Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110311020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911031102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911031102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-11
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1911 irrer. 1 Uhr. ngr.<)nMtvt: chreiben. — uaaa. Uhr. ,'2 MS unlung »083»- INg von eit geg. oo >>-. Vutenberg: ccn«. autzer 50. Eck- ne 15. >. L. E. Anger, »sssi - d. Revl- ctzwahl. — 2, ent- l abzu- trrver- kvi *0SL8 i.-Pal.). . Erfhrg. n Hause. uler Uhr. 6. »r->2> »orr« nkrankd. werden Leipzig, i. 4—^. ^e! Teiut- V42S4 s! >üitc» itäteu te ;t. Mavmlos. «Lreess. . Braune. ..Schaefer. Wolffram. Spröder, wrolh. x voll iiliiitle orro7 für Haus ezteherei. rstimmcr ir l d. geb st appr. kt„ sr. an )lt. nach rsahreu Nieren-, armldm. rrrhe, lniatts- a rt n. geschult. Kreisen l. »so«» zeempf. t. eovoor r.6,Il.r. >Ü84»2 Bezugs-Preis amlftaat«, «tederlande, Nor< «i^ar», Richtaad, übri^u kiM.»» «er di«v durch I chchchchKft«»« dM «lallK «tztmtch. D»s tietv^g er r-AEd catt erf chetu« 2 »ml lü-üch, tzöu». ». Meri»>« mir morgens. «dmum^mu-Hlimai,!»« i Auo-gu-platz 8. ^Umt«u,^Lpedll«un» Bne1rr0ger». S1».«l»«rr»»f«,r«t« d«r «««»» «chgäb« 1*^ d« Lbeudi»«,abe Sch. Rrdaktto» m»d «efchäft-fteller Jobanumgag« 8. ,>nch>«cherr I4ÜN. l«SW, I4M4. Abend-A«sgabe. UchMerTagtblM Hanvelszeitung. Amtsblatt des Nates und -es Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Nr. 70. Ssnnsvenü, üen 11. MSrr 191 l. Lazeifle»-Prett Unmedm» N) »« d«M»» Vrtttmile drette Neka ««Heile l »»a «mMvares ao euo,««» U20 Lymo»», »» «ehdedr» M mulUche» Teü »4» *a UN» d«tt» VettcheN» 4.) «chchckttto^iqen «U P>»tz»«nchrU<« «»» i» d«r Sdendaoe^ad« im prell« «rdiht. Na»«ti »ach Laris. Beilage,edübr ü p. loujeu» exkl. Postgebühr. ^»Wrrtrtl« »»sttU« kSnaen nicht zurück- m»»,e» ««rde». !>ür das LricheUre» Ml b«itu»»umi Laq« an» Vlt»«, wir» ket»e »«ranti» über»»«»«». NilMVMi»- NnaalM»«! Uug»ftu»pt«tz 8, d« lü»tllche» jptUüo» u. allen «nnonceu- »I»edlNo»«n ixs Z» und ÄuIIaades. H«»»1-SUt»I« verltn- I«rl L»»ck«r. Her^igt. Ba»r. H»fd»ch -and«»», vützowfteasi« 10. Krl rdoa Vl. Str. 4<Ut). Sauvt-Ktltalr Lre«de« Siesira»- 4,4 (Lelephau 4Ü21-. tos. Jahrgang. Gießen—Nlüüs. Die durch den To- de« deutsch-sozialen Abgeord neten Köhler notwendig geworden« Ersatzwahl in Lietzen —Nidda hat am Freitag noch nicht zu einem endgültigen Ergebnis geführt, es findet vielmehr Stichwahl zwischen dem antisemi tischen Kandidaten Werner und dem sozial demokratischen Kandidaten Beckmann statt. Nach dem vorläufigen amtlichen Resultat wurden ins gesamt 23 511 Stimmen abgegeben. Davon entfielen aufWerner (Wirtsch. Vgg.) 7958, auf Eisevius (Natl.), 2518, aufKorell (Fortschr. Bpt.) 5059 und auf Beckmann (Soz.) 7976. Bei der letzten Wahl im Jahre 1907 wurden insgesamt 22 897 Stimmen, also rund KOO Stimmen weniger als diesmal, gezählt, und zwar für Köhler (Wirtsch. Vgg.) 9017, für den von der Fortschrittlichen Volkspartei unterstützten nationalliberalen Kandidaten Heyligenstädt 7484 und für den Sozialdemokraten 6396 Stimmen. In der Stichwahl siegte 1907 der Kandidat der Wirtschaft lichen Vereinigung. Ein Vergleich der beiden Wahl ergebnisse zeigt, datz der sozialdemokratische Bewerber um das Mandat am besten abgeschnitten hat und mit einer Zunahme von rund 1600 Stimmen gegen 1907 an die erste Stelle der Kan didaten gerückt ist. Der vom Bunde der Landwirte unterstützte Kandidat der Wirtschaftlichen Vereinigung hat dagegen trotz der bekannten antisemitischen Agitationsmethodcn einen Rück gang von über 1000 Stimmen zu beklagen. Zur richtigen Bewertung der liberalen Stimmen müssen die Ziffern Karells und Eisevius' zusammen genommen werden; es ergibt sich dann die Zahl 7575, also immerhin noch ein kleiner Gewinn von, nahezu hundert Stimmen. Der einzige Leidtragende ist also auch in diesem Wahlkampf der Vertreter der s ch w a r z-b l a u e n Koalition. Es liegt auf der Hand, datz von agrarischen, kon servativen und auch fortschrittlichen Blättern der Wühlausfall mit schmunzelndem Behagen als eine böse Niederlage der Nationalliberalen hin gestellt wird. Datz man dabei die Tatsache der un glückseligen liberalen Zersplitterung, die 1907 nicht vorlag, glatt unterschlägt, ist für die Rechte sehr nebensächlich, aber für die Beurteilung Les gesamten Ergebnisses doch autzerordentlich wichtig. Wir geben zu. datz bei dem Wettbewerb zwischen den beiden liberalen Kandidaten der Vertreter des Fortschrittes wesentlich besser abgeschnittcn hat, als der Vertreter des Nationallibsralismus. Wer indessen die sonder bare Spezies der hessischen Nationallibcralen kennt, wird darüber nicht allzusehr verwundert sein. Ee- mitz haben sich für den nationalliberalen Kandidaten Eisevius Männer ins Zeug gelegt, deren Liberalis mus über jeden Zweifel erhaben ist, aber man hat es leider auch für zweckmäßig gehalten, den hessischen Führer des ReichsverbanLes gegen die Sozialdemo kratie Dr. Becker sowie Len Redakteur der von der Berliner Parteileitung kräftig abgeschüttclten, mit Wormser Mitteln finanzierten „Südd. Natl. Korr." als Helfer heranzuholen. Eisevius, der eine Professur für Landwirtschaft in Gießen bekleidet, hat es sogar für nötig gehalten, sich auf die For- derung des Bundes der Landwirt« festzulegen. Aber gerade dieses ängstliche Schielen nach rechts ist dem nationalliberalen Kandidaten zum Ver derben geworden. Die geringe Stimmenziffer, die er auf sich vereinigt hat, mag «ine ernste Warnung an die Heyl, Osann, Winkler und ähnliche Hessen sein und wird hoffentlich die Zentralleitung der Partei in Berlin nun endlich ermutigen, den „hessischen Pfahl im nationalliberalen Fleisch" zu beseitigen, damit in Zukunft wenigstens ähnliche Enttäuschungen erspart bleiben. Auf der anderen Seite darf nicht vergessen werden, datz auch die Fortschrittliche Volkspar- teiein gutTeilSchuld an der liberalen Zer splitterung trügt. Der Wahlkreis Greßen-Nidda ist nie sicherer Besitzstand einer Partei allein gewesen. Die Antisemiten, die Nationalliberalen und der Frei sinn haben dort unausgesetzt um die Palme des Sieges gestritten. Es konnte daher den National liberalen nicht verargt werden, wenn sie auch dies mal einen Kandidaten proklamierten, zumal 1907 für ihren Vertrauensmann eine sehr stattliche Anzahl von Stimmen abgegeben worden war. Um eine Einigung zu erzielen, war eine Kandidatur des Eietzner Professors Bierm « r vorgeschlagen worden, die auch von fortschrittlicher Seite warme Befürwor tung fand. Dieser Einigungskandidat wurde aber, wie jüngst die „Mainbrücke" festgestellt hat, vom Fortschritt wieder fallen gelaßen, weil er sich nicht zum Anschluß an die Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei, sondern an die nationalliberale Fraktion verpflichten wollte. Daraufhin stellten die National liberalen den bereits für die allgemeinen Haupt wahlen im Herbst dieses Jahres in Aussicht genom menen Professor Eisevius auf, und die Fortschrittler präsentierten den bekannten Pfarrer Korell. An gesichts dieser Nominierung konnte für Kenner der Verhältnisse die Ctimmenverteilung zwischen den Gruppen des leider zersplitterten Liberalismus nicht zweifelhaft sein. Der Wahlausfall lehrt jedenfalls von neuem, datz sich die liberalen Parteien den Luxus von Doppelkandidaturen auf keinen Fall leisten dürfen, daß engherzige Eifersüchteleien grundsätzlich vermieden werden müßen, damit eine Einigung nicht hintertrieben wird. Es kommt schließ lich nicht so sehr darauf an, daß die nationalliberale oder die fortschrittliche Partei ein paar mehr Man date im kommenden Reichstage gewinnt, sondern vor allen Dingen darauf, datz unter allen Umständen ein gemeinsamer Kandidat aller liberalen Parteien in die Stichwahl und zum Siege gelangt. Bei der fortgesetzten Selbstzerfleischung können sich die liberalen Parteien im Lager ihrer Gegner wahr- waftig ihr Ansehen nicht mehren, sondern nur min dern. Deshalb sollten alle, die es angeht, die Lehren des Wahlausfalls in Gießen—Nidda sehr beherzigen und sich ernstlich um gemeinsam« liberale Kandi daturen mühen. Für di« Stichwahl find die Aussichten des sozialdemokratischen Kandidaten günstig, denn die meisten Wähler Karells werden voraussichtlich für Beckmann votieren. Oie Lage in Marokko. Aus Tanger wird gemeldet, daß die Malhalla einen Sieg über die Aufständischen errungen habe. Ob sich diese Nachricht bestätigt, bleibt abzuwarten. Die französische Regierung hat bis jetzt zu der Aufstands bewegung noch keine definitive Stellung genommen. — Es wird depeschiert: Tanger, 10. März. (Telegramm.) Von der Mahalla eingetroffene Kuriere berichten, datz die Mahalla, von befreundeten Stämmen unterstützt, die Aufständischen gestern bei dem Berg« Jelfat geschlagen habe, und datz ihnen ihre Artillerie schwere Verluste bei gebracht habe. Die Mahalla umzingelte die Cherarda, die viele Tote und Verwundete hatten. Alle Duars der Eherarda wurden in Brand gesteckt. Von der Mahalla wurden sechs Mann getötet. Paris, 10. März. (Telegramm.) Die „Agence Havas" schreibt: Die Kommentare, zu denen die der französischen Regierung in der marokkanischen An gelegenheit zugeschriebenen Absichten veranlaßen, sind zum mindesten verfrüht. Der Mini st er rat wird baldigst zusammenberufen werden, um die Vorschläge zu prüfen, die ihm vom Minister des Aeußern, der sich seit einigen Tagen eingehend mit der Sache befaßt hat, unterbreitet werden. Zur Mobilmachung Amerikas gegen Mexiko. Die mexikanische Regierung motiviert ihr Un vermögen, die Ordnung im Aufstandsgebiet aufrecht zuhalten, damit, datz die Union di« Neutralitäts gesetze nicht beobachtete. Die Entsendung zweier Kriegsschiffe stellt das Marincdepartement als ein harmloses Flottenmanöver hin. — Folgend« De peschen liegen vor: New Jork, 10. März. (Tel.z „Evening Post" will von diplomatischen Kreisen Washingtons erfahren haben, die mexikanische Regierung habe auf nicht formelle Proteste der fremden Diplomaten ge antwortet, ihr Unvermögen, die Ordnung im Aufstandsgebiet aufrechtzuerhalten, sei dem Um stand zuzuschreiben> daß die Vereinigten Staaten die Neutralitätsgesetzenicht beobachteten. Die Regierung der Vereinigten Staaten habe von der Antwort gehört, und dadurch habe sich Taft zur Mobilisierung eines Teils der Armee bewegen laßen. Washington, 10. März. (Tel.) Das Kanonen boot „Tacoma" ist gestern nach Puerto Tor- tez abgegangen und wird einen oder mehrere Häfen auf der Fahrt nach Galveston anlaufcn. Der Spähkreuzer „Chestor" erhielt gestern Befehl, nach Tampico zu gehen: er trifft morgen dort ein und geht von dort nach Verakruz und Tux - pan. Während diese Bewegungen den Anschein er wecken, als ob es sich um eine Abpatrouillie- rung der amerikanischen Küste handele, erklärt das Marinedepartement, datz die Schiffe lediglich ihren Teil an den gemeinsamen Manövcrn des Heeres und der Flotte ausführen. Die Dame in Grau. 10) Roman von Anny v. Pannhuys. (Nachdruck verboten.) Das Klingelzeichen erscholl, die Plaudernden ver stummten. Der dritte Akt nahm mit der Szene zwischen Frau Linden und Günter seinen Anfang, dann traten Helmer und Nora auf. Letztere in dem vor geschriebenen italienischen Kostüm, über das sic einen großen schwarzen Schal geworfen. Als ihr Partner ihr den Schal von den Schultern nahm und, zu Frau Linden gewandt, fragte: „Ist sie nicht schön?", da klatschte das begeisterte Auditorium gleich einer Bejahung in die Hände, wie aufs Kom mando. Dadurch ward das Spiel einen Moment lang unterbrochen, und in diesem allgemeinen Beifalls taumel verklang auch der leise Ruf des Erstaunens, -en Frau Ellen ausstieß. „Das Kreuz, Rudi, das Kreuz!" flüsterte sie auf geregt, indes ihre Hand eilig nach dem Opern glas griff. Um den Hals trug die Schauspielerin, wohl als paßende Zierde zu dem italienischen Kostüm, einige Reihen dicker, roter Korallen und an der unteren längsten Schnur hing — Stetten griff sich an die Stirn, um sich zu vergewissern, daß ihn kein Traum bild äffe — ein Kreuz von Brillanten, das nach der Beschreibung dem verschwundenen so ähnlich sah wie ein Ei dem anderen, und ebenso dem, das er noch vor wenigen Stunden bei Fräulein v. Predewitz erblickte. Wie kam die Wendland nun wieder in den Besitz des Gestohlenen? Sollte da Kommissar Langenau die Hand im Spiel gehabt haben? Es mußte schon so sein. Gr hatte der Sängerin jcdensalls das Kreuz abgenommen und es seiner recht mäßigen Eigentümerin wieder zugestellt. Was aber mochte nun aus Rita von Predewitz geworden sein? Was da oben auf der Bühne passiert«, interessierte ihn nicht mehr, ihm war es, als lächelt« ihn ein süßes Gesicht mit goldenem Haar hilfesuchend und flehend an. Nach einer flüchtigen Entschuldigung bei der Schwester stürzte er aus der Loge. Frau Ellen glaubte, daß ihr Bruder sofort den Theaterdirektor aufsuchen würde, um von ihm zu er fahren. wie Tlarisse Wendland wieder zu dem Kreuz gekommen, sie hätte sich wahrscheinlich sehr gewundert, hätte sie ihrem Bruder folgen können. Der nahm sich vor dem Theaterportal einen Wagen, und indem er für möglichst schnelles Fahren ein gutes Trinkgeld in Aussicht stellte, nannte er als Ziel das Hotel zum „Anker". Kaum hielt der Wagen, so sprang Stetten heraus, als hieße es, einem zum Tode Verurteilten die eben eingetroffene Begnadigung zu bringen. Er drückte dem erstaunten Roßelenker ein Fünfmarkstück in die Hand und wollte gerade das Hotel betreten, als ihm aus demselben Kommissar Langenau entgegenkam. Ohne Besinnen lief Stetten auf ihn zu und, ihn heftig ein paar Schritte die Straße hinunterzerrend, brachte er zwischen den Zähnen hervor: „Wo ist sie? Sag' die Wahrheit!" „Bist du verrückt, Stetten?" — entgegnete Langenau ruhig und löste energisch die Hand, die sich noch immer um seinen Rockärmel krampfte — „von wem sprichst du denn?" „Ich frage dich, was du mit Rita angefangen?" „Rita? Wer ist das?" „Ach, verstelle dich nicht, Rita von Predewitz meine ich." „Seit wann hast du denn das Recht, die Dame beim Vornamen zu nennen?" „Du, Langenau, quäle mich nicht. Sag', wo ist Fräulein von Predewitz?" „Höchstwahrscheinlich noch im Hotel zum „Anker', wenigstens habe ich sie eben dort verlaßen." „So hast du sie noch nicht verhaftet?" „Weshalb sollte ich sie wohl verhaften?" „Nun. weil sie doch das Kreuz trägt." „Weil sie ein Kreuz trägt? Du, Stetten, seit wann ist das ein Verhaftungsgrund? Sag' mal übrigens, armer Freund, wie fühlst du dich?" „Ach, halte mich nicht mit törichten Fragen auf. Weißt du es auch genau, daß du sie nicht verhaftet hast, Langenau?" „Ja, ganz genau! Mir scheint, Stetten, du bist krank; du sähest, als ich vorhin bei dir war, schon so elend aus, komm, ich habe noch etwas Zeit, ich bringe dich erst nach Hause und hole dir einen Arzt. Ich glaube, bei dir ist ein Fieber im Anzuge. Kar kein Wunder bei diesem Wetter, gestern eine richtige Winterkälte, heut' wie ein Tag im Frühling. Es sollcn jetzt überhaupt viele Menschen liegen, nament lich an Influenza." „Ach, Langenau, das ist mir ja ganz gleichgültig, ich habe weder Fieber, noch bin ich sonst krank, aber ich kann es werden, wenn du noch weiter in der Art mit mir sprichst, wie du begonnen. Geh' noch ein paar Schritte mit mir die Straße hinunter und beant worte mir einige Fragen." „Also schön, wie du willst" der Kommissar fügte sich. „Kranken muß man nachgeben", dachte er. „Woher kennst du Fräulein von Predewitz?" „Darüber gab ich dir heute doch schon einmal Auskunft. Ich will dir's aber auch, wenn es dich be ruhigt, näher erzählen. Also höre: „Gestern abend, so gegen elf, ward ich von Herrn Fuchs, dem Besitzer des „Ankers", bei dem ich gerade mit mehreren bekannten Herren bei einer Flasche Markobrunner saß, hinüberzitiert in seine Privai- wohnung. Dort sand ich Fräulein von Predewitz, deren Gesicht mir schon von Abbildungen und Zeit schriften her bekannt war. Man hatte sic bestohlen; während sie sich im Theater aufhiclt, um dem Spiel ihrer Schwester beizuwohnen, verschwand ihre Jungfer, die inzwischen im Bahnhofswartesaal zu rückblieb, mit der Reisetasche der Dame, in der sich verschiedene wertvolle Dokumente befanden. Sie beauftragte mich mit der Verfolgung der Diebin, von der sie zunächst annahm, datz sie einem Unfall zum Opfer gefallen. Der kurze Aufenthalt der Dame hier in unserm Orte war überhaupt ein schnell improvi sierter. Die Sängerin reiste von Köln nach Berlin, unterwegs las sie von dem hiesigen Gastspiel der Schwester, sie beschloß, die Vorstellung zu besuchen, da Barmenstädt an der Strecke liegt, auszusteigen, und erst mit dem Zuge neun Uhr dreißig Minuten nach Berlin weitcrzufahren. Sie versäumte den Zug und fand ihre Jungfer nicht mehr vor. Zum Glück hatte sie ihr Handtäschchcn, in welchem sic Geld und Billett aufbewährte, bei sich." „Weshalb suchte sie nicht ihre Schwester auf?" „Ich weiß nicht, sie sagte, sie könne erst zu ihr gehen, wenn diese hier nicht mehr zu spielen habe." „Sonderbar." „Run, das geht doch niemand etwas an." „Nein, gewiß nicht", sehr gedehnt erfolgte diese Antwort, „und weißt du, Langenau, tu mir noch einen großen Gefallen, gib mir dein Wort darauf, daß «ich alles so verhält, wie du mir's erklärtest", setzte er bittend hinzu politische Nachrichten. Des Kaisers Dank. Bei der General-Ordenskommission werden die Urkunden über die Verleihungen von Aus- zeichn ungen vorbereitet, die vom Kaiser einer großen Zahl von Offizieren des Kriegs ministeriums als Anerkennung der beim Zu standekommen Les neuen Quinquennats- gesetz es geleisteten Dienste zugedachl sind. Für den Kriegsminister o. H e e r i n g e n ist der Orden vom Schwarzen Adler bestimmt. Auch an den Reichsschatzsekretär, seinen verdienstvollen Unterstaatssekretär Kühn und die Wermuthschen an den Vorarbeiten zur Reichswertzuwachssteuer be teiligten Räte sollen Orden verliehen werden. Für die Veteranen. Der Bundesrat hat in der Voraussicht, datz der für die V e t e r a n e n b e i h i l f e angejetzte Mehrbetrag von 5 Millionen, der den Etats ansatz auf rund 28,6 Millionen bringen soll, die Zu stimmung der gesetzgebenden Körperschaft finden wird, die bezüglichen Bestimmungen in wesentlichen Punkten z u g u n st e n der Kriegsteilnehmer geändert. , Die Einfuhr französischen Schlachtviehs hat das Ministerium des Innern in Laden, wie aus Karlsruhe gemeldet wird, mit Rücksicht auf den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Frankreich vom 12. März an wieder unter sagt. (In Bayern ist, wie bereits heute morgen gemeldet, aus demselben Grunde die Einfuhr ver boten worden. Die Red.) Zur zweiten Lesung des Etats des Innern beantragt die sozialdemokratische Frak tion des Reichstags, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, eine Ergänzung der Vundesratsverord- nung betr. den Betrieb der Anlagen der G r o tz e i s e n i n d u st r i e vorzunehmen, in der vor geschrieben wird die Dauer der täglichen Arbeitszeit, die Einführung der acht st ün Ligen Schicht für die in den Feuerbelrieben beschäftigten Arbeiter, die cinzuhaltenden Pausen, die Einschränkung der Ueberzeitarbeit, die strengste Durchführung der zum Schutze der Arbeiter erlaßenen gesetzlichen Bestimmungen. Internationaler Preßekongreß. Nizza, 10. März. (Tel.) Der Ausschuß der In ternationalen Union der Presjev er blinde begann unter Vorsitz von Singer-Wien jnit den Arbeiten zur Organisation des 15. inter nationalen P r e s s e k o n g r e s s e § , der am 3. Mai in Rom beginnt. Spanien und der Vatikan. Madrid, 10. März. (Telegramm.) Der Mi nisterpräsident erklärte in der Kammer, er werte noch vor Ablauf eines Monats den Entwurf zum Vereinsgesetz oorlegen, dessen Tert aus schließlich den Wünschen der öfsenilichen Meinung an gepaßt sei. Er erinnerte an die mit dem Heiligen . Stuhl über die Anwendung des Pereinsgesetzes gepflogenen Unterhandlungen. Der Vatikan habe in seiner letzten Note erklärt, er werde die Verhandlungen nur unter der Bedingung wieder aufnehmen, daß der Gesetzentwurf ihm unterbreitet und Gegenstand eines Ueberein- kommens mit ihm würde. Die Regierung könne die Ausübung ihrer Souveränität nicht von dem Ergebnis der Unterhandlungen mit dem Heiligen Stuhl abhängig machen, und habe diesem eine entsprechende Antwort erteilt. „Du bist heute wirklich sonderbar, Stetten, aber wenn du es wünschest, also: ich gebe dir mein Wort." Wie von einer schweren, drückenden Last befreit, atmete der Referendar auf, und der Freund konnte cs nicht begreifen, welche plötzliche Wandlung mit dem eben noch so aufgeregten Manne vorging, der nun dem Kommissar vorschlug, noch irgendwo gemeinsam einer Flasche den Hals zu brechen. „Jcy bin dabei", entgegnete der bereitwillig, „aber nun beicht' mal ehrlich, weshalb du vorhin so sonderbar warst, und was du da von einem Kreuz fabeltest, und dann: wie kamst du aus die Kateridee, ich hätte Fräulein von Predewitz verhaftet?" Stetten zermarterte sich den Kopf um eine glaub würdige Antwort, doch es wollte ihm gar nichts Passendes cinfallen. Um Gottes willen, jetzt nur nicht die Geschichte von dem Kreuz aufs Tapet bringen. Langenau wußte nichts davon, und die Schauspielerin hatte ihr Schmuckstück Hurückerhalten Durch wen, konnte ihm ja gleich sein, vorläufig, morgen würde er ja wohl von Fräulein Wendland darüber Näheres hören. Das Schweigen dauerte dem Freunde doch ein bißchen gar zu lange, ein sanfter Rippenstoß und ein mahnendes „Na" gab der sich abmühenden Denkkraft Stettens erneute, lebhaftere Schwingungen. ..Entschuldige, Langenau, frage mich heute, bitte, nicht danach, ein anLeres Mal, nur heute nicht." „Mir auch recht, ganz wie du willst, aber, eins ge statte ich mir doch festzustellcn, ich glaub«, Menschen kind, du bist bis über beide Ohren verliebt, und diese Liebe hat dich ganz konfus gemacht." „Verliebt, ich? In wen sollte das wohl sein?" „Wie kann ich das wißen", neckte Langenau, „das ist bei dir wirklich riesig schwer zu erraten." Zehntes Kapitel. Am folgenden Morgen erwachte Rudi Stetten mir einem so eigenen Frohgefühl, so, wie man erwacht, wenn man sich am Abend vorher mit einem schönen, befriedigenden, beglückenden oder hoffnuntzsoollcn Gedanken zur Ruh« legte. Er mußte sich erst einen Augenblick besinnen, was ihm eigentlich gestern passiert war. — Ach ja, di« Lumme Angst, die er gestern nicht los werden konnte, war von ihm ge nommen. Wie ein Alpdruck lag es seit jenem Moment auf seiner Brust, als er den Kommissar neben Rita von Predewitz erblickte und glaubte, daß dieser sie
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite