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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110308018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-08
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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BezuftS-Preiö Anzeigen-^rei- ia, L«t»,ta un» >6»r»N« durch ««s«, Lräaer und Svrdtlrur, S««l tlaltch m» Hau« grdracht: SO -muutl., K.7ü^U vierielithrl v«t unirr« Kiltal«» «. An» nahmrslrll«« adgehslir 7» 4 m»»atl., »I» u, »'»r-IMHrl. v«rch dt« V»k: «m«ch»lb Deulichmnd« und d« d«Kchr« »oloair« vmrrrljthrt. >.<< ^k, «onatl. lük» rudtchl. Postdeftrll-eld. ürrner i» Belgien, Lgnemarl, den Doneuslaate«, Ilelien, Luremdu«, Niederlande, «or- wear«, Lesierreich llngarn, Rußland, Schwede», Schwei u. Spanien. In alle» übrigen Staat«» nur direv durch di» ÄchchLttSnell« de« «laue« erhL-Uich. Da« Leipziger Lagedlau «richeim 2 «al iLglich, Soun» u. geirriagl nur morgen«. Ilvonue «ni-ßlnnaom«: Lugollu«platz 8, d« unteren LrLgern, ,>illai«n, Spediteuren und Lunadmeltellen. lowi« PollLmreru und BitefirLgern. Singelverkaaltpre»« der Morgen» »u«g,b« Nt »z, der r-bend n«aabe S ch. Sledaktion ««d Aeichäfl-ftrlle: Iohaanirgalf« «. »iernivrrcherr 14ÜVL i«6l«, I46V4. Morgen-Ausgabe. eipMcr TaMatt Handelszeitung. Ämtslikatt des Rates und -es Ralizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Mr Inserat« au» »:eivdig uns tlmgeduno di, vgeivaitene SO mw breite Letitzeil« 25 H. di» 74 mm breite Sleklamezeil« I von »»«wärt« 2V ««Namen l.20 Inserate d»n Behörden >« amillchen letl di» 7« mm breit, Petit,eil« 40 Seschäitdan^iaen mir P apoorichriikin und in der Bdendaulyad« >m Pre,ie «rhützt. ptadali nach Laris, «eilagegedüdr ä p. Lausen» rxN. Postgebühr. Fefterteilt« Suiträge können nicht zurück- aedogen werten. Aür da« ^richeinen an bestimmten Lagen und Pläpen wird lein» Garantie übernommen. Anzeigen-Snnahme: Auguttu-platz 8^ bei sämtlichen Iilialen u. allen «nnoncen» itlpeditionen de« In» und «utlanoe«. Saopt-Silialr Verl«»: Karl Dunller, Herzog! Baur. Hofbuch. Handlung üuyowstiane lü. flel rbon Vl. Rr. 46U1). Haupt.-iliale rre-ben: Leestrage 4, L (Lelevyan 4621). Nr. 67 Millwoill, üen s. MSr; lSII 105. Zshrgsng. Das Wichtigste. * v«i der Reichvtagsstichwahl inJmmenftadt- Ltudau stegt« der liberale Kandidat Dr. Thoma. (S. Letzte Dep.) * Der Reichstag erledigte am Dienstag die letzten Kapitel des Militäretats in zweiter Lesung und nahm dann das Gesetz über die Friedenspräsenz stärke des deutschen Heeres in dritter Lesung an. (S. Reichstagsbericht.) * Im preutzischenAbgeordnetenhause hielt am Dienstag bei der zweiten Lesung des Kul - tuvetats Ministerpräsident v. Bethmann Hollweg eine Rede über den Antimoder« nisteneid. (S. Leitart. und Bericht.) * Der Präsident des Reichsmilitar- gerich.ts v. Linde tritt demnächst in den Ruhestand. (S. Dtschs. R.) * Prinz Adalbert ist an einem ganz leichten Anfall von Blinddarmentzündung e- krankt. * Die Lage in Fez ist, nach Pariser Depeschen, äußerst gefährdet. lS. Ausl.) * Den Michelin. Flugpreis von MOOO Franken gewann der Aviatiker Renaux. (S. Letzte Dep.) Lechmsnn Sollmeg «nü üte Kurie. Seit den Zeiten Bismarcks, seit den Tagen des Kulturkampfes hat das preußische Abgeord netenhaus wohl keine so tief einschneidende Er örterung des Kultusetats erlebt, wie am gestrigen Tage. Die Antimodernistenbewegung, die die Kurie inszeniert hat, erforderte wichtige Erklärungen der Regierungsvertreter um so mehr, als zwischen den beiden Mächten Staat und Kirche infolgedessen Differenzen entstanden waren, deren Wirkungen heute noch nicht völlig zu ermessen sind. Herr von Bethmann Hollweg fand auch entschiedene Worte der Abwehr gegen die römischen Uebergriffsgelüste, und wir sind überzeugt, daß ihr Eindruck in Rom nachhaltig sein wird, wenn man dort zu der Ueberzeugung kommt, daß diesen Worten auch entsprechende Taten unter Umständen folgen werden. Darum handelt sich's gegen, wärtig vornehmlich, und deshalb war es sehr wesentlich und wirkungsvoll, daß die Worte des Ministerpräsidenten durch die Sprecher der nationalliberalen, fortschrittlichen und frei konservativen Partei noch kräftig unterstrichen wurden. Wir geben über den ersten Sitzungs tag folgenden Bericht unseres Berliner Mit arbeiters und behalten uns vor, nach Abschluß der ganzen Kulturdebatte auf deren Ertrag nochmals zurückzukommen. Unser Berliner Mitarbeiter drahtet uns: 0. Berlin, 7. März. (Prio.-Tel.) Bei guter Besetzung ües Hauses und großer Fülle auf der allgemeinen Publikumstribüne begann die Beratung des Kultuserats, nachdem man gestern un gefähr bis Mitternacht noch in der Budgetkommisston über Angelegenheiten Les Kultusetats debattiert hatte. Des Ministerpräsidenten Anwesenheit war vorher zugesagt worden, aber auch von Kiderlen- Wächier hatte man gesprochen. Diesen konnten wir jedoch nicht bemerken, seine Anwesenheit wird nun für morgen erwartet. Neben dem Ministerpräsiden ten waren der Kultusminister von Trott zu Solz, dessen Unterstaatssekretär Schwartzkopff, Fürst der Reichskanzlei Wahnschaffe und sehr zahlreiche Räte sichtbar. Als Erster erhielt das Wort Abg. von der Heydebrand und der Lass. Wenn wir uns nicht täuschen, ist diesem seit dem Borstoß gegen den nationalliberalen Abg. Lohmann das Gefühl anzu merken, daß sein« Partei ins Hintertreffen kommt. Dieser Vorstoß war vom konservativen Standpunkt aus ein Fehler. Die Partei erscheint nicht mehr rich, tig in sich gefestigt und nervenstark, mit einem Worte, nicht mehr recht regierungsfähig. Nach jenem Bor. stoß kam der Antrag Mirbach im Herrenhaus, der amtliche Aufklärungen über die Reichsfinanzreform forderte, aber nicht zur Beratung kam: das war auch kein Erfolg. Heute wandte Heydebrand wieder das alte Mittel an, energische Worte gegen Rom zu brauchen. So wie er zu betonen versteht, blieb die Erklärung auf den Hörer nicht eindruckslos. Man sei von tiefem Mißbehagen über das Derhalten der Kurie erfüllt, man habe es bereits im vorigen Jahre mit tiefem Bedauern aussprechen müssen, daß die Vorromäus-Enzyklika eine schwere Beeinträchtigung des konfessionellen Friedens sei, man sei um so mehr befremdet, als die Kurie doch in den Bischöfen eine Instanz habe, die getragen sei von einer vollen Sach kenntnis der preußischen Verhältnisse. Der Wert der Gesandtschaft am päpstlichen Stuhl sei einigermaßen in Frage gestellt usw. Aber Konsequenzen an Taten wollte er auch heute wieder nicht ziehen. „Die Leute sollen sich das gesagt sein lassen, dann — gehen wir weiter mit ihnen zu sammen." Der Ministerpräsident v. Bell'mann Holl- weg wollte heute nicht warten. Gleich nach dem ersten Redner erhob er sich zu der von ihm ang*. kündigten und vorbereiteten Erklärung, die, wce ge wöhnlich, mit großer Aufmerksamkeit angehört wurde. Er sprach länger als sonst. Die Darlegungen über die Verhandlungen mit Rom, über Wert oder Unwert von katholischen theologi'chen Fakultäten und ükcr Stellung von Geistlichen, oie zugleich Lehrer an pari tätischen oder protestantischen höheren Lehranstalten sind, waren recht ausführlich. Es ist nicht zu leugi.en, daß auch in seiner Rede energische Worte vor kamen, und sie hatten etwas mehrWertalsdie. jenigen Heydebrand«. Kein prmißricter Ministerpräsident seit Bismarck hat eine solch« Sprache gegenüber der Kurie geführt, allerdings bat auch keiner solche Friedensstörungen, wie sie jetzt unter Pius versucht werden, erlebt. Wenn der Ministerpräsident sagte: „Der Siloesterbrief des Papstes sei geeignet gewesen, die bestehende Erregung zju steigern, der Kurie allein falle die Verantwortung für die Konflikte zu, die entstehen könnten", „die Dekrete seien ohne Fühlung mit dem Staat erlassen, daher liege ihr allein auch die Aufgabe ob, nach Mitteln und Wegen zur Beseitigung der Erregung zu suchen", „die Auffassung der Kurie, als ob alle Folgen der Erregung wieder ausgelöscht werden könnten, sei zu optimistisch. Unter Umständen würden die normalen geschäftlichen Beziehungen der Gesandt schaft zu der Kurie gefährdet, und man wünsche nicht, daß uns von außen Steine in den Garten geworfen würden" — so war das deut- lich genug. Aber damit haben wir auch schon die energischsten Aussprüche gesammelt. Dazwischen lagen längere Ausführungen, denen die angeborene Farbe der Entschließung in geringerem Maße eigen war. Vielleicht, so wurde in Aussicht gestellt, werden wir einmal dahin kommen, die vatikanische Ge sandtschaft abzurufen, vielleicht einmal da hin. daß die theologischen Fakultäten verschwinden. Außerdem sollen in Zukunft Geistliche, die den Modernisteneid geleistet haben, nicht zu weltlichen Unterrichtsfächern, wie Deutsch und Geschichte, an evangelischen oder pari- tätischen Schulen zugelassen werden. Das ging hinaus über die Forderungen Heydebrands, aber es ging nicht so weit, wie der nationalliberale Redner v. Lampe wünschte. Die Rede Bethmanns war nicht ohne Beifall ge blieben. Bald hörte man auf der Linken „Sehr richtig!" und „Hört, hört!", bald drückte di« Rechte ihre Zustimmung aus. Das Zentrum verhielt sich stumm. Es schickte dann den alten Dittrich vor, der kein Mann der scharfen Tonart ist. Dem Zentrum sind ja diese ganzen Erörterungen sehr peinlich. Unter vier Augen gaben die Angehörigen dieser Partei zu, daß sie auf die Dauer keine Politik mehr mitmachcn können, wenn der Papst aller vier Wochen einen Brief über deutsche Verhältnisse schreibt; sie wünschen sogar, daß er einmal etwas zu hören bekommt. Gerade daß man dieses wußte, gab der Sitzung ihr eigenes Gepräge. Aber natürlich: offiziell billigte man alles und legt« es möglichst harmlos aus. Auf den Zentrumsredner folgte der Nationalliberale. Statt des Herrn v. Campe hätten wir lieber Hacken- berg gehört, der hei der Vorromäus-Enzyklika eine so geistreiche und menschlich wertvolle Rede gehalten hat. Lampe verfügt nicht über eine flüssige Vortrags weise; darunter litt der Eindruck seiner Worte etwas, di« natürlich viel Treffendes und Wirkungsvolles enthielten und von einer starken inneren Beschäftt- gung mit dem Gegenstand zeugten. Gedruckt dürft« sie sich noch besser machen als gesprochen, aber immerhin blieb der Haupteindruck doch der, daß die Nationalliberalen di« bisherige Haltung der Re- gierung nicht allenthalben billigten. Es ist nicht zu leugnen, daß in seiner Weife dann wieder der freikonservative Abgeordnete o. Kar« darf in besonderer Weise verstand, den klerikalen Ansprüchen entgegenzutreten. Es ist ter lang auf geschossene Sohn des alten freikonseroatioen Führers o. Kardorf, dem es unvergessen sein soll, daß er am Ende des Lebens für die Fachschulaufsicht eingetreten ist. Der Abgeordnete, der seines Zeichens Landrat ist, hat schon früher mit dem Zentrum Sträuße zu bestehen gehabt. Was er heute bot, war eine Führerrede. Abgegrenzt in der Form, ander seits doch wieder geschmeidig in der Sache, präzis und scharf für die Rechte des Staates, sowie der protestan tischen Bevölkerung. Es fehlte auch nicht ein Unter ton von Leidenschaft und ein guter Ideenflug. Es war geradezu ein dramatischer Moment, als er aus dem Buche des Zentrumsführers v. Hertling über „Katholizismus und Wissenschaft" eine Stelle verlas, die etwa das Streben andeutete, das vor einem Dutzend Jahren bei hochstehenden Katholiken zu finden war; es handelt sich um eine Stelle aus der „Köln. Volkeztg." die von dem Professor v. Hertling mit dem Ausdruck der Zustimmung übernommen war. Wir haben die Zentrumsabgeordneten in dem Augen blick genau beobachtet, sie standen im Bann der Worte: sie nickten, wie wir glauben, in innerer Er griffenheit mit dem Kopfe; sie hörten da einmal wieder Aussprüche, die so manchen von ihnen einst als Ideal« vorgeschwebt haben: Die Versöhnung vonGlauben und Wissen, der Katholizi-mus soll sich alle Segnungen der Kultur aneignen, die Erkenntnis soll den Glauben ergänzen und reinigen. Sie glauben womöglich noch heute daran festgehalten zu Huben. Arme Unfreie, die sie sind! Nachher finden sie doch die Formel, um alles zu rccht- fertigen, was von Rom gekommen ist und was ferner hin kommen wird. War Kardorf ohne Einschränkung mit den Er klärungen des Ministerpräsidenten einverstanden, hatte Lampe eine nicht unwesentliche Einschränkung gemacht, so hatte auch Abg. Funk sFortscbr. Vpt.) mancherlei auszusetzen Das Weiterbestehen der Ge sandtschaft am päpstlichen Stuhl erschien ihm als ein dauerndes Lanossa. die Auseinandersetzung über die Kompetenz zwischen Kirche und Staat als unumgäng lich. Beide liberalen Redner aber zogen aus den Unstimmigkeiten im inneren Verkehr mit der Kurie den Schluß, daß man zum schriftlichen Verfahren übergehen müsse. Abg. Stychel sPole) brachte es fertig, auch bei dieser Gelegenheit über Drang salierung der polnischen Bevölkerung des Ostens zu klagen. Das war heute wohl nicht gerade am dringendsten. Im übrigen war die Sitzung nicht un würdig verlaufen Wird sie ein Echo in Rom finden? Morgen soll, wie verlautet, in aller Form die Beratung des Aus wärtigen Etats mit der des Kultusetats verbunden und dabei die Rede des preußischen Gesanden v. Mühlberg zu Kaisers Geburtstag besonders er örtert werden. Die Weltreise ües üeutlchen Kronprinzen. Von Dr. Oscar Bongard. (Nachdruck verboten.) LH. (Schluß.) Kalkutta, 14. Februar. Schon in England ist Las System der Hoch schulen ganz anders organisiert als in Deutschland; in Indien ist dies noch mehr der Fall. Was hier Universität genannt wird, lst eine Prüfungs- und Aufsichtsbehörde über die „Colleges", in denen sich die eigentliche Lehrtätigkeit vollzieht. Diese akade mischen Lehrinstitute sind zum größten Teil im pri vaten Besitz und sind durch das ganze Reich zerstreut, während Universitäten nur in Allahabad, Bombay, Kalkutta, Lahore und Madras ihren Sitz haben. Die Institute müssen konzessioniert sein und wer den dann einer der fünf Universitäten unterstellt, von der auch die Kontrolle ausgeht, ob die Bestimmungen über den Stoff der Vorlesungen, die Höchstzahl der Besucher, ihre Unterbringung usw. eingehalten werden. Die beiden unteren Klassen entsprechen mehr unserem Gymnasium. Nach ihrer Absolvierung ist ein Zwischenexamen abzulegen. Das Mindestalter für den Besuch ist auf 16 Jahre festgesetzt und vor dem Eintritt ist eine Reifeprüfung avHulegen. Die Studenten sollen nur bei ihren Eltern bekannten Familien oder im Institut selbst wohnen. In den Vorlesungen sind Mohammedaner, Hindus und die Angehörigen anderer Religionen vereint und es gibt nur ein Sanskritkolleg, in dem lediglich Brahminen als Hörer sind. Di« Angehörigen der beiden Hauptreligionen — Mohammedaner und Hindu — wohnen natürlich getrennt, und für die verschiedenen Kasten der Hindu wird auch von einem Kastenangehörigen besonders gekocht. Mit europäischem Studentenseben läßt sich da» der Jünger der Klroa nuctsr in Indien in keiner Weis« vergleichen. Sie sind nur streng gehaltene Schüler. Der Lebensunterhalt kostet für einen in dischen Studenten, zumal da er für Bier und Tabak kein« Verwendung hat, nur sehr wenig. Mit 20 bis 30 im Monat kommt er aus. Als Durchschnitt für den Monat wurden mir an gegeben: Wohnung 6 Essen 8 „K, Kollegaelder und Bücher 8 -41, Kleider und Wäsche 4 -ü. Die Hindu sotten fleißiger und intelligenter sein und bessere Examina machen als die Mohammedaner. Da die meisten der letzteren doch demselben Volksstamm an gehören wie die Hindu, so war mir diese Erscheinung sehr auffallend. Der Grund mag darin liegen, Lag die Mohammedaner sich früher dagegen sträuolen, die englische Sprache zu lernen, um keine fremden Ein flösse eindringen zu lassen, wodurch ihnen die Hindu überlegen wurden, und ferner darin, Laß der Mo hammedaner durch seine Lebensauffassung viel mehr abgelenkt wird, während der Hindu viel genügsamer ist, sich mehr vertiefen kann und zähe seinem Ziele zustrebt. Die Mohammedaner fühlen sich vielfach zurück gesetzt, da es den Hindu nach vorzüglichem Examen leichter fällt, im Staatsdienst Angeuung zu finden. Es sind aus dieser Ursache Bestrebungen im Gange, in Aligarh, wo sich schon eine mohammedanische anglo- orientalische Lehranstalt zur Erziehung von Moham medanern der oberen Kreise befindet, eine voll ständig mohammedanische Universität ,u gründen. Der Aga Khan, das geistige Oder- Haupt der mohammedanischen Kodschasekte. hat sich an die Spitze der Bewegung gestellt und sammelt in ganz Indien Geld zur Verwirklichung dieser Idee. Es ist schon ein bedeutender Betrag zusammengekommen. Sobald eine Summe von 2 Millionen Rupien bei sammen ist, was man Mitte März erhofft, soll mit der Ausführung des Plans begonnen werden. Der Aga Khan ist eine der interessantesten Persön lichkeiten Indiens. Bekanntlich scheiden sich die Mohammedaner in die beiden großen religiösen Gruppen der Sunniten und der Schiiten. Beide unter schieden sich durch das vererbliche Imam, dessen Träger der Inhaber der höchsten weltlichen und thco- kratlschen Macht ist. Die Schiiten nehmen an, daß die Würde auf Mohammeds Schwiegersohn Ali und von diesem durch Fatima, des Propheten Tochter, auf sein« Nachkommen übergeoangen sei. Die Schiiten zerfallen in verschiedene Sekten, deren eine die Kodschagemeinde ist. Sie erkennt Aga Khan als den Inhaber de« Imam an, und da durch indischen Ein fluß der Begriff der Wiedergeburt in die Religion der Kodscha eingedrungen ist, genießt ihr geistliches Oberhaupt göttliche Ehren. Der Aga Khan war im Einverständnis mit dem Kronprinzen am 11. Februar nach Kalkutta ge kommen, um dem Sohne des Deutschen Kaisers seine Aufwartung zu machen, und er verweilte mehrere Tage als Gast des Dizelönigs in dessen Palast. Er ist eine elegante Erscheinung mit feinen, intelligenten Eesichtszügen, und wer ihn nicht kennt, hält ihn für einen Südeuropäer der höheren Kreise. Seine Er ziehung ist europäisch und er spricht ebenso gut Fran zösisch wie Englisch. Ueber seine Bestrebungen und Ziele hat er sich lange mit mir unterhalten, und er hat mir ganz offen erklärt, daß er es sich zur Lebens aufgabe gemacht habe, di« Mohammedaner Indiens unter seiner Führung zu vereinigen. „Natürlich", fügte er hinzu, „ohne Englands Interessen zu ge fährden, denn für die 60 Millionen Mohammedaner in Indien ist den 210 Millionen Hindu gegenüber das Bestehen der britischen Herrschaft eine Lebensfrage." Da wir in Deutsch-Ostafrika eine starke Niederlassung von Anhängern Aga Khans als Kauf leute Haven — Aga Khan schätzt seine „Untertanen" dort auf 3000 Köpfe — und ich einige der be deutendsten Mitglieder der afrikanischen Gemeinde persönlich kenne, so sprachen wir längere Zeit über die Verhältnisse dort. In der ostafrikanischen Inder frag« kam er — wenn man seine natürliche Vorein genommenheit in Abzug bringt — zu einem ahn- lichen Ergebnis, wie ich es in meinem Reisebericht V niedergelegt habe. Die Gesamtheit seines Volkes be ziffert der Mohammedanerfürst auf 3 Millionen. Bei der Intelligenz, dem brennenden Ehrgeiz und der gottähnlichen Stellung des Aga Khan seinen Untertanen gegenüber halte ich es für nicht unmög- lich, daß er noch eine politische und religiös« Rolle spielen wird. Seine unermüdliche Propaganda für die mohammedanische Universität ist ohne Zweifel ein vorzügliches Mittel, um unter den Mohammedanern Sympathien für sich zu wecken und Anhänger zu werben. Die akademische Jugend Indiens hat den Enz- ländern in der letzten Zeit arges Kopfzerbrechen be reitet, denn von ihr aus ging eine schlimme Be wegung durch das Land. Die Forderung „Indien denJndern" wurde von ihr immer lauter betont, ihr« Sprache in den indischen Zeitungen und öffent lichen Versammlungen wurde immer aufreizender und plötzlich waren aus den sozialistischen Ideen anarchistische geworden: Bomben flogen und politisch« Morde erfolgten. Die Bewegung war insofern von Erfolg gekrönt, als die Regierung sich veranlaßt sah. zur Beschwichti« aunq einige der höchsten Stellen im Staatsdienste, di« oisher nur mit Engländern besetzt wurden, den Indern zu öffnen. — Ich hab« auch mit einer Anzahl hervorragender Personen über die Ursache der Be- iH M MA UM ist die einzige Zeitung Leipzigs, welche 2 mal täglich erscheint. I W I I W I UH H R, /H RH U^ I U^ Dasselbe kostet monatlich frei 6aus durch Träger nur 90 Pfg., durch die Post nur W pfg. 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