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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110320020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911032002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911032002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-20
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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kowwissio» « Tatort« et». Ma» stellte fest, -atz di« Schramm durch 1L Stich«, die 7—8 Z«nti» ««ter tieft» K « pf » »d Brust a«dru »ae» charen. ermordet worden war. Di« Snch« sind offen- dar »il einem klüftigen, messerarttgen Instrument «agefLhrt. Der Tat muß «in erbittert«, Kam»! vorausgegangen fein, denn das ganze Zimmer wies Spuren eines solcher» auf. und auch der Zustand der Leiche laßt auf «nergische E«g«»««hr schließen. Der H»nd hat aller Wahrscheinlichkeit nach seiner Herrin deispringen wollen: er ist durch Aufschlissen des Bauche» getötet worden. Bei dem Kampfe, der sich zwischen der Schramm und dem Mörder abgespielt hat. must dieser erheblich ver letzt warten sein, zum mindesten must er Kratz- und Bistw unten davongettaqen haben. Nach voll endeter Tat hat er sich anscheinend in der im Zimmer befindlichen 4Vaschschiisf«l vom Blute gereinigt, denn das Wasser in der Schüssel ist blutigrot. Allem Anschein »rach haftdclt es sich bei dem Morde um «inen «ach-akt. Jedenfalls ist es möglich, tast einer der Freunde der Ermordeten, den sie früher denunzierte, st« umgebracht hat. Sicher scheint der Täter in Zuhälter kreisen zu suchen zu sein. Di« Ermordete wurde zuletzt gegen 11'^ Ubr in Begleitung eines grasten Mannes gesehen, dessen Personalbeschreibung noch nicht einwandsfrri festgestellt ist. Hausbewohner wollen gegen 12 Uhr nachts au« der Schrammsch«n Wohnung dringenden Lärm rxrnommen haben: da es aber bald wieder ruhig wurde, habe» st« nicht weiter darauf geachtet. Der Mord «rinnert an da, DerblttHrn, dem in der Nacht zum 16. Oktober 1904 die Prostituierte Elise Wascherin der Doyenstrast« Nr. 20 zum Opfer siel. Der mutmassliche Mörder dieser Frau fitzt im Irren hause. Mordversuch in der Animierkneip«. Eine Schankwirtin Teichert betreibt in der Ta° belsbergerstraste ein Geschäft, in dem seit einiger Zeit eine 20 Jahre alte Emilie Bagatzki als Kell nerin tätig ist. Diese hatte ein Verhältnis mit einem 20 Jahre alten Arbeiter Wilhelm Streich. Streich war mit der Lösung des Verhältnisses nicht einverstanden. Er besuchte das Mädchen in der Kneipe und machte Labei Auftritte, dast ihn di« Wirtin hinausweifen mustte. Am Freitag erklärte er. dast er die Ungetreue über den Haufen sch iesten werde. Am Sonntagabend kam er und versuchte zunächst, gütlich mit der Bagatzki zu sprechen. Die Wirtin fordert« ihn auf. nach Hause zu gehen. Statt dessen zog er plötzlich «inen Ne. volver und schost auf die Wirtin. Es war ein Schrot?chust, der sie in den Nacken traf und nicht ge fährlich verletzte. Schreiend liefen Wirtin und Kell nerin auf die Straste. Streich sandte auch der Bagatzki noch einenSchust nach, der aber fehlging. Als die beiden Frauen mit einem Schutzmann zurückkohrten. fanden sie Streich schwer verwundet vor dem Schank- tische liegen. Er batte sich eine Kugel In da» Gehirn geschossen und wurde mit nur noch schwachen Lebenszeichen nach dem Krankenhause ge bracht. Familientragödie. Während die Mordkommission noch in der Doyen- straste beschäftigt war, lies beim Polizeipräsidium die Meldung von einem dritten Verbrechen ein. In der Koloniestraste war der 25 Jahre alte Stell macher Bernhard Balda in seiner Wohnung in einer Blutlache tot aufgefunden worden. Es ergab sich, dast Balda bei einem in Tätlich- keilen ausartenden Ehestreit sein Ende gefunden hat. Balda war mit seiner .02 Jahre alten Frau acht Jahre verheiratet und Vater von 4 Kindern von 2 bis 7 Jahren. Er arbeitete in einer Fabrik, ver- trank aber alles. Seine Frau mustte durch Näh arbeiten mitverdienen. Ost gab es Zank und Etrett und heftige Auftritte in der Familie, wenn der Mann betrunken nach Hause kam. So geschah es auch am Sonnabend abends um 10 Uhr wieder. Als ihm seine Frau Vorwürfe macht«, sprang er auf. würgte sie und warf sie zu Boden. Sie wehrte sich mit einem Tasseukops, der dabei .n Scherben ging, und dann mir der Lamp«. Mann und Frau wälzten sich im Ringkampf« auf dem Boden und schlugen aufeinander ein. Dabei gingen mehrere Sachen rn Stube und Küche in Trümmer. Endlich blutet« Balda stark aus sine, 3 Zentimeter langen Verletzung am rechten Knie gelenk. Al, Frau Balda das Blut fliesten sah. lief sic zu ihren Eltern. Gestern tnorgen kam Frau Balda zurück. Sie bat die Verwaltersfrau, mit ihr hinaufzugehen. Balda lag tot im Bett. Dre ganz« Wohnung schwamm in Blut, auch aus der Treppe waren Blutflecken. Der Echerbenschnitt am Kni« hatte di« Schlagader getroffen, und der Verletzte war verblutet. Frau Balda liegt in der Woh nung eines Hausgenossen krank danieder. Bor der Polizeiwache erschossen hat sich ferner gestern der 20 Jahre alte Maschinen bauer Richard T s ch c p e. Der junge Mann litt an Liebesgram und war seines Lebens überdrüssig. Gestern ging er nach der Wache de» 100. Polizei reviers und erschoß stch auf dem Treppenabsatz. Die Kugel war dem jungen Manne in die Schläfe einge drungen und halt« ihn fo schwer verwundet, dast er auf dem Wege nach dem Krankenhaus« vcrsch>«d. «US Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 20 März. Wetterbericht der KSuial. Stichs. Laudeswetterwarle zu Dresden. Voraussage für deuA. Märtzr Keine Witterungsänderung. Pöhl berg: Schwach« Schneedecke bis Anna- berg, Echnretiele 10 Zentimeter, starker, langanhal- tender Reif, glanzender Sonnenunler- und -ausgang, At«nd- und Morgenrot. Ftcht«lb «rg: vnunttrvrochen schwacher Nebel, gut« Schlittenbahn bi» in di« Täler, starker, langanhaltender Reif, grostartiger Rauhfrost. * Auszeichnung. Vom Königlichen Ministerium des Innern ist der leit 20. März 1881 ununterbrochen bei der Firma F. A. Brocthaus in Leipzig, Quer- straste 8. beschäftigten Falzerin Wilhelmine Nosalte Werner geb. Schwarzbach in Leipzig-Neureudnitz das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden, das ihr beute in Gegenwart eines Vertreters ihrer Arbeitgeberin durch Oberbürger meister Dr. Dittrich au Natsstelle ausgehändigt wurde. * vrdenswese«. Prinz Johann Georg bat tn Ver tretung de» Königs dem Prokuristen Paul Georg Heinrich Weddisie in Leipzig-Reudnitz in An erkennung seiner bOlährtgen treuen und ersprießlichen Tätigkeit in der Samt- und Eeidenwarengrotzband. luna von C. Alexander Frege in Leipzig, Nikolai- stratze S, das Ritterkreuz 2. Klass« des Albrechts ordens verliehen. Die Auszeichnung wurde dem Jubilar heute in Gegenwart des Firmeninhabers Alexander Frege durch Oberbürgermeister Dr. Dittrich an Ratsstell« überreicht. * Jubiläum. Der Kassenrevisor Carl Max Scharlach begeht am 22. d. M. das Jubiläum 25jahriger ununterbrochener Tätigkeit als Beamter der Stadtgemeinde Leipzig. Der Jubilar ist buch seine Tätigkeit in den Aemtern als Vorstandsmit glied de» Sächsischen und de» Leipziger Gemeinde- beamtenoereins eine in Gemeindebeamtenkreisen sehr bekannte Persönlichkeit. ; Vom Schwurgericht. Di« Sitzungen der Metten diesjährigen Schwurgerichtsperiode werden am nächsten Montag, den 27. März, ihren Anfang nehmen: es ist eine Dauer von vierzehn Tagen für die zu erledigenden Verhandlungen in Aussicht ge nommen. Den Vorsitz in den Verhandlungen wird Landgerichisdirckror Dr. Trost führen. * Passtonvandacht. Bei der nächsten Passions andacht in ver Nikolaikirche am Mittwoch, den 22. März, abends 0 Uhr, wird der Thomanerchor von Ioh. Seb. Bach: „So gehst du nun, mein Jesus, hin", und sodann von Palestrina die Imprope- rien: „Mag habe ich dir getan, mein Volk?" singen. * Vorschläge zur Organisatiou des Sächsischen Lehrervereins. Im Bezirkslehrerverein Leipzig-Land sprach am Eonnabendnachmittag Lehrer Damm- Taucha über dieses Thema. Der Zweck des Sächsischen Lehrervereins, so führte der Redner aus, der in der Hebung des Schulwesens und Wahrung der Interessen der Lehrerschaft liegt, wird sich nicht ändern, aber Vas Dereinsziel wird sich nach fernem Inhalte ändern. Di« Geschichte des Vereins zeigt eine sich mehrende Spaltung in kleinere Bezirke, veranlag durch Len Wunsch nach eigener Vertretung in den Delc- aiertenversammlungcn. Diesem Fehle, zu begegnen, befassen sich die gedruckt vorliegend«« Thesen zunächst mit der Vereinökonzentratiou. Die darin gefordert« Zusammenlegung der kleinen Vereine n» einem grasten macht d»e Grenzen eines solchen »v- hängrg von der geographischen Lage und Lerkebrs- mögUchkeit, ohne di« Jnspektionsbczirke zu berücksich tigen. Dadurch gelingt es, die Beztrksoersammlungen auf einige 80 zu reduzieren. Mit der Vereins disziplin befahlen sich die nächsten Thesen, in denen die Ausschlustsragen zunächst behandelt werd«». Der Referent machte den besonderen Vorschlag, auch solche Mitglieder unter dem Paragraphen Hu nennen, die stch der Vereinvpslicht durch ihre Passtvität ent ziehen. Da ein Ehr en rat offiziell noch nicht ge schaffen ist, schlägt Referent vor, alle Bezirksvereine möchten inzwischen die Tätigkeit eines solchen über nehmen. Die Organisation im einzelnen betreffend, sind nach den Ausführungen des Redners di« Dresdner Fasiuiigen zu allgemein. Di« Zuge hörigkeit zu einem Bezirksverein ist abhängig zu machen von der Zugehörigkeit zu einem seiner Zweig- verein«. Er tritt den Vorschlägen von Dresden ent gegen und stellt antragsweise den Vorschlag: „Die Zugehörigkeit zum Dezirlsverein ist von der Mit- gliedschafi in einem seiner Zweigverein« abhängig zu machen." Die nächsten Thesen behandelten die Ab fassung der Jahresberlchte, Annahme de« bürgerlichen Jahres al« Geschäftsjahr, Dertreterversammlungen und Vertreter. Auf je 60 Mitglieder eines Bezirks- verein» wird ein Vertreter vorg-schlayen. Für den Antrag Dresden-Land, den Mitgliedern des geschäft-führenden Ausschusses einen Geschäftsaufwand zu bewilligen, und zwar dem 1. Vorsitzenden 1000 dem Kassiere» 600 und dem Schriftführer und dem drittln Mitglied« des genannten Ausschusses je 500 «8 gibt er die Begründung Dresdens und stellt fest, dast dem Etat dadurch «Ine geringe Steucrerböhung nötig wird, nämlich 14 Pf. für bas einzelne Mitglied. Ar» die spitze de» Sekretariate» soll «ine juristisch« Per son gestellt werden. Dem Vorträge glng ein« kurz« austerordentliche Hauptversammlung voraus, in wel cher der Antrag de» Eesamtoorstandes, Oberlehrer L e » s ch ke - Dresden als Ehrenmitglied auf zunehmen und ihm das Diplom bei der Iubiloren- feier zu überreichen, mit großem Beifall einmütig aus genommen wurde. Zu dem Mord in Lind««aa können wir heute noch mitteilen, dast der Mörder Langer am Sonn tagnachmittag in der Merseburger Straste von einem Bekannten, einem Schlosser, gefehen und angesprochen wurde. Auf die Frage des Schlossers, ob Langer nicht einmal wieder nach Markranstädt komm«, ant wortet« er: „Nein, da komme ich überhaupt nicht mehr hin." Anscheinend hat der Betreffende bis gestern nachmittag überhaupt noch keine Ahnung von dem Mord gehabt. Heut« früh meldete er sich bei der Kriminalpolizei und gab seine Beobachtungen zu Protokoll. Danach hat Langer eine Ver- letzung im Gesicht, worauf auch zu achten ist. * „Polnische Wirtschaft". Vaudeville-Posse in Z Akten mit Gelang und Tanz von Kurt Kraatz und Georg Olonkowsly, Lesangstexte von Jean Kren und Alfred Schön seid, Musik von Jean Gilbert. Gastspiel des Berliner Thalia-Ensembles Max Walden. Ein übervolles Haus, kolossaler Applaus, viel« Dakapos, da» waren die Attribute der gestrigen Plemiere im Albert-Theater. Es war wirk lich echt« polnische Wirtschaft in Reinkultur. Ist das wunderbar bei fünf Autoren? Aber die Poste ist gut gemacht und hat, was di« Hauptsache ist, eine sehr hübsche Musik. Die ist nämlich wirklich di« Haupt- jache, denn die Handlung ist ko oolnisches Szrazy, dak man sich wirklich kaum ourchsindet. Handlung? Ich glaube, die Autoren haben selbst keine Ahnung, wo in dieser Poste die Handlung ist. Da ist ein Stadtrat Adalbert Mangelsdorf, der hat mal auf einer Reise ein an sich ganz harmloses Abenteuer mit einer Polin gehabt. Der Stadtrat hat eine Frau und eine Tochter, dl« mit einem Nitergutsbcsitzer verlobt ist, der aber noch der Mann dieser Polin ist, mit der er in Scheidung lebt. Weiter ist ein lyrisclier Dichter da, der in der Verlegenheit zum Eutsverwalter gemacht wird, aber außerdem auch noch eine Damenrolle zu spielen hat. Lvoitcr läuft ein Graf Kasimir Cchosinsky Ijcrum der aus dem Stadtrr.t Szrazy machen will, weil er ihn damals bei dem Abenteuer mit der Polin über rascht Hal. Dann sind noch ein Aviatiker, ein Geheim- rat, ein Kunsthändler und wer weist noch wer alles da. Es sind verschiedene Schlager in der Musik, so der Walzer „Wer kann dafür", der polnische Tanz „Trompete und Klarinette", das komische Duett „Männe, hak' mir mal die Taille auf", das Marsch couplet „Komm mein Schatz in den Lunapark" utzd das Echlustterzett „Naus aus Polen". Die Auffüh rung war sehr gut. Im Vordergrund standen Hans E«»t«s al» Stadtrat, Anna -»»gar als deffen Frau und Maria Mane» als Erika. Sehr gut war Lola Hein».Arco als Marm» und vor allem Max Walv« n al» Hans Fiedler. In den Lhargenfielen Otto Ottdert und Franz Merker sowie Maada Laudert sehr angenehm auf. Di« Leitung de» Orchesters lag in den bewährten Händen des Kapell meisters Willtz Ahrendt. D»e Ausstattung der Poste war vorzüglich, sie stammt aus den Atelier» der Firma Hugo Baruch L Co. Alles in allem also «in grosser Erfolg. Das Stück wird hier voraussichtlich genau so Kasienmagnet werden wie in Berlin. * „Was haben wir vom künftigen Reichstag pi ««. warten?" lieber dieses Thema wird am Mittwoch, de» 22. Miir^ abends 9 Uhr, beim Evangelischen Arbeiter verein Ostgruppe L.-Reudnitz, der Herr General sekretär Dr. Westen berger im Kleinen Saale des Etablissements „Drei Lilien" einen Vortrag halten. Der Referent wird speziell die Arbeiter, kammcrn sowie die Neichsvcrsicherungsordnuna be handeln und den künftigen Reichstag dabei streifen. * Turagau des Leipziger Schlachtfeldes. In An wesenheit von 178 Abgeordneten au» 70 Gauoereinen, 10 Turnrats- und 10 Vorturneraugschuhmitgliedern fand -er diesjährig« ordentliche Gauturntag im „Dolkswohl" zu Leipzig statt. Gauoertreter Hennig eröffnete die Verhandlungen. Der Jahres bericht wurde genehmigt. Die Eaukasse hatte 6276,10 Einnahme, einschließlich 1632,10 Kassen bestand. Die Ausgaben betrugen 4723,76 ^l, somit 1552,34 Ul Vortrag. Das Nechnungswerk wurde richtiggesprochen und der Kassenwart «ntlastet. Der Ha u s ha l t p l a n, der mit 3760 Ul Einnahme und Ausgabe balanciert, wurde einstimmig genehmigt. Di« Gausteuer wurde wiederum aus 2 Pf. für das Mitglied festgesetzt. Turnerinnen und Zögling« zahlen je 6 Pf. zur Unterstützungrkafse. — Die aus dem Turnrate ausscheidenden Mitglieder Mehlhorn- Leutzsch, L a n g e - Neuschönefold und Trödler- Connewitz wurden wiedergewählt: an Stell« des frei willig zurücktretenden Vereinsvorsitzenden Nahne fe l d - Eutritzsch wurde Adolf Weigel», Vorsitzen der der Leipziger Turnqemeinde, zugewählt. Zu Stellvertretern wurden die Turngenosien Her mann- Plagwitz. Borrmann. Turnerschaft Leip zig-Südost, und H i tz i g - Eutritzsch bestimmt. Die vorschriftsmäßig eingebrachten Anträge der Dau- vorturnerschaft wurden einstimmig angenommen. Da nach hat künftig die Wahl des Kampfgericht» für die allgemeinen Wetturnen durch die Turnwarts Versammlung zu erfolgen. Im Herbste diese» Jahres findet ein Schauturnen der Gauvor- turnerschast statt. * 166 Belohnung. In der Nacht zum 19. März ist aus einer Bäckerei in der Windmühlen straße eine eiserne Kassette mit Spar- und Bank büchern, sowie 800—1000 ^l Bargeld gestohlen wor den. Di« Kasteite ist erbrochen und des Bargeldes beraubt wieder aufgesunden worden. Der Bestohlene hat jetzt eine Belohnung von 100 ^l auf die Wiedererlangung de» Geldes ausgesetzt. * Verhaftete Einbrecher. Kürzlich wurde ein 28 Jahre alter SchlosserausErsurt beim Ein bruchsdrebstahl in der Südoorstadt überrascht und nach einem vergeblichen Fluchtversuch festgenommen Seine Veute, bestehend aus «chmucksachen, halt« er aus der Flucht in die Pleiße geworfen. Der Komplice des Festgenommenen, ein 21 Jahr« alter Arbeiter aus Halle, war damals durch die Flucht ent kommen, ist jetzt aber ebenfalls dingfest gemacht. Aus das Konto beider kommen offenbar noch mehrere Ein bruchsdiebstähle. * Lebensmüde. Ein in der Fregestraße bedienstetes Mädchen aus Mittweida versuchte sich gestern nach mittag in der Wohnung ihrer Dienstherrschaft nach einem vorausgegangenen Wortwechsel zu erhängen. Das Vorhaben wurde rechtzeitig bemerkt und ver eitelt. * Tot aufgefunden wurde heute früh in der achten Stunde im Parkteich der Anstalt Dösen die 43 Jahre alte Ehefrau des dort angestellten Kutschers. Was die Frau in den Tod getrieben hat, ist vollständig unbekannt. ». Thekla, 19. Mürz. (Aus der Gemeinde und Kirche.) Die Gemeindekasse schloß nach den jetzt vorliegenden Abrechnungen für 1910 mit einem Kastenbestand von 6713,69 ab. die Armen kasse mit einem solchen von 1277,10 -tz. Die Feuerlöschkasse bat nach den einer Ausgabe von 241,71 gegeniiocrstehenden Einnahmen von 353,01 > einen Ueoerschuß von 111,30 «tz. Die wegen erfolgter Beanstandung neuersolgte Kirchenvor standswahl ergab folgend« Zusammensetzung: Gutsbesitzer Sander, stellvertretender Vorsitzender. Oer LultdshnMg Les Grafen Zeppelin. Ma» schreib! uns: In diesen Tagen, wo dl« Probe fährte», zweier neuer Zeppelin-Schisfe, darunter Les für Lie deutsche Heeresverwaltung bestimmten neuen Bersuchstnps, die Aufmerksamkeit wieder aus den bisher immer noch einzigen Lkrrreter Les starren Systems lenken, dürft« es interessieren, zu erfahren, Laß Graf Zeppelin in der Theorie ursprünglich etwas anderes angestrebt hat. als sich heute in der Praxis darstcll». Das erste, mit Gültigkeit vom 31. August 1895 erteilte deutsche Reichepatent lNr. S8ü80s des Grasen Zeppelin lautet nämlich — war der breiteren Oeffentlichkeit und selbst den meisten Fachleuten un bekannt geblieben ist und unser«. Wissens nur im „Jahrbuch über die Fortschritte auf allen Gebieten der Lufkschissahrt" Erwähnung findet — nicht auf ein Luftschiff, sondern auf einen „lenkbaren Luft fahrzu g". Dieser ursprüngliche Entwurf steht ein drei- teiliges Luftschiff vor — eine Idee, die neuerdings von dem Krefelder Kaufmann Zorn selb ständig wieder ausgenommen worden ist und in dem Lallonbau -er Rheinitchen Pateni-Luftschiffahrts-Ge- sellschaft Zorn L Hense ihrer Verwirklichung ent gegengeht. Um bei -em vom Erfinder feldstgewählten Bilde zu bleiben Las Zeppelinschc Luftschiff sollte ein fliegender l)»Zug werden, bestehend aus der .Lokomotive" und zwei mit ihr und untereinander Harmonikaartip verbundenen „Personenwagen". Das führende ..Zugsahrzeug" swie Zeppelin die einzelnen Tcil-Luftschifi'e nanntes trug vorn am Bug die Seitensteuer und Stabilisierungsflächen, die bei den wirklich ausgcsübrten Zeppelin-Schiffen dann nach rückwärts ans Heck verlegt wurden, und in seinen beiden Gondeln die Motoren: zur Höbeniteucrunq diente, wie bei -em ältesten Schiffe vom Jahrs 1900. ein Laufgewicht. Das erste Zugsahrzeug war doppelt so lang «ls d«s mittlere, und dieses »i«d«r d«»»«lt s« lang «ls d«s letzt«. das infslgedefsen nur «ine Gsndek — gegen je zwei -er beiden «adern — hatte. Die beiden Hinteren Teil Luft'chiffe batten weder Ms- toren noch Steuervorrichtungen und diepten aus schließlich '»r Ausnahme der Nutzlast, vornehmlich also der Passagiere. Da die Konstruktion des Starr gerüstes in der Hauptsache schon die gleiche war wie heute, und die harmonikaartige Kuppelung die drei Zugfahrzeuge „unter «ine Decke steckte", so glich -er I geplante Luftfahrzug etwa einem um mehr als das i Doppelte in Lie Länge gezogenen heutigen Zeppelin- l Schiffe, doch ohne die charakteristischen Steuer, und ! Dämpfungsslächen am Heck. Vier Luftschächte — » ähnlich -em, den der bei Echterdin^n verbrannte ? ..L. Z. IV" auftv'ss — führten auf den Ballonkörper, I der in seinen Kammer außer den eigentlichen Gas- ! »rägern auch noch Nescrvega^ballons aufnehmen sollte — wie sic seither Zeppelins wenig glücklicher Kon kurrent Schütte bei dem nie fertigen Mannheimer Luftschjsfrjksen vorgesehen hat. Praktisch mußte die Ausführung -es Lustbahn- zuges — zumal bei dem damaligen Stand« der Aero- dnnamik und der Motorentechnik — unüberwindliche Schwierigkeiten bieten, und so hat denn da? in zwischen erloschene Patent 98 580 (samt Lem Zusatz patent 10.", 5l'gs eine rein historische Bedeutung: als Beitrag zur Vorgeschichte einer der kühnsten Neue rungen unserer Zeit. I«. »V WettrrausN chirn im Friihlina und Sommer IM1. Von meteorologischer Seite wird uns geschrieben: lleber die vorauosichtlrchc Witterung im beginnenden Frühling und im kommenden Sommer sind schon mancherlei Hoffnungen und Erwartungen ausge sprochen worden. Es ist nun die Frage, ob sich die Witterung, die uns in den nächsten Monaten beschert »ein wird, auch mit ziemlicher Sicherheit und mit wissenschaftlichem Rüstzeug fe'tsh-Nen läßt. Dabei sind wir allerdings nur auf ve"gleichende Arbeit und Be trachtungen angewieien.. Trotzdem kann gerade durch diese Vergleich; und durch Aehnltckkeiten in den Wettererscheimingen nor«ngeg«ngener Jahre dos Wetter mit Z'eml'cher Sicherheit bestimmt werden, zu- mal die Erscheinungen, wie nackmemrelen ist, ständig »iederkehren, und die gleiche» Voraussetzungen auch mit geringen Abandsrunzen die gleichen Folge« hete» Der Winter 1»1»/11 »sr ««'s» «dr« sehr milde zu nennen. D«gegen »«ren z. V die WInterm,n«te 1gß»i Hg ungewöhnlich kalt und siegen einen sehr käs ten Frühling erwarten. Die Erwartungen wurden auch damal.- nicht getäuscht. Im vorigen Jahre be gann der Februar mit erner ziemlich hohen.Tem peratur, die fast während des ganzen Monate» «n- hielt. Diese schnell hereingebrochene warme Witte« rang rächte sich durch einea Ausgleich, den «in kühler und regnerischer Sommer brachte. In diesem Jahre hatten wir nicht nur einen sehr milden Winter, son» dern auch verhältnismäßig normale Nachwinter- und Dorsrühlingserschetnungen. Di« Jahr« 1857, 1874, 1882 und 1903 stimmen darin mit dem Jahre 1911 ziemlich übrrem. Auch sie wiesen einen milden Win ter und normale Vorfrühlingserschcinungen auf. Trotzdem letzte der Frühling des Jahres 1903 zur ge gebenen Zeit recht kräftig ein. Ebenso, wie wir im Jahr« 1903 sehr günstiges Frühlings- und Sommer, weiter hatten, so ist mit ziemlicher Bestimmtheit an zunehmen. daß auch der Frühling des Jahres 1911 rechtzeitig beginnen wird. Man wird nach den bis herigen Feststellungen von wissenschaftlicher Seit« fol- gende Uebersicht aüfstellen können: Der Februar wird seinen Charakter al» milder Monat bewahren. Der März wird in seiner zweiten Hälfte uns den Eintritt des Frühlings bringen, und der Monat Avril wird voraussichtlich dem April des Jahre, 1906. der be kanntlich einer der wärmsten Aprilmonate war, und uns Hochsommertemperaturcn brachte, nichts nach- oeben. Für den Monat Mai wird vielleicht eine ge ringe Abkühlung voraus,Zusagen sein, während hin- negen di« folgenden Sommermonate uns viel Sonnen schein und Hitze bringen werden. Der Grund hierfür liegt in dem Umstande, daß in gewissen Zeiträumen die Erde erfahrungsgemäß eine bestimmte Anzahl von schönen Tagen beziehungsweise eine bestimmte Dauer von Sonnenschein aufzuweisen hat. Diese Prozentziffern sind fast konstant und schwanken nur in sehr geringem Umfange. Da aber das Vorjahr hinter dieser Zahl bedeutend zurückblieb, so wird nach den bisher beobachteten Natur- gesehen dieses Jahr einen Ausgleich bringen. Der Anfang hierzu war schon in dem milden Wetter und ist vor allen Dingen jetzt zu erblicken. Ein weiterer äußerer Umstand besteht darin, dast die Flüsse und Seen, di« im I«hre 1909 Si» weit in den April hinein mit Ei, bedeckt »aren und die Frühlinorwärme in »rsß n Mengen kür den AuftauungsPrmzest «bssrbier. »en. in diese« JiHre fch»n jetzt fast durchweg eislrei find. Ruck die Schneedecke ist verhältnismäßig sehr gering gewesen, so daß eine Erwärmung des Erd bodens und die damit im Zusammenhang stehende Erwarmung der Luft ohne jedes Hindernis eintrrten kann. Die günstigsten Bedingungen find also gegeben, und e» ist zu hoffen, daß der Erfolg den Ermattungen und Doraursetzu«gen entspricht. Münchner Theater. Man schreibt uns: Ernst Normer (Pseudonym für Frau Bernstein, die Gattin de» al» Schriftsteller bekannten Zustizrates Max Bernstein und Verfasserin von ^Königskinder"), hat sich Len Stoff zu seinem neuesien Stück „Achill, Tragödie in drei Akten (Ur aufführung im Münchner Hoslheaterj aus dem Tro janischen Kriege genommen, was bei einer Schrift stellerin von so ausgesprochen moderner Empfindungs art einigermaßen verwunderlich ist, verwunderlich aber auch deshalb, weil es sich hier doch meist um kriegerische Dinge handelt, die einer Frau ferner liegen. Anderseits mag si« allerdings die gewiß dank bar« Aufgab« gelockt haben, das Menschliche im Hel. den Achill zu formen und zu gestalten, alle die Seelenreflexe, die sich au» den äußerlichen Vor gängen des gewaltigen Kriege» ergeben, zu schildern, uns den liefen Groll Achills gegen Agamemnon, seinen wahnsinnigen Schmerz um den verlornen Freund Patroklos und seine übermenschliche Rache an Hektor psychologisch näher zu bringen. Aber soviel Reiz diese Aufgabe auch für einen Dichter haben mag. so schwierig ist sie. Schwierig deshalb, weil die wirklich dramatischen Geschehnisse im Hintergrund bleiben und lediglich die Wirkungen dieser Gescheh nisse auf Achill zum Ausdruck gebracht werden, und wie könnte das anders erreicht werden als durch Worte. So hören wir in dieser Tragödie Monologe und lange Gespräche, und selbst der nach den tragi schen Vorbildern erscheinende cieus ex wscstlna fehlt nicht. Die Dichtung enthält zweifellos Szenen von hinreißender Schönheit, und Achill selbst ist mit großer Liebe und Sorgfalt gezeichnet und charakteri« siert, trotzdem aber vermag da» Ganze nicht zu er wärmen. nicht mit fortzureißen, das Schicksal aller dieser Menschen laßt gleichgültig. Nur ein« Sze« vielleicht konnte ergreifen, in der der greise Priaino» vor Achill aus den Knien liegend um di« Leiche seine» Sohne» Hektsr fleht. Da» ist mit das Wirkungsvollste de» Stuckes. An dem Mangel eine» seelischen Kon- »exes zwischen Bühne und Publikum trägt allerdings nicht so sehr die Verfasserin als der Stoff die Schuld, der keine dramatische Steigerung im Sinne des Tra gischen gestattete, sondern lediglich bilderartig drei Gemütsphasen Achills zeigt, die in ihrer Dynamik ziemlich gleich sind und daher in keinem Akt zu einer richtigen Kulmination führen. Dazu kommt noch, daß wir heutigen Menschen höchsten» noch eia historisch«»
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