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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110313017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911031301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911031301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-13
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Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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folgend« hervorgehoben: Dr. Avenarius (Dresden), Geheimrat Dr. v. Böttinger, Mitglied des Herren- Hause» (Elberfeld), Adg. Dr. Hans Lrüger (Charlot- lenburg), Professor Fran- (Lharlottenburg) Justiz- ' rat Dr. Fuld (Mainz), Adg. Frhr. v. Gamp (Massau- nen) Direktor A. v. Ewinner (Berlin), Oberländer gerichtspräsident a. D. Dr. Hamm, Prof. Dr. Eugen Hartmann (Frankfurt), Abg. Dr. Krause (Berttn), Dr. Julius Ofner, M. d. R. (Wien), Prof. Dr. WcU Helm Ostwald (Großbothen), Amtsrichter Prigge (Frankfurt), Rechtsanwalt Roibbart (Frankfurt), Prof, Slaby (Charlottenburg), Justizrat Dr. Wildhagen (Leipzig), Patentanwalt Dr. Wirth (Frankfurt), Justizrat Dr. Wurzmann (Frank furt). Besonders zahlreich sind die Unterschriften des zweiten, Jenaer Aufrufs, zu dessen Propagie rung ja auch bereits «in« Vereinigung für zeitgemäße Rechtspflege gegründet worden ist. Wir heben fol gende Namen hervor: Prof. Dr. van Calkcr (Straß- durg), Geh. Justiziar Cassel, M. d. Abg.-H. (Berlin), Geh. Justizrat Dr. Dove, M. d. R (Berlin) Ged. Ober-Medizinalrat Prof. Dr. Paul Ehrlich (Frank furt), Dr. Ernst Fuchs (Karlsruhe), Rechtsanwalt Justizrat Eugen Fuchs (Berlin), ^ustizrat Guttman (Wiesbaden), Justiziar R. Gyßling, M. d. R. u. Adg.-H. (Königsberg), Rechtsanwalt Dr. Hachenburg (Mann heim), Reichsgerichtsrat Dr. Hagens (Leipzig), Pros. Dr. Hellwig (Berlin), Pros. Dr. Jastrow (Berlin), Dr. H. Kantorowicz, Privatdozent (Freiburg i. B), Geh. Justizrat Pros. Dr. Jos. Koh ler (Berlin), Oberbürgermeister Körte, M. d. H. (Königsberg), Landmann, Stadtsyndikus (Mann heim), Geh. Hofrar Prof. Dr. o. Lilienthal (Heidel berg), Prof. Dr. A. Mendelssohn Bartholdn (Würz burg), Prof. Dr. Oertmann (Erlangen), Geh. Justiz rat Landgerichtskat Peltasohn, M. d. Adg.-H. (Ber lin). Pros. Dr. Preus;. Stadtrat, (Berlin), Geh. Bau rat Dr. Emil Rathenau, Generaldirektor der Ä. E.-G. (Berlin), Senatspräsident am Reichsgericht Dr. Reichardt (Leipzig), Generalkonsul Dr. Carl v. Weinberg (Frankfurt), Freiherr von Zedlitz und Neukirch, Seehandlungspräsidcnt a. D., Ak. d. Abg- H. (Berlin), Prof. Hans Kroß (Graz), Dr. Otto Steinwender, Vizepräsident des österreichischen Abge ordnetenhauses (Wien). * Der Konservative Verein für Hessen und Waldeck, der am Freitagabend in Kassel seine diesjährige Generalversammlung abhielt, sprach sich ganz entschie den dahin aus, daß die Partei unbedingt mehr Mitglieder gewinnen müsse, um ihren Einfluß in Hessen zu verstärken. Bei den kommenden Reichs tagswahlen wird die konservative Partei in Roten burg Hersfeld die Reformpartei und in Marburg die Freikonservativen unterstützen. Im übrigen wird dte Partei für die deutsch-sozialen Kandidaten eintreten. Ein Zusammengehen mit den National liberalen sei vollständig ausgeschlos sen. — Diese Kundgebung dient sehr zur Klärung der Verhältnisse. * Der Deutsche Verein für Versicherungswissenschaft bringt in Hest 23 seiner „Veröffentlichungen", die Prof. Dr. A. Manes im Verlage von Mittler L Sohn, Berlin, herausgibt, eine „Kritik des Entwurfs eines Versicherungsgesetzes für Angestellte". Die Schrift ist der Bericht über die Verhandlungen des Vereins im Deutschen Reichstage vom 15. Februar 1911. * Der Termin der Gießener Stichwahl. Wie die „Franks. Ztg." berichtet, ist als Termin der Stich wähl in Gießen bereits der 21. März in Aussicht genommen. * Im Schutzgebiet Togo beliefen sich die Ein nahmen im Monat Dezember 1910 aus dem Be triebe der Küstenbahn auf 6993,7-1 .M, aus dem Be triebe der Jnlandb»hn auf 34 263,84 ./4, und aus dem Betriebe der Landungsbrücke auf 28 195,35 das ergibt aus diesen drei Betrieben einen Gesamt betrag von 69 452.93 ./t In demselben Schutzgebiet sind im Monat Januar 1911 24 Schiffe mit einem Gesamt - Nettorauminhalt von 47 205 Tonnen und einer Gefamtbesatzung von 979 Mann angekommen und abgegangen: davon trugen 14 die deutsche, 6 die französische und 3 die englische Flagge. Gerichtslssl. Königliche» Landgericht. ! Leipzig, 11. März. Gelegentlich einer Pfändung hat der Versicherungs beamte Richard Ludwig Felix Camin sich dem Gerichtsvollziehergehilsen K. gegenüber in einer Art und LVeise benommen, daß er wegen Widerstandes vom Schöffengericht zu einer Geldstrafe von 100 «4t verurteilt worden ist. Der Gerichtsvollzieher sollte bei der Mutter Camins wegen einer Forderung von 456,39 «1t pfänden. Frau Lamin war nicht zu Hause, und Camin selbst empfing den Beamten und bedeutete ihn, wiederzukommen, wenn sein« Mutter anwesend sei. Der lsierichtsvollzieher begann aber mit seiner Amtshandlung, und da hat Camin ihn gegen die Brust gestoßen, daß er zu Boden fiel. Als K. ein Protokoll aufnehmen wollte, hat Lamin auf den Tisch geschlagen und den Beamten an der Protokoll, aufnahme verhindert. Nun holte K. sich einen Schutz mann und «in«n Schlosser zu seiner Unterstützung; sie wurden von Lamin aber nicht in die Wohnung ein gelassen. Gegen seine Verurteilung batte Camin Be. rufung eingelegt. Er wandte ein, daß der Beamte sich unangemessen benommen habe, so habe K. in der Stube nicht seine Mütze abgenommen. Der Gerichts vollzieher stellte das aber in Abrede. Di« 8. Straf- kammer konnte in dem erstinstanzlichen Urteil keinerlei Rechtsirrtum finden, und die Berufung wurde kosten- pflichtig verworfen. Der reiche Erbe. Die Eheleute L. in Connewitz wollten ein Darlehen von 3000 «4t aufnehmcn, und aus ihr Inserat trat der aus Bayern gebürtig« Kaufmann Johann Sturm mit ihnen in Verbindung. Er stellte sich als Sohn des Inhabers eines hiesigen Verkehrs instituts vor, dessen ein« Filiale er leite, auch hab« er erst kürzlich einen schwerreiä>en Onkel beerbt; er sei also in der Lage, das gewünschte Darlehen zu geben. Er lverde ihnen nach Rücksprache mit seinem Vater einen Scheck aushändig«n über 3000 «1t; in einigen Tagen sollten sie zu ihm kommen und den Scheck holen. Die Eheleute L. wurden von Sturm aber noch be sonders daraus aufmerksam gemacht, den Hypotheken brief über 5000 «tt nicht zu vergessen, den sie als Dar- lehnssicherheit zur Verfügung stellen wollten. Das Geschäft ist nur dadurch nicht zustande gekommean, daß di« Eheleute L. den Sturm nicht auf dem Bureau autrafen, weil er inzwischen von dem Institute, bei dem er angestellt, mit dessen Inhaber er aber nicht im entferntesten verwandt war, entlasten worden war. weil er «inen Diebstahl und eine Unterschlagung be gangen hatte. Da Sturm von einem andern (berichte in einer andern Sache schon zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden ist, so erkannte die 4. Strafkammer des Landgerichts jetzt'gegen ihn auf eine Zusatz strafe von sechs Monaten Gefängnis. Hundebraten. Am 2. Februar kamen der Iljährige Maurer Karl Schroot aus Reudnitz und der 39jährigc Geschirrsührer Johannes Ludwig aus Sellerhausen von Holzhausen herein, als ihnen der wertvolle Hund des Fleischermeisters M., ein Dober mann, in die Quere kam. Schroot hat den Hund ein gefangen, sie Haden ihn mit zu Ludwig nach Haus« ge bracht, wo das Tier geschlachtet, gebraten und ver speist worden ist. An dem Mayle hat sich Ludwig mit seiner Familie und auch Schroot beteiligt. Da beide Angeklagte schon bestraft sind, jo verurteilte die 4. Strafkammer den Angeklagten Schroot zu vier Monaten und den Angeklagten Schroot zu vier Wochen Gefängnis. Schöffengericht. Wegen Ehebruchs verhandelte das Schöffengericht in nichtöffentlicher Sitzung gegen den Arbeiter K. und dre Frau Ue„ beide in Engelsdorf wohnhaft. K. ist von seiner Frau geschieden wie die Ue. von ihrem Manne, die Angeklagten wurden zu je drei Tagen Gefängnisstrafe verurteilt. Eine dauernde Entstellung des Gesichts hat ein Werkmeister davon getragen, als er in der Nacht zum 27. Januar nut dem Fabrikarbeiter Martin Lepczinski in Plagwitz in einen Wortwechsel ge riet, bei dem Lepczinski rhm mehrere Messerstiche in das Gesicht versetzte. Der Messerheld wurde wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Schöffen gerichte unter Anklage gestellt, bei der Sachlage er klärte sich das Schöffengericht aber für unzuständig und überwies den Fall dem Landgerichte zur Ab urteilung. Der Raubmorü m üer Slrlchspotheke ln Magüeburg. x. Magdeburg, 11. März. Nach «inständiger Paus« wird die Verhandlung wieder ausgenommen uno der Angeklagte Knite- lius gibt von den Vorgängen in Magdeburg folgende Schilderutm: Am Freitagabend traf ich Ritter im Kronen-Case. Ich hatte den Wunsch, mich einmal richtig auszuleben. Deshalb wurde der Vor schlag gemacht, nach Magdeburg zu fahren. Gleich zeitig hatten wir die Absicht, Pfandscheine zu ver laufen. Von einem Einbruch wurde noch nicht ge sprochen. Ritter sagte dann, wir sollten um 1 Uhr mittags mit dem V-Zug nach Magdeburg fahren. Das war mir noch zu früh, und ich sagte daher, ich würde mit dem nächsten Zuge nachkommen. In Magdeburg wurde ich anch von Ritter von der Bahn abgeholt. Ich ging mit ihm in seine Wohnung und mietete für mich nebenan ein zweites Zimmer. Als ich bei Frau Patze gemietet batte, sagte Ritter: Nun, jetzt wollen wir einmal ordentlich losg«hen. Wir versuchten dann Pfandscheine zu verkaufen, und stürzten uns nachher ins Anrisse ment. Von einem Diebstahl wurde an diesem Sonnabend nicht ge sprochen. Das Einbruchswerkzeug muß Ritter mitge bracht haben. Ich holte ibn am andern Mittag aus seiner Wohnung ab. Nach dem Mittagessen sagt« Zentralspitzenkurses und andere schöne Gegenstände aus Privatbesitz. Die Ausstellung einer Sammlung von Kunst blättern aus dem Besitz des Kgl. Kupserstichkabinetts in Dresden ist vorgesehen. Damit soll die Anwen dung der Spitze in der Tracht verschiedener Zeiten veranschaulicht werden. b'risssa ssairrwnrkt. Theater unü Konzerte. Leipzig, 13. März. VI. Kammermusik im Gewandhaus«. Ein moderner Abend, der ein« gewiss« pessimistische Saite in ziemlicher Stärke anklmaen ließ. Zum ersten Male erschienen drei Werke, die sich inhaltlich ähnelten. Hugo Wolfs D-Moll-Streichquartett, das früher bereits im Kaufhausjaale einmal zu hören war, trägt das Motto: „Entbehren sollst du, sollst entbehren!" Vornehmlich im ersten Satze zeigt sich viel von Weltvernennnrg und nachtgänaerischem Wesen. Wundervoll wirsen im langsamen Satze die so gegensätzlichen Stimmungen, di« einen Gefühls- rubepunkt bedeuten und von sehr großer Wirkung sind. Das Scherzo nimmt mancherlei aus dem Empfindungskreise des Eingangssatzes wieder auf und ist von großer Energie und Entschlossenheit, das Finale dagegen läßt alle Konflikte gelöst erscheinen und eilt selbstbewußt und lebhaft zugleich dahin. Eigenartig berührt die häufig beinah« orchestrale Fassung dieses Quartetts, das die Herren Konzert meister Wollaandt, Wolschke, Herrmann und Professor Julius Klengel ganz vorzüg lich und sehr beifallswürdig darboten — In Hans Pfitzners F Dur-Klaviertrio (dessen Pianofortepartie Herr Hofrat Max Reger in hervorragender Weise wiedergab) herrscht viel Sturm und Drang. Von "unkeler Stimmung und hartem Gefühlston ist der ,'rste Satz, der beinah« fatal wirkt durch seine Farb losigkeit und bis zu einem gewissen Grade in dem Finale sein Gegenstück findet. Sehr schön klingt rer langsame Satz mit seiner wundervoll getragenen Kantilene und der edlen Ruhe und Fülle vornehmster Klangwirkung. An neuere französische Beispiele (Fcrurö, Saint-Saens usw.) erinnert hingegen das Scherzo mit seinem leicht cindringliäfen und haften den Wesen, seiner Eleganz und fein humoristisch ge färbten Sprache, di« allerdings diesen Satz aus dem Rahmen des Ganzen völlig heraustreten läßt. — Das Ende dieser, ungefähr drei Stunden beanspruchenden Kammermusik bildete Max Regers neues Streich sextett (F-Dur, Opus 118, Verlag von Ed. Bot« und G. Bock), dessen Uraufführung von lebhaftem Beifall begleitet war. Die mit eminenter Kunstfertigkeit «arbeitet« Komposition läßt den Tonsetzer, sein Wesen und seine Eige»rart kaum in einem neuen Lichte oder von einer andern Seite erscheinen. Im Gegenteil« — man fühlt sich versucht, das Novum hinter die letzt erschienenen Kammermusikwerke Regers um ein Stück Aurückzustellen. Denn in dem ersten Satze läßt sich die themenbildend« Kraft, die formengebende Plastik »ehr vermissen. Von mclo- discher Bedeutung ist hier allein das zweite Tl-ema. Sehr interessant ist das Scherzo, das besonders im Trio ungemein anziehende Partien aufweist. Im Finale ruft ein scharf ausgesprochenes Thema einen nicht geringen kontrapunktischen Kampf aller Stimmen hervor. Aber merkwürdig — cs bleibt bei der bloßen Arbeit, und die Anteilirahme wird weder durch besondere tonlichc Schönheit, noch hervor stechende charakteristische Einzelzügc gefördert. Der schönste Satz ist der langsame — ein Stück von intimstem künstlerischen Innenleben und einer, aus tiefer Seele quellenden Melodik, das man, um es inhaltlich ganz genießen zu können, am liebsten allein, außerhalb der übrigen Sätze zu hören wünschte. Un zweifelhaft gehört dieses Largo zu dem Eigenartigsten und am meisten Inspirierten, was Reger bisher ge schaffen bat. Alles Dichten und Trachten gehr darin in tönender Schönheit auf und die Gedanken in all ihrer Schwere und Bedeutsamkeit machen hier in Ver bindung mit der überaus schönen Darstellung ein vollkommenes Kunstwerk aus. — An der vortreff lichen Ausführung der sehr große lechniick? Ankorde rungen stellenden Komposition machten sich nebst den oben schon genannten Quartettisten noch die Herren H «intzsch und Robert-Ha ns« n rühmlich ver dient. . Lrrgvn LexnitL. Ritter: „Wenn ich nur wüßte, wo ein Geldschrank wäre." Ich lehnte einen von Ritter gemachten Vor schlag, einzubrechen, ab, weil mir das Geschäft nicht groß genug zu sein schien. Ich sagte: „Was sollen wir diesen armen Leuten da- Geld weanehmen." Da kamen wir an der Hirschapotheke vorbei, an der ein Schild hing: „Von 3 Uhr ab geschlossen." Das sah Ritter und sagte: „Hier ist kein Mensch mehr zu Hause, das steht ja auf dem Schild." Er hat dann auch aufgeschlossen und wir gingen hinein. In der Apotheke haben wir alle Schubladen durchsucht. Wir fanden aber nichts, sondern nur Rezepte. Nach wenigen Minuten raschelte es an der Tur. Unwill kürlich lief ich dem einzigen Ausgang zu, der mir be kannt war. Rittet ebenfalls. Da war der Herr auch schon drin. Ich griff nach dem Revolver, lief an dem Mann vorbei und schoß. Auf der Straße brach ich zu sammen, ich konnte mich aber noch rechtzeitig erheben und weiterlaufen. Ich nahm dann eine Droschke und fuhr nach meiner Wohnung. Ich ging dann in Ritters Wohnung und nahm alle seine Sachen an mich, um die Spuren zu verwischen. Am Abend überzeugte rch mich, daß Ritter nicht nach' Hause gekommen war. Ich bin dann noch einmal ausgegangen. Am andern Morgen fuhr ich nach Berlin und am Dienstag fuhr ich von Berlin ab. — Vors.: Wohin reisten Sie? - Angekl.: Ueber Monte - Carlo, Barcelona, ^"adrid, nach Lissabon. --- Vors.: Und woorn be stritt«':'. Sie die Kosten dieser N«if<? — Angell: Ja; hatte im ganzen etwa 30(4) «K. — Vors.: Vcn anderer Seite erhic lten Sie kein Geld? — Angek l.: Rein. Den Entschluß, nach Brasilien zu fahren, hatte ich übrigens ursprünglich nicht. —Vor s.: Wann er fuhren sie von dein Tode des Herrn Rathg«? — A n - geklagter: Ich habe es in Barcelona in den Zeitungen gelefen. — Vor!.: Die Tat war also eine Tat des Augenblicks? — A n ge k l.: Jawohl. Den Revolver habe ich mir nicht für die Tat eingesteckt, ich trug immer einen Revolver. — Vors.: Sie mußten aber in dem Augenblick, als Sie schossen, sich darüber klar sein, daß es gefährlich werden könnte. — An geklagter: Ich habe überhaupt nichts gedacht. — Vors.: War denn keine ander« Möglichkeit vor handen, aus der Apotheke herauszukommen? — Angekl.: Ich habe andere Möglichkeiten gar nicht erst erwogen. Mir kam in dem Augenblick nichts in den Sinn. Es ging alles blitzschnell. Ich hatte den Revolver in der Hand und der Schuß ging auch schon los. — Vors.: Sie haben also keine Ueberlegung angestellt und die Tat vorher miteinander nicht be- sprocyen? — Angel l.: Nein, erst als ich den Mann sah, habe ich geschossen. — Vors.: Zeuge Ritter, im wesentlichen stimmt ja die Darstellung des Ange klagten mit der Ihrigen überein, nur in Kleinig keiten zeigen sich Differenzen. So sagt der Angeklagte, -aß Sie aufgeschlossen hätten. — Zeuge Ritter: Das ist möglich, ich weiß es nicht mehr. — Vors.: Auch sie meinen, daß die Tat das Werk des Augen blicks war? — Zeuge Ritter: Jawohl. — Vors.: Weshalb trugen sie denn aber beide so gefährliche Waffen bei sich? — Zeuge: Ich trug stets einen Revolver bei mir seit meiner Privatdetektivzeit. — Bert. R.-A. Boree: Wir haben nunmehr an der weiteren Beweisaufnahme nur insoweit Interesse, als der Charakter des Angeklagten in Frag« kommt, auf alles übrige verzichte ick). (Zum Zeugen Ritter): Halten Sie den Angeklagten für fähig, mit kaltem Blut einen Menschen niederzuschießen? — Zeuge: Das ist ganz ausgeschlossen. — Bert.: Fräulein Bethge, glauben Sie, daß Knitelius ein roher, ge walttätiger Mensch ist, der wohlüberlegt einen Mann niederschießt? Z«-uK»NL Da« kann 4ch nicht - glauben. Er war wohl manchmal erregt, er hat mich auch geschlagen, weil er Herrn v. Bortati-us nicht leiden konnte, aber daß er einen Menschen totschießt, lsiitte ich ihm nie zugetraut. — Nachdem noch eine Reihe Zeugen gleichfalls über den Charakter des An geklagten Knitelius vernommen waren, beschloß das Gericht, von einer Vereidigung des Zeugen Ritter ab zusehen. Die Beweisaufnahme wurde hierauf, ge schlossen. Köln, 11. März. Eine Kellnerin erschossen. Zwei Tage lang hat das Schwurgericht gegen den Kernmacher Peter Jos. Voosen aus Kalk verhandelt, der in einer Animierkneipe an der Eladbacherstraße die Kell nerin Grete Kürten durch 4 Revolver schüsse niedergestreckt hatte. Voosen wollte die Kürten heiraten, wurde aber nach unfänglicher Be günstigung von der Kellnerin zurückgewiesen. In der Erregung zog er den Revolver und tötete die Kürten. Die Anklage auf Mord wurde verneint. Das Urteil lautete wegen Totschlags auf 4 Jahre ein Monat Gefängnis. Essen, 11. März. Legen Totschlags verhandelte das Schwurgericht > V . n den Bergmann Friedrich Pikatz aus Buer- Nesse. P. war am Abend des 17. Dezember v. I. mit dem Hausverwalter, Bergmann Samuel Na- pierski in einen Wortwechsel geraten und hatte „Man soll keine Briese schreiben!" Das Leipzi ger Schauspielhaus war gestern abend zur Erstaufführung der dreiaktigen Groteske obigen Titels von Konrad Stifter und Walter Turszinsky recht gut besucht. Ich bin gewiß, daß eine ganze An zahl Besucher auf den Titel hin und auf die An kündigung eines Polizeirates und einer —Schauspie lerin im Personenverzeichnis eilends ein Billett er standen und voll Neugierde erwarteten, ein Stück zu erleben, das sich mit jenem übel aufgebauschten „Fall" in Berlin beschäftigen würde, den öffentlich zu er örtern alle anständig und vornehm denkenden Per sönlichkeiten jeder politischen Parteirichtung als eine Taktlosigkeit mit Recht abgelchnt haben. So schnell arbeiten unsere Lustspielfabriken auch noch nicht. Diese drei Akte von Stifter und Turszinsky wollen viel mehr eine Groteske sein. Sie sind es nicht, denn sie bieten nur ein ins Lächerliche gezogenes Bild gesell schaftlicher Korruption ärgster Art im breiten Zerr spiegel. Darf man das noch Groteske nennen? Ein Polrzeirat, wie der im Stück, der alle Frauen der Stadt liebt, Spuren verwischt, um kompromittierende Briefe wiederzuerlangen, der jede Stunde zahllose Rechtswidrigkeiten, Vergehen und Verbrechen im Amte zu begehen bereit ist, solch ein Muster eines Polizeiobersten ist wohl nur inRußlandzu suchen, wohin auch der lyrisch angehauchte Einbrecher mit dem zartbesaiteten Gemüt gehört. Lin echtes Kind unserer reichsdeutschen Metropole dagegen ist der Klamottenede Hanke. Die drei Akte enthalten wohl manches Amüsante neben schlimmen Längen und Ungeschicklichkeiten, sind aber al« Groteske auf eine ganz schiefe und falsche Basis gestellt. Der erste Akt mit seiner minuten langen Verdunkelung der Bühne reizte das Publikum zum Mitspielen, der zweite fesselt« durch das Milieu eine» Derbrecherkellers. Diel Lob kann man dem ganzen, beifällig aufgenommenen Stücke nicht spen den. um dessen Erfolg sich die Darsteller, insbesondere die Herren W o l f r a m . O st w a l d t und Wilde n Hain, sowie die Damen v. Schultz und Busch, redlich abmühten. p. s. ihm in dessen Verlauf einen Messerstich in die Brust beigebracht. Rapierskt starb auf der Stelle. Dte Geschworenen schlossen mildernde Umstände aus. worauf der Angeklagte zu 8 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt wurde. Spott. Pferdesport. Rennen zu Auteuil am 1L Mär, (Eig. Drahtbericht.) Prix du Pre-Latelan 3000 Fr. Verkaufs Stcevle-Chase 4000 w. Monss E. Thtöbaur' „Duc de Ferrare" (F Hardy) 1., Mons. L. d^ilguiars „Queen O'Scots" 2.. Mons. L. Prates „Lorncob" 3. Tot.: Sieg 40:10, Platz 25, 24 :10. 6 Pferde liefen. Pris des Pins 4000Fr. Hürdenrennen. 3100 m. Mons. I. Tissots „Bascophilie" (Groom) 1.. Mons. CH. Liönarts „Kiddie" 2., Mons. E. Ehlers' „Elk" 3. Tot.: 49:10, Platz 18, 23, 25:10. 10 liefen. Prix d'Auteuil 20 000 Fr. Steeplechase. Für Vierjährige. 3500 w. Mons. A. Veil-Picards „Cheshire Lat" (Parfrement) 1., Mons. James Hennessys „Univers 11" 2., Mons. G. Braquessacs „Guillaume" 3. Tot.: Sieg 68 :10, Platz 33, 27 :10. 6 Pferde liefen, 3 gefallen. , Prix Juigne 15 000 Fr. Hürdenrennen. Für Vierjährige. 3500 w. Mons. Math. Goudchaux' „Thösöe" (Sauval) 1„ Comte Th. d'Orsettis „Ser ri ent« au" 2., Mons. A. Veil-Picards „Tournelle" 3. Tot.: Sieg 24.10, Platz 16, 18 :1O. 5 Pferde liefen. Prix Amadou «5000 Fr. Steeplechase. 3500 m. Mons. Ä. Veil-Picards „Blagueur N" (Parfre ment) 1., Mme. Jayets „Free Drink" 2., Mons. I. Hennessys „Kintyre" 3. Tot.: Sieg 14 :10. 3 liefen. Prix Ventritaque 4000 Fr. Steeplechase. 3500 m. Mons. G. Braquessacs „Primat" (Head) 1., Mons. P. Besnus' „Drinker" 2., Comte E. de Fitz- James „Sitting Bull" 3. Tot.: Sieg 32:10, Platz 21, 46 : 10. 6 liefen. Rennen zu Nizza am 12. März. (Eig. Drahtbcricht). Prix desMimosas 4000 Fr. Verkaufsrennen. 1500 m. Mons. A. Zafiropulos.,Acrobate" 1. Mons. I. Ravels „Thalassa" 2., Mons. Pfizers „Hiawatha" 3. Tot.: Sieg 64:10, Platz 29, 29:10. 6 Pferde liefen. Prix Spezial de la Sociötö Sportive d'Encouragement2000Fr. Mons.W.Lunningtons „Bassompierre" 1., Mons. A Zafiropulos „Aw mique" 2„ Mons. I. Ravels „Equitö 1t" 3. Tot.: Sieg 18:10, Platz 14, 27:10. 7 Pferde liefen. Prix de Bellemare 5000 Fr. 1300 m. Mons. L. Alexandres „Foliosa" 1., Mons. W. K. Vander- bilts „Belfast, 2„ Mons. I. Ravels „Madame Foutzi", 3. Tot.: Sieg 16 : 10, Platz 14, 17 : 10. 6 liefen. Grand Prix de Nice 100000 Fr. 2200 m. Mons. M. Caillaults „Olivier II", 4j., 55 k? (LH. Childs) 1., Mons. S. Miguels „La Boheme II", 3j„ 49V- Kg (I. Jennings) 2., Mons. F. I. Eoulds „Combourg", 3j., 49V, Kg (I. Reiff) 3. Ferner liefen: „Virag", „Mirliflor III", „Jmpörator III", „Marsa", „Havre", „Garance II", „La Bögude", „Rule Britannia". Tot.: Sieg 85 : 10, Platz 25, 22 54 : 10. Prix de la Charme 6000 Fr. 2000 m. Mons. -TH-» Myers' „Chestruvin^l., Mons. PfjMs „Padoue II 2., Mons. F. I. Goulds „Le Remen- dado" 3. Tot.: Sieg 35:10, Platz« 18, 28, 20:10^. Wintersport. Der Winter geht zur Neige; «in Ausblick auf den Sommer und die immer mehr aufkommenden Somme r s k itouren , die bekanntlich in Bilgeris „Alpinem Skilauf" zum erstenmal und sehr ein gehend behandelt werden, ist bereits in der neuesten Nummer des „Winters", d«r bekannten Wintersport- ,Zeitschrift, aus Oertels bekannter Feder enthalten. Ein Rückblick auf die großen Skimeisterschaften dieses Winters und ein Bericht über das so viel besprochene Reichenberger Rodelrennen bilden mit guten Bridern den Hauptteil des sauber durchgearbeiteten Heftes. Der weitere Inhalt besteht aus amtlichen Nachrichten der Skiverbände und -vereine, deren Organ bekannt lich der „Winter" ist, und aus den neuesten Berichten über all« Zweig« winterlicher Sportbetätigung. „Der Winter" erscheint jetzt schon im 5. Jahre und kostet trotz der reichen Ausstattung nur 5 «41. Radsport. —8— Der Leipziger Rennfahrer-Verband veran staltet feine erste Zuverläsligkeitsfahrt über die Strecke von etwa 120 Kilometer am Sonn tag, den 2. April. Interessenten und Straßenfahrer, die sich an dieser Fahrt beteiligen, bzw. di« Mit gliedschaft des L. R.-V. erwerben wollen, sind zu den an jedem Dienstag abends 9 Uhr im „Eafö Hart mann", Grimmaischer Steinweg 21, stattfindenden Sitzungen willkommen. 2 Die Radfernfahrt Berlin—Cottbus—Berlin (250 km), veranstaltet von der Allgemeinen Rad fahrer-Union, gewann Schallwig in 8 Stunden 48 Minuten, 2. Schultze-Trebbin, 3. Schmidt-Nürn berg, 4. Rottnick-Berlin. 2 Im Pariser Wintervelodrom siegte in einem 20-Rennen mit Tandemführung Brocco vor Berthier, de Mara und Mac Farland, in einem 50-km-Rennen Moran vor Didier und Serös. Fußballsport. s. Im Eintrachtsportpark standen sich am Sonntag nachmittag Fußballklub „Wacker" und Fußball klub „Eintracht" im öffentlichen Wettspiele gegen über. Wacker hatte das letzte Treffen, das Anfang Januar auf seinem Platze stattgefunden hatte, für sich entscheiden können, seine Leistungen find aber seit dem etwas schlechter geworden, so daß das Spiel un gefähr gleiche Gegner aufweisen müßte. Dies« Vor mutung war auch richtig, beide Gegner waren sich ebenbürtig und demzufolge gab es auch einen flotten Kampf mtt größtenteils recht achtbaren Leistungen. Beide Gegner waren sehr schnell am Ball und ihr Zusammenspiel zwar verschiedenartig, aber gleich erfolgreich. Nur daß Eintracht eine etwas stärkere Energie entwickelt« und mit Hilfe dieser das Spiel, wenn auch knapp, für sich entschied. In der ersten Halbzeit zeigte Wacker sich etwas überlegen und führte ein« recht gute Kombination vor. Ein trachts Angriffe bestanden zunächst in Durchbrüchen, dann aber kam Eintracht auf und das Spiel war offen. Auf beiden Seiten arbeiteten die Verteidi gungen recht aufopfernd, trotzdem fielen auf jeder Seite ein Tor. Zuerst schoß Wacker ungefähr in der Mitte der Halbzeit ein, kurz vor Schluß glich dann Eintracht aus. Die Pause wies so einen Stand von t: 1 auf. Wieder war es Wacker, der die Führung durch schönen Schutz an sich ritz, aber bald hatte auch Eintracht ausgeglichen. Beide Verteidigungen ver hüten so manche Gefahr und es scheint als ob der Kampf unentschieden bleiben sollte. Kurz vor Schluß zeigte sich Eintracht vollkommen überlegen und drängte demzufolge andauernd. Wacker wehrte sich mit oieler Mühe, mutzte sich aber doch zum Schluß geschlagen bekennen, denn irr der vorletzten Minute tonnte Eintracht durch «inen plazierten Schuß de»
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