02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.08.1913

• Titel: 02-Abendausgabe
• Erscheinungsdatum: 1913-08-13
• Sprache: Deutsch
• Vorlage: SLUB Dresden
• Digitalisat: SLUB Dresden
• Rechtehinweis: Urheberrechtsschutz 1.0
• Nutzungshinweis: Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
• URN: urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130813029
• PURL: http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913081302
• OAI: oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913081302
• Sammlungen: Saxonica
• Sammlungen: LDP: Zeitungen
• Sammlungen: Zeitungen
• Strukturtyp: Ausgabe

flbcnd«fiuggabe • f ür t*IP3>a und Vorort« durch unftr« CrAgtr und VKJUgöpvKlJR . gpcdlteurc 2 mal töaUd) ine tjau» gebracht: 40 Pf. monatlid), 1.70 tat. oitrttljäbrlld). ß«i unfern $tlialen unö Rnnabmt Hellen abatbolt: 75 Pf« monatlid), 2.25 Ulf. vlert«ljät>rlid>. Burd) di« Pep: Innerhalb Deutfcblanöe und d*t öeutfd)en Kolonien oiertcljäbrlid) 3.60 tnt., monatlid) 1.20 Ult., auef<t)li*0ii<t) PopbtfttUatid. Pae Ceipjigtr Sägeblatt erfdjeint 2ma( tägtld), 6onn« u.$eiertago nur Imol- Redattion und PefdiäftePelle: Vbanmega|)e Ur. 6. $ernfpred)'Rnfd)luß tlr. 14602, 14693 und 14694. Amtsblatt bes Kales unb bespolijeiamtes ber Stabt JeipjiQ 107. Jahrgang Rnjelgenpreife: oon auoioärto 30 Pf., Reflamen 1.20 mt. Onferat« oon Behörden im amtlidien Sell Oie petit^eil« 30 Pf. Scfdiäftoanjeigen mit pianoorfdirift im Prei(e erhöbt. Rabatt na<h Sarif. Ceilagcgcbübr: 0cfamtaufiagi 3 me. pro taufend cxtl. Poftgebübr. Seilbeitage höbet. Rnjeigen« Rnnabme; lobanniogaflfe«, bei fdmtli<ben Sillalcn und allen Rnnonren.-txpeöitionen dec 3n> und Huelanöee. Berliner Reöartion: 3n öen Jetten 9. $ernfpred)>Rnfd)luft; Rmt Hloabit Ur. 497. ür. 408 1913 Hlittninö), öen 13. Hugult. Das Wid)ti0|te. * Der AcidjätagSahgeorbncte A u g u ft SB e b e I ift fjeute mittag in 3ürid) g e ft o r b e n. (©. ßefcte Dep.) * 9?ufjlanb bat auf eine 9?cüifion beä SBufarefte r V e rtraget uerjiditet. 'Der öfterrcidjifcf) c SJerjidjt roirb allgemein e r ro a r t e t. (<S. bef. Art.) * 3a 5 ra n!reid) ift ein neuer „<Sar- b i n e n ft r e i t" auSgebrodjeu. (©. AuM.) Englands Hoffnungen und Sorgen. 9?ad) bem in unferer Morgenausgabe mit geteilten SBeridjte über bie 'Ausführungen bcS englifdjen MinifterS ©ir Gbroarb 0 r e t) jur ;£age am 23alfan barf man anneljnien, baß bie englifdje ^Regierung mit bem ©taube ber Dinge feljr jufrieben ift. ©leidjrooljl ljanbelt eS fi<f> für fie roie für bie anbern Mächte eigent lich nur um bie augenblicflicfjc Befreiung aus einer Aeilje großer unb Heiner Verlegenheiten. Man atmet auf. Aber hinter bem AuSrufungS- Zeichen, baS ben AbfdjluiT einer beängftigenben Vermittlung bcbcutct, fteljt gleid) bie Jragc: 2ßaS nun? Gnglanb jögert nidjt, fid) auf bie nädjften Möglidjfciten eütjuridjten unb einen bc- oorßugten ißlaß einjuneljinen, ber fid) übrigens ganj oon felbft aus ber alten G)efdjid)te beS SntereffengegenfafceS ju Außlanb ergibt. Gin «Spiel ift auS; ein neues beginnt, bod) ber preis ift berfelbe. Unfer ÄJonboner Mitarbeiter fdjreibt unS über bie neue ©adjtage folgenbeS: „Die ftf>nelle folge großer Greigniße im naben Dften bat eine eritaunlidje Gewandtheit ber großen roie ber Heinen 9J?ä<f)te. fid) ben Pebürfnißen oes Augenblids anzupaßen, gezeitigt Geftern jähen roir bie Armeen ©efterreidjs unb Außlanbs an ber Aar« patbengrenae feinblid)e JBadjt halten, beute melbet ber Draht oöflige Uebereinfümmung ber Aabinctte oon SBien unb Petersburg auf allen Gebieten ber auswärtigen Politit. Die Paltanoerbünbeten oom ftrüibiabr zerfleifchen ßd, im Sommer. Vor ßroci Monaten noch roaren bem franßöjifdjcn Kabinett bie 3nftruttionen, bie §err Ssujoljfi oon ber Acroa et- hielt, Dogma, beute tobt eine grimmige Preßfehbe ßroijchen Paris unb Petersburg, bei ber bas Motto „Aaroala" bie Aluft ber politijdjen 3iele unb roirt» idjaftlidjen 3ntcrcßen beiber Mächte auf ber Pallan» halbinfel tennjeirfjnet. Jm Vergleich ßu biejen plößlidjen Scproenlungen fdjeint fid) bie cnglijche Dricntpolitit einer geroigen Stetigteit zu erfreuen. Allein bei näherer Ve» traebtung oollßieht fid) aud) in ber englifd)en Orient» politit eine Aiaciblung. bie, roeil es fid) hier nicht um eine roechfelnbc Gr)d>einung, einer Ülugcnblids» politif banbelt, nad/baltiger unb bebcutungsooller jein mag, roie etrou bei ber gegenwärtigen ruj|i;d)= öfterreidujehen Annäherung. Seit Veginn bes erften Valtantrieges haben roir gcfchcn, roie Gnglanb fid) bemühte, ben Strieg auf leinen $erb ,)U befdnänten. Durd) feine politijdje Stellung unb feine HJlacbtmittel roar es in ber Üagc, in ben großen europäijdjen ÜJlachttombinationen — Dreibunb unb 3weibunb — ben 2lusfd)lag su geben. Diejcr Einfluß roirtte ron Anfang bis m (Enbc im Sinne bes foiebens. Der ftriebensarbeit idiien bie Ärone aufgelegt, als im St.»3ames=palaft su 2on- bon bie Valtänbiplomaten ben Sieben unreraeidp neten, ber „ben Ebiiften bie ^Befreiung ooni moham» mebanifdjen 3od)“. bem ottomanijdjen Aeid) ben Verluft ber curopäifchen Jjerrlidjtcit brachte. Dtefes (Ergebnis ftanb gauA im (fintlang mit ber Stellung» nähme, bie bas eiiglifche Äabinett, ber englijd)e fiibe» raltsmus unj> aud) roeitc tonferoatioe Äreife bem Palfantriege gegenüber einnahmen. Gin religiöfer unb nationaler Vefreiungstampf barf immer auf bie roärmften Sympathien in Gnglanb rechnen — oor« ausgefeßt natürlich, baß es fid) nidjt um 3nbcr ober Puren banbelt. Das Äabinett trug ber Volts» ftimmung Rechnung unb fab roobl auch in bem Auf» fteigen ber Paltanfönigreiche bie natürliche Gntroid» lung bes naben Dftens, bei ber es ratfam roar, auf ben „Sieger au feßen“. Anbers fmb IReben unb Daten ber englifchen Alinifter roährenb bes «Kampfes gegen ben öalbmonb nid)t ju ertlären. Der „Sriebe ju fionbon“ ift beute )o problematifcß roie oicr ASodjen oor feinem Abjchluß. AJajebonien ift eine SBüfte, bas fiegreiefje Pulgarien äerquetfdjt, über ber Selimmojdjec ju Abrianopel flattert aufs neue bie Sahne bes Propheten. Das englifdje Vublifum, bas bie öelbentaten ber Valtanbeere be» geijterte, roenbet fid) beute mit Abfdjeu oon ben Sd)eußlid)teiten jener Varbaren ab, oon benen bie englijajen 3eit|d)riften grauenerregenbe Vbott’ graphien bringen. Am IG. 3uli ridjtete ber Vremierminifter As» q u i t b in einer Diebe ju Virmingbam eine ASarnung an bie nach A3eftcn oorbringenben Dürfen. Äurj barauf ertlärt ber englifcbc Votfcbafter in Äonftanti» nopel: AJenn bie türtifdje Armee nidjt freiwillig Abrianopel räume, jo müfje Gnglanb es fid) über» legen, ob es nodj roeiterfjin bie 3 n tegrität bet ajiatijeben Dürfet gewährleisten fönne. Die eng» lifdje Regierung gieht hier einen biplomatifdjen patt ans Dageslid)t, bcjfen Gjiftcnj bas Publifum im allgemeinen oergefjen batte, unb bie Diplomatie bei ber befannten iturjlebigfeit foldjer Verjprecbungen meßt ober minber oergefjen wollte. Diefcr Per» trag batiert nämlich aus bem Sabre 1878 unb fiebert ber Dürtei für bie Abtretung 3PPerns hie Garantie bet Sntegrität ber ajiatijeben Vejißungcn bes Otto» inanijdh’H Dieidjes jeitens Gnglanos 3u, war aljo jdjoii in feiner Gntjtebuiigsge|.t)id)te gegen Außlanb gerichtet. AJoblgcmertt, Gnglanb erinnert nur an bie Mögt id) leit eines biüdtrittes oon biejer Abmachung, falls bie Dürtei nicht auf Aat aus tionboii l)äre. 3u glei^cr 3cit jeßt aber in weiten Äreijcii englijdjcr polittter eine jtatfc Veroegung ein, bie baqin urteilt, es fei jetjt 3eit für bie Doroning Street, oon bem politijdjen Anfeljen Gnglanbs in ber mobammcbanijdjen Ak’lt ju retten, was ned) 3U retten ift. Soldjen Ginflüfjen waren jebon bie Ge= iunbbcitsrüdjidjteu bes im April 3urüdgetreteneu britijdjen Votjdjafters am Golbcnen Sjorn, Sir Geraro Xtowtljcr, 3U3ufd>reibcn. Dieje Stimmen werben immer lauter, je broljenber bie Aad)rid)ten oon ber Gärung unter ben Aiojlems in Snbien Hingen. Die Unruhen 3u Äawnpur roaren ein Sturm« Seichen, bas manchen Gnglänbern bie Augen öffnete. Daß Großbritannien ben poliseibiener oon Pul» garien unb Außlanb machen unb bie Dürfen aus Abrianopel berausroerfen helfen foll, wünjebt heute taum jemanb mehr in Gnglanb ernjthaft. Aber freilid), roenn bie Dürfen oon felöft wieber gingen, bann wäre man Ijerglict) jrol). Sir Gbwarb Grey hätte bann feine patenpflidjt gegenüber bem Von» boner gridoen erfüUt un'b man hatte neuen Grunb auf bie Garantenjtellung Gnglanbs für bie 3a» tegrität ber ajiatijeben Dürtei 3u» gleid) jagt man [id> in Conbon, ber Vejitj oon Abria« nopel fei für bie Dürfen in erjter üinie nur oon ibeelleir. A3ert. Die Sejtung jchafft anberfeits, roenn jie türtijd) bleibt, ein Objeti unoermciblidjer bul» garijdjer Dieoancbcluft unb erfebroert jo burd) bas Seijteben einer latenten Gefahr an ber AJejtgrense bie jo nötige Äonjolibierung unb Äonsentrierung ber Dürfet in Ajien. 3ubem bejteht bie Gefahr, bag Außlanb aus Abrianopel einen Vorroanb macht, um feine Druppen in Armenien einriiden 3U laßen. Gin jeber 3°U aber, ben ficf> bie rujjijcbcn Vorpojien gegen Süben oorjebicben, ijt eine Quelle ber Sorge für brihjdje politiler unb ein Anlaß jtürmijdjer An« flagen gegen bie oerantroortlicben Leiter. Die per« jijdje Srage macht bem englijdjen Rabinett Sorge genug unb niemanb bat Stuft aus Vorberajten em jroeites Perjien ßu machen. Gans naturgemäß brängen fid) biet ähnliche ftrategijehe Grroägungen auf, roie fie bei bem englifcb»rufjijd)en Abfommen über Perjien mitjpracben. £orb Äitdjencr, bamals Dberfommartbicrenber in 3abien, gab fein Gut» achten babin ab, er fönne nur für bie Sübroeftecfe Perjiens militärijdjen Schuß geroäl)rleijten ohne gleid)3eitig bie DecEung 3nbiens ju oernarf)läjfigen. Aljo jelbjt bie prooins Sarfijtan, in ber bie eng» lijd)en Sjanbelsintereffen eigentlich liegen, mußte aus jtrategijdjen Pebenten außerhalb ber biploma» tifdj fixierten Ginjlußjpbäre bleiben. Außlanb aber bat ein Armeeforps in Aorbperjien ftetjen uno übt babureb roeit über feine ßugeroioiene Sphäre hinaus bebetrfdjenben Ginfluß aus. Jür etwaige englifdje Staötermeitetmigsplän e. *) Von Profeßor 8. 3°bn (Sjilbburgbaufcn). Als ber beifpiellofe Auffdjroung ber Safjrc nad) bem jiebsiger Äriege, bie überrajd)enb fdjnellc Steige» rung in §anbel, Verlebt, Snbuftrie unb Dedjnif oielen Stäbten einen Veoölferungssuroachs brachte, ber bie bisherigen Grensen unb oorgefebenen Gr» roeiterungen als burd)aus unßureidjenb erwies unb bringenb unb fd)leunigft für bie oielfeitigen Vebürf» nifje nicht nur bes Sßobnens Abhilfe gefdjaffen wer» ben mußte, oerfagten faft allgemein bie Äräfte, benen bie fiöfung biejer ungewohnten unb neuartigen Auf» gaben sufiel. A3äljrenb einesteils bie Stabterroeite» rungen in gänßlichem Verfennen ber Pebeutung unb Vieljeitigfeit einer foldjen Arbeit als ^Reißbrett» jchablone, mit Schiene unb ASinfel nad) Schema F hergejtellt rourben, mit völliger Aidjtad)tung alles Äünftlerijchen unb jeglicher Drabition, aber mit einer fajt roaljnroitjigen Üebertreibung ber fogenannten „Vertebrsrüdjichten“ unb ohne eine aud) nur gans grobe Drennung ber zahlreichen unb jo völlig oer» {Siebenen 3®ede, benen ein foldjer Plan bod) 3u» gleich gerecht roerben Toll, roährenb aljo einesteils bie öbefte mit bem ßineal gearbeitete Schablone bei biejen ^Bebauungsplänen in oollcm Sinne besißortes herrfchte, betrieb man anbernteils bie bisher übliche ASeife weiter, man „rourftelte fort“, inbem man halb hier, halb bort einen Süden bem alten Stabt« gcroanbe anjetjte, roie es gerabe tarn. Die Unsuläng» lidjfeit beiber Arten faß man benn halb erjehrerfenb oor Augen, unb man fann nur mit Graujen in ben auf bieje SBeije entftanbenen Stabtteilen leiber jo oieler Stäbte roanbeln, in ben oiel ßu engen Straßen mit ben oiel ßu fjofjen Käufern, bie öbe, freublos unb leblos bas jpredjenbe AJahrßeichen einer man» rtjefterlichen 3eit ftnb. Die 3ahrh’inbertroenbc roar, roie in fo oielen Dingen tünftlerijcher Äultur, auch für ben Stäbtebau eine AJenbung ßum Veßeren. Grunblegenbe Sßerfe waren gejd)rieben warben, eine bebeutungs» unb oer» bienftoone 3eitjd)rift: „Der Stäbtebau" brachte bie vielfältigen Probleme unter bie Architeftenfchaft, her» oorragenbe Äaufünftler — ich erinnere nur an Dheo« bor Sifdjer — frf)ufen DJlujtergültiges, furßum ber Stäbtebau roar ßur brennenben tfrage geworben, unb bamit ßnb enbgültiq feine Aufgaben ber einfeitigen Pehanblung bes Geometers unb bes Diefbau» *) Vorftehenber Auffaß rourbe uns oom Verlag berDeutfchenÄonturrenßen (Seemann & Go. in ßeipjig) ßur Verfügung geftellt. Die oon Pro» feßor A. Dleumeiiter herausgegebene, jeßt auf ßtrf« 350 $efte angeroachfene Sammlung enthält auch einige $efte mit Vebauungsplänen, bie bilblid) er» läutert roerben. tedjnifers entglitten unb Gigentum bes fünftlerifd) empfinbenben unb ted)nifdj hinreidjenb oorgebilbeten Architeften geroorben. Damit roar oieles wohl er» reicht, jebod) noch lange nicht alles. Unb roie in fo oielen 3®eigen geiftigen unb fünftlerifchen Sehens unb Vetätigcns in unferer rafch lebenben, ben Jjcr3fchlag ber Dechnif in allem oerratenben 3eit, ßog audj in bem fünftlerifd>en Stäbtebau bie SJiobe unb bas Arbeiten nad) unb nad) mit Schlagroörtern ein. Unb es ftnb hauptjädjlidj ßroei grunbfäßlidj oerfdjiebcne Anjdjauungen, bie fid) befehben. Die erfte auf logifd) rationaliftifdjer Grunblage unb bie tedjnifchen Grunbfäße bes 3wedmäßigen, Vernünf» tigen unb ber Grreid>ung bes 3iels — fei es ein tünftlerijdjes ober ein rvirtlidjes im 9iaum — auf bem fürßeften Aßege befonbers betonenb, lieht ihr Sjeil in ber grablinigen Anlage oon Straßen unb Pläßeit, wobei nur befonbere Vüdfichten auf fteigen» bes ober faHenbes Gelänbe, Slußläufe unb ber» gleichen bas Abroeichen oon ber Aegel geftatten. Der yjinroeis auf Stabtpläne ber Antite, auf oiele pracht» volle unb fraglos impofante Stabtanlagcn ber Die» naißance unb ber Parocfßeit, foroie auf ganß neußeit» lidje Anlagen (Chicago) ijt ber Percd)tigungsnad)= roeis biefer (ich ganß befonbers als mobern empfinben« ben „Aichtung“ bes Stäbtebaus. 3® Gegenfaß hietßu ift es befonbers ber malerifthe, ftimmungsoolle Aeiß, bie anheimelnbe Poejie mittelalterlich unregel« mäßiger Stäbte mit laufd)igen Aßinteln, frummen Gäßchen, reißoollen Durcßbliden, mit Heinen piätjen, bie abjd)ließenbe Gebäube: Äirchcn, SRaHjäüfer, Spitäler, Vogteien ufro. ganß befonbers groß unb wudjtig erfdjeinen laßen; bie fülle $erßlidjteit unb bas beulfche Gemüt, bas aus biefen alten Stäbten unb Stäbtdjen leudjtet unb bricht unb jebem nahe geht, ijt es, roas bie Vertreter ber „malerifdjen“ Aich» tung als erftrebens», nadjaljmens» unb nadjeriferns» roert für Dleuanlagen erachten, roobei ße fid) bes be» träd)tlid)en Unterjdjiebcs ber 3®ede unb Gnt» ftehungsbebingungen neuer unb alter Stäbte nicht immer völlig bewußt ßnb. ASährenb bie erfte Dtidj« tung feßr leicht bem Geift ber Vüdjternljeit unb fiangroeiligteit anbcimfäHt, ift eine ungerechtfertigte „malerifche" Unregelmäßigfeit unb fpielerifche An» roenbung trummer unb gebogener Straßen unb Pläße bie Gefahr ber zweiten. Unb roie fo oft im ßeben, biirfte auch hier eine Vereinigung beiber Aich» tungen mit bem Grunbfaß: „3eber ßu feiner 3ett unb am richtigen Drt“ bas AJahre fein. Gin neußeitlidjer Vebauungsplan wirb ßunächft bie oerfd)iebenen Pebürfniße ftreng trennen müßen. Die bem Verlebt bienenben Straßen, bie bas neue Stabtgebiet mit bem alten ober mit umliegenben Siedlungen in Verbinbung feßen, roerben ßumeift geradlinig fein, falls nicht ein allzuweit feitroärts gelegenes Obfeft jroedmäßig birett an biefe Per» tebrsftraße berangerüdt roerben foll. Preite Straßen mit hoher Vebauung oon Gefd)äftsbäufern, roo an» gängig, mit Paumreihen, find biet nötig. Der All» gemeinbeit bienenbe Gebäube roerben an joldjen Straßen ober ben ße unterbrechenden ober erroeitern» ben piäßen ihren plaß finben. Ausgebenb oon biefen großen Vertcljrsäbern roerben jid) Straßen Zweiten Aanges anjdjließen, bie Gejchäftsftraßcn ge» ringerer Pebeutung ßnb, ftilleren Sjanbroertsbetrieben Zugleich Arbeits» unb Aßobnßätte bieten, roährenb bie eigentlichen ASobnquartiere weiter abliegcn, fchmale Vaumftraßen haben mit beiberfeitigen Vor» gärten unb roedßelnb offener unb gefloßener Ve» bauung; erßere nur ba, roo bie Grunbftüde fo breit unb tief ßnb, baß bie fjäujer genügenden Abftanb ooneinanber, zehn bis zwölf Meter als unterße Grenze, unb außerdem noch ausreichende Gärten er» halten lönnen. 3n biefen Deilen ber neuen Stabt» anlagen roirb man ber natürlichen Sage unb Ab» grenzung ber Grunbßüde, etwa jchon oorhanbenen AJegen, Heinen AJaßerläujen ujro. folgend, malerifd)e Geftaltung erjtreben dürfen, eine ftirche, einen jdjönen Vrunnen, eine Vaum» ober gärtnerijehe An» läge roirfungsooll einfügenb. Die jo weit abweichen» ben Anjprüd)e im Mohnungswejen roerben in ber Anlage unb Vebauung ber Straßen, in bet 3ulaßung oon Gefdjäftcn, A3irt|djaften, Gartcnreftaurants unb dergleichen genügend ßu berüdßd)tigen fein und für 'JJlannigfaltiateit forgen. ©öffentliche Anlagen unb Parts müßen in ge» nügenöer 3ahl anb Größe möglichft bei ober in ber Stabt oorgefehen roerben und bequem erreichbar fein. frat bie Stabt lanbjchaftlid) roertoolle unb roirtjame Umgebung, jo muß beten Vebauung angepaßt wer» ben mit tünitlerijd) feinfühlender Ueberführung ber menjd)lid)en Vilbungen in bie freie Aatur. Größere Stäbte roollen fid) beizeiten einen ßufammenhängen» ben Sßalb» unb ASiefengürtel oerjetjaffen, bet bann einmal bie natürliche ^Begrenzung bes zufammen» hängenben Deiles bet Großßabt bilden roirb. Jnbuftrieoiertel ßnb möglichft für ßd) anßulcgen mit bequemen Dransportmöglichteiten ßu Gifenbaljn ober Schiff. Sßenn Jchon bei ber ganßen Stabtanlage bie Ijfnfthenbe ABinbrichtung oon Pebeutung ijt, worauf bereits Vitruo ben größten Aßcrt legt, |o ift biefe ganz befonbers bei bet ben 3ubuftriebauten Zufuroetjenben Dertlichleit ßu beachten, bamit nicht Staub unb Auß in bie Stabt getragen werben. Selbft biefe fo jtfbßoeritäübliche erjeheinenben 3Raß» nahmen ßnb in oielen Stäbten überfeinen roorben. ABenn roir nunmehr oon ber Grunbrißgeßaltung ber Pebauungspläne abfehen unb noch einen turßen Augciiblid bei ber Aufrißgejtaltung Derweilen, fo tönnen roir hier bie Jorberung einer neuzeitlichen Geftaltung nicht bes einßelnen Kaufes, Jonbern bet ganßen Straße als bie wichtigste anfübren. Die Gntroidlung aller Großßäbte zeigt, baß bei ben SRietsljäufern ber gleiche 3®ed unb bie gleichen Pe» Anjpriiche im Dürftjchen Acid) tarne hödßtens ber perjijclje Golf in jjrage, an bem Gnglanb roirtidjajt» lieh dominiert. Allein Gnglanb ijt tolonialpolitijd) gejiitügt. Gs „oerbaui" feine Kolonien. 3u biefem proß.'ß gehört aber Antje unb bie roirb bebentlid) durch riißiictjcii Drang nact) dem Süben geftört. ABas in Perjien nidjt gelingen fonnte, roill deshalb Gnglanb wenigßens in VorOeraiicn erreidjen, näm» lid, einen ftarfen pufjerjtaat zroiidjcn jid) unb bem 3arenicid) zu erhalten. 3 n biefem Seftreben jinbet es fidj mit Deutjdjlanb, für bas ein tüchtiges türfi» jd)es £)cer bie hefte Scfjitljwachc ber anatolifdjen Valjii bilbci. Ganz medjanijd) fdjaltet fich bie cnplifdic Orient» politit wieder nodi dem Gefichtspunft einer füllen Defcnfioarheit gegen bas rußifchc Vorbringen in ÜBeft» unb Plittelaßcn ein. Schon beginnt ßd) auch bie öffentliche SJicinung in Gnglanb daraufhin ein» Zuftellcn. Die AoHc ber nachts über Gnglanb freu» ßenben „3eppcltns“ in ber Phnntafie cnglifd?er 3eitungsreporter mag in Pälbe oon Äofafcnritten an ber inbifdjen Grenze übernommen werben.“ * 'Vre; «Trimmen ;u 0iret)tf 'Jlebc. London, 13. Anguß. Die preße fpricht ein« ftimmig ihre Anertennung über bie geßrige Aebc Sir Gbroarb Greys unb feine politit aus. „Daily G h t o n i c l e“ jagt, cs bleibe bie Aufgabe, bas folgert ber 'JRächtc ßu er» halten, unb roenn man baranginge, ben Stieben oon Vutarcß abßuänbctn, fo fei bie Gefahr oor« hanben, baß fid) bas Äonßcrt auflöfe. — „Daily Aeros" fdjrciben: Gnglanb habe Guropa überzeugen tönnen, baß fein Dcsintereßcment feine bloße Per» fidjerung, Jonbern eine Datfadjc fei, unb aus biefem Grunbe erfreue ßdj Gnglanb eines Maßes oon Per» trauen, roie man es in ben letzten Generationen nidjt gelaunt unb bas Gnglanb zu einem biplomatijd)cn Glcaringhoufe ber 2Belt gemadjt buhe. — D’e „Dimes“ jagte: Großbritannien barf mit Genugtuung unb Stolz auf bie Weißungen feiner auswärtigen politit unb auf bie Staatsfunft Sir Gbroarb Greys roährenb ber Dcrljäiignisoollen Monate ber Arife zurüctblicten. Selten h«ü bie aus» roärtige Politit in gleichem Maße bre Untcrftüßung unb Verounbcrung bes fianbes befeßen, unb taum jemals hat ße fo beßänbig unb warm ben allge» meinen Veifall Guropas genoßen. Die jerlprengten Keuißoniften. Die oor wenigen Dagen erft oerfünbete oöllige Uebereiißtinimung ßroijdjen ©eßerreid) unb Außlanb in ber AeDißonsjrage bes Vutarefter Vertrages hat nicht lange angehalten. Den erften Aiß erhielt bie neue greundjcbait als Graf Verchtolb auf eine Aeoißc.i ber gcjaintcn Grcrißcn Vulgaricns beßanb unb jei>t Acllege in Petersburg nur bi« Gntjdjcibung über Äaroala abgeär.bvrt wißen wollte. Unb nun ijt oas Verhältnis völlig gclöft. Den Grmahnungen bürfniße bie gleiche Solgc, Gruppierung unb an» nähernde Größe ber Aäume ergeben haben, wodurch fid) feftftehenbe Grundriße ber oerjdjiebenen 3Bol)» nungstypen bildeten. Gs roäre nun fraglos burdj» aus natürlich, wenn bas bem 3® e «t nad) Gleiche auch ßu äußerlich gleichen Gcßaltungen geführt hätte. Statt beßen zeigen unfere Straßen mit ihren in Größe, fjölje, Aaumausnutjung unb »einteilung fo gleichen Käufern bod) nur ein abjcheuliches, ßroed» unb finnlojes Durcheinanbcr oon allen möglichen Stilen, öormen, unßnnig gehäuftem Sdjmud, oon Giebeln, Gden, Dünnen, Valtonen unb roirten jo völlig bisharmonijd), felbjt wenn einzelnen Käufern tünitlerifcher SBert nidjt abzujprechen ift. 3 m Gegen» faß hierzu erjtreben wir heute, roie bics in allen tiinitlerijchen Vauperioben tatfächlid) erreicht roar, für bie ßd) ßcüg gleid) roiebciholcnbcn Pauaufgaben Vautypcn ßu finben und burd) bas 3uiammcnfaijen unb Ancinanberreihen foldjer gleichgeftalieter Gin» heiten ßu einer neuen Geftaltung unferer Straßen unb ganzer Vaiiblorfs ßu fommen, feien es nun Ge« fchäftsoiertel ober Motjnoiertel für Arbeiter, Ve» amte ujro. Unb aud) mit btefen Peßrcbungen fetjen roir nur bewußt bas fort, roas frühere 3eiten mit fo fidjerem tünjtlerifchen 3nftinlt in hoher VoBenbung bereits burdjgefiihrt haben. ßunli und WiBenldiuft. * Aus bem Seipßiget Dbeaterleben. 3obn Gnlsroorthy. ber befannte eiiglifche Dramatiter, beßen Draiüfomobte „Der Menfdjenfreunb“ oon Prof Aeinharbt für bie Äammerfpiele bes „DeutiAen Dhcaters“ ermorden rourbe, hat ein neues Schau« ipiel „Der Grbe“ oollenbet, welches foeben, roie roir erfahren, oon Geheimrat Marterfteig für bas leipziger Stabtihcater zur Uraufführung an» genommen rourbe. * Pierre ßoti in AonftantinopeL Aad) einer Meldung bet Pfrantfurter 3ütunq aus Aonftanti« nopel rourbe Vierte ßoti bort mit großen Ghren empfangen. Mehrere taiferlidjc Prinzen, bet erfte Adjutant bes Sultans, Vertretet ber Pforte unb bet Aomitecpartei begrüßten bei feinet Antunft ben ftanzößfchen Dichter, ber roährenb bes ganzen Arieges Io eifrig bie Partei bet Dürfen ge nommen hat. * Tas Tentmal auf ber Djeanfahrt. 3n biefen Daaen verläßt ein Aicfenbcntmal für Verbi ben #afen oon Genua. Gs ift für San ftran« Cisco beftimmt unb non bet bortigen italienifchen Aolonie beftellt roorben. Das SBetf Rammt oon bem Matlänbet Pilbhauer Aoiß Graßotti, ber als Sieger aus einem großen Mettberoerb heroorge« gangen ift. Der Transport bes Denfmals ge« fchieht in 42 Äijten. Die Scbiffahrts» unb Gifen» bahngefeBfchaften haben bem Transport große 3u« geftänbniße gemacht