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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191103154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110315
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110315
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-15
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Bbonnr uent-Lnnadme: Augukuäplatz 8, der unteren Trägern, Filialen, Lpedileuren und Lnaahmeftellen, wnne Postämtern uur Brieiträgern. St nzelverkau l«prei« der Morgen. autgabe IV -r», der v-dendau-gade 8 MWgtrTagMlck Handelszeitung. Amtsblatt -es Aales und -cs Volizeiamtcs öcr Lta-t Leipzig. üc Inserate au» reivtig nnn ilingeauu, di, Sgtivalkene dv mm breite Pernze,le di« 74 mm breite llieklamezeil- l ,/U von auswärr« UV Reklamen i.2Ü Inserate von Beddrden -m amtlichen Teil die 74 mm breit« Peripetie 40 «eschästranzeigen mit Pladvorschriste« un« in der Ädendauiqabe im Prei'e «rhäbi. Rabatt nach Tarif. Beilagegebubr a p. Tausend e;kl. Postgebühr. 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(S- Ausl.) * Frankreich entsendet zwei Bataillone In fanterie, zwei Abteilungen Bergartillerie sowie Polizeimannschaften nach Marokko. (Siehe Letzte Dep.) * Die Vereinigten Staaten wollen ihre Kriegsschiffe nach der Kohlenentnahme aus den mexikanischen Häfen zurückziehen. (S. Letzte Dep.) * Das Schwurgericht Halberstadt hat den In validen Becker aus Ilsenburg wegen vierfachen Mordes viermal zum Tode verurteilt. sS. Gerichtssaal.) programmatisches aus Kamerun Andeutungs- und auszugsweise lind neulich einige Mitteilungen über eine Sitzung der Süd. kameruner Handelskammer, der der neue Gouverneur beigewohnt hat, durch di« Presse ge gangen. Diese Mitteilungen gaben aber nur ein un vollkommenes Bild von der Bedeutung der be treffenden Handelskammersitzung für die künftige Kamerunpolitik. Das Protokoll der Sitzung, das uns vorliegt, ist als Ganzes betrachtet nichts mehr und nichts weniger als ein Programm des neuen Gouverneurs, insofern, als Dr. Gleim darin seine Anschauungen über gewisse grundlegende Fragen niedergelegt hat. Erläuternd muß bemerkt werden, daß die Handelskammer Kribi dieeinzige derartige Körperschaft der Kolonie ist und häufig als Sprachrohr für dis Bedürfnisse des Handels und Ver kehrs der ganzen Kolonie benutzt wird. Die früher existierende Handelskammer in Duala ist eingegangen, angeblich weil sich dort widerstreitende Interessen nicht unter einen Hut bringen ließen. Und der Gou- oernementsrat kann teils aus demselben Grunde, teils wegen mangelnder Oeffentlichkeit und be schränkter Diskussion naturgemäß nicht in dem Maße nach außen aufklärend wirken, wie eine Korporation nach Art der Handelskammer Kribi, die neben ihren zahlreichen Mitgliedern und Vertretern der Regie rung auch Gäste aus anderen Berufsständen zu Worte kommen läßt. Bei der in Rede stehenden Sitzung trat angesichts der entgegenkommenden verständnisvollen Haltung des neuen Gouverneurs die unverkennbar gereizte Stimmung, die im Verhältnis der Erwerbsstände zu den Behörden in den letzten Jahren Platz gegriffen hatte, weniger in die Erscheinung, wenn auch manche Dinge mit erfrischender Offenheit behandelt wurden. Der Vorsitzende der Handelskammer hielt es oder in seiner Eröffnungsrede doch für nötig, etwa hervor tretende Schärfen zu legitimieren, indem er den Gouverneur bat, „die Wünsche und Vorschläge üer Körperschaft auch dann, wenn sie ihm der Aus druck einer erregteren Stimmung zu sein scheinen, als Offenbarungen eines schwer bedrohten Interesses gelten zu lassen". Nach den Vorkommnissen des verflossenen Jahres — dem Maka-Aufstand und allerlei Aufsässigkeiten der Dualaleute — ist es nur natürlich, daß von Fragen allgemeinerer Natur die Eingeborenen politik im Vordergrund der Erörterung stand. Den Ausgangspunkt bildete dabei die Ein geborenenjustiz, die ja bei den eigenartigen Verhältnissen in den Kolonien in den Augen der Ein geborenen ein Hauptausfluß der Staatsgewalt ist. Die in der Eingeborenenrechtsprechung in den letzten Jahren geübte Praxis war für die Anschauungen der Eingeborenen über Schuld und Sühne viel zu miLre. Die verhängten Strafen wurden vielfach gar nicht als solche empfunden. Die zu einer Freiheitsstrafe Ver ¬ urteilten haben während der Strafzeit unter Um ständen ein viel angenehmeres Leden als zu Hause. Und wenn sie dabei zu öffentlichen Arbeiten heran gezogen werden, so arbeiten sie meist mit Leuten zu sammen, die freiwillig auf diesem Wege ihrer Steuer pflicht genügen. In dieser milden Ahndung seiner Vergehen und Verbrechen sieht der Neger nicht den Aufdruck europäischer Humanität, sondern er be trachtet sie als Schwäche. Die in neuerer Zeit sich mehrenden Eigentumsvergehen unter den Schwarzen schreibt die Handelskammer dieser mangelhaften Strafrechtspflege zu, die sich allzusehr an heimische Rechtsanschauungen klammert, statt dem Verständnis des Negers Rechnung zu tragen. Namentlich ist es in der Praxis verkehrt, die Schuldfrage zu indi vidualisieren, denn auf diese Weise wird allzu häufig die Sühnung eines Vergehens vereitelt. Früher wurde ganz einfach eine ganze Sippschaft, ein Dorf oder der Häuptling verantwortlich gemacht. Im Nu war dann der wirkliche Schuldige ermittelt, und dieses Verfahren entbehrte bei tieferem Verständnis für die kolonialen Verhältnisse auch nach heimischen Anschauungen keineswegs der Berechtigung, denn selten ist der Neger bei irgendeinem Vergehen der allein Schuldige, sondern das ganze Dorf weiß um das Vergehen, hat unter Umständen einen Vorteil davon, ist also mitschuldig. Der Gouverneur bekannte, daß er selbst in seiner früheren Tätigkeit als Richter diese Praxis ausgeü'bt habe, daß somit die Anschauungen der Handelskammer mit den seinigen über ein stimmen, er halte eine Reform der Eingeborenen gerichtsbarkeit für eine Notwendigkeit. Wir möchten nun der Meinung Ausdruck geben, daß eine förmliche „Reform" dazu gar nicht nötig ist. Es genügt voll ständig. wenn zu selbständigen Richtern nur solche Juristen bestellt werden, die auf eine längere afrika nische Praxis zurückblicken können und verstehen, die Juristerei mit oem gesunden Menschenverstand zu ver binden. Und für diejenigen Verwaltungsbeamten, di« die Eingeborenengerichtsbarkeit ausüben, genügt der gesunde Menschenverstand, verbunden mit kolonialer Erfahrung. Allgemeine Direktiven müßten den Richtern natürlich gegeben werden, damit nicht Verroaltinrg und Rechtsprechung sich von grundver schiedenen Anschauungen leiten lassen, wie dies jüngst z. B. in der Frage des Züchtigungsrechts vor gekommen ist. Bei verständiger Zusammenarbeit der Behörden und Erwerbsstände wäre sehr wohl eine den Verhält nissen angepaßte Erziehungsmethode von selbst herauszuarbciten. Dazu wäre aber nötig, daß der Unterschied zwischen Beamten und „ge wöhnlichen Europäern weniger scharf her- vorgekehrt würde. Das erweckt bei den Negern allzu krasse Vorstellungen von der Inferiorität der nicht beamteten Weißen und schwächt das für den erzieherischen Einfluß der Weißen so notwendige An sehen bei den Schwarzen. Als vorbildlich für die Zusammenarbeit der Beamten und Erwerbsstände und die Behandlung der Eingeborenen möchten wir das Verhalten des verstorbenen Majors Dominik anfllhren, der sich bei Weiß und Schwarz gleich großen Ansehens erfreute. Worin das Geheimnis seines Er folges zu suchen ist, versteht jeder Kameruner, ohne daß wir noch Worte darüber verlieren. Der zweite Punkt, um den sich die Verhandlungen in Kribi hauptsächlich drehten, betraf die Frage der Süd'bahn. Die Art, wie Gouverneur Gleim zu dieser Frage Stellung nahm, zeigt, daß er sich in seinen Anschauungen über die Grundlagen einer ge sunden Verkehrspolitik in Kamerun mit der Handelskammer eins weiß. Die Südbahn frage ist nicht ausschließlich eine Interessenfrage Süd kameruns. Kamerun kann ebensowenig wie Ost afrika von einem Punkte aus erschlossen werden, weil in Zukunft auch der Verkehrs- und handelspolitische Wettbewerb mit den Nachbarkolonien in Betracht ge zogen werden muß. Der Handel sucht immer den billigsten Weg nach der Küste, und das ist in der Regel ver nächste Weg, allzu große Unterschiede lassen sich auf tarifpolitischem Wege nicht ausgleichcn. Ein großer Teil des Südkameruner Handels würde in soäterer Zeit zweifellos den Weg über die geplante französische Bahn von Dscha nach der Küste nehmen, wenn man dem Südbezirk eine eigen« Bahn ins Innere vorenthalten und den gesamten Inlands verkehr in Duala monopolisieren würde. Der Gou verneur denkt offenbar nicht daran, eine solche Mono polpolitik mitzumachen, sondern hat der Handels kammer Kribi erklärt, daß auch er den Bau einer Südbahn für notwendig halte. Allerdings verlautet neuerdings, daß der Staatssekretär einem Reichstags abgeordneten gegenüber geäußert haben soll, an die Einbringung einer Vorlage über die Südbahn sei vor läufig nicht zu denken, weil die Rentabilität dieser Bahn noch unsicher erscheine. Allein der Hinweis auf die Tatsackie, daß der in Frage kommende Ausgangs punkt der Bahn, Kribi, bei den jetzigen primitiven Vcrkehrsverhältnissen einen Außenhandel von UV? Millionen Mark aufzuweisen hat und dem Fiskus allein an Kautschuk-Ausfuhrzoll über 500 000 M in die Kassen liefert, sollte zur Berück sichtigung der Erschließung seines Hinterlandes ge nügen. Wenn die Kameruner Südbahn gebaut wird, so werden außer Kautschuk alle möglichen Produkte erzeugt und auf den Markt gebracht werden, denn der llrwaldboden Südkameruns ist so fruchtbar, daß nicht nur von den Eingeborenen Reis, Erdnüsse, Mais, Oelpalmen und dergleichen, sondern auch plantagen mäßig Kautschuk, Kakao usw. angebaut werden können, nicht zu vergessen die wertvollen Holz bestände des Urwaldes. Aber erst muß die Bahn da sein. Wir zweifeln nicht daran, daß sich dann die großen Handelsfirmen Südkamerüns, die dort na mentlich am Kautschukhandel viele Millionen verdient haben, ihrer moralischen Pflicht erinnern und durch Anlage von Pflanzungen zur Nutzbarmachung des Landes beitragen werden. Für Kamerun hat der neue Gouverneur jedenfalls versprochen, seinen Einfluß geltend zu machen, daß die Erschließung des Landes in der a"gedeuteten Richtung keinen Aufschub erleidet. Er hat .nich hinsichtlich des Ausbaues des Wegenetzes, des Tellgraphennetzes, der Förderung der Eingeborenenkultur großzügige Vor schläge gemacht und durchblicken lassen, daß er sich im allgemeinen mit dem Staatssekretär im Einklang befindet. Es kann deshalb angenommen werden, daß es der Kolonialverwaltung nicht an guten Willen fehlt. Man möchte nur wünschen, daß die koonialfreundlichen Parteien des Reichstages bei Beratung des Etats einige ermunternde Worte fin den werden. Lehren unü Anregungen üer Kronprilmnreile. Von Dr. Oscar Bongard. «Nachdruck verboten.) Kalkutta, 22. Februar. Als im Herbste v. I. bekannt wurde, daß der Kronprinz eine mehrere Monate währende Reise nach dem Osten antreten würde, wurde diese Absicht von der Gesamtheit des deutschen Volkes mit Freude begrüßt: denn Reisen weitet den Blick, und es kann einer Nation nur angenehm sein, wenn der Herrscher, der später an ihrer Spitze stehen soll, einen weiten Gesichtskreis hat und Erfahrungen besitzt. Für den Wirtschaftspolitiker nahm diese Stimmung eine ganz bestimmte Richtung an. Seit dem Jahre 1871 ist die deutsche Bevölkerung von 41 Millionen Einwohnern auf 65 Millionen an gewachsen, und sie ist noch unaufhaltsam im Zu nehmen begriffen. Die Folge dieses Wachstums war, daß der eigene Grund und Boden unser Volk wegen seiner Dichtig keit nicht mehr ernähren konnte, und dadurch sind wir von einem Getreide ausführenden Lande zu einem Getreide einführenden geworden. Die Mittel, um den Teil unserer Nahrung, den wir nicht selbst erzeugen, vom Auslande zu kaufen, erwerben wir in der Hauptsache auf zweierlei Arr. Einmal beziehen wir vom Auslande Rohstoffe, be arbeiten sie, und geben die fertigen Waren an andere Völker ab, wodurch uns der Erlös für die geleistete Arbeit vom Auslands zufließt. Das andere Mal erreichen wir unfern Zweck, in dem wir deutsches Kapital für uns im Auslände ar beiten lassen, so daß der hieraus sich ergebende Ge winn von andern Nationen an uns gezahlt werden muß. Dies sind die beiden Hauptwege, die uns in den Stand setzen, dem Auslande Nahrungsmittel und andere Produkte abzunehmen und gleichzeitig zu dem Wohlstand zu kommen, zu dem die deutsche Nation in den letzten Jahrzehnten gelangt ist. Derartige wirt schaftliche Tätigkeit ist aber nur durchführbar, wenn Deutschland Weltpolitik treibt. Bisher hat ihr Beginn und ihre Durchführung an einer einzigen Person gehangen, am Kaiser. Mit unbeugsamer Energie hat er sich ihrer Ausführung hingegeben. Aber wie wird es sein, wenn der Kaiser nicht mehr sein sollte, ehe noch der Mehrzahl des deutschen Volkes das Bewußtsein gekommen ist, in welcher kri tischen Lage wir uns befinden, und die Erkenntnis, welche Wege wir einzuschlagen haben, um uns unsern Platz zwischen den Aieltmächten zu sichern? Ziehen wir diese Verhältnisse in Betracht, daun konnte es für uns nichts Erwünschteres qeben, als daß der Mann, der berufen ist, dereinst aus die Lei- rung der deutschen Politik den größten Einfluß aus zuüben, wenn unser Kronprinz nach fremoen Er teilen kommt, wo oie deutschen wirtschaftlichen Inter essen jetzt schon überall Wurzel geschlagen Haden, uno wenn er den Lvetltampf der Völker um ihre wirt schaftliche Zukunft, ihre Existenz an Ort und Stelle kennen lernt. Am Ende der Reise angelangt, müssen wir uns die Frage vorlegen, ob sie diesen Zweck ersüllt hat, und die folgenden Zeilen sollen oiejer Betrachtung dienen. I (Teylvn. Den ersten Teil der Reise bildete der Auscnthalt auf Ceylon. Wir haben im Reisebericht IV ge sehen, daß diese Insel eine Pflanzungstolonie dar stellt und daß auf ihr eine Menge von Rohprodukten und Kolonialwaren gewonnen wird, die auch wir in unsern Kolonien erzeugen. Kautschuk, Kokosnüsse. Kakao. Tee, Zimt waren die hauptsächlichsten Plan tagenprädukie. Die wir kennen lernten. Deutschland hat für seine K o l o n i a l p o l i t t.k, die einen Teil der oben erwähnten Weltpolitik bildet, drei Zielpunkte: die Kolonien sollen dazu dienen, einen Teil der überschüssigen deutschen Volkskraft auf zunehmen, sie sollen eine Anzahl wichtiger Roh produkte für unsere Industrie liefern und hierdurch dazu beitragen, uns im Bezüge derselben vom Aus lande möglichst unabhängig zu machen, und sie sollen schließlich Absatzgebiete werden für unsere deutschen Waren. Die englische Kronkolonie Ceylon bot ein vorzüg liches Beispiel, um zu sehen, wie eine tropische Ko lonie zum Vorteil des Mutterlandes und zugleich der Kolonie an ersteres Rohprodukte abgebcn und ihm seine Waren abnehmen kann sogl. Bericht I V vom 10. Dezember 1910), und wie die Mitwirkung d«r Kolonialreaierung durch Schaffung von Verkehrs wegen und Versuchsgärten sich betätigen muß. Ceylon zeigte auch gleich die Tätigkeit des deutschen Kauf manns im Auslande, der mittoirkt am Güteraustausch zwischen seinem Vaterland« und seinem Geschäftssitze, und der außerdem das Nationalvermögen um seinen im Ausland erworbenen Verdienst vermehrt. Es traf sich gut, daß der deutsche Konsul, der leider inzwischen verstorbene Philipp Freudenberg, einer der ersten Kaufleute von-Colombo war, der sich ebenso wie der schon früher erwähnte Deutsche I. Hagenbcck aus eigener Kraft zum bedeutenden und geachteten Groß kaufmann emporgeschwungen hat. Unterredungen mit solchen Männern aus der Praxis enthielten selbst verständlich eine Fülle von Anregung und Belehrung. II. Vorderindien. Mit der Landung in Bombay, dem bedeutend sten Hafen der indischen Westküste, begann der zweite Teil der Reise. Im Bericht V vom 16. Dezember 1910 habe ich bereits von den lebhaften Handelsbeziehun gen zwischen Bombay und Deutsch-Ostafrika ge sprochen und von der großen indischen Baumwoll industrie, deren Hauptsitz Bombay ist. Eine deutsche Kolonie von über 100 Köpfen ist für den deutschen Handel dort tätig. Auf der landwirtschaftlichen Aus stellung zu Allahabad brachte die deutsche Ab teilung den Beweis, wie deutscher Handel und deutsch« Industrie zielbewußt bemüht sind, sich ihren Weg in Indien zu bahnen. Dort gab der Handels sachverständige des Generalkonsulats, Herr Gößling. der die deutsche Abteilung eingerichtet hat, dem Kron Prinzen auf seinen Wunsch eine gute Uebersicht über die deutsch-indischen Handelsbeziehungen und ihre Aussichten für die Zukunft. In Kalkutta, dem größten Hafenplatz Indiens, der durch den Ganges und den Brahmaputra sowie die Eisenbahn den Handel für 74 Millionen Menschen vermittelt, ist naturgemäß der Hauptsitz der deutschen Kaufmannschaft in Indien, und hier waren auch die wichtigsten Aufschlüsse zu holen. K. Die Deutschland interessierende Ausfuhr aus Indien. Die größten deutschen Exportfirmen sind in Kalkutta: Ernsthausen Ltd., Moll, ^Schütte k Co., Schröder, Smidt L Co., Smidt. Sanders k Co., Wütow, Guttmann L Co., F. Ad. Aßmann L Co. Indien und in ihm wieder Kalkutta hat ein Weltmonopol für Jute, daher ist Jute sowohl roh als verarbeitet der größte Exportartikel von Kal kutta. Ungefähr 38 Iutefabriken haben im Jahre 1909/10 4 460 000 Ballen Jute zu 400 engl. Pfund versponnen und verwoben. An roher Jute wurden aber um 4 Millionen Ballen ausgeführt. Kalkutta hat aber mehr Jute verarbeitet als die ganze übrige Erde. Die feineren Iutegespinste und Gewebe wer den in Europa und Amerika gefertigt, die gröberen hier. An Iutesäcken wurden 450 Millionen im Werte von 135 Millionen Mark ausgeführt, und anHesfians- Tuch. einem dünneren Gewebe von Sackleinen, eine Milliarde Yard im gleichen Wert. Don der un geheuren Menge, die dies darstellt, erhält man erst Vas Leipziger cagebiatt Offerten-Kingang in den Letzten Monaten gegen das WorjaHr - nahe;« Verdoppelt.
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