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Bürgerjubiläum. — Am gestrigen Tag« vollendeten sich 40 Jahr« seit Begründung der Firma T. Br 2 mm«, Baugeschäft in Leipzig Ltnoeuau, . Birkenstraße 15, durch ihren Mitinhaber Carl Eduard Brömme. Gestützt auf gediegene fachmännische Kenntnisse, hat es der Genannt« verstanden, durch Umsicht und Fleiß sein Geschäft aus kleinen Anfängen heraus zu einem ter angesehensten am hiesigen Platz« zu machen. Den beiden Geschäftsinhabern, Bau» meister Carl Eduard Brömme und seinem ältesten Sohne, Architekt Felix Brömme, wurden aus Anlas, des Jubiläums von feiten de» Personals mehrfache Ehrungen zuteil. * Zum Mord i« der Demmeringftratzr. Das Pokizeiamt veröffentlicht in dieser Nummer ein Bild des Mörder» Langer und die aus gesetzte Belohnung. — Die gerichtliche Obduk tion der Leiche der Frau Poetsch hat Hieb-, Stich, Schnitt, und Würgwunden ergeben. Die Beisetzung der Ermordeten findet morgen vormittag um 11 Uhr auf dem Lindenau«r Friedhof statt. * Die Lirrschsieter der «uchbinder.Jnnung. Im Jahre 1810 starb der Duchbindermeister Gotthilf Balrhasar Lierjch. Er setzte die Leipziger Buchbinder- Innung zu seiner Universalerbin ein und bestimmte, daß die Innung alle Jahre am IN. März den von ihm gestifteten, von der Leivziger Firma F. G. Gütig gefertigten, kostbaren, in Silber getriebenen Tempel, bei offener Lade s«tze, daß zu jeder Seite brennende Lichter gestellt, vno oatz von -«n Ibomasscbülern drei Lieder: „Was Gott tut da» ist wohlgetan , »Befiehl du deins Wege" und „Meins Lebenszeit verstreicht" gesungen werden sollten. Die Zinsen de» Kapitals, das noch rund 15V00 ^tt beträgt, sollten zu bestimmten Teilen an die Meister, sowie an die Buchbinder gesellen zu einer unter sich zu veranstaltenden Ergötz- lichkeit zur Verteilung gelangen. Außerdem sollt« jeder der milsingenden Thomasfchüler 12 Groschen er halten. Ein weiterer Betrag ist für di« Pflege seines und seiner Frau Grab ausgesetzt. Die F«ier sand rvegcn des vorangcgangenen Sonntags diesmal erst Montag, den 20. März, in der Gutenberghall« in der vargeschriebenen Weise statt, wobei H«rr Ober, ineister Gohre die Bestimmungen des Testaments ver las. Nach Lierteilung der Zinsen fand die ernste Feier ihren Abschluß. Am Abend folgte eine Nach feier durch Konzert und Ball im Kristallpalast. * Der Arbeitgeber-Schutzvrrband für das Dach- Leckergewerbe im Bezirke der Kreishaupt- mannschast Leipzig hielt im Restaurant „Zills Tunnel" seine Generalversammlung ab, in der der Vorsitzende Herr H. Rank den Jahresbericht er stattete. Der Vorstand war demnach mit Erfolg be müht, dem Gewerbe wirtschaftliche Vorteile zu sichern durch entsprechende Ausnützung bestehender Verträge, durch die man sich auch unsolide Konkurrenz vom Halse hielt. Die Mitgliederzahl beträgt 53: der Vermögensbestand beträgt N077 -ll. Kasse und Bücher und geprüft und in Ordnung befunden worden. Nach Vornahme einiger Statutenänderungen wählte die Versammlung die Herren Hantle und Böckelmann wieder und Engelhardt neu in den Vorstand, sowie die Herren Lippold, Wildenhain, Engelhardt, Bageritz. Kaiser und O. Schmidt als Arbeitsnach- weisbeisitzer. Nach einem beifällig ausgenommenen Vortrage des Herrn Direktor Hennig über die Dis kontierung der Buchforderungen gelangte eine im Sinne der Ausführungen des Referenten gehaltene Resolution einstimmig zur Annahme. * Bühne und Welt. Die lachfrage nach den noch vorhandenen Logen und reservierten Tifchplützen n lZuschlag 2 <t> zur Varietönorstellung am 2-1. März ist so groß, daß keine weiteren Bestellungen mehr Be rücksichtigung finden können. Es wird darauf auf merksam gemacht, daß die reservierten Tischplätze l> l Zuschlag 1 tt) sich gleichfalls in der Mitte des Saales befinden, während des Tanzes aber zum Teil entfernt werd«»:. Sonst ist zwischen Trschplätzen g. und b kein wesentlicher Unterschied. Das Programm besteht in der Hauvtsachc aus Schaunummern, die von allen Plätzen gleich gut zu sehen find. Karten- vertauf und naher« Auskünfte im Feftbureau Neues Theater von 11—1 Uhr vorn». , * Nordafrikanische Reiseskizze« gab Herr Oberst leutnant z. D. Hübner, einer der besten Kenner der nordafrikanischen Gebiete, in der jüngsten im Festsaal« des Zentraltheaters abgehaltenen Sitzung der Deutschen Kolonial« es ellschaft, Ab teilung Leipzig, und belebte diese Darlegungen durch «ine lange Reihe fesselnder Lichtblider. Die Er forschung des schwarzen Erdteils ist, wie er au»führte, in den fünfziger Jahren des verflossenen Jahrhundert» international gewesen, und zwar waren es »n erster Linie Deutsche, die an seiner Erschließung teilge nommen hatten. Heute ist diese Forschung zurückge treten, aber noch immer gilt es für den Deutschen auch dort zu verkehren, wo er den Absatz seiner Pro dukte findet und sich am Einkauf beteiligt. Auch Tunesien, Algerien und Marokko sind dazu au»ersehen. Bon Tunis, dem wUthistorischen Boden, nahm der Reisende den Ausgangspunkt seiner Expedition nach der großen Karawanenstraße nach dem Süden, nach Biskra über Salzsümpfe und an den sonnigen Hügel zügen des Origebirges vorüber, bis zu den gewal tigen Bauüberresten der alten Römer, denen einst nach Karthagern und Griechen die Herrschaft im Lande zugefallen war. Eine ausgestorbene Stadt lag vor ihm mit dem Kapitol, dem Heiligtum des Jupiter, mit Amphitheater. Thermen und Forum und gewal tigen Säulenreihen Rdner führte später seine Hörer nach der El-Kantra-Schlucht. Sie liegt auf der ersten Oase, der nördlichsten der afrikanischen Oasen üoer- haupt. Wenige Schritte von ihr breitet sich «ine äelbschimmernde, ebene, völlig nackte Fläche, die Sähara, aus. Hier acht auch die wichtige Straße von der Küste und dem Gebirge nach der Sahara vorbei. Marokko und Fez einer «»»gehenden Schilderung un terwerfend, berührte der Vortragende dann weiter die Sitten und Gewohnheiten der einzelne» Völker stämme, ging dann aus die poliitschen Zustand« der Länder «in und verwob seine Darlegungen zu einem recht anschaulichen Bilde nordafrikanischen Lebens, das in neuerer Zeit eine besondere Aufmerlsamkeft gewonnen hat. * Brandstiftung au» Rache. Heute morgen brach in der 3. Etage des Grundstückes Kirchstraße 53 ein Stubenbrano aus. der an und für sich harmlos war und von einem Hausbewohner gelöscht werden konnte, so daß die herbeigerufene Feuerwehr nur noch die Aufräumungsarbeiten zu verrichten hatte. Dabei stellte sich dann heraus, daß da» Feuer anscheinend auf Brandstiftung zuriickzuführen ist. Der 50 Jahre alte Schriftsetzer Hugo Loll, der bei der Frau Str. in Schlafstelle wohnte, war in letzter Zeit außer Stellung und dadurch bei seiner Wirtin mit der Miete im Rückstand geblieben, so daß ein« Schuld von zirka ö0 aufgelaufen war. Da die Frau selbst arm .st und «inen verkrüppelten Sohn miternähren muß, konnte sic Loll nicht mehr länger durchhalten und kündigte ihm gestern abend. Dabei wurde Loll sehr aufgeregt und erklärte der Frau, daß sie von ihn» noch hören würde. Heute früh, als die Frau auf Arbeit war, benahm sich Loll sehr auffällig und verschwand dann plötzlich. Gleich darauf machte sich auch Brandgeruch bemerkbar, und als der Sohn der Frau nachforschte, sah er im Schlafzimmer der Mutter den Wäschekorb brennen, auch hatte bereits die Bettstelle Feuer gefangen. Die von dem jungen Mann alarmierten Hausbewohner löschten darauf, wie schon erwähnt, den Brand. Auf dem Tisch hotte Loll eine»» Zettel hinterlassen, auf dem geschrieben stand, daß er ohne die Frau Str. nicht leben könnte und sich selbst das Leben nehmen würde. Der Schaden ist ganz gering, trifft aber doch die arm« Frau, da sie nichts versichert hat, schwer. Von Loll hat man bisher e»n« Spur nicht gefunden. * Verhaftungen. Freiwillig stellt« sich der Kriminalpolizei ein 17 Jahre alter Arbeits bursche von hier, der kürzlich einen Geld betrag von 50 -tt unterschlagen und verjubelt hatte. — Ein 15 Jahre alter Bursche au» Berlin wurde wegen dringenden Verdachts, au» einen» Garderoberaum eine» größeren Dergnügungslokals einen wertvollen Stock entwendet zu haben, ver haftet. — Ferner kam noch in Haft eine 25 Jahre alte Frauensperson aus L.-Volkmarsdorf, die Herren bestahl, deren Bekanntschaft sie kurz vor her gemacht hatte. — Zur Verantwortung gezogen wurde ein 17 Jahre altes Dienstmädchen aus Ramsin, das einen größeren Geldbetrag ge- stöhlen hatte. — Festgcnominen wurde e»n« 22 Jahre alte Schneiderin aus Niederbobritzsch, di«, ohne Barmittel zu besitzen, Droschkenfahrten unternahm. — E»n 3N Jahre alter Techniker aus Stargard, der von der Gerichtsbehörde in München wege,» Betrugs verfolgt wirb, kam eben falls in Hast. — Ein 20 Jahre alter Fleischer geselle von hier, der in einer Fleischerei »s L.-Plagwitz beschäftigt war und dort bei Kunden Ge schäftsgelder zu kassieren hatte, unterschlug in ganz kurzer Zeit 300 die er in seinem Nutzen ver wendete. Der Unehrliche wurde in Hast genommen. - In Haft kam ferner ein 32 Jahre alter Schneider geselle aus Welldorf, der bei einem ge planten Einbruchsdiebstahl überrascht wurde. Der Verhaftete wird bereits von der Gerichtsbehörde in Rostock steckbrieflich verfolgt. In seinem Besitze fand man einen geladenen Revolver, sowie komplettes Etnbrechcrwerkzeug. * Diebstähle. Aus dem Treppenslur eines Grund ¬ stückes in der Zeitzer Straße wurde ein neuer dunkelblauer Jackettanzug gestohlen. — Aus einer Wohnung der Härte Ist raße wurden gestohlen: «in goldener Ring mit einem Brillant, «in schmaler goldener Ring mit rotem Stein und zwei weißen Perlen, gez. 6. W., ern Korallenarmband mit gol dener Einfassung, im Werte von 170 — Gestohlen wurden aus einem Konfektionsgeschäft im Brühl nach und nach 30 Herrenanzüge und Paletots, die teils schon getragen sind, im Werte von 450 ^t. — Abhanden gekommen ist aus einem Zigarrengeschäft in der Eisenbaknstraße ein Portemonnaie mit 35 Inhalt. — Ferner wurde gestohlen aus einer Wohnung in der Bayerschen Straße ein Geld betrag von 60 »tz und aus einem Hofraum in der Zeitzer Straße «in Federhandwagen. — Auf einem Zimmerplatz an der Hohen Straße wurden eine größere Anzahl Bücher aufgefunden, die von einem Diebstahl herrühren dürften. Die Bücher befinden sich in Verwahrung der Kriminalpolizei, wo sich der Eigentümer zur Empfangnahme melden kann. * Unfälle. In einer hiesigen Herberge stürzte gestern em 50jähriger Fleischer infolge eines Fehl trittes die Treppe herunter und erlitt eine Hüft gelenkverstauchung, so daß sich seine Unterbringung im Krankenhause notwendig machte. — In der Wurzner Straße in Sellerhausen stürzte gestern ein vor eine Dampfspritze der Feuerwehr gespanntes Pferd im Augenblicke des Abrllckens nach einer Brand stelle tot um und mußte mittels Hebeapparates auf gehoben und weggeschafft werden. * Mockau, 21. März. (Kirchliches.) Der Passionsgottesdienst am Mittwoch, den 22. März, fällt aus. — Der Zweigverein Leipzig des Evan gelischen Bundes veranstaltet am Mittwoch, den 22. März, abends 8 Uhr im „Alten Gasthof" einen Lichtbildervortrag: Wanderung durch neue evange lische Gemeinden in Oesterreich. gelten. Erblickt doch die sonstige orden und titel geschmückte gute Gesellschaft schon seit langem nichts Aufregendes mehr darin, »venn einer der Ihrigen eine Schauspielerin l»eiratet. Aehnliche Gedanke,» mochten einen Augenblick Elarisses Sinn bewegen, doch die erwartungsvollen Gesichter der leiden Herren mahnten sie, ihre Er zählung ;u beginnen Ehe sie jedoch dazu kam, klopfte es. und die blasse Jungfer meldete den Kom missar. ter ihr schon auf dein Fuße folgte. Da Degen oem Koininissar bekannt war, bedurfte es zwischen ihnen weiter keiner Vorstellung: nur Fräulein 2Uend- lond war ihm persönlich noch fremd. (Schluß folgt.) Dss Lrüenleben ein Irrtum. Die Himmelskundc hat jetzt einen rechten Hecht im Karpfenteich aufzuweisen »n der Person des an gesehenen amerikanischen Astronomen See, der von seinem Sitz als Leiter des Naval Observator») von Washington aus die wissenschaftliche und andere Welt mit aufjerordentlichen Theorien überjchüttet. Dabei können nicht einmal die Gelehrten über diese Ueber- raschungen Hinweggehen, da Professor See den Be fähigungsnachweis zu hervorragenden Leistungen in seinem Fach durchaus erbracht hat. In einem Vor trag, der die letzte Acußerung des Astronomen dar stellt, hat er sich über seine gesamten Anschauungen mit Bezug auf die Entstehung der Weltkörper und ocs Sonnensystems im besonderen verbreitet. Dip alte Hypothese von Kant und Laplace findet nur zum Teil Gnade vor ihm. Noch seiner Meinung sind die Rebel, aus denen Weltkörper entstehen, ihrerseits durch Staub gebildet worden, der von den Sternen ausgcht, und aus der Verdichtung der Nebel entstehen dann neue Sterne. Danach wären also die Nebel nicht die Urform des Weltenmatcrials, sondern man dürste vorläufig nur an einen Kreislauf in der Bildung der Weltkörper glauben. Die Krater auf der Mondobcrflächr hält Professor Ser für Narben, die durch den Aufprall ehemaliger Monde erzeugt worden sind, eine Vermutung, die übrigens schon von andern Forschern ausgesprochen worden ist. Die Kometen erklärt er für di« Ucberbleibscl der Außen schicht des Nebels, aus dem unser Sonnensystem her- vorgegangen ist. Nach seiner Ansicht könnte ein Nebel nicht unpassend mit einem Haufen von Kometen ver- glichen werden, der dicht genug ist, uin ein schwaches Licht zurnSzustrnhlen. Daraus würde sich nebenbe» der Schluß ergeben, daß da» Sonnensystem viel aus gedehnter ist, al« man bisher angenommen hat, wenn nämlich alle Kometen ursprünglich dazu gerechnet werden. Auch ist Professor See davon überzeugt, daß der Neptun, dessen Entdeckung schon mit so großer Mühe und Arbeit verknüpft war, nicht der letzt« und äußerste Planet sei. Wie schon andere berühmte Astronomen vermutet haben, besteht die Möolichkeit, dc.st sich aus Störungen in der Bahn des Planeten Uranus, die ein noch ungelöstes Rätsel sind, Grund lagen für die Auffindung eine» noch weiter ent- »ernten Ploneten ergeben, der vorläufig durch de« Buchstaben O bezeichnet worden ist. Das mertwürdigfte an den Aeußclungeu des amerikanischen Astronomen aber war seine Ausein andersetzung über die Frage der Verbreitung oes Lebens. Er hält es für zweifellos, daß die um die Fixsterne kreisende»» Planeten von intelligente'.' Wesen non irgendwelcher Art bewohnt sein müssen und daß das Leben eine allgemeine Erscheinung im Weltall sei. Wenn er auch keine Beweise dafür bei. bringe;» kann, die diese Auffassung von einer Glaiibcnssache zu einer begründeten Tatsache erbeben könnten, so drückt er sich doch mit ungewöhnlicher Entschiedenheit aus. Er sagt nämlich: Entweder ist das Leben allgemein verbreitet, oder das Leben auf der Erde wäre nur ein Zufall und gcwissermaßcn ei» Irrtum, der für Hunderte von Jabrmillionen ge radezu in Verletzung der Naturgesetze bestanden hätte Tas könne kein philosophische» Kopf glauben. In folgedessen beanügt sich Professor See nicht damit. Vie Planeten Mars und Venus zu benölkeru, sonder», er vergleicht diesen noch nicht einmal allgemein ver breiteten Glauben mit einem Tropfen im Süllen Ozean, denn nach seine» Meinung muß cs „Tankende non Billionen bewohnbarer und bewohnter Welten geben, die für das menschliche Auge unsichtkm» um die vielen Fixsterne des Weltenraumes sich be wegen". Da der Mensik vielleicht niemals Mittel nnden »vird, diese Planeten anderer Firsterne zu entdecken, geschweige etwas Genaueres über sie zu erfahre»!, wird dieser Satz freilich wohl für immer Glaubens sache bleiben. Line geologifche Ueberrslümng sul -er Inlel Rügen. Für die deutschen Geologen »ft die Insel Rügen liumer ein besonders fesselnder Forschungsgegenstank gewesen. Es gibt wohl keine andere Stelle deutschen Bodens wo die umgestaltenden Kräfte der Eiszeit bester studiert werden können, weil dort neben den Ablagerungen dieses Zeitalters in den mächtigen Kreideklippen des nördlichen Teils auch noch ältere feste Gesteine vorhanden sind. Dadurch hat sich bester als anderswo feststellen lasten, daß der Druck der gewaltigen Eismasten erhebliche Umgestaltungen des Untergrunds hervvrgerufen, große Kreideschollen weitergeschleppt und allerhand Stauchungen oder Störungen verursacht hat. Der Geoloae der Universität Greifswald Professor Jaekel hat während der letzten vier Jahre der Insel Rügen eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und ist dabei zu Crgebnisten gelangt, die «inen ganz neuen und überraschenden Aufschluß über die geolo- oischeu Verhältnisse geben. Besonder« maßgebend »ür diese Schlußfolgerungen war eii» Profil am Steil ufer der Halbinsel Jasmund, wo Krcidcschicbten und überlagernder Gletschcrlehin und Geschfebemergel »»«beneinanderstchen. Aus der Zeichnung, die Pro fessor Jaekel in den Monatsbericbten der Deutschen Geologischen Gesellschaft veröffentlicht hat, geht klar hervor, daß die Erdoberfläche an jener Stelle noch nach der zweiten Eiszeit eine durchgreifende Umge staltung erfahren hat. Sic muß nämlich durch weit gehende Brüche zersetzt und dann gegeneinander ver- jchoben worden sein. Das ganze Gebiet der Halb insel Jasmund ist nach der Auffassung von Professor Jaekel in jener Zeit zertrümmert und durch Brüche in Lnngsstreifeu zerlegt worden, die dann gegen das Meer bin beiderseits staffelsörmig absanken. Nun »and aber noch eine dritte Vereisung statt, die auf das so zerrüttete Gelände traf. Dadurch mußte der Eisdruck aufs beste zur Geltung kommen, was in der Weise geschah, daß die frühere Bedeckung mit Glet scherlehm wieder fortgefegt und mit anderen Ab lagerungei» durcheinander gemengt wurde. Außerdem schlevpte das Eis, wie schon gesagt wurde, große ab gerissene Schollen der Kreide mit sich und verlagerte sie an andere Stellen. Aehnliche Verhältnisse sind schon längere Zeil von der interessanten kleinen Insel Möen bekannt, deren Ostufer gleichfalls Kreideklippen aufweist, die jeder gesehen har, der bei Tage eine Seerahrt nach Kopenhagen gemacht hat. Die neue Annahme, wo nach diese Störungen erst in einer späteren Epoche eingetreten sind, führt noch zu weit wichtigeren Fol gerungen. Es wird danach nämlich wahrscheinlich, daß die in Pommern zahlreich auftretenden Partien aller Gesteine aus der Tertiär-, Kreide- und Jura zen auf ähnliche Weise an ihren fetzigen Lagerungs ort gekommen sind, nämlich als Schollen, die von dem Eise der letzten Vereisung losgeristen und verschleppt wurden. Kunst UN- MlleiMsst. K. Die Uraufführung der Operette „Meine Tante, deine Tante" von Frau Professor A. Nikisch in Leipzig wird, wie man uns mitteilt, am l. April im Residenztheater in Dresden stattfinden. Der Vorverkauf beginnt an» 25. März. Ueber die nicht abgeholten reservierten Billette wird am 31. März anderweit verfügt. Gesuche sind an die Direktion des Rcsidenztheaters, Dresden, zu richten. * Eine Zügel - Sonderau»stellung bereitet die Galerie Eduard Schulte in Berlin für ihre April- Ausstellung vor. Die Veranstaltung wird 75 be deutende Bilder des berühmten Münchner Tier malers Prof. Heinrich o. Zügel umfasten und ist als Ehrung zum 80. Geburtstage des Künstlers gedacht. * Der älteste sächsisch« Landschaft»«-!«, Professor August Reinhardt beging in Dresden unter man. cherlei Ehrungen seinen 80. Geburtstag. Profestor Reinhardt ist hauptsächlich Landschafter, und viel« öffentliche Sammlungen bergen seine Schöpfungen. Auch als Lehrer entw'ckelte der greise Künstler eine fruchtbringende Tätigkeit. * Karin Michaelis, die vielgenannte Verfajierin des Buckes ..Die F r a u u n d d a s gefährliche Alter", die sich jetzt auf einer Vortrogsrrise durch Deutschland befindet, wirk auch in Leipzig einen einmaligen Vortrag über obige« Thema halten. Der Sus LEeu. Dresden. 21. März * Kleine Chronik. Gestern früh kurz vor 7 Uhr brach auf dem Vorderperron eines Straßenbahn wagens ein anscheinend dem Lrbeiterstand ange hörender, etwa 45 Jahre alter Unbekannter plötzlich zusammen und verschied im Flur des Hauses, wohin man ihn gebracht hatte. * Chemnitz, 20. März. (Aussperrung.) Ge mäß dem bekannte»» Beschlüsse des Chemnitzer Be zirksoerbandes deutscher Metallindustrieller find heute abend in den zum Verbände gehörigen hiesigen Betrieben 50 Proz. drr Belegschaft, das sind über 10 000 Metallarbeiter, ausgesperrt worden. * Reichenbach i. B.» 20. März. (Garten st ad t. — Bran d.) Für die Gartenstadt Reichenbach wurde das Bauprojck» d>>r Architektenfirma Spannmacher Reuße in Chemnitz gewählt. In der ersten Bau periode 1011 ist die Errichtung von 8 Reihenhäusern für 24 Familien sowie einer Anzahl Einfamilien häuser und Doppeloillcn vorgesehen. — In der Buch druckerei von Heil mann entstand nachts ein Brand, der nicht unbedeutenden Schaden anrichtete: der Betrieb konnte indes ausrechterhalten werden. LH Aue. 20. März. (Todesfall.) Nach längerem Leiden verstarb iin Alter von 57 Jahren der Stuhlfabrikant Ernst Wellner, seit dem Jahre 1903 stellvertretender Vorsteher des hiesigen Stadtverordnetenkollegiums. j. Lngau i. Erzgeb., 20. März. (Tödlich über fahren.) Von einem schwerbeladenen Holzfuhr werk überfahren wurde im nahen Kirchbera der in Len 70er Jahren stehend« Invalid Moritz Schulze. Die Räder gingen ihm über die Brust, la daß er schwere innere Verletzungen erlitt. Au seinem Aufkommei» zweifelt man. Johanngeorgenstadt, 20. März. (Bezirks- für sorge an st alt.) Das hiesige, im Jahre 1854 gegründete Fllrsorgcyaus Lazarusstift für Stadt kinder wird in eine Bezirksfürsorgeanstalt umye- wandelt werden, die aus Staatsmitteln unterstützt wird. Noch in diesem Jahre wird ein Neubau für 50 Knaben im Alter von 10 bis 17 Jahren und zehn Mädchen errichtet, der im Herbste bezogen werden soll. Ein Grundstück von 12 000 Quadratmetern ist bereits angekauft worden. Rus Lachlens Umgebung. s. Aschersleben, 20. März. (Margareten- t a g.) Der am letzten Sonnabend hier veranstaltete Margareten! ag brachte einen Erlös von 6425 .)(, der zum Besten der Kinderheilstättc ver wendet »verden soll. Tageschronik. Berlin, 21. März. (Wegen Unterschla gungen) größerer Summen ist gestern abend der Magistratssekretär L., der in Friedrichsfelde wohnt, verhaftet worden. Der Verhaftet« hat bereits ein Ge ständnis abgelegt. Er soll geisteskrank sein. Berlin, 20. März. (Der Etatsausschuß) der Stadtverordnetenversammlung hat heute abend beschlossen, dem Plenum der Versammlung vorzu schlagen, wie bisher 100 Prozent Einkommen- steuer zu erheben. Düsseldorf, 21. März. (Falschmünzer.) Zwei Silberarbeiter betrieben in ihrer Wohnung Falsch münzerei und brachten Fünfmarkstücke mit dem Bilde des Königs von Sachsen in Verkehr. Sie sind verhaftet worden. Neiße, 21. März. (Im Irrsinn ermordere) ein Gastwirt seine Frau durch Beilhiebe und Messerstiche und öffnete sich dann mit einem Rasier messer die Pulsader der linken Hand. Vortrag findet Donnerstag, den K. April, im Große»» Festsaalc des Zentraltheater statt. * Karl Schönherr und der Kaiser. Der Kcriker wird morgen der Aufführung von Schönherrs Tra gödie „Glaube und Heimat" im Kieler Stadttheater beiwohnen. Der Kaiser hat den Dichter außerdem zu dem am Mittwoch stattfindenden Stapellauf des Kriegsschiffes „Ersatz Hildebrand" eingeladen. Die Taufrede wird der Reichskanzler v. Bethmann Holl weg halten, während die Kaiserin die Taufe vor nimmt. * Ein unerreichter mathematischer Preis ist noch immer der Preis von 100 000 ^(, den der Darm städter Profestor Wolkskehl für die Lösung des Fermatschen Problems ausgesetzt hat. Der soeben zum Abschluß gekommene 17. Band des „Archivs der Mathematik und Physik" bringt drc kritische Besprechung einer großen Zahl vermeint licher Lösungen, die bei der Redaktion (Profestor Dr. Jahnke, Berlin) eingelaufen sind. Es sind wieder alle möglichen Stände unter den Fermatlösern ver treten: Priester, Pfarrer, Philosophen, Oberlehrer wetteifern mit dem Chemiker, Ingenieur, Kreisbau meister, Versicherungsbeamten. * Ein wissenschaftlicher Preis, der nach der letzt willigen Bestimmung von Sir Astley Cooper in der Höhe von 6000 -.k in Abständen von drei Jahren verliehen wird, ist ietzt wieder einmal zur Ausschrei bung gelangt. Es soll die beste Abhandlung über die Mittel zur Veränderung der Gerinnfährgkeit des Blutes mit dem Preis belohnt werden. Bewerbungen müßen bis spätestens 1. Januar 1913 an das Guys- Hospital in London eingesandt »verden. Die Be werbungsschriften sind in englischer Sprache zu ver faßen. » Mit Ottilie Metzger-Fr-itzhei«, der bekannten Altistin des Hamburger Stadttheaters, sollen Ver handlungen wegen eines Engagement« an die Münchner Hofoper gepflogen werden. * Ein ständige» deutsche» Theater soll die Stadt Amsterdam erhalten, das vor allem klassische Stücke, aber auch moderne Lustspiele und Operetten in sein Repertoire aufnehmen soll. Di« Niederlande besitzen bisher zwei deutsche Operettentheater im Haag, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Der bis herige Direktor des «inen dieser Theater, Hans Ed mund, wird die neue Amsterdamer Bühne leiten. Der deutsch« Generalkonsul A. Rienäcker har das Pro tektorat übernommen. Die Eröffnung des Theaters ist für den September in Aussicht genommen. * Eine Uhrensammlung für «in« Million. Pierporu Morgan hat di« berühmte Uhrensammlung Marfels in Rom für den Betrag von SO 000 Pfund Sterling gekauft. Ist. -ochschulnachrichten. Die Akademie der Wissenschaften in Pari» wählte den Mathematiker Hilbert-Göttingen zum korrespondierenden Mit glied. — Der Privatdozent Dr. R. Frey in der medizinischen Fakultät und der Privatdozent Dr. Robert Marc in der philosophischen Fakultät (physikalische Chemie) der Universität Jena sind zu außerordentlichen Professoren er nannt worden.