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3. Beilage. Mittwoch, IS. MSn lSN. Leipziger Tsgevlsv. Nr. 74. 105. Zatiryann. Melheiü Rolsnüs Schicksal. -'I I Roman von Marie Bernhard. (Nachdruck verboten.) „So ist es recht, Adi, du bist ja ein vernünftiges Mädchen! Doch aber . . . nach Art sehr junger Men schen wird dir (Held und Gut, Sicherstellung deiner Zukunft und ähnliche praktische Erwägung aller Wahr scheinlichkeit nach sehr gleichgültig, wo nicht gar ver. ächtlich erscheinen. Dem gegenüber möchte ich be merken, daß auch die hochfliegenden Ideale und schönsten künstlerischen Ziele ohne Geld absolut nicht zu erreichen sind . . . abgesehen davon, daß der Mensch wohnen, essen und trinken und sich kleiden muh, — besonders gut wohnen, speisen und sich kleiden soll, wenn er — hm — wenn er — ein entsprechendes Aeuhere in die Wagschale zu werfen hat . . . und das hast du! Wiederum ohne Geld nicht zu machen! Nun hat deine verstorbene Mutier — ruhig, Kind chen, wir müssen alle mal sterben — du auch! — hat also in richtiger Erwägung der Tatsache, dah dein Baler über ein ansehnliches Einkommen, sowie über einiges Privatvermögen, verfügt, — letzteres könnte mehr sein, es ist aber schliehlich seine Sache, wo er damit geblieben ist! — dich, ihr ein ziges Kind, zu ihrer alleinigen Erbin eingesetzt, und zwar so, dah weder dein Vater, noch ich, dein Vor mund, — ja, ja, mach' du nur grohe Augen! — an dies dir zustehende Vermögen herankommen können. Es soll unverkürzt und unangetastet, nach erfolgter Mündigsprechung, in deine Hand gelegt werden. Hierüber empfindet dejn Vater — und das muht du ihm hoch anrechnen, denn nicht viele Väter dürften so denken! — eine besondere Genugtuung. Wir haben heute beim Notar die Sachlage in Erfahrung gebracht, und du kannst dich als ein, wenn nicht reiches, so doch wohlhabendes Mädchen ansehen, dessen Zukunft, wenn meine liebe Adi nicht zu Extra vaganzen neigt, sicher stehen dürfte. Es besteht auch in diesem Testament die Bedingung, du solltest, im Fall deiner Verheiratung, keine Gütergemeinschaft mit deinem künftigen Gatten eingehen, sondern auch als Frau selbständige und alleinige Verfügung über dein Erbe behalten. Ich kann nicht umhin, letzteren Passus für besonders verständig anzusehen, trotzdem er von jungen, hingebend liebenden Eheleuten alle mal als Misstrauensvotum betrachtet wird ... in- dessen ... ich wäre froh, wenn du dir den Ausspruch merken wolltest, liebes Kind: in Geldsachen hört nicht nur die sogenannte Gemütlichkeit — es hört sehr oft auch die ganze überschwengliche Liebe und Anbetung auf, die man in sein Lcbensschiff verfrachtet darum halt' du das deinige später mal fest und sei deiner Mutter dankbar, dah sie für dich Vorsorge ge troffen hat!" Ich bin ihr dankbar gewesen — in dem Augen- blick schon, da ich von ihrer weitgehenden Fürsorge erfuhr, — um wieviel mehr in spätern Jahren, da ich die ganze Tragweite ihrer Handlungsweise ver stehen lernte! — Ich war es zufrieden, dah Onkel Erich Roland mein Vormund werden sollte. Konnte ich ihn auch bi» jetzt noch nicht besonders innig lieben, so war mir doch der Gedanke, seiner Fürsorge anheimzu- fallen, sehr viel sympathischer, wie wenn einer von der Jngerslebenschen Linie gesetzlich Macht über mich bekommen hätte. Ich sagte ihm das ehrlich, und das schien wiederum ihn zu freuen. Mein Vater trat in» Zimmer, elastischen Ganges, den Kopf hoch — er schien mir jünger geworden. „Weih sie schon?" rief er noch im Eintreten. „Ja — ich habe ihr alles gesagt: deine Adi slbeint ein verständiges Mädchen zu sein, man kann Gutes von ihr für die Zukunft hoffen!" „Kann man, Miesekatze?" Mein Vater fahle mich liebkosend unter das Kinn und hob meinen Kopf hoch. Als er meinen ernsten, fragenden Blick gewahrte, änderte er seinen Ton sofort.» „Das also wäre abgemacht!" Er zog einen Stuhl heran und nahm neben mir Platz. „Es bleibt mir nur noch übrig, zu erwähnen, dah deine feudalen Verwandten von der mütterlichen Linie stundenlang in mich hineingeredet haben, ich möge dich in Pension tun. — Willst du in Pension gehen, Heidelchen?" „Um keinen Preis!" rief ich entrüstet. „Wie könnten wir uns jetzt voneinander trennen, du end ich? Wir haben doch nichts weiter auf der Welt — wir gehören doch zusammen!" Ich sah, wie mein Vater und mein Onkel Erich einen Blick austauschten — einen Blick, dessen Mei nung ich nicht verstand. „Das ist sehr rührend und hübsch gesagt, Paul!" bemerkte Onkel Erich nach einer kurzen Pause mit besonderer Betonung: „Du wirst dieses Kindes Ver trauen nicht täuschen, nicht wahr?" Mein Vater fuhr sich mit einer mir an ihm wohl bekannten Geste durch sein üppig gekraustes, ergrautes Haar. „Kindchen, du hast gut reden! Vater einer er wachsenen Tochter zu sein, das ist nichts Leichtes, wenn man .... Jedenfalls — hergeben will ich meine schwarze Miesekatze auch nicht — und wenn es der Stamm Ingersleben wünscht, dann erst recht nicht!" „Und eine Dame nimmst du auch nicht ins Haus, — nein?" warf ich erregt dazwischen. „Was für eine Dame soll das sein?" „Tante Irene will sie aussuchen: sie sagt, ich kann nicht allein hier im Hause bleiben, ich muh eine Dame um mich haben!" Wieder wechselten die Brüder einen ausdrucks vollen Blick: sie verstanden einander offenbar sehr gut. — „Wenn Tante Irene sie aussucht, nehmen wir sie schon deswegen nicht!" meinte mein Vater mit etwas erzwungenem Humor. „Die hochherrlichen Aristo kraten unterschützen übrigens unsere gute Mine Alt mann bedeutend. — Dame? Gott, nein, man kann sie so nicht nennen, und doch dürste manche Dame sie um ihr Feingefühl und ihren Takt beneiden - ab gesehen davon, dah sie direkt wundervoll kochen und auherordentlich rationell wirtschaften kann. Wir AAA AI DA DA DA AD Satei-weM seit über 40 äadreü als bekannt unä bezväbrt. 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Für mein Haus und für die Kleine da ist sie schlechterdings unentbehrlich, und dieserhalb bleibt sie auch nur, wie sie mir mit schöner Ehrlichkeit gestern in» Gesicht gesagt hat. Einerlei — sie bleibt! Mine und eine Dame ist aber unmöglich: denn erstens würde dies das Budget zu sehr belasten, zweitens aber würde Mine, wenn st« jetzt offiziell die Zügel der Regierung zu fasten bekommt, keinem lebenden weiblichen Wesen auf Erden die Autorität zuerkennen sie fügt sich nur Adi — und auch der bloh da. wo sie cs für angezeigt hält. Das Kapitel ..Dame" wäre somit abgetan — was, Kätzchen?" „Ach ja, Vater — danke!" rief ich gerührt und fiel ihm um den Hals. „So — so — schön, mein Heidchen! Also von morgen ab sind wir wieder hübsch unter uns und lasten uns von keinem dreinreden. Ich rate dir nur, dich gut zu deinem Herrn Vormund zu stellen — du weiht, das ist Herr Ingenieur Erich Roland, der da neben dir sitzt!" „Aber zur Bühne gehe ich!" warf ich hin. „Nichr gleich jetzt im Trauerjahr — nein! Ich werde erst noch tüchtig lernen — Lateinisch kernn ich ja schon etwas, aber noch immer mehr will ich können — du sollst schon sehen — sollst schon zufrieden sein! Min destens so viel wie Ursula will ich leisten . . . mehr kann kein Mensch von mir verlangen! Aber dann . . . . später .... wenn ich —" „So? Später? Wenn ich, dein Vater, dir die Erlaubnis verweigere und dein Herr Vormund ein gleiches tut ... . wie dann?" Ich sah rasch von einem zum andern. „Ach, das ist ja gar nicht dein Ernst — du willst mich nur einschüchtern! Aber wenn es doch wäre . . . ich .... ich mühte dann warten, bis ich mündig bin — schrecklich lange wär das freilich! — und dann hätte ich mein Geld für mich und könnte tun, was mich freut!" „Erich — nun hör' den Grünschnabel an! Ist kaum aus dem Ei gekrochen und macht hier Lebens pläne, geht über uns beide weg zur Tagesordnung über — nimmt ihr Vermögen für sich und tut, was sie freut! Moderne Jugend! Söll man sich das wirk lich bieten, sich einfach zum alten Eisen warfen lassen?" „Nein — nein!" Ungestüm sprang ich von meinem Klubsessel auf, setzte mich auf meines Vaters Knie und schmiegte mich zärtlich an ihn. „Ich will ja nie so sein — und du bist kein altes Eisen und wirst es nie werden ich hab' ja bloh gesagt: wenn... aber es wird ja nie sein! Ich hab' ja nur dich, und du hast nur mich — nicht wahr — nicht wahr? Onkel Erich, hilf mir, den Vater wieder gut zu machen, — ich wollte ihn nicht kränken — wirklich — ich wollte — nicht!" Onkel Erich hatte ein eigentümlich ernstes Gesicht zu dem allen aufgesetzt. Er hatte Len Kopf gewendet und sah meinem Vater in die Augen, eindringlich und bedeutsam, als wolle er sagen: Du weiht genau, was ich von dir denke! — Und später, beim Verlusten des Zimmers, hörte ich es, wie er zu meinem Vater in halblautem Ton sagte: „Paul, du nimmst dich jetzt ernstlich zusammen! Du bist es dem Kinde schuldig, ein neues Leben an zufangen!" Diese Worte bestätigten nur meine Voraus setzungen. Ich wuhte es ja: mein Vater würde . . . mühte ein neues Leben beginnen, jetzt, da meine Mutter von uns gegangen war! — Zwölftes Kapitel. Milten in mein Lebensschicksal hinein kommt wieder einmal eine persönliche Note — ein Wort von mir zu dir, mein Günther! Ich könnte nicht anders, auch wenn ich zwischendurch nichts erlebte! Aber ich habe etwas erlebt, und ich muh dir beichten, denn mein Leben gehört dir, und auf alles, was sich darin zuträgt, hast du den ersten Anspruch. Also: ich habe den Grafen Warnsdorfs kennen ge lernt, der mir die Hund« abhandeln wollte, und er ist niemand anders als der Herr, der mir so oft am Strande begegnete. Ich hatte seiner sehr selten und flüchtig gedacht, — dah meine Erscheinung auf Männer Eindruck macht, dah sie mir nachsteigen und versuchen, sich mir zu nähern ist mir ja nichts Neue:-. Dies war nun einer mehr gewesen . . . aber ein-, zweimal hatte ich denken müssen: ob der dich wohl stillschweigend aufgibt? Ob der dir nicht nachspürt? Er hatte einen so sehr beharrlichen Blick gehabt, — einen Blick, der nicht losläht, was er einmal in Be schlag genommen hat! — Meine Stunden gehen so weiter, — die Kinder haben mich persönlich gern, sie lernen auch leidlich gut, aber recht warm werden wir immer nicht mit einander. Es ist nicht das richtige Feld für mich, das ich bebauen, auf dem ich ernten und Früchte sammeln kann ... es ist nicht, Günther! Glaub' es mir doch! — Eine merkwürdige Naturerscheinung war ein getreten. Wir hatten noch Herbst, volles, üppiges, wenn auch buntes oder entfärbtes Laub — da. mit einemmal, nach einem kalten Abend, schüttet es für ein paar Stunden aus den Wolken mit Schnee, und nun stehen all die belaubten Bäume und Gesträuche da und halten den Schnee in ihrem Blätterreichium fest, und darüber stehl an einem hellblauen klaren Frosthimmel die lichte Sonne und lacht über das ganze goldene Antlitz und gieht strahlenfluten über Las seltsame Schauspiel. Das muh ich sehen — nahebei und in Muhe sehen, es läht mir keine Ruhe! Es ist auch ein Sonntag, die Kinder haben frei, — ich habe frei — also feste Leder stiefel herbei, mich in meine weihe flockige Jacke ein geknöpft, — die rveihe Mütze aufs Haar gesetzt, — Thor und Loki an die Lerne genommen, damit sie mir nicht ausbrechen und wildern gehen — und hinaus ins Freie — in den Wald! — (Fortsetzung folgt.) lob ameke »ul mvme kür lk«1o»»rnnrr vco Lvrr«»uuck Vmtlsioriuvi» do«möors aukmerksLm. uock aller Damen-, öerren- lwck Liocker-Luräerodev. Oaräiveo-WLsckorei, ivorioU äer keiocrov tzuslittttvo. ^lüüelolvll-bilrberei. lleimguug voa «eiäooea Vorbavgeo, ecbteu Lpitxev, Leitwerk, Decken, tt ksclerv, Dalläsebukeu vto. :: Krkerei jlugo Luekner tzekrülier Mer, Asnkjurt s. AI. Imr» SLlov-vrikvtts gleichwertig mit ,°«4S» Lratt n. kdöllii 10 Ztr 2b Ztr. 50 Ztr. Ins 78 Pf-. 7L Pfg. 7S Pfg. i'Ii'k Wl!.k.kej>ueke,'N'E- «an» 2b Monogrammbogen mit KuoertS 58 Husvvi'IrauG Portemonnaies, Zigarren-EtniS, .hochmod. Tameutaschrn, Reisetaschen, Schulmappen, Pho ograplite-Albnmo, Nippes, Mac- und PorzeUanwaren» vans- u Wirtschaftsgenenstände ru enollm kei'abgeLelrlen Preisen. VdMHUV'L» bi» Abbruch bitbin RRN D Re», ck. llanptp<mt. »44«»