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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110309010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-09
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Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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halten. Zu den Aufgaben der Fort» dildungsschule gehört auch die staatsbürgerlich« Erziehung und der Unterricht in körperlichen Ueounden. Zum Besuch« der Fortbildungsschulen find sämtlich« in den betreffenden Gemeine, m öffentlichen oder privaten Dienj-ei befchästigten männlichen Personen unter 18 Fahrer drei Fahre lang verpflichtet. Arbeitslostgk-tt Hai innerhalb de» Schulhalbiahres eine Befreiung vom Schulbesuch« nicht zur Folge. Von der Verpachtung zum Besuche der Fortbildungsschule find diejenigen befreit, di« eine Innungs- oder andere Fortbildung»' ««der Fach schule besuchen oder besucht baden sofern der Unter richt dieser Schul« von der Aufsichtsbehörde als aus. reichender Ersah anerkannt ist. Dasselbe gilt von denjenigen, die Nachweisen, diß sie di: Kenntnisse und Fertigkeiten besitzen, die das Vehrziel der Fort« bildungsschule bilden. Der Unterricht in der Fortbildungsschule umfaßt für jeden Schüler jährlich 210 Blunden, die in der Regel auf 40 Wochen zu verteilen sind. Die Stunden zahl kann erhöht, aber auch jährlich auf 160 ermäßigt werden. Die Unterrichtszeiten der Fott- dilduirasschul« werden vom Gemeindevorstande resp. vom Verbandsvorstande festgesetzt. Die Arbeitgeber sind verpflichtet, di« zum Besuch der Schule verpflich teten Arbeiter anzumelden und ihnen die zu einem geordneten Schulbesuch nölige frei« Zeit zu gewähren und sie zu oünktlichem und regelmäßigem Besuch anzu halten. Wer gegen diese Bestimmungen verstößt, wird mit Geldstrafe bis zu 20 u bestraft. Auf die Leiter und Lehrer der Fortbildungsschulen finden dt« für Gemeindebeamte geilenden Bestimmungen mit den durch das Gesetz bedingten Aenderungen An wendung. Das (besetz tritt am 1. April 1912 in Kraft. Von der Verpflichtung, eine Fortbildungsschule zu er richten, können tbemcinden dis aus die Dauer von sechs Fahren befreit werden, wenn di« Errichtung und Unterhaltung einer Fortbildungsschule mit erheb- lichen Schwierigkeiten verbunden ist. Die staatliche Aufsicht erster Instanz über diese Fortbildungsschule übt der Regierungspräsident au». Dem Entwurf« ist ein« eingehende Begrün dung beigegeden worden, in d«r es heißt, daß ein geordneter Fortbildungsunterricht für die breite Masse der aus der Schule Entlassenen und in das Er werbsleben eingetretenen Jugend sowohl im Inter esse des einzelnen als auch der Gesamtheit geboten ist. Besonders für die gewerblichen Arbeiter bildet ein gut eingerichteter Fortbildungpunterricht eine un entbehrliche Ergänzung der praktischen Lehre. Im ganzen haben etwa noch 40 Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern bisher keine Fortbildungsschule errichtet. Es bleibt den Gemeinden überlassen, die Schulpflicht auf ungelernte Arbeiter und Kaufleute auszudehnen. Deutsches Selch. Leipzig, 9. März. * Difziplinar»eefah,«n gegen Dresdner Lehrer? Am 31. Januar wurden in Dresden und Umgebung verschieden« öffentliche Versammlungen abgehalten, in denen die Frage der Reform des Volksschulgesetzes erörtert wurde. Ein großer Teil dieser von der Sozialdemokratie einberufenen Versamm lungen war auch von Lehrern besucht worden. Ietzj melden die , Dresdn. R. Nachr.", daß jein Lehrer, di« in den Versammlungen gesprochen haben, einem amtlichen Verhör unterzogen worden sind. Der Airstoß zu diesen Vernehmungen geht vom Mini sterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts aus. Man gibt sich in Lehrerkreisen der Befürchtung hin, daß gegen jene Lehrer ein Disziplinär- pcrfahren ei"ngeleitet werden soll. * Zur Laudtagverfutzwuhk im 5. länblickea Land- tagsmahlkreis« wird dem .^Sautzner Tageblatt" ge- schrieben: „Da ein großer Teil der Wählerschaft des 3. ländlichen Landtagswahlkreises (Wahlkreis der verstorbenen Abgeordneten Sob«) mit dem Auftreten des wendischen Kandidaten Herrn Gemeindevor standes Barth- Briefing nicht zufrieden ist, hat sich ein« freie Vereinigung gebildet, die Herrn Gemeinde Die wirkisme LekSmplung üer Schunüllteratur. Von Dr «. Luuilk. (-taLdru« verboten.) Es gibt eine ganze Anzahl Waffen, mit denen man die Schmutz- und Schundliteratur bekämpfen kann, aber jede ist in ihrer Wirkung begrenzt und wird allein keinen bleibenden Erfolg verbürgen. Um eine wirksame Bekämpfung der Schundliteratur durchzuführeu. die mit der völligen Vernicklung dieses Schädlings endigen soll, muß man von allen Waffen gleichzeitig Gebrauch machen. Das wichtigste und mächtigste Mittel zur Bildung und Beeinflussung der öffentlichen Meinung ist die Presse. Sie muß in allererster Linie für den Kamps gegen die Schundliteratur gewonnen werden. Den Zeitungen und Zeitschriften würden dabei meh rere Aufgaben zusallen; so müßten sie einerseits vor der Schundliteratur warnen, dann für gute Literatur werben und endlich au» ihren eigenen Spalten die Schundliteratur fernhalten, also mit gutem Beispiel oorangehen. Schwierig wird es nur sein, die Zei tungen dahin zu bringen, daß sie Berichte Uber Skandalprozesse und ähnliche Dinge nicht mehr in der jetzt üblichen ausführlichen und meist sensationell ausgemachten Art veröffentlichen. Ein kurzer Hin weis auf die Tatsachen und später die Veröffent lichung der gerichtlichen Entscheidung genügen voll kommen, die Leser über solche Dinge ausreichend zu unterrichten Es ist jedenfalls ein Unding, wenn eine Zeitung neben Kampfartikeln gegen die Schund literatur nnd Werbeaussätzen für gute Literatur in der nächsten Beilage Berichte bringt, die Verbrechen und Laster mit einem Glorienschein umgeben und sich wie Schundliteratur lesen. Durch solche Artikel wird in weiten Kreisen des Volkes erst der Boden für die Schundliteratur vorbereitet. Hier ist ein« der Wur zeln des Uebels. Es wird keine leichte Aufgabe fein, die gesamte Presse fllr diesen Plan zu gewinnen, denn keine Zeitung wird den Anfang machen, kein Verleger auf Beiträge verzichten «ollen, di« von der Mehr zahl der Leier mit besonderem Interesse gelesen, ge radezu verschlungen werden. Die Ausführung ist nur dann möglich, wenn «ine» Tage« alle Fettungen au«nahm»lo» ihren Lesern mitteilen: Wir bringen von morgen ab kein« Berichte mehr über Sensationsprozessel Ersatz an gutem Lesestoff ist in Hüll« und Fülle vorhanden. Und da» wird vorstand und Schmiedcmeister Wall mann in Stiebitz als Kandidaten ausgestellt hat. Herr Woll mann hat die Kandidatur angenommen. * Au» de» 23. ländlichen Wahlkreise wird uns ge schrieben: Lui 7. d. M. sprach Gemcindevorstand Feller aus Oetzsch in Markkleeberg in einer auch von Gegnern aus Liebertwollwitz, Crostewctz und Leipzig beschütten Versammlung. Seine Ausfüh rungen, in denen er die Angriff« auf seine Partei stellung erwiderte, fanden bei der Mehrzahl der ein heimischen Wähler Beifall. Die Debatte, in der Freunde und Gegner, letzter« aus allen Parteien, zu Worte kamen, währte bis weit nach Mitternacht. * Der Kaiser blieb am Mittwochvormittag in Bremerhaven an Boro de. „Deutschland". Um 11 Uhr 30 Min. holte der Lloyddampfe, „Vorwärts", an dessen Bord sich der Vizepräsident des Nord deutschen Lloyd Achelis und Direltor Heineken befanden, den Kaiser von Bord der „Deutschland". Die Weserforts feuerten Salut. Um 11 Uhr 10 Min. ging der Hofzuq nach Bremen ab, wo er mittags 1 Uhr aus dem Hauptbahnhose eintraf. Der Kaiser wurde von dem Bürgermeister Marcus empfangen. Vom Bahnchof fuhr Ser Monarch im Automobil durch die mit Flaggen geschmückten Straßen zum Rats keller, vor dessen Eingang er von Kindern und Damen Blumensträuße entgegennahm. Im Rats keller hatte sich zahlreiches Publikum eingefunden, das den Kaiser mit lebhaften Hurrarufen begrüßte. In den Senatsränmen des Ratskellers wurde der Kaiser von den Herren des Senats und dem früheren Bürgermeister Pauli begrüßt. * In der Schisfahrtsabgabentommisfion erklärte am Mittwoch Minister Vreitenbach, die Vor lage würde fallen mit der Annahme des An trages Dr. Iunck. der besagt: „Befahrungsabgaden dürfen nur von solchen Schiffen erhoben werden, die von den Werken einen Vorteil haben, und nur für Strecken, auf denen ein solcher Vorteil eintritt." Der Minister verwies auf seine Verantwortlich keit als Verkehrsminister. die ihm angesichts des steigenden Verkehrs die Pflicht mache, eine den Verkehrs; »wachs berücksichtigende Vorlage zu machen. * Die Tagegelder der Kolonialbeamten. Ein Entwurf über die Tagegelder, die Fuhr- ko sten und die Umzugskosten der Kolo nialbeamten, der dem Reichstage zuge gangen ist, setzt die Tagegelder für die etats mäßigen Kolonialbeamten bei Dienstreisen außerhalb der Schutzgebiete wie folgt fest: Gouverneure 1. Klasse innerhalb des Reichsgebietes 35 außerhalb des Reichsgebiets 10 -U, Gouverneure 2. Klasse 28 (30s -4t, Gouverneure 3. Klaffe 22 (25) -ü, höhere 'Beamte 15 (20) -tt, mittlere Beamte in gehobener Stellung 12 (15) .st, sonstige mittlere Beamte 8 (12) .st, Unterbeamte 4 (8) .st. Bei Dienstreisen, di« am gleichen Tag« beendigt werden, werden ermäßigte Tagegelder gewährt. Die Fuhrkosten belaufen sich auf die gleiche Höhe wie die der Inlandbeamten. Die etatsmäßigen Kolonialbeamten erhalten bei der Ausreise und bei Versetzungen zwischen Schutzgebieten allgemein« Umzugskosten, die Gouverneure 2500 bis 1200 -st, di« höheren Beamten 600 .st, di« mittleren Beamten 400 resp. 300 .st, die Unterbeamten 200 -4t zuzüglich 10 Proz. dieser Sätze für jeden angefangenen 1000 Kilometer Rciseweg. Für dw Beförderung des Mobiliars und für die Reise der Familienmitglieder werden besondere Umzugskosten vergütet. Beim Ausscheiden aus dem Kolonialdienst werden für die Heimreise di« q Irschen Sätze gezahlt wie bei der Aus reise. Das Gesetz soll am 1. April 1911 in Kraft treten. Der Entwurf ist eine Folge des neuen Kolo- nialLea»tong«sestes, hurch das, bestimmt wird, daß die Tagegelder usw. durch Gesetz geregelt worden. Im allgemeinen lehnt sich der Entwurf an die verwandten Gesetze für die Reichsbeamten und die gesandfchaft- lichen und Konsularbeamten an. * Zur elsaß-lothrinaiscken verfaffungsfrage. Wie verlautet, wird die Reicystagskommission für das elsaß-lothringische Versaffungsrverk noch im Laufe dieser Woche zusammentreten. Man darf daraus den Schluß ziehen, daß innerhalb des Bundesrates die endgültige Entschließung über die Abände- rungsanträge der Kommission zu dem Versaffungs- entwurf der verbündeten Regierungen bereits erfolgt ist. Die Kommission wird vielleicht ,chon Donnerstag in der Lage sein, zu der Ent schließung des Bulivesrate« Stellung zu nchmen. — Die „Köln. Zta" meldet aus Berlin: Es steht nunmehr fest, daß der Bundesrat gegen diejenigen Be schlüff« -er Kommission sich erklärt hat, die Elsaß- Lothringen zu einem vollen Bundes staat machen und die Stellung des Kaisers in seinen Befugnissen gegenüber dem Statthalter abändern wollten. Wie nach der ganzen vorherigen Stellung nahme der Regierung anzunehmen war, bezeichnete der Bundesrat diese Kommissionsbeschlüste als un annehmbar, bestätigte dagegen in bezug auf die von Elsaß-Lothringen verlangten Bundesratsstimmen weitgehendes Entgegenkommen und erklärte sich damit einverstanden, daß Elsaß-Lothringen diese Stimmen unter einigen und praktisch nicht viel bedeutenden Einschränkun gen erhalten soll. Wenn sich für die Vorschläge der Regierung in der Kommission und dem Reichstag eine Mehrheit findet und wenn des weiteren an den sonstigen Grundzügen der ur sprünglichen Regierungsvorlage keine wesent lichen Aenderungen vorgenommen werden, so dürfte das Schicksal der Vorlage gesichert sein. Wie wir hören, wird namentlich in süddeutschen Bundesratskreisen die gefundene Lösung der Stimmenfrage als sehr glücklich bezeichnet, und sie begegnet dieserseits nicht nur keinen Bedenken, sondern sogar voller Anerkennung. * Reichstagsersatzwahl in Prrnzlau-Ängermiinde. Durch die Ernennung des Oberpräsidialrates von Winterfeldt zum Landesdirektor der Provinz Brandenburg ist eine neue Reichstagsersatz wahl notwendig geworden. Winterfeldt wurde im Oktober 1908 in der Nachwahl für seinen ver storbenen Vater Ulrich v. Winterfeldt im Wahlkreise Prenzlau-Angermünde zum Reichstagsao- geordnetcn gewählt. Er siegte damals mit leichter Mühe, da ihm die Oppositionsparteien das Mandat kaum ernsthaft streitig machten. Die Stimmziffern vom Jahre 1907 beweisen jedoch, daß bei der heutigen Stimmung der Wählerschaft der Kreis den Kon,er- vativen keineswegs sicher ist. 1907 entfielen auf den Konservativen 13 266, auf den Kandidaten der Frei sinnigen Vereinigung 3710 und auf den Sozialdemokraten 4237 Stimmen. Da der Kreis vor den Toren Berlins liegt, ist seine systematische Be arbeitung außerdem leichter möglich, als die eines der östlichen Wahlkreise. * Reichstagskandidaturen. Für den schwäbischen Reichstaaswahlkreis Illertissen haben die Sozialdemokraten den Redakteur und Ge meindebevollmächtigten Simon als Kandidaten aufgestellt. — Der Bund derLandwirte stellte den Oekonom Wittmann in Kitzingen als Neichstagskandidaten für den Wahlkreis Kitzingen auf. — In einer Dertrauensmännerversammluna der nationalliberalen Partei ist beschlossen worden, als Reichstagskandidaten im Wahlkreis Erbach-Bensheim den Vorsitzenden les Bundes der Landwirte für die Provinz Starkenburg, Oekonomierat Fritsch- Dilshofen, aufzustellen. Demnach scheinen die hessischen Nationalliberalen im ganzen Eroßherzogtum sich dem Bündlertum ver schreiben zu wollen. — In einer am Sonntag abge haltenen, ans Stadt und Land besuchten Vertrauens- männerversammlung des Nationalliberalen Vereins in Hildesheim wurde einmütig Rechts anwalt Dr. Gildemeister aus Bremen, der früher lanae Zeit in Hannover ansässig war, als Kandidat für den 10. hannoverschen Reichstagswahl kreis aufgestellt. * Quertreibereien. In Len großen industriellen Wahlkreisen des Westens find zurzeit der Bundüer Landwirte, die christlich-soziale Par tei und einige Mittel st andskreise an der Arbeit, um für die beoorstebenden Reichstagswahlen eigene Kandidaten aufzustellen. Wie man uns mit telst, soll damit erreicht werden, anstatt des national liberalen den Zentrumskandldaten in die Stichwahl mit dem Sozialdemokraten zu bringen. eren und den Bau eines an- ! E s s e n — O l d e n b u r g — Der Kanal würde ettva 20 Kilometer öldenburgisches Gebiet berühren. * Ein Deutscher in Neuguinea ermordet. In Deutsch-Neuguinea ist, wie die „Neue pol. Korr." er fährt, der Paradiesvogeljäger Richards — soweit bekannt, von Geburt ein Deutscher — im Hinterlande des am Huongols gelegenen Herzoggebirges (Kaccer- Wilhelms-Land) von Eingeborenen der Lahe-Wom- basstämme ermordet worden. Eine Straf expedition gegen die schuldigen Stämme wurde von dem Bezirksamtmann in Friedrich-Wilheims- Hafen erfolgreich durchgeführt. Die Lahe-Womba Man hofft auf diese Weise dem Zentrum einen guten Dienst zu erweisen und rechnet damit, daß schließlich auch Nationalliberale dem Zentrum dre Unterstützung nicht verscmen werden. (!) Inwiefern diese Bemühun gen der Eigenbrötler erfolgreich sein werden, muß abgewartet werden. * Die lidernlen Einign«g»»ersnch« in Thüringen. Die Verhandlungen der beiden liberalen Parteien über ein Wahlabkommen für Thüringen waren bereit» so weit vorgeschritten, daß laut Ver einbarung vom 24. Oktober v. I. in Weimar die zum nationakstberalen Landesoerbande gehörigen zwölf Wahlkreise, unter Ausschluß von Koburg und Jena-Neustadt, nach dem Verhältnisse von fünf zu fünf aufge 1 eilt werden sollten. Einem Wahlabkommen auf dieser Grundlage standen von nationalliberaler Seite keine Bedenken entgegen, und da auch die Parteileitung der Fortschrittlichen Volkspartei ihre Zustimmung hierzu in der verbind lichsten Form gegeben hatte, schien da» Wahl abkommen und sein Inkrafttreten vom 15. Novem ber v. I. ab gesichert. Unerwartet aber machte die Parteileitung der Fortschrittlichen Bolk»- partei den Vorschlag, ein Wahlabkommen für Thüringen, abweichend von den Vereinbarungen in Weimar, nur auf acht Wahlkreise zu de- schränken, das heißt neben Koburg und Jena- Neustadt auch noch die Wahlkreise Sonders hausen und Neuß ä. L. auszuschließen. Mit diesem Vorschläge beschäftigte sich der Landes ausschuß der nationalliberalen Partei für Thüringen in einer Sitzung in Erfurt. Die mehr stündigen eingehenden Verhandlungen verdichteten sich zu folgendem Beschluß: „Der Landesausschuß beschließt, unbedingt an den Vereinbarungen in Weimar festzuhalten und Verhandlungen auf jeder anderen Grundlage abzu lehnen. Die Parteileitung der Fortschrittlichen Bolkspartei in Thüringen soll aufgefordert werden, bis spätestens zum 1. April zu erklären, ob auch sie an dem Weimarer Abkommen festhält, widrigen falls die Verhandlungen endgültig als gescheitert zu betrachten sind." * Verlust der Berechtigung der Mikitäranwiirter. Das K r i e g s m i ni st e r i u m hat jüngst eine Ver- fügung erlassen, di« für die Milstäranwärter von großer Bedeutung ist, da sie sich mit dem Recht auf Belastung der Mllitäranwärter in der Bewerberliste beschäftig. In der Verfügung wurde mit Rücksicht auf entstandene Streitfragen betont, daß ein Militär anwärter aus der Beweroerliste gestrichen wird, wenn er eine Stell« ab lehnt, für die er vor- ge'merkt ist. Es wurde jedoch vom Kriegsmini sterium darauf hingewiesen, daß ein stichhaltiger Grund die Ablehnung einer Stellung rechtfertigt; zu gleich wurde den in Betracht kommenden Stellen eine möglichst weitgehend« Rücksichtnahme aus die von dem Militäranwärter vorgebrachten Gründe empfohlen. Ist ein stichhaltiger Grand nicht vorhanden, dann kann «ine Berücksichtigung des Misttäranwärters aber nicht mehr stattfirchen, da ieder Militär anwärter berechtigt ist, in der Beweroerliste die be sonderen Wünsch« eintragen zu lasten, die er in bezug auf seine Anstellung hat. Diesen Wünschen wird auch entsprochen; sie müssen aber auch von dem Militär anwärter selbst nicht ohne stichhaltigen Grund auf gegeben werden. * Kanalbauten im Em»lande. Nach der „Neuen pol. Korr." sind Bej rebungen im Gange, die Hase von Meppen bis Esten i. Oldenburg oder Quaken brück zu kanalis schließenden Kanals Weser herzustellen. die Arbeit erleichtern, denn es bedarf zäher, rastloser Arbeit, wenn man hier zum Ziele kommen will. Neben der Zeitung ist cs die Schule, die den größten Einfluß auf die Menschen ausübt. Bei der hier hauptsächlich in Frage kommenden heranwachsen, den Jugend ist ihr Einfluß sogar größer, als der jenige der Preste. Politische oder konfessionelle Fragen stehen hier, wie bei der Preste, nicht im Wege, die ganze Bewegung paßt sogar vollständig in den Rahmen der Schule als Erziehungsanstalt. Die meisten Schulen suchen ja schon durch ihre Bücherei den literarischen Geschmack der Schüler zu verfeinern. Es bedeutet also nur einen Schritt weiter auf dieser Dahn, wenn die Schule jetzt gute Bücher empfiehlt, dagegen schlechte Bücher als solche kennzeichnet und vor ihnen warnt. Vielleicht ist auch die Androhung von Strafen für solche Schüler angebracht, die trotz Verwarnung zu schleckten Büchern greifen. Eine Uederwachung der Schüler durch Eltern und Lehrer ist unschwer durchzuführen und wird das Wester blühen der Schundliteratur wirksam verhindern können. Die Schüler sollten auch angehalten werden, alle Geschäfte zu meiden, in denen Schundliteratur feilgehalten wird. Solche Geschäfte müßten in jeder Staat, in jedem Ort namhaft gemacht und in ihnen dürfte nichts für den Schulgevrauch und nicht» für das Haus gekauft werden. Das bedeutet freilich einen Zwang, aber wenn das Sprichwort' „Der Zweck heiligt die Mittel" jemals Berechtigung hat, dann in diesem Falle. Ferner sind öffentliche Vorträge nötig, für die vielleicht am besten Wanderredner heran zubilden wären. Diese Vorträge könnten aui dem Lande durch den Pfarrer oder den Lehrer gehalten werden, und in der Stadl besonders in Arbeiterver einen und Volksversammlungen. Eine notwendige Maßnahme ist außerdem die regelmäßige Verteilung von Flugblättern auf dem Lande, in Fabriken, an Handwerker und andere Berufsstände, vor allem bei öffentlichen Vorträgen. Ferner empfiehlt sich die Ausgabe zeitgenössischer nnd klastischer Unterhal. tungswerke in Heftform, da ein grosser Teil der Be völkerung an den Kolportagebuchhandel gewöhnt ist. Es bleibt als letztes und wichtigstes Glied in der Kette noch die Gewinnung des Buchhändler stande« für die Bekämpfung der Schundliteratur. Hier gibt e» nur einen Weg. der allein zum Ziele führen kann, nämlich die Errichtung eines Ehren- rate» für den gesamten Buchhandel. Viele anae- scheue Berufsstände besitzen bereits dies« Linrich- freies Atelier und Wohnung in Villa Romana in Florenz) zur Verteilung. Das Ehrenpräsidium haben übernommen Geh. Hofrat Prof. Dr. Max Klinger, Oberbürger meister Dr. Dittrich und Geh. Hofrat Prof. Dr. Carl Seffner. Das Präsidium des Deutschen Künstlerblindes führt Dr. Graf Leopold v. Kalck- reuth. Vorsitzender der Ausstellungsleitung ist der Leipziger Maler Wilhelm Schulze-Rose. Di« Ausstellung wirb voraussichtlich Anfang Mai er öffnet. t tuug, es sei nur an die Anwaltschaft und an den I Aerztestand erinnert. Um so leichter wird sie auch für den Buchhandel getroffen werden können, der ja durch den Börsenverern in Leipzig fest organisiert ist. Beschließen die Buchhändler in ihrem Ehrenrat, daß der Verlag und der Vertrieb von Schundliteratur sich mit der Ehre des Buchhändlerstandes nicht ver trägt, so wird jeder Verleger und jeder Sortimenter, der diesem Beschluß zuwiderhandelt, sich die Strafen zuziehen, die auf lolche Vergehen gesetzt sind. Diese Strafen aber dürften nicht zu milde bemessen sein, sondern wüsten immer darauf zugeschnirten werden, daß der Schundliteratur der Boden gänzlich abge graben wird. Die hier nur angedeuteten Wege zur Bekämpfung der Schundliteratur werden, in ihrer Gesamtheit ae- meinsam durchgeführt, sicher von Erfolg gekrönt sein. Die Vorschläge sind sämtlich durchführbar, wenn auch nicht verkannt werden soll, daß es ernster, uner müdlicher Arbeit bedarf, und daß große Schwierig keiten zu überwinden sind. Zur Durchführung und Organisation dieses Kampfes gegen die Schund literatur, ob er nun auf Deutschland beschränkt bleiben oder alle Kulturstaaten umfasten soll, sind außer einem großen Arbeiterstab reiche Geld mittel nötig. Männer werden sich genug finden, die ihre Kraft in den Dienst der guten Sache stellen. Die Geldmittel aber aufzubringen wäre, wenn nicht der Staat die ganze Angelegenheit in die Hand nimmt, Aufgabe reicher Menschenfreunde, die sich durch solche Stiftungen ein bleibendes Denkmal errichten können. gnsltettuny ües üeutlrlren KlinMer» bunües in Leipzig 19 l l. Wie wir schon mehrfach mitteilten, haben die Leip ziger Sezession, der Leipzig! Künstlerverein und der Leipziger Kilnstlerbund für diesen Sommer eine Aus stellung im Städtischen Kaufhaus geplant. Wir sind heut« in der Lage, mitzuteilen, daß erfreulicherweise der Deutsche Künstlerbund auf Anregung des Geheimrat» Prof. Dr. Max Klinger beschlossen hat, der Aufforderung der Leipziger Künstlerschaften Folge zu leisten und sich an der Iahresau»- st« klung zu beteiligen. Ts gelangen nun- mehr in dieser Ausstellung zwei Villa- Romana-Preis, (je 2000 Ul und «in Jahr lang Aspellmeilter Richsrü Sage! hat einen Ruf als Nachfolger des Hofkapellmeisters Riedel in Braunschweig angenommen. Der ausgezeichnet« Künstler steht noch von seinem erst im Juli 1910 zu Ende gegangenen Wirken an der Oper zu Leipzig in bester Erinnerung und betätigt« sich dann als Dirigent des „Philharmonischen Chors" in unserer Stadt mit bestem Erfolge. In Bamberg geboren, ging Hagel erst nach Ruß land und darauf als Hofkonzertmeister nach Sonders. Hausen. Später wirkte er in Elberfeld als städtischer Kapellmeister und begab sich schließlich nach Leipzig, um hier noch einige Studien m machen. Der Zufall führte ihn mit Geheimrat Max Staegemann zu- scrmmen, der ihn gleichsam „entdeckte". Zehn Jahre hindurch hat Hagel der Leipziger Oper wichtige Dienste geleistet und in der Zeit von 1900 bi» 1910 sein Bestes für unser Kunstleben gegeben. In die Werk« Wagners hat sickder Künstler tief hineingelebt und -gefühlt. Für Mozarts Meisteropern war er ein vollgültiger künstlerischer Bürge, und die Aufführung von Glucks „Jphygenie in Tauris" gestaltete sich unter seiner Leitung zu einem reinen, weihevollen Genuß. Ebenso kam seine Wiedergabe der Tondramen eine» R. Strauß, Charpentier, Puccini, Massenet und vieler anderer neuerer Meister echten Kunsttaten gleich. Wir sind stets der Meinung gewesen, Richard Hagels eigentlichster Platz sei nur das Dirigenten pult im Opernhaus«, wo der feingebildete Künstler nicht allein im und vom Orchester au», iond-rn auch auf die Szene hinüberwirken und all« ibn so lebhaft bewegenden Ideen und Vorstelligen in Li« Tat om- setzen konnte. So rufen nuck wir ^>em scheidenden Künstler «in: „I'aaattm stt. tibi ivtroitt» Romnel" zu. L. 8.
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