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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.08.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191308240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19130824
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19130824
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-24
-
Monat
1913-08
-
Jahr
1913
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»T Kunst und Wissenschaft Die 4. lurttfteie Runfttthau in Berlin. 21 m Sonnabenb, ben 23. b. 3JL, eröffnete bic 53er= einigung Bilbenber Äünjtler in Berlin itjrc 4. 'Zus* fteHung, bie ebenjo wie in ben früheren Jahren „junjfrei" aufammengefetfr ift, nut baß biesmat bie Silber in bem Slusfreliungspauje am Äurfürften* bamm untergebratpt finb, in jenen Räumen, in benen bisher bie Seseffion, bie „alte Sejeffion“ häufte. Dun gibt es für bie Bewertung einer Äunfrausitellung oerftpiebene SRafafräbe; unb je nachbem ber eine ober anbere Dtafafrab angele U wirb, muß aud> bas Urteil oer* fepieben ausfallen. gragf man a- S. biet, ob bet Turißfcpnitt gut fei, fo muß man mit nein antworten (bas liegt am Brtnaip ber gurtjfreipeit!); fragt man, ob gute Silber au finben feien, fo wirb man antworten muffen. Ja, wenn auch nitfjt febr oiele (bas ift immer bort fo, wo wie hier gleich 675 Dum* mern beutfeper lebender Äünftler aur Schau freßen!); fragt man enblich, ob bie Dusitellung neue Äünftler aeige, bie es wert finb, geaeigt au werben, fo wirb man ohne Zweifel ja fagen tonnen, fogar ja unb recht »iele. Gs fei mir oerftattet, ba ich mich tura faffen muß, ben 2. Dlafafrab anaulegen unb bement* fpredjenb bie guten SStiber herooraubeben, wobei bie bisher unbetanuten Damen befonbers berüctficptigt feien. (Eine Heberrafcßung bringt ber Jjauptfaal mit bem grogen Silbe oon SBillt) J ä cf e l (Breslau); ber Xitel im Äataloge lautet „T-afein". Gs finb ur* weltlich nadle Dteiifcfjen non fcpwcllenbcr Grbe um* geben, gemalt mit einer reichen unb woblgcorbneteit garbe, mit Harem ^Raumgefühl angeorbnet unb non einem Icibcnfcbaftlich befeftwingten Gmpfinben ge* tragen. Tie Euft, ber Sobcn unb bic ßeiber fügen fid) au einem Hellen unb wohlgegliebcrtcn '-Rhythmus aufammen, ber einen immer wieber au bem Silbe hinaieht unb ber auch haften bleibt. Tas Silb [teilt fidierlid} ben §öljepuntt ber Slusftellung bar. Sehr fdjön finb auch bie Zeichnungen non Jiictcl, oon benen nier in ber greppifepen Abteilung hängen; nicht gana fo überaeugenb ift bic anbere große Eeinroanb bes Äünftlcrs, ber 'JJlänncrtampf. Um tura unb nur gana obenhin bic Didjtung anaubcuten, in ber fich biefer in Scrlin bisher unbetannte Äünftlcr bewegt, erinnere ich an ben franaöfijepen Dialer Ctljon griefa unb ben beutfepen Bilbßauer SBilljelm ßcßmbrud. — Tic aweite Grftfjcinung, bic firf> rühmlich ßcroortut, ijt Grieb ÜB aste. Sor allem fällt feine große Sein* wanb „Srofferic“ auf, bie ein Barifer Defraurant barftcllt unb feßr eigenartig bepanbelt ift. Dian freut fich richtig, nach ben oiclen Scrfuchen in ab* ftratten Spntßefen, wie fie non ber heutigen Jugenb benoraugt werben, wieber mal ein Silb au feßen, bas fojufage'n tontret frilifiert ift. Jd) meine bamit folgenbcs: 3Eastc ertennt als oberftes Gefeß bic gorberung ber Ginbeit ber farbigen gläipe an, er will aber barüber hinaus aud) noch natv.rnaße fein. Tarum geht er 3eicF>ncrifd> aicmlid) weit oor unb wagt fid' auch an Gegenftänbc, bic räumliche Tiefe haben. Ta er aber garbe unb gorm- aiemlid) be* ßerrfdfr, jo tomnit troßbem fein tunftlofer Daturalis* in Saris; er )cf$inf oon Henri Doußeau einen Gin bruct empfangen au haben, ben er oßne Dncmpfinberei felbftänbig oerarbeitet bat. Deben ber „Sraffcric" fcfieln nor allem bic beiben ßanbfd'aftcn; aud) bic Zeichnungen Sßastes finb gut. — Steifer finb mir folgende fiünfrtcr, bic neu bernortreten, norteilpait aufgefallcn: Grwin Haß (2 feßr rcianollc Silber, bie allerlei nerfprechen), Dubolf Secbolb (aber nur bas Stilleben unb bic Häufet!) unb SBalter T r e u m a n n. Ter Gefdjmact non Treumann ift hodentwidclt, bodj ift feine SIrt au fdSaffen nidjt ge* rabe febr robuft. Steifere neue Samen, bie man fid) inerten tann, finb Sßalter Befteßer (Zeichnungen), Harrt) Teierling (Eanbfcpaften), Jba Äer* tonius, J>anns Diidjaelfon. Son bereits be* fannten Dialern aeigt Otto Seger Gruppen non Sitten unb ein Borträt. Grieb Süttner farbig frifepe, aber etwas barte Silber ncrfchiebcnen Gegen* ftanbes; griebriep g e t g l ein Silbnis in Gebens* große unb eine Siibnisftubie, bie biesmal ftart an Karriere benten laffen (id) meine an Äarricre ber Dialer unb Eitßograpßen). fjans R c 11 c r aeißt Gruppen non Köpfen unb Halbfiguren. bie bem Künfrlcr nidjt fo reftlos gelungen au fein fcheinen wie feine einbructsnollen Tufchaeichnungen. Gefar Klein aeigt Stilleben, bie fo energiftb rebua’ert finb, baß fie ftarr, faft wie ein Diofait wirten. Diorifa *D? e I a e r aeigt farbige Jjolafchnittc unb ein Oelbilb, bas wie einer feiner Jjolafchnitte in Ser* größerung wirft. gelt? Di e f e cf ift nur burd) feine allerbings originellen IRabternngen nertreten; SBil* heim 3)? o r g n e r burd) 3 orgiaftifche garbenaus* brüthe unb burd) mehrere feiner wuchtigen Schwxra* weifjholaf^uitte. Son G. 2ß. 91 öfine r fieljt man awei leicht unb järtlid) hingebauebte Jmprefiionen, non Hermann Sanbluhl ein Silb mit fnielenben 9Räbdjen, bas fein abgewogen unb ausgercift wirtt. bem es aber am träftigen Zupaden fehlt. 9lubolf Stumpf aeigt ein Selbftbilbnis, bas etwas matt in ber Stimmung, aber fchön abgerunbet unb ge= fchloffen ijt. Son ben brei Sigurenbilbcrn oon Georg T a p p e r t finb ' bic „Tancing Girls“ mit einem prächtigen Griff geftaltet; feine anberen Ulft* bilber fdjwanfen etwas awifchen Staffcleiftubic unb betoratiuem SBanbbilb, finb aber als SJialerei teil* weife febr fchön, finb reid> unb einfad) auglcid). Sim Sd?luft biefer alphabetifcften Sßanbcrung habe ich aud) eine Tarne au nennen, bie Stoben einer beträchtlichen maleriftben Äultur bietet, Slugufta oon Jihewit)- Tod) ift mit biefem flüchtigen IRefume nut ange* beutet, wie aablteid) auf biefer Slusftellung bic SBerte finb, bic einem 91cues unb SEcrtuolles geben tonnen. Grleid;tcrt wirb ber Genufa burd) bic forg* fältigc Sluftcilung ber Silber auf bic uerfd)iebencn fRäume. — Ta im allgemeinen norwiegenb in Serlin anfäffige Zünftler bic Gelegenheit ber Jurnfrcihcit benutjt haben, fo fei nod) erwäfant, bafa aud) non ficipaig ein Äünftlcr Sterte gefchidt hat, SBilfacIm 6d)uIac*5Rofc. Seine Silber, bic in bem fRaum ber gemäfaigt URobcrnen untcrgcbrad)t finb, tonnen fid) neben ben entfprechenbcn Serliner Slrbeiten febr wohl fehen laffen; insbefonbere aeugt bas Jjerrenbilbnis non einer cinbringcnben Gabe ber Gharatterifierung unb einer flotten, an Trübncr gemahnenben Sinfelführung. Jm ganaen alfo Tann man ben Scranftaltern ber Slusftellung, ooran ben Herren Hermann Sanbtufal unb Georg Tappert, au biefer inerten Äunftfchau nur gratulieren. Dr. L. Burchard. * Geipaiger Sthaufpielfaaus. „Tic f p a n i f d) e l i c g c“, ber Schlager ber Saifon, gelangt mäfarcnb ber Slefawoche (uom 30. Sluguft bis 7. September) allabenblid) 8% Uhr mit SInton Stand als ft aut Sluffüfarung. Gs gelten gewöhnliche; Steife^ «»t »WSÄSI fteinerte Sßalb non Hilbersborf bei Gfaem* n i tj. Tie Sertiefelung ber Säume ift, wie auch im S)ellowftone*fRationalpart in Sorbamerita, nicht non außen, fonbern non innen faer erfolgt: bie SBuraeln haben bic Äiefelfäure eingefogen unb fo bie Ser* fteinerung hetbeigefüfart. Tieie ift etwa nor 14 bis 15 SRillionen Jafaren eingetreten, in ber fog. IRot» liegenbaeit. Serfteinert finb nor allem Slrautarien (fRabelbäume), Saumfarne, fchad)telhalmartige, aber faolaentwidelnbc Galamariaceen ujw. Tiefes Statur» bentmal erften fRangcs befindet fid) in fiefaerer Cbfaut unter bem Schüße bes Srof. Tr. Sterael, bes Tiret* tors bes Ghemnißer Sllbert-'JJiufeums. Gin wert* notier ftunö aus bem Jahre 1751 ift leiber wieber nerloren gegangen. Tamals würbe bei Hilbersborf ein Slrautarienftamm mit awölf SBuraeln gefunden, fieiber ift biefe Staturfcltcnhcit beim Sranbc bes Zwingers im Jafare 1849 augrunbe gegangen. * Iheaterdjronit. güt ben Soften bes Ober* regiffeurs ber G Iber fei ber Oper war «yelijr Steinbed aus 'JJiaina uerpflichtei worben, ber türalid) am Starnberger See, wo er aut Grfaolung weilte, einem Hetlfdjlag erlegen ift. Sein 'Jladj* folger für Glberrelb ift nun beitimmt worben in ber Serfon bes Obcrreqijjeurs Stöbert S ö 11 d) e r nom Stabttfaeater in jteeiburg i Sr. — „Soter“, Proteste Spielertomobie in 3 Elften, betitelt fich eine intereffante GuitfpieMRonität non Saul iRofenhapn unb ftriß 9t e d, bie eine bramatifdje Jlluitration au ben leßtfain wieber oiel erörterten Spieler* proaeffen gibt. Tas Stüd ift oon mehreren Sühnen bereits im ILRanuitript erworben. — „UBinter* n a d) t“, bas breiartige Sdjaujpiel oon Garl ^rieörict) SBieganb, welches türalid) am Sßiencr iRaimunb- Theater einen grofaen Griolg hatte, gelangt bemnächft auch in Sremen, Halle, Jnnsbrud, Äarlsbab, Graa, Freiberg ic, aut Slufiüfarung. * Teutfcpe Shatefpeare>^eftfpiele 1913 in Serlin. Tie tommenbe Süfanenfaifon wirb im reichsljaupt* ftäbtiidjen Iheatcrleben eine febr grofaangcleptc Shatefpeareoerehrung bringen, ißie „5iun|t unb Sühne“ erfährt, plant bas T e u t f d) e I p e a t e r eine Serie oon Shatefpearefeftlpiclen. bie in ihrer Gefamtheit auf ber Sühne bic widjtigften Sleifter* werte bes großen Tramatiters erflehen laffen unb einen Uebcrblict über ben heutigen Stanb ber beut* fdjen Shatejpearebarftellung geben weroen. 'Jlicfat weniger als a d) t a e h n 9B e r f e bes Sleifters tollen in rafd)er Solgc in neuer Süpnengeftaltung aurSluf» führung tommen, wobei alle, aud) bie bereits früher oon Dl ar iReinharbt infaenierten SBerte neu befeßt unb aud) betoratio oöllig neu ausgcftaltct werben. Tic Ginftubierung biefer als beutfdje Dluftcrauf* führungen gebadjten Shatcjpearefeftfpiele wirb Sro» teffor Di a x 1R e i n h a r b t, ber fid) bamit ein ftoljes 5lrbeitsprogramm (teilt, perfönlid) leiten. * Dtufitalijchc GefeUjchaftSeipaig. Herr Tr. Georg Göfaler, ber nach Hamburg übergefiebelt ift, wirb bie Itonserte ber Dlufitalifchen Gejelltdjaft auch fünf» tig weiter leiten. Tie teonaerte finben unter Diit* wirtung bes UBinberftein = Drd)efters ftatt. Tie Äonierttagc finb ber 24. Dttober, 8 Teaember. 9. unb 26. Januar unb ber 9. unb 28. Februar. Duf einpeitlidjc, ftiloolle Srogramme unb auf bie Dlit* wirtung bebeutenber, meift hi<r nod) unbetannter Soliften ift aud) für bic Äonsertc pro 1913'14 bc* fonberer Stert gelegt worben. * Tresbner 3leiierroerbungen. Ter tegl. Stulp» turemammlung in T res ben finb, wie uns oon bort gcjdjrieben wirb, im oergangeneti Jafarc wert* oolle Gefcfjcntc überwiejen worben, namentlich oon bem neu gegründeten Tresbner Dlufeumsoerein. Gr überwies ber Sammlung Dlaj Älingers traftoollen Silbnistopf bes Hutoritcrs 2ampred)t, 2ebercrs fein empfundene Säfte bes Tonbiditers IRidiarb Strauß unb ÄolBes anmutige Statuette einer babenben Japanerin. StanbcshertT*. 3taumann tiiib General* romul o. Älemper« fcftentteir #lobin£j; SrqjM^wr Guftao Dlafalets. tfreuiilfc bc$ jung oerftoroenen Silbhauers Sßalter Sintenis fchentten brei feiner SBerte aus getöntem SBad)s. Ter Stönig überwies ber Sammlung ein Srofilbilbnis bes Grafen Zeppelin, ülngetauft würbe eine ägpptifdje Diumie mit bem oortrefflid) erhaltenen bemalten unb oergolbetcn Silbnistopf einer grau aus römijeher Zeit. Slatctten unb Dlebaillen würben erworben oon Hugo Sedcr, Tafio, Gberle. Julie Gentbe, Oppenheimer, Seter, Unterfaolaer ujw. gerner würben 'Jiad)bilbungen ber wertoollen gunbe aus alttretifefaer Zeit unb auf ber athenijdjen Sltropolis erworben. Slud) ein SRobell bes Sarthenon würbe getauft. * Son ber beutfepen antarttifepen Gjrpebition. 2lus Dlüliehen wirb uns gemeldet: Ter güprer ber beutfefaen antarttifefaen Gjpebition Tr. gildjner ift aum Hauptmann befördert worben * Tic Gcöffnung bes neuen peffifepen Sanbes« mufeums. '4Bic uns ein tprioattelegramm aus Äajfel meldet, erfolgte heute mittag in Gegenwart bes Äultusminifters oon Trott au Sola, non Sertretern ber Sepörben unb Tirettoren oieler aus wärtiger Dlufeen, fowie bes Grbauers 'Brofefjors Ipeobor g i f d) c r bic feierliche Ginweihung bes neuerbauten heififchen Vanbcsmufeuins. Tie Gr» öffnungsrebc hielt ber um bas Zuftanbetommen bes Dlufcums befonbers oerbiente Dlufcumsbirettor Söfalau. * SlatahSusjteI!ung Sremen. Tie oom Serein ber Slatatfreunbe, oom Äunftoercin, oom Gewerbe» mireum unb oom Teutleben Dtertbunb in ber Zeit oom 31. Üluquft bis 21. September b. J. ftattfinbenbe S l a t a t * s 4 u s ft e 11 u n g Sremen wirb am Sonntag, ben 31. Duguft oormittags 11 Ufar, in ben Daumen ber Äunitljallc mit einem Sortrag bes be« tannten Dialers Herrn Julius Itlinger, Serlin, über „Slatate unb Slatatmaler“. eröffne: werben. * Ter Serein für Sädjfifdjc Soltstunbe eröffnet fein Banbesmufeum tm ehemaligen „Jägerl)ofc" in Tresben nunmehr am 6. September b. J. G!ci±= aeitig findet bic 17. Hauptoerfammlung bes Scrcins am Sonntag, ben 7. September b. J., oormittags ] 212 Upr, im „Dcuftäbter Äafino" ftatt. Tie gelt* rebe hält Hofrat Stofcffor D. Sei ff er t. Jm Dnfcblu'ß an bie geier finb gührungen burd) bas Dlufcum geplant, bas am Sonnabenb unb Sonntag für bic geitteilnehmer geöffnet ift. 9lm Sonnabcnu 8 Uhr ift ein auwnglofer oolfstunbltd)er Ülbenb in 2lusfid)t genommen. Jm Dlittclpunftc ber Hauptoerfammlung fleht ein Sortrag bes Herrn Srofeffors Tr. Äarl Deufcpcl über bas Thema: „Ter Gcfühlsausbrud im cragebirgijchcn Soltsliebc“. * Dloaarts Hanbbibliotf)et. Ter Srofcfjor am Genfer Ronfcroatorium H. Äling oeri>rfentiia>t in ber „Tribüne be Gcneoc“ intereifantc Ginjelgcden über bie Südjer, bie Dloaart während feiner inci|en gewöhnlich mit fid) führte. Tie wieptigiten finb joi* genbe: eine lateinifepe Sibel in einer Äölner ülus» gabe oon 1679, Dlenbclsfohns berühmten Tialog „Shöbon", „Tie Graiepung ber Scrnunjt“ oon Gbert, bie beutfdje Gcjd)iä)tc bes Iteipaiger l^iiioritcrs ’JJlas* fow, awei Särebe über bas 2cben Jojcphs 11., oier Sänbe ber 'Ißerte griebriäjs bes Großen, oier Sänbc ber in Homburg erfdjicnenen „Äirebcrbibliotpct", fü.if Sänbe mit SBcrten bes Doib, ilßielanbs „Oberon“ unb oerid)iebcnc Sänbe aus ben Dterten Dloliüres, Dletaftaiios, Gwalb oon Äleifts unb Geß* ners. illußer ben angeführten UBcrten hotte Dloaart in feiner Dcifebibliothet nod) oerjebiebene Dlufit* almanadje, Sänbe bes oon Gramer herausgegebenen DiufibDlagaains unb Südjet in franaöji|d)er, ita* licniidjer uno englifcper Sprache, aus benen man id)Iießcn tann, baß ber Dieifter biefe Sprachen gut oebcrrfdjtc. SBas feine eigentliche Diufifbibliotpe’ anbetrifit, fo war jic niept Jepr bedeutend, fonbern ' i iHtttnfjU nur SWjriften oon Sßertcn Sad)s, Jofepl) unb Dlicbael Hopbns, Gluds unb einiger Äompo» niften aweiten Danges. Sortiturcn feiner eigenen Sterte hotte er nidjt bei fiep; ber jorglojc Steiftet be* faß überhaupt nur feiten einmal eine Sartitur eines ferner SBerte, benn bic Herausgabe unb Seroielfälti* gung mufitalifcbcr Äompojitionen lag damals in Tcutjdjlanb nod) ebenfo im argen, wie bic urpeber» rcd)tlid)cn Slnfprücpc, bic aud» nur im befdjeibenften Dlaßc an erfüllen oon ber Gnabc ber Thcatcrbiret* toren abping. Hßütter. 14] Doman oon Tpudnclba Müpt. Copvricht 1913 by Urethleiu & Co., G. m. b. H., Leipzig. (Jtacbbnirf »erboten.) (Sb blieb bei meinem ftopfjdjütteln. $a, märe Äincoln ein ^bantaft geroefen — unb marc er einer gcroejeu, der bem orthodoxen Ölauben bie paar oberflächlichen fßbrafen beä Halbgc»* bildeten gegenübcrgehalten hätte — aber er mar ein flarer, feparfer Denier. Dur eben jung, bie SBeltanfcpauung noch tm öäreu. Dadj fei* nem tSefenntniöbricf hab’ iclj ein Slrcua ju fei* nem Damen gcjeljt. Der Dpoftat foll mir fein wie ein Gcftorbener, jein Dnbenten rupt im grieben ber Sergangcnbcit." fpracfj mein GJatte oor langer Zeit, unb heute ift bieS Wefprädj wieder in mir goverft morden, als iefa $aftor Sogt tennen lernte. (Sine Duflepiiung hab’ ich gegen ipn berfpürt, bic faft wie .^>afa gewejen ift — bid ju bem Quillt, wo es mir war, als fei biefer Dcenfd) — Sctrüaer oder Setrogener — ein glücflofer Dtenfd). Seit* leib untcrjödjt miefa fo leicht ben Dtenfdjcn. Jpn wieberjuicben habe td) nidjt ben 2Bunfd) — oiel* leidjt ift’s aber ja unoermciblid). Sein „Duf Sßicberiebcn" Hang mir faft wie eine Heraus* forberung jum Sampf. Den liebe ich niept! lieber SScltaiifcfaauungsfragcu fallen reife Dien* fd)en nidjt ftreiten. Jdj fepe anbre Aufgaben oor meiner Hanb. Steines Sinbes (Entfaltung Will iefa fdjüben, biefem Haus erhalten, was cS nodj hat. 2lufjerbem gelüftet’S midj nidjt nadj Unterhaltung, weder mit bem parmlofen Dialer* Voll, nod) mit bem gewiß nidjt barmlojen 2Ioo« ftata! $dj witnbere mid) jept, baß bas We* fpräd) mit ipm mich fo in ©cpwiitgung brachte. — Der SBrief, aus bem grau Spaftor üßeftebt ein Iroftwort für SBertaS Dlutter angeführt faatte, lautete feinem ganzen Jfnbaltc nadj: Siebe Slenate! ^dj pab’S fo gewollt, unb es ift bis jept nidjt etwa fdjledjt oerlaufcn. Cadjpaft oiel an* bers freilich, als mein Gatte unb feine greunbe in iprem großen (Eifer meinten, gdj fißc hier in unferem (Eßzimmer — wie man fo fagt! Jjri Jßaprbeit ift es Zimmer für alles. Die alten iBerwanbten finb rüljrcnb, inbem fie mir qe* ftatten, meine ^rambube ljier aufaufdjlagen. ^dj hab’ ben ganjen Tifd) mit '-Büchern bebedt — jur Dcdjten baut fid) bie Söcltgefdjidjtc fjeut’ abenb auf, unb aur Einten bie franjöfifdjc Spradje, bie aus bem Dlunbc meiner Eeprerin fo oiel anbers Hingt als bajumal aus 'sßaftorS TreuholjenS, baß idj nur rußig gefreßen fann, idj oerftanb nießt, was fie meinte, als fie fagte: „La table est faite de bois!" DaS War ttiebec* brürfenb, unb wenn’S was genügt pätte, jo würbe id) jenen Tag unb mandjen andern nadj bem gaßrplan gefeßen haben. 2lbcr eS nüpte ja eben nidjts. Denn, wenn wir audj (angjam unb fdjwcrfällig finb, wir Eeutc oom Höpen* rüden — wantclmütig finb wir nidjt. llnb in* jwifdßen ljab’ idj denn aud) Gefdjmad baran gefunden, unb meßr als baS, einen Hunger brauf befommen! (Erft, weißt bu, ein Sterwunbern barüber, was cS alles ju lernen gibt, unb bann einen Heißhunger, alles in midj'ßincinaufdjlin* gen. Zwifcßenourdi ein? Sor-e ob b:c Gon* oernanten ber Sinber audj woljl tücßtig ge* wefen finb! 2BaS wußte id) baoon? 9lber H®ns muß es ja gewußt ßaben, unb nun bift Vu ja ba, Dcnate! Eaß bir aber bitte oon Hans ein anftänbiges Gcßalt geben — id) hab’ in biefen 2ßod)en oieleS gelernt unb cingejcß’n — oor* Ijältnismäßig natürlich! 2Iud) bieS 5. 23., baß feiner feine DrbeitStraft für nidjts einfefeen foll, ein Arbeiter ift feines Eopnes wert! DaS ge* hört nidjt 311 meiner Südjerweisljeit, aber idj fantmlc auch fonft — unb am allcrmeiften in ©nlclS fogenannter Tabagie. Du wunberft bidj, was bas fei? Dun, aus Tonpfeifen rauchen fie nidjt, unb '-Bier trinfen fie aud) nidjt, jon* dem Kaffee, uub finb lauter alte greunbe unb Stollegcn oon Cnrcl, im Dienfr unb außerhalb. Die rüden jeben Donnerstag bei uns ein — ausgercd)itet bloß bei uns — wcil’S ßier am gemütticljften ift, unb bie alten iBerwanbten nodj ein bißcljen länblid) gaftfreunblid) gefinnt finb. Unb bic reben bann über Gott unb bic Seit, baß mir nießt nur bie Cßrcn gebrannt ßaben — bas taten fic iooßl manchmal and) auf bem Hcibeßof — fonbern audj, baß mir baS Hera ge* brannt ßat üor lauter Dant unb greubc, baß bic TÖelt jtodj fo ooll ift oom Guten unb Üßaßrcn unb Sdjöncn. Unb idj ljab’S nidjt gewußt! unb pab’ geglaubt, bas fei alles, WaS bie Hribefaof- gäfte ba jufammenrebeten. Dur einer gab mir wopl eine Dljnung, baß cS '-BcffcreS gibt, aber nur eine 2ißnung, beim er ift fo fdjweigfam. Das finb bic alten DoniicrStagSlcutc nidjt! Unb fobalb idj biefen (Erguß fertig pab’, gebe idj hinein, feße mid, 311 Tante an ben Heinen ijenfrertifd), bcfoniüic eine Taffe .(laffee, bie mir nadj all ben Slrbeiten bes heutigen TagcS oortrefflid) fdjmed , unb pörc 311! Und oerfteße nur-immer eins nidjt, nämlid), baß biefe alten Snabcn beftänbig tadeln, eS werb? 311 oiel ge lernt, au oiel Stoff geboten, ber ijntcllcft über« fradjtct, — wo idj bod), wie gefagt, hungrig bin wie je ein 'JJferb an ber Strippe. Dun ßab’ id) fw oiel gerebet, Scljwägcrin, unb höre fdjon beine gragc. gdj will audj antworten, juft, als ßätteft bu laut gefragt. Jdj bange mid) meßr nadj meiner alten Dlutter, als nadj meinen ftinbern! (Es ift mir, als fei idj nod) ein Dläbdjcn, fei oom Haus gcfdjicft, um etwas 3U lernen. Unb nun feße idj abcnbS immer, wenn idj bei meiner Slrbcit bic Dugcn fdjlicßc, bic alten müben unb bodj nimmer raftenben Hänbc meiner Dlutter, unb feße, baß Tränen brauf* fallen unb fann fic nidjt wcglöfdjcn. Sin bic Äinbcr aber beute idj gana rußig, faft fo, als geßörten fic mir 311 biefer Zeit ß^r nidjt. Stommt bic Seßnfudjt nadj iijncn bodj einmal, fo fagc id): fpäter! Slbcr wunbcrlidj — baS tann idj nidjt 3u Diutters '-Bilb fagen. Jdj bitte nur manchmal gan3 leifc: Dlutter, warte! Unb nun foll ber lange, unb gewiß fonfufc 'Brief einen Sdjluß ljaben, fonft lomme idj nidjt meßr in bic Tabagic unb bas wär’ fdjabc! Ecb’ woljl! Berta. Denate patte biefen Brief mcljrfadj gclcfen unb fidj über mandjc Bcränberuug in Bertas 2ßcifc gewunbert. (Eine Jugenb war über fic gefommen wie Ecna uub Hoffnung. Dian mußte warten, was ba werben wollte. Denate fdiricb balb wieder, und fdjricb, wenn audj fürder, fo bodj oiel ßäufiger als bic Sdjwä* gcrin. (Bie ßattc fidj fo gan3 in bic fudjenbe Seele ber aiibern ßiitcingefüljlt, baß cs ißr mandjmal borfant, als fei ber Z c ifl cc ihrer eige nen Ecbcnsußr uni 3waii3ig Jaljrc 3urücfgcftcllt. Dicfc Bcaicßuiig au ber gcriicn patte aber audj bic gute StJirfung, baß Denate 'Ißcftcbt mit immer wärmerem H cr 3cn an ißre BiUdjicn qegcu bas berwaifte HauS uub bie Slinbcr trat. Jmnicr (Elfriebc ißr 3ur Seite, eines Sinnes unb eines SöillcnS! Sic würbe, wie nun baS geft ßeranfam, faft fo frößlidj wieber wie in ben bergangenen Tagen, baß bic Dlutter wieber un* willtürlidj in frillcr Stunbe fie Sonncnfdjcincßcn nannte. Eicblidjcr unb gefitteter würben in biefer Z c ü auc P bic brei Halbflüggen. Denate ßattc cS oerftanben, ißncit ber Dlutter Bilb in geljcimnisoollc gerne 3U rüden, eS cinbruds- oollcr au madjen in biefem gewiffen Slbftanb. Die Dläbdjcn fpradjen allgemach ben Damen Dlama mit oor (Eprfurdjt gebämpftcr Stimme, faßen bei (ElSbct in ber glidfrubc unb ftidjcltcii mit heißen langen '-hteiljiiadjtsgcfcpcnte, unb fnfipften ahnungslos Dtafdjc auf Dlafdje unb fdjufen ahnungslos ober apnungsooll oiclleidjt mit an ben -Bcbingungcn tünftigen Glüds. SBic frcilidj ber fidj oerljiclt, 0011 bem ßauptfäcplid) baS Glüd ber 3 u f un ft abpängen mußte, er, ber baS fdjwadj gunbiertc ber Ber* gangenßeit serftört ßattc, baS wußte niemand. (Er fpradj nie oon feinen Berßältniffcn, wie audj fie nadj jener einigen SluSfpracßc oben bei (Elsbct itjrc (Eljc Weber mit gutem, nod) mit böfem SBort aur DiStuffion ftclltc. (Eine allgemeine, belebte Stimmung erfüllte bic Halle, bie im Sdjmud unaäljliger Eidjter glän3tc. Jn biefer allgemeinen Stimmung ocr* lorcn fidj bic (Einsclgcfüßlc. Unb wenn fidj audj beS HäuSßerrn unb ber alten (Elsbct Blide feind* fclig treusten, unb grau Grotl) burd) nidjts aus iljrcr ftarren Z u rüdljaltung ju loden war, fo forgten bodj (Erlaub, bic .Haustödjter, (El- friebe unb 'Jojß für ÜSeißnadjtStrubel, unb nur bie wenigen, bic biefes Hanfes Bcrßältniffe am nädjfrcn angingen, brüdten ißren ft’opf an bic« fern Dbcub mit bet innigen Genugtuung ins Stiffcn, baß audj ber Tag oollcnbct fei. 2lm erften geiertag war Mirdjfaßrt. Unter* Wegs fragte Denate ißren Brubcr nadj 'jJaftor Bogt. ,,'Da, baß er ein Hcudjler ifr, glaube idj, .tann’S aber nidjt beweisen — baß er ein sicm* lidj gcwiffenlofcr Streber ifr, läßt fidj wopl betocifcn. 2lbcr cs ift alte Sitte, baß bie Bauern gefttags sur Slirdjc foinmcn, alfo podj bic Ucbcrlicferiiiig unb Oorwärts! BJenn übri gens (Erparb ifjn fanntc, mußt bu ja audj feine perfönlidjen Bcrßältniffe wiffen." Dein, fic wiffc barüber nidjts. Da erjäßlte Daßlbcrg: „(Et ßattc feine (ErftlingSpfarrc in Slirdjbürcii, und ücvlobtc fidj bort mit ber jun gen ßübfdjcn Slüftcrtodjter. Slbcr fein (Efjrgeü fdjlicf unb fdjlummcrtc nid)i uub trieb ißn, fidj 11m eine oatantc Stelle in (Sßarlottcnburg su bewerben, unb ausfidjtSloS wie fid) bic Sacßc an- Ijcß für ben jungen '-ßaftor oljnc Damen — er Würbe, fagc und fdjrcibc, cinftimmig gewäßlt. Bon Hocljscit aber war nidjt bic Dcbc, oiclmeßr lüfte er feine Bcrlobung oon Berlin aus unb ocrljciratctc fidj bann ober fpäter mit ber Todjtcr oon irgenb etwas Damßaftcm aus ber Hamburger Crtßobojie. Dad) Jaljrcn, als bie Großftabt brum unb brau war, feine Gefund- Ijeit aufsurcibcn, tarn er ßierßer. Die grau ßat Bcrmögen, fie leben jeßr üorneßm unb jurüd* gezogen auf ihrer Bfarre. Der einzige Soßn befudjt bic Schule in D. — na, was foll id) fonft nod) iprer Biographie pinsufügen? Sie find natürlich wohltätig in größerem Stil — aber wie gefagt, bei allcbcm palte idj iljn bod) für einen Heudjlcr. BJcldjer Drt grau 4>aftorin ift, tannfr bu naepper glcidj jcpcrt, benn nad) bem Gottcsbicnft pflegen wir bort ansutreten, unb bann, cpc icß’S oergeffe, pflegen wir fie wicbcrum, fdjöner Trabition gemäß, für ben SWeiten gefttag su Tifd) su laben." (gottfeßuna in ber JRorgenauggade.)
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