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Morgen-Ausgabe Anzeige«» Preis »n Bezug--Preis UcipügcrTagtblait los. Ishrgsn- llr. 79 Monws, üeu 20. MSrz l9ll »so» » Or. Robert Ooi-ivc-^n. »»»444 lster arzt r che. emr grfl. erer »7« j. s »ur aS,. ra von Zentral- aS und ateu. IBM. derd- i»ru- r»cd- >ck«o- tckte« :r. 69, oklia, pakt« odst«, ms« Ländern, und die Volksbedürfnisse zu pflegen be flissen sind, verharrt die griechische in verknöcherter Scholastik und in einem Snobbismus. der so rein gar nichts gemein hat mit dem grof>en Evangelium der Humanität, das Thucydides seinem Perikles in den Mund legt? Die Volksmassen aber scHen wir sym pathisieren mit ihren falschen Freunden, die ihnen die Bildungsmittel vorenthalten und sich ihrer Mutter sprache schämen, sie für ein unwürdiges Gefäß an sehen, um heilige Worte dareinzugießen! Das einzig Erfreuliche an dem echt griechischen Gezänk ist. das? darüber Kreta und die beabsichtigte Störung des europäischen Friedens einigermaßen in Vergessenheit gerät. Das „Kulturvolk", das eben noch Großhellenismus trieb, berät sich jetzt darüber, welche Sprache es eigentlich sprechen soll! * Die in ganz Deutschland am gestrigen Sonntag abgehaltenen sozialdemokratischen Frauen-Wahl- rechts-Dersammlungen sind, soweit Mel dungen vorliegen, ruhig verlaufen. (S. d. bes. Art.) * Die Winzer im Departement Bar-sur- Aube veranstalteten große Demonstrationen. (S. Letzte Dep.) * Das italienische Kabinett Luz- zatti hat demissioniert. fS. Letzte Dep.) * Bei den Eröffnungsrennen in Strausberg am Sonntag ereignete sich im Handkap-Jagdrennen ein Massensturz, wobei der Reiter von ..Eiufa", der Jockei A. Bastran, schwer verletzt vom Platze gebracht wurde. (S. Sport.) .Handelszeitung. Amtsblatt -es Rates und des Rolrzeiamtes -er Ltadt Leipzig Paragraphen revidiert werden sollen. Inzwischen er hebt sich im Volke, das weder nach den alten Herren Mavromichalis. Rhallis und Theotokis noch nach der Liga sich zurücksehnt, der Ruf: „Wer rettet uns von allen dreien, auch von Venizelos?" Und wenn es noch bei der allgemeinen Unzu friedenheit bliebe! Aber ein ganz bestimmter Streit gegenstand ist aufgetaucht. und zwar ein echt grie chischer: eine Sprachenfrage! Nicht eine von der Art. wie sie Oesterreich zerreißen. Freilich gibt es auch in Neu-Hellas fremdsprachige Volksteile. In Thessalien sind aus der dort erst vor 30 Jahren be endeten Türkenzeit Osmanen und Tataren zurück geblieben. und in den Tälern des Pindus, des Olymp wohnen Walachen, die am liebsten rumänisch und wenn das nicht angeht, wieder türkisch werden möchten. Vor allem aber wird noch heut« in den Vorstädten Athens Albanisch gesprochen, und auch auf Euböa, in Argalis und Lakonien erklingt das illyrische Idiom. Aber von diesen Seiten kommen im Augenblicke keine Schwierigkeiten. Vielmehr kämpfen die Herren Griechen gegen ihre eigene Sprache! Im anzcn übrigen Europa sind im 19. Jahrhundert die zurück gedrängten Volksidiome frisch belebt. Die Tschechen, die Madjaren, selbst die Slowenen haben sich eine neue Literatur geschaffen. Das Flämische dringt in Belgien siegreich vor. In Norwegen hat man den Volksdialekt ausgegraben und die Schriftsprache ihm wenigstens angenähert. In Norddeutschland denkt natürlich kein Mensch an eine Wiedereinführung des Niederdeutschen als amtlicher und Verkehrssprache: aber die Dichtung Fritz Reuters, Klaus Groths und vieler anderer hat mit liebevoller Hand die „Moder- sprak" gepflegt. Der Grieche dagegen will von der Sprache, die er als lallendes Kind von Vaters und Mutter Lippen aufgesogen hat. in seinem ein gefleischten Gymnasiastenhochmut nichts wissen. Er hat sich eine neue angeschafft, die in seinen Gesetz sammlungen. seinen Zeitungen, seinen wissenschaft lichen Büchern ihr Wesen treibt. Für letztere hat sie natürlich eine gewiss« Berech tigung. da die Ausdrucksformen des Neugriechischen, des sog. „R h o m ä i s ch e n", durch manche Sprach unvollkommenheiten. wie den Verlust Les Dativs, er schwert sind. Indessen dünkt uns, daß der Zweck, der wissenschaftlichen Welt des Auslandes die Bekannt schaft mit der wertvollen philologischen und theo logischen Literatur im neuen Hellas zu erleichtern, einfacher und unendlich besser erfüllt wäre durch An Dss Wichtigste. * In Berlin fanden gestern Tagungen der N a tionalliberalen Partei und der Fort schrittlichen Volkspartei statt. (S. d. bes. Art.) ist nur mit der Webekunst der Araber und Inder, mit persischen ornamentalen Miniaturen vergleich bar. Diesen aber ist sie gleichwertig an Feinheit und Eigenart: denn trotzdem sie uns an Werke, des Orients erinnert, ist sie selbständig. und die Anklänge sind eben Anklänge, keine Nachklänge. Man mag über den Kunstgelehrten, der für die Traumkunst eintritt, den Kopf schütteln; aber es handelt sich nicht darum, wie diese Gemälde ent standen sind, sondern was sie jetzt oorstellen. Und das ist Kunst, echte Kunst. Sollte man trotzdem meiner Erfahrung Acht glauben, so kann ich auf einen ernsthaften Wiener Gelehrten, o. Frimmel, den Herausgeber der „Eemäldekunde" verweisen, der jetzt mit einem längeren Aussatz über das Phänomen Aßmann in seiner Zeitschrift begonnen hat, einer Zeitschrift, in der er sonst seine bedeutenden Kennt nisse über Kunst der Vergangenheit niederlegt. Doch, was bedarf es Worte? Geht hin. laßt euch durch die Werke überzeugen. Shakespeare unü Lsco». Don Dr. Adolf Rein (London). Die Amerikaner haben (wie Sie schon kurz berich teten) die Welt um eine neue Sensation be reichert. Tie sind wirklich genial auf diesem Ge biet und unerschöpflich an neuen und neuesten Ideen. Der Rekord aber gehört bisher noch immer dem Nordpol-Fahrer und „Nordpol-Entdecker" Cook. Bisher. Denn Dr. Oroille Ward Owen. Doktor der Medizin aus Michigan in den Vereinigten Staaten, ist jetzt dabei, diesen Rekord zu überbieten. Dr. Owen ist 37 Jahre alt. Man schildert ihn als einen Mann von außerordentlich geistiger uns physischer Tätigkeit. Seit vielen Jahren schon ist er ein eifriger Shakespeare-Forscher. Sein „wunder bares" Gedächtnis setzte ihn in den Stand, sämtlich-. Stücke des großen Dichters auswendig zu wissen. Auf seinen Krankenbesuchen pflegt« er die bedeutungs vollsten Stellen sich herzusagen. Dabei fiel ihm m^hr und mehr auf, daß gewisse Sätze an verschiedenen Stellen in sonderbarer Weise wiederholt wurden, als ob darin ein verborgener Sinn läge. Dr. Owen wurde neugierig und begann ein gründliches analy tisches Studium der Shakespearschen Dramen. Was war das Ergebnis dieser dreißigjährige« Arbeit ? Das Ergebnis war. daß Dr. Owen glaubte, zwei verschiedene Chiffern entdeckt zu haben, Chiffern merkwürdiger Art, über deren Natur er uns in zwei dicken Bänden berichtet. Die Anwen» düng der Chiffern führte ihn zur Entdeckung sieben neuer Stücke und zu der Tatsache, daß der ganze Shakespeare nicht von Shakespeare geschrieben sei, sondern von Francis Bacon. Baron Bernlam von Sr. Albens, Lordkanzler von England, dem berühmten Philosophen und Schristgelehrten, der (nach Dr. Owen) außer seiner eigenen und der William Shake speares auch noch der Verfasser der Werke Sir Philip Sidneys, Ben Jansons, Marlowes, Peeles und der Leen-Königin" Spencers und der „Anatomie der Melancholie" von Burton ist. Mehr noch aber er» gab sich aus der Anwendung der Geheimziffern. Es erwies sich nämlich, daß Bacon der Sohn der groben Elisabeth gewesen, der „jungfräulichen Königin". Es erwies sich, daß Bacon nicht 1626 gestorben ist, sondern erst 1642, und daß er eine Art merkwürdigen Doppellebens geführt hat. Das alles hgt Oroille Ward Owen im Laufe seiner Studien entdeckt. Wunder über Wunder er schloß sich diesem modernen Zaubermeister, der so fruchtbringend die alten Zeichen stellen konnte, wie einstens Dr. Faust. Dock nicht genug damit. Von neuem hat Owen die Wunderziffern befragt, neue Antwort ist ihm gekommen und die Enthüllung der Wahrheit steht uns nahe bevor. Ein Vertreter des „Standard" hat darüber folgendes von ihm erzählt bekommen: „Eines Tages, es liegt schon einige Jahre zurück, schickte Dr. W. H. Prescott von Boston eine Kopie der Ausgabe von 1638 von Sir Philip Sid neys „Arcadia". Dr. Owen fand wieder bestätigt, daß es von Bacons Feder stamme, aber außerdem sand er zwei neue Chiffern, die eine, eine Wort- und Buchstaben-Ziffer, die die zweite in sich enthält und die zu dem „Spinneweben-Typus gehört". Dr. Owen zeigte dem „Standard"-Verlreter auf großen Papierrollen, die dicht mit Buchstaben, Zirkeln, Ovalen, Spiralen und Spinnennetzen be- deckt waren, wie diese Chiffern angelegt sind. Jede Chiffer gibt dieselbe Information an einer verschie denen Stelle und auf einem verschiedenen Weg, dte eine bestätigend und die Richtung aus die andere weisend . . . Nun, kurz und gut, das Ergebnis einer lang wierigen Untersuchung und Nachrechnung dieser ge heimen Zeichen war eine überraschende Entdeckung. Bei dem kleinen englischen Orte Chepstow. in dem Flußbette des Flusses Wye einqegraben liegt ein ..Schatzhaus", das Kapseln und Schachteln mit Ma nuskripten von Bacon enthält, die alle Geheimnisse enthüllen werden. Der. vermutlich eiserne, Kasten ist. wie die Chiffer sagt „von Eichenbrettern um geben. die in Kamelott eingewickelt sind und mit Teer überstrichen." Kaum war diese Auskunft entziffert, so kamen Dr. Owen und Dr. Prescott von Amerika herüber, um die Ausarabungen zu beginnen. Sie engagierten eine der größten englischen Tiefbaufirmen und sind nun schon seit einigen Wochen systematisch an der Arbeit. Doch wird diese durch den Wechsel von Flut und Ebbe stark verlangsamt, so daß es immer nur wenige Stunden sind, da die Nackforsckungen anq:- stellt werden können. So müssen die ..Schatzgräber'' auch die Nacht benutzen, und es mag ein aespenlter- haftes Bild sein, wenn man sie bei flackerndem Lichte in Schlamm und Erde wüklen sieht. Was aber wird das Ende sein? Werden die Manuskripte gefunden werden? Oder sind sie viel leicht im Laube der Jahre von den strömenden Was sern fortgespült worden? Kat den Papieren Ba- cons das Schicksal eben so grausam mitgespielt, wie den Papieren — Cooks, die das Treibeis vom Nord sol wegtrug, wer weiß wohin? Theater unü Armierte. Leipzig. M. März Kan-ert von Li»i, Perfiager. Als Hauptwerke verzeichnete das Programm Mozart» Es»Dur- und Bruch« in dieser Saison schon öfter G-Moll-Violinkoi I . dazu mit ziemlich trockenem, nicht genügend mo dulationsfähigem Anschlag -«»geführte Begleitung des Herrn John Carlton Fay war -ei weitem nicht dazu angetan, die Orchesttrbegleituna einiger maßen zu ersetzen, die sich ja schon, wie Tb L. Hoff- Einmal sagt, selbst zu der beftgelungensten Ausführung auf dem Klavier verhält wie ein grüße» 2d 74 au» drctt« RcNamcjkil« l »E «s-wört- öv -KN amen l.2l) »»» Beö-rdrn n» amüichen T«>. di« 74 w» breit» Prtttrcile 40 4z. «rschUttanztiarn mit Pia»vor!chri>t«o un» « da Lbcndautaab« >m Preis, erl>öhi. ikadatt »aL Lauf. Beilaoezedühr ü d. Tau!«»» «rkl. PoKg«dühr. F«Mrt«üt« Lultröa« können mchl zurück- ze-oge» werden. Für da« Erscheinen an bestimmten la««» und Plötzen wird kein« iSaranti« übernommen. Lnzei-en-Snnahme: «lltzustutzplatz bi, bei iömtlicheo Filialen u. allen Annoncen- »«petntioaea da« I» unü «u« laude«. «edaktt»« m,d weschästsstell«: ZodannlögasI« d. g«rnwr«cher: I46V2, I4Sl», I4M4 Hauvt-Siltale Lresdrn. Leestras« 4, l. (Telephon 402l-. reiptia und Boro Träger und Spediteure u»vau« gebracht: UV nonarl., tz.7V^S mertelitdri «ei uniern siilralen u. Lii. nLümeiteUen adgeholtr 78 H mouuU., ».LL ^tz viertel,tdrl. Lurch dir »oft: !n>«duld Deulichland« und der deatlcheu Kolonien v,rr«el,Ldrt. lt.Sl» monatl. l^itz ^tz autlchi. Poftbeltellaeld. Zerner m Belgien, Tönemark, den Donauitaaten, Italien, üuremdurg, Aiederland«, Her wegen, Oesterreich Ungarn, «tutzland, schweben, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« iSe,chö««ii,lle be« Blatte- erhöttlich. Tal Leipziger Tageblatt erscheint 2«al täglich. Sonn- u. Feiertag« nur morgen«. Ldonne. lent-Unnavme: tziuguftuöplatz 8, bei unieren Trögern, Filialen, Spediteuren und Sanahmestellen, iowir Postämtern und Briefträgern. itinzelverkau f-prei« der Morgen- ausgab« 10 »V der r-bend utgabe »-tz. Pastellmalereien eines Mslmeüiums. Im Kunitsalon von Mittentzwei-Windsch hat ein Malmedium Frau Wilhelmine Aß mann aus Halle a. S. ihre Werke ausgestellt, die sie in somnambulem Zustande, in sogenannter Trance, mit Pastellstiften anfertigt. Wenn man diese Ankündigung Liest, und nicht von vornherein für den Spiritismus begeistert ist, >o denkt man an Humbug. Die Aufgabe dieser Zeilen soll es sein, von rein kunstwissenschaftlichem Stand punkte aus, ganz abgesehen von der Entstehungsart, die Aufmerksamkeit auf diese seltsamen, doch wunder samen Kunstwerke zu lenken. Wie sie entstanden sind, läßt uns ganz gleichgültig, liegt doch bei jedem künstlerischen Schaffen so viel Unerklärbares jenseits der Schwelle des Be wußtseins. Allerdings ist zur Vollendung des Kunst werks Arbeit und angestrengte Tätigkeit nötig. Wie diese Arbeit von Frau Aßmann geleistet wird, wie sich ihr Talent gebildet hat, bleibe unentschieden; nur sei betont, daß sie in den fünf Jahren eine Entwick lung durchlaufen ist, die Bewunderung erweckt, daß die Werke der letzten Jahre Kunstwerke in bestem Sinne bedeuten, wenn sie noch so eigenartig erscheinen und unter eigener künstlerischer Gesetzgebung ent standen sind. Was diese Werke uns an farbiger Schönheit, zumal die letztentstandenen, schenken, erinnert an die schön sten Teppiche und Miniaturen des Orients. An ihnen entdeckt man auch die gleiche gelockerte Sym metrie und das dennoch so feingestimmte Gleich gewicht in allen Teilen, wie wiederum nur die orientalischen Völker der Vergangenheit in ihrer Kunst angewandt haben. Aus eigenartig gekringel ten Linien wachsen und schießen Gebilde hervor, die bald Pflanze, bald Tier stets wundersam in der Färbung einer besseren, reicheren Welt zu entstam men scheinen. Wenn man eines dieser Blätter zwi schen die letzte orientalische Ausstellung in München eingeschmuggelt hätte, man hätte staunend vor diesem Teppichentwurf eines großen Jslamiten gestanden. Soll es weniger wert sein, weil ein Frauenmedium es geschaffen? Für diese Feinheit farbiger Zusammen klänge ist man zurzeit in Europa nur in Paris reif. Hier muß die Künstlerin Aßmann entdeckt werden. Während di« ersten Versuche noch wie Illustrationen zu Haeckels Kunstformen in der Natur wirken, wäh rend sie noch durch eine nicht immer sichtbare, stets vorhandene Diagonale getrennt, zusammenhanglos nebeneinanderstehen, nur geeint durch überfein ent wickeltes Gefühl für Zusammenstimmen von Farb werten, erhält im Verlauf der Jahre die Komposition festeren Zusammenhang. Ein Rand, bald ein Muster, wie wir es aus der Kultur der Urbewohner Kretas kennen, bald ein orientalisches Ornament, umschließt das Ganze, schon in feiner Farbe den Reichtum der Füllung einleitend. Dann schließen sich Vögel mit herrlichen Flügeln seltsamer Musterung, gleich Schup pen mit tausendfachem Schimmer des Perlmutter, in symmetrischem Aufbau an, oder Schmetterlinge und Raupen, die an sich verschieden, doch Pendants und Gruppen formen. Dies alles ruht auf einem Grunde, der neutral erscheint, aber von eigenem Ornament mit sämtlichen im Bilde enthaltenen Farben be lebt ist. Beschreiben lassen sich die Werke kaum, denn eine gewohnte Vorstellung, «in von Alltag abgeleiteter Vorwurf liegt ihnen nicht zugrunde. Diese Kunst Wendung des echten Altgriechischen; vielleicht in jener Form der antiken Renaissance, die uns bei Lucian. Arrian und Cassius Dio entgegentritt. Daß aber die sehr notwendige Volksbildung leiden muß, wenn die Gesetze, die Zeitungen in einer Art von Esperanto geschrieben sind, leuchtet doch wohl ein- Tieferes Eindringen in das Schrifttum ihrer großen Ahnen müßte auch die Herren Neu-Hellenen belehren, wie eng gerade damals die Abfassung der Gesetze und Dolksbeschlüsse sich an die tatsächlich gesprochene Volkssprache angeschlossen hat und ihren Bewegungen gefolgt ist. Indessen haben sich ja nun Inland wie Ausland mit dem nicht gerade erquicklichen Verhältnis ab gefunden. daß man zum Studium der hellenischen Kultur in ihrem gesamten Umfang« statt der unver meidlichen zwei Sprachformen, die sich annähernd wie Latein und Italienisch verhalten, drei erlernen muß, daß noch die Zwischenstufe der Schriftsprache hinzu kommt. Die nicht verächtliche epische und syrische Dichtung hält natürlich an dem melodischen Schmelz des „Rhomäischen" fest. Aber der Streit ist ent standen über die religiöse Literatur. Vor einem Jahrzehnt war eine Uebersetzung des Neuen Testamentes in die Volkssprache geschaffen. Die Kronprinzessin Sophie interessierte sich besonders für ihre Verbreitung, eingedenk der Be deutung. die Luthers Bibelübersetzung für die reli giös Entflammung und gleichzeitig für die geistige Hebung des deutschen Volkes gehabt hat. Ob nun gerade Liese Gunst der Thronfolgerin aus Ketzers Lande den Argwohn der Orthodoxen entzündet hat, läßt sich schwer nachweisen. Genug, schon damals brachen Studentenunruhen in Athen aus, die erst durch einen Ministerwechsel beschwichtigt werden mußten. Jetzt ist der alte Hader wieder aufgelebt. Er knüpft sich an den Zufall. Laß der Kultusminister Alexandris der Volkssprache freundlich gegenübersteht. Dadurch haben die alten abgewirtschafteten Parteien ein zugkräftiges Schlagwort gewonnen, um ihr An sehen bei den maßgebenden Kreisen zurückzuerobern, um den verhaßten Neuerer Venizelos aus dem Sattel zu heben. Es soll ein Artikel in die neue Verfassung hineingebrackst werden, der Bibelübersetzungen ins Rhomäische schlechtweg verbietet! Es wird nicht leicht sein, die völlig« llnreife eines Volkes in allen seinen Schichten greller zu beleuchten. Während die modernen Studentenschaften gemeinig lich h?m Fortschritt in irgendeiner Form Bahn brsAen, selbst schon in den mohammedanischen Liberale Tagungen. 0. Berlin, 19. März. (Prio.-Tel.) Heute fand im Reichstagsgebäude die zahlreich besuchte Sitzung des Zentralvorstandes der Natio nalliberalen Partei statt. Reichstagsabge ordneter Bassermann leitete die Verhandlungen. Er gedachte zunächst der im Laufe des letzten Jahres Verstorbenen, und die Versammlung erhob sich zu deren Gedächtnis von den Plätzen. In den Zentral vorstand wurden sodann eine große Reihe von Ver- lretern der landschaftlichen Verbände neu gewählt. Die Meinung der Erschienenen über die politische Lage und die bevorstehenden Reichstagswah len fand ihren Ausdruck in folgender Resolution: Der Zentralvorstand, überzeugt, daß die Partei freunde im Lande sich des Ernstes der politischen Lage und der Verantwortung bewußt sind, die der bevorstehende schwere Wahlkampf ihnen zuweist, spricht die Erwartung aus. daß die Wahlkreisorga- nisationcn vor der endgültigen Aufstellung von Kandidaten und vor dem Eingehen taktischer Wahl abkommen sich mit dem geschäftsführenden Aus schuß des Zentralvorstandes ins Ein vernehmen setzen. Wird auf Wunsch oder im Einverständnis von Landesorganisationen, oder wo sie fehlen, von Wahlkreisen, eine Verstand,- Siu Sprscheultteit in Griechenlsnü. Neu-Hellas kann in Ler Tat nicht leben und nicht sterben. Seit zwei Jahren ist es in seiner „Rettung" begriffen. Zunächst sollte es durch die Militärliga von seinem Parlamentarismus aerettet werden. Dann kam der Kreter Venizelos und wollte es zugleich von dem Unwesen der alten Parteien und von der Diktatur der Liga befreien. Er trieb die Nationalversammlung auseinander und ließ eine neue wählen, die die alten Parteien nicht mehr enthielt, sondern fast bloß noch die neue Fraktion Venizelos. Allein weder neue Fraktion, noch neue Nationalversammlung, noch der neue Minister kommen vom Flecke. Auch die zweite, zur Durchsicht der Verfassung berufene außerordent liche Volksvertretung von doppelter Mitaliederzahl vermag stch nicht einmal über die Grundfrage zu einigen, ob dr» ganze Verfassung oder bloß einige farbiges Gemälde zu einem Kupferstich. Um so tüch tigere Leistungen stellte Herr Louis Persrnger hin. Sympathisch berührte die Art und Weise, wie er die einzelnen Sätze dieser Werke, wenn auch nicht erschöpfend, auszulegen wußte. Das Vermögen, musikalisch zu empfinden, fein abgestimmte, zarte Gefühlsregungen wie starke Affekte durch sein Spiel zum Ausdruck zu bringen, trat mehrfach deutlich zu- taae. Technisch freilich ist er noch nicht so weit vor geschritten, daß er allen schwierigen Stellen mit nie versagender Sicherheit begegnete. Ein noch mehr gelockerteres Handgelenk würbe es ihm auch ermög lichen, Passagen und alles Figurenwerk, wie bei spielsweise im Finalrondo des Mozartschen Kon zertes, mit noch größerer Leichtigkeit und Klarheit erklingen zu lassen. Auch im Rigaudon von Rameau wurden die einzelnen Töne zu sehr ineinander gezogen. Ueberhaupt weiß Herr Persinger alle ruhigen, kantabilcn Stellen mit mehr Glück zum Vortrag zu bringen als die lebhaft bewegten. Rhythmisch scharf umrissen spielte er den Danse legere von Gretry, faßte den Schlußsatz des Bruch- schen Konzertes sehr energisch, freilich auch mit unter auf Kosten eines edlen Klanges, an und ließ einem Menuett Beethovens eine sehr ausdrucksvolle, tonschöne Wiedergabe angedeihen. O. kl. Kunst unü Mllenlchsst. * Eine Künstlerftiktuna des Herzogs von Anhalt. In den Kienfichten bei Dessau wird mit einem Kostenaufwand von 80 000 der aus der Herzoglich Anbaltrschen Hofkasse bestritten wird, ein Maler- ateliersaal mit Wohnhaus erbaut werden. Das Ge bäude soll am 1. Oktober fertiggestellt sein. Es wird zuerst von dem Münchener Theatermaler Frahm be zogen werden. Eine Professur für eugenische Wissenschaften. Der jüngst verstorbene Begründer der eugenischen Wissen schäften, d. h. der Wissenschaften, dre sich mit den Ursachen der Verschlechterung oder Verbesserung der menschlichen Rass« beschäftigen, Sir Francis Galton, hat in seinem Testament zur Förderung dieser Wissen schaften 1300 000 .k ausgesetzt. Er hat Liese hohe Summe der Universität von London mit der Auflage vermacht, eine Ealton-Professur für die eugenischen Wissenschaften nebst einem dazu gehörigen Labora torium und einer Bibliothek zu schaffen. Zugleich hat er den Wunsch geäußert, daß Professor Karl Pearson der erste Inhaber des neuen Lehrstuhles sein solle, mit der Berechtigung, seine biometrischen Ar beiten in dem Unioersitätslaboratorium fortzusetzsn. Gemäß dem letzten Willen Galtons soll der Dozent die Wissenschaft Ler Eugenik durch Kollegs, gelegent liche Publikationen und öffentliche Vorträge ver breiten: außerdem ist er verpflichtet, eine Zentral stelle zur Erteilung von Informationen an Privat personen und öffentliche Körperschaften über die Ge- setze der Vererbung «inzurichten und für die praktische Verwertung der Forschungsergebnisse im sozialen Leben zu sorgen. * -achschulnachricht. Der hervorragende Ohren arzt Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Johann August Lucae ist gestern in Berlin im 78. Lebens jahre gestorben. Professor Lucae war ein Schüler Rudolf Virchow», bildete sich zu einem der bedeutend sten Spezialisten auf dem Gebiet der Ohrenheilkunde au», und wurde der erste Lehrer dieses Faches an der Berliner Universität. Besondere Verdienste erwarb er sich durch seine Untersuchungen über die ärztlich« Behandlung der Mittelohrerkrankungen. „ . son schon öfter gespieltes ll-vrolrnkonzert. Die nicht immer korrekt, mit ziemlich trockenem, nicht genügend des Herrn John Carlton nicht dazu angei maßen zu ersetze, mann einmal !