb mit Speichel unb brefjte bas giügelenbe ßu einer feinen, feharfen Spiße. Unb nun fing er an, in bie graugetüiiihtc ißoltenwanb einßubohren, langjam unb oorfidjtig. £>art fthien fie ja nicht, aber uh» gefjeuerlich bid unb feit. So, jeßt löften fid) einige Scßchen los, jeßt nod) mehr; fie warb dünner unb biinner, unb enblid) ßeigte fid) eine winßige Deffnung. Gr tniff eine Sluge ßu unb probierte. Sich, bas war noch taufcnbmal ßu Hein, unb bie fjanb tat ihm oom bohren fchon weh! Gr ftellte fid) auf bie 3el)en unb brürftc bas 3läsd)cn platt an bie Deffnung. Da, jeßt fiel ein noch größeres Stüd Sßanb, nun fd>ob unb bohrte er bas ganße Geficßt hinein, unb fd;wupps — beinahe hätte er bas Gleichgewicht oerloren — fuhr er mit bem ganßen Kopfe durchs Gudlorf) burd). Gi! nun tönnt ihr eud) wohl deuten — biefe jreube! SBas cs ba alles ßu fehen gab! Die unzähligen Vid;terd)en. bie Räuschen mit hellen jjfenftern, btc langen, einander burc§!rcußenben Straßen, bie breiten Ißläße, Sdjornitcinrciudjwolicn. raffelnde Gifenbahnßiige unb — wie fomifd) -- bie tleinen, tleinen iUcnfchlein! Das ßappclte, wogte unb ftrömte durcheinander, ihm warb ganß fdiwinblig von all bem Staunen. Unb jeßt tonnte er gar nicht anders, er trat ßurüd, Hielte fid), nahm oon bem vor ihm aufgebäuften Ißolfenftücfdjen mehrere SRale beide Sjänbe ooll unb ließ fie luftig weit, weit hinunter wirbeln. JPar bas ein Spaß! Ganß beutlich hörte er ein paar helle Knabenrufe: „Gs fchncit! es fcfjncit! hurra! Seht nur, iolch große, weiße ftlocten. $ci, feßt gibt es gewiß Schlitten» wettet!" Dann warb’s füll unb auch recht, redjt fchr buntel. fju, unb bie Kälte! Gijig rann's ihm über ben Slücten, bie 9Tafc tropfte, er fror entfeßlidj. Unb nun paette ihn. and) ein jäher Schied. Gs mußte gleich 33efperßcit fein unb wie folltc er bas Vod) rafd) wieber ßutlciitern? Gr mußte fich fputen. 3’tternb nahm er oon ben übriggeblicbencn Seßen, brehte, hauchte unb oerfuchte ßu Heben. Sßic Rhrecflicb! Das 3eug riß immer wieber ab. Daßu hotte fidj braußen ber SBinb aufgemacht, blies aus vollen Skct'cn unb erfchwertc ihm bie Slrbcit. Gnblich bedtc ein bünnes Stücken Sßanb ben Schaben nur fnärlid). ißißt ißr, wie dies nun ausfah? Genau fo, wie wenn ihr in euerm Schreibheft einen Kleefs wegrabiert. ben Gummi naß macht, reibt unb reibt, bis cs nod) einen Knitter gibt unb bie aufgclraßte,^burcbfid)tig bünnc Stelle bas ganße '-Bud) oerbirbt! Seht, fo fah bes tleinen Ghrlich löiachwert aus. Jia, bas fonnte ja eine nette Defcherung werben! Sßenn es heraus» tarn unb herumgefragt würbe: „SBer fjat bas getan?" Slber jeßt fd)leunigft ßurüct in ben Schlaffaml. Jloch fehlen es bort füll, er tarn gerade tnapp ßurecht, um ungefehen unter bie Dectc fdjlüpfen ßu tonnen, ba fthlug es h<H& fünr — unb Petrus begann ßu werfen. Jin ber SBefpertafel war unfer Kleiner heute an ber IReihc neben feinen fiehrer ßu fißen. Der machte ihm ein bicfbcftrichenes Sternanisbrot 311 feiner JJltlch» ftbofolabe ßuredjt.... aber ach! Ghrlich tnapperte nur ein bißchen oerftört baran herum, cs wollte nicht rutfrfjen. Sein Sals fchmerßte, fein Kopf war bren» nenb heiß unb bte güßchen eisfalt. Petrus, ber ihn eine SÖSetle beobachtet hatte, fchüttclte fein graues Baupt. Der Kleine gefiel ihm nicht, er faßte feinen uls, freilich! ber Junge fieberte unb mußte wieber ßu SBctt. Petrus legte ihm ßcfcbwiftb noch eine Korn» preffe auf, bann fchlcfte er bte grau bes himmlifchen Sternpußers SDlummlidj mit gliebertec unb einer SBärmflafdje. Gigentlid) war’s Ghrlich recht lieb, fo allein ßu fein mit feinen Srfjmerßen unb feinen Gewiffensbiffen. Schließlich taten Xee unb IBettwärme nach aU ben Strapaßen ihre SBtrtung: Der Kleine oerfiel in einen unruhigen, oon wirren Iräumen gehörten fialbfchlummer. 2luf einmal hörte er, birfjt neben fid), feinen Jlamen rufen. ..Ghrlich, tleiner Ghrlich, hörft bu mich?" Grßhrecft faß er fid) um, bod) er tonnte niemand entberfen. Dann aber glitt leife, wie begütigend, eine &anb über fein erfaßtes Köpf» eßen, unb biefelbe Stimme fuhr fort: „gureßte birfj rticf)t, ich bin eine gute gee unb tue bir nichts ßu» leibe. SBenn bu mich erft richtig erfannt haft unb an mich glaubft, werbe irf) bir all bein Cebtag eine treue Sd)üßerin unb Helferin fein. Slber bu mußt meinen befehlen geßordjen! Du wirft heute noch offen unb frei beinern alten Sehrer beinc OTiffetat Betennen. SSerfpridj es mir... unb wir fchon uns wieder!“ — Gfalid) tonnte aber gar nicht fprechen, er niefte nur mit bem Kopfe, bann fdnoieg bie Stimme. SRübfam richtete er ließ empor, feine Jlugen» liber waren fo feßroer, taum aufßubrtngen vermochte er fie, bennorf) breßte er fid) nach allen Seiten.... Da war nichts. Gr war allein. Unb nun erfaßte ißn eine heftige, ängftlichc Seßnfucßt nadj Petrus. 2lcß, wenn er ihm erft alles oom fjetßen herunter fagen tönnte! Sein Sßunfcf) warb nicht fo fcßnell er« füllt, benn oor 10 Uhr batte ber an 2lmt unb SBürben Weiche beim heften Jßillcn nicht 3eit gefunden, naeß feinem 3ögling ßu feßen. Gnbltd) faß er am ®ett» eßen, ängftlid) barg fid) ber Gngel an bes Sitten breiter IBruft unb berichtete weinenb unb ftottcrnb, aber wahr bis aufs Tüpfelchen, was er angerießtet. Sils er damit ßu Gnbe, fpracb ber gutmütige Petrus: „Wa, weißt bu, Junge, ba ßaft bu mich alten Kerl orbentlicß erfeßreeft. Schlingel bu! SBie tann man bloß fo neugierig fein! Jeßt beruhige birf> erft mal, fonft wirft bu mir noch ernftlich tränt. Sßeil bu für» wißiger fflengcl an bein Unrecht cingefeßen unb ein» geftanben, fo fei bir für diesmal bie Strafe erlaffen! Der Scßanbflecf in ber SBanb muß natürlich aus» gebeffert werben. SEart mal. ba fällt mir übrigens ein: Gevatter SJlonb, mein alter greunb, hat ficf> von morgen ab wieber ßu IBefuch anqcm«lbet. 2Bir haben uns einander fcßon manchen Gefallen getan, ich will feßen, baß er bie taputte Stelle gleich als genfter ßum fjinunterblicfen für fein menfeßen« freunblirfjes Geficf)t benußen tann." — „Sfaj ja, ja,“ flüfterte Gfalich, ißm ßättüidj ben grauen ®art ftrei» djelnb, „weißt bu was? Jdß Hebe bem guten JJlonb auch einen recht, recht feinen SrfjlipStaften. 2Iber. wenn ich nur wüßte“ unb er fteefte verlegen feinen Daumen in ben JRunb..., „ob mit nun ber liebe Gott aurf) nicht meßt böfe ift?" „Kleines Dummer« eßen“, fcßalt ber SUte. „Du weißt borfj recht woßl, baß unfer lieber Herrgott alles ließt unb hört, auch bas f>eimlirfjfte unb Ißerborgcnfte genau weiß, was fich fa«r oben unb bort unten ßuträgt. Gelt, fo hat et boeß auch bidi gefeben, cbetifo beinc 23eicßtc gehört unb bir, Heiner Sünder, oerßleßen. Wun laß bid) nochmals warm ßuberfen, gib mir einen Gutenadjt« fuß unb fd)laf bich redjt feßön gefunb!"... 3wei Tage mußte unfer Gnglein noch bas '-Bett ßüten; wäßrenb biefer 3oit warb ißm auch Har, wer bte gute gee an feinem ®ett gewefen fei. Unb wißt ihr, was er am dritten Tage tat? Gr naßm feine fämtlicßen »riefbogen unb feßrieb an alle leine Heinen Äameraben auf Geben einen fchönen Sßrief; wie er ihrer fo oft gebente unb fie mal fpäter ju be» fachen ßoffc. Das meiftc jcboch erzählte et oon oer gee, bie grau Üßaßrßcit ßeißt, wie man ju ißr ge« lange und wesßalb man fie fennen lernen müffe.... Sollte nun ber eine ober anbere oon euch feinen-folcßen Gngelsbrief vom Briefträger erhalten haben, fo laßt’s eud) nicht oerbrleßen, „Die SEaßr« ßclt“ felbft aufjufucßeii. Wlit gutem 'IBillcn ift’s gar Hießt fo fchwer. Geßt nur ben ßellcn, fonnigen SBeg immer grabe aus. ßiibfch im Scßritt, haltet euch reeßts, feßt um eud) mit offenen, blanfen Jlugen unb benft an fie..., paßt auf, fie fomrnt eud) fitper unb gewiß ganj von felbft entgegen! regnet. 3citgemäßc fDlcbebilöer aus Bab unb Sommcrfrifcße. 2llle Gleganj, aller fiuius unb fämtlirfje JJlobc» launen fptelen fuß ßcuer «miießen l?cbcn unb Gummi» mantel ab. Der Gummimantel ift in biefem Jaßre in bet fafßionabien Sommerfriicß^ bisßer bas unent» veßrlid)fte Kleibnngsftiicc gewefen, ob man nun auf bem Seefteg in $eringsborf, auf bem Goctßeweg in Karlsbad ober in 'fpartenlircßen fpeyieren ging. Jn früheren Jaßren ßat an Wegentagen bie touriftifcße illusrüftung oorgeßerrfeßt, jeßt fießt man cntfcfacben meßt waiierbießte JJiäntcl. Sie finb eine unerläßlid)e Grgänjung ber Toilette geworben. Je vornehmer bie Dame, bejio leicßter unb bünner i|t ißr JBater» proot, bejio Heiner unb verfefavinbenber läßt er fid) jufammenlegcn. 2ln erfter Stelle ift bie Ballonfcibe geblieben, bann gibt cs imprägnierte Batiftc unb iSüfter, bie ge» wohnlichen Gummis unb bie jogenannten Wegcnßäute aus Billrotftoffcn. Jn Blau, in Grau, in Drap unb bem mobernen Weßöraun taueßen bie wetterfeiten Geftaltcn auf. Gs ift ja jeßt fdjon eine geraume '2Bcile ßer, baß es un« möglich wurde, bei ;chled)tem äßetter einfach feine alten Kleiber afautragen, um bie „niefjt meßt fcßabc“ ift; man ßat auch hier feine eigene Jwcrffleibung, — feine Wegentoilette. Sie Hajfifi.jiert bie JJlobebamc natürlid? weit beffer als ber Sonnenftaat. Sießt man nod) bann gut aus, wenn cs „gießt“, bann ift man erft wirflirfj nobel angejogen. llnb man tann jicß fpcjiell in biefm Jaßre an — fott man jagen — 'Jiegenfotetteric? — gar nidjt genug tun. Dort tommt eine junge Dame, bie bas Jcßlechte Sßettcr gerabeju entfarfenb Heibet. Sic ift brünett, unb bas feßlante gigüreßen Jtectt in einem feinen, perlgrauen Seibenmantcl, der fitßcrlicß über ein fom» plettcs Sdjiteiberfleib angejogen worben ift. Be« bingung ift nur, baß es einen turjen SRotf ßat, ba» mit ber Saum leine ber abfd)culirf)en Äothorben er» hält; man tann es ohne Gefaßt unter bem Jmpräg« nierten tragen. Gr ift gan,| weit gefeßnitten. Jm IRiicfen fißt ein wenig über ber Taille ein Dragoner, ber Steßumlegetragcn ift noch ejtra mit einer Spange gefefaofjen, — bas fonnte beim heutigen Sommer» anfang nidjt ßermetifcß genug ge|rf)eßen. Jiatürlicß läßt fieß ber wantel aueß offen tragen, bas ßeißt, er jießt auch gut aus, wenn er offen getragen wirb, unb bann wirb aus ber Jiegenßülle ein Staub» ober Keife» mantel, wäßrenb ber birette Gummimantel nur eben ein äßaterproof ift. So marfjt fidj bet ßößere Jin« frfjaffungspreis bejaßÜ. Dann wirb bie graue Dame ftatt ber Stiefeletten graue weiche ßeberfcßußc tragen, urtb an Stelle bes grauen, toquearügen wTüfecfjens, bas überdies feßr pifant wirft, tritt ber entfpreebenbe Bwwenabenßut. Slber es ßat beinahe ben SInfcßetn, als ob feine anbere Toilette ißt befjer jtünbe, als biefe ßübfeße SRcgcn» breß. Ülucß am Sdjlrm tann man fonftatieren, baß er vornehm ift. benn bor tabcllofe Schirm taxiert nun einmal bie SRobcbamc. Sie muß fich eben gerabe jene Ginjelßciten ißrer Garberobe, bie nießt Sjaupt» beftanbteile finb, angelegen fein taffen, — banad) be» urteilt man fie. Der Sonnenfcßirm ßat bie neue, ftarf gewölbte Kuppelform, ber IRegenfcßirm aber ift flacher gehalten, unb eine ßübfcße Kaprice ift es, ißn an feinem Jnnenranbe eine fcfanalc, bunfle unb bisfret getönte Borbüre ju geben, etwa in Gfane, Grau, Grün ober aurf) £ila. Das hebt bod) ein wenig ben Ginbrurf, oßnc barum aufbringlid) ju wirten, unb ßat immerhin ben Borteil, baß ber Scßirm meße Gntoutcas ift unb fomit audj am Blaße, wenn in einet halben Stunde bie Sonne wieber feßeint. Und folcß ein Stücf, bas bet allen SBetter« launen mitßaltcn tann, Ift gerabe in biefem Jaßre feßr notwendig. Gine blaue Dame, ebenfalls in Ballonfeibc ge» Heibet, geßt vorbei. Sie trägt einen blauen, Heinen Stroßßut — eine aufgebogene gorm —, ber nur mit einem Banbe gepufa wirb. SBirb bas BJetter feßön, fo wirb fie firf) vielleicht mit einer Scßmurfnabcl ißren bieten fReißerbufcß anjtecfen, um aus ber IRegencoiffurc einen ridßten Gsplanabeßut ^u maeßen. Jm §uttoffer ßaben nießt allzuviel &üte Bloß ge» ßabt, ba ift es kßon gut, wenn man fieß mit ber« artigen Heinen Tricts hilft. Jeßt ßat es ju regnen aufgeßört, ba trägt JRabame ben Scßirm an einer Bofamentriefcßlinge am SIrm. Diefe Schlingen finb feßr prafttfrf), jumal in biefer Saifon, bie ben Knopf ber Krücfe Vorsicht. Gs ift ein feßr ßübfrfjer Knopf aus eeßtem $orn, auf Gbelßolj montiert, unb ber abfafeßraubenbe Griff tann auch an bem roten Sonnenfcßirm ober bem feßottifeßen Gntoutcas ange» breßt werben. SBtc gejagt, biefe JRetamorpßoien finb jeßr beliebt. Slucß bie Eobenbamen feßen biejes Jaßr gans be« fonbers fefrf) aus, Kappe, oon oben bis unten bureß» getnöpfte Jiöcfc. bie mit Drurflnöpfcn ober Spangen noch au raffen finb, ftßlrfe turje Xaicßenjäctcßen unb allerlei totette Düte aus bem otoffe bes Koftüms ge« fertigt, bas ebenfogut Kamelhaar als Soben jein tann. Biele Damen bevorzugen ftatt bes Schneider» jacfetts auch bie fertig getaufte Sportjade aus Kamelhaar, bie feljr leid)t ift, faaujagen feine gaffon ßat unb fiel) alfo audj nicht brüeft, fo baß fie im Ge« pärf nur ein Heines Bläi|rf)en beanfprueßt. Dann ließt bie tomplette Kegenequipierung etwa fo aus: graugrüne Sdjoß, &ut aus bemfelben Stoffe, ebenfo lißatüertc Bfolljade unb baju paffenden fiaoclocf, braune Schüße unb öanbjcßuljc. Scheint bie Sonne, fo fcßlägt man bie Dutfrempe herunter, ift cs trüb, fo wirb fie mittels eines DrucHnopfes aufgebogen. Sehr nett ift eine 3ufammenftellung, bet ber ber feßwarzgraue tfoben aber ftimalaia bes Koitüms in ber garbe bes Schuhwerts palfepoiliert ift. Die 'JRobefarbc bet Tourijtit ift augenblictlid) wieber bunteigrün, nachdem Jaßre hindurch Scßroarzgrau unb Steingrün im Borbergunbc geftanben ßaben. Das Vobenhütl mit bem Gamsbart ift verdrängt worben; man trägt, wie erwähnt, ben birett zum jeweiligen '4n,zug gefertigten Stoffßut, ben bann ber gebertiel ben crforberltrfjen Schwung, bie ge« wünjeßte Sinic geben muß. Ober man trägt Belours« ßüteßen mit einem ßübfrfen Gcftcrf, bie fo tapriüös jein tönnen, als man nur irgend will, ganz ber Jn» bivibualität bes Kopfes entfpredjenb, auf bem fie jitzen. Jn ber '.Regel werben fie aber tief in bie Stirn gezogen, gemäß ber Tagesmobe. '-Weift hebt irgenbeine tnalligere Heine garbnote, jei es 5Rot ober Grasgrün, bas Gnfemble. Dort von ber Bant erßebt jicß foeben ein junges JRäbcßen. Der '.Rorf, ben fie an ßat, ift aus zwei Blättern gefeßnitten. Gr teil fieß oorn, bas heißt, et ift nur geteilt gearbeitet, felbitoeritänblicß, ohne aus» einartberzufallcn. Die Jarfe ift fo gearbeitet, baß fie auf brei Jlrten zu tragen ift: entweder ganz offen ober mit iReoersumicfaag halb geöffnet ober ganz hoch gefcßloffen. Gine anbere Dame ßat bas 'JJlqrten» grün ihres Äoftüms mit wirtlicßem reßbraunen L’eder oorgeftoßen. SRan ßat all bie 3eit ja fcßrerflicß über 'Ißetter» pecß lamentiert, unb bag mit Jfecßt. Der weiße Bromenabcnftaat, die neue G pongetoilette, bie deinen unb BaÜfte, bie Ärepons unb Gtamine. alles ift im Kaffen hängen geblieben. Gummimantel ober Uobengewanb — anoerg tonnte, wie gejagt, bie er» pießtetfte JRobcbame ihrer 'Jlbwecf/jlungsjucßt nießt ge» nügen. 'illlein Gummimantel unb Eobcngewanb Heiben reizenb, unb bag Ift boeß immer ein Troff. Dertnildjtes. * Das Jleuejtc vom Jaßrmartt ber Gitelteiten. „BJit tönnen uns ja JRinge bureß bie !Raje ziehen“ — fo fagen bie Stubcnten, wenn ißnen eine ganz un« finnige 3umutung gemacht wirb. SRit biefer feßönen 'Jlob^wembung jeßeint es nun zu Gnbe geßen zu (ollen, benn ber iRing burdj bie 'JTafe taueßt alles Grnftes in Guropa als Scßmurfftürf auf. gräulein B o l a i r e , bie betannte ejzenüifrfje Barifet Büßnentünftlerin, ift es, bie als Grfte ben Bing in ber Jiafe trägt, urtb woßl auch balb Jlarfjaßmerinnen in Guropa finden wirb, gür bie '.Reue 'ißelt, woßin fie biefe neue Scfjmurfmobe bei ißrer näcßften Gaft« Ipielreife mitneßmen wirb, ift es woßl über jeden 3weifel erßaben, baß bie 'JRobe bort Gingang findet. Der Bing burd) bie Bafe ift nun, wie waßrßeits« gemäß angegeben werben muß, eigentlidj tein Bing burd) bie Bafe, fanbern ein Bing an ber Bafe, ber jedoch, was ben äftßetifcßen Ginbrurf angeßt, hinter bem Bing burd) bie Bafe um nichts zurürfjteljt. Durch eine Klemmfeber wirb ber Bing am Bierfj« wertzeuge feftgeßalten, unb bies ßat ben großen Bor« Zug, baß ißn Bccßtfer am rechten Bafenflügel, fiintfec am linten Baienflügel tragen tönnen, wäßrenb bie Damen, bie bie golbene JRittelftraße lieben, ißn an ber Bafcttfcfaidctvanb anbringen tönnen. SBoraus • ber Bafenring befteßt, geben bte erften Barifer 2Rel« bungen barüber nießt an; audj über feine Größe feßroeigen fie. Dorf) darf man woßl oßnc weiteres an« neßmen, baß es jicß um ein erlefenes Sdjmucfftücf handelt. Bemalte Biäntel. Bemalte Scßuße, bemalte Scßirme, bemalte Gürtel! Tiefen Beuigiteiten ber Derbjt« unb 'Jßintermobe hat jidj foeben eine vierte beigefellt: bemalte Mäntel. Daburdj fall bie Jn» bivibualität eines Kleibungsitüdcs befonbers be« tont werben. Der Stoff ber Mäntel befiehl aus einem feinen Gcyogewebe urtb ift mit einem breiten, mit Glfenbein» ober mit Bnfaiuttcrplättdjen befet ten Saum verjehen. 2(n biefen Saum fdjließen ließ bie Malereien, Blumentränje, florentinifdje Gir» landen, Tier« unb Buttenornamente an. Sie wer» ben nur auf feßwarjem ober weißem Untergrund aus» geführt. Sehr fein wirlen feßwarze Mäntel mit ein» heitlich weißem, grauem ober goldenem Ornament, unb weiße mit jefjwarzem, golbenem ober naeßt» blauem. Jn Baris ßat fidj namentlich 26on Bafft, ber betannte Maler, biefer Toilettcnmalerei ange» nommen unb bereits einige überrafeßenb originelle Gntwurfe, bereu Jeitßnung allerbings ftarf ins Ge» biet bes Bßautaftifcßen ftreift, entworfen. Jebcn» falls geßt biefe Beuerung In ber tommenhen Minter» mobe einer großen Gntwirflung entgegen. Die glafchenpoft als Deiratsoermittler. „Die $cirat ift ein Glürfsfptel“ — jo badjte gräulein öarriet .King, eine reieße, etwas romantijeße junge Jlmcritanerin, unb jo wollte fie bas Srfjicfjal felbft veranlaffeit, ißt einen Gatten zuzufüßren: Bei einer Ängelfarjrt feßrieb pe ißren Barnen, ißre Deirats» wüiifcße, Jlbrcifc unb was fonft nötig ift auf ein Blatt Bapier, vcrjcßloß biejes in eine glafcßc unb überließ bie glajd)e bann bem Spiel ber «Bellen, wo» bei fie zu ißren Gefährtinnen jagte, fie fei fießer, auf biefe Sßelfs ben richtigen Mann ju oetommen. SBic erging es ihr nun? Tatjätfaicß würbe bie glafcßc von einem Manne aufgefiicßt. Der glücflidje ginber las ben Bettel unb fegte fidj, ganz wie es gräulein King gewünfdjt hatte, mit ber Jlbfenberin in Ber« binbung. Gs ßanbelt fidj, wie bie amerrtanifdjen Blätter mitteilen, um einen fiebzigjährigen Beger, ber nießt nur verheiratet, fonbern Batet oon jeßn Tödjtern ift unb, wie et fanzufügte, einstweilen nod) nidjt genug Gelb hätte, um gräulein King felbft auf» zufadjen. So befeßräntte er fieß barauf, bei ßeirats» luftigen Ülmeritancrin einstweilen fein Borträt zu fenben. Ob fie ißm woßl das Beifegcld gefeßirft ßat, damit er zu ißr tommen tönne? Der Silberreißer als $au»tier. Mit bem fcßcln« bat unaufhaltsamen Sirgesjug ber Beißerfebcrn in bet Mobe ßat bie Beitjerjagb einen fo großen Hn» trieb erhalten, baß bie Ausrottung oerfefaebener fei« tener Beißerarten broft; befonbers ber Silberreißct wirb bei einer gortbauer ber gegenwärtigen Mobe« ftrömungen roaßrfcßeinlid) in TMuer grift oon bet Grbe vertilgt jein. Um biefer Gefaßt entgegenju« wirten, ßat, wie ber „gigato“ mitteilt, ein Bogel« freund, etn M. D- Blumenfelb Sciama, ein intet« effantes Btetsausfcßreiben erlaffen, bas oon bem Ge« banten ausgeßt, es tönne vielleicht gelingen, ben Beißer ju jaßmen unb fozufagen in ein Haustier ju verwandeln. Der Bfalantßrop jeßt einen Berts von 10 000 granten aus, ber bem jüdjter ausgezaßlt werben joü. ber auf bem 2Gege zur 3äßmung bes Silberrtißers unb rur 3üdjti<ng in ber Geianger^ihaft bie heften Grfolge erzielt.
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