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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110304024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-04
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Nr. 63. los. UrMryang. Handelstätigkeit sehr schnell satt bekommen, wenn nicht die Finnenwelt sich solchen der erforderlichen Praxis und des nöligen Berussgeistes enidehrenden Hilfskräften, wie es Militärainoärter im Handel stets bleiben würden, von vornherein ablehnend gegenüberftelft. Der Kaufmannsstand wird Leuten, die uni leidlicher Karriere willen zwölf Fahre dienen, niemals die zu einigem Aussteiaen erforder liche Bodenständigkeit im Berufe gewährleisten, zu mal nicht bei einem Eintrittsalter von 20 und mehr Fahren. A*e»n Beamlenkategorien schon, die der Minister das ursprüngliche Reservat der Militär- onwürter nennt, Zivilträfte vorzuziehen beginnen, wie soll die weit beweglichere augenblickliche Initia tive heischende Arbeit kaufmännischer Kontore ein geeignetes Feld für militärisch gerichtet« Kopse sein. * Unioerfitätsnachrichten. Diejenigen Privat personen, die von der Leipziger Universi tätsbibliothek Bücher entliehen haben, werden darauf hingewiesen, daß diese Bücher vom >>. bis 8. März in der Zeit-von 9 bis 1 Uhr vormittags an die Bibliothek znrückzugeben sind. — Das neue Prä sidium der Leipziger Freien Studenten - schaft setzt sich wie folgt zusammen: Stud. phil. Redöhl, Vorsitzender: Stud. med. Ruppel und Stud. phil. o. Scholz, Stellvertreter' Sind. phil. Friedrich, Stud. med. Held, Stud. jur. Reuter, Schriftführer, und Stud. ling. rer. I u n g, Schatzmeister. — Bon der juristischen Fakultät der Universität Leipzig wurde dem Dr. jur. et phil. Felix H ö l l d a ck aus Königsberg nach der von ihm ge haltenen ösfentliciten Prol^vorlejung über das Thema „lieber den Begriff der Rechtsphilosophie" die v^ina laaoacli erteilt. " Schulamtskandivatenprüsuug. Ain Freitag, den .!. März, sanden im Kgl L e h r e r j e in i na r zu Leipzig Connewitz die diesjährigen Schulamtskandi dalenprüfungen ihreit Abschluß. Abgesehen von Zlvei Kandidaten erhielten alle in Sitten die erste Zensur. An der M u s i k p r ü f u n g beteiligten sich sieben in vollem Umfange: von ihnen erhielten je einer I und sh. zwei I ln. drei ll. Als Hauptzensur wurde sechsmal ll», je viermal Iln und TI. zwölfmal Ilb und einmal IIIn erteilt. Die feierliche Entlassung findet Sonnabend, den ll. März, vormittags lO Uhr in öffentlichem Aktus statt. Bon den 27 Kandidaten werden 11 vom 1. April d. I an ihrer militärischen Dienstpflicht genügen. * Mcßverkehr der Großen Leipziger Straßenbahn. Wie uns die Direktion mttteilt, werden vom 4. bis 12. d. M. abends an den fahrplanmässigen Betrieb aus den meisten Linien im 10 Minuten Abstand ver suchsweise Sonderwagen angeschlossen werden, um den in den Borktädten wohnenden Besuchern der Bor messe in den späten Abendstunden noch die Möglich keit zu geben, ihre Wohnung mit der Strassenbahn tu erreichen. Ab Augustusplatz wird auf nach dem Bayrischen Bahnhof -Schlachthof 12.59 Uhr der letzte Wagen verkehren, während nach Anger Crotten dorf, Sellerhausen, Möckern. Lindenau, Connewitz, Plagwitz und Probstheida zwischen 1.02 und 1.07 Uhr ein: letzte Berbindung vorhanden sein wird, nach Eutritzsch 1.29 Uhr. Ab Königsplatz fährt der letzte Wagen nach Leutzsch 1.07 Uhr, ab Blücherplatz nach Lindenau und Kleinzschocher 1.02 Uhr. Auf dem Weitring der Promenade verkehrt der letzte Wagen nach Kaiser Wilhelm-Strasse 12.47 Uhr ad Tauchnitz- Brückc, nach Gohlis 1.09 Uhr ad Tauchnitz Brücke. * Der Reue Leipziger Mannergesangverein, e. V. li'. hormeister Mar Puttmanns, veranstaltet am 12. März im Zoologischen Garten sein Frühjahrs konzert unter Mitwirkung der 107er Regiments- kcpeile. Zur Feier des 100jährigen Geburtsjahres Franz Liszts kommt der selten gehörte doppelchöriae Männerchor mit Orchester „An di« Künstler" zur Auf fübrung. Reben bewährtem Altem (Bruch, Grieg, Wagners kommen auch Werke moderner Tonschöpfer lTtulle, Kann, Blcyle, Wendel) zur Erstaufführung in Leipzig. Karten bei C. A. Klemm, Neumarkt 28. * Der Bcrein zur Hebung der öffentlichen Sittlich keit veranstaltet am Dienstag, den 14. März, abends 8>. Uhr in den Kammermusiksälen des Zentral- rheaters einen öffentliche Vortragsabend, an dem Reichsgcrichtsrat Dr. jur. Neutamp über das Thema: „Die rechtliche, wirtschaftlich: und ethtsche Bedeutung des Kinderschutzes in gewerblichen Be trieben" sprechen wird. Der Eintritt ist frei: zu Leipziger Tsgedirm. reservierten Plätzen sind Karten ä aO Pf. in der Hinrichsschcn Buchhandlung, Grimmaischc Straße 22, und an der Abendkasse zu erhalten. * Im Verband kaufmännischer Gehilfinnen, Reu markt 2, fand vor kurzem eine Versammlung des Stellenvermittlungsbezirkes Königreich Sachen statt, an der außer den Delegierten Les Dresdner Schwester vereins auch ein Mitglied aus Döbeln sowie eine stattliche Anzahl hiesiger Verbandsmitglieder teil nahm. Ein reger Austausch der bei der Arbeit der Stellenvermittlung gewonnenen praktischen Erfah rungen fand statt und es wurde eine Arbeitsordnung für die Stellenvermittlung des Bezirks Königreich Sachsen eingehend beraten sowie die Zusammenarl»eit der in Betracht kommenden Vereine mit der Zentrale ge regelt. Als stärkster Verband wurde Leipzig als Zentrale gewählt. Bon dem Gedanken geleitet, so wohl den vielfach verstreuten Mitgliedern gelegentlich eines Stellenwechsels nach besten Kräften zur Er langung einer geeigneten Position behilflich zu sein, als auch um den Wünschen der Chefs bei vorliegenden Vakanzen nach Möglichkeit gerecht werden zu können, wurde.die Gründung von Zweig- und Sprechstellen ins Auge gefaßt. Es ist sicher, daß die Delegierten der Vereine der Aussprache manche Anregung für die AKiterarbeit zur Förderung der gegenseitigen Inter esse» verdanken, di« hoffentlich gute Frücht« tragen wird. Die offizielle Versammlung fand nachmittags statt, während der Vormittag der Besichtigung einiger Leipziger Sehenswürdigkeiten gewidmet war. Ein gemeinsames Mittagbrot bot Gelegenheit zu anregen der Unterhaltung. * Abhanden gekommene Sparkassenbücher. An der Handgepäckannahnicsrelle eines hiesigen Bahnhofes ist am 26. v. M. ein braunlederner Handkoffer, vn mutlich versehentlich, ausgehändigt worden. Der Koffer enthielt u. a. eil« Buch der Sparkasse in Jena mit einer Einlage über zirka 2000 tl und 2 Bücher der Sparkasse in Erfurt, mit Einlagen von 4000 und 1570 <tz. Die Bücher sind auf CH. Reinhold aus gestellt. Ueberraschter Einbrecher. Iir einem Keller in der Löhr st raße wurde ein Einbrecher überrascht. Er hatte bereits eine Anzahl Flaschen Sekt und 14 Flaschen alten Korn in einen Sack gepackt. Es ist ihm leider gelungen, zu entkommen. Der Dieb soll etwa 2ö bis 40 Jahre alt und mittelgroß gewesen sein und soll dunkles Haar gehabt haben. Er soll bekleidet gewesen seiir mit graugrünen! Iackettanzug, blauer Mütze mit schwarzem Schild. Die in verschiedenen Stadtteilen in letzter Zeit aus geführten Kellereinbrüchc dürften auf das Konto oes Entwichenen kommen. * Gewarnt wird vor einer Unbekannten, die «ich als Dienstmädchen vermietet und dann, nachdem sie den Dienst angetreten hat, nach Ver übung von Diebstählen wieder verschwindet. Sie nannte sich Olga Zager aus Zwettau, und vorher Olga Zschinsch aus Altenburg. Sie stahl liei einem Gastwirt in der inneren Stadt einem dort mit dienenden Mädchen eine goldene Damenuhr, mit der Gravierumr „Elsa Zimmer", nebst Kette, eine schwarzbraune Boa, einen schwarzen Kleiderrock, er»« lilane Stickereibluse und eine Anzahl weiße Schürzen. Die Diebin ist etwa 2.2 Jahre alt, mittelgroß und kräftig, hat breites Gesicht, blondes Haar und an der linken Seit« der Nase eine Warze. Außerdem ist das linke Handgelenk verkrüppelt. * Frecher Diebstahl. Auf der Endstation der Leiv- zjaer Elektrischen Straßenbahn in L.-Kleinzschocher sicthl ein Fahrgast dem den Wagen bedienenden Schaffner eine Rolle 10-Pfennig-Stücke. Der Dieb, der die Flucht ergriff, wurde ermittelt und einige Stunden spater auf dem Thüringer Bahnhofe fest genommen. Es ist ein 32 Jahre alter, auf der Wanderschaft befindlicher Goldschmied aus Dresden. * Einbrüche. In der Südstraße und auf dem Windmllhlenweg verschafften sich Diebe während der Nachtzeit Einlaß in Zigarrengeschäfte. Sie stahlen Zigarren und Zigaretten. Ferner wurden in einein Geschäft der Pegauer Straße Fleisch- und Wurstwaren im Werte von 40 .tl gestohlen. — Unter erschwerenden Umständen wurden aus einer Wohnung in der Bayer ischen Straße «ine goldene Damenuhr, Nr. 22626, init dem Monogramm T. I). nebst goldener Kette, sowie ein Geldbetrag gestohlen, und aus einein Grundstück in der Blumenstraße eine große Anzahl Herren- und .Kinderhemden. * Verlorener Brillantring. Am 2. d. M. nach mittags ist vermutlich in einer Kraftdroschke ein Brillantring in« LBcrte von 600 .tz verloren gegangen. * Lebensmüde. Eine hier zu Besuch weilende 28 Jahre alte Witwe aus Delitzsch beging in einer Wohnung in der Hohen Straße Selbstmord durch Er hängen. Sus Suthlen. Dresden, 4. März. * Ueber die weitere Reise de» König» von Sachsen ist folgender Bericht einaegangen mit dem Datum des 14. Februar 1911: An Bord des „Omdurman" auf dem 2lkißen Stil. Unter dem 12. Breitengrade. Sc. Majestät der König und alle Herren seiner Be gleitung finden sich wohl und munter. Die Fahrt auf dein Nil ist äußerst interessant. Unser Dampfer hat rechts und links zwei Begleitschiffe, die mit dein Hauptschiffe fest vertäut sind. Auf dein Dampfer wohnen und essen wir. und auf dem linken Seiten schiffe habe«« wir ein Deck, auf dem wir uns in der Hauptsache aushalten, um zu lesen, zu schreiben usw. Im rechten Seitenschiffe sind unsere Tiere, neun Esel, eine Kuh mit Kalb, die uns die Milch liefert, neun Ziegen, einige Hammel und viele Hühner unter gebracht. D«r unser Dampfer öftcrs zum Holzfassen an Stationen haften muß, hatten wir Gelegenheit, an Land zu gehen und Ortschaften, wie z. B. El Dueim, zu sehen. Oberhalb von Kosti passierte«' wir die große Eisenbahnbrücke, deren Mittelteil geöffnet werde,« muß. um Schiffe durchzulassen. Von Kosti führt jetzt die Eisenbahn über Senna« am Blauen Nil nach Khartum. Die Strecke von Kost', nach El Obei ist noch im Bau begriffen. Der Sirdar, der sich auf der Reise nach Sado befindet, passierte heut« nachmittag unser Schiff und kau, an Bord, traf jedoch nur den Pater Ohrwalder, da Se. Majestät und di« anderen Herren auf der Jagd waren. Am 12. sahen «vir das erste Krokodil und heute früh die ersten Nilpferde, die wir erst für Steine hielten. Ge schossen wurden viele Vögel, deren es hier die ver schiedenartigsten in Massen gibt. Die Temperatur nimmt zu, der Nordwind hat abgeflaut, di« Sonne meint es sehr gut. * - Reichenbach i. V., 4. März. (Gestohlene M ü n z s'a m m l u n g.) Eine Münzsammlung, ent haltend mehrere silberne Jubiläums- und Sterb« münzen und eine größere Anzahl anderer seltener Münzen, ist hier gestohlen worden. Sus Sachlens Umgebung. s. Köthen, 4. März. (Ein schweres Sitt- lichkeitsverbrechenl verübt« ein hiesiger St recken ar bei ter an der elfjährigen Tochter einer im gleichen Hause wohnenden Familie. Das Mädchen halt« bis jetzt aus Angst und Scham das an ihm ver übte Verbrechen verschwiegen. Erst als di« Eltern auf das eigenarttge Verhalten des Kindes aufmerk sam wurden, das dein Attentäter scher« auswich,^lang es, das Mädchen zum Reden zu bringen. Di« Polizei nahm den sauberen Kinderfreund fest. s. Leopoldvhall, 4. März. (To d infolge Ge nusses von Salmiakgeist.) Der Arbeiter Fritsch aus Löderburg trank aus Versehen aus einer mit Salmiakgeist gefüllten Flasche in der Mei nung, es sei Bier darin. Er verbrannt« sich hierbei die inneren Organe derart, daß er starb. Tsgeschnmik. Berlin, 4. März. (Für 80 000 Mark Brillanten), Schmucksachen, Uhren und Silber zeug wurden gestern von der Kriminalpolizei, die die Untersuchung Les großen Edelsteindiebstahls in der Grünstraße seit Wochen emsig betrieb, in einem Hehlernest in Alt-Berlin entdeckt und be schlagnahmt. Hamburg, 4. Mürz. (Ein Schulknads er schossen aufgefunden.) Passanten fanden einen Knaben tot vor, der ein« Schusswunde in der Schläfe aufwies. Da eine kleine entladen« Pistole neben ihm lag. nahm man zunächst einen Selbstmord an. Die Polizei ließ die Leiche des jungen Menschen, den man inzwischen als den Schüler Max Jans identifiziert hatte, ins Hafenkvankenhaus schaffen. Die Vernehmung der Mutter des Jans und die späteren Ermittelungen ließen einen Selbstmord als aus geschlossen erscheinen. Ein gleichaltriger Schulkamerad des Verunglückten gab an, daß er mit Max Ians und einem dritten Knaben nach dem Herligengeistfelde ge gangen sei, um dort mit der Pistol« nach Krähen zu schießen. Er habe sich dann entfernt und aus der Ferne nur noch flüchtig gesehen, wie die beiden Ziel Sonnavenü, 4. Mön ISN. versuche gemacht hätten. Weitere Anhaltspunkt« hat man noch nicht. vunzla», 4. März. (Großfeuer.) Zn der ver gangene» Nacht ist die große Holzstoff« und Post- vcrsandkistenfabrik von May L Sohn niedergebrannt. Pari», 4. März. (Revision im Prozeß Durand.) Wie verlautet, dürste die Revistonsoer- handlung des Prozesses Durand noch vor Ostern vor dem Kassationshof stattfinden. Pari», 4. März. (Auf der Spur der Ein brecher.) Die Polizei hat sestgestellt, daß Thomson und Leymann, die vor zwei Monaten im Eisenbahn wagen einem Kassierer einer Pariser Bankfirma eine Ledertasche mit 262 000 Franken entwendeten, unter falschem '.'kamen in Stahlkammern von Paris einen Teil des Geldes deponiert haben. Beide sollen nach Deutschland geflüchtet sein. Pari», 4. März. (Noch ein Duell.) Der Advokat George Claretin hat dem Chefredakteur der ..Action Fran.-aise", L,'on Daudet, wegen eines seinen Vat«r, den Direktor des Thc-iftr« Fran«,ais, be leidigenden Artikels eine Duellforderung zugesandt. Lissabon, 4. Mürz. (Eine Feue rsbrunst) zerstörte in Santo Thirso eine Spinnerei. Der Bau stürzte zusammen und begrub zahlreiche Arbeiter unter sich. Zwei Personen wurden tot, acht tödlich verletzt geborgen. Odessa, 4. März. (Die Pest.) In einem Vor orte von Odessa ist eine Pesterkrankung festgestellt worden. Chardin, 4. März. (Soldaten ausschrei- t un gen.) Auf der Bahnstation Irektei überfielen chinesische Soldaten eine Anzahl ^ Chinesen, die für eine russisch« Holzkonzessionsgesellschaft arbeiteten. Die Soldaten verjagten die Arbeiter und beschädigten die Schienen einer Zweigbahn. Washington, 4. Mürz. (Line Ehrung Pearys abgelehnt.) Der Senat lehnte den Antrag ab, Peary in Anerkennung seiner Nordpol fahrt den Rang eines Konteradmirals zu verleihen. Kunst Mlü DMenlchsst. * Eine Stiftung de» Prinzregenten. Der Prinz regent vo» Bayern hat an de» Kal. Staatsmini)ter des Innern, für Kirchen- und Schülang«leAeichett«n Dr. o. Wehner folgendes Handschreiben ger«chtet: „Getreu der Tradition Meines Hauses und dein Vermächtnis Meines Höchstseligen Herrn Vaters Izabe Ich stets das Interesse für die schönen Künste besonderer Sorgfalt geoflegt. In den Tagen, in denen Ich der Vollendung Meines 90. Lebensjahres entgegengehe, gedenk« Ich deshalb in inniger Zuneigung der gesamten Künstlerschaft, deren unermüdlicher, aufwärtsstvobender Schaffens kraft unser liebes Bayern, seine Hauptstadt und sein Königshaus so viel zu danken haben, und Ich will Meinem Gefühle der Anerkennung und des Dankes dadurch Ausdruck geben, daß Ich mit einem Kapi tale von 100 000 Mark eine Stiftung für Pensionen an tüchtige, bedürftige Künstler erricht«. Hiernach wollen «sie das Weitere veran lassen und Mir den Entwurf des Stiftungsbriefes vorlegen. Die Kgl. Hofkasse ist zur Auszahlung der Summe von 100 000 Mark angewiesen. München, den 4. März 1911. gez. Luitpold, Prinz von Bayern." * Zum zweiten Leipziger Bachsest, das vom 20. dis 22. Mai 1911 stattfindet, haben bis jetzt u. a. ihre Mitwirkung zugesaat: Professor Johs. Messchaert, Professor Dr. Mar Reger, Professor Karl Flesch, Professor Julius Klengel. * Zwei Uraufführungen stehen für die nächste Zeit inPlauen i. V. bevor. In der Lutherkirche wird am 12. Mä» das Oratorium „Tobias" von F. A. Köhler zum erstenmal gesungen. Den Text hat Hugo Greiner nach der gleichnamigen biblische«« Geschichte geschrieben. Verfasser und Komponist werde» der Uraufführung beiwohnen. — Am Stadttheater zu Plauen erlebt am 19. März ein neues Bühnenwerk: „Trübes Wasser", Komödie in drei Akten und einem Vorspiel von Felix Fischer, seine Urauf führung. * Ein Internationaler Kongreß für Anwendungen der Elektrizität wird vom 9. bis 20. September d. I. inTurin stattfinden. Die eigentlichen Veranstalter des Kongresses sind die Italienische Elektrotechnisch« Gesellschaft und der italienische Ortsausschuß der Internationalen Elektrotechnischen Kommission. Patron und Vorsitzender des Ehrenausschusses ist der Nu» er diesen Entschluß gefasst, erhob er sich und vollendete seine Toilette. Gut, daß er heute und morgei« nicht aus dem Gericht beschäftig« war, La konnte er sich vollständig seinem Vorhaben widmen. Sogar aus eine Reise »ach Berlin sollte es ihm in« Notfälle nicht ankommen. Di« Wendland spielte ja heute noch einmal im Stadt- «tzearer, vielleicht gelang es ihn« bis zum Abend, ein Resultat zu verzeichnen, vielleicht. Ei«r unterncbmungslustiger Geist kam plötzlich über Stetten: in äußerst vergnügter Stimmung tchritt er die Treppe hinab und trat hinaus in den grauen Herbstmorgen. Di« Hande in die Taschen seines Paletots ver senkt, schlug er den Weg zum Babnhof ein. Der Zug nach Berlin stand schon zur Abfahrt be reit, Loch ließen sich noch keine Passagiere blicken. Es war ja noch viel zu früh. Stetten ging «lüchtig durch die Warlesäle — in denen einig« verschlafene Menschen herumhockttzn und zur Erweckung ihrer noch streikenden Lebensgeister ein Schälchen heißen Kaffee tranken —. dann promeniert« er den Bahnsteig entlang. Langsam kamen di« ersten Fahraäste, ein paar Musterreisende, einige Herren und Damen, gefolgt von Hotcldienern mit Gepäck, ein junges Paar, das zärtlich untergefaßt heranschritt, wahrscheinlich Hoch zeitsreisende, die hier im Orte Station gemacht hatten, doch von der Erwarteten keine Spur. (Fortsetzung folgt.) Msr DMs Molliste-Liagrsphie. Von Amtsgerichtsrat Paul Schmidt (Leipzig. c?kaa>drii<f vell'oxn.) Während für uns Deutsche seit dem Kampfe Lessings gegen Voltaire und die drei Einheiten das klassisch« französische Drama als eine überwunden« Geschmacksrichtung gilt, die kaum noch auf die Gegen wart ein« Wirkung ausübt, ist der Name Mottore gerade in der neuesten Zeit immer bedeutender hervorgetreten: ja, es scheint, als wenn er allein von jener bewunderten Literaturepoche unter Lud wig XIV. die künftigen Jahrhunderte überdauern wird. Und doch soll man die Wirkung, di« Corneille und Racine, selbst Voltaire, al» Dramatiker auf die deutsche Literatur ausgeübt haben, nicht unterschätzen. Man vslegt immer die klassizistisch« Periode Goethe» und Schillers als eine Verschmelz»»« -es deutschen Geistes mir der Antike zu bezeichn««!. „Iphigenie" und „Tasso" sind jedoch, wenn man näher hinsieht, ivenigcr vom Geiste Les Aeschylos als von dein Ra- cines beeinflußt: cs sind höfische Dichtungen, deren Empfindungswelt in einer abgeschlossenen, hoch gespannten gesellschaftliktren Atmosphäre erwachsen ist, worin das Allgemein-Menschliche vielfach durch «in festige „Distanz und Etikette" eingeengt wird. Der Konflikt im „Tasso", den Goethe als tragisch empfand, die Liebe des Helden zu d«r Prinzessin am Hofe von Ferrara, befremdet uns Neuere, we nigstens in der Endkatastrophe, die sogar leise humo ristisch anmutet („Wenn ganz was Unerwartetes be gegnet, wenn unser Blick was Ungeheures sieht, steht unser Geist auf eine Weile still . . . ."), da wir im Verkehr von Kronprinzessinnen mit Hauslehrern ganz andere Dinge erlebt haben, und in der Ehe eines be rühmten Dichters mit der Prinzessin aus der Seiten linie eines kleines Hofes nichts Ungeheuerliches er blicken würden. Es ist viel Konvention iin „Tasso", die dem aus das Reinmenschliche gestellten Sinn der Antike fremd war, und auch die zarte Empfindungs welt Iphigeniens liegt dem Racine näher als dem Euripides. illZenn man so den Einfluß, den vor allem Racine ans die deutsche Literatur gehabt bat, nicht a« ring wird veranschlagen müssen, so tritt bei solcher Folie um so leuchtender sein Zeitgenosse und Neben buhler in der Gunst Ludwigs XIV. hervor, jener Jean Bapiiste Poquelin, der unter dem Theater namen Moliörc unsterblich geworden ist. Denn Malier« lebt noch heute wie damals auf der Bühn«: der große Racine ist nicht viel mehr als ein litera rischer scheinen und hat keine Wirkung mehr im Theater. Es ist daher mit Freude zu begrüß«», wenn ein begabter Schriftsteller wie Max I. Wolff, der durch seine glänzend geschriebene Shakespeare Biographie seit einiger Zeit weiteren Kreisen bekannt geworden ist, uns auch eine Biographie Molidres geschenkt hat, die die Ergebnisse der modernen Forschung über die oft dunklen und tragischen Lebensschicffale des großen Komödiendichters in geistreicher Darstellung zu- sammcnfaßt. und so ein lebendiges Bild seiner Per sönlichkeit bietet. (Verlag der C. H. Beckscben Ver lagsbuchhandlung) Wir können Max Wolff wohl für Leipzig in Anspruch nehmen: er «st in unserer Stadt aus gewachsen. bat hier in den Jahren 1878 bi» 1887 die Tbomasschule besucht und einen Teil seiner Studien jahre hier verlebt Ist seine Biographie Sbakesveares hauptsächlich reizvoll durch die unmittelbare Kenntni» von Land und Leuten, die er sich ans größeren Reisen erworben hat, so liegt doch ihr Hauptwert, ebenso wie der der Darstellung Molieres. in der feinsinnigen und eingehenden Analyse der Dramen nach ihrem dichterische«« und ethischen Gehalt. Ein immer sicheres, geübtes Urteil läßt Wolff hierbei das Wesentliche voin Unwesentlichen, das Dauernde und Bleibende vom Vergänglichen und Ueberwundenen unterscheiden. In der nachjchaffenden Lharatiercstik der dramatischen Personen liegt kein« Hauptstärke: ein immer belebter, ungezwungener, an plaudernde Konversation sich an nähernder Stil, der wohl an Fontane gebildet ist, läßt niemals Ermüdung aufkommen. Wie über Byrons Verhältnis zu seiner Schwester, das nach der Ansicht einiger Forscher die heilige Schranke mißachtet haben- soll, die Natur und tausendjährige Sitte zwischen so nahen Bluts verwandten gezogen hat, so liegt auch über Moliöres Verhältnis zu der schönen, aber leichtfertigen Ar mande Br'-jart, die er, schon alternd, el-elichie, wäh rend sie selbst erst neunzehn Jahre zählte, ein dunkler, nie ganz aufgeklärter Schatten. Rach der mildesten Annahme ist sie die Schwester seiner einstigen Ge liebten, der begabten, aber sittenlosen Schauspielerin Madeleine Böjart, mit der er viele Jahre im engsten Verkehr auf Prooinzbühnen umherzog, und die bis ,m seinem Tode zu der Truppe seines Theaters, des Palais Royal in Paris, gehörte. Nach einer andern, gut begründeten Annahme gewissenhafter Forscher ist sie deren Tochter: ja nach Molieres Tode wagten seine Neider und Gegner, wie der Intendant der Bauten Guichard, mit der Behauptung öffentlich hervorzu treten, daß sie sein eigenes Kind gewesen sei. Wolff hat, Gründe und Gegengründe vorsichtig abwägend, diese Verhältnisse eingehend erörtert, und wenn er auch die letztere Annahme unbedingt abweist, so läßt er doch die Frage unentschieden, ob der große Dichter nicht die Tochter seiner langjährigen (beliebten ge heiratet hab«. Es bleibt für unser Empfinden, das eineic Niederschlag in dem Eheverbot des Bürger lichen Gesetzbuches gegen derartige Ehen mit der Tochter einer früheren Mätresse gefunden hat. auf jeden Fall „ein Erdenrest, zu tragen peinlich." Molieres Dramen machen, wie in gleicher 2veise wohl nur noch die Dramen Shakespeares, den Eindruck, des absicbtslos Gewordenen, und aus den Lebens, und Bühnenverhältnissen wie von selbst Er wachsenen, jene Unabsichtlichkeit. wie sie etwa den Präludien und Fugen Sebastian Bachs im „Wohl temperierten Klavier" eigen ist, di« er als fort schreitende Hebungen für Schüler erdacht hat. ohne wobl selbst zum vollen Bewußtsein darüber zu ge langen. daß er in ihrem barocken Humor, in ihrer feierlichen von der bepuderten Allongeverücke ge krönten Grandezza, in dem L cyrppvU»-Klang ihrer weihevollen Choralmelodien den ganzen Gehalt seines Jahrhunderts in Ewigkeitsformen festlegre. Wenn heute ein deutscher Dichter ein Drama schreib!, so setzt er sich bei der Studierlampe hin, gebildet an dem Stil aller Zeiten, von der antiken Tragödie über die indische Sakuntala bis zu Calderon und Hebbel, zunächst meist völlig fremd dem Theater, ohne viel leicht je eine Soffitte in der Nähe gesehen zu haben, und schafft so ein rein literarisches Kunstwerk, das er dann einem fernwohnenden Theaterdirektor oder Dramaturgen einreicht, der sich unter Umständen nicht einmal die Mühe nimmt, es zu lesen. Wieviel glück licher waren doch Shakespeare und Malier« I Sie hatten als Schauspieler von der Pike auf gedient, be herrschten alle Griffe auf der Bühne wie der Steuer mann sein Schiff, waren selbst Theaterteilhaber und -direktoren, die zuerst an der bühnengerechten Be arbeitung fremder Stücke sich erprobten, und dann «nie von selbst, durch die Umstände fast gezwungen, zur eigenen dramatischen Produktion übergingen. Unter den Neueren hat wohl allein Frank Wede kind eine ähnliche Laufbahn genommen, der sogar, wenn wir recht unterrichtet sind, vom Zirkus aus ging, daher denn auch bei ihm hinter dem Frack und der weißen Binde bisweilen der Domino des Clowns hervorsieht. Shakespeare hat wohl kaum das klare Bewußtsein gehabt, daß er literarische Großtaten für die Jahrhunderte vollbrachte: als er sich von der Bühne zuriickzog, hatte er alles Interesse für das fernere Schicksal seiner zum großen Teil noch un gedruckten Dramen verloren. Auch Malier« wollte zunächst nur sein« Bühne, das Palais Royal, und sein« Truppe alljährlich mit zugkräftigen Kassenstücken versorgen: der Nachruhm späterer Zeiten kam ihm un gewollt, von selbst. In dem trefflichen Walfischen Werke sind zum Schlüsse auch di« Uebersetzungen gewürdigt, die Mokiere bei uns im Laufe der Zeiten gefunden hat. Nur eine Bemerkung möchte ich hier nicht unwider sprochen lassen, wonach der Alexandriner bei mehr-, akttgen Stücken in unserer Sprache nicht verwendet werden könne, weil der Reim und die streng« Zäsur ihn zur Wiedergabe einer ungezwungenen Konver sation unbrauchbar machen. Diese Bemerkung war bis vor weniqen Jahren richtig, bi« das Genie sie widerlegte, bis vor unfern Augen einer der sprach gewaltigsten deutschen Dichter gezeigt hat, wie sehr dieses anscheinend so steife Versmaß allein durch den Wechsel der Zäsur, durch Verschleifunge« und En sambements jedem Gedanken wie ein faltenreiches fließendes Gewand sich annischmiegen geeignet ist. wir meinen den in paarweise acreimten Alerandri- nern geschriebenen „Olymvrschen Frühling" des Schweizers Carl Spitteler, allerdings ein Epos, kei»- Drama..
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