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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110317020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911031702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911031702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-17
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Bezug--Prei- ur uu» ««rott» d»rch »»8rr Trüg« und Svrdiirure 2««l täglich >»« Hau» gebracht: UU ivuaU., R.«V^U viertetjührt »et uni««» ?Zil»al«» «. Lit. nadmeitellen adgrhollr 7A manatl, L.LL »i»r«ltüdrl. Durch dt« H«»r loaerhald reuitchiand« und der deuttchen Kolonien vierleliüdrt. it.T» «onall. I^i» austcht. Potidestellgeld. Kerner io Vetgleu, Tünemark, den Donaustaaten, Zlaliea, ^ureindurg, !>tted«rtaud«, Aar» uxoe», Oesterreich-Ungeru, Aukland, r-mweden, Schwer» u. Spanien. In alle» übrigen Staaten nur direlt durch dt« Geichüslüttelle de» Blaue« erhüiUrch. Da« Lerpglger Lageblan erschein« 2 wat ttgltch, Sona- u. Aetcriag« nur morgen«. Lbonn« >i»nl-«nnabme: Augukusplatz 8, de» unteren Lrügern, Atltaten, Spediteuren und Annahmestellen, towie Postämtern und vnesträgeru. «»»»»lverkan t«pr»t« der Morgen, -uügabe 1v der Abendrutgab« s ch. Abend-Ausgabe. eMMLagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Aales und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Auzeigen-Prei- M Suserare aus umv,>g un» Umgevun, dt« igespalrene 20 Mw breite Petit»eil« 2S dt» 74 oun breit« Reklamejeil« l »«, ea««»ürt« L) AeNamen PL) z^erat« »on Bebürd«, '» amtliche, De> die 74 nun breite V«tit»eil« 4l) «elchüstdanreiaen mU PlaPvorschriste» und m der Lbeadautaab« im Piers« erdäh«. ^adau »ach Laris. Seilagegedüdr ü p. Lansenv exü. Postgebühr. Kester«eilt» Saltrüo» k-nnen nicht »urtck- oero-e« «erde». Kür da« itrscheinen an bestimmten Lage» uao Plätzen wird teiv Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: August utzplatz 8, bei ltmtlichen Kilralen u. allen Annonmn- ittzpedruonen de« Zn» und Autlande«. Nrdaktio« und Setchäft-stell»: Johanniegasse6. Fernsprecher: «46i^ 14««, 14<»4. Haupt-Sillale Lrrtzde«: Seestrade 4, L (Lelephon 46-1 >. Nr. 7S. Frrimy, -en 17. NSrr >Sll. 105. Zshrgsng. Vie sbgeSnüerte Stlchwshlpsrole. Die national!iberale Organisation in Gießen-Nidda hatte unterm ersten Eindruck des Wahlresultats vom 10. März für die Stichwahl den Parteifreunden die Stimmenabgabe frei- gesteIlt. Man kann über den Wert dieses Be- schlusses verschiedener Meinung sein, wird es aber nimmermehr verstehen, wie Lieser Beschluß binnen wenigen Tagen um gestoßen werden und durch eine Paroleausgabe zugunsten des antisemitischen Kandidaten abgeändert werden kann. Zweifellos haben Einwirkungen von außen stattgesunden, die dann diesen Umfall herbeigefiihrt haben. Nach der „Frkf. Ztg." soll in der nationalliberalen Reichstags fraktion Verstimmung über diesen von Berlin aus gehenden Eingriff herrschen, denn die Fraktion bat „offenbar die durchaus klare Empfindung für die groteske Blöße, die nicht nur der Gießener, sondern der ganze deutsche Nationalliberalismus mit einem solchen Umfall sich gibt". Der Umfall ist nun leider Tatsache geworden, und das beklagen wir im Interesse der nationalliberalen Partei auf das lebhafteste. Der ursprüngliche Beschluß der Gießener National liberalen auf Stimmenfreigab« schloß durch aus noch nicht eine direkte Unter stützung der Sozialdemokratie in sich; cs blieb vielmehr jedem Parteiangehörigen überlassen, sich nach der ihm persönlich besser dünkenden Seite hin zu entscheiden. Die Konservativen haben in ihren Organen und durch den Mund ihrer Führer schon wiederholt gedroht, daß sie nationalliberalen Kandi daten gegenüber bei künftigen Wahlen in gleicher Weise verfahren würden. Wenn sich die Gießener Nationalliberalen ursprünglich nicht für den Anti semiten entschieden haben, so ist der Grund für ihre Haltung darin zu sehen, daß der antisemitische Kan didat Dr. Werner die Nationalliberalen in ganz un glaublicher Weise beschimpft und verhöhnt hat: unter anderem soll er sie sogar als „Schurken" bezeichnet haben. Diese Beleidigungen hat Dr. Werner später, unterm 11. März, also vier Tage nach der Hauptwahl und nach Verkündigung des ursprünglichen national liberalen Beschlußes zurückgenommen, aber trotzdem bleibt die Nachgiebigkeit der Gießener gegenüber ge wißen Berliner Einflüßen sehr peinlich. Die natio- nalliberale „Badische Landesztg." hat ganz recht, wenn sie erklärt, in der breiten Masse der national liberalen Wähler werde man diese Entscheidunng nicht verstehen. Was helfen schließlich so eindrucksvolle Kundgebungen gegen die Wormser Ecke wie die Mainzer Rede des Abgeordneten Dr. Stresemann, wenn in der Partei noch andere Männer vom Schlage Hehls tätig sind und gewiße Beschlüße von Kreis organisationen zu konterkarieren vermögen. Es ist uns nicht zweifelhaft, daß über diese Vor kommnisse auf der am kommenden Sonntag in Berlin stattfindenden Sitzung des Zentralvorstandes der nationalliberalen Partei eingehende Erörterun gen und Auseinandersetzungen stattfinden werden, und wir hoffen zuversichtlich, daß denjenigen Män nern, die eine solche Politik unterstützen und fördern, im Interesse der Eesamtpartei die Meinung recht gründlich gesagt wird. Die Fortschrittliche Volkspartei hat beschloßen, bei der Stichwahl in Ereßen-Nidda für den sozialdemo kratischen Kandidaten einzutreten. Die Msrlneüevatte im enMüren Unterhaus. London, 17. März. (Tel.) Zn der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte Balfour, man müsse den hatten Tatsachen der Lage Englands im Jahre 1914 in das Gesicht sehen. Großbritannien würde dann nur 29 Dreadnoughts in den europäischen Gewässern besitzen, der Drei- I bund gleichfalls 29. England habe besondere l Schwierigkeiten in den europäischen Gewässern, denn es müße sowohl in den heimischen Gewässern als auch im Mittelmeer die -Suprematie aufrechterhalten. Mindestens drei Seemächte außer der Türkei bauten dieselbe Klasse von großen Schiffen wie Groß britannien. Man dürfe das nicht übersehen und müße Englands Stellung gegenüber allen möglichen Feind seligkeiten in Erwägung ziehen. Unter Bezugnahme auf Greys Worte am Montag über den all gemeinen Schiedsgerichtsoertrag mit Amerika sagte Balfour, er sehe nicht ein, warum ein solcher Vertrag nicht abgeschlossen werden könne. (Beifall.) Was auch andere Länder tun möchten, diese beiden erkennten, soweit sie davon betroffen würden, wohl an, daß der Friede ihr größtes Inter esse sei. Wenn Staatssekretär Evey die Mittel finden könnte, irgendeine Vereinbarung dieser Art durchzu führen, so würde er kein« wärmeren Freunde dieser Politik finden als die Unionisten. (Beifall.) Eng land bade niemals Schiffe gegen Amerika gebaut und oaue sie auch jetzt nicht. Dieses Budget sei entworfen, um der Läge Englands in Europa zu entsprechen. Er könne in den Ausführungen Greys nichts sehen, was die Höhe der Ausgaben für die Flotte direkt berühre. Zum Schluß erklärte Balfour: Auf Großbritannien ruhe nicht nur die Last der politischen Situation in Europa, sondern auch die der Notwendigkeit, den Handel zu schützen. Das vorgelegte Budget sorge in u n - genügender Weise für den Stand der Schlacht schiffe im Jahre 1914 und den Schutz der langen Ver bindungslinien des Hundelsoerlehrs. Mac Kenn« unterbrach Balfours Rede mit der Bemerkung, daß die Admiralität seiner Schätzung der voraussichtlichen Stärke des Dreibundes im Jahre 1914 nicht zustimme. Dillon (Nationalist) erklärte, solange die große Verfassungsfrage nicht ihre Erledigung gefunden habe, wäre seine Partei bereit, die Vorschläge hinunterzuschlucken, denen sie sich sonst energisch widersetzen würde. Es sei außerordentlich skeptisch, was die unmittelbare Wirkung des Schieds- gerichtsoettrages mit Amerika auf Rüstungen an gehe, selbst wenn man ihn abschließen .önne. Die Opposition sage jetzt, daß England gegen den Dreibund bauen müsse. Sei aber die Opposition bereit, mit dem Dreibund zu kämpfen? Unter Bezugnahme auf die Erklärung des früheren französischen Ministers des Auswärtigen Pichon über militärische Besprechungen sagte Dillon, es herrsche das unbehagliche Empfinden vor, daß irgendeine Allianz mit Frankreich bestehe. Er sei nicht sicher, daß, wenn es Groß britannien gelänge, den Vertrag mit Amerika abzu- schließen, dieser nicht zum Vorwand für weitere Rüstungen zur See genommen werden und nicht die unmittelbare Wirkung haben würde, «in neues Flottengesetz in Deutschland heroorzurufen. Hierauf wurde die Resolution des Mitgliedes der Arbeiterpartei George Roberts mit 21V gegen 54 Stimmen abgelehnt. Sur Lage in Marokko wird mitgeteilt, Laß durch Len Aufstand der Mter- leute Ler Thron Mulcy Hafids in Gefahr sei. Der französische Major Mangin habe des Sultans Schick sal in der Hand. Die Postboten aus Mequinz meldeten, die scherifische Mahalla habe die Verfolgung der Beraraber ausgenommen. Folgende Telegramme liegen vor: Tanger, 17. März. (Tel.) Aus Fez wird vom 12. März gemeldet, daß es Postboten aus Mequinz gelungen ist, nachdem die Postverbindung neun Tage unterbrochen war, in Fez einzutreffen. Sie meldeten, daß in der Umgebung von Mequinz Ruhe herrsche. Die Beraraber hätten auf dem Marsche nach Raselena Faradji die Beduinendörfer ausgeraubt und die Frauen und Viehherden mitgenommen. Die Flüchtlinge seien in die Stadt gekommen und hätten eine Panik hervorgerufen. Die Tore seien sofort ge schlossen worden, doch wären die Beraraber, nachdem sie die Stämme ausgeplündert hätten, wieder in das offene Land gezogen, während di« scherifische Mahalla von Djilali aus die Ver folgung ausgenommen hätte. — Von Tanger ist ein« Abteilung von ungefähr 30 Soldaten und 24 Kamelen aufaebrocken. um der Mahalla des Sultans Munition für die Infanterie und Artillerie zuzuführen. In Arzila wird ein« starke Eskorte von Raisuli gestellter Reiter zu ihr stoßen. Paris, 17. März. (Tel.) Aus Fez wird weiter berichtet: Die Stadt war am 12. März von den auf rührerischen Mterleuten belagert worden, die bis an die Mauern heranrüctten und Len Palast des Sultans beschossen. Es entstand eine große Panik, und der Sultan traf bereits Vorbereitungen zur Flucht, doch gelang «s nach heftigem Kampfe, den Angriff des Mterstammes zurückzuschlagen. — Wie der Fezer Berichterstatter des „Matin" berichtet, äußerte Ler Sultan ihm gegenüber, daß die ungewöhn liche Au-idehnung und Heftigkeit des Aufstandes ihn mit großer Betrübnis erfülle. — Der französische Konsul erklärte, wenn di« Mahalla nicht auf derganzen Liniesiege, dann sei der Thron Muley Hafids in Gefahr. Der allgemeine Eindruck sei der, daß das Schicksal des Sultans in den Händen d«s Majors Mangin lieg«. : i - i - : paUtische Nachrichten. Französische Offiziere in den Reichslanden. Straßburg, 17. März. (Tel.) Im Landesausschuß für Elsaß-Lothringen beklagte sich gestern der Abg. Weber über di« Schwierigkeiten, die fran zösischen Offizieren bei Besuchen in Elsaß- Lotyringen gemacht würden. Unterstaals sekretär Mandel erwiderte, daß der Reichskanzler der französischen Regierung von dem Verhalten der deutschen Regierung in solchen Fällen Kenntnis ge geben hab«. Die Regierung verlange nämlich, daß die Offizier« erst um Genehmigung ein kämen. Auch in Elsaß-Lothringen sähe man solch« Besuche nicht gern, namentlich im Interesse der Landesverteidigung, da ein Offizier immer mehr sähe, als einem lieb sei. Anderseits bedaure die Re gierung, daß noch so viele Angehörige elsässisck)er Familien sich nach Frankreich meldeten, um dort in das Heer «inzutreten. Der Unfall des Unterseeboote» „Loutre". La Rochelle, 17. März. (Tel.) Das Untersee« boot „ Loutre " ist am 17. März in dein Augen blick von dem Fischerboot gerammt worden, als es wieder an die Oberfläche steigen wollte. Das Fischer boot benachrichtigte sofort zwei Walfisch fahrer, die die Mannschaft des „Loutrc" aufnahmen. Das Leck, das das Unterseeboot er halten hat, befindet sich am Steuerbord. Es sind Maßnahmen getroffen worden, die „Loutre" wieder flottzumachen. Die Juwelen Abdul Hamids. Konstantinopel. 17. März. (Tel.) Die Kammer har den Antrag angenommen, die Juwelen Abdul Hamids zu verkaufen und aus ihrem Er lös die beiden von Deutschland gekauften Kriegsschiffe zu bezahlen. Nus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 17 März. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 18. März. Nordwestwinde, heiter, nachts kalt, tagsüber warm, trocken. Pöhlberg: Schwache Schneedecke dis in die Täler, glänzender Sonnenuntergang, Himmelsfärbung gelb, Schneehöhe 10 Zentimeter. Fichtelberg: Gut« Schlittenbahn bis Ober wiesenthal, starker anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost, glänzender Sonnenunter- und -aufgaag, Abend- und Morgenrot Schneehöhe 270 Zentimeter. * Der Dank des Prinzregenten. Die „Germanen", Verein zur Unterstützung bedürftiger Kriegsveteranen von 1849—70/71 (Sitzungslokal: Palastrestaurant „Zum Schultheiß", Ritterstraße 30/3V) hatten dein Prinzregenien Luitpold von Bayern zum 90. Geburts tage ihre Glückwünsche übermittelt. Darauf ging be reits am 14. März unter einaeschriebenem Kuvert eine künstlerisch ausgeführte Karte ein. Diese trägt das Bildnis des greisen Herrschers und die Worte: „Herz lichen Dank für die treuen Wünsche zu meinem 90. Ee- bullstagsfeste. München, den 13. März 1911. Luit pold, Prinzregent." — Ebenso hatte bei der Staats beamtenfeier im Hof- und Nationaltheater in München die dort anwesende Abordnung des Ver bandes Sächsischer mittlerer Eisen bahnbeamter eine Huldigungsdepesche an den Prinzregenien Luitpold gerichtet. Darauf ist dem Verband« durch die Geheimkanzlei ein Erinnerungs blatt sdie lithographische Wiedergabe der Jubiläums plakette mit dem Bild« des hohen Jubilars) zu gegangen. Die Antwort ist in die Worte gefaßt: „Herzlichen Dank für die treuen Wünsche zu meiner 90. Geburtstagsfeier. Luitpold, Prinzregent von Bayern." * Gesichteter Freiballon. Heute mittag wurde in der Zeit von 12 bis '/-I Uhr über Leipzig ein silber grauer Freiballon in etwa 150 Meter Höhe gesichtet. Durch eine deutliche Aufschrift an der Ballonhülle lvar er als Ballon „Altenburg" gekennzeichnet. Die Besatzung bestand aus drei Insassen. Nach einem großen Halbkreis von Süden nach Norden stand er einig« Minuten still und bewegte sich dann langsam in der Richtung nach Möckern, Schkeuditz, Merseburg (Halle) weiter. * Deutscher Frauenbund. Am Sonnabend, den 18. März, findet in Borna, abends 8 Uhr, im Gasthof „Zum Stern" ein Vortrag non Herrn Reichstags abgeordneten Dr. Arendt- Berlin statt über: „Ent- Die Dsme in Grsu. 14s Roman von Anny v. Pannhuys. (Nachdruck verboten.) Nock immer sprach di« Beobachtete mit dem dienst baren Geist des Hauses und jetzt verstand man auch ein paar Worte der Magd: „Ei, wenn i Ihne doch sag', 's isch kei De- peschle da." Das Schwabenmädel schlurfte langsam weiter. Die Person mußte sich über ihre weiteren Ent schlüsse noch nicht klar sein, sie blickte starr und ge dankenvoll der Magd nach, so, als trüge die anstatt schmutzigen Geschirrs, die Lösung eines wichtigen Lebensrätsels davon — dann ging sie di« Treppe wieder empor, die Herren, die sie beinahe mit dem Kleid streikte, gar nicht beachtend. Als sie ungefähr oie Hälfte der Stufen erstiegen hatte, rief Langenau schnell und deutlich: „Fräulein Wiegler!" Blitzyejchwind drehte sich die Angerufenc herum: „Sie wünschen?" „Sie zu sprechen, mein Fräulein." „Bitte." Es klang fragend und erstaunt. „Za, so zwischen Tür und Angel läßt sich unser Gesoräch nicht erledigen, ich muß Sie schon bitten, mich in Ihr Zimmer zu führen." „So? Ja — wer — sind — Sie — denn — eigent lich?" ihre Stimme beste ein wenig bei dieser ge stotterten Frage. „Ich bin Volizeibeamter und bitte Sie, wenn Sie Unannehmlichkeiten vermeiden wollen, zu tun, was ich Ihnen sage." Bei diesen Worten hatte er auch bas Mädchen erreicht^ das plötzlich mit zwei Sätzen wieder die Stufen hrnunterspräng, an stellen nor- beistürzte, und wie gejagt zur Haustür hinaus rannte, direkt in die Arme eines gutmütig und spieß bürgerlich ausseh«nd«n Mannes, dieser Mann war der Beamte des Kommissars. Zum Glück befanden sich keine Leute in der Nähe, so daß der kleine Vorgang weiter nicht auffiel. Der Wirt ward gerufen, der dem Kommissar auf dessen Wunsch bereitwillig ein Zimmer zur Ver- fügung stellte. Es war wohl die sogenannte „gute Stube", die der Wirt aufschloß, und in der sich vor allem eine giftgrüne Garnitur, sowie zwei künstliche Palmen von der gleichen, unheimlichen Farbe, besonders breit machten; von der Decke herab hing eine goldbron zierte Hängelampe und von der einen Wand grüßte mit ernster Würde unter Glas und Rahmen ein Myrtenkranz. „Mache pch's die Hcrre nur kommod hier, wann di« Herre was wünsche, i bin drunte im Gaschizim- mer", empsahl sich mit freundlichem Kratzfuß der Be sitzer vom „Roten Männchen". Nach seinem vereitelten Fluchtversuch war das Mädchen den Herren ruhig gefolgt. Bleich und mit trotzigem Gesicht stand es nun inmitten des Zimmers und lehnte die mehrmalige Aufforderung des Kom missars. sich niederzusetzen, mit einem Kopfschitt- teln ab. „Na, dann nicht", meinte dieser und machte sich's in einem der gijlgrünen Sessel, den er in nächster Nähe der Tür postierte, bequem. Stetten folgte seinen« Beispiel. „Fräulein Meta Wiegler," Hub Langenau an, „Sie sind beschuldigt, Ihrer Herrin, Fräulein von Predewitz, eine Reisetasche mit verschiedenem Inhalt, darunter wichtige Papiere, entwendet zu haben." „Das ist nicht wahr, denn " In diesem Augenblick klopfte es, der Kommissar sprach leise mit jemand durch die halbgeöffnete Tür, dann streckte er einen Arm hindurch und zog ihn gleich daraus wieder zurück, in der Hand hielt er jetzt eine sehr elegante, braune Ledertasche. „Kennen Sie diese Tasche?" fragte Langenau. „Ja, natürlich! Doch wie kommen Sie dazu, wie können Sie es wagen" — stieß sie hervor. „Mein Beamter hat Ihr Zimmer einer kleinen Revision unterworfen und dabei diesen wichtigen Fund gemacht", gab Langenau gleichmütig zurück, „und nun bitte ich Sie nochmals, «nein« Fragen wahr heitsgemäß zu beantworten. Diese Tasche gehört also der vorhin bereits genannten Dame, die sie Ihnen vorgestern zur Ausbewahrung übergab. Als die-Dame dann später an die Bahn kam. wo Sie sie erwarten sollten, waren Sie mit der Tasche auf und davon." „Das ist nicht wahr, denn " Langenau unterbrach brüsk die Sprechend«: „Das ist wohl wahr. Außerdem sind hier auf dem silbernen Schildchen die Buchstaben R. v. P. ein graviert, auch der Inhalt, den mir Fräulein von Predewitz angab. ist vorhanden. „Ja, aber mein Gott, das bestreite ich doch gar nicht." „Sie jagten doch eben noch, das ist nicht wahr." „Sie ließen mich ja nicht ausreden, ich meinte, es ist nicht wahr, daß ich die Tasche gestohlen habe." „Wenn Ihnen das Wort stehlen nicht paßt, sagen wir einfach unterschlagen." „Auch nicht unterschlagen. Wo sollte ich denn die Tasche lassen? Da Fräulein von Predewitz mich doch durch einen Dienstmann benachrichtigte, ich möchte sie nicht erwarten, sondern in den Gasthof hier gehen, wohin sie mir weitere Nachricht senden wollte, so tat «ch, wie mir befohlen, natürlich nahm ich die Tasche mrt hierher." „Fräulein von Predewitz hätte Sie in den Gast hof zum „Roten Männchen" geschickt?" Der ungläubige Ton in dieser Frage mußte wohl dos Mädchen ärgern, denn ihr „Ja" klang fast be leidigend schroff. „Hal Ihnen der Dienstmann vielleicht auch er zählt, was aus Fräulein von Predewitz geworden, «Deshalb die Dame nicht selbst kam?" „Er sagte, die Dame müsse diese Nacht bei ihrer plötzlich erkrankten Schwester bleiben." „Wunderten Sie sich nicht darüber, daß die Dame Sie nicht zu sich kommen ließ?" „Ja, sehr sogar. Aber was sollte ich denn tun, «ch durfte doch nicht gegen ihren strikten Befehl han deln und, und " sie stockte unter dem spötti ¬ schen Blick des Kommissars. „Diese Lüge haben Sie sehr dumm erfunden, doch halten wir uns damit nicht weiter auf, die Tasche wäre ja wieder zur Stelle, und daß Sie mit Ihren Lügen vor dem Richter bestehen würden, bezweifle ich stark. — Jetzt möchte ich aber noch gerne von Ihnen wissen, wo Sie das Brillantkreuz gelassen baden, das Sie der Schauspielerin Fräulein Wend land stahlen, bei der Sie bis vor zwei Jahren in Stellung wahren?" Bei dem Worte „Brillantkreuz" färbte sich das blasse Gesicht des Mädchens mit einer jähen Purpur röte, dann warf sie mit einem kurzen, gequälten Auf lachen den Kopf in den Nacken: „Was soll ich denn noch alles gestohlen haben, sagen Sie es nur gleich mit einem Mal." ^.Weiter wüßte ich bis jetzt nichts, ob Sie sich ionst noch an fremdem Eigentum vergriffen, müssen Sic ja besser wissen als ich. Die Hauptsache ist letzt aber, ich möchte von Ihnen erfahren, wohin Sie das wertvolle Schmuckstück brachten?" „Ich habe kein Kreuz gestohlen, ich weiß von nichts, ich beantworte Ihnen überhaupt k«ine Frage mehr", sie wandte sich, blickte sich die Blumentöpfe auf dein Fensterbrett an und tat, als ginge sie d,c ganze Lacye überhaupt nichts mehr an. Der Kommissar sann nach, ein Gedanke kam ihm. „Es ist doch merkwürdig, daß Sie von dem Kreuz nichts wissen, La man doch schon in Berlin weiß, daß Sie es nahmen." „Was?" Sie fuhr herum. „Nun ja, Sie wurden der hiesigen Polizei von Vertin aus als Diebin denunziert." Langenau zog den Brief hervor und las ihn laut vor. „Zeigen Sie mir den Brief", bat sie und trat mit schnellem Schritt neben ihn. „Da, bitte." Nur einen Blick warf sie daraus, dann fiel sie mrt einem entsetzten Schrei in die Polster des giftgrünen Sofas, wie ein Krampf schüttelte es ihre Glieder, und sie begann zu weinen, leise, ganz leise nur, doch so weh und schmerzlich, daß ein heißes Mitleid in Stetten aufquoll. „Ich hole ihr ein Glas Wein", flüsterte er dem Freunde zu, als er sich erhob und das Zimmer verließ. Als er mit einer halben Flasche Rotwein und einem Glas zurückkehrte, sand er die Situation noch unverändert. Nachdem Meta Wiegler auf Stettens Zureden ein Glas Wein getrunken, beruhigte sie sich, und einem plötzlichen Entschluß folgend, sprach sie tonlos: „Nun will ich Ihnen die Wahrheit sagen. Ja, ich nahm das Kreuz, das ich von früher her kannte, von dem ich wußte, daß es sehr wertvoll war. Während Fräulein von Predewitz sich im Theater befand, suchte «ch unter einem glaubwürdigen Vorwand Fräulein Wcndlands Garderobe aus; als ich das Kreuz hatte, fuhr ich wieder zum Bahnhof und gab ihm das Etui." „Ihm? Wem?" „Jym, dem Lumpen, dem gemeinsten Menschen, den di« Erde trägt! Sie sprang auf und ihre Augen leuchteten wie im Fieber. „Und alles, alles habe ich für ihn getan, gestohlen habe ich für ihn, meinen ehrlichen Namen werde ich für ihn verlieren und er denunziert mich zum Dank. Oh, ich kannte die Handschrift sofort. Er fährt mit dem Brillantkreuz lustig in die Welt und läßt sich's wohl sein, derweil ich auf sein Anstiften hin al» Diebin behandelt werde." (Fortsetzung folgt.)
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